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Konstantins Kreuzzug Kapitel 15

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"Konstantins Kreuzzug Kapitel 15"
Veröffentlicht am 19. November 2019, 40 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Konstantins Kreuzzug Kapitel 15

Konstantins Kreuzzug Kapitel 15

Klapptext

Nach Jahrhunderten der Expansion scheint die Welt für das Imperium Cantons fast grenzenlos. Doch die letzte verbleibende Stadt der einstmals unbeugsamen freien Königreiche, Xihuitzin, würde nicht einfach fallen. Regiert von mächtigen Magierpriestern und beschützt durch magische Anima und Mauern und die Unterstützung jener, die der Herrschaft des Kaisers noch entgegenstehen, beginnt eine Schlacht, deren Ausgang niemand vorhersehen kann. Und während die Legionen des Kaisers um die Stadt ringen offenbart

sich in den Ruinen ihres Schlachtfelds langsam aber sicher eine tiefere Wahrheit über den vermeintlichen Herrscher der Welt, die geeignet ist, das Machtgefüge des ganzen Landes zu erschüttern. Und alle Seiten haben ihre eigenen Pläne für die Aschen von Xihuitzin und die Zukunft. Eine Stadt brennt. Ein Königreich fällt. Ein Kaiser stirbt. Bildquelle: pixabay EntretenimientoIV

Kapitel 15


Flammen stoben auf und Anselm trat überrascht einen Schritt zurück. Nur mit Mühe unterdrückte er einen Aufschrei, als seine seltsame Führerin eine Fackel in Brandt setzte. Das seltsame Wesen atmete Feuer. Die Flammen stoben aus ihren Nüstern unter der Maske und setzten ein ölgetränktes Tuch in Flammen, das sie um einen Ast wickelte, den sie irgendwo aus einem der Kanäle gefischt hatte. Einen Augenblick lang war er überzeugt sie hätte Magie gewirkt, doch er spürte nichts. Kein Nachglühen eines Zaubers, nicht das

vertraute Kribbeln in den Gliedmaßen wie kurz vor einem Gewitter. Nur die Hitze, die ihm ins Gesicht schlug, als sie sich zu ihm umdrehte und ihn einen Moment seltsam ansah. Falls sie etwas sagen wollte, tat sie es jedenfalls nicht, sondern wollte scheinbar nur sicher gehen, dass er noch da war. Und er war zu unsicher, um seinerseits das Schweigen zu brechen. Wofür auch immer diese Leute ihn hielten, er war sich nicht sicher, ob sie ihm auch helfen würden, wieder hier raus zu kommen, wenn er diese Täuschung aufklärte. Wie verhielt sich ein Hohepriester? Sie hatten klar Angst vor ihm gehabt. Doch die Angst seiner noch namenlosen

Begleiterin schien nun mehr Neugier zu weichen. Vermutlich konnte er nicht darauf vertrauen, dieses Spiel sehr lange zu spielen. Anselm ließ ein kleines magisches Licht aufsteigen, das über seiner Handfläche verharrte. Er konnte sie immerhin daran erinnern, das Priester oder nicht, er ein Magier war. Es behagte ihm nicht, sich auf die Furcht dieser Leute zu verlassen aber… er hatte nicht vor ihnen wirklich etwas zu tun, sagte er sich. Nicht, dass es das besser machte, dachte Anselm. Er wusste wozu Furcht einen Menschen treiben konnte Eine ferne Erinnerung von Schnee, der durch die Luft gewirbelt wurde und Schreien in einem dunklen Burghof… Er verdrängte

den Gedanken so gut er konnte und fröstelte trotzdem, nicht bloß weil es hier unter der Erde überraschend kühl war. Er verbarg die Arme in den weiten Ärmeln seines Umhangs… oder dem was davon übrig war. Goldene Augen mit schrägstehenden Pupillen, die ihn entfernt an Cyrus erinnerten folgten der Bewegung aufmerksam. Das magische Licht, das nun ein Handbreit über dem Stoff seines Ärmels schwebte, spiegelte sich darin. Intelligent, wach und definitiv nicht mehr verängstigt. Dann nickte die kleine Gestalt nur und sie gingen langsam weiter. Anselm war nun endgültig überzeugt in

der Kanalisation der Stadt gelandet zu sein. Der Brunnen auf dem Platz auf dem sie der Golem angegriffen hatte, musste eine Verbindung hierher gehabt haben. Der Hohlraum hatte ihm vermutlich das Leben gerettet und verhindert, dass er unter den Trümmern begraben wurde. Er konnte von Glück reden, sich bei seinem Absturz nichts gebrochen zu haben. Und der Lärm hatte dann einige… seltsame Besucher auf ihn aufmerksam gemacht. Die Kanäle waren genauso monumental angelegt, wie die Stadt darüber. Der Tunnel in den er sich wiedergefunden hatte, war noch einer der kleineren gewesen, wie er bald feststellen musste. Es waren nicht bloß Wasserleitungen,

manche schienen ihm gebaut um einen ganzen Fluss umzuleiten, mit Kanälen, die breit genug waren, dass er die andere Seite nicht sehen konnte und die steinernen Stege, die an ihnen entlang führten seltsam schmal wirkten, obwohl er bequem gehen konnte. Das Geräusch von fließendem und tropfendem Wasser war allgegenwärtig. Moos wucherte zwischen den Fugen im Stein der Kanalmauern. Wo Holz oder andere Trümmer angespült und einen Nährboden gebildet hatten, sprossen weißliche, kleine Pilze. Ratten oder ähnliches Ungeziefer hingegen hatte er bisher nicht bemerkt. Seltsam. Das hier unten sollte ein Paradies für die Biester sein,

überlegte er. Manche der Kanäle, die sie passierten, lagen trocken, und wann immer er einen Stein oder ähnliches mit dem Fuß in die Tiefe stieß dauerte es unangenehm lange, bis er einen Aufprall hörte. Ihr Weg führte sie durch mehrere Torbögen, die jeweils zu weiteren Tunnel führten, jedes Gewölbe groß genug, das man ein kleines Schiff darin hätte unterbringen können. Schließlich jedoch wurde der Pfad vor ihnen abrupt abgeschnitten. Sie passierten einen letzten Bogen und dann… endete der Steg einfach. Vor ihnen öffnete sich eine weite Kammer, an deren Grund klares Wasser strömte. Der Raum war kreisrund,

mit einem gewölbten Dach, durch das Licht in die Tiefe fiel. Ein Gitter, am höchsten Punkt des Gewölbes war seine Quelle. Frische Luft schlug ihm entgegen und Anselm nach einen tiefen Atemzug, während er sich umsah… und etwas von der Kante zurücktrat. Es gab insgesamt vier Eingänge, zusammen mit dem durch den sie gekommen waren. Aber nur zwei davon, die links und rechts von ihm, waren durch eine große Brücke verbunden. Zwei riesige Statuen trugen das Konstrukt zwischen stilisierten, steinernen Fingern. Vier weitere Stützten das Kuppeldach über ihnen. Sackgasse, dachte er, während er sich zu seiner Begleiterin umdrehte. Diese schien nicht

wirklich beunruhigt über die Situation, sondern sah ihn nur erwartungsvoll an. Als ob er sie irgendwie hier rüber bringen könnte. Anselm riskierte einen weiteren Blick in die Tiefe und spürte wie das Wesen sich in seinen Rücken bewegte. Einen Moment war er überzeugt, einen Stoß in den Rücken zu bekommen, einer, der ihn von der Kante und hinab in die schwarzen Fluten schicken würde. Doch nichts geschah. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, stand sie nur immer noch da, scheinbar auf etwas wartend. Auf ihn, wie es ihm vorkam. Also was jetzt? Er wagte es nach wie vor nicht, einfach etwas zu sagen. Jetzt, wo es wieder eine Verbindung nach

draußen gab, konnte er auch wieder den Lärm der Schlacht hören, die nach wie vor über ihren Köpfen ausgetragen wurde. Das Donnern von Kanonen, die hier unten wie ein fernes Gewitter klangen, Schüsse und das grollen, wenn sich irgendwo eine der lebenden Statuen bewegte, die der Stadt als Kriegsmaschinen dienten. Schließlich schien seine Begleiterin die Geduld zu verlieren und stieß ein leises Seufzten aus. Ihre Hand verschwand einen Moment in der Tasche ihres zerlumpten Kleids, dann förderte sie ein kleines Amulett zutage. Es bestand aus dunklem, fast schwarzen Stein mit blauen Adern, die im schummrigen Licht

zu glühen schienen. Ohne etwas zu sagen, sie hatten sich wohl beide damit abgefunden, sich einfach anzuschweigen, Sie trat an ihm vorbei und hielt den Gegenstand hoch. Das innere Licht darin, schien einen Moment heller zu strahlen. Zuerst geschah nichts. Dann spürte Anselm, wie der Boden unter seinen Füßen erzitterte. Eine der Statuen an der Brücke hob den Kopf unendlich langsam, während Staub on hier herab rieselte und in den Fluten zu ihren Füßen verschwand. Dann erwachte auch die zweite zum Leben und mit ihnen die ganze Brücke. Die Luft wurde schwer von Magie, fühlte sich mit einem mal wie statisch aufgeladen an. Anselms

Füße begannen zu kribbeln während die zwei steinernen Kolosse begannen, die Brücke zu drehen, als würde sie nichts wiegen. Uralte Scharniere knirschten, als sich das Konstrukt in Bewegung setzte, herumschwang und nahtlos mit dem Vorsprung an den sie standen abschloss. Dann war es auch schon wieder vorbei. Die Statuen erstarrten in der Bewegung und die Magie verschwand. Der Weg war frei. Seine Begleiterin sah sich noch einmal kurz zu ihm um, während sie das Amulett umhängte und machte sich dann auf den Weg über die Brücke. Er zögerte kurz, dann folgte er ihr. Anselm musste an den Golem zurück denken, der ihn oben in

der Stadt attackiert hatte. Etwas an diesem Wesen war ihm völlig falsch vorgekommen. Zauber die Stein belebten… keine Magie mit der sich ein Angehöriger des Ordens jemals beschäftigen würde, dachte er. Und sicher nicht um etwas so gewöhnliches wie eine Brücke zu bewegen, wo eine Fallbrücke das gleiche gebracht hätte. Nicht weil es nicht möglich wäre, aber ein solcher Zauber müsste kontinuierlich erneuert und aufrechterhalten werden. Es würde eine ganze Reihe Magier brauchen um auch nur eines dieser Fels-Konstrukte zu erhalten, es war schlicht effizienter diese Kraft direkt in einen offensiven Zauber zu verenden. Etwas wie das

hier… Es würde selbst den vorsichtigsten und mächtigsten Magier innerhalb weniger Tage ausbrennen. Er hatte es selbst gespürt, als er versucht hatte das Steinmonster aufzuhalten. Wie die Magie nach seiner Lebensenergie griff und sie unwiderruflich verschlang. Er hatte noch nicht in den Spiegel sehen können, aber… Anselm ließ eine Haarsträhne durch seine Finger gleiten. Ergraut an den Spitzen. Und das war nur der Anfang wie er wusste. Magie verzehrte ihre Anwender. Immer. Die älteren Magier des Ordens waren oft vom Magiebrand so zerfressen, das sie kaum mehr eigenständig gehen konnten, ihre Körper verkrümmt und vor der Zeit gealtert. Er

hatte noch Zeit, sagte er sich. Jahrzehnte vielleicht. Und wenn er Glück hätte, würde er nie mehr gezwungen sein so viel Macht in einen einzelnen Zauber zu legen. Nur glauben konnte er es nicht, dachte Anselm. Bis jetzt war er der Maschinerie des Ordens entkommen, die Magier zu bloßen Ressourcen machte. Hatte es vermieden zu einer der ausgebrannten gestalten zu werden, die über die Schlachtfelder des Imperiums irrten. Und doch schienen die Einwohner der Pyramidenstadt über ganze Armeen steinerner Konstrukte zu verfügen. Jede Menge Wächter… aber zumindest bisher war ihm nicht ein einziger anderer

Zauberer in Xiutzhin aufgefallen. Es konnte natürlich sein, dass die Einwohner ihre eigenen Magier aus der Schlacht heraus hielten. aber nicht einmal als die Mauern gefallen waren, hatte sich ihnen jemand entgegengestellt. Als würden sie lieber riskieren, die Stadt zu verlieren, als ihre Magier zu opfern. Und noch etwas war ihm seltsam vorgekommen, etwas so grundlegend falsches, das er einen Moment wie angewurzelt stehen geblieben war. Es waren nicht einfach nur Stein und Magie, das das Geschöpf auf dem Platz belebt hatte. Es hatte sich nicht nach einem bloßen Zauber angefühlt… sondern wie ein lebendiges Wesen. Etwas Uraltes und

wütendes das hinter den Kristallenen Augen der Statue hauste und das die Einwohner diese Stadt ihnen entgegengeworfen hatten. Etwas, das ihm auf seltsame Art vertraut vorkam. Weil er es schon einmal erlebt hatte… Anselm schüttelte den Gedanken ab. Und wie hatte das Wesen die Zauber kontrollieren können? „Dieses Amulett.“ , Er sprach bevor er über die möglichen Konsequenzen nachdenken konnte. Seine Neugier hatte endgültig gesiegt. Und außerdem bezweifle ich, dass sie noch lange glaubt, ich wäre Teil dieser Stadt, sagte er sich. „Es gibt euch Macht über die Zauber hier

unten?“ „Nein.“ Sie drehte sich einen Moment zu ihm um. Blinzelte. Goldene Augen, die ihn einen Moment lang musterten als wäre sie sich nicht sicher ob die Frage ein Trick war. „Es ist eine Kette. Und ihr wisst auch, wer sie uns angelegt hat. Aber ich bin sicher ihr hattet wichtigeres zu tun.“ Anselm nickte nur. Er konnte schlecht zugeben, dass er keine Ahnung hatte, wovon sie redete. „Dein Name ist Ganelle, oder?“, fragte er schließlich, um die Stille zu durchbrechen. Bisher hatte es ihn nicht gestört, aber einmal gebrochen, kam sie ihm nun drückend vor. Nicht zuletzt,

dank der Bitterkeit, die in ihren letzten Worten gelegen hatte. Sie hatten die Brückenhalle passiert und gingen nun durch einen langgezogenen Korridor, der nicht länger an einem Kanal entlangführte. Der Boden begann anzusteigen und das Geräusch von tropfendem Wasser blieb langsam hinter ihnen zurück. Das hier begann mehr und mehr wie ein Keller und nicht mehr wie eine Kanalisation auszusehen, dachte Anselm. Vielleicht bedeutete das, dass sie bald am Ziel waren. „Was für eine Ehre das ihr euch an meinen Namen erinnert, Lord Magier.“ Die Worte klangen hohl, eine Phrase, die klar machte, dass sie es keineswegs so

meinte. Und wenn er ihre Mimik richtig las… Abscheu. Ihr Gesicht erinnerte nur entfernt an das eines Menschen. Eine kurze Schnauze mit spitzen Zähnen, die goldenen Augen. Rotes Fell und Haare in dem gleichen Farbton, die halb unter einer Kapuze verschwanden. Zusammen mit der Maske aus weiß getünchtem Holz machte es das nicht unbedingt leichter zu deuten, was sie denken oder fühlen mochte, auch wenn die dünnen, flexiblen Schuppen, die die sichtbare Hälfte ihres Gesichts bedeckten durchaus Ausdrucksstark waren, nicht starr wie er bei einem Reptil erwartet hätte. Zuerst hatte er an ein Krokodil denken müssen, aber das

kam dem nicht nahe, dachte er. Zumal ein Krokodil kein Feuer speien konnte. Der schwere Schwanz, den das Wesen hinter sich hertrug war flexibel, wie er gesehen hatte. Also was waren sie? Keine Gejarn, da war er sich ziemlich sicher, es sei denn das Kaiserreich hätte es geschafft all die Jahre einen ganzen Clan zu übersehen. Die zusammengewürfelten, viel zu großen Kleider machte es schwer, etwas mit Sicherheit zu sagen, aber das Wesen dem er folgte schien nicht bloß von seiner Stimme her weiblich. Sie trug einen Gürtel, an den sich ein seltsames Sammelsurium von Gegenständen befand, die scheinbar nichts miteinander zu tun

haben. Ein Ölfläschchen, das sie benutzt hatte um die Fackel zu bauen, ein Messer mit einer Klinge aus Obsidian… und ein halbes Dutzend Stücke Metallschrott. Verbogene Messer, Löffel, das zerbrochene Schloss einer Flinte und eine glänzende Silbermünze mit dem Doppelwappen von Adler und Löwe, die in das Leder eingearbeitet worden war. Offenbar hatte diese Wesen ihr Heerlager besucht und einiges daraus geplündert. Oder es einem Toten abgenommen. Er wusste nicht, welche Möglichkeit er beunruhigender fand. Das jemand unbemerkt für Monate in ihrem Lager herumgeschlichen… und scheinbar Müll gestohlen hatte. Oder dass sie die Toten

plünderten, wie er selbst erlebt hatte. Ihr Weg endete schließlich vor einer kurzen Treppe, an deren Ende sich eine Tür aus angelaufenem Metall befand. Mehrere, mit Schlössern gesicherte Riegel hielten die Pforte verschlossen und von den alten, mit Rost gefüllten Kratzern im Boden zu schließen, war es bereits eine ganze Weile her, das sie das letzte mal geöffnet worden war. „Ich bin Anselm.“ , sagte er schließlich, hauptsächlich um erneut das Schweigen zu brechen. „Dann könnt ihr von Glück reden, Lord Anselm.“ , unterbrach sie ihn. „ Wir sind fast da. Haltet das bitte mal.“ Und mit diesen Worten, warf sie ihm die Fackel

zu. Anselm hatte gerade noch Zeit sie aufzufangen, ohne darüber nachzudenken, wie. Funken stoben auf und heiße Asche rieselte auf seine Finger herab. Mit einem Fluch wechselte er die Fackel in die andere Hand um die Glut abzuschütteln. Ganelle machte sich derweil an der Tür zu schaffen. Sie löste einen ganzen Bund Schlüssel von ihrem Gürtel und sperrte ein Schloss nach dem anderen auf. An manchen schien sie selber nicht zu wissen, welcher der Schlüssel dazu passte und musste mehrere ausprobieren, bis sie den richtigen fand. Anselm konnte nur dastehen und mit der Fackel licht spenden. Der Lichtzauber den er zuvor

benutzt hatte war erloschen, als er sich verbrannt hatte. Minuten schienen zu vergehen, obwohl es tatsächlich nur wenige Augenblicke waren, dann endlich hatte Ganelle den letzten Riegel entfernt. Bevor sie die Tür jedoch aufzog, hielt sie noch einmal inne. „Ihr seid kein Hohepriester.“ Es war keine Frage, sondern eine simple Feststellung. Als er nicht antwortete, lachte sie lediglich, ein seltsam heller Klang, nicht wüten nur… amüsiert, dachte Anselm. Freundlich. „Nein.“ , gab er schließlich zu. „Tut mir wirklich leid, aber ich dachte nicht, dass du mich hier raus bringst wenn ich offen sage, dass ich zur Armee des Kaisers

gehöre. Dein Begleiter von vorhin hatte schon Recht. Ich gehöre zum Orden. Ich bin ein Magier, nur keiner von euren.“ „Oh glaub mir das ist mir durchaus aufgefallene. Einer von unseren.“ Sie lachte erneut und es schien genau so viel Erleichterung wie Humor in ihrer Stimme zu liegen.“ Einer von unseren, wie du es nennst hätte mich längst getötet oder zu Recht gewiesen. Statt sich zu einem Leuchtenhalter zu machen und sich dann verbrennen zu lassen. Ich glaubs nicht. Ein schlechter Lügner, selbst wenn er die Klappe hält.“ „Ich bin Magier, kein Schauspieler.“, erwiederte Anselm. Er spürte selber wie die Anspannung etwas von ihm abfiel.

Seine Sorgen waren wohl unbegründet. Wenn überhaupt schien sie froh es nicht mit einem ihrer Priester zu tun zu haben. Immerhin, die schien sie weniger zu mögen, als selbst die Armee, die gerade die Stadt über ihren Köpfen zerlegte. „Ich denke, ich finde den Weg von hier aus?“ Sie schüttelte den Kopf. „Besser nicht. Der Ausgang hier…“ Sie klopfte auf das Metall der Tür. „Führt direkt hoch zur inneren Pyramide. Nein, wenn du hier raus willst, fürchte ich müssen wir zurück. Es sei denn du möchtest wirklich herausfinden, warum ich unsere Hohepriester nicht mag. Die sitzen vermutlich gerade irgendwo direkt über

uns.“ „Ich glaube ich verzichte. Aber wenn du sie nicht magst, warum hast du die Schlüssel? Ich meine, ich gebe doch niemanden dem ich nicht vertraue Zugang zu einer Geheimtür die direkt zu mir führt?“ „Niemand vertraut Kobolden.“ , erwiderte sie. „Aber uns misstraut auch niemand, Anselm. Es gibt keinen Grund aus dem wir nicht überall hin sollten. Niemand beachtet uns. Wir sind für die meisten so sehr Teil dieser Stadt wie der Stein aus dem sie besteht. Hätten wir die Schlüssel zur Stadt nicht bereits, würden wir sie uns eben nehmen.“ „Ich schätze von so etwas wie Diebstahl

hast du noch nie gehört?“ „Doch, wenn mir jemand etwas weg nehmen will.“ Sie lächelte erneut, diesmal jedoch mit deutlich mehr sichtbaren Zähnen. Anselm musste daran zurück denken, wie einer ihrer Begleiter vorgeschlagen hatte ihn zu fressen. „Keine gute Idee. Soll heißen, du schuldest mir ein paar Schuhe.“ Anselm schüttelte den Kopf. „Nur um das klar zu stellen, das waren meine Schuhe.“ „Nein, nicht mehr. Ich hatte sie immerhin genommen.“ Die Entrüstung in ihrer Stimme schien echt genug, das Anselm sich fragte ob die Koboldin wirklich nicht verstand wieso etwas das sie sich

nahm nicht sofort ihr gehörte… oder ob sie sich über ihn lustig machte. „Von mir aus.“ , seufzte er schließlich. “Du kannst sie haben, sobald ich hier raus bin, klingt das wie ein Vorschlag?“ Wenn er es hier raus schaffte, wäre Barfuß zurück zum Lager zu gelangen ohnehin das Geringste seiner Probleme. Der Vorschlag entlockte ihr ein breites Grinsen. „Einverstanden. Worauf warten wir dann noch.“ Der Kobold drehte sich schwungvoll um und machte Anstalten an Anselm vorbei und den Gang den sie gekommen waren, zurück zu gehen. Der Magier machte sich gerade daran ihr zu folgen, als er etwas hörte. Ein entferntes, lang gezogenes Heulen. Und nicht das

eines Tieres… Er erstarrte in der Bewegung und sah zurück zur Tür. Zögerte. „Worauf wartest du? Ich sagte bereits das ist der falsche Ausgang, wenn du hier lebend raus willst.“ Anselm rang einen Moment mit sich. Vielleicht war es nichts. Vielleicht war das Geräusch von oben aus der Stadt gekommen. „Ganelle… was genau ist hinter dieser Tür?“ Sie schien einen Moment so zu tun, als hätte sie ihn nicht gehört, blieb jedoch stehen, bevor sie das Ende des Ganges

erreichte.“ „Ganelle?“ „Du solltest noch was drauf legen.“ , erwiderte sie düster. „Das ist kein Spiel, was liegt dahinter?“ Sie seufzte hörbar. „Die Zellen. Die Hohepriester haben immer gerne frisches Blut für ihre Rituale.“ „Und die Leute dafür entführen sie aus unserem Lager.“ Anselm zögerte, als er sich zu der Tür umdrehte. Er dachte an die Geschichten, die er gehört hatte. Wie viele Leute hatten die Hohepriester im Laufe dieses Krieges schon entführt und hier eingekerkert? Nicht als bloße Gefangenen, nicht als gefährliche Feinde… sondern mit dem klaren Ziel sie

zu töten? Wenn noch welche am Leben waren… Etwas zog an seinem Arm. Er hatte nicht gehört, wie Ganelle zurückgekommen war. Die Hand auf seinem Arm fühlte sich warm an, beinahe heiß, nicht kalt wie er erwartet hätte. „Können wir bitte einfach gehen? Du bist alleine, du kannst hier niemandem helfen.“ Wie gerne er sich selbst davon überzeugt hätte. Es wäre einfach. Er könnte später wiederkommen, sagte er sich, er könnte die kaiserliche Armee informieren, er könnte… vielleicht nur noch zu leeren Zellen und verstümmelten Leichen zurückkehren. Vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht konnte er niemanden befreien.

Selbst mit Magie konnte er nicht wer wusste, wie viele Zellen öffnen. Aber wenn es überlebende gab musste er das wenigsten wissen. Ihnen sagen, dass Hilfe kommen würde, statt sie alleine in der Dunkelheit zu lassen. Er wusste, was furcht mit einem Verstand anstellen konnte. Und noch mehr, wenn es keinen Ausweg gab. Anselm schüttelte die Hand ab. „Ich zwinge dich sicher nicht mit zu kommen.“ , sagte er schließlich. „Du hilfst mir vielleicht, aber du gehörst irgendwie zu dieser Stadt auch wenn ich nicht ganz verstehe wie. Ich finde sicher auch alleine einen Weg hier raus. Aber ich kann nicht einfach gehen.“

„Was hast du vor?“ Anselm holte tief Luft, bevor er eine Hand auf die eiserne Tür legte und sie aufstieß. „Etwas, das ein gewisser Wolf vermutlich als eine unfassbar dämliche Idee bezeichnen würde.“

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