Romane & Erzählungen
LovePotion - Liebesleid und Liebesfreud.

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"Wie verzehrend und verstörend doch die Sucht nach Liebe sein kann ... "
Veröffentlicht am 22. September 2019, 100 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Hey und Hallo :) ..., seit ein paar Jahren schon schreibe ich die eine oder andere Geschichte. Meist handelt es sich dabei um Kurzgeschichten, doch einem längeren Werk bin ich nicht abgeneigt. Zu meinen fav. Fandoms zählen: »Harry Potter« »Die Chroniken der Unterwelt« »Die Tribute von Panem« »Twilight-Saga« »One Piece« ... und viele mehr. Neuerdings führen mich meine Wege auch die Rubrik: ORIGINAL/Eigene Serie Zu meinen ...
Wie verzehrend und verstörend doch die Sucht nach Liebe sein kann ...

LovePotion - Liebesleid und Liebesfreud.

Vorwort

Liebe Leser,


dieses Werk, das ich im Jahre 2013 schrieb, entstand im Rahmen einer Wichtelaktion, deren Thematik sich auf den Valentinstag bezog.

Das Fandom Harry Potter ist Eigentum der Autorin J.K.Rowling, ich bediene mich lediglich der Figuren, die im Universum selbst zu den Nebencharakteren zählen.

Die Geschichte wird fortgesetzt.


Viel Spaß beim Lesen.

irish C:


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LovePotion Liebesleid und Liebesfreud. 1 Zufriedenheit breitete sich auf ihren edlen Zügen aus. Kurz beugte sich die junge Frau erneut über den Kesselrand und begutachtete mit Genugtuung in den blauen Augen jenes Werk, das bereits kurz vor seiner Vollendung stand. Nach fünfmaligem Umrühren entgegen dem Uhrzeigersinn, färbte sich das zitronengelbe Gebräu und schimmerte allmählich in einem satten Blattgrün. Für einen flüchtigen Moment galt ihr

Interesse der Liste an Essenzen, die den Trunk vervollkommnen sollten. Liebstöckel, dessen verwirrender und ebenso berauschender Geschmack nur allzu bekannt war, und die Sehnen eines Drachenherzens hatte sie bereits hinzugegeben. Ihnen waren Belladonnabeeren, eine Blutblasenschote und sieben Tropfen Erumpent-Explosiv-Sekret gefolgt. In dem Porzellanmörser, der neben dem Brenner bereitstand, hatte die junge Frau zwölf Libellenflügel mittels Stößel zu feinem Pulver zermahlen. Drei Messerspitzen, nicht mehr und nicht weniger, wären erforderlich, um aus dem kräftigen Grün im Kesselinneren ein

leuchtendes Azurblau herbeizuführen. Vorsichtig schöpfte sie die erforderliche Menge des Puders aus dem Tiegel und schon bald erreichte die brodelnde Flüssigkeit das gewünschte Ergebnis. Ihr Plan war Narrensicher und das Vorhaben so diabolisch, dass nicht einmal die warnenden Worte ihrer Freundinnen sie hätten aufhalten können. Doch den anderen Mädchen fehlte die Begabung, das Talent, welches ihr zu eigen war, um einen brauchbaren Trank fertigzustellen. Daphne Greengrass besaß ebenjene Fähigkeit, die das Brauen von komplizierten Tränken erforderte. Sie hob sich von ihren Klassenkameradinnen

ab und stach selbst die geübtesten Zauberer ihres Alters aus. Jetzt, im siebten Jahr ihrer Hogwartslaufbahn, nach dem zweiten großen Krieg zwischen Gut und Böse, hatte sie ihre Chance genutzt und sich für den Kurs bei Professor Slughorn qualifiziert. Dass es ihr, in ihrem sechsten Schuljahr, nicht gelang, das Fach Zaubertränke auf höchstem Niveau zu belegen, war ihr aufs Gemüt geschlagen. Doch nun präsentierte sie sich als Primus und würde nicht aufgeben. Zu nah war sie bereits dem großen Ziel. Abermals gestattete sie sich einen Blick auf die Rezeptur, der es nunmehr nach

sieben Priesen Löffelkraut verlangte, um das Gebräu in ein düsteres Mitternachtsblau wandeln zu können. Mit geübten Fingerspitzen rieselten die feinen Partikel in das köchelnde Süppchen. Die letzte, noch fehlende Zutat hatte sie jedoch mehr Kraft und Mühe gekostet, denn die Rezeptur verlangte nach einem Tropfen roten, pulsierenden Blutes. Doch nicht ihr Lebenssaft war es, der zur endgültigen Fertigstellung beigemischt werden sollte. Um dem Gelingen ihres Zaubers die nötige Garantie zu geben, brauchte sie das frische, leuchtende Elixier jener Person, die sie zu betören

gedachte. Der Himmel färbte sich bereits leicht violett und nur noch vereinzelte, orange-leuchtende Streifen mischten sich mit dem hellen Blau des Tages. Lange Schatten warfen sich auf den mit Kies bedeckten Boden, als drei Personen auf das große Herrenhaus zuhielten. Eine Frau, gehüllt einen fliederfarbenen Umhang, scheuchte ihre beiden Mädchen und trieb diese zur Eile an. Es wäre eine Schande, sollten sie zu spät auf dem Fest erscheinen und so die Auswahl an gut situierten Zauberern versäumen. Wie ihre Mutter, trugen die Töchter lange Gewänder in Beerentönen. Da sich der

August dem Ende neigte, wurden die Abende merklich kühler und in nicht weniger als vier Tagen sollte für die Älteste der beiden das letzte Schuljahr auf Hogwarts anbrechen. Der siebzehnjährigen Daphne hatte man die blonden Locken aufgesteckt und ihre Schwester Astoria, brünett, doch mit einer ebensolcher aristokratischen Blässe gesegnet, hatte sich mit einem Haarreif begnügen müssen. Mrs. Greengrass, Philomena genannt, trug das bereits etwas ergraute Haar zu einem strengen Knoten. Ihre Ohren zierten hiesige Kreolen und um ihren dürren, bleichen Hals drapierte sich der edelste Schmuck, dem das Haus und

Vermögen der Greengrasses zu eigen war. Der Vater der Mädchen verweilte über die Hälfte des Jahres im Ausland und ein Wiedersehen mit ihm wäre nur an Weihnachten denkbar. Dennoch hatte Hilarus Aristotelis Greengrass viel Vertrauen in das Geschick und den Geschmack seiner Gattin, dass diese schon für angemessene und standesgemäße Verbindungen ihrer Kinder Sorge trug. Und so traf es sich, dass Mutter und Töchter von einer Gala zur nächsten zogen, um die Zöglinge zu präsentieren und eine geeignete Partie abzumachen. Acht Veranstaltungen hatten die Schwestern in den letzten Wochen bereits

beigewohnt, doch nichts hatte den Argusaugen Philomenas zugesagt und entsprochen. Dass sie ihre Töchter an ältere Zauberer übergab, die den Lebensjahren ihres Gatten entsprachen, kam für die Hexe nicht infrage. Zwar war den Mädchen nicht entgangen, dass die vergreisten Zauberer mit regem Interesse reagierten, doch sie dankten der oftmals strengen Frau, dass diese ihre Kinder nie an einen von ihnen versprechen würde. Mit flinken Schritten eilten die Hexen die vielen Stufen zum Anwesen hinauf und gelangten schließlich vor die imposante Pforte. Dass diese Zauberer und Hexen standesgemäß waren, daran würde kein

Zweifel aufkommen.

Gedämpfte Töne drangen an ihre Ohren. Sanfte Musik spielte irgendwo in dem hiesigen Haus. Entschlossen stieß Mrs. Greengrass mit den Fingerknöcheln gegen das hell lackierte Holz und in Windeseile wurde die Tür zum Inneren der Behausung von einem Hauselfen geöffnet. Tief verbeugte sich der Diener und ließ die Gäste in das große Foyer treten. Stimmengewirr, Gelächter und Klavierklänge hallten durch das Haus, als der Hauself den Damen gebot, ihm zu folgen. Schweigend ging Philomena voran, gefolgt von der adretten Daphne und ihrer kleinen Schwester. Unter großen

Augen bestaunte Astoria die Gemälde, die den langen Gang säumten. Die Schritte verklangen, als der Elf vor einer großen Flügeltür innehielt. Abermals gebot der Bedienstete den Hexen in tiefster Ehrfurcht, den großen Festsaal zu betreten. Lichter, Musik und Menschen wirkten harmonisch, und beinahe so, als würde diese Feierlichkeit nicht dazu genutzt werden, um junge Mädchen an den Mann zu bringen. Doch auch wie die anderen Festivitäten zuvor, sollte sich auch hier ein Muster herausbilden: Mrs. Greengrass würde das Gespräch mit dem Hausherren suchen, die Mädchen würden vorgestellt und dann begann und

begnügte man sich damit, einander zu beäugen, ein Gespräch in Gang und am Laufen zu halten. Dass für die Greengrass-Töchter nur reinblütige Zauberer genehm waren, stand außer Frage. Ein paar Exemplare hatte man bereits für das älteste Kind in Erwägung gezogen und auch das Jüngste der Mädchen würde nur allzu bald den Herren dargeboten. Doch für Astoria galt es, sich erst einmal ein Bild von dem zu machen, was ihre Schwester nun bereits seit Wochen über sich ergehen lassen musste. Hier und da schweiften Blicke in ihre Richtung und auch ein paar bekannte Gesichter vermochte das Älteste

erkennen. Einige der jungen Männer hatten, ähnlich wie sie es noch zu tun pflegte, die Schule für Hexerei und Zauberei besucht. Bruchstücke, Erinnerungslücken taten sich in ihrem Geiste auf, während ihre Mutter mit skeptischen Blicken die Schar an Zauberern begutachtete. »Timotheus, das sind meine Töchter Daphne und Astoria«, erklärte die Hexe und zerrte beide Mädchen an den dürren und bleichen Armen vor die Augen des Hausherren. Höflich taten die jungen Damen einen Knicks, sodass die langen Kleider kurz den gefliesten Boden berührten. Astoria blickte ehrfürchtig zu dem Mann auf und

musste sich um ihre Contenance bemühen, diesen nicht mir offenem Munde anzustarren. Daphne hingegen legte ein kurzes, dankbares Lächeln an den Tag. Endlich hatte sich für sie die Möglichkeit eröffnet, ihn wieder zu sehen. Ihr war bekannt, dass der einzige Sohn des Hauses seit Jahren bereits die Herzen williger Eheaspirantinnen brach und ihnen deutlich zu verstehen gab, dass sie in seinen Augen nicht angemessen erschienen, um an seiner Seite zu bestehen. Doch bei ihr würde es anders sein. Nacheinander ergriffen die jungen Frauen die ihr dargebotene Hand.

Während Timotheus Ulferd Higgs von den Männern zu sprechen begann, die auf der Suche nach einer geeigneten Partnerin wären, vernahm Daphne nur ein dumpfes Rauschen, das sich mit den zarten Klängen des Flügels mischte. Suchend hielt sie Ausschau nach dem Mann, der ihrem Geschmack entsprach. Eine Melodie, beinahe von engelsgleicher Sanftheit, umhüllte sie und zu ihrer Überraschung saß niemand geringer als ihr Auserwählter auf dem Schemel vor dem Klavier und beendete seine Sonate mit einem letzten, verklingenden Laut. Das Stück endete abrupt, doch statt tosendem Beifall, ließ der junge Mann den Kopf in den Nacken sinken und

ertrug die grölenden, belustigten Späße, die seine Freunde auf seinen Schultern austrugen. Daphne erkannte den hochgewachsenen, ehemaligen Sucher der Quidditch-Mannschaft Slytherins, Adrian Pucey. Dieser schlug dem Pianisten abermals scherzhaft auf die Schultern und schüttelte sich unter lautem Gelächter, als könne er nicht begreifen, wie jemand in der Lage schien, weiße und schwarze Tasten zu einer Symphonie erklingen zu lassen. Neben Pucey hatten sich auch einige andere Herren um den Flügel versammelt, tranken einen schweren Brandy und pflichteten ihrem einstigen

Kameraden bei. Montague, Flint, Bletchley und Pritchard kamen ihr in den Sinn, um nur einige zu nennen. Es ärgerte sie, dass sich diese geballte Manneskraft ungefragt in ihr Blickfeld schob und jegliche Versuche, ihn zu erspähen, ihr sofort versagt wurden. Doch sie musste sich in Geduld üben, warten und hoffen, dass nicht irgendeine andere Hexe es ebenso auf den Spross der Familie abgesehen hatte. Sie würde ihn bekommen. Sie würde nicht nur die letzte, fehlende Zutat ihr eigen nennen, nein. Auch sein Herz würde ihr gehören, sobald Daphne das letzte Puzzlestück dem Gebilde zuführte, das

ihr ewige Liebe garantierte. Sie konnte wehrlos erscheinen, doch im selben Moment auch so betörend, dass der junge Mann gar nicht erst verstand, was mit und in dem zarten Wesen vor sich ging. Raffinesse, Cleverness und ein auch Laszivität sollten genügen, um ihren Plan, oder zumindest dessen vorletzte Stufe, zu einem gelungenen Ende zu bringen. Ohne ein Wort verschwand die junge Hexe der Sicht von Mutter und Schwester, erspähte die Örtlichkeiten, die für Gäste errichtet worden waren und huschte in den Waschraum. Stille lullte sie ein und ein geübter Blick in die Spiegel genügte, um ihr zu vergewissern,

dass sie ihrem Ziel zum Greifen nahe war. Er würde ihr nicht widerstehen. Er war auch nur ein Mann. Lenkbar, dankbar und auf niedere Instinkte ausgerichtet. Daphne zurrte an den Bändern ihres Korsetts, sodass ihr Busen empor und noch mehr zusammen geschoben wurde. Weibliche Reize waren so leicht zur Schau zu stellen. Dass einige der älteren Hexe sie argwöhnisch beäugten, interessierte die blonde Schönheit wenig, als diese mit geschmeidiger, gar katzenhafter Eleganz den Raum verließ und durch die Menge

streifte. Erneut suchte sie den jungen Mann, fand ihn jedoch nicht am Flügel sitzend vor, wie sie gehofft hatte. Stattdessen folgte sie den Stimmen, die von der Terrasse zu ihr herüberwehten. Gelächter, schlecht erzählte Witze und dumme, unschickliche Bemerkungen säumten den Pfad Gehörtem und so ließ sich das Objekt ihrer Begierde nur allzu bald ausfindig machen. Unter den verblüfften Augen der jungen Herren, trat sie durch die verglaste Front hinaus in den kühlen Augustabend. Beinahe hätte sie ihre Manieren und ihren Anstand verloren, als sie seinem Blick begegnete. Die Verwunderung war

ihm und seinen Kameraden deutlich anzusehen, denn zu ihrem Missfallen war er nicht allein. »Suchst du jemanden, Herzchen?« Jene spitze Bemerkung, aus dem Mund von Adrian Pucey kommend, quittierten die Anderen mit giggelndem und bösartigem Kichern. Daphne, sich eine blonde Locke hinter das Ohr streichend, warf dem hochgewachsenen Zauberer einen abschätzigen Blick zu, der diesen just zum Schweigen aufforderte. »Ich würde gern mit Terence sprechen«, erwiderte sie gleichgültig. Laute des gespielten Erstaunens und der Belustigung drangen an ihre Ohren, doch

der, dessen Aufmerksamkeit sie sich erhofft hatte, stieß sich von dem marmornen Geländer ab und trat mit galanten Schritten auf sie zu. »Sie wollten mich sprechen, Miss Greengrass?« Ein amüsiertes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, als seine Finger den zarten Rücken der jungen Frau streiften und seine Hand letztendlich auf ihrer samtenen Haut liegen blieb. Terence dirigierte sie fort von der Meute, schob die Daphne vor sich her, jedoch nicht ohne zu bemerken, wie sich das Mädchen unter seinem Blick und der plötzlichen Berührung versteifte. Kurz zwinkerte er seinen Freunden zu, und

malte sich bereits die Erläuterungen aus, die er ihnen präsentieren würde, wenn man ihn zu dieser Aktion befragte. Wie oft er bereits der einen oder anderen willigen Hexe hatte beibringen müssen, dass ihre Taten vergebens waren? Er vermochte es kaum mehr zu zählen. Die Masche der Frauen unterschied sich zwar, je nach Exemplar, doch letztendlich hatte es jede von ihnen nur auf das Vermögen seiner Familie abgesehen. Terence Higgs machte keine Hehl daraus, dass er den Großteil seiner Zeit mit Hexen verbrachte, die ihr Herz nur zum Schein an ihn verloren hatten. Dennoch, er wollte nicht alle willigen Mädchen

über einen Kamm scheren. Vielleicht gab es unter ihnen doch die eine oder andere, deren kleine Seele er noch nicht in tausend Stücke zerschmettert hatte. In seiner Schulzeit gehörte dieses Treiben jedoch zur Tradition und hatte sich wie ein roter Faden durch sein ach so junges Leben gezogen. Die Arbeit im Ministerium hatte ihm viel abverlangt. Lange Tage und Nächte gehörten seit seiner Ausbildung zum täglichen Bild. Für Frauen fand er nur noch selten Zeit und oft erinnerte er sich mit Sehnsucht an die guten, alten Stunden, als er und seine Kameraden noch wählten, wer mit ihnen das Bett,

oder die Besenkammer, teilte. Dass sein alter Herr darauf bestand, ebenso wie alle anderen nicht jünger werdenden und vermögenden Zauberer, die Sprösslinge an junge Frauen zu verteilen, hatte ihm zwar nicht behagt, doch je mehr Veranstaltungen dieser Art er besuchte, desto leichter fiel es ihm, erneut Herzen zu sammeln wie Quidditch-Trophäen. Den ganzen Sommer hindurch hatte man ihn auf die Festlichkeiten gescheucht und ihn ermahnt, die Flausen Flausen sein zu lassen und die Stabilität einer Beziehung zu finden. Mit Murren und Verdruss war er den Forderungen der Eltern nachgekommen, hatte jede Party besucht,

die heiratswillige Kandidatinnen darboten und sich mit einigen von ihnen zu amüsieren gewusst. Doch zu seinem Leidwesen missfiel diese Art der Tätigkeit seinem alten Herren und so hatte sich dieser entschlossen, es den anderen Zauberern gleichzutun, ein ebenso berauschendes Fest abzuhalten. Noch immer ruhte seine kräftige, große Hand auf ihrem Rücken. Beinahe hätte sie sich die Blöße gegeben und vor Verzückung aufgeschrien, doch diese Schmach wäre zu entsetzlich, dem war sich Daphne bewusst. Aus Kalkül wählte sie ein Kleid, dessen Korsett erst unter ihren schmalen

Schulterblättern verschnürt worden war. Und zwischen ebenjenen zarten Schultern schmiegte sich seit einer wunderbaren Ewigkeit Haut an Haut. Wohin er sie führte, war ihr einerlei. Einzig zählte, dass er sie berührte und dass sie jene Geste bereits verinnerlicht hatte. Sie entschlüpften den wachsamen Blicken der Eltern und Gäste, als Terence die junge Frau hinaus auf den Korridor schob. Dass er plötzlich zu ihr aufrückte, sie seine Wärme und den heißen Atmen in ihrem Nacken spürte, ließ ihr das Herz vor Aufregung schneller schlagen. Ähnlich dem Herzen eines Kolibri. Daphne hatte Mühe, ihren zitterigen Knien zu befehlen, nicht nachzugeben,

denn sie war nun so weit gegangen und eine Niederlage wäre verheerend. »Also, Daphne, was kann ich für dich tun?« Eine Frage, so beiläufig gestellt, doch in ihrem Inneren summte jede Zelle mit dem Bariton, der aus seiner Kehle drang. Wie auch immer Terence Higgs es fertig brachte, doch es gelang ihm ihren Namen so zu betonen, dass dem Mädchen die Sinne schwanden. Die junge Frau schwieg ihre Antwort aus, stattdessen wartete sie, in welche Richtung der Mann sie als nächstes drängen würde. In einem Flur, gerade weit genug von dem Spektakel des Abends entfernt, hielt er in seinem Tun inne. Dass er anziehend

und reizend auf die jungen Mädchen wirkte, zeigte sich erneut, als die Hexe laut vernehmlich schluckte. »Das, um was ich dich bitten möchte, wollte ich nicht vor den Augen und Ohren deiner Freunde tun«, gestand sie freiheraus und wandte sich zu ihm um. Einem Hünen gleich, überragte er sie, sodass sich das Fräulein gezwungen sah, zu ihm aufzusehen. Doch dieses Unterfangen nahm sie nur allzu gern auf sich. Aus dem schlaksigen, hageren einstigen Sucher der Hausmannschaft, hatte sich in den letzten fünf Jahren ein Mann empor getan, der es wahrlich verdiente, an ihrer Seite zu sein und nicht mehr von dieser zu

weichen. Argwohn breitete sich auf seinem Antlitz aus. Ebenso bildete sich eine kleine Falte zwischen den hellen Augenbrauen des Mannes. Schweigend blickte Daphne zu ihm auf, prägte sich die Kontur seines Gesichtes ein. Die feine, gerade Nase, diese sinnlichen Lippen, die nur darauf zu warten schienen, geküsst zu werden, das markante, stolze Kinn, auf dem sich dunkle Stoppeln eines zwei-Tage-Bartes zeigten. Das leuchtende Blau seiner Augen würde sie sich, wann immer ihr danach war, in Erinnerung rufen können. Doch plötzlich schienen sich die schimmernden Nuancen kaum merklich in dunklere Töne zu wandeln, denn von dem

funkelnden Sternenhimmel begann nun etwas Drohendes, gar Gefährliches auszugehen. Die gefasste, beherrschte Haltung der jungen Dame geriet mit einem Male ins Wanken. Ihr Vorhaben, so lang schon geplant und kurz vor der Vollendung stehend, drohte binnen weniger Augenblicke in sich zusammenzufallen. Sie musste schnell handeln, denn jedes Zögern bedeutete mehr und mehr den Verlust notwendiger Zeit, die sie benötigte, um ihren Willen zu bekommen. Schneller, als der junge Mann hätte reagieren können, flüsterte das Mädchen eine Zauberformel, dessen Ausgang tiefe Schwärze nach sich

zog. Apathisch, mit seelenlosem Blick, starrte er ihr entgegen, behielt jedoch die Balance. Die gesprochenen Worte, die ihren Mund verlassen hatten, versprachen, was die alten Schriften prophezeiten. Ihm widerfuhr nichts Böses, oder gar Verwerfliches. Dem Mann vor sich Schaden zuzufügen, widerstrebte ihr, doch galt es noch immer, den Gedanken Taten folgen zu lassen. »Ein kleiner Piks, nicht mehr«, flüsterte sie und zog eine winzige Nadel aus dem Korsett. Das Blut floss heiß durch Adern und Venen, als sie die warme Hand ergriff

und schnell, und unbarmherzig, wie der Biss einer Schlange, die Spitze des metallenen Stäbchens in den linken Zeigefinger des jungen Herren stieß. Ein kleiner Tropfen quoll sogleich aus der Kuppe hervor, ehe die Hexe den Saum des bodenlangen Kleides empor raffte und eine kleine Phiole aus dem Strumpfband zog, das sie um ihren rechten Schenkel geschlungen hatte. Das kleine Fläschchen hatte sie mit einem »Erhaltungszauber« belegt, der die purpurne Flüssigkeit »am Leben« hielt. Ein, zwei, drei perlengroße Tröpfchen rannen in das Gefäß, welches sie sogleich mit einem Korken

verschloss. Erleichterung und Zufriedenheit überfielen sie wie einen Rausch. Das Herz hämmerte und schlug wild in ihrer Brust. Nun war sie ihm so nah wie je zu vor, doch etwas hielt sie davon ab, den wehrlosen Mann vor sich gänzlich für sich zu gewinnen. Es wäre ein Leichtes, ihn um einen simplen Gefallen zu bitten, doch das, was ihrem Drängen eher entsprach, war die Kunst des alten »Werbens«. Es war hinreichend bekannt, dass die jungen Zauberer seines Alters nie Schwierigkeiten hatten, sich einer willigen Frau zu nähern, dennoch verlangte es sie nach schmeichelnden Worten, geschickt ausgesuchten

Geschenken. Sie wollte Taten, Beweise, auch wenn diese auf bizarre Art und Weise würden erbracht werden müssen. Die Phiole wurde an den angestammten Platz zurückgesteckt, und eine neue Bouteille fand sich in ihren Händen wieder. Ein wenig Diptam-Essenz genügte, und von dem kleinen, roten Punkt war nach wenigen Wimpernschlägen nichts mehr zu erblicken. Die junge Frau haderte und rang mit sich, ihn unwissend und willenlos zurückzulassen. Die schmalen Finger nach seinem Gesicht ausstreckend, strich Daphne behutsam über die etwas blass wirkenden Wangen ihres Gegenübers. Die

Dauer des Zaubers hob sich bereits nach sieben Minuten auf, jedoch kam es dem Mädchen wie eine Ewigkeit vor. Sie stand vor ihm, so, als hätte sie ihn nicht für wenige Augenblicke aus seinem Leben gerissen. Verdutzt blinzelte Terence gegen das aufkommende Unwohlsein, ehe er begriff, dass sich nichts zu verändert haben schien. Eine Ausrede, die Daphne bereits in ihrem Geiste formuliert hatte, verließ ihre Lippen und der junge Mann verzog kurz den Mund zu einem schiefen Grinsen. Ihrer Bitte, ein »gutes Wort« für sie beim Minister einzulegen, begegnete er mit einem missbilligen verziehen der

Mundwinkel. »Und das hättest du mich nicht vor meinen Freunden fragen können?« Belustigung, gepaart mit einer Spur Skepsis und Argwohn mischte sich unter seine Stimme, doch das Mädchen schüttelte den Kopf, tat peinlich berührt und entschuldigte sich für die zur Schau getragene Dummheit.


Hart rieb sie die Kiefer aufeinander, als Daphne die letzte, noch fehlende Zutat in den Kessel träufeln ließ. Ein Tropfen seines Blutes, der Verstand und Sinne einzig und allein auf sie ansprechen ließ. Terence Higgs würde ihre Anwesenheit bemerkten, noch ehe sie den Raum

betrat, er würde sie auf Händen tragen, ihr gefällig sein. Sobald die kleine, rote Perle auf die brodelnde Oberfläche des Tranks traf, nahm dieser die letzte Farbnuance an. Blassrosa schimmernd leuchtete ihr das Gebräu entgegen. Noch ein letztes Mal suchten ihre Augen auf dem Fetzen Pergament, ob auch sämtliche Zutaten den Weg in den Kessel gefunden hatten. Es wäre zu riskant, ein ganzes Buch aus der verbotenen Abteilung der Schulbibliothek zu entwenden, auch wenn sich jener Raum, ebenso wie der Rest des Schlosses, noch in der Wiederaufbau-Phase befand. Daphne konnte kaum begreifen, wie viel Glück

sie hatte, heimlich durch die Absperrung geschlüpft zu sein, um nach dem Band zu suchen, der sich mit jenen teuflischen Tränken befasste, dennoch war ihr Mut von Erfolg gekrönt. Langsam und vorsichtig füllte sie die rosafarbene Flüssigkeit in vier kleine Phiolen, ehe sie die Behältnisse mit einem Zauber fest verschloss. Während das Innenleben der Fläschchen gemächlich abkühlte, machte sich die Hexe daran, ihre Spuren zu verwischen. Niemand sollte erfahren, dass die schlaue, adrette Daphne Greengrass etwas Verbotenes tat. Die Flamme des Brenners war längst erloschen, als die junge Frau die anderen

Materialien auf einem der Tische ausbreitete, die ihr Vorhaben hoffentlich würden gelingen lassen. Noch nie hatte sie sich in der Kunst der Pralinen-Zubereitung versucht, dennoch konnte es für ein Mädchen ihres Schlages nicht allzu schwierig sein, Schokolade zu schmelzen, den Inhalt eines der Fläschchen unter die dunkle, bitter-süße Masse zu mengen und in Formen zu füllen. Noch zwei weitere Male verfuhr sie im gleichen Prozedere, doch jeweils mit Vollmilch und weißer Schokolade. Die herzförmigen Pralinés verpackte sie in eine eher unauffällige Pappschachtel. Sorgsam schrieb sie Namen und Adresse

auf das Päckchen und würde es am morgigen Tage, per rascher Eule, dem Empfänger zukommen lassen. Die verbliebene Phiole würde Daphne als Reserve zurückhalten, sollte ihr Plan misslingen. Abermals räumte sie das benutze Equipment in die Schränke, verstaute die Gerätschaften in die lederne Tasche zurück. Sich noch einmal im Raum umsehend, griff die junge Hexe nach dem Knauf der Tür und schloss diese mit einem leichten, leisen Klicken.

Schreib mir was!

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LovePotion Liebesleid und Liebesfreud. 2 »Ein kleines Präsent« prangte auf dem Pergamentfetzen, das sie sorgsam mit ein wenig Parfum besprühte, ehe sie das Schriftstück auf die Schachtel legte, jene mit Packpapier einschlug und das Päckchen an die Krallen des riesigen Uhus band, ehe Daphne den Boten fortschickte. Ob er auch die süßen Köstlichkeiten mit Wohlwollen zur Kenntnis nahm, entzog sich ihrem Wissen. Dennoch hoffte das

Mädchen, dass auch Terence zu jenen Menschen zählte, die nicht »Nein« zu Schokolade sagten. Da sie seinen Geschmack noch nicht kannte, würde ihm die Auswahl, die sie für ihn bereitgestellt hatte, hoffentlich zu sagen. Sollte er jedoch eher zu den herzhaften Vertretern zählen, so würde sie zu dem letzten Mittel greifen, das ihr Erfolg versprach. Während der Zubereitung des Trankes waren all ihre Gedanken einzig und allein auf ihn gerichtet. Immer wieder hatte sie seinen Namen geflüstert, als jede Komponente den Weg in den kupfernen Kessel fand. Es musste einfach

funktionieren! Sobald er sich dazu hinreißen ließ, und eine der zwölf Pralinen in seinem Mund schmolz, wäre er sich ihrer bewusst. Terences Herz würde wissen, wer ihm diese Aufmerksamkeit bescherte. Er würde sie fühlen. Summend, vibrierend würde sich das Mädchen durch seine Adern und Venen winden. Mit diesem Gedanken machte sich Daphne Greengrass auf den Rückweg zum Schloss. Ungläubig betrachtete Terence Higgs den Uhu, der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte und nun mit dem messerscharfen Schnabel an das fragile Fensterglas

seines Zimmers klopfte. Das graue Gefieder leicht zerzaust, wartete der Überbringer ruhig, bis der Herr sich erbarmte, die Balkontür zu öffnen, um ihm die Last von den Krallen zu binden. Das Paket, in bräunliches Papier gehüllt und mit einer Schnur zusammengehalten, lag auf dem alten Sekretär. Er würde sich zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Inhalt befassen, denn es galt, sich zu sputen. Hastig stieg er in die schwarze Hose, knöpfte rasch das weiße Hemd, schlüpfte in die ledernen Schuhe und fuhr sich fahrig mit beiden Händen durch die dunkelblonde Mähne, ehe sich der junge Mann in das hiesige Wohnzimmer begab und mittels Flohpulver in grünem

Rauch durch den Kamin verschwand. Der Tag zog sich schleppend dahin, dennoch verlangte man seine volle Konzentration und ließ kein Abschweifen der Gedanken zu. Die Gespräche der anderen ertrug er mit mildem Lächeln, gab hier und da etwas zum Besten und sehnte den fernen Abschluss des Tages herbei. So sehr es Terence auch reizte, endlich eine höhere Position anzustreben, war ihm seit Monaten der Eifer vergangen, seinen Idealen, seinen hochgesteckten Zielen, hartnäckig entgegenzugehen. Wie auch immer seine engsten Vertrauten es fertig brachten, sich zu vergnügen, es war ihm ein Rätsel. Sahen sie denn nicht

die Notwendigkeit dessen, was sie zu leisten hatten? Eine Leere, die schon lange von ihm Besitz ergriffen hatte, nahm ihn wieder in Beschlag. Belanglose Worte, Nichtigkeiten waren ihm auf den Fersen und schienen ihn rasch einzuholen. Der Trübsinn gewann die Oberhand, zerrte ihn in die unsäglichen Tiefen der Nutzlosigkeit. Ihm fehlte der Elan, die Kraft, sich zu amüsieren und mit den Gedanken bei der nächsten Eroberung zu sein, so, wie die jungen Männer seines Alters es zu pflegen schienen. Die Abende in Pubs verschwenden, die Nächte in fremden Betten verbringen und heimlich im Morgengrauen durch die

Haustür zu schlüpfen, all die Dinge, die man tun sollte, machten ihm schon längst keine Freude mehr. Erschöpft ließ er sich auf das große Bett fallen. Die Arme links und rechts von sich gestreckt, schloss er die Augen und versuchte, an nichts einen Gedanken zu verschwenden. Der Atem entwich ruhig seiner Kehle, ehe er das Läuten des kleinen Glöckchens vernahm, das ihm Abendessen versprach. Unter protestierendem Murren erhob sich Terence aus dem Lager, warf das zerknitterte Jackett über die Lehne des alten Stuhls und blickte verwirrt auf jenes Paket, das noch immer auf dem polierten Holz des Schreibtisches

verweilte. Angespannt nagte die junge Hexe auf der Unterlippe herum. Die Minuten wollten einfach nicht vergehen. Die Stunden und Tage schienen sie mehr und mehr auf eine Probe zu stellen, deren Bewältigung ihr mehr abverlangte, als sie annahm. Nervös trommelte sie mit ihren perfekt manikürten Fingernägeln auf der hölzernen Tisch herum, ehe ein aufforderndes Räuspern sie dazu verdammte, ihr Treiben zu unterbinden. Professor Vektor bedachte sie mit einer erhobenen Augenbraue, ehe die Lehrerin für Arithmantik mit dem Lehrstoff

fortfuhr. Vier, unendlich lange, Tage harrte Daphne bereits aus, wartete mit angespannter Miene jeden Moment darauf, dass eine der Eulen während des Frühstücks, Mittagessens oder Abendbrotes mit einer Botschaft vor ihr hielt. Deutlich spürte sie die Blicke ihrer Mitschülerinnen auf sich, vernahm das Getuschel hinter vorgehaltener Hand und quittierte lästige Bemerkungen mit einem Verdrehen der blauen Augen. Dass Daphne angespannt wirkte, entging ihren Klassenkameradinnen nicht, denn die übliche Beherrschung, die sie ausmachte, ging ihr seit den letzten Tagen merklich verloren. Doch weder die

mopsgesichtige Pansy Parkinson, noch die unscheinbare Tracey Davis oder gar Millicent Bulstrode wagten es, das Mädchen auf ihren Missstand anzusprechen. Einzig Sally Smith blickte ein einziges Mal der jungen Frau fragend und ebenso besorgt entgegen, jedoch verschwendete Daphne nicht einen Gedanken daran, der rothaarigen Hexe auch nur ein Minimum an Informationen preiszugeben. Vielleicht mochte er gar keine Süßigkeiten? Und Schokolade war ihm ein wahrer Graus? Die Hoffnung, so gering sie auch war, mochte Daphne nicht

aufgeben! Verdutzt starrten blaue Augen auf den Inhalt der Schachtel. Wer auch immer sich hier einen Scherz erlaubte, es war ihm gelungen! Seine Miene zierten Unglauben und offensichtliche Verwirrung. Behutsam hatte er Schnur und Papier entfernt, das Pakt vorsichtig geschüttelt und letztlich geöffnet. Im Innern des Päckchens verweilten zwölf, mehr oder weniger ansehnliche, kalorienreiche, schokoladenhaltige Brocken, die, allem Anschein nach, als Pralinen zu bezeichnen waren. Die Mühe des Absenders war wahrlich zu

erkennen, doch Terence vermochte nicht einen Bissen davon zu sich zu nehmen. Zwar waren ihm Süßspeisen und Süßigkeiten nicht gänzlich zuwider, und womöglich würde ein kleines Praliné seine trübe Stimmung etwas mildern, doch er traute dem Frieden nicht. Die Handschrift, auf dem Pergamentfetzen, war sauber, flecken- und kleckslos, und es musste sich unweigerlich um eine weibliche Person handeln, schloss er. Dennoch waren ihm diese Art der Präsente nicht geheuer. Schließlich war ihm bereits das eine oder andere Missgeschick widerfahren, und er fand sich in Situationen wieder, in jene er sich niemals wissentlich begeben

hätte. In seiner Schulzeit hatten die Mädchen reihenweise Zeit und Mühe investiert, um ihn und seine Kameraden zu umgarnen und gefügig zu machen, egal, auf welchem Wege. Manche nahmen sich in Dreistigkeit und Forsche ebenso wenig, wie die Jungen es getan hatten. Kopfschüttelnd nahm er die Schachtel in die Hand und betraute den Hauselfen mit der Aufgabe, jenen Inhalt zu entsorgen. Mit Grauen dachte er an das Abendessen zurück. Wieder hatte er die Anordnung seines alten Herren wortlos und stillschweigend hingenommen, der ihn abermals dazu verpflichtete, am Wochenende zu einer dieser nutzlosen

Partys zu gehen, um endlich seiner Einsamkeit ein Ende zu bereiten. Allzu hoch schraubte der junge Mann seine Erwartungen nicht mehr. Sie wurden mit jedem Besuch einer solchen Feierlichkeit weniger, je öfter er sich bei diesen Anlässen sehen ließ. Begriff der alte Mann denn nicht, dass ihm die Zeit und der Enthusiasmus fehlte, um sich ein Mädchen zu erwählen? Die, die ihn wollten, verachtete er, denn die Hexen waren bei weitem nicht das, was er suchte und jene, die für ihn infrage kamen, hatten sich bereits nach einem anderen, wohlhabenden Zauberer umgesehen. Sein weibliches Pendant zu finden, erschien ihm schwieriger und mit

mehr Mühe verbunden, als er aufbringen wollte. Hastig zupfte Daphne an ihrer Robe herum, ließ sich von ihrer Mutter abermals beteuern, wie bezaubernd sie aussähe, ehe sie nach draußen in den Garten trat, um eiligst vor das Anwesen der Garmounts zu apparieren. Wie einfach es ihr gelungen war, sich von McGanagall eine Freistellung für das Wochenende aussprechen zu lassen, ließ sie schmunzeln. Doch blieb sie nicht das einzige Mädchen, dem es erlaubt schien, an diesem Ball teilzunehmen. Neben ihr bot man auch ein paar ihrer Mitschülerinnen die Gelegenheit, auf

diesem Fest in Erscheinung zu treten. Millicent Bulstrode blickte sich mit gelangweilter Miene um, während ein Mädchen aus Ravenclaw, dessen Name ihr nach all den Jahren noch immer nicht einfallen wollte, unter großen Augen das pompöse Bauwerk betrachtete. Irgendetwas mit »T« im Nachnamen schoss es ihr ein, während Daphne das Kleid der Hexe in Augenschein nahm. Bulstrode brauchte sie nicht zu kümmern, da niemand diesem Mädchen auch nur einen Hauch Beachtung zukommen lassen würde, doch diese Ravenclaw war ihr eine Konkurrentin. Das braune Haar zu einem eleganten Knoten im Nacken geschlungen, schien

diese bereit, sich einen Jungen auszuwählen, denn sie strahlte Beharrlichkeit und Ehrgeiz aus, jene Eigenschaften, die ihr, Daphne, seit Tagen abhanden gekommen waren. Mit schnellen Schritten eilte die blonde Hexe die Stufen hinauf, gefolgt von den anderen Mädchen. Sie hatte bereits den Absatz erreicht und den Klopfer betätigt, als Millicent schnaufenden Lautes noch immer auf der Mitte der Treppen verweilte. Doch das Ravenclaw-Mädchen legte offenbar eine ähnliche Zähigkeit an den Tag, wie der Greengrass-Spross. Zielstrebig schoss Daphne an dem Hauselfen vorbei, während die Ravenclaw freundlich lächelnd den

Diener begrüßte. »Unwichtiges Geschwätz«, zischte Daphne und ließ sich nicht von den Blicken beirren, die sich plötzlich auf sie richteten. Sie betrat das Foyer und lief dem Hausherren direkt in die Arme. Jérôme Philippe Garmount begegnete ihr mit einem strahlenden Lächeln, das seine makellosen, weißen Zähne zeigte. Der Zögling einer reichen, französischen Hexe, die als Schauspielerin sehr erfolgreich war, beteuerte ihr in vornehmsten Französisch, wie perfekt sie aussähe, doch Daphne tat seine Schmeichelei mit einem flüchtigen Wink ab. Auch wenn jemand wie Jérôme

Philippe Garmount, als Eheaspirant nicht abzuweisen war, galt das das Streben der jungen Frau jemand anderem. Höflich und der Etikette gewahrt, bedankte sich Daphne eiligst, denn je schneller er von ihr abließ, desto eher konnte sie die Menge nach ihm absuchen. Melodische Klänge erfüllten den großen Tanzsaal. Junge Menschen, ebenso wie ältere Semester, hatten sich dort versammelt. Plauderten geschwätzig, lachten und scherzten, doch jenen Mann, den sie so verzweifelt suchte, konnte Daphne noch immer nicht erblicken. Mit geschmeidigen Bewegungen bahnte sie sich den Weg durch die Menge, schnappte hier und da ein paar Fetzen an

Gesprochenem auf. Doch auf Neuigkeiten aus dem Ministerium war sie weniger erpicht. Jemand schob sich in ihr Blickfeld und die junge Frau steuerte ungehindert auf ihr Ziel zu. »Madame Garmount«, erhob Daphne die Stimme, ihre Lippen umspielten ein zuckersüßes Lächeln. Während sich das kluge, junge Fräulein bei der Dame des Hauses nicht weniger wortreich bedankte, die Festlichkeit lobte und beteuerte, wie grandios doch die schauspielenden Künste der Gastgeberin seien, ließ sich Daphne nicht von ihrem Plan abbringen, ebenso nach den Gästen Erkundungen einzuholen. Yvette Claire Garmount nahm die

schmeichelnden Worte der jungen Hexe zur allzu gern zur Kenntnis und geizte nicht mit Auskünften über die anwesenden, jungen Herren die, ähnlich ihres Sohnes, auf eine gut situiertes Partie hofften, welche es zu ehelichen als erstrebenswert galt. »Oh, oui, Monsieur Higgs?«, hakte die brünette Hexe nach, nickte eifrig und deutete auf den jungen Mann, der nur wenige Schritte entfernt mit einer jungen Frau Konversation hielt. Ein erneutes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, während Daphne sich entschuldigend aus dem Gespräch mit Madame Garmount wand. Als ihr Blick auf das Mädchen fiel, welches sich

verschämt kichernd die Hände vor den Mund hielt, brodelte bittere Eifersucht in ihr auf. War ihr Trank misslungen? Er hätte sie doch bereits spüren müssen, als sie noch vor den Toren des Hauses stand. Oder hatte er keinen Gefallen an ihrem Geschenk gefunden? Zögernd beobachtete sie die Szenerie und versuchte, so nah wie möglich an Terence und dieses Mädchen heranzukommen. Das hohe, aufgesetzte Lachen, welches die roten Lippen der jungen Hexe verließ, quittierte Daphne nur mit einer perfekt gezupften, und gen Himmel

wandernden Augenbraue. Der Klang erinnerte sie unschwer an Fingernägel, die auf einer Schiefertafel von Nord nach Süd geführt wurden. Schrill, laut und ohrenbetäubend. Die Miene, welche das Gesicht des jungen Mannes zierte, war freundlich, dennoch war es kaum zu übersehen, dass Terence Higgs wohl eher das Gespräch mit einem Troll gesucht hätte, als den Worten der jungen Dame zu lauschen. Pikiert verzog Daphne ihr hübsches Gesicht, als das Fräulein erneut ein hohes, schrilles Lachen von sich gab. Jetzt oder nie! Der Gedanke, schon schnell gekommen, wurde sogleich in die Tat umgesetzt. Mit eiligen Schritten, die

durch das Knallen ihrer hohen Hacken auf den gefliesten Boden verstärkt wurden, marschierte die blonde Hexe geradewegs auf das Gespann zu. Jene Blicke, die sie auf ihrem Rücken zu spüren glaubte, bestärkten Daphne in ihrem Vorhaben, den Auserwählten erretten zu müssen. Bei ihm und dem Fräulein angekommen, hakte sie sich ohne ein Wort bei Terence unter, zwinkerte der Hexe kurz zu und bedeutete tonlos, dass jenes Mädchen sie zu entschuldigen hatte. Verdutzt blickte die schwarzhaarige Schöne ihrem entführten Gesprächspartner nach, doch lange blieb sie nicht allein. Denn kaum, dass Daphne ihn von diesem Weib

wegzuzerren begann, lauerten bereits die nächsten Anwärter auf eine Begutachtung der möglichen Partnerin. »Und so sieht man sich wieder, Miss Greengrass«, raunte er, als Daphne ihn auf einen der Gänge lotste. Allein der Klang seiner Stimme genügte, um das junge Fräulein für wenige Wimpernschläge aus der Fassung zu bringen, doch Daphne mahnte sich um Haltung. »Vielleicht sollte ich dir danken«, fuhr Terence fort und folgte ihren Schritten. »Solltest du?«, hakte sie zögernd nach. »Natürlich«, meinte er und großspuriges Grinsen legte sich auf seine Lippen.

»Dank dir muss ich nicht um einen Hörsturz fürchten. Doch ...« Jenes kleine Wort ließ sie innehalten. Die Betonung, derer er sich bediente, genügte, um ihr einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Es war nichts Elektrisierendes, nichts Prickelndes, nichts Verheißungsvolles. Terence klang bedrohlich, ernst und entschlossen. Daphne sträubte sich, ihn darum zu bitten, mit seinem begonnenen Satz fortzufahren, doch diese Entscheidung nahm er ihr ab. »Doch ich denke, dass ich mit dir an jemand viel Gefährlicheren geraten bin. Oder, Daphne?« Kleine Nadeln schienen sich in den zarten Rücken zu bohren, stachen

unnachgiebig durch Fleisch und Muskeln und gelangten an das schlagende Instrument, das sie am Leben hielt. »Du hast mir etwas genommen«, flüsterte er, rückte zu ihr auf, so dass sie seine Brust an ihrer Haut spüren konnte, und umfasste ihre schmale Gestalt mit seinen Armen. Das Herz pochte ihr wild in der Kehle, doch all das Mahnen und Mühen schien vergebens. Wusste er etwa um das, was sie ihm angetan hatte? Der Wunsch, das dem nicht so war, zeigte sich plötzlich auf ihrem Gesicht, das Anspannung zierte. Fest hielt sie die Augen geschlossen, doch all das Hoffen löste sich in Nebelschwaden

auf. Sein heißer Atem in ihrem Nacken genügte, um ihren Knien keinerlei Befehle mehr erteilen zu können. Sie versagten ihr Tun und die junge Frau ließ sich gegen den rettenden Felsen sinken. »Wirst du schwach?« Wieder bediente sich Terence einem raunenden, flüsternden Ton und das Mädchen in seinen Armen versuchte verzweifelt, einen Laut des Wimmerns zu unterdrücken. Was dann geschah, ließ ihren Wunsch jäh zerplatzen. Terence stieß sie von sich. Daphne geriet ins Straucheln und musste alle Mühe

aufbringen, sich nicht die Blöße zu geben und mit den Knien auf den marmornen Boden aufzuschlagen. Nun war es das Mädchen, auf dessen Gesicht sich Verwirrung und Frucht zeichneten. »Die Handschrift, der Duft, das Papier ...«, begann er und richtete seinen Blick, kalt und erhaben, auf das junge Fräulein. »Ich weiß deine Mühe sehr zu schätzen, Daphne. Doch mich mit vergifteten Pralinen gefügig zu machen beweist, wie einfältig ihr kleinen Mädchen seid. Denkst du, ich hätte den kleinen roten Punkt an meinem Finger nicht bemerkt? Diptam-Essenz, sehr raffiniert. Dennoch ...« Terences Wut drängte sie an das

Gemäuer, doch der erhoffte Schutz blieb ihr verwehrt. »Alle Achtung, Miss Greengrass. Leider muss ich dich enttäuschen, denn wie du nun bereits weißt, halte ich nicht viel von diesem süßlichen, klebrigen Angebot. Dein Präsent durfte von meinen Hauselfen verkostet werden, die wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner durch das Haus liefen und nichts anderes mehr im Sinn hatten, als deinen Namen zu plärren und darauf zu beharren, dass du ihre einzige und alleinige Herrin seist. Bist du so dumm, dass du anahmst, ich würde mich zu ihnen gesellen und mich dir, wie ein liebeskranker Idiot, voll und ganz

verschreiben?« Seine hohe Statur ragte vor ihr auf, während er seine Hände links und rechts neben ihren zitternden Körper bettete und sie so in Gefangenschaft nahm. Sein Gesicht, so makellos, so schön und so gefährlich, kam ihrem nahe. »Du solltest Angst haben, Daphne Greengrass, denn mich zu verspotten zieht Konsequenzen nach sich!«, knurrte Terence und genoss die Furcht, die sich ihm zeigte.. »Ich ...«, schwach entkam ihr jenes kleine Wort, ehe sie damit fortfuhr, Rechenschaft abzulegen und zu leugnen, »ich halte dich nicht für dumm.« Ihr zaghaftes Lächeln verlor sich jedoch

in den dunklen Augen, die mehr mit einer gewitterigen Nacht gemein hatten, als einem himmelblauen Horizont. Daphne versuchte, ihr pochendes Herz wieder an seinen Platz zu befehlen, doch dieses trommelte weiterhin in ihrem Hals und verweigerte jegliche Anweisungen. »Mich zu betäuben, mir meine Zeit zu stehlen ... Ich sollte dich dafür nach Askaban schicken.« Ein wütendes Knurren mischte sich unter den raunenden Barriton. »Für Liebeszauber wird man nicht belangt.« Trotz spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Stolz und unumstößlich regte sie das Kinn. »Was ist mit Freiheitsberaubung,

Täuschung?« Er neigte den Kopf, sobald er seine Argumente, die eine Inhaftierung rechtfertigten, vortrug. »Keine Sorge, Darling, so ein hübsches Gesicht wie deines wäre für dieses Loch die reinste Verschwendung.« Dass er nach ihrem Kinn langte und sie zwang, ihn anzusehen, ließ ihr das Blut wie Stromschnellen durch den Körper jagen. Er kam ihr gefährlich nahe. Zitternd rang Daphne nach Atem und erwog sich dem Glauben, er stünde nur wenige Augenblicke davon entfernt, seinen Mund auf ihre Lippen zu pressen, doch Dummheit sollte ihr eine Strafe sein. »Impedimenta.« Ein leises Flüstern

schwebte durch den schmalen Gang, dann wurde es still.

3

LovePotion Liebesleid und Liebesfreud. 3 Lautlos glitt ihr Leib an der Wand hinab. Seine Worte, jene Zauberformel, hatte die junge Frau in einen Zustand des Schocks versetzt, der jede ihrer Bewegungen sichtlich verlangsamte. Für den Hauch einer Sekunde dachte er daran, das Mädchen einfach in dem Gang zurückzulassen. Doch die gestrenge Erziehung, zwang ihn, sich ihrer anzunehmen. Ehe Daphne den Boden berühren konnte,

hatte er bereits seine Hände stützend um ihren Körper geschlungen und so einen Aufprall mit dem kalten, harten Untergrund vermieden. Schlaff, wie ein triefend nasses Hemd, hing sie in seinen Armen, doch viel an Gewicht schien dem jungen Ding nicht anzuhaften. Dürr, spindeldürr und die wenigen Kurven in einem Korsett verschnürt. »Oh, mon dieu!« Ein gellender, spitzer Schrei ließ Terence herumfahren. Hinter ihm, und der entkräfteten Daphne, trat die Gestalt Madame Garmounts in den Schein der Leuchter, deren schwaches Licht seine ursprüngliche Absicht zu seinem Vorteil verzerrten. Die Gastgeberin hielt sich mit

schreckgeweiteten Augen die Hände vor den Mund, ehe sie zaghaft auf das Fräulein deutete. »Madame Garmount«, begann Terence beruhigend auf die Herrin des Hauses einzureden, »ihr ist nur ein wenig schwindelig vom Elfenwein. Besäßen Sie die Güte, nein, wären Sie so gnädig, der jungen Miss Greengrass einen Ort zur Verfügung zu stellen, an dem sie sich ein wenig ausruhen könnte?« Hastig nickte Yvette Garmount und gebot ihm, ihr zu folgen. Dass das Bündel in seinen Armen beinahe nichts wog, überraschte Terence kaum. Schlank und rank mussten die Mädchen sein, wenn es galt, sich in der Welt der Herrlichkeit

den Besten und Vermögendsten unter ihnen herauszupicken. Die Hausherrin lotste den jungen Mann durch eine Schar Flure, ehe sie an einer Tür zum Stehen kam und ihm bedeutete, dass dies ein angemessener Platz sei, um der Hexe die nötige Ruhe zu gönnen. Sowie er das Zimmer betrat, das dem Anschein nach nur den erlesensten Gästen als Schlafstätte diente, schloss Madame Garmount die Tür und ließ Terence mit dem Weib des Leibhaftigen allein. Ein Grinsen legte sich auf seine Züge, als er seinen Gedanken erneut erlaubte, sich weitere Beschreibungen für dieses Mädchen

auszuspinnen. Hexe, im wahrsten Sinne des Wortes, genügte für diese Art von Frau nicht. Er hatte sie auf das große und einladend wirkende Bett verfrachtet. Er sollte gehen, riet er sich, doch wieder hielt ihn etwas zurück. Seine Wut über ihre Dreistigkeit, ihn vergiften zu wollen, wog noch immer durch seine Adern. Rache käme seinem Gefühl von Genugtuung bereits sehr nahe, doch das, was er wollte, war etwas anderes. Sie sollte leiden. Daphne Greengrass würde Buße tun, leiden und das so sehr, dass sie sich wünschte, ihn nie für sich auserkoren zu haben. Sie würde ihren Willen

bekommen, doch hatte er ihr bereits mit den Folgen dieser Tat gedroht. Und die Konsequenzen würden verheerend sein. Der Überraschung über den Zauber, der von seinen Lippen gewichen war, schien sie mit einem Ohnmachtsanfall entgegenzuwirken. Eine Schutzreaktion von Körper und Geist, um etwaigen Schaden zu mindern. Zu ihrem Glück war sie noch zu benommen, als dass Daphne zu bemerken schien, wie der Urheber ihres momentanen Gemütszustandes ruhelos in dem Raum umher ging. Die Hände hatte Terence hinter seinem Rücken verschränkt, dennoch war sein Blick bei jedem Schritt auf die junge

Frau geheftet. Flüsternd verließen rohe und unfeine Flüche seinen Mund. Das junge Fräulein lag kaum vier Schritte von ihm entfernt in einem Traum aus Seide und Satin, bediente sich einem engelsgleichen Äußeren, dennoch glich ihr Innenleben einem schwarzen Loch, dessen Tiefe unmessbar schien. Vielleicht mochte ihre Zuneigung von tieferen Gefühlen herrühren, doch ihr Vorhaben, ihn für sich zu gewinnen, indem sie ihn mit vergifteten Süßigkeiten in Versuchung führte, konnte er nicht billigen. Den Bann hatte er längst von ihr genommen, als sie sich regte. Dass er ihrem Zauber widerstand, schien nur

langsam in ihren vernebelten Verstand vorzudringen, dass er sie jedoch außer Gefecht setzte, kam einem Hammerschlag gleich. Daphne fuhr auf, mit geradem, durchgestreckten Rücken. In ihren weit aufgerissenen Augen vermochte Terence ganz deutlich Vorsicht und Verwirrung zu erkennen. Schneller noch, als er ausmachen konnte, war sie an das Kopfende des Bettes gerutscht und schlang die bleichen Arme um die Knie. Der junge Mann schwieg. Verharrte an dem Punkt, wo er stehen geblieben war, und betrachtete das Mädchen, dessen Mut es soeben verlassen hatte. Er wusste nicht warum, denn eine einzelne Träne rollte die blutleere Wange

hinab. Wut und Empörung flackerten in ihm auf, denn ihm müsste doch zum Heulen sein, nicht ihr. Doch Terence zügelte sich in seinem Zorn. Würde er mit brachialen Worten eine Schneise schlagen, so geriet sein Plan ins Wanken, wenn nicht sogar in Gefahr. Bei diesem einfältigen Exemplar Frau musste er raffinierter vorgehen. Ihm war nie daran gelegen, Angst und Schrecken zu verbreiten, doch so, wie Daphne auf dem Polster hockte und ihr Körper von einem Beben erschüttert wurde, regte sich ein Gefühl von Bedauern in ihm. Allzu lang gestatte er sich jedoch nicht, in Mitleid für sie zu

schwelgen. »Ich wollte dich nicht erschrecken«, gestand er, doch seine Worte ließen keinen Liebreiz erkennen. »Hast du aber«, brach es trotzig, wenngleich auch brüchig, aus ihrer Kehle hervor. Zufrieden stellte der junge Mann fest, dass das Mädchen es vermied, ihn anzusehen. Was auch immer in diesem Augenblick in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging, wollte er nicht ergründen. Er wollte fort, weg von ihr. Ihren Fängen entschwinden und im Stillen über einem Plan brüten, der sie das Fürchten lehrte und dazu trieb, nie wieder auf diese schändliche Art und Weise nach der

Liebe eines Mannes zu trachten. »Meine Liebe«, erhob er seine dunkle, rauchige Stimme. Jede ihrer Regungen nahm er mit Genugtuung hin. Sobald ihm die ersten Silben über die Lippen kamen, bemerkte er das erneute Zittern ihres Körpers. Terence sprach nicht drohend, er bediente sich einem schmeichelnden, das junge Fräulein in Sicherheit wiegenden, Ton. Sein Vorhaben verfehlte seine Wirkung kaum. Blut färbte dem liebreizenden Geschöpf die Wangen, kroch vom Halse aufwärts und malte eine bezaubernde Röte auf das hinreißende Gesicht. Vorsichtig neigte Daphne den Kopf in

seine Richtung und erschrak, da er bereits die Distanz zu ihr überwand. Kniend ließ er sich auf dem weichen Polster nieder, griff behutsam nach jenem ihrer Beine, das ihm am Nächsten war, und fuhr beruhigend mit dem Daumen über den zarten, milchigweißen Knöchel. Verblüffung zierte ihre Miene, als es sich Daphne erlaubte, ihn näher zu betrachten. Doch noch immer war sie auf der Hut. Zaghaft musterte sie den leichten Bartschatten auf seinem schönen Gesicht, das wohl jede griechischen Marmorstatue vor Neid erblassen ließe. Das Blau seiner Augen so vertraut und weit, dass sie drohte, beinahe drin zu

versinken. Viel mehr aber konzentrierte sie sich auf die sanften Berührungen seiner Finger. Wenn das beruhigende Streichen seines Daumens schon eine solche Wirkung offenbarte, wie musste es erst sein, ganz und gar von ihm gehalten zu werden? »Wie fühlst du dich?« Beinahe hätte sie geschnaubt, doch es ziemte sich nicht. Stattdessen versuchte die junge Frau die wild umher schwirrenden Gedanken zu ordnen, um ihm eine angemessene Erwiderung entgegenzubringen. Eine tiefe Furche bildete sich zwischen den dünngezupften Augenbrauen, eine Reaktion, die ihm nicht entging. Offenbar musste diese Hexe erst einmal

ihre Gedanken und Gefühle in Einklang bringen, ausloten, bis sie sich ihm anvertraute. »Wie ... wie geht es dir?«, zögernd und zaghaft holperten jene Worte über ihre bemalten Lippen. Ein Lächeln, ein Grinsen gar, ließ ihn seine Mundwinkel heben. »Daphne, meine Liebe, es geht mir vortrefflich«, spie er aus. »Jetzt, wo ich dich endlich Mein nennen darf.« Kurz öffnete sie die Lippen, nur um jene dann sofort wieder zu schließen. Ihr Blick jedoch entschädigte ihn beinahe für die Gräueltaten dieses Weibes. Sehr musste er sich zügeln, nicht hier und

jetzt in schallendes Gelächter auszubrechen, denn die Augen der jungen Dame waren vor Überraschung und Euphorie groß und offen, als glaube sie beinahe, ihr verteufelter Plan habe keinerlei Fehlschläge erlitten. Terence Higgs jedoch würde gewiefter, ausgefuchster zu Werke gehen müssen, wenn er dieser Frau beikommen wollte. Er wusste um den Irrtum ihrer Absicht, doch würde sie sich jenen Fauxpas eingestehen – oder dort fortfahren, wo sie begonnen hatte? Von ihrer Reaktion hing es ab, ob er ihrem Spiel gerecht werden würde. Sein Schleier würde fallen, sollte sie sich ihrem Verhalten gewiss sein. Bliebe Daphne jedoch bei

ihrer Wahrheit, so wäre er ihr mit Freuden dabei behilflich, sie, mit ihrer blauäugigen Arroganz und Dummheit, in den Abgrund zu stoßen. Die junge Hexe schluckte. Die Härchen auf ihren Armen richteten sich auf. Das Klopfen ihres Herzen erschien ihr plötzlich ohrenbetäubend laut. Hämmernd und fordernd pochte es in ihrer Kehle. Der Puls raste, während Daphne nach den richtigen, wohlüberlegten Worten zu haschen versuchte. »Darling?« Der Liebreiz in seiner Stimme ließ sie stolpern. »Stimmt etwas nicht?« Ihre Lippen blieben versiegelt. Nicht ein

Laut entwich ihrem Halse. Noch immer schien sie nicht überzeugt. Seine Darbietung musste energischer, enthusiastischer sein! Er wollte den Spieß umdrehen. Ihre Benommenheit und Verwirrung für sich nutzen. Das beruhigende Streicheln seiner Finger verebbte. So schnell, wie sie jenes willkommene Gefühl verließ, rückte Terence näher zu ihr auf. Sein Atem strich, ebenso wie die langen, geschmeidigen Glieder seiner Hände, über ihr Gesicht, liebkosten die erhitzen Wangen. »Komm«, raunte er und bemerkte das ergebene Zucken ihres Körpers, »ich bringe dich nach

Hause.« »Nach Hogwarts?«, entrann es bebend ihrer Kehle. »Wohin du willst«, schmeichelte er mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Wer mit dem Feuer spielte, riskierte nicht selten sich dabei zu verbrennen.

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Hörbuch

Über den Autor

irish_shamrock
Hey und Hallo :) ...,
seit ein paar Jahren schon schreibe ich die eine oder andere Geschichte. Meist handelt es sich dabei um Kurzgeschichten, doch einem längeren Werk bin ich nicht abgeneigt.
Zu meinen fav. Fandoms zählen:
»Harry Potter« »Die Chroniken der Unterwelt« »Die Tribute von Panem« »Twilight-Saga« »One Piece« ... und viele mehr.
Neuerdings führen mich meine Wege auch die Rubrik: ORIGINAL/Eigene Serie
Zu meinen Lieblingsautoren zählen: John Green, David Nicholls, Stephen King, Michael Gerber, Karen Marie Moning, Meg Cabot, Anne Rice, Joanne K. Rowling, Veronica Roth, Suzanne Collins, Cassandra Clare, Stephenie Meyer und Lara Adrian

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Ihr findet mich auf ebenso auf folgenden Seiten:
Animexx.de: » http://animexx.onlinewelten.com/mitglieder/steckbrief.php?id=126141
Fanfiktion.de: » http://www.fanfiktion.de/u/irish
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