Kurzgeschichte
DAS GLÜCK STEHT IN DEN STERNEN

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"Warum glauben was andere wissen?"
Veröffentlicht am 22. April 2019, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
Warum glauben was andere wissen?

DAS GLÜCK STEHT IN DEN STERNEN

DAS GLÜCK STEHT IN DEN STERNEN

Dank der Sterne sind Sie

hochmotiviert und aktiv.

Was Sie wirklich wollen,

können Sie nun auch erreichen.

Das hört sich aber mal gut an, denkt sich Heini Hobelbein. Endlich mal ein

Wochenhoroskop das ihm so richtig in den Kram passt. Besser konnte es kaum kommen. Äußerst glücklich und sehr zufrieden muss er diese wahrhaft fabelhafte Prognose jedem der ihm über den Weg läuft erzählen.  Und selbstverständlich hält er jedem noch so kleinen Zweifler das abgegriffene Stück Papier unter die rümpfende Nase. Da steht es nämlich drauf. Schwarz auf Weiß! Kein vertun möglich. Das ist so gut wie amtlich!

Doch wie zu erwarten erntet Heini die üblichen Vorbehalte gegenüber seinen handfesten Beweisen:

„Schieb ab Du Doofkopp!“

„Geh mir bloß weg mit dem Scheiß,

Trottel!“

„Komm mir nich mit so nem Blödsinn!“

„Werd erwachsen, Du Spacken!“

Nun, diese recht heftig vorgebrachten rohen Worte seiner Schicksalsgenossen beim täglichen Hofgang erschrecken ihn ein wenig. Aber nur kurz.

Was wissen die denn schon, denkt Heini, sind eben allesamt ungebildete Torfköppe. Ignorante Blödmänner und uneinsichtige Blindgänger. Haben eben so überhaupt keinen Schimmer von den Wundern die über uns wachen und unser Geschick leiten.

Doch Heini weiß Bescheid. Er hat die Sterne studiert; ihre Bahnen, die Konstellationen, die Geheimnisse die sie

dem Gläubigen offenbaren, die wundervollen Bestimmungen, die sie für jeden bereit halten, der ihnen seine Seele öffnet.

Gewiss, der Anfang war alles andere als leicht. Allein die vielen fremden Bezeichnungen, die unbekannten Worte, brachten ihn oft an den Rand des Aufgebens. Doch dann legte er sich selbst die Karten, erforschte seine Handlinien. Und alles sagte ihm: Mach weiter.

Zwei ganze Jahre plagte er sich durch unzählige Unterlagen mit Berechnungen über Planetenbahnen, mögliche Konstellationen, Tierkreiszeichen und ihre untrüglichen Eigenschaften.

Außerdem lernte er viel über Astralkulte, Persönlichkeitsmerkmale, und die optimale Vermarktung seiner neu erworbenen Fähigkeiten.

Denn was würde es nützen wenn er nicht die Chance ergriff, möglichst einen ansehnlichen Profit aus seinen neu erworbenen Fähigkeiten zu ziehen...? Genau! Nichts!

Deshalb auch die recht umfänglich gestalteten Ratschläge in Sachen Marketing. Diese begannen klassisch: Man machte sich einfach selbstständig. Doch als niedergelassener Astrologe, Handleser und Lebensberater konnte es eine gewisse frustrierend lange Zeit dauern bis sich ein ansehnlicher

Kundenstamm entwickelt hatte. Da brauchte es Geduld.

Doch es gibt Wege die schneller ans Ziel führen, denn schließlich leben wir in modernen Zeiten. Astrologische Lebensberatung via Fernsehen oder Internet erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Live - Chats mit verzweifelten Hausfrauen, die die Liebe ihres Lebens suchen sind eine sichere Einkommensquelle. Ebenso die telefonische Erstellung unterschiedlichster Horoskope. Da wird minütlich abgerechnet.

Und abgerechnet wird immer.

Solange es Menschen gibt die aus unterschiedlichsten Gründen ihr Leben

nicht selbst in die Hand nehmen, sondern es vorziehen auf eine unklare überirdische Macht zu vertrauen die ihr Dasein lenkt, solange wird es auch Kundschaft geben die bereitwillig ist dafür zu zahlen das man ihnen ihr Schicksal offenbart. Solange es recht positiv ausfällt.

Denn selbstverständlich war ja auch sein Studium nicht für umsonst. Das hatte schon ein hübsches Sümmchen gekostet. Das gesamte Geld das er in der Anstaltseigenen Werkstatt verdient hatte war dafür drauf gegangen. Und noch ein erheblicher Teil seiner privaten Ersparnisse. Das Wissen um die magische Kraft der Sterne hat nun mal

seinen Preis.

Auch wenn man ihn davor gewarnt hatte; ihm vehement von diesem Studium abgeraten hat. Alles Hokuspokus, haben sie gesagt, Totaler Schwindel, keine exakte Wissenschaft. Und noch einiges mehr. Er hatte an sich geglaubt, immer. Und die Sterne standen günstig für ihn - wie ihm dieses Institut ständig glaubhaft versicherte.

Also nahm er ein Fernstudium auf. Einmal monatlich schickte man ihm Lehrmaterial. Er lernte fleißig, sandte dann seine Antworten immer pünktlich zurück. Zugegeben, die Adresse dieser Akademie für angewandte Astrologie irgendwo abseits im rumänischen

Riesengebirge, konnte einen etwas obskuren Eindruck machen. - doch nach zwei lehrreichen Jahren bekam er ein hübsch gestaltetes Diplom. Die Schrift konnte er zwar nicht lesen, aber das war letzten Endes auch egal. Es wirkte offiziell und durchaus glaubhaft. Richtig professionell. Mehr wollte er ja gar nicht. Denn er hatte ja einen Entschluss gefasst: Solide wollte er werden! Endlich Schluss machen mit den kleinen Gaunereien, dem Betrug, Heiratsschwindel und Hochstapelei. Jawohl.  Das brachte einem am Ende doch nur wütende Opfer, stinksaure Ex - Frauen und Gefängnis ein.

Jetzt hatte er noch zwei von ehemals

sechs Jahren abzusitzen. Mit guter Führung sicher weniger. Heini ist sich sicher: Die Sterne würden günstig stehen. Text: harryaltona(2019) Cover: Pixabay

 

  

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KaraList Oh oh ... ein Diplom aus Transsilvanien, der Heimat Draculas ... das verheißt nichts Gutes. Ist schon gruselig, dass Heini darauf reingefallen ist. :-)
Schmunzelgrüße
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Yo, gruselig sind ja diese Menschen, die wirklich an alles glauben, ob geschrieben, gehört, gesehen, gerochen. Dabei leben wir doch in Zeiten der dauerhaften Manipulation.
Tausend Dank, Kara!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"DAS GLÜCK STEHT IN DEN STERNEN...
Nun ja, wer sonst sechs Jahre lang halt nix anderes zu tun hat,
der guckt dann eben in den Mond, oder noch besser in die Sterne,
wenn ihn bis dahin nicht längst schon die Mikrobe
der menschlichen Dummheit aufgefressen hat... ...grinst*
Ich bin übrigens etwas erstaunt, wie handzahm Du neuerdings
deine Underdog-Protagonisten agieren lässt... ...smile*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Abwechslung ist das halbe Leben, Louis.
Hauptsache das staunen bleibt.
Tausend Dank, mein Jung!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Hübsch, wie Du nur sachte mit Heinis Lage herausrückst.
Sogar geografisch war da was ungewöhnlich im Aszendenten (oder es lag an der perspektivischen Verkürzung von Santa Fu aus).

Wo sind eigentlich die Kremlastrologen abgeblieben?

Viele Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Die Kremlastrologen arbeiten doch jetzt in einem weißen Haus. Da werden sie sowas von ernst genommen - oder gefeuert.
Tausend Dank, Gerd.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Wie immer, lieber Harry, eine gelungene Persiflage auf die menschliche Dummheit.
LG B#rbel
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Ist ja auch n Thema das man so schnell nicht ausschöpft.
Tausend Dank, Bärbel!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
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