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HUMMELCHEN

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"Wenn es summt und brummt ..."
Veröffentlicht am 30. März 2019, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.
Wenn es summt und brummt ...

HUMMELCHEN

hummelchen

Benedikta lässt sich atemlos und schwerfällig auf dem grünen Blatt einer großen Tulpe nieder. Umständlich beginnt sie, mit den Borsten ihrer Vorderbeine, die Augen und Flügel vom anhaftenden Blütenstaub zu befreien, denn die Haselwürstchen schütteln sich im leichten Frühlingswind und die Luft ist von den gelben Pollen erfüllt. Endlich fertig. Benedikta fühlt sich wieder sauber. Sie startet mit viel Gebrumm und landet gleich darauf in der großen, roten Tulpenblüte.

„Hallo Benedikta, auch unterwegs?“ „Guten Morgen Sabine. Mit dir habe ich so früh nicht gerechnet. Es ist heute kühl und da dachte

ich, ich sei alleine unterwegs.“ „Meine Flügel sind heute etwas steif. Ihr Hummeln habt uns da einiges voraus. Ihr könnt schon ausfliegen, wenn es fast noch kalt ist.“ „Ach der Neid, Sabine. Dafür bringt ihr Honigbienen den Menschen den Honig. Das können wir nicht.“ „Worüber streitet ihr denn bei dem herrlichen Frühlingswetter“, meldet sich Klein-Felix. Der Glückskäfer trägt rote Flügeldecken mit je einem schwarzen Punkt und eine schwarze Weste. „Wenn du es genau wissen willst: um nichts oder besser, wer mehr wert ist.“ „Ach ist das albern. Wenn ihr von dem Aufruf zum Schutz der Bienen gehört habt, kann ich das fast verstehen. Aber es geht um viel mehr. Seht ihr noch so viele Insekten wie früher? Ich nicht und es macht mich traurig. Die

Menschen haben keine Ahnung, wie Natur funktioniert. Wenn wir in einem Garten wie diesem hier leben, dann haben wir es gut. Schaut euch in manch anderen Gärten um! Ich kann nur sagen Ödnis. Ich finde dort nicht einmal mehr einen Schlafplatz.“ „Hör auf zu räsonieren, Felix. Davon wird die Welt nicht besser. Lasst uns lieber den köstlichen Nektar schlürfen, den es hier rundherum gibt. Ich bin schon pappsatt. Jetzt mach ich mich zum Pollensammeln auf und kehr in meinen Stock zurück, der gleich um die Ecke im Garten steht.“ „Oh, deshalb bist du so früh auf den Flügeln gewesen. Aber ich wohn auch gleich hier um die Ecke, in einer hübschen und geräumigen Erdhöhle.“ „Dann mach’s gut, Sabine.“

Felix und Benedikta, der dicken Hummel, gehört die Blüte nun allein. „Benedikta, hast du schon den Nektar der Hyazinthen probiert? Der ist dieses Jahr besonders lecker. Bist du nicht Spezialist dafür?“ „Das schon. Aber ich liebe große, offene Blüten, wie die der roten Primeln. Du weißt, jeder hat seine Leibspeisen. Übrigens, die Schneeglöckchen waren nicht zu verachten.“

Plötzlich wird es draußen an dem Blütenblatt laut. „Felix, schau bitte, was los ist. Ich möchte nicht gestört werden.“ Felix klettert eilig an dem Blütenblatt nach oben und schaut vorsichtig über den Rand. Erschrocken lässt er sich auf den Blütenboden fallen. „Schnell

weg hier, eine Stinkwanze ist im Anmarsch. Der möchte ich nicht begegnen. Die fühlen sich immer gleich angegriffen.“ Er hebt seine Flügeldecken, pumpt einige Male und verlässt aufgeregt flatternd die Tulpe. „Was der nur immer hat“, denkt Benedikta und schlürft gelassen weiter den süßen Saft. Als die Stinkwanze vorsichtig über den Blattrand lugt, schlägt Benedikta bedrohlich brummend mit den Flügeln. Auf diese Weise hat sie schon manchen Mitesser verscheucht. Und siehe da, es wirkt auch heute. Die Stinkwanze fliegt lärmend davon. Die Hummel ist wieder allein.

Sie lädt sich noch ein wenig von dem schwarzen Blütenstaub auf, dann verschwindet auch sie und sucht nach einer

anderen Blüte. Im Vorbeiflug rasch eine kurze Rast im Kätzchenbaum, gelben Blütenstaub aufladen und weiter geht es. Als sie den Kornelkirschenbusch entdeckt, schwelgt sie im Glück. „Das muss ich gleich meinen Schwestern erzählen“, brummelt sie vor sich hin, ehe sie auf der ersten Blüte landet. „Köstlich! Lange habe ich etwas so Feines nicht mehr genießen können“, sinniert sie, als sie ihren Saugrüssel in der kleine Blüte versenkt. In diesem Augenblick fällt ein großer Schatten auf sie. Erschrocken zieht sie den Rüssel zurück. „Keine Angst, Benedikta, ich bin‘s. Ich bin zu früh aufgestanden. Die letzten Tage waren so warm und jetzt habe ich Hunger.“ „Hallo Faltermax, hast du mich erschreckt. Es ist

schließlich genug da für uns beide und andere. Wo hast du die kalten Tage verbracht? Dein gelber Anzug sieht aus wie neu.“ „Ich hatte Glück. Hier im Gartenhäuschen fand ich einen geschützten und geräumigen Platz. Ich habe herrlich geschlafen. Hoffentlich bleibt das warme Wetter, sonst muss ich wieder in mein Versteck.“ Der Zitronenfalter hat sich auf der benachbarten Blüte niedergelassen und spricht dem süßen Nektar zu. Er besucht einige weitere Blüten, dann fliegt er taumelnd davon. „So ein Stoffel. Er hätte sich schon verabschieden können. Aber offensichtlich ist er von dem bisschen Nektar bereits betrunken, so wie er fliegt!“ Kopfschüttelnd sieht ihm Benedikta nach.


Auch sie besucht noch die eine oder andere Blüte, ehe sie sich schwerfällig erhebt und unter lautem Gebrumm in ihre Erdhöhle zurückkehrt. ©HeiO 13-03-2019

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NORIS
Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.

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