Kurzgeschichte
Ich habe einen Freund

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"Ich habe einen Freund"
Veröffentlicht am 24. Februar 2019, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ich habe einen Freund

Ich habe einen Freund

Die Fensterbank ist kühl als ich meine Hand sanft darauf lege. Ich drehe mich in Richtung des Fensters und starre meine eigene Reflexion in der Scheibe an. Draußen ist es dunkel. Ich lösche das Licht. Danach öffne ich langsam das Fenster und zittere kurz in der plötzlichen Kälte, die mit einem Windstoß in mein Zimmer eindringt.



Nachdem ich einige Momente da gestanden und ins dunkle Nichts gestarrt habe, beginnen meine Augen sich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. In einiger Entfernung steht ein großer Baum, der über unser Haus

hinausragt, die Straße wird von Büschen und Unkraut gesäumt. Nach einer Weile erkenne ich den dünnen weißen Belag auf dem Asphalt. Es hat geschneit, ohne dass ich etwas davon gemerkt hätte. Mit ruhigen Bewegungen setze ich mich auf die Fensterbank und fahre damit fort, nach draußen zu starren. In der Ferne leuchten die Lichter der Straßenlaternen und noch weiter entfernt blinkt ein Windrad. Ich ziehe meine Beine an und umschlinge sie mit meinen Armen.


Die Kälte dringt bis in meine Knochen und ich merke, dass ich zittere. Trotzdem harre ich weiter an meinem Platz aus.

Bis es wieder beginnt zu schneien.


Große, dicke Flocken fallen vom Himmel und hüllen die Welt in einen Schleier aus weiß. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Vorsichtig lehne ich mich ein wenig nach draußen und strecke die Hand aus. Eine streift mich am Daumen, eine andere die Spitze meines Ringfingers. Schließlich landet eine Schneeflocke genau in meiner Handfläche. Ich umschließt sie mit meinen Fingern und ziehe meinen Arm wieder ein.


In dem Moment klopft es an der Tür. Meine Mutter kommt herein und blickt verwirrt, als sie mich am offenen Fenster sitzen sieht.


„Was machst du da?“ fragt sie, noch immer verdutzt. „Du solltest schon längst im Bett sein. Und was machst du am Fenster? Es ist kalt draußen.“


Lächelnd schaue ich sie an. „Ich habe einen Freund“ antworte ich und halte ihr meine offene Hand hin. Meine Mutter betrachtet meine von der Nässe glänzende Handfläche ein paar Sekunden lang, ehe sie langsam auf mich zukommt und meine Hand mit ihrer umschließt.


„Du solltest schlafen gehen, mein Schatz“ sagt sie dann leise. Sie lässt meine Hand los, geht aus dem Zimmer

und schließt hinter sich die Tür.


„Ich hatte einen Freund“ flüstere ich in die Schwärze, die zurückbleibt. Traurig lasse ich meinen Kopf auf meine Knie sinken und betrachte meine Handfläche.


„Ich hatte einen Freund“ wiederhole ich wieder und wieder, immer leiser werdend. Irgendwann wandert mein Blick wieder nach draußen und ich schaue den Schneeflocken weiter auf ihrem Weg Richtung Erde zu.



„Bis bald“ flüsterte ich schließlich, gleite von der Fensterbank und schließe

das Fenster.

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