Kurzgeschichte
DU BIST ES !

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""Ein echter Horrortrip!""
Veröffentlicht am 04. Februar 2019, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
"Ein echter Horrortrip!"

DU BIST ES !

DU BIST ES!

(Ewigen Dank an meinen besten Freund Ilmars A.

Für Inspiration und geistige Getränke.)

Als sie das Haus verließ war es bereits dunkel auf den Straßen. Eigentlich hatte sie sich schon früher auf den Heimweg machen wollen, doch da sie ihre beste Freundin Renate schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte, hatten die Beiden sich wunderbar fest gequatscht. Die gute alte Zeit war so rasch verflogen, zwischen Kaffee, Kuchen und

einem Gläschen Portwein und wundervollen Erinnerungen, die sie immer wieder aufs neue gerne teilten.

Nun stand sie auf der stillen Straße an diesem Winterabend. Winzige Schneeflocken wurden vom eisigen Wind um die Häuserecken geweht. Kein Wetter zum Spazierengehen. Sie hätte sich ja ein Taxi nehmen können, doch für so etwas mochte sie kein Geld ausgeben. Ihre Rente war ohnehin viel zu schmal und sie fühlte sich durchaus noch rüstig genug für ihren halbstündigen Fußmarsch.

Also zog sie ihren Mantelkragen hoch und machte sich auf den Weg. Sie musste aufpassen auf dem immer rutschiger werdenden Pflaster, kam nur langsam

voran. Außerdem erschwerte das immer trüber werdende Licht der Straßenlaternen ihre Sicht. Trotzdem bemerkte sie das außer ihr niemand zu sehen war. Eigentlich kein Wunder bei diesem Schmuddelwetter, dachte sie, doch so ganz allein auf der Straße, dass kam ihr dann doch seltsam vor, ungewohnt, und auch ein wenig unheimlich.

Hast wahrscheinlich wieder Flausen im Kopf, meldete sich eine positiv klingende Stimme in ihrem Kopf, gibt keinen Grund sich vor der Dunkelheit zu fürchten. Wenn es etwas bedrohliches gab, dann das leise Bellen eines fernen Hundes. Sie ging weiter.

Als sie dann um eine Hausecke bog schlug ihr unvermittelt eine heftige Windböe spitze Eiskristalle ins Gesicht. Schützend legte sie eine Hand vor ihre Wange, wandte das Gesicht ab und schloss für einen Augenblick ihre Augen. Als sie den Blick wieder hob sah sie ihn. Genau gegenüber. Er lehnte sich in einen Hauseingang, etwas geschützt versuchte er dort sich eine Zigarette anzuzünden. Sie bemerkte das kurze Aufflackern eines Feuerzeugs in seinen Händen. Der Rest blieb im Schatten verborgen.

So schnell und so unsichtbar wie möglich setze sie ihren Weg fort, hoffte inständig das der Mann sie nicht bemerkt hatte. Doch allzu schnell wurde klar, dass sie

sich irrte. Es war mehr eine Ahnung als Gewissheit, dass er ihre Spur aufgenommen hatte.

Dann hörte sie seine Schritte auf dem Pflaster. Nach ihm schauen wollte sie nicht. Sie wusste das er ihr hinterher ging. Noch etwas entfernt. Doch sein stetiger, sicherer Schritt verriet ihr das er stetig aufholte. Sie versuchte ebenfalls ihre Schritte zu beschleunigen. Doch es war nicht einfach auf dem schlüpfrigen Weg.

Jetzt wünschte sie sich ein noch geöffnetes Lokal herbei; eine Kneipe oder wenigstens einen Schnellimbiss in den sie sich flüchten konnte. Irgendetwas wo sie unter Menschen warten konnte.

Doch dies war eine reine Wohngegend. Kein Geschäft, keine Bar oder Kiosk versprach wärmende Sicherheit. Sie musste einfach weiter gehen. Seine Schritte immer noch hinter ihr.

Und er kam immer näher.

Sie konnte es hören. Ja, regelrecht fühlen. Was sollte sie bloß machen? Sollte sie an einer fremden Tür läuten? Eine fremde Person um Hilfe bitten? Und wenn dann doch alles nur ein blödes Missverständnis war? Wenn der Kerl da hinter ihr nur zufällig denselben Weg hatte?

Sie würde sich ganz schön blöd vorkommen, überängstlich und bemitleidenswert. Wie peinlich.

Dann muss ich es wohl drauf ankommen lassen, sagte sie sich, bleib mutig, was soll dir schon passieren? Soll er mich ruhig ausrauben. Die billige Handtasche mit dem Taschentuch, den Hustenbonbons und den Schlüsseln konnte er gerne haben. Hauptsache er schlägt mich nicht!

Dann war auf einmal Stille. Sie hörte kein „Klack“ seiner Sohlen mehr. Himmlische Stille. Vielleicht war er in einem Haus verschwunden? War jetzt zuhause? Nichts machte ihr jetzt mehr Hoffnung als dieser Gedanke.

Schnell drehte sie ihren Kopf, spähte angestrengt in die fahle Dunkelheit hinter ihr.

Verdammt. Da war er. Immer noch. Nur damit beschäftigt sich eine weitere Zigarette anzuzünden. Dann marschierte er hörbar weiter, bemüht ihren Vorsprung wettzumachen. Es konnte nicht mehr allzu lange dauern bis er sie eingeholt hatte, so wie seine Füße übers Pflaster traten. Schneller. Immer schneller...!

Ich werde schreien wenn er mich anfasst, nahm sie sich fest vor. Ganz ohne Widerstand würde er heute Nacht keine Beute machen. Das war mal sicher. Dann war er schon knapp hinter ihr. Schneller als sie gedacht hatte. Fast konnte sie ihn riechen.

Dann roch sie ihn wirklich. Zigarettenqualm und Aftershave, mit

einem Hauch Eukalyptus. Sein Knie berührten ihren Mantel.

Herrgott, Maria und Josef! Lass es schnell vorbei sein, schoss es ihr durch den Kopf als sie sich umwandte. Da stand er. Direkt vor ihr. Sein Gesicht noch im Schatten.

Schreien wollte sie. So lange und so laut wie noch nie in ihrem Leben. Doch kein einziger Ton kam über ihre trockenen Lippen; kein Atemhauch füllte ihre Lunge. Blanker kalter Schrecken kroch über ihren Rücken. Sie konnte nur noch hoffen das es schnell vorbei sein würde. Sie sah seinen Arm, der sich unnachgiebig nach ihr ausstreckte. Ein eisiges Lächeln zierte sein Gesicht. Dann

fuhr seine Hand herab. Schnell. Viel zu schnell...!

Genau dreimal berührte er sanft ihre Schulter.

„EINS, ZWEI, DREI... DU BIST ES...!!!"

Dann vernahm sie nur noch sein kindliches Lachen, dass sich schnell und endgültig entfernte, bis es in den Schatten erstarb.

Text: harryaltona Cover: Pixabay 

 

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Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.

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MerleSchreiber Jessas, der Herr verschone mich vor so einem spielfreudigen Raucherbürscherl ;-)
Eine wirklich super aufgebaute Kurzstory!
(Bitte lösche meinen ersten Satz, wenn er dir zu viel verrät)
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Na ja, immer noch besser als n wirklich gemeiner Nichtraucher.
Tausend Dank, Merle!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
strandgigant ...ich dachte, sie dreht sich um und sieht Helmut Schmidt, vor Schreck, so dachte ich, würde sie dann aus einem Traum erwachen...
Tolle kurze Geschichte!
Danke
detlef
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Hahahaha… auch keine schlechte Idee. Aber das wäre wohl ein Schrecken von dem man sich nicht so leicht erholt.
Tausend Dank, Detlef!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Mann, ist das spannend, Harry! Da kann man sich wirklich zu Tode erschrecken!!
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Hoffentlich nicht.
Tausend Dank, fleur!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Willie Es liegt manchmal Böses in der Luft, selbst wenn es sich zuweilen als vielleicht harmlos erweist.
Lass es Dir gut gehen und schreibe schön weiter …
LG
Sweder
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Immer schön vorsichtig sein.
Tausend Dank, Sweder!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
OMG!!!
Das ist wahrlich keine Geschichte, die man kurz vorm Schlafengehen lesen sollte.
Perfekt!
LG Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Ach, es gibt schlimmeres. Aber schön das es dich berührt hat.
Tausend Dank, Sabine!!!
lg... harryaltona
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