Fantasy & Horror
Sunstudios Inc.

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"Sunstudios Inc."
Veröffentlicht am 21. Januar 2019, 14 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Vita   Geboren bin ich im ersten Nachkriegsjahr im niedersächsischen Hannover. Einesteils beruflich bedingt, andernteils der Liebe wegen, durchquerte ich die Republik. Vom dialektfreien Hannover wanderte ich, unterbrochen von einem kurzen Abstecher nach Hamburg, ins Hessische, ins Äpplewoigetränkte Frankfurter Umland. Nach Schule und Studium arbeitete ich hier einige Jahre in der biochemischen Forschung. Jahren in Franken und im Münchner ...
Sunstudios Inc.

Sunstudios Inc.

 


 

Mit rhythmisch gleitenden Bewegungen zog er seinen graugrünen, stachelig behaarten Körper die Rampe hinauf und schob sich durch die offene Tür. Das Ladenschild hatte ihn hierher gelockt und natürlich sein nie versiegender Appetit.

Orionburger - feine fetttriefende leckere Burger, heute zum Kennenlernpreis -


Er faltete seinen Leib zusammen und glitt in die Nische. Dann drückte er mit seinen Tentakeln den Serviceknopf. Er tippte die Bestellnummer ein, kreuzte XXL Mac an und lehnte sich zufrieden zurück. Speichelfäden der Vorfreude quollen aus seiner vorderen Körperöffnung, die unter anderem der Nahrungszufuhr diente.



Paul war heute schlecht drauf. Seine Freundin hatte ihn verlassen, sein Magen knurrte, und er fühlte sich schlapp und

schlaff.
Sein Blick wurde von einem Schild angezogen.

Galactic Sun Studios Inc. - Warum davonfliegen, um sich von der Sonne braten zu lassen?
Kommen Sie zu uns. Ein einmaliges Erlebnis für Sie.

Wie hatte ihn Britta, bis gestern noch seine Freundin, bezeichnet, bevor sie Türen schmetternd sein Appartement auf Nimmerwiedersehen verlassen hatte?

"Mir ekelt vor dir. Du frisst und säufst und siehst aus wie eine Made, eine

weiße, fette Made."

Dagegen musste er etwas tun, das Sonnenstudio war gerade richtig, und anschließend würde er den Besuch eines Fitness - Studios in Erwägung ziehen, beschloss Paul.

Die Flügel der Glastür glitten vor ihm zurück und Paul befand sich in einem futuristisch gestylten Empfangsraum. Er bewegte sich auf eine geschwungene Glastheke zu. Dahinter tippte ein seltsam aussehender Mann etwas in ein Terminal ein. Er schaute kurz hoch, musterte Paul dann mit erwachendem Interesse und merkwürdig intensiven

Blicken.
Paul hatte das seltsame Gefühl, das das Gesicht des Mannes irgendwie unscharf war, kurzzeitig verschwamm, seltsam pulsierte.
Ich muss mal zum Augenarzt gehen, dachte er.

"Ihre Bestellung wird sofort bearbeitet" murmelte der Mann hinter der Theke in sein Mikrofon, während er keinen Blick von Paul ließ.

"Ich hätte ein ganz besonderes Angebot für sie. Sie brauchen eine Intensivbehandlung. Unser Power Sunbräuner ist gerade richtig für Sie" Er

lächelte Paul gewinnend an.
Auch die Stimme des Mannes klang wie bei einem schlecht eingestellten Radiosender.
Dann eilte er um die Theke herum, fasste Paul am Arm und schob ihn hinter einen Vorhang.


Aus den Augenwinkeln bemerkte Paul noch, wie zwei Männer in schwarzen Anzügen und dunklen Sonnenbrillen in das Studio stürmten und sich suchend umsahen.
Komisch, die sehen aus wie die "Men in Black", dachte

er.

Dann verbarg der Vorhang das Geschehen draußen. Der Mann öffnete mit öligem Grinsen eine schwere Tür und betrat mit Paul den Raum. Ein kleiner Raum, in der Mitte eine große Sonnenliege, ein Stuhl zur Kleiderablage, ein etwas verstaubter Spiegel, sonst befand sich nichts darinnen.

Paul fragte zaghaft nach dem Preis. Der Mann krächzte nur: "Zur Einführung für Sie gratis. Sie werden sich nicht wieder erkennen so rundum gebräunt, genau die richtige Anlage für einen Mann, wie Sie." Er tätschelte Paul die Schulter.


Dann verließ er beinahe fluchtartig den Raum. Die Tür fiel mit einem satten Plopp ins Schloss.

Paul dachte sich noch, soviel Glück muss der Mensch haben, dann entkleidete er sich sorgsam, faltete alles penibel auf dem Stuhl zusammen. Er legte seine goldene Halskette ab und seine Armbanduhr und musterte sich noch kurz angewidert im Spiegel. Dann ließ er sich schwerfällig auf der Sonnenbank nieder.

So wie er da lag, hatte er wirklich etwas von einer fetten, weißen Made an sich. Die kurzen Arme und Beine und der

schwere massige Körper, man konnte seine Freundin verstehen.

Kaum lag er da, als der obere Teil der Sonnenbank herab glitt und erst wenige Zentimeter über seinem Bauch anhielt. Paul tippte mit seinem kurzen wurstförmigen Zeigefinger auf den roten Knopf. Einen Moment passierte nichts. Ein dumpfes fernes Geräusch beschäftigte ihn. Es hörte sich an, als ob jemand an die schwere Tür hämmerte.

Dann überschlugen sich die Ereignisse. Das Oberteil der Sonnenbank verband sich mit einem schmatzenden Geräusch mit dem Unterteil. Eine Lichteruption

zwang ihn reflexartig die Augen zu schließen. Und es wurde warm, nein warm wäre nicht richtig, es wurde heiß, richtig heiß um genau zu sein. Paul fühlte Panik in sich emporsteigen. Das gleißende Licht machte einem dunkelroten Glühen Platz. Es wurde immer heißer, der Schweiß lief in Bächen über seinen Körper.

Es wurde unerträglich, seine Haut brannte wie Feuer. Eine Glutwelle überschwemmte seinen Körper, er meinte auf glühenden Kohlen zu liegen. Dann setzte der Schmerz ein, Paul keuchte und rang nach Luft. Das letzte was er vernahm, bevor ihm seine Sinne

schwanden, war ein eigentümlicher immer stärker werdender Geruch nach gebratenem Fleisch.



"So mein Herr. Ihre Bestellung ist fertig, die Spezialität des Hauses, ein extra großer, saftiger, fetttriefender Orionburger."

Der graugrüne, stachelig behaarte Fremde nahm mit seinen Tentakeln den dampfenden XXL Mac und schob ihn in einem Stück in seine vordere Körperöffnung. Die Speichelfäden liefen nur so herunter, während seine

Kauplatten den schmackhaften Bissen zermalmten.
Es schmeckte ausgezeichnet.

Wirklich, die Werbung hatte nicht gelogen.

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Hörbuch

Über den Autor

scrittore
Vita
 
Geboren bin ich im ersten Nachkriegsjahr im niedersächsischen Hannover. Einesteils beruflich bedingt, andernteils der Liebe wegen, durchquerte ich die Republik. Vom dialektfreien Hannover wanderte ich, unterbrochen von einem kurzen Abstecher nach Hamburg, ins Hessische, ins Äpplewoigetränkte Frankfurter Umland. Nach Schule und Studium arbeitete ich hier einige Jahre in der biochemischen Forschung. Jahren in Franken und im Münchner Umland folgten. Mittlerweile bin ich aber in Sachsen heimisch und zwar im östlichsten Teil davon, in Görlitz.
Das ist praktisch, wenn man mit einer Oberlausitzerin verbandelt ist.
 
Als ich meinen ersten Computer bekam (Commodore C64), begann ich Gedichte und Texte niederzuschreiben. Das war in den frühen Achtzigern.
 
Lange Zeit kam nicht viel zu Stande. Das änderte sich erst Mitte bis Ende der Neunziger, als ich in Kontakt mit der Münchener Sektion der ?Sisters in Crime ? kam. Der Ehrgeiz erwachte schlagartig. Lesungen wurden organisiert, zeitweilige Mitarbeit in der SOKO Criminale, erste Veröffentlichung zweier Geschichten in der Ebersberger Zeitung (Heimatblatt des Münchener Merkurs) folgten.
Heute nehme ich sporadisch, wenn das Thema passt, an Wettbewerben teil, habe ab und an Beiträge in Literaturzeitschriften, widme mich ansonsten meiner Homepage, auf der eine Reihe meiner Texte stehen.
 
Sommerliebe, mein erster kurzer Roman, erschien 2010 bei BOD als Taschenbuch und EBook. Unser italienischer Sommer, der Nachfolger, ist als EBook bei amazon & co, sowie als TB bei amazon, erhältlich.
Dazu gibt?s bei den bekannten EBook Dealern auch noch einige Kurzgeschichten zu lesen.
Zuletzt Mitarbeit an einigen Anthologien.

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scrittore Nicht ist so wie es scheint, dass muss Paul hier erfahren, Vorsicht vorm Besuch im Sonnenstudio
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