Fantasy & Horror
Die Legende um den Stein von Fina - Überarbeitete Fassung

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"Fina will einem Mädchen helfen, dass im Kerker eingesperrt ist. Dabei läuft etwas schief..."
Veröffentlicht am 16. Januar 2019, 60 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Fina will einem Mädchen helfen, dass im Kerker eingesperrt ist. Dabei läuft etwas schief...

Die Legende um den Stein von Fina - Überarbeitete Fassung

Prolog

Hastig rannte sie durch die engen Gassen. Irgendwie musste sie ihre Verfolger abschütteln. Als sie mit eiligen Schritten in eine dunkle Gasse einbog hoffte sie, dass ihre Verfolger dieses Manöver nicht bemerkt hatten. Rasch lief sie weiter und versteckte sich im Schatten eines Hauses. Mit dem Rücken presste sie sich an die Wand und rang nach Luft. Dabei klopfte ihr Herz wie wild, und sie spürte den beschleunigten Rhythmus bis an ihren Hals. Es herrschte Stille. Vorsichtig schaute sie sich um. Niemand war zu sehen. Doch sie musste weiter. All zu lange durfte sie nicht an

einem Ort verweilen. Man würde sie sonst finden.

Über das Kopfsteinpflaster lief sie weiter die Gasse entlang, und an deren Ende offenbarten sich ihr zwei Wege. Der rechte Weg schien ins Dorfinnere zu führen, denn sie vernahm ein lautes Stimmengewirr. Links von ihr erstreckten sich weitere Abzweigungen. Sollte sie sich unter Menschen mischen und verstecken, oder versuchen aus diesem Dorf zu fliehen?

Ihre Überlegungen wurden durch auftauchende Geräusche von Schritten unterbrochen. Offensichtlich schienen diese von mehreren Personen zu stammen. Jedoch wollte sie nicht

herausfinden, ob es eine Gruppe von Wanderern oder ihre Verfolger waren. Auf beunruhigende Weise wurden die Schritte schneller, und sie musste sich deshalb entscheiden.

Aus dem Dorf, dachte sie voller Panik. Ich muss aus dem Dorf raus.

Augenblicklich rannte sie los, und nahm den linken Weg. Ohne einen einzigen Blick hinter sich zu werfen, rannte sie durch die endlos verzweigten Gassen.

Warum verfolgen die mich? Was wollen sie von mir?

Mit enormem Tempo schoss sie um die Ecke, und bog in die nächste Gasse. Jetzt war sie fast an ihrem Ziel angelangt, da sie bereits die Mauer mit dem großen

Torbogen sehen konnte. Nur dort führte der einzige Weg aus diesem Dorf hinaus.

„Stehen bleiben!“, rief ihr jemand hinterher.

Nur noch ein kleines Stück, dachte sie und rannte weiter.

„Stop!“

Wie aus dem Nichts sah sie einen Schatten aus einer der Gassen huschen. Ihre Schritte wurden noch schneller, um ihm auszuweichen. Ein weiterer Schatten tauchte auf. Kurz bevor sie in eine weitere Gasse abbiegen wollte, wurde alles um sie herum schwarz.

Kapitel 1: Die Flucht

Aus ihren angenehmen Träumen erwachte Fina. Die Sonne schien ihr ins Gesicht. Zuerst stand sie auf und streckte sich, anschließend ging sie zu ihrem Fenster, um es zu öffnen. Sie schaute hinaus und blickte in einen wolkenlosen Himmel. Ihr Blick schweifte über die maroden Häuser, und blieb in einer Gasse hängen. In dieser liefen bereits einige Leute zum nahegelegenen Markt. Sie erschrak und stürmte zu ihrem Kleiderschrank. Hastig zog sie ein schlichtes Kleid an. Nachdem sie ihre schulterlangen, rotbraunen Haare zurechtmachte, lief sie die Treppen hinunter, schnappte sich einen Korb von

einer Kommode und verließ das Haus. Auf ihrem Weg durch die Gassen erblickte sie zwei Soldaten, die sich angeregt miteinander unterhielten. Zunächst lief Fina an ihnen vorbei und verfolgte dann kurz ihr Gespräch.

„Ich habe gehört, dass ihr gestern wieder jemanden erwischt habt“, sagte der Schmächtigere von den beiden.

„Ja. Es war nicht einfach. Wir mussten sie durchs ganze Dorf verfolgen. Als ich zu den anderen stieß, war alles bereits gelaufen“, meinte der Andere missmutig.

Es handelte sich um ein alltägliches Gespräch, dass Fina schon oft von Soldaten mithörte.

Meist erzählten sie, dass jemand beim

Stehlen erwischt wurde, oder sie unterhielten sich über ihre Familien. Als Fina auf dem Marktplatz eintraf, waren bereits viele Bewohner unterwegs. Die zahlreichen Händler priesen lautstark ihre Waren an, während der Schmied bereits seiner Arbeit nachging und ein Schwert schmiedete.

„Hallo Fina!“, begrüßte er sie. „Bist heute aber spät dran.“

„Ich habe wieder einmal verschlafen. Schätze, die besten Waren sind schon weg“, antwortete sie.

„Kann schon möglich sein. Ich habe das Schwert fertig, dass dein Vater haben wollte.“

„Davon wusste ich nichts“, erwiderte sie

überrascht. „Ich habe leider nicht genug dabei.“

„Ist schon in Ordnung. Ihr habt mir schon so oft aus der Patsche geholfen. Das Zweite wird in einer Stunde fertig sein. Bitte nimm sie als Geschenk. Du kannst in Ruhe deine Besorgungen erledigen.“

„Bist du sicher?“

„Natürlich bin ich das. Bis später.“

„Okay, bis später.“

Gemütlich schlenderte Fina über den Markt, und kaufte ein paar Lebensmittel fürs Abendessen ein. Danach schaute sie sich ein paar Accessoires und Kleider an. Die Zeit verging und die ersten Händler begannen ihre Waren zu verstauen. Da

bemerkte Fina, dass allmählich die Sonne unterging.

Nun kehrte sie zum Schmied zurück, und erhielt die beiden Schwerter. Bevor sich Fina auf den Heimweg machte bedankte sie sich. Gerade wollte sie den Marktplatz verlassen, als sie ein interessantes Gespräch einer kleinen Gruppe belauschte.

„Unser armer Bürgermeister. Er war so ein guter Mann“, erzählte eine ältere Dame.

„Psssst, sei still! Wir dürfen über den Vorfall nicht reden!“, fauchte ein älterer Herr sie an, und stütze sich auf seinen Gehstock.

Sofort verlangsamte Fina ihre Schritte.

„Wir wissen alle, was passiert ist. Ich wünschte auch, dass jemand den Mut hat sich für das Amt zu bewerben. Allerdings hat keiner Lust ebenso zu enden“, sagte ein stämmiger Mann.

Diesen Vorfall kannte Fina ebenfalls. Der letzte Bürgermeister hatte eine Audienz bei König Alfons. Dieser nahm, nach dem Tod seines Bruders König Enriques, den Thron für sich in Anspruch. Der Bürgermeister wagte es König Alfons als verrückt zu bezeichnen. Jeder wusste, dass der König auf der Suche nach irgendetwas war. Dazu entsandte er die meisten Soldaten durchs Land. Es rankten sich viele Gerüchte darüber, wonach er genau suchte. Einige meinten,

er suche einen Schatz. Andere glaubten es ging um eine schöne Frau, die er heiraten wollte. Allerdings wusste keiner Genaueres. Der Bürgermeister wurde einige Tage darauf hingerichtet. Seit diesem Tag wurde der Bürgermeisterposten nicht mehr besetzt. Daraufhin verstärkte König Alfons seine Suche, und sandte weitere Soldaten aus. Dies schien jedoch völlig erfolglos zu verlaufen, denn die Soldaten kehrten mit leeren Händen ins Schloss zurück. Seine Suche gab er jedoch nicht auf. Auf einmal rannte eine junge Frau an Fina vorbei, und blieb bei der Gruppe stehen.

„Habt ihr schon gehört? Eine junge Frau wurde gestern festgenommen“, berichtete

sie.

Alle nickten.

„Sie soll den König bestohlen haben“, erzählte der stämmige Mann.

„Armes Ding. Sie wird sicher hingerichtet“, sagte die ältere Dame, und strich sich mit einer Hand über ihren Hals. Danach schüttelte sie sich, um das aufkommende Gefühl von Angst abzuschütteln.

„Jeder, der das Gesetz gebrochen hat wird hingerichtet. Man bekommt keinen Prozess mehr“, erklärte der ältere Herr, und verstärkte seinen Griff um den Stock.

Darüber wurde Fina wütend und beschleunigte ihre Schritte. Am Haus

angekommen, schlug Fina die Tür auf. Mit einem lauten Knall prallte diese gegen die Steinwand.

„Schön, dass du zu Hause bist, aber musst du die Tür so aufschlagen?“, beschwerte sich ein Mann.

„Ich bin wütend! König Alfons hat schon wieder jemanden festnehmen lassen. Angeblich soll sie ihn bestohlen haben. Immer dasselbe. Mir reicht es!“, schnaubte Fina und stellte den Korb kraftvoll auf dem Tisch ab, sodass einige Lebensmittel herausfielen und quer über die Tischplatte rollten. Währendessen saß dieser Mann auf einem alten, verschlissenen Sessel mit einem Buch in der Hand.

„Hier deine Schwerter. Der Schmied gab sie mir für dich.“

„Das ging diesmal aber schnell! Allerdings bestellte ich nur eines bei ihm. Sei so gut, und zeig sie mir.“

In einem verschnürten Paket mit weißem Leinentuch eingehüllt, legte Fina die Schwerter auf den Tisch. Der Mann erhob sich aus dem Sessel, und legte das Buch neben den Korb. Sogleich knotete er die Schnur auf und holte ein Schwert heraus, um es mit einem prüfenden Blick zu begutachten.

Die Statur des Mannes war groß und schlank. Seine weißen, kurzen Haare erweckten den Anschein, dass er ziemlich alt sein musste. Jedoch kannte

Fina sein Alter nicht, und deswegen konnte sie es nur grob schätzen.

„Ich kann das nicht mehr, Chiron!“, sprach Fina wütend.

Daraufhin ließ er das Schwert sinken und blickte zu Fina hinüber.

„Ich muss etwas tun.“

„Nein!“, echauffierte er sich. „Du wirst nichts tun, außer dass du dich jetzt beruhigst, oder glaubst du tatsächlich, dass ein sechzehnjähriges Mädchen so einfach ins Schloss spazieren kann, und ohne weiteres wieder rauskommt? Keiner verliert gern sein Leben. Auch du nicht und wirst es gleich verlieren, wenn du Hals über Kopf eine unbedachte Rettungsaktion startest. Hast du denn

überhaupt einen Plan, oder willst du durch das Haupttor ins Schloss gelangen? Dann kannst du dich auch gleich selbst an den Galgen hängen. Ich möchte nicht erleben müssen, dass meine Tochter so eine Dummheit begeht!“

Eine äußerst unangenehme Stille breitete sich im Raum aus.

„Sei so gut und bereite das Abendessen zu, wenn du dich wieder beruhigt hast“, bat ihr Vater, und wandte sich wieder seinem Schwert zu.

Darauf packte Fina die Lebensmittel mit säuerlicher Miene wieder in den Korb hinein, und verließ wutschnaubend den Raum. Sogleich ging sie in die kleine Küche. Diese war lediglich mit dem

Nötigsten ausgestattet. Ganz in Gedanken nahm sie sich ein paar Zutaten, und versuchte sie in mundgerechte Stücke zu schneiden.

Nach einiger Zeit verarbeitete sie aus ihnen eine deftige Mahlzeit und stellte Chiron, der das Begutachten der Schwerter beendete und offenbar die Tür schloss, einen Teller auf den Tisch.

Die beiden aßen ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Als sie schließlich aufaßen, spülte Fina das Geschirr ab und ging in ihr Zimmer hinauf. Noch eine Weile betrachtete sie den glitzernden Sternenhimmel, bevor sie sich ins Bett legte. Dabei starrte Fina die Decke an, und rief sich diese

Unterhaltung der Dorfleute ins Gedächtnis.

Jetzt schaute Fina in das Gesicht eines Mädchens, und blickte sich dann erschrocken um. In diesem Augenblick hielt sie sich an einem kalten und düsteren Ort auf, der kaum beleuchtet wurde.

Das Wasser floss durch die Steinwände, die sie in ihrer Nähe umgaben. Ängstlich zusammen gekauert saß die Kleine bloß in einer Ecke und trug ein schmutziges, zerrissenes Kleid. Ihr langes, blondes Haar fiel ihr sanft über die Schultern. Tränen rannen ihr über das ganze Gesicht.

Schritte ertönten. Augenblicklich drehte

sich Fina um und sah die schwachen Umrisse eines Mannes, der ein Tablett in der Hand hielt und hinter den Gitterstäben stand.

„Da hast du was zu essen“, sagte eine Stimme, und schob das Tablett durch die Gittertür.

Darauf lagen ein Stück Brot und ein Becher mit einer Flüssigkeit.

„Du kannst wirklich froh sein, dass der König dir diese Ehre erweist bevor du übermorgen hingerichtet wirst, Aya.“

Die Angesprochene zeigte nicht die Spur einer Reaktion über diese Worte. Der Mann drehte sich um und ging fort. Die Gefangene wartete geduldig bis die Schritte verhallten, um nach dem Brot zu

greifen, dass sie sofort gierig verschlang. Anschließend setzte sie sich wieder in die Ecke, umschlang mit den Armen ihre Brust und begann zu zittern.

„Hilfe“, flüsterte sie, und blickte Fina flehend in die Augen.

„Warum hilft mir den niemand?“, fragte sie noch, lehnte sich danach gegen die Mauer, und schlief weinend ein.

Vollkommen schweißgebadet erwachte Fina. Zunächst blickte sie sich verwirrt um, und erkannte ihr Zimmer wieder.

Was war das für ein merkwürdiger Traum?, dachte Fina, während sie aus dem Fenster schaute.

Der nächste Morgen brach bereits an.

Schnell machte sie sich zurecht und ging zum Markt. Teilnahmslos streifte Fina von Händler zu Händler. Es gab in ihren Auslagen verschiedene Waren zu begutachten. Jedoch nichts weckte ihr gesteigertes Interesse. Plötzlich schnappte sie Worte eines Gespräches auf.

„Hast du gehört? Das Mädchen, das sie vorgestern erwischt haben, soll eine Schönheit sein“, sagte ein stämmiger Mann mit kräftiger Stimme und kraulte dabei seinen Bart.

„Ihr Name soll Aya, oder so gewesen sein“, erwiderte die Stimme einer jungen Frau.

Auf der Stelle blieb Fina erschrocken

stehen und traute kaum ihren Ohren.

Aya! Das kann nicht sein! Ist sie etwa das Mädchen aus meinem Traum, schoss es ihr dabei in den Kopf.

„Eine Wache berichtete, dass Aya immer in einer Ecke sitzen soll und kein Wort sagt. Hat es wohl aufgegeben sich zu wehren“, erzählte dieser Mann weiter.

Eilig lief Fina nach Hause. Diese Worte der Leute verwirrten sie völlig.

Was soll ich tun. Das kann doch kein Zufall sein, überlegte Fina. Ich sollte mit Paps darüber reden. Zuhause angekommen stellte Fina den Korb auf den Tisch. Scheinbar kehrte Chiron noch nicht von seiner Arbeit zurück. Dann setzte sie sich in seinen Sessel hinein,

und versank in Gedanken.

Ganz unvermittelt hörte Fina die Geräusche von der Tür. Sie erhob sich und wollte ihren Vater begrüßen, als dieser das Wohnzimmer betrat.

„Du bist ja schon zurück. Und wie ich sehe ohne Einkäufe“, sagte Chiron enttäuscht.

„Ich…muss mit dir reden.“

Aufgeregt berichtete sie Chiron von ihrem verstörenden Traum, und von diesem merkwürdigen Gespräch der Leute im Dorf.

„Was soll ich nur machen?“, wollte Fina wissen.

„Das ist reiner Zufall. Du solltest nichts auf das Geschwätz der Leute geben“,

meinte er.

"Aber was, wenn es gar kein Traum war?"

"Du kannst nichts ausrichten. Lass uns zusammen zum Markt gehen, und die Sachen für unser Abendessen kaufen."

„Hilfe! Bitte hilf mir!“, hörte Fina.

Sofort schaute sie sich verwirrt um. Allerdings hielt sich außer Chiron niemand im Haus auf.

„Ich glaube, es war überhaupt kein Traum. Ich habe gerade ihre Stimme gehört!“, sprach sie und fasste dabei einen Entschluss.

„Ich werde sie befreien, Chiron! Nur schaffe ich das nicht allein. Bitte hilf mir dabei.“

„Du weißt schon, was passiert, wenn wir erwischt werden“, mahnte er.

„Ja klar. Nur mein Gefühl sagt mir, dass ich ihr helfen muss.“

„Na gut. Ich werde dir helfen. Du bist von deiner Idee sowieso nicht abzubringen. Bereite dich gut vor. Bei Sonnenuntergang brechen wir auf.“

Blitzartig rannte Fina in ihr Zimmer hoch, und holte aus ihrem Kleiderschrank eine Kiste hervor. Schnell öffnete sie den Deckel, und holte einen schwarzen Kampfanzug mit vielen Taschen an allen Seiten heraus. Augenblicklich zog sie sich um. Danach suchte sie in der Kommode den Dietrich, das Messer und ein Seil, sowie

verschiedene Haken und Ösen, aber auch sämtliche andere Dinge, die ihr für das riskante Vorhaben als nützlich erschienen heraus. Sorgsam verstaute sie alle Gegenstände in den Taschen.

Nachdem Fina damit fertig war schaute sie ein letztes Mal aus dem Fenster heraus, und dachte dabei an die vergangenen Jahre. Seit ihrer Kindheit erlernte sie verschiedene Kampfkünste. Darunter auch der Schwertkampf. Zwar beendete Fina die Ausbildung nicht, aber sie war der Auffassung genug gelernt zu haben, um sich ausreichend verteidigen zu können.

Als Fina aus ihren Gedanken zurückkehrte, bemerkte sie, dass die

Sonne schon fast unterging.

Sogleich schloss sie ihren Kleiderschrank, und schaute sich noch einmal kurz um. Damit wollte sie sicherstellen, dass sie nichts Wichtiges vergaß und ging anschließend zu Chiron hinunter, der bereits auf seine Tochter wartete. Auch er trug ebenfalls einen Kampfanzug, und hielt die beiden Schwerter des Schmieds in der Hand. Mit ernster Miene reichte er eines davon Fina.

„Dieses hier ist für dich. Es ist eines seiner besten, die er jemals geschmiedet hat! Er würde sich freuen, wenn du es bekommst. Ich werde vorausgehen“, teilte Chiron ihr mit, und ging durch die

Tür.

Zuerst band sich Fina das Schwert auf den Rücken und folgte ihm. Anschließend liefen sie hinters Haus und danach an ein paar Häusern vorbei, bis die beiden an der Dorfmauer anhielten. Direkt an der Mauer stand ein riesiger, dicht bewachsener Busch. Dieser wurde von Jahr zu Jahr breiter und höher. Jetzt stellte sich Chiron vor ihm in Position, und schaute sich in alle Richtungen um.

Dann griff er nach Finas Hand, und zog sie durch das Gebüsch. Nachdem die beiden sich durchs Dickicht kämpften, ließ Chiron ihre Hand los. Fina wusste, dass sich hier ein Durchgang befand. Diesen durchquerte sie schon oft, als

Fina noch ein Kind war. Chiron bat sie immer wieder darum sich den Weg einzuprägen. Doch Fina konnte sich die genaue Stelle des Weges nicht merken, weil für sie alles gleich aussah. Den Weg zur Mauer fand sie allerdings im Schlaf.

Das Schloss ragte in voller Pracht hinter dem Wald hervor. Zwischen ihnen und dem Wald erstreckten sich einige Felder. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, bahnten sich Chiron und seine Tochter durch die Felder und den Wald ihren Weg. Niemand würde ihnen glauben, wenn sie behaupten würden zu einem Training unterwegs zu sein. Ihre Ausrüstung war dafür viel zu aufwändig. Es brach bereits die Nacht an, als sie die

hohe Schlossmauer, die an den Wald grenzte, erreichten. Total unerwartet blieb Chiron stehen.

„Wie kommen wir bloß da rein?“, flüsterte Fina.

„Folge mir einfach. Ich kenne einen Weg hinein“, erklärte er knapp, und deutete auf eine Stelle in der Mauer.

„Woher?“

Mit einem viel sagenden Blick unterbrach Chiron sie. Diesen erwiderte Fina mit einem hoffnungsvollen, neugierigen Blick. Jedoch wusste sie, dass ihr Vater sein Geheimnis niemals preisgeben würde. Langsam schweifte Finas Blick über die mit Moos überwucherte Schlossmauer. Hier und da

konnte Fina darauf ein paar merkwürdige Zeichen erkennen.

Dabei entdeckte sie Chiron, der unvermittelt an der Mauer auftauchte und im folgenden Augenblick gleich wieder verschwand. Vollkommen verwirrt blickte sie um sich. Ihr Vater stand nicht mehr neben ihr. Erneut warf Fina einen Blick an der Mauer entlang, um sich zu vergewissern, dass keine Wachen in der Nähe waren.

Überaus vorsichtig lief sie zu dieser Stelle hin, an der er zuvor verschwand und entdeckte, beim genaueren Hinsehen, eine kleine Nische im Mauerwerk. Vom vorherigen Standpunkt am Rand des Waldes konnte sie überhaupt nicht

bemerkt werden. Daraufhin schlüpfte Fina hinein und sah Chiron ganz am Ende des Durchgangs, mit dem Blick auf die Mauer gerichtet, stehen. Bei ihm angekommen, betrachtete sie ebenfalls die Mauer. Auch hier bot sich ihr das gleiche Bild, denn das Moos verdeckte die Steine der Mauer vollständig, und Fina konnte erneut ein paar dieser merkwürdigen Zeichen feststellen.

„Was sind das für Zeichen?“, wollte sie wissen.

„Das sind magische Runen. Sie sollen das Gemäuer vor Schäden bewahren“, erklärte Chiron.

Gleich darauf hob er die Hand, und strich etwas Moos zur Seite. Darunter kamen

eine Rune und rissiges Mauerwerk zum Vorschein. Mit dem Finger zeigte er neben die Rune. Dazu musste Fina äußerst genau hinschauen, um eine kleine Kugel zu entdecken. Im nächsten Augenblick drehte sie Chiron und eine Tür öffnete sich dort, wo zuvor diese Rune war.

Erneut stellte Fina sich die Frage, woher Chiron das wusste. Doch bevor sie ihn darauf ansprechen konnte, lief er durch die Tür. Augenblicklich folgte sie ihm, und eine lange Treppe offenbarte sich ihr. An den Wänden hingen überall brennende Fackeln. Unten angekommen betätigte Chiron eine zweite Kugel, die ebenfalls kaum zu sehen war.

Eine weitere Tür öffnete sich und sie gelangten in eine Kammer. In dieser befanden sich einige Fässer, ein paar Kisten und einige Regale.

„Wir müssen nach diesem Raum nach links. Nach kurzer Zeit führt eine Treppe zum Kerker hinunter. Ich denke, es werden nicht viele Soldaten Wache halten. Sei aber trotzdem auf der Hut. Der König ist unberechenbar!“, warnte Chiron, und trat zur Tür.

Lediglich eine Spaltbreite öffnete er sie und spähte hindurch. Niemand war zu sehen. Dann schlüpfte Chiron wieder aus der Tür hervor, und lief voraus. Sofort setzte sich Fina in Bewegung, um die Erkundungen fortzusetzen. Die beiden

liefen den Gang entlang, und fanden die besagte Treppe.

In diesem Kerker war es stockfinster. Allerdings wurde er mit drei Fackeln beleuchtet. Zwei davon befanden sich an einem Tisch, an dem sich Soldaten aufhielten. Die Dritte beleuchtete den Weg zu den Zellen. Schnell zerrte Chiron seine Tochter neben die Treppe ins schützende Dunkle, und deutete mit warnendem Ausdruck im Gesicht auf die Soldaten.

Diese waren in ihr Kartenspiel vertieft. Ohne einen verräterischen Laut zu verursachen setzte sich Fina dicht ans Mauerwerk. Nun mussten sie eine günstige Gelegenheit abwarten. Für Fina

verging eine halbe Ewigkeit bis ihr auffiel, dass die Soldaten irgendwann einschliefen. Ganz leise erhob sie sich, und schaute die Treppe hinauf. Es herrschte Totenstille. Allmählich schlich Chiron mit größter Wachsamkeit an den Soldaten vorbei, und gab Fina ein Handzeichen es ihm gleich zu tun.

Auf der Stelle suchten sie jede Zelle nach diesem Mädchen ab.

„Hey, du“, sagte eine männliche Stimme.

Sogleich drehte sich Fina zu einer Zelle um, in der ein Mann mittleren Alters saß.

„Seid ihr hier, um uns zu befreien?“, fragte er.

Seine Kleider hingen mächtig zerschlissen an ihm herunter, die

Schuhsolen lösten sich schon komplett von seinen Sandalen ab und seine Haut sah leichenblass aus. Darüber hinaus bedeckte sein ganzer Körper eine stark verschmutzte Schicht.

„Komm!“, forderte Chiron seine Tochter auf.

„Aber…“

„Nein, nur sie! Je mehr Leute wir sind, desto langsamer sind wir und werden eher entdeckt!“, unterbrach er Fina.

„Ihr seid dann wohl wegen der Kleinen hier. Zu schade, wenn die Wachen wegen irgendetwas aufwachen würden. Hmmm, vielleicht durch einen Hilfeschrei“, sagte der Mann und holte tief Luft. Darauf blickte Chiron ihn wütend an.

„Na gut, aber beeil dich. Wenn du zurückfällst, bleibst du hier!“, sagte Chiron, und gab Fina ein Zeichen. Ohne zu zögern holte sie ihren Dietrich hervor und öffnete die Zelle. Gleich darauf liefen sie weiter bis zur hintersten Zelle im Gewölbe. Darin saß Aya, genauso wie es Fina in ihrem Traum sah, zusammen gekauert in der Ecke. Als die Kleine Fina entdeckte, stand sie auf und lief zur Gittertür.

„Bist du wirklich hier?“, fragte Aya hoffnungsvoll.

Daraufhin nickte sie und benutzte wieder ihren Dietrich.

„Dann war es kein Traum! Ich habe versucht mit jemanden Kontakt

aufzunehmen, und es hat funktioniert!“

Aber Fina verstand nicht, was Aya damit sagen wollte. Chiron gab ihr ein Zeichen schneller die Zelle zu öffnen. Doch dieses Schloss war anders. Schließlich öffnete sich die Zelle mit einem lautstarken Knacken.

„Bleib dicht hinter mir“, bat Fina das befreite Mädchen und Aya nickte. Jetzt kehrte die Gruppe zur Treppe zurück, und sie schlängelten sich unbemerkt an den schlafenden Wachen vorbei. Zum Glück konnten sie ungehindert zu der Kammer mit dem Geheimgang gelangen. Unmittelbar vor dieser Kammer blieb Chiron stehen, und drehte sich nachdenklich zu dem Mann um.

„Wie kommt es, dass nicht eine Wache hier patrouilliert? Du scheinst schon länger hier zu sein. Moment!“, sagte Chiron mit weit aufgerissenen Augen.

Blitzschnell zog er sein Schwert und hielt es dem Mann vors Gesicht.

„Ich kenne dich, du bist kein Gefangener!“

„Schade. Du bist zu früh draufgekommen“, sagte der Mann mit einem dreckigen Lächeln im Gesicht.

„Ha, die Wachen sind bereits informiert! Sie werden jeden Moment hier eintreffen. Wir wussten, dass du den Köder schlucken würdest“, fuhr er siegesgewiss fort.

„Lauft! Ich kümmere mich um ihn“,

sprach Chiron, und holte zum ersten Schlag aus.

Der Mann wich geschickt aus und er murmelte dabei Wörter in einer merkwürdigen Sprache, die Fina noch nie zuvor jemals hörte, und zugleich holte er aus dem Nichts ein Schwert herbei. Seine Klinge sah anders aus. Sie schien nicht aus Metall, sondern aus Eis zu bestehen, denn sie glitzerte im Feuerschein der Fackeln.

Jetzt zog Fina ihr Schwert aus dem Gürtel heraus, und wollte zum Schlag ausholen. Doch Chiron hob beschwörend seinen Arm.

„Nein, das ist mein Kampf!“, sagte er fest entschlossen.

„Aber…“

„Geh endlich!“, forderte er sie mit Nachdruck auf.

Im folgenden Moment lieferten sich Chiron und der fremde Mann einen verbissenen Schlagabtausch. In Finas Augen waren die Hiebe des fremden Mannes etwas schneller.

Völlig unerwartet schoss ein Eiszapfen auf Chiron los, und darauf rannte Fina zu ihm. Doch sie kam zu spät. Der Zapfen durchbohrte Chirons linke Schulter. Dadurch ließ er sein Schwert fallen, und fasste sich mit der rechten Hand an die Wunde.

Außer sich stürmte Fina mit ihrem Schwert auf den Angreifer zu, und

versetzte ihm einen mächtigen Schlag gegen seinen Arm. Der Fremde griff sich mit schmerzverzerrter Miene an die getroffene Stelle. Diese Gelegenheit nutzte Fina, und zerrte Chiron in die Kammer hinein.

Mit schnellen Bewegungen hob Aya Chirons Schwert auf und folgte ihnen. Im Geheimgang stürzte Chiron zu Boden und schnaufte vor Schmerz.

„So ein Mist! Komm schon, wir sind gleich draußen“, meinte Fina mit Panik in der Stimme.

Wie aus dem Nichts tauchte der Fremde auf, und rannte wie ein wild gewordener Stier mit hocherhobenem Schwert auf Chiron zu. Jedoch konnte Fina den

Schlag gerade noch rechtzeitig abwehren. Der Mann lachte laut auf.

„Du bist schwach geworden Chiron. So schwach, dass schon ein Mädchen für dich kämpfen muss.“

Mit großen Augen blickte Fina diesen Mann an.

„Jetzt hat dein letztes Stündlein geschlagen! Das Mädchen hat nicht die geringste Chance gegen mich!“, sprach er, und stürmte erneut los.

Plötzlich schoss eine rote Kugel an Fina vorbei. Die Kleider des Mannes entzündeten sich und begannen zu brennen. Verzweifelt versuchte er mit fuchtelnden Händen die Flammen zu löschen.

„Los jetzt!“, rief ihr Aya zu. Sie hatte das Schwert an die Mauer gelehnt.

Sofort stürmte Fina los und versetzte ihm einen Stoß, worauf der Mann schwer getroffen zu Boden ging. Hastig rannte Fina zu Chiron zurück, der immer noch nach Luft japste.

„Warst du das etwa eben?“, fragte Fina ihre neue Begleiterin.

„Ja. Das war ein Feuerball. Ich bin eine Magierin, aber ich bin noch in der Ausbildung“, gestand Aya.

„Darf ich etwas an dir versuchen?“

Leicht ungläubig nickte Chiron. Somit trat sie neben ihn, und legte ihre Hand auf seine stark blutende Verletzung. Dabei murmelte Aya irgendetwas und

ihre Hand fing damit an, für kurze Zeit in grüner Farbe zu leuchten.

„Es tut mir leid“, sagte Aya bloß zu Chiron.

„Es ist in Ordnung. Wenn der Mistkerl wirklich die Wachen verständigt hat, werden sie gleich hier sein. Ihr müsst ohne mich weiter“, forderte Chiron sie auf.

„Nein, ich lasse dich nicht hier zurück!“, erwiderte Fina mit Tränen in den Augen.

„Doch, du musst! Ich bin nur eine Last für euch. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich schaffe das schon. Geht, und sucht einen Mann namens Van. Er wird euch helfen. Aya, nimm dies bitte an dich.“

Jetzt reichte er ihr einen Dolch aus seinem Kampfanzug.

Jedoch gleich darauf ertönten Schritte.

„Geht endlich! Ich werde euch genug Zeit verschaffen.“, mahnte Chiron und drückte Fina liebevoll, aber bestimmt, zur Seite.

Kurz schlang Fina ihre Arme um ihn und flüsterte dabei: „Ich werde dich raus holen“. Dann nahm sie Aya an die Hand und rannte den Gang entlang. Die beiden liefen tief in den Wald hinein und versicherten sich, dass ihnen niemand folgte.

„Ich muss kurz nach Hause“, keuchte Fina nach Atemluft ringend.

„Bist du sicher? Sie werden uns suchen“,

gab Aya zu bedenken.

„Ich weiß. Es ist nur kurz. Ich muss nur noch etwas holen.“

Damit rannte Fina in Richtung Dorf. Trotz einiger Umwege und kurzer Suche nach dem Weg in der Mauer, kam sie ungehindert bis zu ihrem Haus. Schnell versteckte sie sich hinter einer Hauswand, und beobachtete das Geschehen.

„Mist!“, flüsterte Fina.

„Was ist Mist?“, fragte Aya.

Darüber erschrak Fina und drehte sich sofort um. Auf dem Weg zum Haus bemerkte sie überhaupt nicht, dass Aya ihr hinterherrannte. Mit ernster Miene legte Fina einen Finger auf ihren Mund

und deutete auf das Haus, indem sie ihren Kopf darauf zudrehte. Vorsichtig spähte Aya um die Ecke und erblickte eine Handvoll Soldaten, die sich direkt vor der Haustür positionierten.

„Hm, und was jetzt?“, wollte Aya wissen.

Darüber dachte Fina einen kurzen Augenblick nach und dabei fiel ihr ein, dass Chiron sagte, sie sollten nach einem Mann suchen. Einer namens Van. Allerdings kannte sie niemanden der so hieß. Doch ihr Entschluss stand fest. Unter allen Umständen musste sie diesen Van finden, aber zuvor musste sie etwas ganz Wichtiges aus dem Haus holen. Erneut warf sie einen Blick darauf.

Fünf Wachen standen vor der Tür, und

ließen sie keine Sekunde aus den Augen. Dabei konnte sie nicht erkennen, ob sich noch mehr von diesen Soldaten im Haus befanden.

„Ich versuche es ein andermal. Es sind zu viele“, schlug sie Aya vor, und die beiden kehrten unverrichteter Dinge in den Wald zurück.

„Tja, was nun?“, fragte Aya.

„Hier in der Nähe ist eine Höhle, und sie liegt tief im Wald versteckt. Dort können wir uns ausruhen.“

Durch das dichte Unterholz ging Fina voran. Die Höhle war umgeben von Sträuchern und Bäumen.

Auf den ersten Blick wirkte sie wie ein riesiger Stein, wenn man sie nicht näher

untersuchte.

Unterwegs sammelte Fina etwas Brennholz ein, und versuchte damit in der Höhle eine kleine Feuerstelle zu entzünden. Doch irgendwie wollten sich die Holzscheite nicht anzünden lassen.

„Warte. Ich mach das“, meinte Aya.

Dabei murmelte sie irgendetwas Geheimnisvolles vor sich hin und warf einen Feuerball auf das Holz, sodass lodernde Flammen emporschossen.

„Danke. Darf ich dir eine Frage stellen?“

„Nur zu.“

„Warum haben sie dich eingesperrt? Im Dorf ging das Gerücht um, du hättest den König bestohlen.“ Daraufhin setzte sich Aya und zog die Beine zu sich heran. Mit

dem Kopf auf den Knien umschlang sie ihre Beine mit den Armen, und schaute ins Feuer. Gedankenversunken begann sie zu erzählen.

„Keine Ahnung. Ich habe im Schloss gearbeitet. Neben meiner Ausbildung als Magierin, half ich den Dienstmädchen um etwas Geld zu verdienen. Am Abend vor meiner Festnahme belauschte ich ein Gespräch des Königs und seines Beraters.“

Nun setzte sich Fina auf die andere Seite, und folgte aufmerksam ihrer Erzählung.

„Der König war sauer, dass seine Suche nicht vorranging. Der Berater machte ihm einen Vorschlag. Es ging um ein

Mädchen und die Todesstrafe. Ich verstand es gar nicht richtig. Ich weiß noch, dass das Mädchen, wenn irgendwas nicht eintritt, hingerichtet werden sollte. Daraufhin ließ ich mein Tablett fallen. Dies blieb, zu meinem Pech, nicht unbemerkt. Sie hetzten mir die Soldaten auf den Hals. Ich hatte zu viel mit angehört. Ich schaffte es, mich einen Tag vor ihnen zu verstecken. Am Dorftor erwischten sie mich und sperrten mich in diese eiskalte, nasse Zelle.

Die Soldaten gaben mir den Namen Aya.“

„Wieso, ist das nicht dein Name?“

„Nein, ich heiße Sophie. Ein Tag später versuchte ich mit Hilfe von Magie zu jemanden Kontakt aufzunehmen, damit

dieser mir zu Hilfe kommt. Ich erhoffte mir, dass mein Meister mich retten würde. Leider war das ein Irrtum. Entschuldige bitte, dass wir Chiron zurücklassen mussten. War er ein Verwandter von dir?“, fragte Sophie.

„Ja, er ist mein Vater und der letzte lebende Verwandte. Meine Mutter ist vor einigen Jahren an einer Krankheit gestorben. Die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun. Chiron hat damals sehr darunter gelitten. Er ging nicht mehr zur Arbeit, und hockte den ganzen Tag in seinem alten Sessel. Bevor Mutter verstarb unterrichtete er mich zu Hause in ein paar Kampfkünsten. Als er sah, wie hart ich alleine trainierte, war er

irgendwie anders. Er stand auf und kam zu mir. Er nahm mich mit in den Wald, zeigte mir ein paar neue Techniken, und nahm mich hart ran. Eines Tages sagte ich ihm, dass ich auf alles gefasst bin. Wir stritten uns, weil er anderer Meinung war. Tagelang sprachen wir kein Wort miteinander. Doch irgendwann kam er zu mir, nahm mich in die Arme und sagte: ‚Es ist schon in Ordnung, dass du nicht weiter trainieren möchtest. Ich möchte nur nicht, dass dir etwas zustößt.' Danach waren wir unzertrennlich“, erzählte sie, und dabei flossen ihr die Tränen übers Gesicht.

„Was wolltest du so dringend zu Hause holen?“, fragte Sophie neugierig und

hoffte damit Fina auf andere Gedanken zu bringen.

„In meinem Zimmer ist ein Stein versteckt. Mein Vater sagte mir immer wieder, wenn ihm etwas zustoßen würde, oder ich aus irgendeinem Grund das Dorf verlassen müsste, sollte ich ihn auf jeden Fall mitnehmen. Er wäre sehr wichtig für mich. Verstanden habe ich das allerdings nicht. Für Chiron schien es sehr wichtig zu sein, denn er sagte es ständig. Deshalb wollte ich ins Haus. Würdest du mir morgen helfen, es erneut zu versuchen?“

„Klar. Ich bin dir noch etwas schuldig. Lass uns schlafen gehen. Ich bin sehr müde.“

Jetzt musste Sophie laut gähnen während sie etwas Holz ins Feuer warf. Zustimmend nickte Fina, und suchte sich einen Schlafplatz.

„Gute Nacht, Sophie.“

„Gute Nacht.“

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Leafa

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Buhuuuh So, jetzt habis gelesen und bin beidruckt. Sehr gut soweit geschreiben und sehr interessant. Macht Lust auf mehr und ist spannend soweit. Einzig der zweite Name Selphie finde ich nicht so wohl und kreativ gewählt, vielleicht irgendwie was das nicht so gleich klingt wie Selfie würde ich empfehlen. So oder so. Weiter so. Solphie würde übrigends schon gehen, ;)

Write On. Hab`s glaub schon das 2. Mal gelsen wie mir auffiel! ;) :)
Vor langer Zeit - Antworten
Leafa Mein Mann meinte, das ihn Selphie zu sehr an Selfies erinnert. Er kann mit dem Namen auch nichts anfangen. Ich werde den dann abändern. Unsere Idee ist Sophie.
Vor langer Zeit - Antworten
Buhuuuh Es fehlt der Punkt am Ende vom Prolog. Zur Info. ;)

Gelesen der gutgeschreibene Prolog, Lesezeichen gesetzt - ich komme wieder.
Vor langer Zeit - Antworten
Leafa Hab es geändert. Danke
Vor langer Zeit - Antworten
Buhuuuh Bitte. Schreibst sonst gut. :)
Vor langer Zeit - Antworten
Buhuuuh Mach doch ein passendes Cover das mehr anspricht! ;)
Vor langer Zeit - Antworten
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