Meine Lieben,
ich bin geflüchtet... im Töpferkurs saßen drei Studienräte aus Hessen und der Palz, und dazu noch zwei klinische Püschologen, da hab ich meinen Tontopf zerdeppert, meine Reisetasche gepackt und bin mit meiner getreuen Hermione weiter gereist--- nach Neapel~~~
Neapel ist zum Sterben schön, allein der pittoreske Unrat, der allenthalben herumliegt...wunderschöne Fotos wird das geben, bezaubernde Erinnerungen. Gestern abend habe ich in einer Trattoria einen sehr charmanten Napolitaner kennen gelernt, einen gewissen
Paolo,
zuvorkommend und gebildet. Er hat mir -etwas wichtigtuerisch, wie ich jetzt finde- von seiner großen famiglia
erzählt, und ich habe auch nicht ganz verstanden, warum er dabei sotto voce
gesprochen hat, aber der Italiener ist halt anders als der Trojaner, gell? Er hat auch von seinem padrone berichtet, einem gewissen Don Giovanni, der macht irgendwas mit Nudeln, und das hat mir sehr gefallen, die Oper haben wir in Troja einmal en famille aufgeführt, ich war die Anna, Paris war der Don, Hektor gab den Ottavio, und Papa röhrte den Komtur. Es war zu drollig, wir haben alle falsch gesungen wie besoffne Kosaken,
aber es war so ein Spaß! Allerdings habe ich das ungute Gefühl, dass Paolo nicht unbedingt den Don Giovanni der Oper meint, denn der lässt doch nicht seinen Ring küssen, und überhaupt, ist Don Juan etwa in der Pastafabrikatio beschäftigt??? Dazu hat der doch gar keine Zeit, bei den vielen Weibergeschichten, und dann kommt der doch nie an sein Ziel- da kann man keine akkuraten fettuccine stanzen...
Paolo will mit mir heute abend auch in die Oper, es soll Cosa nostra gegeben werden, oder doch Così fan tutte? Ich hab nicht mehr so genau hingehört, war müde von der
Anreise
Wenn ich die vier Stunden Cosa nostra überlebe, auf hartem Stuhl bei schlechter Belüftung, wie ich die Chose einschätze, melde ich mich nach dem Wochenende wieder.
Un carissimo saluto e un bacetto grande grande
Cassandra
PS: Liebe Mädels, für euch habe ich ganz ent-zü-cken-de Strohhüte entdeckt!