Kurzgeschichte
Fünf Freunde

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"Fünf Freunde"
Veröffentlicht am 17. November 2018, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Das Schreiben macht mir Freude
Fünf Freunde

Fünf Freunde

Es war gegen Mitternacht als die fünf maskierten Freunde den U-Bahnschacht betraten. Es war gespenstisch still. Das konnte sich jedoch jederzeit ändern, also war Vorsicht angesagt. Sie schauten sich um, gingen zur Wand und packten ihre Spraydosen aus. "Wir machen es wie wir es geplant haben", flüsterte Dennis. Ahmet räusperte sich. "Klar." Das Geräusch, das die Dosen machten, wenn man sie schüttelte, klang beängstigend laut im Schacht. Sie schauten sich nervös um. "Los", sagte Boris. Er blickte zu Ahmet. "Übernimm die linke Seite." Eilig fingen sie an. Ihnen blieb nicht viel

Zeit; die nächste U-Bahn würde in geschätzten fünfzehn Minuten hier eintreffen. Es schien keine Probleme zu geben. Nach zehn Minuten war das Piece so gut wie fertig; es fehlten nur noch einige Feinheiten. Christian fing schon damit an, ein paar der Dosen wieder einzupacken. "Beeilung, der Zug kommt gleich!" "Ja, ja", sagte Andre. "Mach Dir nicht ins Hemd. Ist doch schon fertig." Sie packten den Rest der Dosen in den Rücksack und kletterten zurück auf den Bahnsteig. Von hier aus konnte man das Piece in seiner vollen Pracht betrachten. "Nicht schlecht", sagte

Boris. Ahmete kicherte. "Ja, los, hauen wir ab", sagte Christian. Die anderen nickten. Sie machten sich auf den Weg zum Ausgang als sie ein Geräusch hörten. Ahmet blieb abrupt stehen. "Was war das?" "Psst", machte Dennis. Sie warteten und lauschten. "Da war nichts", flüsterte Boris." Christian rieb sich die Nase. "Klar war da was." Erneut ertönte das Geräusch, etwas lauter als zuvor. Es kam vom Ausgang. "Scheiße", flüsterte Boris. "Da können wir nicht raus, glaube

ich." Das Geräusch war schlecht einzuordnen; es klang wie ein dumpfes Husten. "Hoffentlich sind es keine Bahner", flüsterte Ahmet. Dennis blickte sich um. Es gab in der Station eine Tür zu einem Raum. Was in dem Raum war, wusste er nicht. Er hatte einen Schlüssel dafür, den er gestohlen hatte. Zumindest vermutete er das; er hatte einen Haufen Schlüssel mitgehen lassen in der Vergangenheit. "Schnell, gehen wir da rein." "Da sitzen wir in der Falle", flüsterte Christian "Willst Du lieber erwischt werden?" Dennis probierte hastig mehrere

Schlüssel der Reihe nach aus. Er hatte Glück - einer passte. Er öffnete die Tür und trat in den Raum. Die anderen folgten ihm. Leise schloss er die Tür hinter sich und drehte sich um. Es war stockfinster. Sie warteten eine Weile und unbewusst hielten sie alle den Atem an.

Der Zug kam. Er fuhr ein, öffnete geräuschvoll die Türen und schloss sie wieder. Er fuhr weiter. Das dumpfe Geräusch kam nun näher. Ein dumpfes Husten. "Was ist das", flüsterte Ahmet. Das dumpfe Husten schien nun direkt vor der Tür zu sein. "Klingt wie ein Hund", flüsterte Boris. "Ja", flüsterte

Andre. Wieder das dumpfe Husten. Nun zweifellos direkt vor der Tür. "Das ist definitiv ein Hund", flüsterte Christian. Es war ohne Zweifel Gebell, das sie hörten. Es klang nach einem großen Hund. "Ja", flüsterte Dennis. Kurzentschlossen öffnete er die Tür einen Spalt breit. Die anderen sogen den Atem ein. Der Hund saß hechelnd vor der Tür. "Ein Hund", sagte Dennis. Ahmet kicherte. "Oh man", sagte er, "dass wir uns von einem Hund so 'ne Angst einjagen lassen." Die anderen

lachten. "Obacht", sagte der Hund. Die fünf Freunde verstummten. "Ihr habt öffentliches Eigentum beschädigt", sagte der Hund. Eine Weile lang herrschte Stille. Dann sagte Dennis: "Du kannst sprechen?" Der Hund lachte. Es sah absurd aus. "Ich bin ein Bahnangestellter, natürlich kann ich sprechen. Ich kann auch schreiben und lesen." "Aber", sagte Boris, "du bist ein Hund. Hunde können nicht sprechen, schon gar nicht schreiben oder lesen." "Wer hat Dir das denn erzählt?", sagte der Hund. "An deiner Stelle würde ich mich nicht von solchen Vorurteilen leiten

lassen. Das könnte übel ausgehen." Boris schluckte. "Das hat nichts mit Vorurteilen zu tun, es ist einfach biologisch nicht möglich." "Natürlich hat es etwas mit Vorurteilen zu tun", sagte der Hund. "Du glaubst, Hunde könnten per se nicht sprechen. Nun, da muss ich dich enttäuschen. Dieser Hund kann sprechen und er ist ein Angestellter der Bahn. Und nun bitte ich euch, keinen Widerstand zu leisten." Der Hund machte mit einer seiner Pfoten eine Geste. "Kommt." "Nein", sagte Dennis. "Wir lassen uns nicht von einem Hund sagen, was wir zu tun haben. Wir bleiben hier." Die vier anderen schauten ihn

an. Der Hund lachte dröhnend. "Ich hab' Zeit." "Der ist wahnsinnig" flüsterte Ahmet. "Ich sagte ja, Hunde sind unreine Tiere." "Ein Schlag auf die Schnauze, und er hält die Fresse", flüsterte Boris. "Vielleicht sollten wir vernünftig mit ihm diskutieren", flüsterte Christian. "Wir müssen ihn überlisten", flüsterte Andre. "Wir werden ihn ficken", flüsterte Dennis. "Hund", sagte Christian. Der Hund blickte auf. Die vier Freunde blickten fragend nach Christian. "Wie ist Dein

Name?" "Timmie", sagte der Hund. "Was tut das zur Sache?" "Nun", sagte Christian, "mein Name ist Christian. Können wir das nicht wie vernünftige Geschöpfe regeln? Ich mein', wir haben nichts schlimmes getan: wir haben ein bißchen Farbe auf eine Wand gesprayt. Und wenn schon! Das ist doch eine Lapalie. Warum müssen wir ein Drama daraus machen?" Nachdenklich blickte der Hund Christian an. "Eine Lapalie? Ihr habt öffentliches Eigentum beschädigt." "Beschädigt?", sagte Christian. "Was ist denn kaputt gegangen?" "Die

Optik." "War sie denn vorher schöner gewesen?" Der Hund überlegte. "Das nicht." "Aber?" "Anders." Christian lächelte. "Ist das 'Anders' denn so bewahrenswehrt? Wir haben die Optik verändert, na und! Nun sieht die Wand eben anders aus. Worin besteht denn das Problem?" Die anderen vier Freunde verfolgten gespannt den Dialog. "Nun", sagte der Hund, "ich weiß es nicht. Aber ich habe den Auftrag, hier für Ruhe und Ordnung zu sorgen." "Inwiefern stören wir hier denn die Ruhe und die Ordnung? Wir haben eine Wand

bemalt. Wir haben nicht vor, den Ablauf des U-Bahn-Verkehrs zu ändern." "Schon richtig", sagte der Hund. Er bellte zwei mal. "Nun, mir ist es egal. Von mir aus könnt ihr gehen. Ich will nur keinen Ärger kriegen." "Sag einfach", sagte Ahmet, "dass Dir die Sprayer entwischt sind." Der Hund überlegte. Dann winselte er kurz. "Okay", sagte er. "Geht, ich werde sagen, dass Ihr mir entwischt seid. Das wird nicht auffallen." "Danke", sagte Boris. Der Hund trat zurück; seine Augen blickten traurig auf das Piece. "Gar nicht so schlecht", sagte er." Die fünf Freunde traten aus dem

Raum. "Wir haben auch 'ne Menge Übung", sagte Andre. "Aber keine Übung im Diskutieren mit Hunden", sagte Christian. Der Hund lachte.

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Drollibaer
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tooshytowrite Mag ich. Werd ich wieder lesen.
LG
tooshytorite
Vor langer Zeit - Antworten
Drollibaer Danke
Vor langer Zeit - Antworten
Ohnegleichen Antwort verfassen…Hallo
Ich bin neu hier und habe in zwei deiner Bücher geblättert.
Mir ist aufgefallen, dass Du zu viele Füllwörter verwendest. Ich bin gerade beim Überarbeiten einer Geschichte und habe mich schlau gemach, wie Texte verbessert werden können. Die Geschichten an sich sind sehr gut. Vielleicht hast du Zeit mein erstes Buch zu lesen. Hier sind mit Sicherheit viele Fehler drin.
Roswtha
Vor langer Zeit - Antworten
Drollibaer Hi,
danke für deinen Kommentar!
Hast du Beispiele für Passagen/Sätze mit vielen Füllwörtern bei mir?
Vor langer Zeit - Antworten
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