Der Nebel & der Tod
Der Tod Ludwig wurde zu Satan bestellt. Der Satan saß am Schreitisch und blätterte in den Akten. Er wies auf den Stuhl aus Knochengebein, der für Besucher gedacht war. Der Sitz war, wie sollte es auch anders sein, unbequem. Satan zeichnete ein Papier ab, legte die Akte weg und öffnete eine Neue. „Was nun die Sache auf der A12 betrifft…“ „Es war Nebel.“
„Ja, ja, was denn sonst! Sogar Blitzeis! Sie sind gestürzt, ausgerutscht, richtig?“
Der Tod Ludwig nickte todtraurig.
„War es nicht Hans Finkenbein, der Auffahrunfall?“ Der Tod nickte.
„Das war ja auch korrekt, aber was geschah
mit dem Hund auf der Rückbank?“
„Ich bin ausgerutscht.“
„Weiß ich doch.“
„Ich wollte die Sense nicht loslassen und da….“ Der Satan legte die Stirn in Falten. „Nicht nur, dass Goliath, so hieß der Rehpinscher, noch gar nicht fällig war, ihnen ist auch noch die Sense abgebrochen!“
„Ja, unglücklich gestürzt, der Nebel, das Blitzeis. Aber ich habe sofort im Dark.net bei Blackzone eine neue Sense besorgt.“
Er schob die blitzende, nagelneue Errungenschaft nach vorne.
„Sondermodell!“ Der Satan schnellte in die Höhe!
„Das ist nicht das erste Mal! Ich habe hier noch den Fall Schlaputke. Da waren sie zu
wenig achtsam, auch daneben!“
„Ich war ordnungsgemäß bei der Tankstelle, aber dann musste ich pinkeln. Und Schlaputke stand neben mir und zeigte auf, äh… Und dann lachte er sich kaputt!“
„Der stand aber doch noch gar nicht auf der Liste! War auch im Nebel, wie? Vielleicht benebelt?“
Der Satan setzte sich wieder.
„Gevatter Ludwig, sie nehmen ihren Job zu sehr auf die leichte Schulter.“
„Es ist wirklich nur wegen dem Nebel.“
„Keine Ausreden! Sie bekommen jetzt eine Abmahnung. Wenn ich lauter Mitarbeiter hätte, die so schludern würden wie sie, das wäre tödlich! Und außerdem gehen sie zu einem Optiker. Lassen sie sich eine Brille
verpassen, damit ich endlich diese dumme Ausrede wegen Nebel nicht mehr hören muss.“
Der Tod schlurfte von dannen und begab sich zum Optiker, einem gewissen Herrn Dantalion.
„Setzen sie sich, Herr Ludwig!“
„Ich habe Anweisung von..“
„Ich weiß Bescheid, ich bin des Gedankenlesens mächtig.“
„Apropos lesen, ich meine, äh.., es geht darum, dass ich mich im Nebel besser zurecht finde.“ „Verstehe!“
Dantalion kicherte. „Und mit Nebel haben sie es ja öfters zu tun, nicht?“
„Echt, tagsüber und nachts, da habe ich keine Probleme.“
Ich hätte da spezielle Nebelgläser, die sind
ideal.“ „Supi.“
„Na, dann suchen wir uns ein Gestell aus. Wie wäre dieses hier?“
Der Tod betrachtete sich im speziellen Satansspiegel. „Ich weiß nicht so recht.“ „Todschick“, grinste Dantalion.
So wurde ihm eben diese Brille mitgegeben. „Passen sie auf“, rief ihm Dantalion noch nach, „nur bei Nebel aufsetzen!“
So ging Ludwig los, um wieder beruhigt seinen Job zu verrichten.
Da geschah es eines Tages, dass er die Nebelbrille aufgesetzt hatte und an einer Türe klingelte. Unglücklicherweise war es aber gar nicht nebelig, so dass die Nebelbrille ihm ein
unklares Bild suggerierte. Ein Herr öffnete und Ludwig sagte sein Sprüchlein auf. Es sei jetzt an der Zeit, usw.
Wieder landete der Tod Ludwig bei seinem Herrn und Gebieter. Der Satan war fuchsteufelswild.
„Schon wieder der Falsche! Und außerdem schon wieder die Sense zerbrochen!“
„Es war wegen der Nebelbrille, da habe ich den Herrn verwechselt.“
„Es reicht mit Ausreden. Sie sind diesem verantwortungsvollen Job nicht gewachsen! Ich stelle sie als Heizer ab. Da können sie das Fegefeuer schüren und schwitzen!“
Ludwig war leider seinen einträglichen Job los.
Ein neuer Tod musste Ludwigs Aufgabenbereich übernehmen. Der Neue war vorstellig und wurde über die Abläufe vom Satan aufgeklärt.
„Mit dem Nebel haben sie zufällig keine Schwierigkeiten?“ „Iwo! Ich liebe Nebel.“
„Dann ist ja alles klar! Noch Fragen“, endete der Satan.
„Ich hätte nur eine. Was ist denn dem Herrn Ludwig widerfahren?“
„Er war vorher schon schusslig, aber am Schluss büßte er seine zweite Sense ein, weil er doch tatsächlich Chuck Norris abholen wollte.“
„Tja, wahrscheinlich war er tödlich benebelt, der gute Ludwig“, lachte der neue Tod.