Wenn Männer weinen,
dann sind sie entweder bescheuerte Weich-Eier oder es hat sie tatsächlich etwas so tief in der Seele getroffen, dass Tränen rollen.
He! ich spreche hier nicht von Freudentränen oder den Tränen, die manchen vor Lachen über die feisten Schweinebäckchen fließen. Gleich gar nicht von denen, die fließen, wenn du eins richtig in die Fresse bekommst. Da treibt dir der Schmerz, der rein körperliche, eventuell Tränen in die Augen. Wer mal im Boxring stand, weiß das und da schreit auch keiner aus dem
mehr oder weniger blutgeilen Publikum "Heulsuse!"
Bei Beerdigungen wird zuweilen eine Träne abgedrückt das macht sich in der Regel gut, selbst wenn es Krokodilstränen sind. Manche heulen wie die Schlosshunde im Suff oft grundlos, aber vielleicht auch, weil sie in dem Moment erkennen, was sie für ein riesengroßes Arschloch sind oder dass sie die verkehrte Frau geheiratet haben. Tränen der Reue, die am nächsten Tag vergessen sind.
Ich dachte lange Zeit, dass ich keine Tränen mehr habe; sie mir mein Vater, das brutale Schwein aus prügelte. Als er es damals geschafft hatte, geriet er noch
mehr in Wut, dass ich nicht heulte und schlug mich krankenhausreif.
Entlassen wurde ich in ein staatliches Kinderheim. Gleich am ersten Tag wollte mir ein älterer Junge zeigen, wer Herr im Hause ist. Ich habe ihn ziemlich übel zugerichtet, aber da ich in Notwehr handelte, hatte es keine anderen Folgen für mich, als dass man mich respektierte und in Ruhe ließ.
Freunde hatte ich keine und mir stand auch nicht der Sinn nach Gemeinschaft. Es gab eine Bücherei-, in der ich Stammgast war.
Ein Erzieher, der eine andere Gruppe, als die meine leitete, war für die Ausleihe zuständig. Er unterhielt sich immer öfter
mit mir über Bücher und Schriftsteller. Er meinte, das viele Lesen könne auch dazu führen, dass man sich der menschlichen Gesellschaft zu sehr, wenn nicht vollkommen entfremdet. Dessen aber ungeachtet versorgte er mich auch mit Lesestoff aus seiner eigenen Büchersammlung.
Ich war ihm gegenüber anfangs voller Misstrauen, Freundlichkeiten und Zuwendung waren mir fremd. Zumal ich wusste, dass es Männer gab, die der sogenannten Knabenliebe huldigten. Kurz vor meinem Eintreffen im Heim war aus diesem Grund einen Erzieher gefeuert worden. Mein anfänglicher Verdacht oder mein
Misstrauen erwies sich aber als völlig unberechtigt und heute denke ich an ihn, als einen der wenigen Menschen zurück, die es tatsächlich gut mit mir meinten. (Ich kann sie an den Fingern einer Hand abzählen!) drei davon waren Frauen. Meine Mutter war nicht darunter, aber sie übergehe ich in meiner Geschichte, da sie sehr qualvoll an einem Krebsleiden gestorben sein soll. Genaues weiß ich nicht und so bösartig das klingen mag eigentlich war und ist es mir scheißegal. Gewünscht habe ich es ihr nicht und keinem sonst. Keinem auch meinem Erzeuger nicht, der ist mit 80 im Ehebett sanft neben seiner dritten Ehefrau entschlummert.
Den Seinen gibt es der Herr im Schlaf! Hosianna!