Kurzgeschichte
Ein Brief der Tochter

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"Ein Brief der Tochter"
Veröffentlicht am 19. Oktober 2018, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

"Manches ist in den Sand geschrieben - anderes in Stein gemeißelt"
Ein Brief der Tochter

Ein Brief der Tochter

Ein Brief der Tochter

Der Ziegenhirt Aran und seine Frau sorgen sich um ihre älteste Tochter, die zu einer entfernten Verwandten in die Hauptstadt ging und seitdem nichts von sich hören ließ. Der in größeren Zeitabständen ins Dorf kommende Händler Said bringt einen Brief für Aran mit. Aran ist nicht im Hause, also übergibt er der 8-jährigen Rama, der zweiten Tochter Arans, den Brief. Sie nimmt ihn entgegen und legt ihn auf den Tisch, wo er von ihr ungesehen herunterfällt. Als Aran nach Hause kommt, die Tür öffnet, weht der entstandene Luftzug, den Brief hinter

den Wäschekorb. Dort bleibt er ungesehen und auch von Rama vergessen liegen. Das ungewisse Schicksal der Tochter lässt den Eltern keine Ruhe. Man einigt sich, dass Arans Frau in die Hauptstadt aufbricht, um nach der Tochter zu sehen. Das Geld für die Reise seiner Frau borgt sich Aran vom Großgrundbesitzer Thao, der ihm dafür einen Schuldschein mit Daumenabdruck bestätigen lässt. Als die Frau aufbrechen will kommt der Händler Said wieder ins Dorf und fragt neugierig, nach dem von ihm übergebenen Brief.

Nach langen Suchen wird er gefunden, aber alle im Dorf sind des Lesens unkundig. Ein durchreisender, stummer

Pilger, dem der Brief gezeigt wird, kann auch nicht lesen und schüttelt bedauernd den Kopf und geht dann seines Weges. Das Ehepaar nimmt nun irrtümlich an, der Brief enthalte eine Unglücksbotschaft, die der Pilger ihnen nicht sagen wolle und weint sich die Augen aus.

Dann findet sich aus dem Nachbardorf doch noch ein Lesekundiger und nun erfahren Aran, seine Frau und Rama, dass es der Tochter sehr gut ginge, dass sie guter Hoffnung ist und in Kürze verehelicht sein würde.

Die Trauer verwandelt sich in Freude, doch der Schock folgt auf dem Fuße.

Von dem Lesekundigen erfahren die

Eltern, dass sie (ohne es zu wissen) dem Großgrundbesitzer auf der Geldleihurkunde als Gegenwert für die lächerlich geringe Summe geliehenen Geldes ihre Tochter Rama verkauft haben.

Von der hier Meister Chibaba frei nacherzählten Geschichte existieren in Asien noch mehrere Varianten. So auch, die eines von der nord¬koreanischen nationalen Theater-Truppe aufgeführten Schauspiels «Der Brief der Tochter».

Gemäß der Pekinger Guangming-Tageszei-tung handelt es sich um die Neuinszenierung eines Theaterstücks, das «Genösse Kim Il-süng während des

Widerstandskrieges gegen Japan in der chinesischen Provinz Jilin verfasste und bei dessen Aufführung er seinerzeit mitspielte».

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Willie
"Manches ist in den Sand geschrieben - anderes in Stein gemeißelt"

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KaraList Ein Märchen und doch keines, eine Fabel und doch keine ... Aufruf und Mahnung, "dezent" verpackt.
Mir gefällt Deine freie Nacherzählung sehr.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Willie Danke Kara!
Vor langer Zeit - Antworten
Myriel Es gibt immer Menschen die andere übervorteilen,
wie man an deiner Geschichte wieder einmal sehen kann.
Ich sage es wie es Marina vorher schon geschrieben hat: Bildung ist wichtig und die fängt beim Lesen und Schreiben an.
Liebe Wochenendgrüße
Myriel
Vor langer Zeit - Antworten
Willie Bildung braucht es ganz sicher, aber auch (gerade in der heutigen Zeit) zusätzlich eine Portion Vorsicht.
LG
Willy
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Eine sehr gute Geschichte lieber Willy.
Leider gibt es immer noch so viele Menschen,
die nicht lesen und schreiben können.
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Eine traurige Geschichte, die zeigt, wie wichtig Bildung ist und wie schändlich Unwissenheit ausgenutzt wird. Liebe Grüße Marina
Vor langer Zeit - Antworten
Willie Da denkt man anfangs noch - es geht gut aus und dann kommt sozusagen das "Dicke Ende".
LG
Willy
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Ein Brief der Tochter..."
Ich bin begeistert, vom großen Künstler,
dem Genössen Kim Il- süng...
Aber das weiß doch mittlerweile schon
jedes Kind, dass der Genösse Kim Il- süng
ein geradezu genialer Meister der asiatischen
Theaterkunst war... ...smile*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Willie Ja, der große Menschenfreund war auch ein großer Künstler und allem Anschein nach, hat Sohnemann gleiche, wenn nicht gar noch höhere Begabungen.
LG
Sweder
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Bleistift 
Na mindestens, denn diese Gene sind definitiv vererbbar...
LG
Louis
Vor langer Zeit - Antworten
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