Journalismus & Glosse
Shahtoosh

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"Die ultimative Wolle"
Veröffentlicht am 04. August 2018, 12 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Die ultimative Wolle

Shahtoosh

Vorbemerkung

Shahtoosh? Noch nie gehört? Dann gehören sie nicht zu den reichen, oder superreichen Menschen. Je reicher, desto wertvollere Accessoires benötigt man. Da muss es denn in St. Moritz ein Schal aus Shahtoosh – Wolle sein. Eine gewisse Skrupellosigkeit haftet dieser Wolle an, aber Millionäre und Milliardäre scheinen nicht umsonst zu dermaßen viel Reichtum gekommen zu sein.




Copyright: G.v.Tetzeli Cover: G.v.Tetzeli

Shahtoosh

Der Begriff Shahtoosh stammt aus dem Tibetanischen Sprachraum und kommt aus dem Persischen. Es bedeutet „von der Natur für den König“. Damit gemeint ist aber die ultimativ exklusivste Wolle, die es auf der Welt gibt. Dagegen ist Kaschmir Wolle Stacheldraht.

Die Wolle ist ultra-leicht und ultra-warm, halb so dick wie Kaschmir, aber noch wärmer. Einen Shahtoosh-Schal, 1m breit, 2m lang, kann man durch einen Fingerring ziehen.

In Indien hat der Schal aus Shahtoosh in den Fürstenhäusern Tradition. Kein Maharadscha ohne Shahtoosh-Schal.

Wer liefert nun eine derart kostbare Wolle, die einen Schal durchaus mal 18.000 € - 50.000 € kosten lässt und automatisch ein Strafverfahren zur Folge hat?

Es ist die Tibetantilope, das Tschiru, ein Paarhufer, der auch Orongo genannt wird (wissenschaftlich: Pantholops hodgsonii).

Reh-groß kommt es in den Weiten des Hochlandes von Tibet und den chinesischen Provinzen Xinjiang, im Westen Sichuans und im Süden von Qinghai vor. 1950 gab es noch rund eine Million Tiere, 1998 waren es nur noch 75.000. Heute muss man schon suchen. Es dürften gerade mal noch 2000 Tschirus leben. Nicht nur diese unglaubliche Unterwolle ist so

wertvoll, auch das Gehörn ist begehrt, findet es doch in der traditionellen, chinesischen Medizin seinen exklusiven Platz.

(Verbreitungsgebiet)

Die Gewinne sind also enorm.

Der Schwarzmarkt verdient mindestens so viel, wie mit Drogen.

(Tschiru Bock) In Tibet patrollieren Soldaten zum Schutz der zierlichen Orongos, aber das Gebiet ist groß, die Wilderer raffiniert und zahlreich. Es droht das Aussterben. Abgesehen vom Einsatz der

Armee, strengem Artenschutz, auch in China, versucht man in Zoos Tschirus zu vermehren, um die Divergenz zu bewahren und vielleicht das Aussterben zu verhindern.

Die Krux an der Sache ist nämlich die, dass man die Tiere töten muss, um an die Unterwolle zu kommen. Alternativ wäre es hinter den Tieren her zu laufen, wenn Fellwechsel ansteht. Praktisch ist es unmöglich von der Steppe die feinsten Härchen aufklauben zu wollen. Und warum nicht scheren? Tja, da bleiben gerade die feinsten Härchen auf der Haut übrig.

Die Tibetantilope ist eigentlich gar keine Antilope, auch gehört sie nicht zu den

Gazellen, wie erst kürzlich festgestellt wurde. Genetisch ist sie eher mit den Ziegen verwandt. Sie kommen bis zu einer Gebirgshöhe von 5500 Metern vor. Gräser und Kräuter sind ihre Nahrung. Die Männchen haben nicht nur ein imposantes Geweih, sie können auch bis zu 55 Kilo wiegen. Da sind die zierlichen, hübschen Girlies mit 25 -30 Kilo deutlich leichter, zumal sie keine Hörner tragen.

Bei der Balz geht es bei den Herren der Schöpfung zu Sache. In den wilden Auseinandersetzungen gibt es sogar Todesfälle. Dafür herrscht der Sieger über rund 10 – 20 Weibchen.

Einmal im Jahr, so Juni, Juli herum erblickt ein einziges Junges die Welt. Zwillingsgeburten

sind praktisch unbekannt.

Gegen das raue Klima schützt nicht nur das Fell, sie legen sich auch Kuhlen an, in die sie sich hinein ducken. Angepasst sind auch die Walnuss-großen Nasensäcke, die unterhalb der Nüstern liegen. Sie dienen wohl der besseren Beatmung. Sie sind einzigartig. Wie gesagt, seit die vornehmen Mode Labels Shahtoosh entdeckt hatten, stieg die Nachfrage rapide. Heute greifen in Europa vor allem die Schweizer bei ihrem luxuriösen Klientel streng durch. Und merken sie sich: Der Besitz eines derartigen Schals aus Shahtoosh Wolle ist nur dann legitim, wenn er

vor 1979 hergestellt wurde und sie dies auch lückenlos nachweisen können (praktisch unmöglich). Und das sollten sich die Geld Madames hinter die Löffel schreiben. Für jeden Schal wurden mindestens fünf Tibetantilopen abgeschlachtet. Dabei ist es den Wilderern völlig egal gewesen, ob ein trächtiges Orongo dabei war.

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welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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