Biografien & Erinnerungen
Rudis Erinnerungen - eine Homage

 Rudis Erinnerungen „…Wer erinnert sich nicht gern daran, wie man uns als Schüler auf das spätere Arbeitsleben vorbereiten wollte. In Roda, in der alten Maschinenfabrik, wo Blechkannen hergestellt wurden und wir oben in dem alten Saal mit dem verwitterten Holzfußboden, das erste mal eine Feile in der Hand hielten. Und wo die ollen Bohrmaschinen standen. Mir ist am meisten das Frühstück in Erinnerung und der Heimweg über die Bahnschienen, wo wir Geldstücke platt fahren ließen und mit Streichholzkuppen gefüllte Patronenhülsen auf die Schienen gelegt haben….“Diese wenigen Sätze, mit vielen Fehlern versehen, habe ich bei Stayfriends.de herauskopiert, weil mich die Poesie glatt ansprang.Vielleicht war es auch die gleiche Erinnerung, die eine Sehnsucht an die „Tage der Jugend“ erzeugte?!Das war doch das „Maxwerk“ – später stand dort die ZBO – die Zwischengenossenschaftliche Bauorganisation und heute befindet sich da ein Möbelmarkt.Kein Geräusch von Pressen und Stanzen, kein Geruch von Maschinenöl und keine Menschen in uniformen Kitteln oder Anzügen im „arbeitsblau“.Nach dem Dorf Roda sind wir sicher mit dem Bus gekommen. Wir wussten nichts von der Geschichte und der Tradition einer Nagelschmiede, die hier über Jahrhunderte stand. Die Heimatstadt war in Sichtweite und über den Gottesacker konnte man eigentlich auch heim laufen. Unterwegs fielen uns so manche Spiele ein, die Rudi schon oben erwähnt hat. Leider kamen nicht so oft Züge, an denen wir die Wucht der Räder erproben konnten. So wanderten wir in Richtung Tankstelle neben der ein verwilderter Garten war, den niemand betreten durfte. Es heißt, ein Fuhrwerk mit Kutscher sei einst in einer Verwerfung verschwunden und später brach auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine „Radstube“* aus alter Zeit ein. Man kann den Trichter noch heute besichtigen. Dann kam noch der „Erfurter Hof“ und schnell hatten wir Stadt erreicht. Ja – der Gottesacker war doch auch der zentrale Kampfplatz für „Bandenkriege“, die meist in der Phantasie sehr blutig waren. Vor ein paar Tagen kam die Nachricht: Rudi ist nicht mehr. Rudi, der so schön malen konnte.Rudi, der bestimmt kein einfaches Leben hatte.Und für Rudi sollen diese Zeilen ein kleines „Wortdenkmal“ sein, ohne Pathos und Goldglamour – aber ganz allein für Rudi. * Radstube – bergbautechnischer Begriff, großer Hohlraum für ein Förderrad