Fantasy & Horror
Ein Funken Wahrheit - Wie alles begann

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"Manche Geheimnisse sollten lieber unentdeckt bleiben!"
Veröffentlicht am 20. Juli 2018, 86 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Freut mich, dass du mein Profil gefunden hast und wenn du gerade wirklich dabei sein solltest, dir das höchst "interessante" Zeug über mich durchzulesen, dann Respekt und herzlichen Glückwunsch, du investierst deine Zeit genau richtig! ;) Tja, ich habe endlich die 18 erreicht! Nach meiner Mum habe ich mittel- blondes Haar, ich seh darin eher braun, aber gut lassen wir sie fachsimpeln ;) Grün-braune Augen und bin ein aufgeschlossener und ...
Manche Geheimnisse sollten lieber unentdeckt bleiben!

Ein Funken Wahrheit - Wie alles begann

1. Kapitel

„Kannst du das vielleicht mal lassen?", schnauzte ich meinen nervigen Bruder an und schubste seinen Kopf wieder in Richtung Mia und damit weiter weg von mir. „Tom!" Genervt stöhnte meine Mum auf, drehte sich widerwillig von der Vorderbank zu uns nach hinten um und musterte mich mit hochgezogener Augenbraue. Ich wusste genau was dieser Blick zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich war ich wieder Diejenige die übertrieb und grundlos genervt war, weil mein kleiner Bruder der Meinung war, er müsse mir dämliche Grimassen

schneiden und dabei "ausversehen" ständig seinen Ellbogen in meine Rippen rammen. Ich hatte keine Lust mich mit ihr zu streiten, deshalb wand ich meinen Blick von ihr ab und betrachtete den an uns vorüberziehenden Wald. Ich rutschte immer weiter an die Fensterscheibe ran, in der Hoffnung irgendwann nicht mehr Tom's Ellenbogen in meinen Rippen spüren zu müssen. Warum mussten wir uns auch zu fünft in einen Wagen quetschen, der normaler Weise für gerade mal vier Leute Platz bot? Aber ich konnte mich kaum beschweren, immerhin bekam ich die Ehre einen der beliebten Fensterplätze, mein nennen zu

können. Gelangweilt ließ ich meine Fingerspitzen gegen die Fensterscheibe klopfen und betrachtete die herunterrinnen Regentropfen. Leise summte ich die Melodie des Liedes mit, das gerade durch meine Kopfhörer drang und versuchte dabei krampfhaft, Tom's Ellenbogen zu ignorieren. Im Augenwinkel sah ich sein Grinsen, das verriet, wie sehr er hoffte, ich würde auf seine Provokation eingehen. Eigentlich wollte ich ihm den Gefallen nicht tun, aber der Druck wurde immer stärker und ich sah es eigentlich nicht ein, mich von meinen kleinen Bruder nerven zu lassen. „Tom, könntest du netter Weise deinen

Ellenbogen aus meinen Rippen nehmen?" „Wenn du dich hier so fett machst." „Wo soll ich denn hin rutschen?", schnaufte ich und quetschte mich noch enger an die Autowand. „Wann sind wir endlich da?", quietschte Mia, meine kleine Schwester, die rechts neben Tom in ihrem Kindersitz nervös herum schaukelte, auf. „Bald.", knurrte Dad und schmiss den Scheibenwischer an. Ich war sowieso erstaunt, dass er bis jetzt überhaupt noch etwas erkennen konnte. Die Regentropfen hatten sich bereits so dicht auf die Fensterscheibe niedergelassen, dass ich nur noch schwache Umrisse erkennen

konnte. „Was heißt bald?" „Das Navi zeigt noch eine knappe Stunde an.", sagte Mum und kramte unter ihrem Sitz nach einer Süßigkeitentüte. Tolle Idee, lenken wir doch die Kinder mit Süßigkeiten ab, warum ist mir das nicht eingefallen? Ihr ist doch aber bestimmt bewusst, dass das erst recht für Streit sorgen wird oder? Eine Stunde nur noch? Ich hoffte wir würden in dieser Zeit, diese endlosen und verlassenen Straßen hinter uns lassen. In den ganzen drei Stunden, die wir bereits schon auf dieser Landstraße fuhren, war uns weder, ein Auto eine

Tankstelle oder auch nur eine Abzweigung entgegen gekommen. Mein Dad war kein Raser, trotzdem hatte wir ein ordentliches Tempo drauf. So war es noch verwunderlicher, dass uns Nichts und Niemand entgegen gekommen war. Langsam lehnte ich mich vor und schmulte zwischen Dad's und Mum's Sitzen hindurch, um einen Blick auf die trockene Frontscheibe werfen zu können. Ich kniff die Augen zusammen, als ich etwas noch ziemlich weit weg von uns, entdeckte, das einer Kreuzung sehr ähnlich kam. Vielleicht war diese Kreuzung unser Ticket, aus dieser düsteren Unendlichkeit? Umso näher wir ihr

kamen, desto mehr begann das Radio zu rauschen. „Was n jetzt los?", rief ich verwundert und lehnte mich weiter in Richtung Tom, um mehr vom Geschehen mitzubekommen. Mein Blick viel auf das Navi, das bereits völlig durcheinander zu sein schien. Es begann sich wild zu drehen und plötzlich befanden wir uns angeblich auf einem Feld. Ich musste grinsen, denn von einem Feld waren wir sichtlich weit entfernt. Links und rechts von uns waren immer noch, finstere und düstere Wälder, aus denen dichter Nebel trat, der uns innerhalb von Sekunden eingehüllt hatte und die Sicht immer mehr

verschlechterte. Donnergrollen war weit von uns entfernt zu hören und am Horizont hellten ein paar Blitze auf, die den wolkenverhangenen Himmel für einen Moment erleuchteten. Es dauerte nicht lange, bis der Nieselregen zu strömenden wurde und die Regentropfen regelrecht gegen die Fensterscheiben preschten. Selbst die Scheinwerfer, die Dad nun eingeschaltet hatte brachten nicht viel und plötzlich befanden wir uns schon an der vermeidlichen Kreuzung. Aber anstatt einer Kreuzung erstreckte sich nun ein Kreisverkehr vor uns, der mindestens sechs Ausfahrten haben musste. Genauso überrascht wie ich,

schreckte Dad auf und trat auf die Bremse, um nicht mit vollem Schwung in die Kurve zu rasen. „Nehmen sie zweite Ausfahrt.", meldete sich die Navistimme. „Wie soll man denn bei diesem Wetter überhaupt eine Ausfahrt finden?", beschwerte sich Dad und umklammerte das Lenkrad fest. „Fahr doch mal langsamer!", ermahnte ihn Mum nervös und legte die Gummibärchen Tüte, in die sie sich bis eben fest hinein gekrallt hatte, ins Handschuhfach. „Kriegen wir jetzt Gummibärchen?", rief Tom begeistert und klatschte so laut in die Hände, dass er die Stimme des Navi's

übertönte. „Psst, später.", rief Mum verärgert, wobei sie ihren Blick nicht vom Navi ab wand. „Welche Ausfahrt soll ich denn jetzt nehmen?" „Keine Ahnung fahr erst Mal weiter." Die zweite Ausfahrt hatten wir längst verpasst, sodass wir wohl gezwungen waren eine ehren Runde zu drehen. „Bitteeeeee.", brüllte Tom und rüttelte energisch an Mum's Kopflehne. „Nein." Hatte ich nicht gesagt, Süßigkeiten wären keine gute Idee? „Bitteeee.", stimmte jetzt auch Mia mit ein und zusammen rüttelten sie an Mum's

Kopflehne. „Nein.", rief sie wütend und drehte sich so ruckartig um, dass selbst ich mich erschrak. Beide fuhren sie zusammen und ließen sich wieder in ihre Sitze plumpsen. Vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun... was zur Hölle? Wie viele Ausfahren gab es hier? Ich zählte bereits die zehnte und immer noch war kein Ende in Sicht. „Nehmen sie die erste Ausfahrt.", erklang die hohe Stimme des Navi's und machte mich stutzig. Die erste? Hatte sie vorhin nicht von der zweiten gesprochen? „Nehmen sie die zweite Ausfahrt." „Nehmen sie die dritte

Ausfahrt." Nachdem wir auch an der dreizehnten Ausfahrt vorbei gefahren waren, erkannte ich die Straße wieder, von der wir ursprünglich gekommen waren. Sie unterschied sich nur unwesentlich von den anderen. Aber ich erkannte sie am Mittelstreifen wieder. Die Farbe war verblichen und man erkannte ihn nur noch schwach, zudem fehlten kurz vor dem Kreisverkehr ein paar Striche. „Nehmen sie die vierte Ausfahrt." „Nehmen sie die fünfte Ausfahrt." „Was soll das?", beklagte sich Dad und tippte unaufmerksam auf dem Navi herum. „Nehmen sie die sechste

Ausfahrt." „Drehen sie wenn möglich um.", waren die letzten Worte des Navi's, ehe es sich Dank Dad, endgültig von uns verabschiedete. „Na super.", beklagte sich Mum und fuhr sich schwer Atmend durch die Haare. Der Regen prasselte immer heftiger gegen de Fensterscheiben und der Wind wurde stärker. Die Bäume wogen sich schwer in ihm und manchmal bekam ich Angst sie würden auf uns hinabstürzen. Das Gewitter hatte uns bereits eingeholt und und die schwarzen Wolken waren direkt über uns. Die vereinzelten Blitze, häuften sich und schossen den schwarzen Himmel

entlang. Plötzlich wurden wir in grelles Licht getaucht und ein lautes Knacken neben uns bereitete mir Gänsehaut. Die Helligkeit verschwand, schnell riss Dad das Lenkrad rum und raste mit voller Wucht gerade so an einem Baum vorbei, die siebte Ausfahrt entlang. Die Scheinwerfer hatten das Schild hell erleuchtet, sodass ich mir sicher war, dass wir die siebte Ausfahrt genommen hatte. Panisch trat Dad auf die Bremse und brachte somit den Wagen zum Stehen. Erleichtert ließen sich Mum und Ich in die Sitze fallen und atmeten auf. „Was war das?", brachte ich erstaunt

hervor und drehte mich um. Mehrere Meter hinter uns, lag ein Baum quer über die Straße. In der Mitte war er vom Blitz gespalten worden und verhinderte nun den Verkehr. Nur gut das hier ein nicht allzu hoher Betrieb herrschte. „Ich weiß es nicht. Wäre dein Dad nicht so gerast, hätten wir bestimmt die richtige Ausfahrt bekommen.", beschwerte sie sich und warf Dad aus dem Augenwinkel, vorwurfsvolle Blicke zu. „Oder wir wären vorher von einem Baum zertrümmert worden." Eigentlich wollte ich Dad nicht in Schutz nehmen, aber Mum konnte manchmal ziemlich hart

sein. „Und wo müssen wir jetzt lang?", fragte Dad unsicher, lehnte sich über Mum's Schoß und kramte im Handschuhfach nach der Landkarte. Vorsichtig faltete er sie aus und legte sie quer über's Lenkrad. Zusammen betrachteten meine Eltern die Karte und hofften wohl möglich eine Erleuchtung in ihr zu finden. „Wir können sowieso nicht mehr zurück. Lasst uns weiter fahren und an der nächsten Tankstelle nach dem Hotel fragen.", schlug Dad vor und gab Mum die Karte, damit sie diese wieder zusammenfaltete. Er war ja optimistisch. Waren die letzten drei Stunden etwa unbemerkt an ihm vorbeigegangen oder

konnte er nur gut ignorieren, dass wir uns hier sichtlich im Nirgendwo befanden? Er war gerade dabei den Motor wieder anzuwerfen, als sich Mia zu Wort meldete: „Ich muss pullern." Ich ließ Luft aus meinem Mund entweichen und stöhnte genervt auf: „Also wenn wir so weiter machen, sind wir in hundert Jahren immer noch nicht angekommen!" Ungeduldig zog ich die Kopfhörer aus meinem Handy und schaltete die Musik aus. „Gut ignoriert mich, ist mir recht." „Erek würdest du die Kindersicherung raus nehmen?", brummte Mum und griff an die Autotür. Die Kindersicherung, wie

ich sie hasste. Meine Eltern waren wirklich übervorsichtig. Seid zwei Jahren schon musste ich mich damit rumschlagen, weil mein herzallerliebster Bruder der Meinung gewesen war, er müsse während der Fahrt die Autotür öffnen, um eine Biene aus dem Wagen zu verscheuchen. Das war das erste und letzte Mal, dass er Vorne sitzen durfte! Das Ganze ist für die Biene allerdings mehr als schlecht ausgegangen. Da wir gerade durch einen dunklen Tunnel gefahren waren, ist sie schnurstracks gegen die Wand gedonnert. Na ja eine Biene weniger auf der Welt. Als Mum mit ihrer Rede, über jede Gelegenheit nutzen, anfing, konnte auch

Tom sich aufraffen und verschwand schließlich mit Mia und unserer Mutter, im Wald. Eigentlich musste ich auch mehr als dringend zur Toilette, aber da es voraussichtlich nur noch eine Stunde dauern sollte, musste ich mich wohl zusammenreißen, wenn ich nicht zwischen irgendwelchen Spinnen und anderen Krabbeltieren pinkeln gehen wollte. Nachdem ihre Stimmen verstummt waren, wurden mein Vater und ich in klägliches Schweigen gehüllt. Ich hasste es mit ihm alleine zu sein. Ich wollte mich schon gar nicht mehr darum bemühen ein Gespräch zustande zu bekommen. Es fühlte sich einfach schrecklich an, wenn

ich in Gegenwart von Mum und meinen Geschwister auf heile Familie machen musste, nur um meinen Dad nicht in die Pfanne zu hauen. Mein Blick viel auf seinen Ringfinger, an dem eigentlich sein Ehering sitzen sollte. Vor circa vier Wochen waren wir im Schwimmbad gewesen, wo er ihn angeblich verloren haben soll. Dumm nur, dass seine neugierige Tochter, den Ring in seinem Bademantel gefunden hatte. Angeblich lief zwischen ihm und einer Kollegin erst seid zwei Monaten etwas, aber in seinen Augen konnte ich sehen, dass es deutlich länger gewesen sein musste. Das Problem war nur, dass ich ihn

verstehen konnte. Ich konnte wirklich gut nachvollziehen warum er es uns verheimlichte. Meine Mutter konnte ein echter Besen sein und sie liebte es, ihn in unserer Gegenwart runter zumachen. Außerdem musste er dann seine drei Kinder nicht vor die schwierige Entscheidung stellen, bei wem sie leben wollten. Vielleicht war gerade das der Grund, warum ich bei dem Ganzen überhaupt mitspielte. Meine Mutter von Morgens bis Abends belog. Ich wollte und konnte mich doch für keinen der beiden entscheiden. Sie waren beide meine Eltern und irgendwie hatte ich sie ja doch lieb, auch wenn wir uns oft in der Wolle hatten. Ich könnte mich gar

nicht entscheiden, weil ich dann zwangsläufig einen von beiden verletzen würde. „Alex?" Ich schreckte auf, als mir grüne Augen freudig entgegen funkelten. Ich war so gedankenversunken gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie Mum und meine Geschwister wieder ins Auto gestiegen waren. Strahlend starrte mir Mia entgegen und schien mich zu etwas auffordern zu wollen. „Ich hab Hunger!", rief sie trällernd und schaukelte mit ihren Beinen. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte auch diese Unbeschwertheit. Ihre größte Sorge war doch, welche Gummibärchen

Farbe sie zuerst essen sollte. „Ich auch.", sagte Tom schnell und forderte mich auf auch für ihn Essen zu holen. Schwer atmend schnallte ich mich ab und rutschte auf die vorderste Ecke meines Sitzes. „Dad, lässt du mich raus?" Nickend bewegte er sich aus dem Auto und klappte den Sitz um, damit ich aus dem Auto steigen konnte. Fast dankend lächelte er mir gequält entgegen und machte einen Schritt zur Seite damit ich genügend Platz hatte. Ob er wusste worüber ich nachdachte? Ich konnte ihm nicht mal verübeln, dass er eine andere hatte. War es nicht

menschlich, sich neu zu verlieben? Er hatte es bestimmt nicht gewollt, wer würde das auch? Andererseits war unglaublich was er von mir verlangte. Er wollte das ich log. Das ich alle anlog, nur für ihn. Wie konnte er so etwas überhaupt verlangen? Ich spürte wie ich wütend wurde und Probleme bekam meine Wut verstecken zu können. Damit es niemand bemerkte, setzte ich meinen genervten Blick auf. Das tat ich immer, dann schoben sie es auf die Pubertät und ich hatte meine Ruhe. „Wollt ihr auch etwas?", fragte ich Augen rollend, um ihnen zu vermittelnd, dass sie bloß nicht auf die Idee kommen sollten, „ja", zu

sagen. „Nee.", rief mir Mum zu und damit nahm ich den Weg bis zum Kofferraum auf mich. Kalter Wind strömte mir entgegen und brachte mich zum frösteln. Zögernd starrte ich in den Himmel, als ich bemerkte, dass es längst aufgehört hatte zu regnen. Nur noch vereinzelte Tropfen ließen sich auf die Erde nieder und kühlten mein warmes Gesicht, was von der Heizung im Auto, schon völlig Glühte. Ich zuckte mit den Schultern und öffnete den Kofferraum, um unsere Futtervorräte raus zu holen. Eine Weile kramte ich in einer roten Kühltasche nach den Broten. Als ich sie endlich gefunden hatte, schloss ich die Tasche

und schmiss den Kofferraum zu, woraufhin die ersehnte Stimme meines Vaters ertönte: „Das Auto ist kein Panzer!" Ich rollte erneut mit meinen Augen und verkniff mir eine Gegenantwort. Es raschelte plötzlich hinter einem der vielen Bäume ganz nah neben mir. Ich drehte mich schnell um und schaute nach rechts, wo das Rascheln her kam. Erst konnte ich in der Dämmerung nichts erkennen, dann aber zeigte sich die kräftig gebaute Gestalt, die mir erschrocken entgegen blickte. Ihre Haut strahlte seltsam im Abendlicht und ihre Augen waren von einem stechenden rot gezeichnet. Ein fieses Grinsen legte sich

auf ihre Lippen und ließ mich erschaudern. Es schob zwei Sträucher zur Seite und begann sich mit mächtigen Schritten auf mich zu zu bewegen. Ich ließ vor Schreck das Essen fallen und es klatschte auf den matschigen Boden, der meine Boots schon völlig versaut hatte. Erst jetzt viel mir auf, dass die Brötchen gar nicht eingepackt waren. Mit bebenden Knien bewegte ich mich zu Boden, wobei ich das Wesen nicht aus den Augen verlor. Ich tastete nach den Broten, blieb aber erfolglos. Ängstlich wagte ich einen Blick nach unten, um nach ihnen greifen zu können, doch als ich meine Blicke wieder nach vorne wandte, starrten mir feuerrote

Augen direkt entgegen. Ich konnte einen warmen Hauch an meinem Ohr spüren und schon war es verschwunden. Lediglich ein Wimpern Schlag war vergangen, ehe es die Flucht ergriffen hatte. Es war so schnell verschwunden, dass ich mir nun nicht mehr sicher war, ob ich es mir doch nur eingebildet hatte. Aber der warme Hauch an Ohr und Nacken, war immer noch nicht verschwunden und ließ das ganze realer wirken, als es hätte sein dürfen. Eine Weile blieb ich gedankenversunken auf dem Boden hocken, dann aber kam ich zur Besinnung. Ich hob das Essen vom Boden auf und wischte den Dreck so gut es ging ab. Abwesend stieg ich ins

Auto und legte die Brote auf Tomi's Schoß. „Willst du auch was?", fragte Tom gar zuvorkommend, während er von seinem Brötchen abbiss. Ich hörte ein Knirschen, was wahrscheinlich vom Schlamm in dem es gelegen hatte kam, doch Tom schien davon nichts zu merken. Ich riss meine Augen weit auf und schüttelte angewidert den Kopf. Um ihm beim Essen nicht noch weiter zusehen zu müssen, wandte ich mich meinem Fenster zu und betrachtete die triste Landschaft. Verzweifelt suchte ich nach diesen Augen. Feuerrot, nein blutrot, gefährlich, mysteriös und unglaublich Sehnsuchts

erweckend.

2. Kapitel

Ich hörte nicht auf nach den mysteriösen Augen in der Dämmerung zu suchen, doch irgendwann wurde ich ungeduldiger und widmete meine Aufmerksamkeit dem Geschehen, im Auto. Warum musste ich überhaupt mit in diesen dämlichen Urlaub? Ich war bereits reife sechzehn und konnte damit ohne größere Probleme, ein paar Wochen selbst auf mich aufpassen. Nicht mal unser kleiner Klassenstreber musste noch mit in den Urlaub seiner Eltern.

Na gut das erzählte er, dass die ganze Klasse dem keinen Glauben schenken konnte, ist doch Nebensache. „Dad? Kannst du mal die Heizung runter drehen? Hier sind gefühlte tausend Grad drin."„Sag mal bist du krank?", fragte mein Bruder und zog sich seine braune Strickjacke provokativ an.„Ich friere voll."„Eigenartig das dir das jetzt erst

auffällt.“ Meinen Blicken konnte er nicht lange standhalten und so wandte er sie schon nach wenigen Augenblicken von meinen Augen ab. Dad machte das Auto an,... zumindest versuchte er es und er versuchte es nochmal. Aber es funktionierte nicht. „Dad!“ Energisch drehte er den Autoschlüssel rum und hoffte das Aufheulen des Motors hören zu können.„Dad mach jetzt keinen scheiß!“ Nach ein paar weiteren Versuchen gab er es auf, zog den Schlüssel raus und bemerkte

verschüchtert: „Ich schätzte wir müssen laufen.“ Dem letzten Wort hatte er noch etwas Aufschwung verliehen, damit er nicht ganz so bedeppert wirkte.„Shit! Ich werde hier garantiert nicht aussteigen, durch die Kälte laufen und nicht einmal wissen ob wir richtig sind. Ich bleibe hier!", und verschränkte selbstbewusst die Arme vor der Brust.„Also 1. hör auf immer zu fluchen, deine Geschwister gewöhnen sich das noch an und nur auf den Wunsch einer Dame, ... ähm werden wir... hm hier nicht warten. Wo rauf sollten wir auch

warten? Das sich der Tank von alleine auffüllt? Wir laufen, holt eure Koffer wir gehen sofort los, bevor es richtig dunkel ist und...und keine Widerrede!" Ich war so wütend auf sie und Dad. Bekamen sie in ihrem Leben überhaupt etwas auf die Reihe?„Wir könnten warten, bis hier jemand vorbei fährt und uns mitnimmt,... aber Moment mal geht ja nicht, weil wir am Arsch der Welt sind. Wohl möglich war seid tausenden von Jahren niemand mehr hier! Na ja das würde auch die katastrophalen Straßenstrukturen erklären."„Jetzt komm mal runter

und sprich in einem anderen Ton mit mir! Ich habe mir das nicht ausgesucht, also hol' nun deine Sachen, anstatt dich nur zu beschweren und selbst keine bessere Idee zu haben!"Aber ich habe mir das ausgesucht, oder was wollte sie mir gerade damit sagen? Mit ihrer Ansagen stiegen wir aus und jeder nahm das mit was ihm am Wichtigsten war. Warum war ich denn nun schon wieder an allem

schuld? War es nicht mein Vater gewesen, der es nicht geschafft hatte, den Tank aufzufüllen? Was hatte ich denn nur damit zu tun? Warum ich? Vor Wut stampfte ich mit meinem linken Fuß auf den kalten, matschigen und doch harten Boden auf. Wobei ich mir einen Schmerzensschrei verkneifen musste, da der harte Boden meine Zehnknochen wohl möglich gebrochen hatte. Ein paar Sekunden verschnaufte ich mit zusammengekniffenen Augen, wobei mir

fragende Blicke meines Bruders entgegen kamen.Nachdem ich meinen schmerzenden Fuß halbwegs ignorieren konnte, holte ich mir 2 Koffer und lief mit Tom in einem schnellen Schritt vor. Seine genervten Gesichtszüge sprachen Bände und ich musste mich nicht sonderlich anstrengen, um zu verstehen, dass er alles andere als angetan von Mum's Idee war. „Das ist doch völlig bescheuert.", murmelte ich vor mich hin.„Was?", mischte sich Dad ein, der sich unbemerkt an meine rechte Seite gehaftet hatte. Was

mischte er sich überhaupt ein? Hatte irgendjemand mit ihm gesprochen? Nein!„Wir sind in England irgendwo auf dem Land, keiner von uns kann genügend Englisch um sich hier gut verständigen zu können, wenn denn hier jemand vorbei kommen würde! Was nebenbei bemerkt so wahrscheinlich ist als würdest du im Lotto gewinnen und damit meine ich unmöglich, denn ich will bemerken das wir am Arsch der Welt sind und..." Ich wollte weiter sprechen,... weiter schreien, doch Mum unterbrach mich schnell.„Hast du eine bessere Idee?"

Verdutzt blickte ich ihr entgegen. Ich? Warum ich? Dad war doch an allem Schuld. Und sie selbst auch, denn sie hat das Hotel ausgesucht und...„Sorg' dich lieber um eine Alternative, anstatt hier rum zu motzen!", riss mich Dad aus den Gedanken. Er unterstützte sie doch nur, weil er wusste das sie ihn sonst anschnauzen würde!„Jop", sagte ich kurz und überlegte während dessen, was diese Idee beinhalten würde.„Die da wäre?"„Ähm,... also,... ich." Meine Mum würdigte mich mit kritischen Blicken.

„Warum ich eigentlich? Darf ich mich nicht auch mal aufregen?", fragte ich wütend und war nicht gewollt meine Stimmung zu ändern.„Doch, aber was bringt uns das weiter?"„Ihr könntet ja auch mal überlegen."„Du versuchst dich doch nur vor deiner Antwort zu drücken! Komm jetzt, sonst sind wir am Sankt Nimmerleinstag immer noch nicht da!", viel mir Tomi in den Rücken, der mit seinen braunen und schulterlangen Haaren, im Wind ebenfalls Probleme hatte. „Sankt Nimmerleinstag", das benutzten

doch nur meine Eltern! Er wusste sicherlich nicht einmal was es bedeutete und plapperte nur irgendetwas nach. Es reichte mir schon, wenn meine Eltern das benutzten und ich mich jedes Mal fragte in welchem Jahrhundert sie doch stecken geblieben waren. „Wie wär's denn mit telefonieren? Wäre immerhin sinnvoll!", antwortete ich schnippisch und war froh das mit diese Idee eingefallen war.„Oh du bist ja eine ganz Schlaue", brüllte mein kleiner, nerviger Bruder vor Lachen und schaute mich mit

seinen schokoladenbraunen Augen schadenfroh entgegen.„Halt doch die Klappe!", murmelte ich vor mich hin.„Alex! Lass deinen kleinen Bruder in Frieden!"„Er hat doch angefangen!", entgegnete ich ihr, was sie gekonnt ignorierte.„Wo sind wir im Kindergarten?" Ich verspürte den Drang, etwas aufmüpfiges darauf zu antworten, doch mir viel nichts ein. Schnell begann ich mein Handy aus meiner Jackentasche zu kramen und stellte meine Koffer ab. Daraufhin blieben auch alle anderen stehen und starrten

wie gebannt auf mich. Meine Hände musste ich dafür aus den Handschuhen nehmen und nun fror ich noch mehr als ohnehin schon.„Ja, schaut nicht so, dass macht mich nervös..." Ich schaltete es an, doch es stürzte gleich wieder ab, da mein Akku fast leer war, vom Musik hören.„Sorry mein Handy ist leer.", sagte ich schnell, hoffte das es nicht weiter auffiel und steckte es peinlich berührt wieder in meine Jackentasche. Ich hatte zwar mein Notstrom Kabel dabei, aber das

war so weit weg in meinem Koffer verkramt,... außerdem hatten die anderen auch ein Handy. Mein Dad holte sein altes Tastenhandy raus und schaltete es an. Er hielt es wie ein Bekloppter in die Luft und gab mir den Anlass, den Kopf zu schütteln.„Kein Netz.", sagte er schließlich, obwohl diese Antwort für mich ziemlich unnötig war.„Ja mein Handy hätte auch kein Netz, wenn ich es aus dem Museum für antike Sachen geklaut hätte!", rief ich und ging sauer weiter.

Meinem Dad gab ich nun die Schuld, das meine Idee auch nicht funktioniert hatte. Zumindest pushte ich so mein Ego wieder etwas höher und versuchte mir die Bestätigung zu geben, dass meine Idee nur wegen ihm nicht funktioniert hatte. Mum und Tom holten ihre Handys ebenfalls raus, aber auch sie blieben erfolglos.„Ja, ich könnte mir auch etwas besseres Vorstellen, Prinzessin.", lachte Dad und machte eine kurze Pause. Schön das ihm immer noch zum Lachen zu

Mute war. Ich könnte heulen! Wetten meine Freunde sitzen jetzt am Strand und lassen sich von irgendwelchen heißen Typen verwöhnen?„Außerdem wenn dein Handy so gut ist, hättest du ja nicht dein ganzes Akku für Musik verwenden müssen!“„Ja, ist okay, gib mir ruhig wieder die Schuld! Wer rechnet denn auch damit, das du zu doof bist den Autotank aufzufüllen? Also normaler Weise müsste das ein Autofahrer können, obwohl...“, bemerkte ich mit einem schadenfrohen Lächeln. Sein leichtes Aufstöhnen und seine Blicke sprachen

Bände. „Und ja, ich könnte mir auch etwas besseres vorstellen, am Strand mit ein paar süßen Typen, aber nein stattdessen muss ich mit meinen altmodischen Eltern durch den Arsch der Welt latschen.“„Wie bitte?“, fragte mein Dad verwundert, auch meine Mum machte ein erschrockenes Gesicht, wo ich genau erkennen konnte, dass es bloß gestellt war.„Ja,.. schau nicht so irgendwann musste ich das ja auch mal sagen.“„Also süße Jungs, so etwas sollte dich nun wirklich noch nicht interessieren, du bist

16!“ Tom hustete und stieß mir in die Rippen, denn er war der Einzige der wusste das ich schon lange einen Freund hatte und das sollte auch so bleiben! Ich weiß echt was er denkt in welcher Zeit wir sind, er kann wohl froh sein das er noch nicht Opa ist. Der kalte Wind umschmeichelte mein Gesicht und verpasste meinem Körper eine Gänsehaut. Meine langen, roten Haare wurden vom Wind zerzaust und mein Eyliner, der heute Morgen noch perfekt gesessen

hatte, saß nun sicher schon auf den Augenbrauen.„Wie lange wollen wir noch im Nirgendwo laufen?“, fragte ich und atmete schwer aus.„Also ich wollte jetzt nicht so unbedingt am Straßenrand übernachten.“, lachte meine Mum spöttisch.„Hast du denn eine bessere Idee?“, hackte mein Dad nach.„Warum soll ich immer die Ideen haben? Ihr seid auch noch da.", antwortete ich schnell, um überspielen zu können, dass ich auch keine Ahnung hatte. Mittlerweile war es draußen schon schummrig geworden und ich begann mir Sorgen

zu machen, dass wir schon bald nicht mal mehr die Straße sehen könnten.„Mum! Ich laufe nicht weiter, ich habe Hunger, Durst und ich muss aufs Klo! Können wir hier nicht übernachten?“, flehte Tom plötzlich und verschränkte bockig seine Arme vor der Brust .„Nein, jetzt komm weiter Tomi, du wirst es wohl noch ein wenig aushalten, oder? Wenn du solch ein Hunger hast...“, sie machte eine kleine Pause und ließ etwas Luft aus ihrem Mund entweichen.„Wir haben noch Essen in meinem

Rucksack.", sprach sie ruhig und liebevoll weiter. Wie freundlich sie sein konnte, doch leider zeigte sie diese freundliche Seite nur meinen Geschwistern. Darauf hin hielten wir wieder an und Tom kramte das Zeug aus der Tasche. Da es so kalt war, wollte ich meine Hände nicht unnötig belasten, trotz meines knurrenden Magens. Warum hatte er eigentlich schon wieder Hunger? Hatte er nicht vor einer knappen Stunde etwas gegessen? Plötzlich hörte ich wieder das Rascheln von vorhin, zwei feuerrote

Augen schauten mir erneut entgegen, als ich in die Richtung des Geräusches sah. Solch feuerrote Augen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ich hielt mir meine linke Hand vor den Mund, um einen Angstschrei zu vermeiden. Das Wesen schaute mich an und lächelte. Mit weit aufgerissenen Augen trotzte ich diesen erschreckenden Blick.

Ich wollte mich langsam weg bewegen, doch diese Augen hinderten mich daran und ließen mich fast zu Stein werden.

3. Kapitel

Schreib mir was!Ich versuchte meine Augen offen zu halten, doch schon nach kurzer Zeit wurden sie trocken und begannen zu brennen. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde es dunkel um mich herum. Als ich meine Augen wieder öffnete, war das Rot längst verschwunden. Mir blieb nicht ein Atemzug um zu verstehen, was gerade passiert war, als mich mein Bruder ungeduldig weiter zog. Immer wieder schaute ich voller Erwartungen in den Wald, um diesen

Augen erneut entgegen zu starren, nicht aus Angst, viel mehr schien ich mich nach diesen so wunderschönen, fast blutroten Augen zu sehnen. Wir liefen eine Weile über Berge, durch Wälder, mal langsam mal schneller immer mit der Hoffnung endlich das Hotel sehen zu können. Mittlerweile war es stockdunkel. Tom, Mum und Dad hatten ihre Handys raus geholt, um uns den Weg zu leuchten. Innerlich hatte ich schreckliche Angst, vor vielen Dingen. Zum einem malte ich mir aus wie wir hier überfallen werden könnten, zum anderen aber machten mir

nun im völligen Dunkeln, diese Augen doch schreckliche Angst. Wir liefen nur weiter, weil meinen Eltern auch nichts anderes einfiel und wir immer noch keinen Empfang hatten. Uns kam eine Kutsche entgegen, mit einem schwarzen und einem braunen Pferd. Ihre Mähnen waren lang und ihr Fell glänzte. Weit könnte uns diese Kutsche sicher nicht bringen, aber es war unsere einzige Chance. Auf ihr war ein großer schlanker Mann mit pechschwarzem Haar. Neben ihm stand eine Laterne, die ihn außerordentlich kräftig anstrahlte und den Weg wies. Ich schaute in sein Gesicht und sofort

stachen mir seine eisblauen Augen entgegen. Kleine Lachfältchen legten sich über seine Augen, um den Mund und schließlich riss er seine Lippen auseinander und strahlte mir entgegen. Er trug eine schwarze Leder Jacke und eine dunkelblaue Jeans. Seine Haare waren zu einem unordentlichen Dutt gebunden und sein Lächeln erinnerte mich an das Wesen aus dem Wald. Es schien einladend aber zu gleich auch gefährlich. Meine Mum ließ sofort alle Taschen fallen und schrie: „Hallo Entschuldigen sie, bitte bitte nehmen sie uns mit, unser Auto ist mitten auf der Straße stehen

geblieben und wir wissen nicht einmal ob wir in die richtige Richtung laufen!" Ich klatschte mir etwas zu doll an die Stirn, sodass es ein wenig schmerzte. Sicher hatte sie vergessen, dass wir in England waren und das der Mann uns bestimmt nicht verstand. Nun hielt er uns garantiert für völlig bekloppt, so wie meine Mum mit den Armen herum gewedelt hatte. Und mal wieder wurde ich für eigenartig eingestuft, nur weil meine Mum der Meinung war, mich bloß stellen zu müssen. Er schaute etwas irritiert zu uns, hielt dann aber unerwartet an. „Kein Problem ich nehme sie gerne mit wo müssen sie denn hin?", fragte er

zuvorkommend. Ich riss meine Augen auf, als ich seine perfekt ausgesprochenen Worte hörte. Nicht einmal einen Hauch von Akzent konnte ich heraushören. Okay nun hielt er mich sicher für verrückt und daran war ich selbst schuld, denn ich hatte mir wie eine Bekloppte gegen die Stirn geschlagen! „Hier soll ein Hotel in der Nähe sein?" „Ach so ich weiß welches sie suchen, wir erwarten sie schon", er machte eine kurze Pause und sprach dann weiter. „Zwei Erwachsende und drei Kinder?" Wir erwarten sie schon? hörte sich ein wenig geschwollen an. Als wären wir in einem schwarz-weiß Film gelandet, wo

es Geister und noch weitere erfundene Geschöpfe gab. Nach diesen schwarz-weiß Filmen, die meine Mum so sehr liebte und wo sie der Meinung war, sie müsste mich zwingen ihre Leidenschaft zu teilen. Wie sie immer sagte ich würde mich für ihre Generation nicht interessieren und das sie es nicht verstehe. Na ja alte Dinge interessierten mich nun mal nicht so sehr, aber das wird sie wohl nie begreifen... „Zwei Kinder und ein Teenager", verbesserte ihn Tom besserwisserisch. Ich musste grinsen, als ich mich an die Zeit erinnerte, wo er mich des Öfteren als besserwisserisch erklärt

hatte. „Na klar, Verzeihung. Ich bitte", lachte er und zeigte dabei einladend auf die Kutsche. Mein Bruder stieg wie selbst verständlich ein und legt sich auf die Rückbank. Wenn ich mich recht erinnere schlief er auch gleich ein. Ich packte die zwei Koffer, die ich schon den ganzen Weg hinter mir hergezogen hatte, zu ihm und nahm auch die restlichen entgegen. Nach ca. zehn min. saßen wir alle und fuhren los. Meine Eltern und Mia hatten es sich auf der Rückbank bequem gemacht. Tom hatte vorlieb mit dem wenigen Platz wo das Gepäck lag, vorlieb genommen und ich musste mich nach vorne zu dem Mann

quetschen. Die Kutsche fuhr los, kalte Luft wedelte um meinen Körper herum. Mir wurde immer kälter und schließlich kauerte ich mich zusammen. Die anderen hinter mir nahmen Decken die dort lagen und wickelten sich ein, was mich neidisch machte. Immer wieder starrte ich in die Augen des Kutschfahrer's, ich verlor mich einfach in ihnen. Ich fand ihn hübsch. Also nicht für mich, einfach nur so und ich kam nicht mehr von seinen Augen los. Sie schienen mich so wie die des Wesens zu fesseln, als hätten sie gewisse

Ähnlichkeit. Wir fuhren in einem schnellen Trab der langsam in ein Galopp überging. Ich glaube er war etwas irritiert, dass ich ihn immer wieder anstarrte. Nachdem mir auffiel, dass ich ihn schon eine ganze Weile angestarrt haben musste, wand ich schnell meine Blicke von ihm ab. „Wie weit ist es denn noch?", hackte meine Mum ungeduldig nach. „Nicht mehr so lange, wenn wir in dem Tempo bleiben nicht länger als eine halbe Stunde." Kurz schwiegen wir, dann aber unterbrach er die Stille. "Wo wollten sie eigentlich hin? Ich meine es ist recht ungewöhnlich allein

am späten Abend mit einer Kutsche durch die Gegend zu fahren?" "Oh habe ich sie erschreckt?" "Nein natürlich nicht." "Wo wollten sie hin?" "Dies und das erledigen.", sprach er und legte ein fast gespieltes Lachen auf. "Sie weichen meiner Frage aus." Ich spürte wie meine Mum unfreundlicher wurde und ich mehr und mehr Panik bekam, sie würde mich völlig blamieren. "Ich wollte in die Stadt, einn paar Sachen für's Hotel kaufen." "um diese Zeit?" „Ja, um diese Zeit, wir sind ein wenig im Stress. Ach wir haben uns noch gar nicht

vorgestellt?" „Und das soll auch so bleiben.", meinte Dad schnell und Mum nickte ihm zu. Anscheinend fanden meine Eltern ihn nicht so nett. Lag es daran, dass er so mysteriös wirkte? Ich zuckte mit den Schultern und sagte: „Ich bin Alexandra." Meine Hand ignorierte er. Ich zog sie schnell zurück, sodass meine Eltern es nicht mitbekamen. „Schön ich bin Antonius, aber du kannst auch Antonio, Toni... oder wie auch immer zu mir sagen." Kurze Zeit herrschte Stille und keiner von uns wusste so recht was er dazu sagen

sollte. Aber dann unterbrach Antonius diese Stille: „Weißt du ich habe auch einen Sohn er müsste so alt sein wie du." Erneut lag eine ungewöhnliche Stille in der Luft. Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Meine Eltern waren nicht begeistert davon das ich mich mit ihm unterhielt, aber ich war alt genug, also sagten sie nichts. Nach ca. 15 min. hielt ich das Schweigen zwischen uns nicht mehr aus und fragte etwas Belangloses. „Wie alt ist er denn?" „Ähm,... so 16..., aber er wird bald 17, wie alt bist du denn?" Als würde ihm

eine schwere Last von den Schultern fallen, wirkte er auf einmal viel entspannter und atmete schwer aus. „16...wie heißt er denn?" Es rumpelte kurz und Toni sagte: „Wir sind da, zwar mit etwas Verzögerung aber wir sind da." „Und was ist mit dem Auto?", fragte meine Mum Aufgeregt. Sie hatte wieder diesen übertriebenen, hysterischen Tonfall. Doch das mit dem Auto war, wie sich herausstellte, unser kleinstes Problem. „Das holen wir Morgen ab,... gehört zum Service." Mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln drehte er sich zu meiner

Mum um, aber sie verdrehte unauffällig die Augen. Wir fuhren auf einen tristen Parkplatz. Bis auf ein Auto war er leer, wahrscheinlich gehörte es dem Besitzer oder dem Personal. Vorausgesetzt es gab hier Personal, die Blätter die auf dem Boden lagen, die überfüllten Mülleimer und die kaputten Wege sprachen jedenfalls dagegen. Auch der verwilderte Rasen, der sich langsam über den Steinweg ausbreitete, trug nicht gerade für ein schönes Ambiente bei. Neben dem Parkplatz war ein großer Wald an dem sich ein Friedhof anschloss. Also gemütlich war jedenfalls etwas anderes. Wir stiegen aus der Kutsche und meine

Mum bedankte sich beim Kutschfahrer. Plötzlich entgegnete sie ihm mit einer ungewohnten Freundlichkeit. „Vielleicht können ihr Sohn und meine Tochter ja etwas mit einander unternehmen, dann ist es nicht so langweilig für sie.", schlug meine Mum begeistert vor und strich mir dabei beschützend über den Rücken, wobei sie immer weiter zu meinem Po kam. Was war los mit ihr? Jetzt diese gespielte Freundlichkeit? Vielleicht war ihr bewusst geworden, dass wir dem Kutscher sehr dankbar sein konnten. „Das halte ich für keine gute Idee.", sagte er und drehte sich desinteressiert von uns weg. Meine Mum schaute etwas

irritiert. Doch wie es kommen musste gab auch völlig übermüdet Tom seinen Senf dazu: „Das denke ich auch, sie hat doch einen Freund." Er grinste mich frech an und gähnte. Das war wieder einer dieser wundervollen und kostbaren Momente, wo ich meinen Bruder am liebsten genommen hätte und ganz, ganz weit weg von mir geworfen hätte. Meine Mum schaute mich ebenfalls irritiert an, als hätte ich etwas verbrochen. Sie sagte aber nichts dazu, womöglich war mein Bruder ihr peinlich und sie würde das mit mir später besprechen. „Ja ähm, ich also wir ... sehen uns vielleicht noch mal.", sagte sie

schließlich, drehte sich unhöflich weg von ihm und lief los. Ich folgte ihr, doch dann sah ich das düstere und alte Schloss, welches auseinander zu fallen drohte. Ich schrie auf: „Soll das ein Scherz sein?"

„Es wird dir sicher ganz gut tun wenn du mal weg vom Alltag bist.", versuchte meine Mutter die ganze Sache etwas zu verharmlosen. Na das würde ja ein super Urlaub werden. Ständige Wanderung durch Berge und Wälder, Kälte und nicht einmal Internet oder Wlan. Zusammen stiegen wiraus der Kutsche und hieften unser Gepäck auf den Boden. Ich merkte wie meine Familie vor Neugier zu platzen drohte. Doch das konnte ich in keiner Weise nachvollziehen. Mich grauste schon der Gedanken in einem fast zerfallenen Schloss schlafen zu

müssen. Ich kramte nach meinem Handy und suchte erneut vergebens nach Netz. NICHTS!!! Gar nichts, was für eine Katastrophe, ich wusste schon warum ich hier nicht her wollte. Genervt steckte ich es weg und begann etwas unverständliches vor mich her zu murmeln, wo von ich selbst nicht einmal den Sinn kannte. Jeder griff nach seinem Koffer und versuchte ihn durch den Matsch zum Eingang zu ziehen. Dabei stach mir die völlig vernachlässigte Anlage erneut ins Auge und ließ meine Erwartungen ein Stück weiter sinken. Ich hatte Mühe die schwere Tür zu

öffnen und benötigte damit die Hilfe meines Vaters. Zusammen stemmten wir sie auf und traten in die Empfangshalle. Dort standen mitten im Raum Blümchen besetzte Sessel. Sie waren das Einzige bunte in diesem Raum, was wohl der Grund war warum sie mir gleich auffielen. An der Wand gegenüber der Sessel stand die Rezeption. Sie war von einem dicken und kleinen Mann mit Glatze besetzt. Aber er kam auch erst nach unzähligen Stunden zu uns hinunter. Was ich ihm auch nicht verübeln konnte, denn um diese Zeit schliefen wohl normale Menschen schon. Wir gingen an den Sesseln vorbei zur

Rezeption. Der Mann schaute uns grimmig entgegen und machte auch sonst, einen nicht sonderlich freundlichen Eindruck, wie das ganze Haus hier. Mein Dad unterschrieb etwas und bekam einen Schlüssel. Ich runzelte zwar die Stirn, war aber zu müde, um genauer darüber nachzudenken. Mum unterhielt sich als Erste mit dem Mann und den Handbewegungen nach zu urteilen, schien er ihnen beschreiben zu wollen, wo sich unser Zimmer befand. Ein paar Minuten später, schnappte sich Mum Mia und lief mit Tom nach oben in unser Zimmer. Als ich auf die Uhr über

der Tür schaute, bemerkte ich das es schon ziemlich spät war, was meine Müdigkeit erklärte. Ich setzte mich in einen der Sessel und wartete auf meinen Dad, warum ich das tat weiß ich nicht. Vielleicht wollte ich die Treppe nicht alleine hoch gehen? Es wirkte als würde sie jede Sekunde zusammenbrechen, also wollte ich, so freundlich wie ich war, meinen Dad den Vortritt lassen. Er redete noch Ewigkeiten mit dem Mann, anscheinend schien er doch ziemlich Gesprächig zu sein, oder mein Vater laberte ihn nur unnötig zu. Die Wände waren in einem schlichten gelb

Ton gehalten, die mich nicht gerade fröhlich stimmten und der Boden war mit einem grünen Teppich belegt, welcher aber eher grau war. Entweder weil dort so viele Leute schon lang gelaufen waren....aber hier war keiner. Oder es lag an der Tatsache das der Besitzer keine Putzfrauen kannte? An der Wand hingen eine Menge alter verstaubter Bilder von Häusern und dem Wald der sich am Grundstück anschloss. Entlang der Treppe hingen staub besetzte Bilder, von Grafen, Fürsten oder... irgendwelchen unwichtigen Leuten. Sie alle starrten böse und gedankenlos gerade aus, sodass sie bei mir eine Gänsehaut

verursachten. Die Luft war muffig und erinnerte mich an das alte Haus meiner Nachbarin, was ich versuchte so gut es ging zu meiden. Nach einer Weilen wandte sich mein Dad von der Rezeption ab und lief die Treppe hinauf. Ich war so von den Gemälden abgelenkt, dass ich es fast nicht mitbekommen hätte. Ich ging ihm hinterher und ärgerte mich überhaupt auf ihn gewartet zu haben. Die Treppe war mit einem roten und Blümchen besteckten Teppich überdeckt. Welcher perfekt zu den Sesseln passte. Ich setzte meinen Fuß auf die erste

Treppenstufe und schon drang ein lautes Knarren in meine Ohren. Meine Blicke blieben an den alten Bildern hängen, sie schienen etwas fesselndes und interessantes zu haben, wo bei ich mich eigentlich für alte Sachen nicht besonders interessierte. Und vor allem nicht für unwichtige alte Leute. Vielleicht war genau das der Grund warum ich Museen für gewöhnlich mied. Mein Blick blieb bei einem der Bilder hängen. Ein ganz besonderes. Auf ihm war ein mächtig dargestellter Mann abgebildet. Ich interessierte mich allerdings nicht für den Mann, sondern viel mehr für das Amulett, das er um seinen Hals trug. Es schien zu glitzern,

obwohl das völlig unmöglich wäre. Doch plötzlich machte er eine einladende Bewegung, also er bewegte seine Hand! Egal was er tat, er BEWEGTE sich! Mein Herz begann zu rasen und ich spürte wie meine Kehle immer enger wurde. „Papa hast du das gesehen? Der hässliche Typ auf dem Bild hat sich gerade Bewegt!", schrie ich mit einer Stimme, wie ein verschüchtertes Kind, mit einer Stimme die nicht zu mir passen wollte! Ich hörte mich sicher total verrückt an. Vielleicht war das auch die Antwort darauf, warum mein Dad mich ignorierte. Er tat so als wäre ich völlig bescheuert... ja gut es hörte sich auch eigenartig an,

aber... vielleicht hatte ich mir das nur eingebildet aufgrund meiner Müdigkeit? Ich drehte mich noch einmal zu dem Bild um, warum? Ich weiß es selbst nicht.

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Hörbuch

Über den Autor

SilverMoon
Freut mich, dass du mein Profil gefunden hast und wenn du gerade wirklich dabei sein solltest, dir das höchst "interessante" Zeug über mich durchzulesen, dann Respekt und herzlichen Glückwunsch, du investierst deine Zeit genau richtig! ;)
Tja, ich habe endlich die 18 erreicht!
Nach meiner Mum habe ich mittel- blondes Haar, ich seh darin eher braun, aber gut lassen wir sie fachsimpeln ;)
Grün-braune Augen und bin ein aufgeschlossener und freundlicher Mensch :)... red ich mir jedenfalls ein.
Ich hasse Spinnen über alles und krige jedes Mal einen halben hysterischen Anfall, der mich durch den ganzen Raum springen lässt... wer kennt es auch nicht?
Ich find Krabbeltiere sowieso nicht besonders... na ja sagen wir mal niedlich, aber nichts ist schlimmer als eine Spinne zu sehen! Na gut, wenn sie weg ist, ist das auch nicht gerade beruhigend. :-/
Ich liebe es zu schreiben, reite zudem auch sehr gerne und jor bin stolze Besitzerin einer Reitbeteiligung.
Momentan fiebere ich meinem Studium entgegen und hoffe, dass ich in Potsdam angenommen werde... mal sehen man kann ja schließlich träumen. ;-) Also falls es jemanden da Draußen mit dem selben Ziel gibt, scheut euch nicht mich anzuschreiben, ich knüpfe gerne Kontakte. :)... fast vergessen, das gilt natürlich auch für alle Anderen!
Ein Funken Wahrheit: Laufend- Achso und merkt euch, Karma hat kein Verfallsdatum! Also tut was für euer Karma und schaut bei meiner Geschichte vorbei. ;-)

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