Fantasy & Horror
Von Engeln und Sternen

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"Von Engeln und Sternen"
Veröffentlicht am 05. Juli 2018, 10 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Von Engeln und Sternen

Von Engeln und Sternen

Weißer Dampf stieg in den Himmel auf und tauchte alles in einen wabbernden Nebel. Wie Wolken, die ihrer Existenz am Himmel müde zu Boden gesunken waren, und nun einige Meter über dem Boden hingen.

Die Sternenfragmente rauchten wie kleine Feuerstellen. Sie konnten noch nicht lange hier liegen. Vielleicht Stunden oder aber doch schon Tage. Niemand konnte sagen wie lange Sternensplitter brauchten um komplett auszukühlen und zu kalten leblosen Steinbrocken wurden.

Schatten huschten durch den Nebel. Halbexistenzen ohne klare Umrisse, ohne Gesichter und ohne Geschichte. Zogen

die Sterne sie an? Waren sie einfach froh von dem tödlichen Hagel verschont geworden zu sein, oder warteten sie darauf, dass die Splitter abkühlten?

Sie wichen ihm aus, tauchten aus dem Nebel auf und verschwanden sogleich wieder darin.

" Hast du schon einmal einen Engel gesehen?"

Ein kleiner Junge. Von den fragenden Augen über den schmächtigen Körper noch ein Kind.

Diese Augen. Ehrlichkeit und Naivität wie sie nur in Kinderaugen zu finden ist.

Eine Nebelwand kam von Links und erstickt jede Sicht, über einige Meter hinaus in weißen Dampf. Rechts ein

Felsbrocken, links Schatten. Es wurden mehr. Trotz des dichteren Nebels wusste er das sie da sind. Sie zogen engere Kreise um ihn, warteten und beobachteten.

Wieder stand der Junge neben ihn.

" Hast du schon einmal einen Engel gesehen?"

Er musste nicht hinsehen. Die fragenden Augen brannten sich auch so in seine Netzhäute.

Schatten nun links und rechts von ihm. Sie wichen nicht mehr in den Nebel aus, hielten gerade soviel Abstand um nichts zu verpassen. Wie Geier, die auf ihre Beute schielten.

Vor ihm ragte ein mehrere Meter hoher

Sternsplitter aus dem Boden. Nach oben hin spitze er sich zu, wie eine Pyramide oder Bergspitze.

Ein Schatten saß zu seinem Fuß, weicht nicht in den Nebel zurück. Schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass sich ihm jemand nährte.

Seine Kleidung, einst wohl strahlend in allen Farben, nun zerissen, dreckig, zerfetzt. Die Haare auf der rechten Seite  verbrannt, bis auf die brandblassen werfende Kopfhaut. Blut lief über seine Wange und tropft von seinen lächelnden Lippen.

Der Junge trat neben den Sitzenden, doch sein Blick ruhte weiterhin auf ihm.

" Hast du schon einmal einen Engel

gesehen?"

Ein abgehacktes Lächeln schüttelte die Gestalt am Boden.

" Eine Engel!"

Blut lief aus seiner Nase und er musste husten, doch das Lachen brach weiter aus ihm heraus, wie ein gefangenes Tier was endlich einen Spalt im Zaun gefunden hat.

" Ein Engel! Sie war da, sie war direkt da."

Seine Hand streicht den Umhang beiseite, streift den Ledergriff kurz ehe er in die Knie geht.

Auge in Auge mit dem Gebrochenen, der vor ihm sitzt und anscheinend immer noch lacht.

" Wo ist der Engel?" seine Stimme krächzte wie ein altes Dielenbrett oder ein Tau was sich nach Jahren wieder spannt. Er benutzte sie zu selten.

" Sie hat mich gesehen. Nur mich. Sie hatte nur mich angesehen. Ganz Totenhall konnte ihr nicht geben, was sie in mir gesehen hat."

Tränen liefen über seine Wangen, während er sich lachend vor und zurück wiegte. Seine Finger öffneten und schlossen sich. Immer wieder.

Totenhall.

Er erhob sich aus der Hocke, betrachtete die Gestalt vor sich noch ein letztes Mal und wandte sich um

" Sie hat mich geküsst." brach es unter

Schluchzern aus dem Mann heraus.

Er erstarrte. Die Gestalten, der Nebel alles schien innezuhalten und nur das lachen und schluchzen des Gebrochenen  durchdrang die Luft zwischen ihnen.

" Sie hat mich geküsst. Mich. MICH!" Er packte den Sternsplitter und versuchte sich daran emporzuziehen. Das Lachen, das Weinen es verschmolz zu einer Fratze des Wahn.

" Sie. Hat. Mich. Geküsst!"

Seine Hand schoss zum Griff, packte das abgewetze Leder, schwarzer Stahl blitze auf, wie eine Sternschnuppe duch den Nachthimmel.

Das Blut spritze bis an die Spitze des Sternsplitters und in der Stille, die das

Verenden des Lachens und Weinens riss hörte man den Kopf stumpf auf den Boden aufschlagen.

Die Schatten stoben auseinander, rannten wild durcheinander und drängten sich in den schützenden Nebel, während der Torso des Gebrochenen am Splitter hinabsank und zu dessen Füßen liegen blieb.

Er drehte sich um, die blutige Klinge schlug auf den Boden und knirschte im Kies und Schotter, als er sich umdrehte und ging. Die Klinge über den Boden schleifend.

Der Junge blickte ihm nach.

" Hast du schon einmal einen Engel gesehen?"

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