Journalismus & Glosse
Houdini

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"Entfesselnd!"
Veröffentlicht am 04. Juni 2018, 30 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Entfesselnd!

Houdini

Vorbemerkung

Houdini gilt noch immer als bekanntester Magier aller Zeiten. Selbst heutige, weltweite Größen wie David Copperfiled, Siegfried & Roy, Lance Burton, Hans Klok, oder die Ehrlicher Brothers kommen nicht an seinen Ruf heran. Hier ein kurzer, unterhaltsamer Abriss, der ein paar interessante Teilaspekte berücksichtigt.

Natürlich kann eine so kurz gefasste Biographie nicht vollständig sein.

Ich habe mir erlaubt ganz eigene Schwerpunkte zu setzen und einige Bilder eingefügt.


Meine Buchreihe, die sich mit bekannten Persönlichkeiten befasst:


"16.Dez.1916" - Rasputin

"Der Betrüger" - Böttger, Bd 1-3

"Peter Wessel", Bd. 1-3

"Guy Fawkes", Bd. 1- 8

"Der Fälscher", Leonardo da Vinci

"Soapy Smith"

"Marilyn"

"Cochran"

"Heilig", Mutter Theresa

"Souffrage", Emily Davidson

"Nipper",

"Der letzte Flug", Jürgen Möllemann


Copyright: G.v.Tetzeli

Houdini

Harry Houdini wurde weltbekannt, der erste Superstar der Magier. Er hat sogar Einzug in die englische Sprache gefunden [to houdinize = entkommen).

(Erik - 8 Jahre)

Eigentlich hieß er Erik Weisz, Sohn eines armen Seifenmachers und war nicht, wie er später angab in Amerika geboren, sondern in Ungarn, Budapest. Das war 1874. Papa Weisz hat außerdem ein Anwaltspatent, arbeitet aber hauptsächlich als Rabbi. Der kleine Weisz hält sich mit Gelegenheitsjobs und na ja ein paar Diebstählen über Wasser. Als sein Vater stirbt war das ein Wendepunkt. Niemals aufgeben, immer für die Mutter da zu sein, musste er seinem Vater auf dem Sterbebett schwören. Erik hatte 2 ältere Brüder, aber der Vater wusste offensichtlich schon damals, wer eine besondere Veranlagung hatte. Erik versetzte die goldene Uhr seines Vaters

und befragte ein Medium, wie es seinem toten Vater ginge. Es sei alles Bestens und genau das glaubte der junge Erik nicht. Sein ganzes Leben lang bekämpfte er diese Übernatürlichen Angelegenheiten, die Quacksalber, die den Menschen das Geld aus der Tasche zogen. Die Seance war für ihn Betrug. Trotzdem, es fehlt an Geld. So geht er erst als Page verkleidet betteln, dann versucht er sich als Sportler (Läufer, Boxen) und lässt sich von seinem verbissenen Ehrgeiz treiben. Dasselbe gilt für kleine Zauberkunststückchen, die er seinen Freunden vorführt. Er verschlingt sämtliche Bücher über Zaubertricks. Es stellt sich heraus, dass er äußerst begabt ist. Das liegt

aber auch an seinem grenzenlosen Trainingsehrgeiz. Dazu kam noch seine Fitness.

(Harry Houdini und seine Mutter) So um das 1893 entscheidet sich Erik, der sich nun nach einer Namensänderung, nämlich Harry Houdini nennt, für ein Leben als Zauberer (Es war damals die Anlehnung

der berühmten Magier: Harry Kellar und Jean Eugene Robert-Houdin) Fast zur selben Zeit (1894) heiratete er auch die Varitetänzerin „Bess“ Rahner.

(Bess war zu zart gebaut, um Kinder zu kriegen. Sie unterstützte ihn ihr Leben lang!)


Seine enge Beziehung zu seiner Mutter blieb

jedoch bestehen. Nun tingelte er in Wanderbühnen und Jahrmärkten (Dime Shows). Er und Bess traten zusammen auf. Sie lebten von der Hand in den Mund. Ihr damals erster, berühmter Trick ist „Metamorphosis“. Houdini lässt sich, mehrfach gefesselt, in eine Kiste mit Vorhängeschlössern einsperren. Bess setzt sich darauf – Vorhang zu -innerhalb von drei Sekunden wieder auf und Houdini steht, schließt die Kiste auf mit Bess darin. Der Trick stammte nicht von ihm, aber niemand beherrschte ihn so gut. Dieser „Ortswechsel“ wird noch heute in ähnlicher Form (natürlich noch spektakulärer) von den Top Illusionisten dargeboten. Er gab auch Seancen mit Bess als Medium, gab sie aber wieder auf, weil er

die „Verarsche“ eigentlich nicht mehr verantworten wollte.

Seine Entfesselungen, die ihn später weltberühmt machten, die kamen auf den Tingelplätzen nur sehr mäßig an. Bis, ja bis ein Theateragent namens Martin Beck auf der einfachen Zuschauerbank sitzt. Er engagiert ihn schickt ihn quer durch Amerika zu

Großauftritten. Houdini wird berühmt, ist ein Star und vermögend (1900). Doch Houdini ist umtriebig, unruhig und so folgt er dem tipp des Kollegen Nelson Down und schifft sich nach Europa ein, nach London. Die europäische Karriere begann. Deutsche Varietees wurden auf ihn aufmerksam, weil er sich aus Handschellen befreien konnte. Die Polizei hatte ihn in der Show gefesselt und er konnte sich befreien. Allein die Pressemitteilung reichte aus. In Dresden ließ er sich nackt Handschellen anlegen und konnte sich befreien.

er wettete, dass er aus jedem Gefängnis entkommen könne. Er verlor die Wette nie.

(der Fluchtkönig im Gefängnis. er entkam, wie üblich)

Die nächste Vorstellung im Berliner Wintergarten-Cafe (das war eine Adresse!) war restlos ausverkauft. Engagements im Circus Busch, Circus Corty & Althoff folgten. Er wurde zum Showstar und feierte sogar in Russland Erfolge. In Deutschland aber war

seine Wirkung am Größten.

1904 nahm der Magier die Herausforderung des "London Daily Illustrated Mirror" in London an. Der britische Schmied Nathaniel Hart hatte Fünf Jahre lang an diesen speziellen Handschellen gewerkelt. "Die sind nicht zu knacken", verkündete Hart und drehte den Schlüssel sechsmal herum. Er sollte sich täuschen: Mehr als 4000 Zuschauer waren zugegen, als Houdini am 17. März 1904 nach 70 Minuten frei war. Als die jubelnde Menge ihn wie einen siegreichen Gladiatoren auf den Schultern trug, brach er zusammen, weinte und murmelte immer wieder: "Gott sei Dank."

Später gab Houdini zu Protokoll, dies sei der schwierigste Stunt seines Lebens gewesen.

Oder war alles nur eingefädelter Bluff? Hatte seine Assistentin und Ehefrau Bess ihm bei einem innigen Kuss den Schlüssel zugesteckt? So wie sie ihm in Russland eine kleine Säge und einen Dosenöffner in den Mund appliziert haben soll? Dort befreite Houdini sich 1903 aus einer "Carette": jener berüchtigten, mit Zinkblech ausgeschlagenen Transport-Zelle, mit der politische Häftlinge nach Sibirien verfrachtet wurden.

In jedem Fall bleibt ganz einfach die Tatsache bestehen, dass Houdini außerordentlich geschickt war.

Er war ein Marketinggenie der Selbstinszenierung und der erste

amerikanische Superstar. Er verdiente 10tausende pro Woche. Seine Stunts werden immer gefährlicher und waghalsiger. Immer wieder geht er Wetten ein aus Gefängnissen ausbrechen zu können und er gewinnt sie alle. Vor allem atemberaubende Vorführungen im Freien zogen Tausende Zuschauer an.

Er lässt sich in einer verschlossenen Kiste in Fluss versenken. Im Freien ließ er einen Elefanten verschwinden.

(Der verschwundene Elefant 1912)

Sein spektakulärster Trick auf der Bühne war der Milchkannentrick. Er hat ihn selbst erfunden. Er ist gefährlich. Mehrere Nachahmer, welchen diesen Trick ebenfalls

durchführten, sind dabei ums Leben gekommen.

Wie bei vielen, auch heutigen Magiern, darf man nicht vergessen, wie viel Arbeit, Übung, Körperbeherrschung hinter den Vorführungen steckt. Houdini war eben auch ein Perfektionist, kannte alle gängigen Schlösser und Schlüssel, fertigte selber Dietriche an und konnte die Luft mehr als drei Minuten anhalten. Täglich trainierte er seinen Körper. Er hatte schon in seiner Jugend gelernt die Zehen wie Finger zu benutzen. Er war sozusagen Extremsportler, wie es damals wohl noch nicht üblich war. Nach riesigem Erfolg lässt Houdini die Nummer nach nur 4 Jahren wieder fallen. Neues will er kreieren. (1912) Die Milchkanne

und deren Gefährlichkeit treibt er nun auf die Spitze.

Das chinesische Folterbecken.

Premiere war der 21. September 1912 in Berlin. Houdini lässt sich Kopf über gefesselt in einen Wassertank sperren. Houdini war nun 38 Jahre alt.

Aber eines vergisst er nicht. Er will den Betrügern den Gar ausmachen, nämlich den in Amerika so beliebten Seancen bei denen die Medien, sofern bekannt, richtig absahnen. Solche Sitzungen waren in den 20er Jahren total „in“ und Houdini hielt es ganz einfach für Betrug. Er verspricht jedem Medium, das er nicht entlarven kann, 10.000 Dollar zu zahlen. Er musste das Geld nie ausgeben. Die bekannteste Dame, die solche „teuren“ Seancen in das Jenseits veranstaltete, war Margery. Die Gute stammte aus einfachsten Verhältnissen und hieß eigentlich Mina Crandon. Es war alles so dermaßen klassisch schön, um wahr zu sein. Der Tisch hebt sich, Kerzen wackeln, gehen aus und schließlich spricht sie mit fremder Stimme mit ihrem Toten

Bruder, der den Klatsch des Totenreichs ausplaudert. Vor allem, wie es den toten der zahlenden Kundschaft erginge. Ihre Verehrer stammten aus der Hautevolee und hatten Ausbeulungen in den Taschen vor lauter Geld und Einfluss. Unter ihren Verehrern befand sich auch der Spiritist Sir Arthur Conan Doyle, welcher Sherlock Holmes erfand. Doyle erhoffte durch sie Kontakt zu seinem Sohn herstellen zu können, der im ersten Weltkrieg gefallen war.

Harry Houdini und Doyle waren befreundet. Harry warnte den Sir vor der Margery, der aber wollte nicht hören. Houdini forderte sie heraus. Margery nimmt die Herausforderung an.

Ein bisschen notgedrungen, denn Houdini

hatte gute Beziehungen zur Presse.

(Sir Arthur Conan Doyle u. Houdini)

Eine Weigerung hätte man ziemlich ausschlachten können. Was sie aber nicht ahnte war, dass Houdini sie mit seiner selbst konstruierten Margery-Box überraschte. Sie war so konstruiert, dass keine Fäden gezogen werden konnten, das Medium

wirklich zu Tatenlosigkeit verdammt war.

(Die Margery-Box)

Außerdem entfernte er Teilnehmer der Sitzung, die vielleicht ein enges Verhältnis zu ihr gehabt haben könnten. Knirschend vor Wut hielt Magery die Sitzung zusammen mit Houdini ab. Irgendwie war ausgerechnet an diesem Tage ein äußerst

schlechtes Kama. Der Tisch bewegte sich nicht, die Kerzen brannten, wie sie sollten, kein Klappern, kein Klingeln, nichts!. Trotzdem war Doyle mehr als erbost, dass seine Diva so bloßgestellt wurde. Houdini machte sich dadurch auch Feinde, denn diese Wahrsagerei war praktisch zu einem Mafiageschäft geworden und diente nicht zuletzt auch für Spionage, denn die Kunden waren allesamt mehr als einflussreich. Houdini machte weiter.

Verdeckt, verkleidet nahm er an Sitzungen teil und deckte gnadenlos die Tricks auf. Ein Schwindler nach dem anderen wird enttarnt. Jedenfalls ist ihm Pressewirbel immer sicher.


Schließlich wagte er eine weitere,

spektakuläre Flucht, die Flucht aus dem Grab.

Er lässt sich lebendig gefesselt im Sarg einbuddeln. Wie viel Luft ihm unter 20 cm Erde bleibt, niemand weiß es. Bess ist nervös und will ihn nach 20 Minuten wieder ausgraben lassen, als aus der Erde eine Hand auftaucht. Das Gewicht der Erde sei tödlich, schreibt Houdini später. Diese Flucht wiederholte er auch nie wieder. Es muss äußerst knapp gewesen sein. Er hatte die Zwangsjacke als Publikumswirksam entdeckt und ließ sich in dreißig Meter Höhe hochziehen. Am liebsten vor Pressehäusern, denn dann war ihm eine Zeitungsmeldung sicher, wenn vor dem

Fenster der Redakteure ein Mann baumelte, der sich aus einer Zwangsjacke herausschält.

Ich persönlich finde, dass seine stechenden,

grünen Augen geradezu ideal für seinen Beruf waren. Das hatte einfach etwas Mystisches. Houdini war ein zwiespältiger Charakter, selbstverliebt und mit einigen Spleens behaftet. Als er prahlte jeden Schlag aushalten zu können, geschah es in der Gaderobe, dass ein Fan plötzlich auf ihn ein boxte, um ihn zu testen. Das traf Harry unvorbereitet. Es war der 22. Okt. 1926 Ob er nun wenig später durch diesen Schlag verstarb, ist medizinisch nicht ganz klar. Es handelte sich um einen offenen Blinddarmriss. Harry Houdini starb neun Tage später. Seine letzten Worte sollen gewesen sein:

"Ich bin zu müde, um weiterzukämpfen. Ich

glaube, diese Sache ist zu viel für mich."

Freunde trugen ihn in einem Bronze-Sarg zu Grabe, allesamt Illusionisten, da soll einer von ihnen gewispert haben:

„Ich wette, dass er gar nicht mehr drin ist.“

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Hörbuch

Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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Loraine "Houdini"...ein Magier mit besonderer Tiefe und Zauberkunst neu definierte. Danke für Deine tolle Geschichte die an ihn erinnert.
Ja - Louis - die Überquerung der Niagarafälle war das erste was mir zu Houdini einfiel. Wagemutig und gekonnt begeisterte er da das Publikum.
LG Loraine
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke Dir vielmals!
Gerade die Sache mit dem Niagarafall hätte ich noch gerne erwähnt (Es ist nicht so, wie es im Film aussieht!), aber unter Umständen werde ich versuchen ihm in 2 Bänden etwas gerechter zu werden (siehe auch unten Kommentar zu Bleistift)
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Houdini..."
Ich finde, Du hast die Houdini-Geschichte sehr interessant
dargestellt und gut recherchiert auf einen Nenner gebracht.
Dieser Mann war meiner Ansicht nach, aber deutlich mehr,
als nur ein exzellenter Zauberkünstler. Er war zeitlebens
stets auch ein begnadeter Lebenskünstler par ex­cel­lence,
ebenso wie ein echter Superstar in der Unterhaltungsbranche... ...smile*
Erwähnenswert wäre da vielleicht nur noch die spektakuläre
Überquerung der Niagarafälle in einem Kanu (1921) gewesen... ...smile*
Hat mir dennoch sehr gefallen, deine Story über den größten
Entfesselungskünstler aller Zeiten... ...smile*
LG
Louis :-)

Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Du hast recht, vieles bleibt unerwähnt, aber dann wäre das Büchlein wohl zu lang geworden. Auch würde ich ganz gerne seinen zwiespältigen Charakter besser herausarbeiten. Zudem fiel mir bei der Recherche auf, dass es da zum Teil schlampig verfasste Artikel gibt, die Zeit und Anlass seiner Vita durcheinander bringen.
Aber vielleicht hast Du recht und ich feile noch daran, auch wenn das Büchlein dann deutlich länger wird. Vielleicht in 2 Bänden.
Danke fürs Lesen!
(fein, dass Du Rechtschreibflüchtigkeiten höflich übersehen hast)
Herzlich
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
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