Gedichte
Sagt Nein!

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"Sagt Nein!"
Veröffentlicht am 17. Mai 2018, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Die Ahnung, das Gefühl, der Reiz eines Augenblicks sickert in mein Herz und bildet aus tränenreichen Worten einen See, der, wenn er überläuft, in Kaskaden, Verse schmiedet, die zum Verstand fließen wie ein weiser Strom und sich ins Meer ergießen. Die Hand ist sein Delta, Schreibt auf, was der Fluss von seiner Reise erzählt. (Roland Pöllnitz)
Sagt Nein!

Sagt Nein!

Sagt Nein!

Heut schießen wieder die Idioten sich ihre Seele aus dem Lauf, so nehmen sie bereits im Frieden den Tod von Kindern mit in kauf. Sie lassen sich vom Geld verführen für Kanzler, Gott und Vaterland, wir alle kennen die Parolen, sie sind von früher her bekannt. Wann werden Menschen denn begreifen, wer immer den Soldaten schuf, erschaffte diesen, um zu töten, der Tod ist damit sein Beruf. Kommt, legt die Waffen endlich nieder und tretet allen in den Arsch, die euch befehlen zu marschieren, sagt Nein zu ihnen heftig barsch.


© R. Pöllnitz

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Hörbuch

Über den Autor

Rajymbek
Die Ahnung, das Gefühl, der Reiz eines Augenblicks sickert in mein Herz und bildet aus tränenreichen Worten einen See, der, wenn er überläuft, in Kaskaden, Verse schmiedet, die zum Verstand fließen wie ein weiser Strom und sich ins Meer ergießen. Die Hand ist sein Delta, Schreibt auf, was der Fluss von seiner Reise erzählt. (Roland Pöllnitz)

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"Sagt Nein!..."
Da bin ich ganz bei Dir,
nur in einem muss ich Dir vehement widersprechen,
denn dies sind mitnichten Idioten. Wenn dem so wäre,
bräuchte man ihnen ja nur die Waffen wegzunehmen...
Leider zählen Menschenleben bei diesem
"Bomben-Geschäft" überhaupt nicht,
denn unsere Herren leben in einem anderen Land...
LG
Louis
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Nein, es sind keine Idioten, es sind Menschen, denen jegliche Empathie abhanden gekommen ist. Aber wir können alle dazu beitragen, wie Wolfgang Borchert es schon vor vielen Jahren formulierte.

Dann gibt es nur eins!

Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen - sondern Stahlhelme und Maschinengewehre. dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN! Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Haßlieder singen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du
sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keinen Weizen mehr fahren - sondern Kanonen und Panzer, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Truppentransport, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo - Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!
Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann:
dann:
In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die großen Schiffe stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver wasserleichig träge gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken, algen-, tang- und muschelüberwest den früher so schimmernden dröhnenden Leib, friedhöflich fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben -
die Straßenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glasäugige Käfige blöde verbeult und abgeblättert neben den verwirrten Stahlskeletten der Drähte und Gleise liegen, hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen, in verlorenen kraterzerrissenen Straßen -
eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen, gefräßig, wachsend, wird anwachsen in den Schulen und Universitäten und Schauspielhäusern, auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und gierig, unaufhaltsam - der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen, der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken -
in den Instituten werden die genialen Erfindungen der großen Ärzte sauer werden, verrotten, pilzig verschimmeln -
in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und Kirschsaft verkommen - das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die qualmenden Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln — zerbröckeln — zerbröckeln —
dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend - und seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört in der Steppe verrinnen, durch die geborstenen Ruinen wehen, versickern im Schutt der Kirchen, gegen Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter Tierschrei des letzten Tieres Mensch – all dieses wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht, vielleicht heute Nacht schon, vielleicht heute Nacht, wenn – wenn – wenn ihr nicht NEIN sagt.

zitiert aus: Wolfgang Borchert, Das Gesamtwerk, Rowohlt 1986, Seite 318 ff
Vor langer Zeit - Antworten
anteus Lieber Roland
Leider sind die Menschen unbelehrbar. Seit vielen tausend Jahren lassen sie sich ausnutzen und blenden von den Mächtigen, Reichen , Geld und Gier.

Sehr gut beschrieben !
Liebe Grüße
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Da irrst du dich, Antheus, die Menschen begreifen immer mehr, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen. Wir müssen die Dinge sehen, wie sie sind, sie genau betrachten und die Dringlichkeit erkennen, sofort etwas zu unternehmen. Wir dürfen das nicht den Wissenschaftlern, den Politikern, den Intellektuellen und den Konzernen überlassen.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Folge Dir gerne lieber Roland -
gibt einem Aggressor aber auch
freie Hand........

HG Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Ach, Thomas, ist es so schwer zu begreifen, dass einer wie Trump - wenn er allein gelassen - ein ganz armer Tropf ist? Es sind die, die ihm folgen, die die Probleme machen.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Apollinaris Ja sag ich zu Sag nein von R. Pöllnitz! ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Danke, lass uns eine Petition daraus machen.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Hier unterschreibe ich jedes Wort.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Dann wird es bald ein Petition, Kara. Danke.

VLG Roland
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