Fantasy & Horror
Life Game - Kapitel 14 (überarbeitet) - Die Formation

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"Life Game - Kapitel 14 (überarbeitet) - Die Formation"
Veröffentlicht am 14. Mai 2018, 58 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Danke, dass Du mein Buch liest. Mein Debüt, Life Game, unterliegt leider noch immer meiner Überarbeitung. Beruflich ziemlich eingespannt, bleibt zu wenig Zeit, diesem spannenden Hobby nachzugehen. Ideen für neue Stories stehen Schlange und warten nur noch darauf, in Worte gefasst zu werden. Ich danke allen die weiterhin kritisch aber neugierig meinen Geschichten treu bleiben. C. G.
Life Game - Kapitel 14 (überarbeitet) - Die Formation

Life Game - Kapitel 14 (überarbeitet) - Die Formation

14. luisa

„Ben, wo bleibst du?“, höre ich Kilian rufen. „Wer ist da bei dir?“, rufe ich eine Gegenfrage als Antwort, unsicher, ob ich eine Antwort darauf erhalten möchte. „Das ist Luisa“, entgegnet Kilian. Ich erinnere mich. Eine junge Frau aus der Gruppe heißt Luisa. Wie um alles in der Welt taucht sie jetzt hier auf? Kilian klingt nicht verängstigt oder eingeschüchtert. Ich nehme also an, dass alles in Ordnung ist und überquere die zwischen uns liegenden Meter. Mit jedem

Schritt nehmen die Schatten im Nebel mehr Form und Details an. Gesichter verwandeln sich in den Silhouetten. Die kleinen Lichter schwirren weiter durch die Luft nach oben. Der Nachschub aus dem Boden ist versiegt und irritierenderweise steigen die Lichter nicht höher als vier oder fünf Meter und sammeln sich dort. „Hi Ben“, begrüßt mich Luisa mit einer zuckersüßen aber erwachsenen und festen Stimme. „Ich heiße Luisa, wir haben uns in der Höhle schon kurz vorgestellt aber noch nicht viel Gelegenheit gehabt uns zu unterhalten.“ Stimmt, ich erinnere mich. In der Höhle

war ich allerdings noch so abgelenkt von allem Neuen, dass ich ihr nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Keinem anderen aus der Gruppe um genau zu sein. Wären wir nicht in dieser abenteuerlichen Situation würde ich jetzt vermutlich reflexartig in den Flirtmodus schnalzen. Luisa ist ein wenig kleiner als ich, ihre braune Mähne hat sie in einem schlichten Pferdezopf gebändigt. Ihr Gesicht ist fein gezeichnet aber geprägt von einer selbstbewussten Mimik. Sie hat das charmante Lächeln eines Models für Hochglanzmagazine und grüne Augen, deren Intensität unter der Haut brennt. Sie hat kein Gesicht, wie es von der

heutigen Gesellschaft als perfekt oder Schönheitsideal bezeichnet würde, das ist mir bereits in der Höhle aufgefallen. Ihre Augen sind von charmanten Lachfalten umgeben und unter den Augen zeichnen sich kleine Tränensäcke ab. So eine Art Uma Thurman-Sexiness. Ihre Haut ist fein aber man sieht deutlich, dass sie viel Zeit in der Sonne und folglich draußen verbringt. Ihr Körper erscheint im ersten Eindruck sportlich aber nicht athletisch. Ich freue mich über diesen speziellen Zuwachs unserer zweisamen Gemeinschaft und verleihe dem sofort Ausdruck. „Hi Luisa, wie schön dich wiederzusehen, nachdem die Gondel uns

alle wild verteilt hat. Ich bin neugierig, wie kommst du hierher?“ Anstelle von Luisa antwortet mir Kilian. „Ich bin ausgerutscht und beinahe diesen Spalt runtergefallen. Wenn Luisa nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt am Arsch.“ Was Kilian als einen Spalt beschreibt wird eher dem Begriff Schlucht gerecht. Sie kreuzt unseren Weg im rechten Winkel. Ich schätze, dass sie ca 20 Meter breit ist. Rüber springen ist ebenso wenig eine Option, wie hinunterklettern und auf der anderen Seite wieder hoch. Die Wände sind einfach zu steil. Wir würden keine drei Meter hinabsteigen und dann ohne stürzen. Wie tief? Keine Ahnung, ich bin im Schätzen echt eine

Niete. Tief auf jeden Fall. „Ich habe Euch erst im letzten Augenblick gesehen“, fügt Luisa Kilians Zusammenfassung hinzu. „Der Nebel ist so dicht, dass ich Kilian eigentlich erst gesehen habe, als er mit einem Bein schon über die Kante geschossen war.“ Wie um ihre Aussage zu unterstreichen, blickt Luisa über die Kante in die Schlucht hinab. „Dann hat Kilian sprichwörtlich im letzten Moment ordentlich Schwein gehabt, was? Vielen Dank, dass du ihn gerettet hast.“ Ich sehe jetzt erst, dass Luisa von oben bis unten voller Erde ist. Der Nebel ist so dick, man sich ganz nahe kommen

muss, um Details bei seinem Gegenüber zu erkennen. Ich vermute wir sehen nach unseren beiden Sprints durch den Wald und den Graben nicht wesentlich sauberer aus. „Wie bist du hier in den Graben gekommen , Luisa?“ „Die Gondel hat mich unter Wasser geführt, ich dachte ich fahre die Schienen entlang, wie sie vor mir aus dem Wasser ragten. Auf einmal erschienen weitere Schienen und ich wurde darauf umgelenkt.“ „Ich habe das beobachtet“, warf ich kurz ein. ‚ „Ich stand in Sichtweite und konnte alles sehen. Wie die Schienen aus dem Wasser

gebrochen sind und wie die Gondel schlagartig abgebogen ist. Wo hat sie dich hingebracht?“ „Unter Wasser ging es stetig weiter runter. Ich weiß nicht wie weit und wie tief. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Egal, am Ende hat sie mich in eine Art Raum am Grund gefahren. Durch eine Schleuse fuhr die Gondel hinein und öffnete die Fahrertür. Das habe ich als Signal gedeutet aufzustehen und auszusteigen. In dem Raum war es zwar klamm aber es gab Luft zum Atmen und es stand kein Wasser drin. Es schien mir sicher genug.“ „Gab es dort ein Podest oder irgendeinen anderen Aufbau mit einem roten Knopf

und leuchtenden Linien?“ „Ja, ein Podest oder Pult oder sowas gibt es da unten. Allerdings keinen roten Knopf oder Linien. Warum, was hat es damit auf sich?“ „War etwas anderes auf dem Podest zu sehen? Schalter? Hebel? Andere Anzeigen?“ „Ja, es gab eine Anzeige und die ist der Grund warum ich hier bin. Sie zählte rückwärts und ich hatte keine besondere Lust darauf herauszufinden, was unter Wasser alles passieren kann, wenn der Countdown bei Null angekommen ist.“ „Und dann hast du dich durch die Erde gegraben, richtig?“, platz Kilian heraus. „Nicht ganz“, lächelt ihn Luisa an. ‚Es

gibt einen Luftschacht, den bin ich hochgeklettert. Er liegt direkt hier unter der Kante. Allerdings sind die Metallrohre völlig mit Erde verschmutzt. Deswegen sehe ich so schlimm aus. Wenn ich mir euch so anschaue, habt ihr aber auch keinen Spaziergang hinter euch. Wie kommt ihr hierher?“ „Lange Geschichte. Wir erzählen dir alles, was wir wissen später. Lass uns jetzt bitte erstmal nach einem Weg aus diesem Graben suchen. Diese Lichter über uns sind mir nicht geheuer.“ Die Lichter haben mittlerweile ein aus sich heraus leuchtendes Dach über unseren Köpfen gebildet. Das warme

Licht, welches sie abgeben, verleiht der Situation eine Art Lagerfeueratmosphäre. Der Nebel trübt den Schein weiter ein, was die Romantik mit einer gehörigen Portion Grusel vermischt. „Seht mal, die Lichter fliegen nicht über der Schlucht. Sie schweben nur hier im Graben.“ Einzig die Schienen führen über den Graben auf die andere Seite. Über und unter den Schienen ist es lichtleer. Gespenstisch. Wir beraten kurz unsere Optionen und Luisa zeigt uns den Ausgang des Luftschachts während sie betont, dass das der einzige Weg aus dem Raum gewesen ist. Keine andere Tür, keine

Fenster, keine Luken oder ähnliches. Nur die Schleuse, die direkt ins Wasser führt und der Lüftungsschacht. Er endet direkt in der Kante von unserem Graben in den kreuzenden Graben. Weniger Achtsamkeit und Luisa hätte direkt in den tieferen Graben stürzen können. Wir hätte es nie herausgefunden. Mir dreht sich der Kopf wie ein Karussell. Was ist nun der nächste richtige Schritt? ‚Alles kann und will dich töten‘, schleicht der Indianer wieder durch meine Erinnerung. „Ok, so wie ich das sehe, könnten wir zurück zur Hütte. Sie würde uns

ersteinmal Schutz und ein Dach über dem Kopf bieten. Dazu müssten wir aber durch den Wald zurück. Nein, stimmt nicht. Wir könnten die Schienen entlang zurück laufen. Oder wir versuchen einen Weg über die Schlucht zu finden und uns auf der anderen Seite weiter durchzuschlagen. Option drei nenne ich die Froschtaktik. Wir stellen uns tot und warten bis sich der Nebel verzogen hat.“ Schon witzig, wenn man Menschen zu unangemessenen Situationen mit Humor konfrontiert. Mein letzter Vorschlag erzeugt zeitgleich bei Luisa wie auch bei Kilian Unglaube im Blick. „Was ist denn mit eurem Humor passiert? Das letzte war ein Scherz. Was meint ihr,

wie sollen wir weitermachen?“ Luisa findet als erste eine Antwort. „Ich bin dafür, dass wir versuchen weiter in die Richtung zu kommen, in die ihr unterwegs gewesen seid. Dort wo ihr herkommt scheint es nichts zu geben, warum also wieder zurück?“ „Was meinst du Kilian? Weiter laufen?“ Kilian senkt den Blick und starrt für ein paar Momente auf den Boden, während er seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergräbt. „OK, weiterlaufen ist ok schätze ich“, gibt er schließlich von sich. Eine Weile schauen Luisa und ich uns im Graben um, blicken immer wieder in die kreuzende Schlucht. Still berühren wir alle die Schienen, als ob wir dadurch

unsere Chancen auf eine Inspiration erhöhen könnten. Luisa fragt, ob wir nicht die Wände des Grabens hochklettern könnten und oben weiter laufen. Wir wären ja nun zwei Erwachsene mit genug Kraft uns gegenseitig hoch zu schieben und hochzuziehen. Kilian nimmt sofort eine verängstigte Haltung ein und auch sein Gesicht lässt keinen Zweifel an seiner adhoc aufsteigenden Angst. Er sucht meine Nähe. Ich erkläre Luisa in kurzen Sätzen, was wir im Wald erlebt haben. Ich muss es Luisa mindestens viermal wiederholen und beteuern, dass ich sie nicht verarsche.

„Stelle dir einmal vor, wie deine Freunde reagieren würden, wenn du ihnen deine Geschichte das erste Mal erzählst. Ein Indianer entführt dich in eine Höhle. Danach reist du mit einer ferngesteuerten Kugel in einen Raum unter Wasser. Nachdem du ein Rohr hinaufgeklettert bist, stehst du in einem Graben unter einer Decke Glühwürmchen.“ Sie verzieht den Mundwinkel zu einem ertappten Grinsen. „Pfff, ok. Wie geht es jetzt also weiter? Zurück zur Hütte schließt du aus und der Wald birgt zu viel Risiko. Dann bleibt doch nur noch die

Schlucht.“ „Ich kann den Wald nicht mehr sehen. Bevor wir das Risiko der Schluchtüberquerung in Kauf nehmen, sollten wir die anderen Optionen zumindest prüfen. „Vielleicht liegt der Wald ja mittlerweile hinter uns. Lass uns mal einen Blick da oben über die Kante werfen.“ Ich lehne mich mit dem Rücken an die erdige Wand und biete Luisa eine Räuberleiter an. Die Wände sind gefühlte vier Meter hoch. Aber ich erwähnte ja schon, dass ich im Schätzen eine Niete bin. Luisa steigt mit einem Fuß in meine verkeilten Hände. Mit einem Ruck

drücke ich meine Knie weiter durch und hebe Luisa dadurch hoch. Ihr linker Oberschenkel presst sich in mein Gesicht, während sie nach oben zur Kante greift. Der mit Erde verschmierte Jeansstoff reibt schroff an meiner Wange während Luisa sich in die Länge streckt und versucht die Kante zu greifen. „Da fehlt noch ein Stück“, meldet sie von über mir. „Steig mit deinem freien Fuß auf meine Schulter und dann mit dem anderen auf meine andere Schulter. So solltest du einen sicheren Stand haben. Könnte das reichen?“ „Mal sehen“, presst Luisa heraus, während sie katzengleich auf meine

Schultern klettert. Wenn ich sehe wie leichtfüßig sie auf mir rumklettert, kann ich mir gut vorstellen, wie sie durch das Lüftungsrohr gekrochen ist. Ich frage mich allerdings auch, ob ich das Rohr auch hochgekommen wäre. Kilian steht bei den Schienen und beobachtet Luisa und mich neugierig. Ich bemerke seinen Blick und will die Stimmung etwas lockern. „Na Kilian, Mädchen sind doch nicht so doof, oder? Wäre Luisa nicht aufgetaucht, wärst du ganz schön abgetaucht, was?“ Innerlich brülle ich vor Lachen über dieses subgeniale Wortspiel. Kilian kann darüber überhaupt nicht lachen und

nuschelt leicht errötet, dass das total peinlich ist. Luisa scheint das allerdings nicht mitbekommen zu haben. Von oben kommt ein leicht gepresstes und angestrengt „Reicht immer noch nicht. Ein paar Zentimeter nur noch.“ „Ok, ich stelle mich auf die Zehenspitzen, reicht das?“ Reicht natürlich nicht, da meine Fußspitzen direkt im weichen Boden versinken und den angestrebten Vorteil im Nu wieder neutralisieren. „Anderer Plan. Wenn ich dich ein paar Zentimeter hochpushe, versuch dich irgendwo festzuhalten. Ich werden dann unter dir weggehen und versuchen dich mit einer anderen Haltung weiter hoch zu

drücken. Gib mir Bescheid, wenn du Halt hast.“ „Ok, mach ich.“ „Denk aber bitte an das Eigenleben der Bäume, von dem ich dir erzählt habe. Sei vorsichtig und lass bei dem geringsten Zweifel einfach sofort los. Du fällst weich oder ich fang dich.“ Gesagt getan. Ich winkle mein Arme an, drücke meine Hände unter Luisas Füße, gehe kurz leicht in die Hocke und während ich einen Sprung antäusche presse ich Luisa explosionsartig mit meinen Händen so weit nach oben, wie es meine Muskeln und die Physik zulassen. Es reicht. Sie hat irgendetwas zu Greifen bekommen. Kein Anzeichen von einem

Angriff. Ich ducke mich unter ihren hängenden Füßen durch, drehe mich mit dem Gesicht zur Wand und stemme meine Hände wieder unter ihre Füße. Der Wechsel meine Position ermöglicht mir einen anderen Hebel und ich kann Luisa ein Stück weiter hoch drücken. Ich blicke hoch und sehe zwei Dinge. Ihren wunderbar geformten Hintern mit leicht gespreizten Beinen und die schwebende Schicht aus Lichtern. Die hatte ich beinahe vergessen. Es ist doch immer wieder faszinierend, wie der Geist alles für den Moment Unwichtige ausblenden kann. Die Lichter schweben nur ein kleines Stück über Luisa und ich mache sie darauf

aufmerksam. „Bleib mit dem Kopf unter den Lichtern. Hörst du? Was siehst du da oben? Ist der Wald noch da?“ „Ok, ich pass auf die Lichter auf. Hier oben ist immer noch Wald, allerdings nur bis zur Schlucht, dahinter geht es mit einer offenen Fläche weiter. Der Nebel ist hier oben auch nicht mehr so dicht. Im Gegenteil, er scheint sich hier vollständig aufzulösen. Hier oben ist auch eine Brücke. Ich schätze sie ist keine 30 Meter von mir entfernt.“ „Was ist mit den Lichtern?“ „Die sind hier oben auch. Ich berühr sie mal mit einem Stock.“ „Nein, tu das bitte nicht“, rufe ich zu

ihr hoch, aber da ist es bereits zu spät. Aus ihrer halb liegenden Position heraus hat sie einen kleinen Ast genommen und mit ausgestrecktem Arm vorsichtig in die Leuchtende Fläche gehalten. Die Erleichterung darüber, dass die Bäume sich nicht melden weicht spontan einer erneuten Anspannung, dass uns der Entdeckertrieb nun in die nächste kritische Situation bringen könnte. Aber außer, dass sich die Leuchtintensität verändert, dort wo Luisa das Licht mit dem Ast berührt, hat geschieht nichts. Ich atme tief ein und aus. Die Veränderung der Intensität hat eine leicht hypnotische Wirkung. Dort wo Luisa den Ast hineingehalten hat verfärbt

sich das helle Orange in blasses Zitronengelb. Es breitet sich gemütlich langsam aus. Das blasse Zitronengelb frisst sich Meter für Meter durch das Orange und lässt unseren Nebelhimmel immer stärker leuchten. Es wirkt nicht bedrohlich, also wenden wir uns unseren nächsten Schritten zu. Oben sind die Bäume still und es gibt eine Brücke. „Was für einen Eindruck macht die Brücke? Sieht sie stabil genug für uns aus?“ „Sieht von hier erstmal unversehrt aus. Ich würde es versuchen. Wir müssen aber hin kriechen. Die Lichter möchte ich ehrlich gesagt nicht direkt berühren. Der Ast hat leicht vibriert, als ich sie berührt

habe. Mein Bauch sagt mir, Finger weg.“ „Ok. Du musst mir helfen Kilian hoch zu kriegen. Ich schiebe, du musst ziehen. Wie ich dann hochkomme, müssen wir dann im Anschluss sehen. Vielleicht mit Anlauf und ihr streckt Eure Arme runter. Jetzt erstmal Kilian.“ Kilian lässt sich nicht erst auffordern. Er wischt sich seine Hände an seiner Kleidung ab und macht sich bereit wie Luisa über meine Räuberleiter hochgeschoben zu werden. Luisa ist mittlerweile vollständig oben und hat sich gedreht, sodass sie nun mit dem Brustkorb auf der Kante liegt und die Arme Kilian entgegenstrecken kann. Innerhalb von einer Minute ist Kilian

ebenfalls oben bei Luisa und liegt neben ihr mit Blick in den Graben. Irgendwas in seinem Ausdruck lässt mich innehalten und treibt mir das Blut in den Kopf. Während sein Kopf sich langsam nach links, in die Richtung, aus der wir gekommen sind dreht, weiten sich seine Augen. Luisa scheint dasselbe zu sehen. Da ich mich auf die Wand vor mir konzentriert habe, ist mir das nicht selbst aufgefallen. Der Nebel hat sich weitestgehend verzogen und man kann den Graben einige hundert Meter entlang zurück blicken. Ganz hinten wird der Schacht erleuchtet. Hell erleuchtet. Und die Quelle dieses Leuchtens scheint sich auf uns zu zubewegen. Langsam aber

konstant. Ich denke nicht lange nach und rufe Luisa zu, sie soll meine Hände greifen. Ich renne auf die Wand zu, so schnell der wenige Platz es zulässt. Meine Füße treten in die weiche Erde und versinken einfach in ihr. Ich komme vielleicht gerade einen Meter hoch. Nicht hoch genug für Luisa, um meine Hände zu greifen. Ich nehme erneut Anlauf. Ich stelle mich auf die weiche Beschaffenheit der Wand ein und versuche mein Gewicht so zu verteilen, dass ich Stufen in die Wand trete, die zumindest für einen kurzen Moment genug Halt bieten, einen weiteren Schritt zu machen. Es funktioniert. Ein Schritt, ein zweiter Schritt. Mehr Glück als

Verstand aber ich schaffe sogar noch einen gequälten dritten Schritt. Luisa greift meinen rechten Arm am Handgelenk. Das verschafft mir genug Zeit meine Füße wieder in die Wand zu treten, um mich weiter hoch zu stemmen. Sie gibt aber nicht genug Halt und ich merke wie Luisas Griff sich lockert. Ich rutsche aus ihrer Hand die Wand wieder zurück in den Graben. Verdammt. Ich blicke zurück, das grelle Leuchten hat bereits die halbe Strecke hinter sich gebracht und walzt sich unaufhaltsam auf uns zu. Ich kann jetzt auch erkennen, was in der nahen Ferne so hell scheint. Ähnlich einer Kettenreaktion blitzt es in der Leuchtschicht wie bei elektrischen

Entladungen. Das Netz aus Milliarden individueller Leuchtkörper flackert und strahlt hell auf, während die kleinen Glühwürmchen nacheinander platzen. Leider springen sie nicht einfach auf, wie getrocknete Blumen. Aus ihnen quillt eine zähe Masse, welche flammenzüngelnd auf den Boden tropft. Jeder, der schon einmal brennenden Kunststoff hat schmelzen sehen, weiß genau, was ich meine. Ich muss mir nicht lange ausmalen, was passiert, wenn die brennenden Tropfen bis hier hin nicht unterbrochen werden. Und ich bin mir sicher, dass es nicht erlöschen wird. Auch Luisa scheint diese Erkenntnis zu haben, denn ihr Blick drückt

unmissverständlich Sorge aus. Ich nehme noch einmal Anlauf. Der Feuerregen nähert sich unaufhaltsam Meter für Meter in meine Richtung. Ich muss diese Wand rauf. Wieder schaffe ich es gerade soweit nach oben, dass Luisa meine Hand zu greifen bekommt. Meine Füße finden nach wie vor keinen festen Halt in der erdigen Wand. Mit jedem Versuch, die Fußspitzen in die Erde zu treten, reiße ich stattdessen große Löcher in die Wand. Mit jeder Sekunde wird mir der Ernst der Lage immer mehr bewusst. Kilian macht sich lang und packt mit überraschend festem Griff meinen linken Unterarm. Er zieht

und reißt, aber es hilft nichts. Meine Arme sind zu glitschig. Durch das mehrfache Abrutschen in die Erde sind meine Arme und Hände lehmig. Mein Gewicht und das wenige an Stütze und Halt für die beiden da oben arbeiten gegen mich. Luisa und Kilian können sich nirgends richtig festhalten und rutschen gefährlich weit über die Kante, anstatt mich hoch zu ziehen. Wieder entgleite ich dem Griff von Luisa und Kilian. Meine Hände und nasse Kleidung sind einfach zu rutschig. Ich sehe echte Besorgnis in ihren Gesichtern. Die Entladungen und Blitze haben die Distanz zwischen uns erneut halbiert. Ich sehe, dass dieses Phänomen auch oben im

Wald abläuft. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Dieser Alptraum ist mittlerweile so nah, dass man die einzelnen Explosionen der Lichtkörper im Detail beobachten kann. Sie platzen nicht einfach nur auf. Es beginnt damit, dass sie ein paar Zentimeter höher steigen. Dann verharren sie an einem Punkt und schweben nicht mehr behäbig auf und ab. Nach einem kurzen Blitz, welcher sich im Inneren der kleinen Monster zu entladen scheint, reißt der Bauch auf und entlädt die brennenden Innereien auf alles, was sich darunter befindet. Ich hätte jetzt erwartet, dass die Dinger explodieren und die brennende Masse in alle Richtungen spritzt. Das ist aber

nicht der Fall. Ähnlich einer Lavalampe quillt eine hell-orangene Masse heraus und beginnt sofort zu brennen und wie dicker Sirup herunterzufallen. Es fließt beinahe einfach nur runter. Unaufhaltsam bahnt sich der Feuerregen seinen Weg auf uns zu. „Na los Ben, noch einmal. Du hast es gerade fasst geschafft. Beim nächsten Mal schaffen wir es gemeinsam!“. Luisa fordert mich bemüht optimistisch zu einem erneuten Versuch auf. Nein. Das wird nicht funktionieren. Die Feuerwand ist mittlerweile so nah, dass die Wäre zu spüren ist, welche die brennenden Tropfen erzeugen. „Lauft zur Brücke! Ihr dürft keine Zeit

mehr verschwenden!“ „Ohne dich gehen wir nir…“ „LOS! Zur Brücke!“ Luisas Blick springt zwischen Verständnis und trauriger Gewissheit, dass wir uns nicht mehr wiedersehen werden. Es ist nur ein kleiner Moment, aber lang genug. Ihr Blick liegt fest in meinem. Luisa deutet ein Nicken zum Abschied an. Dann verschwindet ihr Kopf hinter der Kante. Ich werde in das Lüftungsrohr kriechen und mich da drin verstecken bis der Feuerregen vorüber ist. Dann suche ich einen Weg für mich hoch an die Kante. Mir wird schon was einfallen. Das klingt

nach einem guten Plan. Der Feuerregen ist nun keine drei Meter mehr von mir entfernt und bewegt sich Zentimeter für Zentimeter weiter auf mich zu. Ich kann nur hoffen, dass die beiden da oben die Distanz zur Brücke rechtzeitig schaffen. Fast wie hypnotisiert schaue ich in das Feuer. Ich beobachte die langen Tropen und die kleinen Flammen, welche aus ihnen herausschlagen. Mir wird bewusst, dass das Lüftungsrohr keine Option mehr ist. Der Feuerregen würde hineinfallen und als brennendes Rinnsal das Rohr hinunterlaufen. Ich stünde im Nu in Flammen. Mir bleibt nur ein einziger

Ausweg. Ich muss die Schlucht auf den Schienen überqueren. Die Schienen sind durch den Nebel feucht und rutschig. Sie hängen ungefähr auf meiner Augenhöhe. „Das wird knifflig“, grummle ich vor mich hin und wünsche mir nichts sehnlicher, als eine professionelle Kletterausrüstung herbei. Die Feuertropfen rieseln bereits näher als einen halben Meter von mir entfernt runter. Ab auf die Schiene, Ben. Ich beuge meine Knie und verlagere mein Gewicht auf die Zehenspitzen. Wie eine Raubkatze, die zum Sprung kauere ich vor der Schiene. Ich bin

hochkonzentriert, denn wenn ich es nicht beim ersten Mal schaffe, dann bin ich mir nicht sicher, ob ich eine zweite Chance erhalten werde. Explosionsartig entlade ich meine gesamte Kraft in die Oberschenkelmuskulatur und strecke mich innerhalb eines Augenblickes in meine volle Länge. Meine Füße verlassen den lehmigen Boden, während mein Oberkörper die Schiene erreicht und meine Arme sich Halt suchend auf das Metall pressen. Es funktioniert nicht. Meine Finger gleiten rückwärts über die glatte Oberfläche, ohne eine Chance sich irgendwo festzukrallen. Ich rutsche von der rohrartigen Konstruktion ab, wie ein

Tropfen Öl von einer Teflonbeschichteten Pfanne. Ich ignoriere die kleinen Feuertropfen und springe adrenalingeladen sofort noch einmal hoch. Meine Füße rutschen bei diesem Versuch etwas ab und ich schlage mit meiner Schulter von unten an die Schiene. Gleißend jagt Schmerz durch meine rechte Schulter. Er bohrt sich einmal quer durch meinen Kopf bevor er wieder zurück in das Schulterblatt reitet. Der erste Feuertropfen streift meine linke Schulter. Zum Glück versengt er nur den Stoff meines Shirts, aber das ist mir genug Signal. Der nächste Versuch ist mein letzter. Er muss einfach sitzen. Bis zur Grabenkante ist es kein voller

Meter mehr. Ich habe keinen Spielraum übrig. Der nächste Tropfen trifft meinen linken Fuß. Ich rieche verbranntes Leder. „Wer sagt denn, dass ich auf dem Rohr rüber muss?“, Ein Tropfen frisst sich am Rücken durch mein Hemd. Das ist das Startsignal, ich habe keinen Moment mehr Zeit. Meine Füße drücken sich träge in den lehmigen Boden, während ich versuche einen fünfzig Zentimetersprint zu starten. Ein einziger fester Schritt und die Distanz ist bereits überwunden. Wie konnte ich nur glauben, dass man in 50 Zentimetern sprinten kann? Der zweite Schritt trifft genau auf die Kante an der

es den Graben hinab geht. Ich stoße mich kraftvoll ab und strecke meine Hände im Sprung nach der Schiene aus. Bitte lass mich die Kraft haben, mich an der Schiene festzuhalten. Es gibt nur zwei Optionen. Halten oder Fallen. Gestürzt bin ich heute schon genug, jetzt würde ich mich über ein kleines Wunder sehr freuen. Mein Sprung katapultiert mich weiter über den Graben, als ich beabsichtigt hatte. Ich erreiche aber die Höhe nicht, welche ich brauche, um das Rohr ordentlich mit meinen Armen umschlingen zu können. Ich wollte mich wie ein Koala an die dicke Stange

pressen und versuchen, meine Beine mit dem restlichen Schwung auch über die Schiene zu legen. Den Weg über die Schlucht hätte ich mich dann wie ein Faultier hinübergehangelt. Als mein linker Unterarm das Metall berührt, schnappen meine Arme wie bei einer Bärenfalle reflexartig zusammen. Meine Hände suchen sich über dem Rohr, wollen sich schnellstmöglich fest miteinander verkeilen. Aber sie verfehlen sich. Ich spüre, wie meine Unterarme an den Außenseiten der Schiene wieder beginnen hinabzugleiten. Das war es dann wohl, ich stürze ab. Meine Hände, die sich immer noch

verzweifelt versuchen über der Schiene zu verhaken, schlagen auf der Schiene auf. Wenn sie jetzt auch noch abrutschen, dann hält mich nichts mehr von dem Sturz in die Tiefe ab. In diesem Bewusstsein, pressen sich meine Fingerspitzen und Handflächen so fest auf das glatte Metall, wie es eben geht. Und da ist es. Da ist mein Wunder. Ich falle nicht. Ich rutsche nicht weiter. Für den Bruchteil eines Augenblickes hänge ich einfach nur regungslos an der Schiene über dem Graben. Es ist nicht erkennbar wie tief er hinabreicht und ich habe sicherlich nicht vor, das im Selbstversuch herauszufinden. „Mach jetzt bloß keine falsche

Bewegung, Ben. Mach jetzt keinen Fehler“. Jedes Zucken oder Wackeln könnte meine Hände wieder ins Rutschen bringen. Was mach ich jetzt bloß? Was kann ich jetzt überhaupt machen? Verdammt, ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal so viel Angst hatte. Ich bin absolut paralysiert. „Weiter machen, Ben. Du musst weiter. Hier wird dir keiner zur Rettung kommen. Hier bist du ganz alleine auf dich gestellt.“ Wieviel Halt haben meine Finger tatsächlich? Kann ich mich etwas bewegen? Ich werde es wohl gleich herausfinden.

Meine gesamte Kraft und Energie versammelt sich in einem Augenblick, in einem einzigen Punkt. An diesem Punkt fällt alles zusammen. Meine Hände pressen sich mit unerklärbarer Kraft an die Schiene, meine Bauchmuskeln kontrahieren schlagartig und reißen meine Hüfte und Beine hoch. Ich kann es gar nicht fassen. Meine Füße haben es über die metallene Röhre geschafft. Sie verhaken sich mit meinen Fersen und verhindern so, dass ich abrutsche. Das Gewicht, welches an meinen Händen und Armen hängt, verringert sich spürbar. Ich habe doch noch eine Chance.

Unter mir klafft tiefschwarz der Graben, in welchen schon Kilian und Luisa beinahe gefallen sind. „Heute gehst du wohl leer aus, du verdammtes Monster“, flüstere ich mit einer unsicheren Überlegenheit. Die Wärme des Feuerregens hat nachgelassen. Ich habe mich also spürbar von dem Feuerregen entfernt. Ein Problem also erstmal gelöst. Jetzt muss ich rüber auf die andere Seite der Schlucht. Wieviel Weg habe ich bereits hinter mir? In meiner hängenden Position lege ich den Kopf in den Nacken und versuche so hinter mich zu schauen. Viel zu sehen

gibt es nicht. Der Feuerregen verebbt langsam. Nur noch vereinzelt fallen brennende Tropfen herunter. Zurück möchte ich trotzdem nicht. Ich traue der Ruhe nicht. Vielleicht schaffe ich es ja auf die Schiene rauf. Ich spanne meine Bauchmuskeln ein weiteres Mal an und klemme meine Kniekehle ganz fest an die Schiene. So entsteht ein Hebel, mit welchem ich mich vielleicht auf die Oberseite der Schiene arbeiten kann. „Los“, schnaufe ich selbstmotivierend und lege los. Trotz der vorangegangenen Anstrengungen fällt es mir recht leicht, mich Stück für Stück um das massive Stück Metall zu schlingen und meine Hüfte nach oben zu drehen. Meine Hände

rutschen immer wieder ein Stück ab, aber nie so gefährlich, dass ich abstürzen würde. Der halbe Weg nach oben ist geschafft. Noch ein Ruck und ich bin oben. Ich schließe meine Augen und knurre laut vor Anstrengungen, aber dann ist es soweit. Erst rutscht mein Bauch über die Schiene, dann folgt mein Brustkorb und mein Kopf. Glücklich aber erschöpft genieße ich den Moment und lege meinen Kopf mit dem Kinn auf der Schiene ab. Vor meinen geschlossenen Augen läuft ein kurzer Film ab. Ich sehe mich in einem Restaurant mit einer Flasche Bier und einem riesigen Steak vor mir. Ich kann es förmlich riechen und mir läuft das Wasser im Mund

zusammen. Mit einem Mal übermannt mich ein unerträglicher Heißhunger. „Endlich. Oben“, schnaufe ich laut während ich meine Augen wieder öffne. Ich hoffe, der Hunger verschwindet, wenn ich mich mit meiner Situation wieder auseinandersetze. „Heilige Sch…“, rutscht es mir ungeplant raus, während ich instinktiv rückwärts weiter über die Schlucht rutsche. Vor mir schlängelt sich zäh ein Rinnsal brennenden Irgendwas auf der Schiene entlang. Es muss sich beim Herabregnen auf der Schiene gesammelt haben und läuft nun, von der Schwerkraft getrieben,

auf der Schiene in meine Richtung. Beeile ich mich, riskiere ich aus Hektik und Unachtsamkeit abzurutschen. Bin ich vorsichtig, kostet mich das Zeit und ich kann nicht einschätzen, wie sich das brennende Rinnsal verhalten wird. Aber es holt jetzt erstmal auf. Ich muss einen Rhythmus finden, der mich schnell genug aber auch sicher genug über die Schlucht und weg vom Feuer führt. Viel Auswahl habe ich nicht. Ich sitze rittlings auf der Schiene, während mein Rücken in die Richtung zeigt, in welche ich mich bewegen muss. Zumindest kann ich die brennende Linie sehen, wie sie sich immer weiter auf meinen Schritt zu

schlängelt. „Jetzt aber schnell“, feuere ich mich selbst an. Schieben, Ziehen, Ausbalancieren. Das alles passiert mehr oder weniger koordiniert, während ich mich Meter für Meter rückwärts meinem Ziel nähere. Mein gesamter Körper steht unter höchster Anspannung. Ich habe über die Hälfte der Strecke hinter mir. Meine Arme werden lahm, die Kraft in meinen Händen wird durch leichte Krämpfe geradezu weggesaugt. Neben mir erkenne ich die Brücke, wie sie über die Schlucht führt. Ich bin wütend auf mich selbst, weil ich es nicht

geschafft habe, die Wand hochzuklettern. Hätte ich mich nicht so dumm angestellt, könnte ich jetzt am anderen Ende der Brücke stehen, statt hier auf der Schiene vor einem brennenden Rinnsal wegzulaufen. Die Brücke ist aus Holz und hängt leicht durch. Die Latten, aus welchen sie gezimmert ist, wirken stabil und nicht zu stark verwittert. Wenn Luisa und Kilian es dorthin geschafft haben, sollten sie keine Probleme bei der Überquerung haben. Ich kann die beiden aber nicht am anderen Ende der Brücke sehen. Ich kann sie überhaupt nicht sehen. Sind sie noch gar nicht an der Brücke angekommen?

Das Feuer ist bereits dort. Mein Magen verkrampft sich bei dem Gedanken, dass die beiden brennend und sich windend im Waldboden liegend vor sich hin sterben. Dieser Gedanke befeuert meinen Willen und verleiht mir neue Kraft. Ich muss da jetzt rüber. Wenn ich mich beeile, kann ich vielleicht noch einen von beiden retten. Noch ein paar Mal kräftig schieben und ich erreiche das andere Ende. „LUISA – KILIAN WO SEID IHR?“ Die Schienen laufen auf der anderen Seite der Schlucht schnurgerade weiter. Allerdings verläuft der Graben wie eine Rampe nach oben und endet in der Eben hinter der Brücke. Ich laufe so schnell

ich kann die Rampe hinauf und finde mich auf einer weiten und offenen Graslandschaft wieder. Von Luisa und Kilian fehlt allerdings jede Spur. Ich verschränke die Arme hinter meinen Kopf und strecke meine Glieder so gut ich kann, während ich mich im Kreis drehe und das Umfeld nach Luisa und Kilian absuche. In diesem Moment fällt mir das Bootswrack auf, welches gut getarnt in der natürlichen Kulisse steht. Es wirkt so unwirklich inmitten der Grasebene, dass es mich für einen schrecklichen Augenblick von meiner wichtigsten Aufgabe abgehalten hat. Ich renne und stolpere zur Brücke

zurück. Panisch suche ich den Umkreis um die Brücke nach einen meiner beiden Begleiter ab. Da auf der anderen Seite von dem Feuer nur noch ein ausglühender Teppich übrig ist, wage ich es die Brücke zu überqueren. Eine einfache hölzerne Hängebrücke, so wie ich sie mir von der Schiene aus vorgestellt hatte. Die quer verlegten Planken knarzen und quietschen bei jedem Schritt, scheinen aber sonst völlig intakt zu sein. Als Absicherung vor einem Sturz dient ein Handlauf aus einem dicken Tau. Es ist rau und spröde und reißt an meiner Haut, während ich meine Hände darauf lege. Von der Mitte der Brücke aus kann ich den Bereich

einsehen, durch welchen Luisa und Kilian gegangen sein müssen. Dort ist nichts. Keine Körper, keine Knochen, keine Kleidung. Nichts. Ich überquere die Brücke und laufe die Strecke zum Graben ab. Ich habe kein gutes Gefühl, aber ich gebe nicht auf. „LUISAAA – KILI…“

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Gillegan
Danke, dass Du mein Buch liest.

Mein Debüt, Life Game, unterliegt leider noch immer meiner Überarbeitung. Beruflich ziemlich eingespannt, bleibt zu wenig Zeit, diesem spannenden Hobby nachzugehen. Ideen für neue Stories stehen Schlange und warten nur noch darauf, in Worte gefasst zu werden.

Ich danke allen die weiterhin kritisch aber neugierig meinen Geschichten treu bleiben.

C. G.

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silberfunke Es geht wieder weiter. Habe mich sehr gefreut ein neues Kapitel zu lesen.
Vor langer Zeit - Antworten
Himbeere Ich hatte mich schon gewundert, weshalb nach der 13 gleich die 15 kam
- zur Info: hier stimmt im Titel die Kapitelzahl nicht ( 13 anstatt 14).
LG Himbeere :)
Vor langer Zeit - Antworten
Himbeere :)
Vor langer Zeit - Antworten
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