Fantasy & Horror
Die Klavierspielerin

0
"Die Klavierspielerin"
Veröffentlicht am 08. April 2018, 26 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: Pakmor - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin in den Genres Humor & Satire und SI-FI unterwegs. Meine positive und humorvolle Einstellung hilft mir in allen Lebenslagen. Gerne lade ich euch ein, meine Bücher zu lesen. Sonst noch Fragen???
Die Klavierspielerin

Die Klavierspielerin

Die Klavierspielerin

Es war die letzte Schulstunde für diese Woche. Klara wurde zum wiederholten Male von der Lehrerin ermahnt. »Bleib ruhig sitzen und hör auf, mit dem Stuhl zu schaukeln«, sprach Frau Haberkorn ungeduldig, und sah mit strenger Mine Klara ins Gesicht. Es war nicht einfach für die Erstklässler, die vor wenigen Wochen mit der Schule begonnen hatten, stundenlang aufmerksam dem Unterricht zu folgen. Das wusste sie auch, dennoch musste sie für eine gewisse Ruhe im Klassenzimmer sorgen. Einige Minuten später ertönte die erlösende Schulglocke und die

Kinder stürmten aus der Klasse. Klara, Sabine, Peter und Markus trafen sich unter dem Kastanienbaum vor der Schule. Die Kinder kannten sich schon vom Kindergarten und wohnten unweit der Schule in derselben Gasse einer Wohnsiedlung. Sie beratschlagten, was sie heute noch unternehmen könnten. »Im Kino läuft der neue Trickfilm«, meinte Sabine. Peter schaute ganz verlegen, »Ich habe mein Taschengeld schon verbraucht« »Lasst uns mit den Rädern ins Erholungsgebiet fahren, dort gibt es immer etwas zu entdecken«, schlug Klara vor. »OK, abgemacht«, rief Markus. Sofort liefen die vier nachhause und tauschten die Schultaschen gegen die Fahrräder. Sogleich strampelten sie los. Nur noch bis zur Brücke und auf der anderen Seite erstreckte sich bereits das

Erholungsgebiet. Vergnügt radelten die Kinder durch den Park, beim Ententeich vorbei, zum Spielplatz. Da hier schon viele andere Kinder die Spielgeräte in Beschlag genommen hatten, entschlossen sie sich, Verstecken zu spielen. Als Markus an der Reihe war, suchte er sich ein besonders gutes Versteck und rannte zu der Eiche, die etwas weiter abseits stand. Die drei brauchten eine Weile, bis sie ihren Freund entdeckten. Von hier aus gab es auch einen Weg der den Fluss entlang, zu dem nahe gelegenen Waldstück führte. Peter überredete seine Freunde, den Weg zu erkunden. Da sie alle einverstanden waren, schwangen sie sich auf die Räder und fuhren zu dem Wald. Bald schon kamen sie an eine Lichtung. Von dort aus konnten sie unweit von ihnen ein altes Haus erkennen. Die Kinder

beschlossen, näher heran zu fahren. Dicht vor dem Gebäude hörten sie Musik, die offensichtlich aus dem Haus stammen musste. »Hier spielt jemand Klavier.«, meinte Sabine. Sie stellten ihre Fahrräder ab und lauschten der Musik. Von den lieblichen Klängen magisch angezogen, schlichen die Kinder zum Fenster. Hier erkannten sie, dass sich jemand in dem Raum befand. Um besser sehen zu können, stellten sie sich auf die Zehenspitzen. Eine alte Dame saß beim Klavier und spielte gefühlvoll vor sich hin. Einige Kerzen erhellten den Raum. Das Flackern der lodernden Flammen tauchte das Zimmer in ein gespenstisches Ambiente. Wie von den sanften Tönen verzaubert, standen die vier regungslos beim Fenster. Es hatte den Anschein, als ob das Spiel der Frau und das

Züngeln der Kerzen sich in einer Symbiose vereinten. Wie hypnotisiert folgten die Kinder dem Spiel der Alten. Als die Frau ihre Gäste erspähte, änderte sie abrupt ihre Spielweise. Erschrocken fassten sich die Kleinen bei den Händen, aber dennoch beobachteten sie voller Neugier, wie die Finger der Alten immer heftiger über die Tasten fuhren. Das Crescendo steigerte sich in ein wildes Stakkato. Unvermittelt stieg grünlich schimmernder Rauch aus dem Musikinstrument. Abermals ließ die Musikerin ihre Finger von den Tiefen bis zu den Höhen quer über die Tasten laufen. Wieder und wieder brachte sie stakkatoartig in rasender Geschwindigkeit das Instrument zum Klingen. Weitere Rauchschwaden entstiegen dem Klavier. In unmenschlicher Weise bearbeiteten

ihre Hände die Klaviatur. Die Kinder waren so sehr in Trance, dass sie nicht mehr abschätzen konnten, wie lange sie das Spektakel schon beobachteten. Die Dame erhöhte nochmals das Tempo und die Intensität ihres Spieles, dass man meinen könnte, der Flügel würde jederzeit bersten. Der emporsteigende Rauch wurde dichter und formte sich zu einer Fratze. Zum Antlitz des Höllenfürsten. Der jäh verströmende Schwefelgestank ließ bei den Kindern eine Gänsehaut aufsteigen. Die Greisin stieß ein Lachen, welches dem Gekrächze von Krähen ähnelte, aus. Starr vor Schreck und mit weit aufgerissenen Augen verfolgten die Freunde das Geschehen. Das Abbild des Teufels schwebte noch einige Zeit über dem Klavier, während die Alte immer weiter ihrem furiosen

Spiel frönte. Die schreckliche Erscheinung des Gehörnten ließ die Kinder regungslos dastehen. Erst als das Spiel verebbte und die Flammen der Kerzen sich beruhigten, fanden sie wieder die Herrschaft über ihr Bewusstsein. Klara schrie mit lauter Stimme, »Fort, weg von hier, diese Hexe ist mit dem Satan im Bunde« Alle vier hasteten zu den Rädern und sprinteten davon. Beim Spielplatz ließen sie die Fahrräder fallen und sich selbst auf die Wiese sinken. Allen war der Schreck noch ins Gesicht geschrieben. Bleich und mit klopfenden Herzen kauerten sie da und starrten sich an. Sabine fragte: »Was war das eben?« Niemand konnte eine Antwort finden. Nachdem sie sich erholt hatten, packten sie ihre Räder und gingen daneben her. Auf dem Heimweg sprachen sie über die

Vorkommnisse, und versuchten eine Erklärung zu finden. Was den vier Freunden aber nicht gelang. Dieses Geschehen würde sie noch lange beschäftigen. Zehn Jahre Später Klara und Peter, die wie Sabine und Markus seit der letzten Klasse ein Paar waren, wollten sich heute am Halloweenabend bei Markus treffen. Die vier Freunde freuten sich schon darauf, dass sie wieder etwas gemeinsam unternehmen konnten. Da sie jetzt in verschiedenen Betrieben in Ausbildung waren und viel Zeit mit Lernen verbrachten, hatten

sie weniger Möglichkeiten sich zu treffen. Besonders günstig erwies es sich, dass der Halloweenabend auf einen Freitag fiel. Da konnten sie ohne schlechtes Gewissen die ganze Nacht gemeinsam feiern. Als Klara und Peter bei Markus ankamen, war Sabine schon dort und die beiden haben schon auf ihre Freunde gewartet. Sogleich wurde diskutiert, wie sie den Abend gestalten. Die Jungs fanden es blöd, einfach nur von Tür zu Tür laufen und um Süßigkeiten zu betteln. Dazu seien sie schon zu alt. Sabine meinte, »Wir könnten doch im Cafe etwas trinken und uns leckere Mehlspeisen schmecken lassen« »Ja, genau, und anschließend beim Weiher bei Vollmond die Sterne beobachten«, ergänzete Klara. Sabine fand die Idee gut und sprach mit einem Lächeln, »So schön romantisch« die

beiden Burschen winkten ab und Peter stellte sich vor seine Freunde, stemmte seine Hände in die Seiten und sprach mit bestimmenden Ton, »In der Disco ist heute Partyabend, dort ist bestimmt die Hölle los, lasst uns hinfahren« Markus schlug ihm anerkennend auf die Schulter. Den Mädchen gefiel der Vorschlag weniger, aber dennoch folgten sie ihren Freunden. Vor dem Haus bestiegen die Burschen ihre Mopeds und die Mädels nahmen auf dem Sozius Platz. Mit den knatternden Fahrzeugen fuhren sie durch die Stadt, an deren Ende sich das Tanzlokal befand. Als sie dort ankamen, ließ der Geräuschpegel darauf schließen, dass die Party schon voll im Gang war. Schnell stellten sie ihre Mopeds ab und lenkten die Schritte direkt zum Eingang. Im Inneren herrschte

mächtiges Gedränge. Die vier hatten zu tun, dass sie zur Bar kamen. Dort bestellten sie sich Getränke. Dass die Tanzfläche überfüllt war, störte die Jungs nicht. Die vier beobachteten das Treiben der tanzenden Teenager. Viele von ihnen trugen gruselige Verkleidungen. »Ich komme mir ganz schön blöd vor, unter all den Zombies, und die Musik ist außerdem grässlich«, schimpfte Peter vor sich hin. Markus nickte nur, denn für eine Unterhaltung war es hier viel zu laut. »Lasst uns gehen«, rief Klara in die Menge. Die Mädchen bahnten sich einen Weg zum Ausgang und ihre Freunde folgten ihnen. Vor der Disco meinte Markus, »Zum nachhause Fahren ist es noch zu früh« »Wir könnten noch zu mir kommen, meine Mutter hat Kuchen gebacken und frischen Fruchtsaft

vorbereitet«, bot Klara an. Peter meinte, »Spielen, wir jemanden einen Streich, das wird lustig«,«Unserem alten Lehrer?«, fragte Sabine. »Erinnert ihr euch noch an das alte Haus im Wald, mit der Klavierspielerin? Die hat uns damals einen ordentlichen Schrecken eingejagt«, sagte Peter. »Genau, der werden wir es heimzahlen, Kinder so ängstigen. Das war sicher ein technischer Trick«, jubelte Markus. Die Burschen johlten vor Begeisterung und den Mädchen, blieb nichts anders übrig, als mitzukommen. Sogleich machten sie sich mit den Mopeds auf den Weg zum Spielplatz. Hier mussten sie die Fahrzeuge zurücklassen, denn der Weg war nur für Fußgeher frei. Peter sah zum Himmel und stellte fest, dass eine gigantische Wolke den Blick zum Mond und den Sternen

verdeckte. »Hier habt ihr euren romantischen Sternenhimmel«, spöttelte er zu den Mädels. Beleidigt trotteten sie hinter den Burschen her. Bald waren sie beim Haus der Alten angekommen. Leise schlichen sie zum Eingang. Das Gebäude war unbeleuchtet. »Die schläft schon«, mutmaßte Peter. »Umso besser, da können wir unbemerkt ein Spektakel veranstalten«, entgegnete Markus. Umgehend versuchte er, die Tür zu öffnen. »Verdammt, zu«, schimpfte er leise vor sich hin. »Lass uns abhauen, es ist hier gruselig und außerdem ist mir kalt«, bat Sabine. Peter aber rannte ums Haus, um einen anderen Eingang ausfindig zu machen. Die drei hefteten sich an seine Fersen. Auf der Rückseite befand sich eine Hintertür. Peter fasste nach der Klinke und zog daran. Das

altersschwache Schloss gab nach und die Tür ließ sich problemlos öffnen. Er betrat als erster das Haus. Nacheinander kamen auch die anderen hinein. »Seid bitte vorsichtig«, bettelte Sabine. Mit ihren Handys leuchteten sie den Raum aus. »Hier ist niemand«, bemerkte Markus. Es schien, als sei das Gebäude unbewohnt, dennoch wirkte es ordentlichen, als ob vor kurzem noch, wer hier gewohnt hätte. Hier stand auch das Klavier, auf welchem damals die alte Frau gespielt hatte. Beim Kamin entdeckten sie einen Kerzenleuchter. Markus entzündete die Kerzen. Mit dieser Beleuchtung erkundeten sie nun das Haus. Den Mädchen wurde es unheimlich beim Betrachten der Einrichtung. »Ob es hier Gespenster gibt?«, fragte Peter neugierig. Kaum hatte er den Satz fertig

gesprochen, schrie Sabine auf. In ihrem Nacken spürte sie eine eiskalte Hand. Sabines Schrei folgte ein lautes Klatschen. Sie hatte sich umgedreht und Markus, der immer noch seine Hand an Sabines Nacken hielt, mit dem Worten, du Idiot, eine geknallt. »Leise!«, flüstere Peter. Am Ende des Raumes erblickte Peter eine Treppe, die ins Obergeschoss führte. »Wir wollen mal oben nachsehen«, meinte er. Sabine widersprach, »Es ist genug, wir müssen hier fort« Peter ignorierte Sabines Worte, fasste den Kandelaber und forderte Markus auf, dass er mit ihm hochgehe. Die Burschen betraten das Stockwerk und ließen die Mädchen unten. Oben stöberten sie durch die Räume. Klara und Sabine hielten sich bei den Händen und warteten ungeduldig. Sabine war noch immer böse auf ihren Freund und

wollte ihm seine Dummheit heimzahlen. »Wir verstecken uns im Kamin und werden den beiden das Fürchten lehren«, schlug Sabine vor. Klara zeigte sich sofort einverstanden und die beiden krochen in die rußige Öffnung. Gänsehaut überzog Peters Körper, als er ein Zimmer betrat und auf das Bett sah. Vor ihm lag die alte Frau. Kraftlos war ihr Ausdruck und ihr schlohweißes Haar überdeckte ihr fahles Gesicht. Instinktiv trat er einen Schritt zurück und stieß gegen Markus, der hinter ihm stand. Oh mein Gott, flüsterte dieser. Die Dame drehte ihnen den Kopf zu und begann zu sprechen. »Ihr müsst sofort weg von hier, sonst seid ihr des Todes« Fassungslos standen die beiden vor der Frau und starrten sie fragend an. »Ich bin Emma«, stellte sie sich vor. Um sie besser erkennen zu können

strich Peter ihr die Haare aus dem Gesicht. Mit einem gütigen Lächeln bedankte sie sich. »Ihr solltet aber jetzt schleunigst verschwinden, der Satan ist bereits im Haus, heute um Punkt Mitternacht wird er meine Seele holen, ihr habt nicht viel Zeit.« Jetzt begriffen die Burschen, in welcher Gefahr sie sich befanden und flüchteten aus dem Zimmer. In diesem Moment hörten sie markdurchdringende Schreie von den Freundinnen. Beide Burschen eilten die Treppe hinunter, um nachzusehen, was geschehen war. Dabei erloschen die Kerzen des Leuchters. Nervös tastete Peter nach der Streichholzschachtel. Unterdessen suchte Markus in der Dunkelheit nach den Mädchen, deren Schreie mehr und mehr zu einem Schluchzen und Weinen wechselten. Ein

eiskalter Luftstrom zog durch den Raum und ließ die Burschen erschaudern. Endlich hatte Peter die Kerzen wieder entzündet. »Hier, im Kamin!«, schrie Markus. Die Burschen erkannten im Schein des Kerzenlichtes die Mädchen im Kamin, die sich krampfhaft darin verkeilten, um durch den starken Sog, nicht nach oben gezogen wurden. Lange konnten sie nicht mehr gegen den enormen Luftstrom ankämpfen. Sie würden unweigerlich im engen Schacht des Rauchabzugs erdrückt werden. Peter und Markus hechteten zum Kamin, packten die beiden Mädchen an den Beinen und versuchten, sie heraus zu zerren. So sehr die Burschen auch zogen, gegen die Heftigkeit des Soges waren sie machtlos. Abrupt färbte sich die Zugluft grünlich und beißender Schwefelgestank verbreitete sich.

Dadurch schwanden ihre Kräfte noch schneller. Verzweifelt klammerten sie sich fester an die Beine der Mädchen. Es war ein aussichtsloses Unterfangen, das wussten sie auch. Sie wussten aber auch, wenn sie jetzt aufgaben, waren die Mädchen verloren. Markus fädelte seinen Gürtel aus der Hose, schlang ihn um die Beine der Mädchen, und das andere Ende befestigte er am Kamingitter. Dies brachte nur eine geringe Erleichterung im Kampf gegen das Böse. Wie von Geisterhand begann nun das Klavier zu spielen. In der gleichen Art wie damals ertönten anfänglich sanfte Töne, welche zu einem Crescendo und in weiterer Folge zu einem stürmischen, nicht enden wollenden Stakkato emporgeschmettert wurde. Ihre Ahnung wurde jetzt Gewissheit, sie kämpften gegen keinen geringeren als

gegen den Fürst der Hölle, Satan. Der eiskalte Luftstrom nahm nochmals an Intensität zu. Unerträglich gebärdete sich der Schwefelgestank, und die Lautstärke des Klaviers erreichte die Schmerzgrenze, als wolle jemand ihre Sinne betäuben. Der Gehörnte zog alle Register seiner Macht. Die Burschen mobilisierten ihre letzten Kräfte und zerrten noch ein letztes Mal an ihren Freundinnen, bevor sie voller Erschöpfung ablassen mussten. Der Ohnmacht nahe, lagen die beiden weinend vor dem Kamin. Sie hatten gekämpft, und sie hatten verloren. Die Wanduhr schlug Mitternacht. Jäh endete das Spiel des Klavieres, der Luftstrom verebbte, und der üble Geruch des Schwefels verflüchtigte sich. Erleichtert stellten Klara und Sabine fest, dass sie nicht mehr vom Sog

nach oben gezogen wurden. Klamm vor Kälte waren ihre Gliedmaßen, dennoch musste es ihnen gelingen, sicher aus dem Kaminschacht zu klettern. Die Geräusche erweckten bei Peter Aufmerksamkeit, der sogleich seinen Kopf Richtung Kamin drehte. Trotz seiner tränennassen Augen konnte er ausmachen, dass sich die Mädchen dort durch den Schlot abwärts bewegten. Unverzüglich stieß er Markus an und zeigte mit der offenen Hand zu der Feuerstelle. Beide schnellten hoch und halfen ihren Freundinen aus der fatalen Lage. Rußverschmiert, doch lebend standen die Mädchen ihren Freunden gegenüber. Vor Freude fielen sie sich in die Arme. Niemand konnte auch nur ein wenig erahnen, was sich hier zugetragen hatte. «Alles war so unwirklich. Handelte es sich um Satans Werk,

oder sind wir einem Schauspiel auf den Leim gegangen?«, fragte Peter. »Es war auf alle Fälle sehr heftig«, bestätigte Markus. »Jetzt schauen wir erstmal, dass wir von hier verschwinden«, warf Klara ein, hakte sich bei Peter unter um mit ihm zur Tür zu gehen. »Halt, bevor ihr abhaut, will ich euch noch etwas erzählen« Entsetzt blickten die Freunde in die Richtung, aus der die Stimme kam. Am Treppenabsatz im Obergeschoss stand die alte Dame. Langsam schritt sie Stufe für Stufe hinunter und blieb vor den jungen Leuten stehen. Mit den Worten, »Ich bin Emma« streckte sie ihre knöcherne Hand zum Gruß den Mädchen entgegen. Zaghaft gaben die Mädchen Emma ebenfalls die Hand. Die Frau bot ihrem Besuch beim Tisch platzt an. Mit einem freundlichen Lächeln begann sie zu

schildern. »Als Teenager starben meine Eltern bei einem mysteriösen Unfall. Die Ursache wurde nie geklärt, Zeugen des Vorfalls mutmaßten, dass hinter der Gräueltat nur der Teufel selbst stecken könne. Diese Annahme bestätigte sich tags darauf, als ein Wesen, weder Tier noch Mensch, bei mir erschien. Das Ungetüm verlangt, dass ich ihm meine Seele vermache. Als Gegenleistung bot es mir ein sorgloses Dasein bis an mein Lebensende. In der Trauer um meine Eltern und dem psychischen Druck, den es mir bereitete, ging ich auf den Pakt ein. Einzig und allein ein Mensch mit weißer Seele und reinem Herzen würde bei einer Auseinandersetzung mit ihm den Vertrag auflösen. All die Jahre klammerte ich mich an diese Hoffnung, die schier aussichtslos

erschien. Ihr aber habt Courage gezeigt und beherzt, in wahrer Liebe um das Leben eurer Freundinnen gerungen. Mit der ehrlichen Unerschrockenheit, mit der ihr dem Satan entgegengetreten seid, habt ihr den Bann gebrochen. Vom ganzen Herzen bedanke ich mich zutiefst für eure wagemutige Tat.« Erstaunt lauschten die Jugendlichen Emmas Erzählung. »Da waren wir zum richtigen Zeitpunkt hier«, sinnierte Klara. »Warum lachtest du damals so schrecklich?«,erkundigte sich Sabine. »Ich weiß, dass ihr es ward, die als Kinder vor meinem Fenster standen. Ich wollte euch nicht erschrecken. In dem Moment wurde ich vom Teufel besessen, auch das Klavierspiel war sein Werk« entschuldigte sich Emma. »Hoffentlich hat der Spuk nun ein Ende, das

wünsche ich dir besonders, Emma«, sprach Klara. »Es war für uns ein erschauderndes Erlebnis, es ist daher das Beste, uns zu verabschieden«, bedauerte Sabine. Die Burschen, die immer noch erschüttert von dem Geschehen unter Schock standen, nickten nur. Mitfühlend begleitete Emma ihren Besuch zur Tür. Die vier Freunde verließen das Haus und traten betroffen den Heimweg an.

0

Hörbuch

Über den Autor

LeopoldF
Ich bin in den Genres Humor & Satire und SI-FI unterwegs.
Meine positive und humorvolle Einstellung hilft mir in allen Lebenslagen.
Gerne lade ich euch ein, meine Bücher zu lesen.
Sonst noch Fragen???

Leser-Statistik
16

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
sugarlady Nochmals gefesselt von deiner gruseligen Geschichte. Ich schreibe auch gerne solche Geschichten!
Liebe sommerliche Grüße
Andrea
Vergangene Woche - Antworten
Rajymbek 
E.A. Poe lässt grüßen. Ich habe es von Anfang bis Ende gelesen, Leopold und würde dir gern ein paar Münzen da lassen, bin aber im Moment Pleite.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
LeopoldF Danke, lieber Roland, für deinen Kommentar, diese Geschichte war für eine Anthologie gedacht, wurde aber abgelehnt. Jetzt wir sie hier ihre Leser finden.
LG Leopold
Vor langer Zeit - Antworten
sugarlady Teuflisch gut geschrieben!
Klavierspielereien einmal anders und sehr gerne gelesen.
Schöne Grüße in die angehende Woche
Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
4
0
Senden

157976
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung