Kurzgeschichte
Am Ende der Nacht

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"Am Ende der Nacht glimmt manchmal ein Funken Hoffnung"
Veröffentlicht am 18. März 2018, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
Am Ende der Nacht glimmt manchmal ein Funken Hoffnung

Am Ende der Nacht

AM ENDE DER NACHT

Die Arbeit ist getan. Ich lösche das Licht, ziehe die Tür zu und schließe ab. Draußen ist es bitterkalt. Ende Februar zeigt der Winter nochmal seine spitzen Zähne. Besonders jetzt in der Morgendämmerung. Eisiger Wind fegt um die Häuserecken, Schneeflocken tanzen übers gefrorene Pflaster.

Ich ziehe den Kragen hoch, vergrabe meine Hände tief in die Taschen.

Verspätete Putzfrauen eilen in die U Bahn Schächte, ein Obdachloser schnarcht unter einem Berg von Schlafsäcken. Müde Nachtschwärmer machen sich zitternd auf den Heimweg. Ein Wagen der Stadtreinigung hupt sich seinen Weg frei und die erschöpften Nutten liegen längst allein in ihren Betten.

Die Fassaden der Häuser sind noch Nachtschwarz, in den Fenstern blüht vereinzelt das unverkennbare Flimmern der Fernsehgeräte. Aus einem  halb geöffneten Fenster wehen die letzten Takte eines bekannten Schlagers. Ich gehe noch auf einen Kaffee.

Bei Tante Emmi gibts den besten Java in

dieser Gegend. Stehausschank. Filterkaffee, ohne Schnickschnack, ohne Keks, und übertriebenem Service. Also rein in die kleine Bude an der Ecke. Feuchte Wärme hüllt mich ein, sofort beschlägt mir die Brille. Schemenhafte Gestalten um mich rum; kann sie besser riechen als sehen. Macht es aber auch nicht besser.

Malocher hängen hier rum, harte Männer mit harten Gesichtern und schwieligen Händen; Männer denen man ansieht, das jegliche Hoffnung auf bessere Zeiten verlorene Zeit ist. Schichtarbeiter, Saisonkräfte, billige Aushilfen und Tagelöhner. Die kommen und gehen. Doch meistens müssen sie gehen. Dazu

ein paar Menschen die nicht wissen wohin; Menschen ohne Heim oder Herd, hier gestrandet um ein bisschen Wärme abzugreifen.

Ich stelle mich mit meinem Becher sauheißer Brühe in eine Ecke gegenüber der Tür, zünde mir ne Fluppe an und spüre eine Spur Behaglichkeit, die mir die Beine hoch wandert.

Im Hintergrund dudelt ein Radio die neuesten Hits, die doch alle wie verstaubt klingen. Unterbrechung für die stündlichen Nachrichten:

Die überaus miese Weltlage wird geschildert.

Noch mehr schlechte Meldungen von unseren Nachbarn.

Alles geht dem Ende entgegen.

Dann doch noch etwas Positives: Unsere eigene Regierung feiert sich mal wieder selber: Stetig steigendes Wirtschaftswachstum beschert Rekordüberschuss an Steuereinnahmen! Wir sind mächtig stolz auf uns, verkünden unsere Volksvertreter, da könnte man doch...? Aber nein. Keine Entlastung fürs Volk. Geht leider nicht. Die maroden Banken... Krankenkassen... Sie wissen schon...!? Da muss man Prioritäten setzen!

Unmut meldet sich, macht sich breit und wird laut in dieser kleinen Kaffeebude am Rande der Nacht. Die müden Gesichter versprühen ungesunden

Unwillen. Empörte Stimmen werden laut:

„Verfluchte Drecksbande!“

„Arrogante Marionetten!“

„Verschissene Kapital Huren!“

Und noch einiges mehr. Politik hat hier einen schlechten Stand, einen faden Beigeschmack und begründete Vorbehalte. Und noch schlimmer trifft es die immer zahlreicher werdenden Personen, die sich dazu berufen fühlen Politik zu ihrem Beruf zu machen. Eitle Selbstdarsteller und machtgeile Egomanen. Erfüllungsgehilfen des Großkapitals.

Wirtschaftswachstum bedeutet hier, dass man für weniger Geld immer mehr arbeiten muss, oder gleich seinen

beschissenen unterbezahlten Job verliert. Es bedeutet auch, dass die Mieten stetig steigen, die Energiekosten, Nahrungsmittel... !

Man ist gehörig angepisst von den sogenannten Volksvertretern, die doch so offensichtlich nur ihren eigenen Vorteil im Sinn haben.

Und das gibt mir doch ein wenig Hoffnung. Mein leerer Becher wird abgeräumt und ich gehe, mache Platz für einen weiteren Unzufriedenen. Ziemlich munter mache ich meinen Heimweg, steige ins Bett und schließe die Augen. Träume...:

Da draußen ist die Asche noch warm. Es fehlen nur noch ein paar

funkensprühende Ideen. Und schon wird ihre marode Welt in Flammen aufgehen. Imperien werden fallen...






Text: harryaltona

Cover: Pixabay

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Brubeckfan Mein lieber Harry,
das ist gelungen gebaut und formuliert. Beifall zur Beschreibung der Stimmung.
Ich hoffe allerdings, der Traum am Schluß bleibt Traum und Stimmung, solange die Alternativen sämtlich so was von rückwärts sind: uralte katholische Ausgrenzungen, Flaggen mit Hakenkreuz oder Halbmond und so. Na ja und pro Leben ein radikaler Wechsel von Wirtschaft und Sprache reicht mir eigentlich auch.
Viele Grüße!
Gerd
PS Die alte Garde stirbt mal, aber die nächste wird nicht besser, glaubs mir nur. Dem Honecker folgte Krenz ...
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Es gibt ja auch noch etwas zwischen religiösem Wahn, Flaggentollen Trotteln und Spekulanten. Hoffe ich doch. Ob ich s noch erlebe ist ne andere Frage... Hoffnung eben.
Tausend Dank, Gerd!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Eleonore ... und irgendwann schaffen Imperien sich immer selbst ab,
kann sein, dass wir auf dem besten Weg dazu sind - und damit meine ich nicht nur Deutschland.
Starke Zeilen, die ich, leider, genauso mit unterzeichnen würde!
Politik, mit all ihren Politikern, ist total abgehoben. Sie leben auf einer ganz anderen Ebene, als wir, das Volk... als wir, die wir die Räder drehen, ohne die sie machtlos wären.
Wir schauen zu, schon viel zu lange, wir schauen zu, wie das Großkapital sich auf den Mühen der Kleinen aalt. Und was machen wir?... wir ackern noch mehr...
Gut geschrieben, gerne gelesen (wenn auch mit wachsender Wut im Bauch)!
LG, Eleonore
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Ein bisschen wütend gemacht? Dann war es richtig so. Und sicher werden sie sich irgendwann selbst vernichten. Die menschliche Gier wird schon dafür sorgen. Nur wann? Und wird es dann schon viel zu spät sein? Und wer bezahlt wohl dafür...? - Genau!
Tausend Dank, Eleonore!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Sehr starker Text, Harry, geht hautnah ran.
Recht haben sie mit ihrer Ablehnung der Marionettenregierung.
Die tanzen doch eh nur nach der Musik des Kapitals. Was die GroKo an "Wohltätigkeiten" für Kinder und sozial Schwache ausschütten will, ist doch nur ein Fliegenschiss gegenüber den Gehältern, Zuwendungen und Boni, die sich die Banker und Konzernvorstände gönnen!
Und deine Hoffnung, dass diese macht- und geldgeilen Regierungsfuzzis mal aussterben, die teile ich leider nicht. Sowas wächst immer wieder nach, wie Unkraut ...

LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Man muss denn da wirklich mal an die Wurzel ran. Viel Arbeit bei solch Geflecht, aber wer sich traut...
Tausend Dank, fleur!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ausdrucksstark erzählt und sehr wirklichkeitsverbunden. Diesem Größenwahn kann man nur eines entgegensetzen - passiven Widerstand. Einfach das nicht mitmachen, was die "Oberklasse" der "Unterklasse" gern suggerieren würde. Wir leben in einer neidgesellschaft, wo der eine immer mehr haben will, als der andere (Meine Villa, Mein Auto, Meine Yacht). Aber das alles braucht man doch gar nicht, um zufrieden zu sein. Man muss sich auch nicht selber feiern, sollte nur auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Doch die Herrschaften sind ja unter sich auch nicht einig und da, wo man sich nicht einig wird, sollte eben auch das Volk befragt werden.
Du hast es drauf, Probleme auf den Punkt zu bringen. Leider gibt es solche klugen Leute nicht in der Regierung.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Oha, ganz schönes Lob. Aber ich bleib lieber da wo ich bin, mache das was ich kann. Den Rest können die anderen haben.
Tausend Dank, Bärbel!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Am Ende der Nacht..."
Ich denke, die gesamte Politik hier in Deutschland
hat nicht nur in deiner kleinen Bude an der Ecke
einen ganz schlechten Stand, auch wenn diese
Herrschaften sich permanent selbst feiern,
...im Bunkerkarneval...
Das System geht unablässig den Bach
hinunter und diese Pinsel glauben immer noch,
alles mit Geld regeln und bezahlen zu können...
Und Merkel gerät dabei immer mehr
zum Totengräber der deutschen Demokratie...
Ich bin mir sicher, vor lauter Abgehobenheit
merkt sie es selbst nicht einmal mehr...
Super klasse geschrieben, diesen Abriss.... ...smile*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Stimmt genau. Aber irgendwann werden diese Damen und Herren auch das zeitliche segnen. Hoffnung besteht. Doch was kommt dann? Wir werden sehen...!
Tausend Dank, Louis!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
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