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Es war ein Tag wie jeder andere, als Gott schlaftrunken seinen eben frisch gewaschenen Fuß aus Versehen durch
eine dicke Wolke streckte.
Die Menschen, die in der Nähe der Wolke auf der Erde wohnten staunten und viele von ihnen glaubten ein Wunder zu erleben.
Sie blieben auf der Straße stehen und schauten gen Himmel.
„Da seht, das ist Gottes Fuß!“, sagte einer, der sich nach der Überraschung wieder gefangen hatte und nicht mehr staunend zum Himmel sah.
Ein anderer rief: „Das ist ein Zeichen!“
„Gott zeigt uns seinen Fuß, um uns zu zeigen, daß es ihn doch gibt!“, rief ein Atheist dazwischen.
„Seht nur, wie sauber er ist – wahrlich, es ist der Fuß der Füße!“, erklärte ein
Pfarrer, der sich betend niederkniete und ehrfürchtig sein Haupt senkte. Viele taten es ihm nach und während sie das taten, merkte auch Gott plötzlich, welches Mißgeschick ihm bei seinem alltäglichen Fußbad widerfahren war.
Schnell zog er seinen Fuß wieder zurück, trocknete mit einem Vlies seine Zehen ab und eilte dann zur göttlichen Wundermaschine. Ein Gerät, das sonst nur für weinende Marien, göttliche Erscheinungen ( Hologramme ), Albinos, Zwillinge und sonstige Mehrfachlinge, oder den Wahlsieg von unpopulären demokratischen Parteien genutzt wurde.
Gott sah auf die Erde und hörte schon die Gläubigen beten, die Pfarrer segnen und
die Sekten Geschäfte machen.
Um Himmels willen, dachte er, als er unten schon von einem „Fußwallfahrtsort“ sprechen hörte. Was sollte er nur tun, um dieses Mißgeschick wieder auszubügeln?
Denn es ist nicht so einfach, wie man als Mensch glauben könnte, daß Gott seine Wunder einfach nur so aus dem Ärmel schüttelt oder sie mit seiner Maschine erstellt. Nein, so geht das nun wirklich nicht!
Über einige mußte er jahrelang brüten bis er sie endlich perfektioniert hatte.
Für den Albino hatte er wochenlang nach dem richtigen Kontrast gesucht, den er schließlich mit Deckweiß und Rot fand.
Der Zwilling war ihm vor dem Spiegel eingefallen.
Ähnlich war es mit den Geysiren, welche er überkochender Milch zu verdanken hatte.
Und jetzt, ja jetzt hatte er eines bewirkt, das er gar nicht vorgesehen hatte…
„Nie wieder Mamas Manna im Übermaß!“, schwor er sich und begann fiebrig über die Tilgungsmöglichkeiten seines Fußwerkes nachzudenken.
Die einfachste Möglichkeit wäre es freilich gewesen, alle Beteiligten tot umfallen zu lassen.
Oder, so überlegte Gott, er könnte es als Fanatiker- oder Sektenmassenselbstmord hinstellen und sie mit all ihrem Wissen
vorzeitig ins Paradies rufen, bzw. in die im Untergeschoss liegende Abteilung H.
Diese Möglichkeit schied jedoch recht schnell aus, waren doch genug Atheisten unter den Zuschauern gewesen und den Pfarrer konnte Gott auch nicht so einfach umlegen.
Außerdem wäre es gegenüber den anderen unbeteiligten Menschen nicht besonders fair gewesen - obgleich Fairneß ja nicht gerade Gottes Charakterzug Nr. 1 sein soll…
Die Möglichkeit zwei war…
naja ich mach es kurz: es gab keine Möglichkeit zwei.
Gott ist zwar mächtig, doch Kreativität auf die Schnelle war immer schon seine
Achilesferse.
Es gab nur eine letzte Möglichkeit und diese war, Gottes Vater sei Dank, auch noch eine sehr gute, fast ein „Wunder“, unter dem Zeitdruck unter dem unser lieber Chef stand.
Die Möglichkeit die ihm zuletzt einfiel war die einer vermeintlichen Luftspiegelung, wie man sie von Wüsten her kennt. Doch war auch diese nicht leicht umsetzbar, da der Himmel zwar blau, sonst aber andernorts noch der Nebel über dem Erdboden hing. Aber die Luftspiegelung war wohl die einzige Chance für ihn, die Situation zu retten, ehe T - Shirts bedruckt und Kerzen abgepackt wurden.
Nun was tat er?
Man sieht ja oben am Anfang des Textes ein Bild des Gottes-Fußes.
Nein, es ist nicht von Monty Python, den Schöpfern vieler schwarzhumoriger Possen, falls das jemand denkt.
Gott hat die Abbildung genutzt, ebenso wie ich ( der Schreiber ), ohne Rechte oder Copyrights zu verletzen, nachdem er sie sich, wie ich, durch eine Suchmaschine zu eigen machte.
Das nächste war, daß er mittels seiner Wundermaschine ( eine WM 2300i Spitfire, für den interessierten Techniker unter ihnen ), statt des üblichen Regenbogendias, das Bild des Fußes
einlegte, welches er zuvor auf Folie gedruckt und gerahmt hatte.
Als nächstes drehte er am Thermostatregler des Naturtemperaturgenerators die Umgebungstemperatur von lebensnah auf Wüste. Dabei ölte er auf die Schnelle noch dessen Auspuffdeckel.
Zuletzt stellte er die Belichtung so ein, daß das Bild wie eine Fatamorgana etwas unscharf und verschwommen wirkte. Er testete es auf dem weißen Boden eines noch gefrorenen Teils der Arktis und als die Schärfe stimmte, warf er das Bild des Fußes an den Himmel oberhalb der betenden Bevölkerung. Das war auch höchste Zeit, denn die Gläubigen
begannen bereits zu diskutieren, ob sie den Fußerscheinungsort „Neu- Lourdes“ oder wahlweise vielleicht auch „Bama“ ( der Sponsoren wegen ) taufen sollten.
Als der Pfarrer, während einer Messe zu Ehren des Fußes, die Hände segnend zum Himmel erhob, machte er plötzlich den merkwürdigen neuen Fuß am Himmel aus.
Und siehe da: aus Überzeugung, ein Wunder gesehen zu haben, wurde in Windeseile wieder der alte Zweifel.
Was eben noch angebetet wurde, war jetzt nur noch eine Fatamorgana, die alle für mehr oder weniger gewöhnlich hielten. Der Pfarrer senkte enttäuscht die segnenden Arme und begann lauthals zu
fluchen.
Die Atheisten jedoch, entgegen allen Erwartungen, erlebten einen Einbruch, wie er zuvor noch nie da gewesen war. Denn es waren gerade diese gewesen, die zuerst gläubig geworden waren, noch ehe ein Religiöser nur den Mund aufgetan hatte.
Solltest Sie, lieber Leser, also einmal irgendein Körperteil aus den Wolken hängen sehen – denken sie daran: nicht alles was fadenscheinig als Fatamorgana abgetan wird, ist auch eine… und zweitens: Handykameras und Digi- Cams sind zum Filmen
da!