Kurzgeschichte
Kollege Basti

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"Stets freundlich und hilfsbereit, so kannten sie ihn. Doch hinter der Fassade..."
Veröffentlicht am 25. Januar 2018, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Stets freundlich und hilfsbereit, so kannten sie ihn. Doch hinter der Fassade...

Kollege Basti

Titel

Die Nachricht kam mit einem gewaltigen Hammerschlag und ließ jeden verstummen. Unter seinen Kollegen gab es nur ganz wenige, die ihn nicht besonders mochten. Er hatte sich auch nie bemüht, sich bei allen beliebt zu machen, da er wusste, das man es nicht allen Recht machen kann. Von manchen hatte er absichtlich Abstand gehalten, da sie ihn runterzogen; nicht mit Worten, sondern mit ihrer Leistung. Sie zeigten eindeutig, das sie keine Lust auf diesen Job hatten. Warum sie dennoch immer wieder eine Arbeitsvertragsverlängerung bekamen,

verstand keiner. Basti hatte immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt und war sehr hilfsbereit gewesen. Dafür schätzten ihn seine Kollegen. Vor allem den weiblichen Kollegen hatte er oft und gerne seine Hilfe angeboten. Mit einem verschmitzten Lächeln hatte er dagestanden und höflich gefragt, ob seine Hilfe benötigt wird. Keiner kannte ihn wirklich. Auch wenn er hin und wieder ein bisschen aus seinem Leben geplaudert hatte, wusste niemand so wirklich was über ihn. Basti hatte Kinder, die weder bei der Mutter, noch bei ihm lebten. Außerdem hatte er ein paar mal geäußert gehabt, das er

viele Jahre getrunken hatte. Ein paar mal war er auch angetrunken auf Arbeit erschienen, was keiner mitbekommen hatte. Doch da er den Job nicht verlieren wollte, hatte er dem Alkohol den Rücken gekehrt und all jenen, die ihm zum Trinken verleiten konnten. Basti hatte durch Leistung und Hilfsbereitschaft überzeugt und hatte den eisernen Willen, sich auch in den anderen Abteilungen anlernen zu lassen, um flexibel einsetzbar zu werden. Doch sein Chef hatte ihn immer wieder vertröstet. Privat ging es Basti gar nicht gut. Er war allein und so sehr er sich auch bemühte, wollte sich keine Partnerin finden lassen.

Zu seinen Kindern konnte er nicht fahren, weil ihn der Anblick zu sehr schmerzte. Basti hatte um seine Kinder gekämpft und verloren. So, wie er vorher darum gekämpft hatte, das sie eine richtige Familie werden. Er hatte alles gegeben, so vieles aufgegeben, um am Ende alles zu verlieren, was ihm wichtig war und am Herzen lag. Mit Alkohol hatte versucht alles zu vergessen; die Niederlage zu ertragen. Er hasste seine Exfrau, weil sie es zugelassen hatte, das ihnen die Kinder weggenommen wurden. Erst ihm und dann ihr. Sie hatte sich keine Mühe gegeben, die Kinder zu behalten. Es hatte den Anschein, als wären ihr die Kinder

scheißegal. Mehrfach hatte er gesehen, wie ihr andere Personen wichtiger waren, als die gemeinsamen Kinder. Dennoch hatte sie nicht gewollt, das er sie bekommt. Mit ein paar wenigen hatte er über das Thema geredet. Alle waren der Meinung gewesen, das er sich nicht bemüht hatte, die Kinder zu bekommen und das er sich nicht bemühte, die Kinder aus dem Heim zu holen. Jedes mal war es wie ein Stich in sein Herz, wenn er das hörte. Keiner war dabei gewesen und hatte ihn kämpfen sehen. Er war auf sich allein gestellt gewesen; hatte niemanden hinter sich gehabt, der mit und für ihn kämpfte. Dafür um so mehr, die gegen ihn waren,

weil kein einziger seine Version des Ganzen hören wollte. Ein paar mal hatte er seine Kinder besucht und jedes mal musste er gegen seine Tränen ankämpfen. Die Kindesmutter besuchte die beiden regelmäßig und wurde dafür stets hochgelobt. Ihr machte es auch nichts aus, das die eigenen Kinder nicht mehr zu Hause waren. Basti war über ein halbes Jahr trocken und hatte Pläne für die Zukunft. Doch mit einem Mal fiel alles in sich zusammen. Es war nur ein kurzes Wiedersehen gewesen. Sie hatten sich nur ganz kurz miteinander unterhalten. Dies hatte aber ausgereicht, um ihn aus

der Bahn zu werfen. Im Hausflur war er endgültig zusammengebrochen und so unglücklich gefallen, das er verstarb, noch ehe die Rettungskräfte eintrafen. Als seine Kollegen von Bastis Tod erfuhren, waren sie so geschockt, das sie für ein paar Minuten die Arbeit niederlegten. Selbst sein Chef verlor eine Träne. Bedrückt, nahm er Bastis unbefristeten Arbeitsvertrag, den er ihm im Laufe des Tages, zum Unterschreiben, vorlegen wollte und zerriss ihn ganz langsam.

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myriama Eine sehr traurige Geschichte, aber sehr gut erzählt. Spannung bis zum Schluss. Vielen Dank für deine Geschichte. Liebe Grüße Myriama
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