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Wie der Nepharit zu seinem Namen kam

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"Wie der Nepharit zu seinem Namen kam"
Veröffentlicht am 23. Januar 2018, 96 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Was gibt es über mich zu sagen....? -Ich gebe mir Mühe, ein guter Mensch zu sein, was jedoch längst nicht immer gelingt..... -Ich hab lange gebraucht, um so zu werden, dass ich mich mochte. -Und ich habe ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein. . -Und ich hab ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein!
Wie der Nepharit zu seinem Namen kam

Wie der Nepharit zu seinem Namen kam

Vorbemerkung Dies ist eine persönliche Erzählung über einen kurzen Abschnitt meines Lebens, von dem ich wünschte, es hätte ihn nie gegeben. Ich kam unfreiwillig in diese Lage und erlebte furchtbare Dinge. Erst jetzt, so ganz allmählich , nach 30 Jahren, kann ich mich diesen Erinnerungen, die ich so lange unterdrückt habe, stellen und versuchen, damit ab zu

schließen. Ich ertrage die Alpräume nicht mehr. Da ich mich gern schriftlich betätige, werde ich das ganze als Bericht eines anderen darstellen. Ich hoffe, dass es mir so gelingt, den nötigen Abstand zu wahren und nicht die ganze Zeit nur Löcher in die Luft zu starren.... Meinen tiefsten Dank an meine liebe Freundin Luhn, die mir mit ihren Erinnerungen und ihrer Liebe sehr geholfen hat, das hier durch zu ziehen . Wenn irgendwer fragen sollte, ob das alles wahr ist, werde ich behaupten, alles sei erfunden. Will keine „Spätfolgen“ riskieren, jetzt, nach all der Zeit. Ich

musste es mir aber von der Seele schreiben. Ob man mir glaubt, oder nicht, ist mir egal... M.M.B. TOT Luhn war völlig fertig. Nun war er also tot. Milan. Ihr Milan, der beste Mann, den sie je gekannt hatte. Und sie war diejenige, der er seinen weltlichen Besitz hinterlassen hatte, der hauptsächlich aus Papier und Buchstaben bestand. Er hatte ihr mal erklärt, er würde, sollte er seinen Tod bewusst erleben, versuchen, einen anderen Körper zu

besetzen der gerade reanimiert wurde und dessen ursprünglicher Besitzer eben nicht zurück geschickt worden war. Verrückte Idee, aber Luhn wusste, wenn es jemand gab, dem so etwas gelingen könnte, dann Milan. Sie lächelte, trotz ihres Kummers.Jedenfalls, sie würde ihn sofort wiedererkennen. Und nun stand sie hier , in seiner Wohnung....Und er war nicht da! Die Tränen traten ihr in die Augen und Luhn musste sich einen Moment setzen. Luhns Blick fiel auf einen Kasten aus poliertem Mahagoni, der auf einem der allgegenwärtigen Bücherregale stand. Was da wohl drin sein mochte? Ihre

Finger strichen sanft über eine kleine Ausbeulung ihrer Hosentasche, die von einem ganz besonderen Gegenstand verursacht wurde. Entschlossen nahm sie den Kasten und stellte ihn auf den Tisch am Fenster.Klappte den Deckel auf und fand einige uralte Bandcassetten und einen simplen mono Cassettenrekorder von - nicht zu fassen – Telefunken. Gabs die Firma eigentlich nocht? Egal. Erst jetzt bemerkte sie den Spiegel an der Innenseite des Deckels und erblickte eine dunkelhaarige Frau in ihren frühen Vierzigern, die dem südländischen Schönheitsideal entsprach.Naja, sie war zur Hälfte

Italienerin.. Luhn nahm den Rekorder heraus, stöpselte das beiliegende Kabel ein und ließ das Fach auf schnappen. Es waren 4 durchnummerierte Cassetten und Luhn legte die erste ein.Sie war, ausser mit der „1“ nicht weiter gekennzeichnet.Die schöne Frau zögerte.War sie bereit, seine Stimme zu hören? Diesen unverwechselbaren Klang, irgendwo zwischen Bass und Bariton... Die Neugier siegte.Luhn drückte auf >play<. TRAUER „Ich will mich nicht lange mit der

Vorgeschichte aufhalten, die jenen, die mir nah stehen sowieso bekannt ist.Ich hatte meine schwangere Verlobte durch einen Autounfall verloren und war ein emotionaler Zombie. Da traf ich einen Bekannten, mit dessen Halbschwester ich einige Zeit zusammen gewesen war. Otenga war ein Mann , ein paar Jahre älter als ich , der aus Zentralafrika hierher gekommen war, um Sprachen zu studieren. Er überredete mich, da er von meinen jahrelangen Studien und meiner Leidenschaft für das Okkulte wusste, ihn nach Hause zu begleiten, um dort mit seinem Onkel zu sprechen, einem sogenannten Witchdoctor, etwas

ähnliches, wie ein Schamane, aber nicht ganz dasselbe. Ich weiss nicht wieso, aber ich willigte ohne langes Zögern ein.Ich wollte einfach raus an der Umgebung, in der mich alles an Tina erinnerte.Und, wenn ich Glück hatte, würde ich von einer Giftschlange gebissen werden und drauf gehen – und wieder bei Tina sein.... Geld hatte ich so gerade ausreichend und für meinen Unterhalt dort würde er sorgen, versicherte Otenga mir.Er hatte mich eingeladen. Eine große Ehre. Wenn damals, in der 2. Hälfte der 1980er Jahre ein weltferner Stamm aus dem Urwald einen der ihren

in die Weite Welt schickte, auf dass er dort Wissen erwürbe, dann war das nicht irgendjemand.... Otegga hatte nie so etwas angedeutet, aber es lag auf der Hand und er wusste, dass ich das erkannt hatte. Er imponierte mir sehr ! Ich denke oft an ihn. Er ist, wie die meisten anderen , von denen ich erzählen werde, tot, ich habe ihn selbst sterben sehen. Sie warten auf mich. Aber sie müssen sich noch gedulden.......“ Luhn stoppte das tape. Sie hatte sich immer gefragt, was Milan damals in Kamerun gemacht hatte... Ihre Erinnerungen führten sie weit

zurück....Sie sah wieder die schnittige Segelyacht, die ihr neuer Papa, ihr Stiefvater, für die Flitterwochen mit Luhn s Mutter gechartert hatte. Hans war ok. Luhn mochte ihn.Und ihre Mutter lachte wieder. Ja, Luhn, damals acht Jahre alt, war den Umständen entsprechend ganz zufrieden und genoss die Reise. Doch nun, ausgerechnet hier, am Wendepunkt ihres Törns, in Kamerun, gab es Probleme. Die beiden angeheuerten Mitsegler waren verschwunden. Und das Visa lief aus. Sie mussten los, aber die Yacht war zu groß, sie brauchten wenigstens noch eine/n weiteren Mann/Frau, um das Fahrzeug

sicher zu händeln. Und da sah Luhn ihn zum ersten mal. Ein junger Mann, Anfang 20, abgemagert und zerschunden kam er zusammen mit Hans an Bord. Sein Name war Milan und sie hatten „Hand gegen Koje“ ausgemacht, weil Milan nach Hause wollte, aber mittellos war. Und das war durchaus wörtlich zu verstehen, er hatte lediglich einen alten, weissen Karateanzug an, dazu Sandalen.....und das war alles. Keine Koffer, Taschen, kein irgendwas. Und natürlich auch keine Papiere. Aber das auffallendste waren seine Augen.Sie waren leer. Völlig ohne Ausdruck.Also ob keine Seele dahinter

steckte....Hans wollte das Einverständnis von meiner Mutter und mir, bevor er entgültig zu sagte. Milan sprach wenig, aber er war Deutscher wie sie selbst, was sie trotz seiner etwas unheimlichen Erscheinung soweit für ihn einnahm, dass sie einig wurden.Noch am selben Abend klarierten sie aus und setzten Kurs nordwärts, die Küste entlang. Luhn versuchte, sich zu erinnern, ob sie ihn nun vom ersten Blick an geliebt hatte, oder ob sie ihn vielmehr in einer kleinmädchenhaften Art hatte trösten wollen, weil er so komplett runter war.Doch was ihre Verbundenheit begründen sollte, geschah am folgenden

Tag. Sie lagen nicht zu nah an einer Felsenküste vor Anker. Milan saß wie immer auf dem Vordeck und reparierte irgendetwas, ihre Eltern waren mit den Dingy zum Fischen und sie planschte im Wasser herum mit ihren Schwimmflügeln, die zu tragen ihre Mutter ihr auferlegt hatte, obwohl sie gut schwimmen konnte.Dann hörte sie den Schrei. Ein Schrei, voller Angst und Entsetzen ! Und Luhn erkannte sofort, wer da schrie : ihre Mutter! Luhn wandte sich dem kleinen Beiboot zu und sah den Grund für das Schreien...Eine dreieckige Flosse, die pfeilschnell auf sie zu sauste. Luhn erstarrte vor Schreck.Ein Hai!! Sie

konnte sich unmöglich an der Bordwand hoch ziehen, sie konnte sie nicht mal erreichen! Ihre Eltern waren zu weit weg, der Hai zu nah....Luhn begriff, dass sie gleich gefressen würde . Sie erschauerte noch heute bei den Bildern , die sich vor ihrem inneren Auge formten, so wie unzählige Male zuvor, detailgenau, unvergesslich , grauenhaft und wundervoll zugleich. Und dann..... Milan hatte den richtigen Augenblick abgepasst und war dem Hai, der gut doppelt so lang war wie er, auf den Rücken gesprungen, klemmte den großen Raubfisch zwischen seinen Knien ein, machte eine Eskimorolle – und der Hai

lag still, Bauch oben.. Im nächsten Moment tauchte Milan neben der schockstarren Luhn auf , half ihr, zuerst auf den Hai und von dort aus an Bord zu klettern und folgte ihr auf dem selben Wege....Sekunden später rollte der Hai herum und verschwand , sichtlich beleidigt, in der Tiefe. Die erwachsene Luhn lachte auf. Das war schon echt „Milan-Style“, dachte sie kopfschüttelnd. Dieser mehrfach gesalzene Tausendsassa machte sowas mit links ! Von diesem Tag an war die Stimmung an Bord wie ausgewechselt. Alle noch verbliebenen Vorbehalte gegen den neuen Mann waren verschwunden.Und Luhn wusste, sie

würde ihn für immer lieben. Sie drückte erneut auf >play< DSCHUNGEL „Nach einer wahrhaftig abenteuerlichen Reise per Flugzeug, Überlandbus – oder etwas, das entfernt so aussah, wie ein Bus, dann per Eselkarren und dann, zu Fuß.Durch den Dschungel.Ich weiß noch genau, ich war hin und weg von diesem Biotop, diesem Ungetüm, jener Gesamtsumme all dessen was da kreuchte und fleuchte.Alles kratzte, krallte, kroch, krabbelte, kniff, stach , biss und wenigstens ein Drittel davon war auch noch giftig! Und ich

mittendrin. Abenteuerurlaub.Tolltolltoll! Am Abend erreichten wir das Dorf. Seine Leute bereiteten Otenga einen fürstlichen Empfang, denn er war der Sohn eines der führenden Ältesten dieser Gegend und hatte seine Mission mit Erfolg ausgeführt – so wie es von ihm erwartet wurde, wie ein Häptlingssohn es eben machte. VOR-machte!Vorlebte! Diese Menschen hatten eine gute Einstellung zum Leben. Ich hatte gar keine. Und deshalb war ich hierher gekommen. Ich war so ein bisschen wie ein Haustier, dass Otenga sich als Souvenier mitgebracht hatte. Aber das machte mir nichts aus. Die Kinder waren ausser sich vor Begeisterung wegen meiner Tattoos,

Sie sahen nicht oft Weisse und von denen , die sie sahen, mochten sie die meisten nicht besonders. Doch das kam mir nicht in den Sinn. Ich hatte einen großartigen Abend. Seit langer Zeit hatte ich mal wieder gelacht und Scherze mit gemacht. Am nächsten Tag sprach ich mit Otenga s Onkel Fabakkeri. Fabakkeri konnte ganz gut English und wir redeten den ganzen Tag und die ganze Nacht. Am folgenden Morgen verließ er das Dorf und ich begegnete ihm nie wieder. Aber vergessen werde ich ich nicht!Er war ein großartiger, sehr weiser Mann . Ich hatte wieder begonnen, an ein Weiterleben zu glauben. Und von dem Tage an sahen mich auch

die Dorfbewohner mit anderen Augen. Ich habe keine Ahnung ob und wenn was der Alte ihnen erzählt hatte. Aber ganz offensichtlich war mir eine hohe Ehrung zuteil geworden.Diese Leute waren nicht der Abschaum aus den Slums der großen Städte, sondern Menschen , die zum größten Teil in der Natur verankert waren und mit , von und in ihr Lebten.Großartige Menschen.Ich fühlte mich wohl bei ihnen ! Am darauf folgenden Morgen brach ich mit einigen Männern zur Jagd auf. Im Wirklichkeit war es eher ein Spatziergang, um „deweidkit“ langsam und vorsichtig bei zu bringen, wie man im Urwald am Äquator nicht innerhalb

der ersten paar Stunden gefressen wurde. Wortwörtlich! Alles dort will dich fressen und/oder seine Eier in dir ab legen. Aber Otenga und die anderen passten auf, dass ich mich nicht aus Versehen umbrachte. Es gibt prächtige , leuchtend rote Blumen dort, die herrlich duften, doch kam man in seiner Begeisterung zu dicht heran und atmete zu tief ein.....Nun, nach ungefähr zwei Stunden wurde man wieder allmählich wach und das letzte , woran man sich Erinnerte, war ein verschneiter Morgen, oder etwas in der Art. Es dauert Stunden, bis man wieder klar ist. Otenga erzählte mir, dass das ein beliebter

Streich war, den die Einheimischen gern den snobistischen Touristen spielten. Solche allinclusive Safaris erlebten damals gerade eine kurze Blütezeit. Meist wohlhabende Geschäftsleute aus China. Die kamen mit dieser Form von Humor klar – oder taten wenigstens so. Jedenfalls, die anderen waren Owusi, Fathi, Emaatu? (oder so ähnlich) und noch zwei weitere, an deren Namen ich mich nicht erinnere.Alle so um die 30. Alle hatten Malaria, Geschwüre, offene Stellen , aber so war das eben dort. Niemand beklagte sich.... Die erste Nacht draussen im Dschungel war wirklich gruselig. Es war , als würde der Wald selbst lebendig und

vielleicht wurde er das auch....Das hier war keine Tannenschonung, verdammt noch mal!Dieses Monstrum wollte mich killen und verdauen!!! Ich gab mir große Mühe, alles sehr schnell zu lernen. Vergesst die Vietnam-Kriegsfilme und den ganzen Scheiß! Es ist völlig anders. Erdrückend anders. Es herrscht eine Temperatur um die 35°Celsius und mehr bei einer Luftfeuchtigkeit von über 90%. Es regnet oft. Regen mit Tropfen , so groß wie Murmeln und er fällt so dicht, dass kaum Luft zum atmen da ist !In manchen Monaten ist es noch schlimmer, aber wenigstens das blieb mir erspart. Die Klamotten, die nicht aus Kunstfaser

sind, rotten dir buchstäblich am Leibe weg! Du kannst keine 3 Meter weit sehen.Überall kann irgendwas giftiges lauern, das du ungewollt aufstörst, Du fühlst dich, wie ein vollgesogener Schwamm, der Schweiss rinnt dir in Strömen herab, Moskitos, so groß wie Bienen, matschiger Boden, Sumpf mit zigarrengroßen Blutegeln, Schlangen, Scorpione, das ganze Programm.Und zwischendurch immer wieder Flüsse voller großer, gefräßiger Panzerechsen.Jeden Schritt muss man sich frei hacken, mit der Machete, wenn man eine hatte.Mir hatten sie einen alten geschärften Klappspaten gegeben, der recht effektiv

war. Es gibt keine Wege wie man sie in Fernost-Kriegsfilmen sieht, dort lebten viel mehr Menschen. Das hier war der unberührte Urwald.Heute sieht es dort ganz anders aus. Es gibt sogar Straßen.Buisseness, is klar...!Dort läuft eine wichtige Transportroute für wichtige Rohstoffe wie Coltan, Niob, Gold, aber auch Diamanten, und natürlich....öm Genussmittel. Stämme wie den von Otenga gibt es wenn überhaupt nur noch sehr wenige. Am Abend kamen wir zurück ins Dorf und alle waren tot. Alle! Männer, Frauen, Alte , Kinder, die paar Schweine, die Ziegen, Hunde, sogar

die Hühner! Alle waren tot.Systematisch hingeschlachtet, viele lagen noch in ihren Hütten, so wie sie im Schlaf ermordet worden waren. Ich versuche gar nicht erst zu beschreiben, was in mir und noch mehr in den einheimischen Männern vorging, die wir mit diesem Grauen konfrontiert waren.Wir errichteten aus dem Holz der Hütten einen riesigen Scheiterhaufen und schichteten die Toten darauf. Es waren 43 . Ich hab den Geruch des bratenden Fleisches noch immer in der Nase, er verfolgt mich bis in meine Träume...“ Luhn hörte, dass Milan kurz davor war,

in Tränen aus zu brechen und fühlte einen dicken Kloß im Hals.Ein lautes Klacken riss sie in die Wirklichkeit zurück. Das Band war zu Ende und Luhn holte tief Luft. Sie war ganz zittrig, Kaffee wäre gut.Hier war garantiert irgendwo noch Kaffee. Milan hatte praktisch von Kaffee gelebt, verdammt! In der Küche fand sie das Gesuchte und bereitete Kaffee vor. Wieder glitten ihre Gedanken zurück. Zurück an Bord der Yacht... Sie hatten glücklich die Biskaya erreicht und lagen in der Nähe von la Rochelle. Es war eine traumhafte Fahrt gewesen. Luhns Eltern behandelten Milan wie ein Familienmitglied und nach und nach

kehrte wieder Leben in seine Augen zurück.Aber er lachte nie. Nie! Lächelte nicht mal.Es war, als würde er immerzu etwas unfassbar Grauenhaftes sehen was ihn total fassungslos machte.Und er schlief nicht.Er übernahm immer die Nachtwache, tagsüber saß er auf dem Vordeck und starrte ins Leere. Luhn glaubte, dass das für ihn eine Art Schlafersatz war. Doch sie waren Freunde geworden und Luhn liebte Milan mit der ganzen Kraft ihres achtjährigen Herzens. Wenn er nicht in Gedanken versunken da saß und in irgendwelche Abgründe starrte, erledigte er alle möglichen Arbeiten , die auf einer Yacht eben anfallen.Und er hatte immer Zeit für

sie. Er erzählte ihr, wie er die Welt sah. Wie alles zusammehing.Dass alles Energie war, dass der Geist Herr über die Materie ist, und dass die Materie nichs anderes als Energie ist, die auf einer sehr , sehr , sehr hohen Frequenz schwingt und sozusagen zu dem , was wir Materie nennen, gerinnt. Er erzählte ihr, wie die Menschen sind, warum sie so sind, wie sie sind, und dass man, wenn man das weiss, viel leichter verzeihen kann......Er erklärte ihr verschiedene Denkweisen, legte dar, wie alles mit allem verbunden war...All solche Sachen. Er behandelte sie nicht wie ein Kind. Luhn war hingerissen.Milan war ihr allerbester

Freund. Wieder saß er da und starrte vor sich hin. Luhn wollte gar nicht wissen, woran er dachte.Aber seine Qual machte ihr das Herz schwer, so trat sie zu ihm und wartete, dass er sie ansah. Luhn hatte noch genau vor Augen, wie er damals fragend die Brauen gehoben hatte. Und wie sie mit der Unverfrohrenheit ihrer acht Jahre fragte, warum er nicht schlafe. Wegen der Träume, hatte er geantwortet.Ich denke dann, es ist echt und dann habe ich entsetzliche Angst. Luhn hatte die ganze Autorität eines kleinen Mädchens in die Waagschale

geworfen und gesagt :Du hast mich vor dem Hai beschützt – ich werde dich vor deinen Träumen beschützen! Schlaf! Ich setz mich hier hin und vertreibe sie.Er hatte sie einen Moment lang verwundert angesehen und dann, zum ersten Mal, lächelte er.Es veränderte sein Gesicht vollkommen....Ein ganz anderer Mensch blitze kurz auf. Dieser andere Mensch war noch immer da, irgendwo tief in Milan versteckt.Luhn hätte heulen können vor Freude, als er sich auf dem Vordeck ausstreckte, sie noch ein mal kurz anlächelte und dann von einem Moment zum anderen eingeschlafen war. Ihre Eltern hatten gestaunt , sich gefreut und ihn schlafen lassen. Milan schlief

ganze 18 Stunden durch wie ausgeschaltet. Als er wieder erwachte,war er wie ausgewechselt.Er fange an, wieder die schönen Dinge zu sehen, hatte er gesagt, das wusste Luhn noch ganz genau.Und dass er das ihr verdanke! Kaffee war fertig. Luhn setzte sich mit ihrem Becher wieder an den Tisch und legte die nächste Cassette ein. KAMPF Die Männer rüsteten sich zum Aufbruch. Ich stand noch immer benommen herum wie Falschgeld.Dann kam Otenga zu mir und sah mich fragend an. Auch die

anderen taten das. Was konnte ich anderes tun, als kurz den Spaten zu heben und zu nicken.Ich war bei der Verfolgung der Mörder dabei. Ich hätte natürlich auch ganz allein zurück bleiben können, aber das schien mir keine gute Idee.....Ausserdem wollte ich die Täter bestraft sehen! Was mir jedoch Sorgen machte, war die Tatsache, das die Dörfler fast alle mit Feuerwaffen erschossen worden waren . Und die waren damals noch sehr selten dort. Wernn jemand ein Gewehr hatte, war es gewöhnlich eine Flinte für die Jagd. Die Wunden waren jedoch typisch für Projektile.Und das bedeutete, dass wir es mit irgendwelchen gut ausgerüsteten

Killern zu tun hatten.Wahrscheinlich Söldner. Das hier war keine Fehde zwischen Stämmen. Hier ging es um mehr. Aber um was - das wussten wir nicht.Noch nicht. Doch das war ohne Bedeutung. Es war die heilige Pflicht der Überlebenden, ihre Toten zu rächen, Sie konnten gar nicht anders handeln! Und ich kam dort nicht weg und war zudem auf die Hilfe der anderen angewiesen.Was zuerst wie als großartiger Urlaub begonnen hatte, war zur Menschenjagd im Dschungel geworden. Die Mörder hatten zwei Tage Vorsprung, aber, so legte Otenga dar, wenn es tatsächlich Söldner waren, dann bestand die hohe Wahrscheinlichkeit,

dass sie sich im Dschungel weniger gut auskannten.Otenga und seine Männer waren zuversichtlich. Sie würden ihre Leute rächen, oder bei dem Versuch sterben und ich mit ihnen. Also dann...Ab dafür! Es wurde schon nach wenigen Stunden zur Tortur.Die anderen Männer marschierten immer weiter, machten keine Pause, aßen Würmer, Insekten, die sie unterwegs von den Blättern pflückten. Zu trinken gab es entweder das brackige Sumpfwasser – oder man hieb eine bestimmte Liane ab und trank den Saft daraus.Das war eine heikle Sache, denn man musste die richtige Liane finden....Erwischte man die

falsche Sorte , die ironischerweise beinahe genau so aussah, gab es einen Dünnschiss, dass man aus 20 Metern Entfernung in einen Flaschenhals scheissen konnte. In diesem Teil der Welt konnte einen das umbringen!! Und dort im Dschungel Wasser abkochen? Viel Erfolg!Den Einheimischen machte das alles nichts aus.Sicher hätten sie es gern bequemer gehabt, aber es war , wie es war und sie kamen auf ihre eigene Weise damit zurecht. Manchmal schien es, als würden einige von ihnen schlafwandeln.Otenga erklärte mir später, dass ich lernen müsse, mich in Trance zu versetzen. Erst dann würde ich wirklich

begreifen.... Ich war damals noch ein Anfänger in diesen Dingen, aber je länger der Marsch dauerte, je hungriger und schwächer ich wurde - ich hatte mich bis dahin nicht überwinden können, Würmer zu essen - desto mehr glitt ich ganz von allein in einen Zustand, in dem meine Sinne um ein Vielfaches geschärft waren. Ich konnte den Wald , das Leben um mich herum fühlen !Und ich war ein Teil davon geworden.Wärend ein kleiner Prozentsatz meines Bewusstseins meinen Körper hinter Otenga her torkeln ließ, konnte ich mit dem ganzen Rest erstaunliche Dinge verstehen. Ich sah , wie die Pflanzen dort buchstäblich um

jeden Lichtstrahl kämpfen.Wie sie sich um die besten Plätze drängeln, aufeinander ein schlagen, alles so langsam, dass man es gewöhnlich gar nicht wahr nimmt. Ich konnte die Augen fühlen, die mich beobachteten und ich spürte die anderen, begriff, wie sie mit ihren Sinnen weit in den Wald hinaus griffen, die Gedanken auf die gerichtet, die ihre Familien getötet hatten...Ich merkte, wie sie mich erkannten, in ihre >Gruppenaura<(?) aufnahmen und willkommen hießen. Und dann blieben wir stehen. Dort vor uns war etwas . Etwas Großes. Etwas, das all seine Sinne auf uns gerichtet hatte. Genau wie die anderen nahm ich meinen

Platz in der Formation ein, ohne es überhaupt zu bemerken.Ich konnte spüren, dass dieses Ding mich angreifen würde, wohl weil es mich für den Schwächsten hielt. Zurecht... Und dann platzte es aus dem Unterholz, keine zwei Schritt vor mir, etwas großes, dunkles flog auf mich zu, ich wirbelte zur Seite und drosch mit dem Klappspaten zu, wusste, ich hatte etwas getroffen, hörte ein wütendes Kreischen, wandte mich um und sah einen großen Mann in Tarnhosen und schwarzen Tanktop sich auf dem Boden wälzen, dem ich die Schulter gespalten hatte.Fathi stieß mit seinem Speer zu und schnitt das Kreischen ab, wie mit einer

Schere. Ich empfand gar nichts. Erst nach und nach wurde mir klar, was geschehen war. Meine Gefühle peitschten wild durcheinander. Am Ende blieb Freude. Freude, dass ich noch lebte! Und gewonnen hatte.Und wieder veränderte sich die Art, wie sie mich ansahen. Zu der Zeit nahmen die Einheimischen dort unvorstellbare Härten und Entberungen auf sich, ertrugen Schmerzen , die ein gewöhnlicher Mitteleuropäer sich nicht mal vorstellen kann, all das nur, um als Mann zu gelten.Ein Krieger jedoch wurde man erst, nachdem man den ersten Feind besiegt hatte.Und dann kam da dieser weisse Junge , der von nix ne Ahnung

hatte und streckte den 1.Angreifer beinahe aus Versehen mit einem Schlag nieder....Und, ja, ich bin stolz drauf! Denkt doch von mir was ihr wollt! Ihr wart nicht dort! Die Anerkennung solcher Männer gewonnen zu haben, macht mich stolz. Von mir aus haltet mich für barbarisch, oder was auch immer. Damals, in dem Moment fühlte ich mich großartig. Doch das blieb nicht lange so.Wir durchsuchten die nähere Umgebung.Dort, wo derAngreifer gelauert hatte, fanden wir ein belgishes FN Sturmgewehr, Kaliber 308 Nato. Und er hatte nicht geschossen, weil er keine Munition mehr hatte.Unser Glück, sein

Untergang. Warum war er zurückgeblieben? Oder hatten ihn seine Leute zurück gelassen? War er verloren gegangen? Diese einfachen Fragen hatten lebenswichtige Bedeutung. Wir konnten nicht einfach so weitergehen, uns den Weg frei hacken!Halloo! Hier sind wir! Erschießt uns! - Lieber nicht! Also mussten wir mühsam unseren Pfad zwischen den weniger dicht bewucherten Stellen suchen, was uns enorm verlangsamte.Etwa zwei Stunden später fanden wir noch einen.Er war genau wie der erste mit Tarnhose und schwarzem Shirt bekleidet.Und er war tot. Owusi stellte schnell fest, dass er an einem Schlangenbiss gestorben war. Sie sahen

sich sehr genau um, berieten sich und kamen zu dem Schluss, dass der erste diesem eine Weile geholfen haben musste, dabei waren die beiden zurückgefallen.Nachdem der zweite gestorben war, war der erste zurückgegangen – oder hatte sich verlaufen – und war uns begegnet. Wir setzten wieder die schnellere Methode ein und kamen besser voran. Ich wurde immer hungriger und so tat ich schließlich, was die anderen auch taten. Ich , äh, möchte nicht weiter darauf eingehen, das müsst ihr verstehen. Irgendwann, als ich an der Reihe war, den Weg frei zu schlagen, erkannte ich ,

dass auf der Baumwurzel vor mir jemand lag, dessen Hautfarbe sich kein bisschen von der Farbe der Rinde unterschied. Und dass ich genau in die Mündung seines Gewehrs blickte..Ich wollte zur Seite hechten, doch ich rutschte weg, landete auf dem Bauch, wälzte mich herum, sah ihn aufspringen, sah den Mündungsblitz, spürte, wie jemand mit der flachen Hand dicht neben meinem linken Ohr auf den Boden schlug, noch ein Blitz , noch ein Schlag, dichter dran, Dreck klatschte mit an die Wange, ich wusste, der nächste würde treffen, wusste, ich war geliefert, sah ihn triumphierend grinsen, sah, wie er den Finger krümmte, hörte es klicken, sah

flüchtig etwas über mich hinweg sausen, verstand nicht, warum er zusammen klappte, sprang auf und warf mich dem nächsten Angreifer entgegen, fing seine Messerhand ab, brach ihm einen Finger, entwand ihm die Waffe und rammte ihm seine eigene Klinge in den Schenkel, worauf er zähneknirschend zu Boden ging, aber gleichzeitig nach meinen Augen krallte, Ich bekam das Messer nicht frei, drehte es in der Wunde, hörte ihn aufbrüllen, kassierte einen Faustschlag ins Gesicht, stach nochmals zu, in seine Schulter, Schüsse krachten in rasender Folge, ich hörte jemand fallen,donnerte dem Kerl, der neben mir aus dem Boden wuchs meinen Ellenbogen

ins Gesicht, bohrte das Messer in seine Hüfte, er fiel gegen mich und klammerte sich an mir fest.Ich riss das Knie hoch, traf und er ging kreischend zu Boden,wieder Schüsse, diesmal ein Feuerstoß aus einer automatischen Waffe, Schreie.....ich fuhr herum, wartete auf den nächsten und übernächsten, doch es kam niemand mehr.Mir schwindelte, ich merkte, dass ich auf die Knie gefallen war und übergab mich … Es klackte.Das 2. Band war zu Ende. Luhn saß, die Arme um sich geschlungen am Tisch. Der Kaffee stand kalt und

unangetastet vor ihr. Das hatte sie nicht gewusst. Sie war sich immer im Klaren gewesen, dass es irgendetwas Schlimmes gewesen sein musste, aber das? Sie stand auf, ging in die Küche und machte neuen Kaffee. Das erklärte eine ganze Menge, dachte sie. Seine Unerschrockenheit, seine unglaublich kurze Reaktionszeit....Aber auch dieses in sich selbst zurückgezogene. Während der frische Kaffee durch lief, dachte sie an die Nacht zurück, in der Milan an ihre Koje gekommen war, um sich zu verabschieden. Sie lagen in einem holländischen Sporthafen, d.h. Sie lagen noch davor, denn sie waren spät eingetroffen und

konnten erst morgen die Zollformalitäten erledigen. Milan selbst hatte keinen Pass und damit für Luhn und ihre Eltern keine Probleme entstünden, würde er an Land schwimmen.Mit einem Karateanzug und einem Paar ausgelatschter Sandalen.Doch es gab etwas, was er noch besaß.Und das schenkte er der kleinen Luhn zum Abschied. Es war ein kleiner, metallischer Brocken, etwa so groß wie ein Zuckerwürfel. Ein Meteorit war das, hatte er erklärt. Ein Teil eines Sterns, der vom Himmel gefallen war. Luhn war untröstlich gewesen, aber sie hatte gewusst, das dieser Moment hatte kommen müssen.Sie war zwar noch sehr jung, aber sie war nicht dumm.Sie fühlte

noch heute die Stelle, wo er sie auf die Stirn geküsst hatte, hörte wie er „Wir werden uns wiedersehen!“ gesagt hatte....Und dann war er weg gewesen. Es sollten Jahre vergehen, bis sie sich erneut trafen. Luhn griff in ihre Hosentasche, fühlte die vertraute Oberfläche des Meteors zwischen den Fingern. Sie hatte ihn all die Jahre wie einen Talisman gehütet und würde das auch weiterhin tun. Mit dem Kaffee trat sie ans Fenster. Sah hinaus in die Dämmerung, die über dem flachen Land anbrach. Die Gegend war grün, platt wie ein Tablett und nicht weit weg war das

Meer. Viele würden die Landschaft hier im Norden als reizlos beschreiben, doch Milan war ein Mann gewesen, der innerlich statt fand. Seine gewaltige mentale Kraft hatte ihn all das überstehen lassen.Hatte ihn in die Lage versetzt, anderen zu helfen, seine besonderen Sinne es ihm ermöglicht, immer im rechten Moment in jemandes Leben in Erscheinung zu treten, der seine Hilfe brauchte. So auch in ihrem Leben, als sie sich zum 2. Mal begegneten.... Luhn nahm einen Schluck Kaffee. Heiß und gut ! Jaaa!Langsam schlenderte sie zum Sofa hinüber , lehnte sich zurück, den Becher zwischen den verschränkten

Fingern und ließ den Film jenes Abends in ihrem Kopf ablaufen : Es ging ihr dreckig wie nie zuvor in ihrem Leben. Cold turkey – Heroinentzug ! Sie war immer schwierig gewesen, konnte sich schwer einordnen, brauchte ihre Freiheiten und hatte so gut wie keine wirklichen Freunde ausser Ada, die auch jetzt neben ihr saß. Sie musste Stoff haben. Es war das 1. Mal , dass sie die Entzugserscheinungen mit all ihrer grausamen, zermürbenden Gewalt erlebte. Sie nahm das Zeug noch nicht lange. Ein Vierteljahr etwa. Und sie hatte so ziemlich alles verkauft, was sich verkaufen ließ. Jetzt war sie pleite, mit der Miete im

Rückstand, hatte bei allen Bekannten sämtliche Gefallen aufgebraucht und jetzt saß sie zitternd und in kalten, stinkenden Schweiß gebadet im Zug neben Ada, die unerschütterlich zu ihr hielt. Luhn war sich nicht bewusst, wie laut ihr Klagen, Weinen und Schniefen war und dass sie die anderen Fahrgäste damit verstörte. Luhn war am Verzweifeln. Denn sie waren auf dem Rückweg und sie hatte nichts auftreiben können. Sie war sogar bereit gewesen, sich zu verkaufen, um an das nötige Geld zu kommen, aber als es dann so weit war, hatte sie es dann doch nicht gekonnt, war so schnell sie es vermochte zum Bahnhof gehetzt und

in den nächstbesten Zug gesprungen.Und jetzt bereute sie diese Entscheidung.Wieder kam ein mundvoll Galle hoch und Luhn erbrach sich in eine Alditüte, die Ada geistesgegenwärtig aufgehalten hatte. Sie heulte buchstäblich Rotz und Wasser. Sie konnte einfach nicht mehr weiter... Ganz am Rande ihres Bewustseins bekam Luhn mit, dass sich ein großer Mann ihr gegenüber niederließ. Er fragte „Entzug?“ und Ada bestätigte das. „Heroin?“ Wieder Nicken von Ada. Luhn konnte ihn nur verschwommen erkennen, aber die Stimme schien ihr

seltsam vertraut. Der Mann winkte jemand weg. „Ich bin Arzt!“erklärte er, „Sie ist gleich wieder in Ordnung!“ Wie im Traum sah Luhn zu, wie der Unbekannte einen Aktenkoffer öffnete, eine steril verpackte Spritze und Kanülen heraus nahm und vorbereitete. Er schraubte ein Kunststoffgefäß auf und zog eine wasserklare Flüssigkeit in die Spritze. „Da du schon am Kotzen bist, werd ich dir das ausnahmsweise drücken!“ sagte er leise zu ihr. Luhn erhob keine Einwände. Ihr war das alles soo egal! Wollte er sie vielleicht vergiften? Nur zu, dann hatten die Qualen endlich ein

Ende....AU! Der Fremde zog den Kolben der Spritze etwas zurück und rotes Blut strömte hinein, mischte sich mit dem Inhalt. Dann drückte der Mann den Kolben langsam herunter und Luhn s Qualen lösten sich auf, wie Nebel im Wind. Die Erlösung war so ungeheuer und allumfassend, dass die junge Frau vor Erleichterung in Tränen ausbrach. Inzwischen sprach der Mann mit Ada. Gab ihr etwas. Dann hockte er sich vor Luhn und wischte ihr behutsam die Tränen ab. „Hast du den Meteor noch?“fragte er. Luhn wusste mit der Frage nichts an zu fangen, es machte nicht >klick<....“Wir

werden uns bald erneut begegnen. Werd erstmal wieder gesund!“sagte er und strich ihr sanft über die Wange. An der nächsten Sation stieg er aus. Und an der übernächsten erkannte Luhn ihn.Und weinte erneut. Es stellte sich heraus, dass er Ada genug Methadon gegeben hatte, um Luhn s Entzug damit zu „überbrücken“.Das hieß, sie würde jeden Tag etwas weniger Methadon nehmen, und wenn das Heroin abgesetzt war, war sie von dem künstlichen Opiat, dessen molekulare Struktur anders herum drehte, noch nicht abhängig. Es funktionierte aber nur beim ersten Mal. Wurde man wieder Rückfällig, war dieser Ausweg beim

nächsten Entzug versperrt. Luhn schaffte es, denn Milan hatte Ada noch eine Telefonnummer gegeben. Dort fanden beide einen Job, gründeten zusammen eine WG und bekamen ihr auf Abwege geratenes Leben wieder in den Griff. Wieder zu Hause hatte Luhn ihren gesamten verbliebenen Besitz durchwühlt, bis sie den Meteoriten fand. Sie war überglücklich, dass er noch da war. Seitdem hatte sie das Stück Stern immer bei sich gehabt...Irgendwann hatte ihr ein Fachmann bestätigt, dass es wirklich ein Meteorit war – und versucht , ihr das gute Stuck ab zu kaufen, doch sie würde es niemals her geben wollen.

Der Kaffeebecher war leer. Luhn stand auf, brachte das Trinkgefäß zurück in die Küche . Ein Blick aus dem Fenster verriet ihr, dass es inzwischen völlig dunkel war. Sie setzte sich wieder an den Tisch und legte die 3. Cassette ein und startete die Wiedergabe. WAHN „Owusi und die zwei, deren Namen mir entfallen sind, waren tot. Fathi lag da mit zusammengebissenen Zähnen .Seine Eingeweide hingen heraus und ein Auge

fehlte. Er war erledigt und er wusste es.Wir knieten uns zu seinen Seiten, nahmen seine Hände. Otenga setzte an, ein scharfer Schlag, Fathis Körper bäumte sich auf, zuckte ein/zwei mal....aus. Die Klinge war sauber in sein Herz gedrungen und hatte ihn auf der Stelle getötet. Es gab keine Notärzte hier, kein Telefon, 112 und schon ist Rettung unterwegs, no sir !...Krankenhäuser?Nicht im Umkreis von 300 km. Straßen ebenfalls Fehlanzeige!Wir konnten ihn nicht tragen und liegenlassen konnten wir ihn auch nicht, sein Todeskampf hätte leicht noch den ganzen Tag dauern können – da war es so sehr viel gnädiger. Ich hoffe,

jemand tut für mich dasselbe, falls es mich auch so in der Art erwischen sollte. Wir legten unsere drei Brüder zu Kopf der anderen, die wir so ausrichteten, dass jeder sehen konnte, dass sie unseren dreien im Jenseits als Sklaven dienten.Dann zogen wir weiter, das letzte bisschen Licht aus nutzen. Wieviele der ursprünglichen Angreifer waren noch übrig? Und was geschah , wenn wir sie alle erwischt hatten? Wohin sollten wir gehen? Ich zumindest konnte versuchen , wieder nach Deutschland zurück zu kehren, aber die anderen? Sie hatten hier kein zu Hause

mehr und standen mit Sicherheit auf der Abschussliste – also weiter, wie gehabt. Es folgte eine schier endlose Reihe von Tagen, in denen wir uns durch den Urwald schleppte. Der ständig nagende Hunger war der treueste Begleiter.Ich war inzwischen so weit, ich hätte auch menschliches Fleisch gegessen, doch als ich das halb im Scherz an deutete, waren die anderen völlig entsetzt. Sie hatten mir auch einen Namen verpasst, was eine ausserordentliche Ehre war, denn das bedeutete, sie sahen mich als vollwertigen Krieger. Dunais! Ich fand heraus, dass „Dunais“ =“Twoknifes“ heissen sollte, denn ich

kämpfte mit einem Dolch in jeder Hand. Die Waffen hatte ich von getöteten Gegnern. Es waren zwei Sykes Fairbain -Kampfdolche der britischen Kommandoeinheiten.Handlich, griffig, leicht und sehr scharf. Niemand war mehr überrascht als ich selbst, als ich mich als so hervorragend im Nahkampf bewährte. Dabei war es im Grunde die nackte Angst, die mich so handeln ließ. Und noch immer hatte ich keinen tödlichen Hieb getan. Ohne es zu wissen, war ich damit einer uralten Tradition des ritualisierten Kampfes gefolgt, in dem der Sieger mit der ersten Verwundung des Gegners feststand. Würde der eine , oder der andere

tatsächlich getötet, hätte das eine lange Folge von Blutrache – Morden zur Folge, so aber war der Streit beigelegt und man konnte sogar Frieden schließen. Es war nicht zu fassen. Ich war gerade mal ein paar Wochen dort und hatte mir bereits einen enormen Ruf als Kämpfer erworben. Eine geradezu lachhafte Vorstellung...Ich, der ich als pickliges Muttersöhnchen einst beschlossen hatte, ein harter Bursche zu werden...Ich schätze, das war mir gelungen. Aber es gefiel mir nicht. Ich hatte nie jemand was böses tun wollen und nun hatte ich Blut an den Händen....

PETJA Ein weiterer, qualvoller Tag. Wir waren in einen Hinterhalt gelaufen und Emmatu war gleich beim ersten Schuss tödlich getroffen worden. Er war schon hin , bevor er auf den Boden auf schlug. Kopfschuss....Klatsch – aus !Jetzt waren nur noch Otenga und ich da und sie begannen , uns ein zu kreisen....Ich wusste nicht, wieviele es waren. Ich wusste auch nicht, wo Otenga war, ob er noch da war, ob er noch lebte. Ich hatte mittlerweile einen 1911 Colt mit 4 Patronen. Ein uralter 45er, wahrscheinlich noch aus dem 2.

Weltkrieg, aber er funktionierte – beim ausprobieren. Wie er schoss...nun, das blieb ab zu warten. Ich hatte mich ganz klein gemacht und presste mich an eine der gewaltigen Baumwurzeln.Ich ahnte, was sie nun tun würden : Stingshots abgeben, um uns dazu zu bewegen, unsere Verstecke zu verlassen. Und schon krachte es und ich hörte das Geschoss duch die Blätter fetzen.Dieses Geräusch wird mich auch bis an mein Lebensende verfolgen, dieses „schlakadakadakka..“ Krach!dgdgdgdgdgdgdgd...Der war schon näher dran. Päng – dgdgdgdgdgdgdgd...Noch

dichter...Bamm..dgdgdg-wockkkkk....Das Projektil war in die Wurzel geschlagen, hinter der ich kauerte... Oh, VERDAMMT!!!!“ Luhn hörte Milan aufspringen und erregt hin und her laufen. Das alles nochmal zu durchleben musste ihn wirklich Nerven gekostet haben. Der selbe Stuhl, auf dem sie jetzt saß, wurde wieder zurecht gerückt und Milan erzählte weiter : „Ich hörte , wie sie sich näherten.Es waren wenigstens drei, vielleicht vier. Ich umklammerte mit der Linken einen

meiner Dolche, in der Rechten hielt ich den Colt. Ich konnte sie atmen hören, so nah waren sie... RATATATATAT !!! Ein Feuerstoß aus Otengas erbeuteter AK47 zerriss die Stille und ich sprang auf, stürzte mich auf die drei Söldner, die dort standen, sich aber in Richtung der Schüsse gewand hatten... Dem ersten schnitt ich die Sehnen in den Kniekehlen durch und er ging brüllend zu Boden. Die anderen beiden wirbelten herum und rissen die Waffen hoch, ich schoss und traf den rechten in die Hüfte, was ihn halb herum warf und zusammen brechen ließ.Der andere bekam eine Kugel in die

Schulter. Rechts von mir eine schattenhafte Gestalt, die auf mich los stürzte, ich richte die 45er darauf, drücke ab ->klick< - SCHEISSEEEE – und BOMM fliegt der halbe Schädel der Mannes auseinander! What the fuck...? Wo kam das denn jetzt her, verdammt nochmal? Zwei weitere Bewaffnete kommen aus ihrer Deckung und greifen brüllend an – BOMM – BOMM – beide rennen gegen eine unsichtbare Wand und sacken zusammen, wie Marionetten, deren Fäden zerschnitten wurden. Wieder so n Hollywood-Mythos = die Menschen werden nicht meterweit durch die Luft geschleudert! Die Kugeln gehen auf diese

kurze Entfernung glatt durch – und die getroffenen fallen um. Das Echo der Detonationen verhallte im Wald und ich betrachtete den Schützen. Es war ein riesiger Weisser, ganz klar ein Russe. Er war in voller Kampfmontur und grinste mich an! „Unt tu bist ter Nephsfrit.....!“ sagte er in gebrochenem Deutsch. Er nahm das Gewehr runter, eine Schrotflinte und nickte mir anerkennend zu. „Ich bin Petja!“stellte er sich vor. Otenga erschien , sah den Fremden und begann zu grinsen, was mich ausserordentlich beruhigte. Der große Kerl steckte zwei Finger in den Mund und ein gellender Pfiff

ertönte.Wie aus dem nichts tauchten zwei weitere Männer auf, beladen mit Gewehren und Munition. Es war wie ein Wunder. Petja , ein ehemaliger Spetznaz – Mann, war irgendwann bei einer günstigen Gelegenheit desertiert und hatte sich mit den Einheimischen arrangiert, die ihn akzeptierten und ihm so etwas wie einen Beschützer sahen, der sich um diejenigen kümmerte, die dachten, sie könnten hier, weitab der sogenannten Zivilisation, die wilde Sau spielen. Ich stellte keine weiteren Fragen. Und nun hatten sie seine Familie ermordet und seine Hütte

niedergebrannt...Und sich Petjas Zorn zugezogen. Er erwähnte seine Familie nie, sprach nie über seine Gefühle, aber wenn ich jemals ein fleischgewordenes „Battle-Tech-Monster“ gesehen habe, dann diesen granitharten Russen ! Wir waren Freunde vom ersten Augenblick. 45 ACP Munition hatte er nicht, aber ich bekam die Flinte, mit der ich ihn zuerst gesehen hatte. Eine italienische SPAS 12, die 8 Schuss im Magazin hatte. Dazu hatte sie eine klappbare Schulterstütze, an der ein besonderer Haken angebracht war, so dass man das Ding – wenn man die entsprechende Kraft und Erfahrung hatte – sehr gut einhändig schiessen konnte. Es war ein Selbstlader, den man

auf „pump-action“ umstellen konnte, wenn, z.B. die Leistung der vorhandenen Munition nicht für den Repetiervorgang ausreichte. Die „Slugs“allerdings, die ich bekam , brachten die Leistung definitiv !Ich lernte dieses Mordwerkzeug sehr schnell schätzen. Otenga bekam ein Halfter mit sechs vollen Magazinen für sein AK und wirkte wieder etwas zuversichtlicher. Petjas Helfer waren mit SKS Karabinern uusgerüstet, die dasselbe Kaliber hatten, wie das Kalashnikow. Jetzt waren wir also wieder zu fünft. Und wir erfuhren endlich, worum es bei der ganzen Schlachterei

ging... GIER Um den Transport von Erzen, etc. Dazu sollte eine befestigte Straße gebaut werden, die mitten durch den Dschungel führte. Dazu mussten große Teile des Urwaldes gerodet werden – und die zuständigen Häuptlinge hatten nein gesagt. Aber wo es um riesige Summen Geldes ging – was zählten da schon ein paar Eingeborene?? Die hätten das Angebot der Entschädigung

und Umsiedlung ja annehmen können, oder? Sie mussten verschwinden!! Soweit es die Bosse der Minengesellschaften anging, waren die Bertroffenen selbst Schuld! Also wurden ein paar Söldner los geschickt, um reinen Tisch zu machen. Es war purer Zufall gewesen, dass sie nicht alle erwischt hatten und wir den Killern nun auf den Fersen waren. Petja erzählte, dass noch weitere Dörfer ausgelöscht worden waren. Und niemand würde je davon hören. Petjas Begleiter waren ebenso wie wir davon gekommen und ebenso zur Rache entschlossen. Genau wie auch Petja! Diese Nacht hörten wir Hubschrauber

und wussten, beim der nächsten Feindberührung würden die Söldner genug Munition haben und wer weiss was noch alles... Petja und ich kamen gut miteinander klar. Er war ein Riesenkerl, aber sanft und freundlich.Ich erzählte ihm, wie ich hier gelandet war und er erklärte, er sei bereits vor zwei Tagen von einer anderen Gesellschaft kontaktiert worden, die ihn beauftragt hatte, seinerseits Kämpfer an zu werben und ob ich, der ich doch sicher irgendwann Geld für die Rückfahrt brauchen würde, mich nicht anwerben lassen wolle? Die Bezahlung war fürstlich und ich sagte ja!Er drückte mir ein Bündel

Geldscheine in die Hand, die in einer Plastiktüte steckten. 6000 US-Dollar – für zwei Wochen.... Damit war ich nun selbst zum Söldner geworden... Er war jedenfalls froh, den berüchtigten „Weissen Dämon“ unter Vertrag zu haben .Ich fragte nach und erfuhr, das sei die ungefähre Übersetzung des Namens, den die gegnerischen Söldner mir gegeben hatten.Nephrfsrit...Nepharit. Die originale Aussprache lässt sich mit lateinischen Lettern nicht wiedergeben, aber Nepharit ist recht nah dran. Eine Kombination aus dem lokalen Begriff für „weiss“ und dem arabischen Isrit“, was gleichbedeutend mit „Dschinn“

war. Twoknifes = Dunais sei mir lieber, meinte ich. Petja lachte nur und erwiderte, einen verliehenen Namen könne man sich eben nicht aussuchen. Die wenigen Vorräte, die Petja mit gebracht hatte, waren schnell verzehrt und so ging es weiter, wie bisher : mühsam jeden Meter des weges erkämpfend, zogen wir weiter und weiter, ungefähr nach Westen.Und dann, nach ungefähr zwei Wochen, in denen , bis auf eine ergebnislose, wilde Schießerei mit mehreren schattenhaften Gestalten, nichts geschah, erreichten wir das Buschland.Wenn man fast sechs Wochen nur Bäume gesehen hat, ist das

ein faszinierender Anblick! Petjas zwei Kumpel zogen los und kehrten nach ein paar Stunden mit einer erlegten Gazelle zurück und waren damit die Helden des Tages.Das war doch mal etwas anderes, als Würmer, Maden und Insektenlarven ! Es wurde ein kleines Feuer entfacht und die zerlegte Gazelle kunstgerecht gegart. Es war das beste, was ich je in meinem Leben gegessen hatte. Man kann sich das als verwöhnter „Westler“ nicht vorstellen, wie es ist, Hunger zu haben. Noch heute schnellt in mir die Wut hoch, wenn ich sehe, wie so viel Essen weg geworfen wird! Es geht den Leuten viel zu gut ! Und sie nehmen das alles für ganz selbstverständlich !Licht/ Heitzung

ein/aus schalten, Wasserhahn einfach aufdrehen. „Wasser trinken??? Haben wir denn keine Cola???“ Ich hätte ohne zu Zögern den Putz von der Wand gefressen, wenn nur Wände mit Putz da gewesen wären !Für ein heisses Bad hätte ich alles gegeben! Und der Abend am Feuer, mit guter Gesellschaft und Gazellenbraten....Das war ein verdammtes Festmahl ! Hunger....Man kann an überhaupt nichts anderes mehr denken, als an etwas Essbares ! Hunger tut weh, richtig weh! Dieses ständige Nagen in den Eingeweiden...Die Schwäche, die immer schlimmer wird, man kann nicht mehr richtig überlegen....Übel! Richtig übel

! Und ich kriegte fast einen hysterischen Anfall, als Petja meine unzähligen , kleinen Verwundungen säuberte und lange Würmer daraus hervor zog...Ich war sicher, dass auch meine Eingeweide voller Parasiten waren. Das war unvermeidlich, wenn man so lebte, wie ich in den vergangenen Wochen...Besser , nicht drüber nachdenken.... Seit Wochen endlich einmal wieder richtig satt, legten wir uns schlafen. Es klackte – die 3. Cassette war zu Ende Luhn starrte vor sich hin. Es war inzwischen völlig dunkel und sie erhob

sich, um das Licht ein zu schalten. Sie war aufgewühlt von den vielen machtvollen Emotionen, die sie beim hören durchlebt hatte. Das hatte Milan alles jahrzehntelang mit sich geschleppt und nie jemandem davon erzählt...Nun, das passte zu ihm! Hatte er wirklich niemanden getötet ? Das war schwer vor zu stellen, aber eine Cassette war noch übrig.... Luhn holte ihr smartphone hervor und sah auf die Zeitanzeige. Schon nach 2100 h ! Ihr Magen knurrte und sie rief den Pizzaservice an, bestellte sich eine Calzone mit Hackfleisch – wie immer. Nach dem Essen würde sie die letzte

Cassette anhören... Und dann? Sie seufzte tief.... Etwa eine Stunde später drückte sie wieder auf >play< und die 4. und letzte Cassette gab ihren Inhalt preis.... FLUCHT „Ich weiss nicht mehr, was mich mitten in der Nacht geweckt hatte.Ich setzte mich auf und betrachtete den Nachthimmel. Der Himmel in Afrika war überwältigend schön ! Keine Lichter in der Nähe überstrahlten die Pracht der myriarden Sterne, die auf mich herab sahen ! Ein unvergessliches Anblick ! Etwas zischte durch mein Sichtfeld..Eine

Sternschnuppe! Ich wünschte mir etwas. Da! Noch eine!Und eine dritte! Huii, die muss hier ganz in der Nähe runter gekommen sein ! Kurzentschlossen verließ ich leise das Camp und schlich durch die Nacht dorthin, wo ich den feurigen Schweif hatte zu Boden gehen sehen. Es dauerte nicht lange und ich sah etwas qualmen. Das musste er sein! Und tatsächlich, in einer kleinen Grube glomm noch immer schwach der kleine Meteor, der soeben auf der Erde gelandet war ! Das war ein gutes Zeichen! So etwas brachte bestimmt Glück ! Mit der Klinge eines meiner Dolche hebelte ich die kleine Himmelsträne aus dem Grund, so dass sie schneller ab

kühlte.Etwa die größe einer Murmel, blasige Oberfläche, aber...ich weiß nicht, irgendwie sah man, dass das nicht von hier stammte...Ich prüfte...Noch heiß, aber ich konnte den Meteoriten schon anfassen ! In diesem Moment knallten Schüsse durch die Dunkelheit! Sie kamen aus richtung Camp! Ein eisiger Schreck durchfuhr mich und ich rannte, so schnell ich konnte zurück!Meine Flinte hatte ich mit genommen, aber nur die 8 Schuss im Magazin!Keine Reservepatronen ! Sie hatten sie umzingelt und waren gerade dabei, das Lagerzu stürmen, als ich am Ort des Geschehens ein traf.

Dieses Mal waren es weisse Söldner...... Ich dachte nicht nach – ich schoss! Und zum ersten mal war es mir vollkommen egal, wo ich traf!! Ich hielt „auf die 12“!! Das waren meine Brüder da im Camp!!Ich schoss, als würde ich mit dem Finger zeigen und damit Blitze schleudern, sah sie zu Boden sinken, brüllte wie ein Monster, das gekommen war, um ihre Seelen zu fressen.... Ich sah, wie Otenga in den Kopf getroffen wurde und sandte den Schützen mit einem faustgroßen Loch im Brustkasten gleich hinterher, auf dass er meinem Freund im Jenseits dienen würde! Und weiter, BÄMM BÄMM BÄMM !!

Schreie, wildes Durcheinander, keine Ziele mehr aus zu machen....Stille.... Ich fand Petjas Begleiter, beide tot. Und dann Petja. Bauchschuss.... Er sah mich aus seinen strahlend blauen Augen an....Ich nickte, nahm seine Hand... und beendete seine Qualen.“ Luhn wartete, dass Milan weiter sprach.Es blieb noch eine ganze Weile still. Alles war ruhig, aber ich wusste, sie waren noch da und sie wussten, dass ich auch noch da

war... Was konnte ich tun? Ich wollte nicht zurück in den Dschungel, auf keinen Fall, aber ich hatte keine Wahl.Ich lud meine Flinte nach, mit den letzten 5 Schuss, dann schlich ich davon, zurück in den Urwald, der mich hungrig willkommen hieß. Ich kletterte auf einen Baum. Hier am Rande der Savanne gab es Bäume, auf die man klettern konnte...Im Grunde eine Sackgasse! Aber ich konnte nicht mehr weiter. Ich war so zwischen Trauer, Angst und Wahn gefangen, dass ich rein instinktiv handelte. Ich hörte, wie sie näher kamen, nach mir suchten.... Ich wusste, wenn sie mich erwischten,

würde es sehr, sehr unerfreulich für mich! Sie würden mich nicht lebend kriegen! Soviel war sicher ! No, sir, nicht Dunais!!Nicht den Nepharit! Ich lauschte, wie sie alles ab suchten und saß kaum 4 Meter über ihnen, den Dolch mit der Linken unter dem Rippenbogen angesetzt, die Rechte bereit, ihn mir mit einem raschen Schlag selbst ins Herz zu treiben....Stunden verharrte ich so, bis mir klar wurde : sie waren weg. Schlagartig wurde es hell. Auf dem Ast über mir lag ein Leopard und sah mich ausdruckslos an. Oh, heilige Scheisse! Wie lange hatte der da schon gelegen? Gut, dass ich nicht

noch höher geklettert war! Die ganze Situation war so grotesk, dass ich laut lachen musste. Ich erschrak vor dem geisterhaften, brüchigen Klang meiner eigenen Stimme... Die große Katze kam zu dem Schluss, dass ich nicht wichtig genug war, um ihre Ruhe zu unterbrechen und blickte gelangweilt woanders hin. Ich ließ mich zu Boden gleiten und machte mich auf den Weg nach Westen.Nach Kamerun. Ich marschierte, wie aufgezogen,wie im Traum, weiter, weiter, immer weiter. Und dann war ich umzingelt.

TROMMELN Es waren Einhimische. Sie wusstem gemau, wen sie vor sich hatten, sie fürchteten sich und machten Anstalten, dieses Problem zu beseitigen und zwar endgültig. Und es war mir egal. Sollten sie mich doch töten! Dann hätte ich wenigstens Ruhe. Auch die Folter würde irgendwann vorbei und ich endlich frei sein....für immer...! Doch ein scharfer Befehl hielt sie zurück. Ein alter Mann drängte sich nach vorn, begleitet von zwei Uniformierten Weissen, die französische FA MAS –

Sturmgewehre trugen. Die zwei machten große Augen.Offensichtlich hatten sie nicht erwartet, dass der gefürchtete „weisse Dämon“ ein magerer, entkräfteter weisser Junge war.... Der Alte drehte sich mit erhobenen Armen einmal um sich selbst und sprach zu seinen Leuten. Ich verstand kein Wort, aber scheibar erklärte er mich für unantastbar. Immerhin hatte ich keinen der Einheimischen getötet...Ich ahnte, er kannte Fabakkeri... Dann wandte er sich mir zu und sah mich lange an. Dann fragte er in gebrochenem English, ob ich nun die Antwort wüsste....Ich nickte.Ich wusste die Antwort, die zu

finden ich nach Afrika gekommen war :Ich wollte Leben!!! Der Alte deutet auf meine Flinte und dann auf die Uniformierten.Also übergab ich dem einen die Waffe.Daraufhin gab der Alte den Weg frei und auch seine Leute bildeten eine Gasse. „Du kannst gehen!“ sagte er. Es waren die schönsten Worte, die ich in meinem ganzen Leben gehört hatte.... Ich war noch keine 200 m weg, da begannen die Trommeln.... Irgendwann erreichte ich eine Straße. Jedenfalls, damals, dort, war es eine Straße. Zumindest so etwas ähnliches. Und kurz darauf nahm mich ein LKW fahrer mit. Er wusste bescheid, das

erfasste ich sofort. Er hatte nur ein Auge und war ein Asiate, woher genau, weiss ich nicht. Er forderte einen meiner Dolche als Fahrpreis. (den 2. hab ich noch immer) und nahm mich mit, den ganzen Weg, über Jaunde , nach Edea.(Ich glaub, so hieß der Ort). Von da brachte mich ein Flussboot bis zur Küste. Ich weiss nicht mal seinen Namen. Ich weiss gar nichts über ihn. Aber er erklärte mir die Trommeln. Diejenigen, die die Trommeln schlugen, kamen so in Trance und verbreiteten so ein bestimmtes....Gefühl ….Das Gefühl wurde von anderen Trommlern, die in den Rhythmus eingestiegen waren und ihrerseits trommelten, aufgenommen und

weiter transportiert. Und kam der Grund dafür in Sicht, fühlten alle, die die Trommeln verstehen konnten , dieses Gefühl. In meinem Fall war das eben das Gefühl, dass da jemand kommen würde und dass derjenige in Ruhe zu lassen sei! In Edea konnte ich Sandalen und einen alten Karateanzug ergattern, den mir der Pastor irgendeiner Mission überließ, denn meine eigenen Sachen waren nur noch Fetzen und unsagbar verdreckt.Ich konnte baden und fühlte mich endlich wieder etwas menschlich. Ich nähte die Tüte mit den 6000 $ und den Meteoriten irgendwie hinein, denn würde erst bekannt, dass ich Geld bei mir hatte,

wäre mein Leben keinen Pfifferling mehr wert gewesen, Trommeln hin oder her. Am Meer fand ich eine deutsche Familie, die mit ihrer Yacht dort lag und noch dringend ein weiteres Besatzungsmitglied brauchte. Wir wurden einig und so kam ich schließlich nach fast einem Vierteljahr wieder nach Deutschland. Nach Hause... Ich werde niemals nach Afrika zurück kehren! Und mehr hab ich nicht zu berichten...“ Luhn wartete.Nach etwa 5 Minuten klackte es . Die Erzählung war zu

Ende.

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Hörbuch

Über den Autor

Nepharit
Was gibt es über mich zu sagen....?
-Ich gebe mir Mühe, ein guter Mensch zu sein, was jedoch längst nicht immer gelingt.....
-Ich hab lange gebraucht, um so zu werden, dass ich mich mochte.
-Und ich habe ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein.
.
-Und ich hab ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein!

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