Kurzgeschichte
Hinfahrt, rückblickend

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"Hinfahrt, rückblickend"
Veröffentlicht am 17. Januar 2018, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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einer der auf dem Weg ist ...
Hinfahrt, rückblickend

Hinfahrt, rückblickend

Hinfahrt, rückblickend

16. Januar 2018, kurz nach halb sieben bin ich im „Yorkschlösschen“. Selbst hier ist es noch ziemlich leer. Beim Verlassen der U-Bahn am Mehringdamm hatte ich fast einen Schock bekommen, denn am veganen Döner standen nur ca. fünf Hungrige an, wo sonst stets eine lange Schlange auffällt. Irgendetwas stimmt nicht oder ist an diesem Dienstag anders. Ein Stück weiter, hinter der ehemaligen Apotheke, kurvt ein Radler heran. Vor ihm schlendert Einer mit Kutte und Kapuze. Er hat einen Rucksack auf dem Rücken. Trotz Radweg nebenan,

muss der Radler ohne Licht und Klingel drängeln und brummelt „Arschloch“, weil der Andere ihm nicht Platz macht. Vorher habe ich beim Umsteigen in die U-Bahn Haltestelle Yorkstraße einen Mann auf einer Bank liegen sehen. Er hat offenbar geschlafen. Auf seiner Brust stand ein kleiner Tetrapack und die Linke hing locker herunter. Ungläubig schaute ich mir dieses „StillLeben“ an. Schon vorher hatte ich ein Erlebnis. Eine junge Frau mit ihrer Mutter und Kind war in Schöneberg ausgestiegen. Sie war zwischen Zehlendorf/Steglitz zugestiegen. Als der Kleine, er war so etwa zwei Jahre, mehrfach murrte, öffnete sie die Jacke und raffte die

Bekleidung darunter. Der Junge bekam tatsächlich die Brust und ich war sprachlos. Viel war ja nicht zu sehen, aber ich konnte auch nicht weg sehen. Beide Frauen versuchten dann auf verschiedene Trinkbehälter auszuweichen, aber dem Kleinen war die warme Milch von Muttern lieber. Vorher hatte ab Wannsee eine korpulente junge Frau mir gegenüber gesessen, die mit ihrem Abendbrot schwer beschäftigt war. In der Hand hielt sie eine Illustrierte und rechts neben ihr lag ihr Proviant. Ab und an entnahm sie einer Tasche eine Pulle mit Kakaotrunk und trank. Das Ganze roch wie abgestandener Döner.

Neben mir platzierte sich dann noch eine Schwarzhaarige mit Brille und schlug einen Paperback – Band auf. Beim hinüber Schielen erkannte ich arabische Schriftzeichen. Offenbar kam sie aus dieser Ecke. Ich überlegte, ob man dort auch von rechts nach links lesen würde und war neugierig, was es für ein Roman oder eine Erzählung war. Mein Weg zum Künstlerstammtisch ist oft anders und immer wieder neu. JFW 17. Januar 2018

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Boris
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baesta Berliner Milieu ist schon ganz besonders.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Boris Kannste wissen...

Danke und LG Jürgen
Vor langer Zeit - Antworten
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