Fantasy & Horror
Your Love is my Pain [3]

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"Your Love is my Pain [3]"
Veröffentlicht am 13. Januar 2018, 732 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Hey! Hier mal ein kleiner Steckbrief von mir, damit ihr euch ein bisschen ein Bild von mir machen könnt :) Name: Vanessa Alter: 21 Wohnort: Österreich Lieblingsessen: Pastagerichte, Fisch Haustiere: 3 Katzen Lieblingsbuch: lese alles quer durch die Bank, aber bevorzugt Horrorgeschichten und Fantasy. Wie bin ich: humorvoll, offen, großherzig, ehrlich, nett
Your Love is my Pain [3]

Your Love is my Pain [3]

Kapitel 1

Prolog


Claire „Komm, beeil dich!“ Ich zerrte Jasmin an der Hand in die Bar. Mit einem breiten Grinsen stand ich im Raum und sah mich um. Zu meiner linken waren zwei Billardtische und ein Dartautomat . In der Mitte des Raumes war die Theke, hinter der ein Kellner stand und gerade zwei junge Männer bediente. Auf der rechten Seite waren ein paar Tische wo vereinzelt einige Leute saßen und Bier oder ähnliches tranken. „Setzen wir uns an die Bar.“ Jasmin ging

voraus und setzte sich auf einen Barhocker. Ich stand neben ihr, nicht sicher ob ich ebenfalls Platz nehmen sollte oder mir im Stehen einen Überblick verschaffen sollte. Ich war angespannt. Es war ja schließlich auch mein erster Besuch in einer Kneipe. Jasmin bestellte etwas zu trinken. Verloren in meinen Gedanken, bemerkte ich nicht, dass der Kellner bereits zwei Gläser Prosecco vor uns hingestellt hatte. Jasmin tippte mir mit ihren spitz ma-nikürten Fingernägel gegen die Schulter und reichte mir ein langstieliges Glas. „Auf deinen achtzehnten Geburtstag, Süße. Ich bin froh, dass deine Eltern

dich endlich ausgehen lassen.“ Ich hob mein Glas und stieß es an ihres. Mein Grinsen war breit, die Freude groß. Endlich war ich unabhängig. Musste nicht mehr auf meine Eltern hören, konnte eigene Entscheidungen treffen. Aufgeregt trank ich einen Schluck und kleckerte mein T-Shirt etwas an. Die Tropfen breiteten sich auf dem Vorsprung meiner Brüste aus. Das kalte, prickelnde Nass verpasste mir eine leichte Gän-sehaut. Ich wischte die nassen Stellen mit einer Serviette trocken. Sah mich peinlich berührt um, in der Hoffnung, dass niemand mein Missgeschick bemerkt hätte. Jasmin lachte nur leise. „Wie wird das erst, wenn du ein paar

mehr getrunken hast. Du solltest nichts verschwenden, das gehört alles in den Mund.“ Sie ließ die Zunge über ihre Lippen gleiten. Ich verstand die Andeutung wollte aber nicht weiter darauf eingehen. Es war mir irgendwie peinlich, wie offen sie mit ihren sexuellen Anspielungen umging. „Ach ja, das habe ich vergessen. Du bist ja noch die Unschuld in Person.“ „Ich spar mich halt für den richtigen auf und schlafe nicht mit allem was hier so rumkriecht.“ Jasmin lächelte. „Du hättest schon längst einen Typen gehabt, wenn dich deine Eltern nicht achtzehn Jahre lang eingesperrt hätten.“ „Sie haben mich nicht eingesperrt, sie

wollten nur nicht, dass ich ausgehe.“ „Sag ich ja, eingesperrt.“ Lächelnd nahm sie einen Schluck von ihrem Prosecco. „Also.“ Sagte sie anschließend. „Suchen wir dir einen Typen zum vernaschen. Mit achtzehn noch Jungfrau zu sein ist heutzutage doch total out.“ Sie bestellte zwei Gläser Cola-Rum und zwei Shots, die der Kellner auch prompt brachte. Es war erst acht Uhr abends. Um diese Zeit war noch nicht viel los. „Hast du vor mich abzufüllen?“ Sie stellte mir einen Shot und ein Cola-Rum hin und musterte mich eingehend. „Du bist so steif, du musst etwas lockerer werden.“ Wir stießen mit dem Shot an, den ich gleich auf ex leerte und

hinten nach einen Schluck vom Cola-Rum trank weil ich dachte meine Kehle würde brennen. Als das Gesöff in meinem Magen ankam breitete sich eine unangenehme wärme darin aus. Das kühle Cola-Rum hinten nach löschte es Gott sei Dank ein wenig ab. „Ihhh, was zum Teufel war das?“ Angewidert verzog ich den Mund und nahm gleich noch einen Schluck vom Cola-Rum. „Mach dir nicht ins Höschen, das war Absinth. Der war nur zum locker werden.“ Feixte sie höhnisch. Die Stunden vergingen und wir checkten

die Typen ab, die hereinkamen. Es waren ein paar an-sehnliche Männer dabei, jedoch niemand für den wir uns mehr interessierten, besser gesagt ich. Während wir quer durch die Karte bestellten und uns prächtig amüsierten, zerrissen wir uns die Mäuler über die aufgetakelten Tussen, die mit fünfzehn Zentimeter High Heels hereinstolperten. Dabei entdeckte ich einen wirklich bemerkenswert gut aussehenden Mann der durch die Tür schritt und schnur-stracks ans andere Ende der Bar ging, ohne sich umzusehen und sich setzte. Jasmin warf mir einen entzückten Blick zu. „Das ist meiner.“ Sagte sie

gleich. „Bitte, nur zu.“ Lächelte ich gespielt. Ich wusste nicht woran es lag, aber ich spürte sofort eine Anziehungskraft die von ihm ausging als ich ihn hereingehen sah. Er hatte mir buchstäblich meine Sin-ne, nur mit seiner Erscheinung vernebelt. Er bestellte ein Bier, sah sich ein wenig um, hat uns aber noch keinen Blick gewürdigt. Jasmin versuchte seine Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie die Lippen um einen Strohhalm schloss, ihren Blick seitlich zu ihm warf und begann an dem Strohhalm zu saugen und mit der Zunge daran zu lecken. Wieder musste ich mich

für ihr Verhalten fremdschämen. Sein etwas angespannter Gesichtsausdruck lockerte sich etwas als sein Blick auf Jasmin fiel. Sein Mund verzog sich zu einem verführerischen Grinsen und er biss sich leicht auf die Lippen. In mir begann alles zu kribbeln als ich ihn ansah. Diese Geste machte sein markantes Gesicht noch verfüh-rerischer. Sein Blick lag immer noch auf Jasmin, die ihr Zungenspiel einfach nicht beenden wollte. Leicht nervös fuhr er sich durch die zirka fünf Zentimeter langen, dunklen Haare, die er mit Gel et-was zur Seite gekämmt hatte. Unter dem kurzen T-Shirt zeichneten sich deutlich Muskeln ab, sein Bizeps war massig,

aber nicht zu sehr. Während ich ihn weiter musterte, hatte Jasmin ihren Stroh-halm endlich losgelassen und das Glas abgestellt. „Denkst du, er wird herkommen?“ Fragte ich sie mit einer leicht erregten Stimme. Dieser Typ er-weckte Sinne in mir, die mir vorher gänzlich unbekannt waren. Erregung war eine davon. Ich war zwar schon ein paar Mal erregt, aber das war bei einem verstohlenen Kuss mit dem Nachbarsjun-gen hinter den Bäumen, als ich fünfzehn war. Das war auch schon das höchste an Menschlichen Kontakt den ich hatte. Meine Eltern wollten, dass ich immer gute Noten schrieb, mich auf garkeinen Fall in irgendeinen

dahergelaufenen Jungen aus der Gosse verliebe und schwanger werde. Und so kam es wie es kommen musste und ich wurde schön langsam zur Außenseiterin in der Schule. Jasmin war meine Nachbarin seit ich denken kann. Wir hatten zusammen im Sandkasten gespielt, obwohl sie zwei Jahre älter als ich war. Sie war meine beste Freundin, meine einzige Freundin mit der mei-ne Eltern einverstanden waren. Mein Vater war Professor an der Uni und meine Mutter eine ange-sehene Rechtsanwältin. Sie haben hohe Ansprüche an mich und meine Umgebung. Was würden sie wohl sagen, wenn sie wüssten dass ich jetzt in einer Bar sitze, Alkohol trinke und das

erste Mal in meinem Leben sexuelle Erregung verspüre? Wegen irgendeinem dahergelaufenen Typen aus der Gosse. „Komm wieder zu dir.“ Jasmin stieß mir mit dem Ellbogen in die Seite. Ich war wohl etwas zu weit mit meinen Gedanken abgedriftet. „Er kommt her.“ In mir sprudelte es vor Glücksgefühlen, Schmetterlinge schmissen sich schmerz-haft gegen meine Bauchwand. Dieser Typ brachte mich jetzt schon um den Verstand, obwohl ich noch nicht einmal ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Meine Hände begannen zu zittern und ich rutschte auf dem Barhocker hin und her. Was mache ich da, Jasmin will ihn für

sich haben. Ich will keinen Keil zwischen unsere Freundschaft treiben. Sie war die einzige Person, der ich alles anvertrauen konnte, mit der ich über alles reden konnte. Ich durfte sie unter keinen Umständen verlieren. Nicht wegen einem Mann! Als der Typ sich durch die Menge schob warf er uns ein zauberhaftes Lächeln zu. Dann stand er vor uns. Sein Duft drang in meine Nase und vernebelte mir die Sinne. „Kann ich euch Ladys auf einen Drink einladen?“ Seine tiefe, raue Stimme raubte mir den letzten Nerv. Meine Lenden begannen zu brennen, voll

verlangen nach ihm. „Mit wem haben wir denn das Vergnügen?“ Lasziv streckte Jasmin ihre Hand aus. Er nahm sie ent-gegen. „Mylo. Und du bist?“ „Jasmin, und das ist Claire.“ Nun reichte er mir die Hand und musterte mich lächelnd. Zögernd reichte ich ihm ebenfalls die Hand. Als sich unsere Haut berührte durchfuhr es mich wie ein kalter Schauer. Ich bekam Gänsehaut am ganzen Körper. „Freut mich euch kennen zu lernen.“ Er biss sich wieder leicht auf die Lippen. Und ich schmolz erneut dahin. Seine hellblauen ugen sahen mich durchdringend an. Ich verlor mich in

ihnen, jedes Mal, wenn seine Blicke meine trafen. Er bestellte uns drei Cocktails. Einen Whiskey Sour für sich und für uns Ladies Sex on the Beach. „Ich habe euch hier noch nie gesehen. Seid ihr neu in der Stadt?“ Seine Frage war an Jasmin gerich-tet. Er beachtete mich nicht mehr weiter. „Wir feiern heute Claire’s achtzehnten Geburtstag.“ Lächelnd reichte er mir nochmal die Hand und gab mir ein Küsschen links und rechts auf die Wange. „Herzlichen Glückwunsch.“ Hauchte er mir ins Ohr. Sorfort bekam ich Gänsehaut, als sein heißer Atem meine

Haut berührte. „Danke.“ Entgegnete ich schüchtern. Ich hatte keine Ahnung wie ich mich verhalten sollte. Die Situ-ation schien mich immer mehr zu überfordern. „Sie hat’s nicht so mit Männer.“ Sagte Jasmin provokativ. „Oh, eine Lesbe?“ Er grinste. Jasmin lachte auf. „Nein, eine Jungfrau.“ Was erlaubt sie sich, diesem Typen so etwas Intimes von mir zu erzählen? „Eine achtzehn-Jährige Jungfrau? Gibt es sowas überhaupt noch heut zu Tage?“ Grinsend musterte er mich nun wieder. „Natürlich. Ich sitze wahrhaftig hier. Immer noch besser als alles zu vögeln

was nicht bei drei auf den Bäumen ist.“ Ich hatte meine Stimme wiedergefunden und warf Jasmin einen finsteren Blick zu. Diese rollte die Augen aber schien es einzusehen, dass es falsch war ihm das zu sagen. „Schon gut Mädels. Ihr braucht nicht zu streiten.“ Er lachte selbstgefällig. „Ich finde es toll, dass du dich für den richtigen aufsparst. Es gibt viel zu wenige Jungfrauen auf die-ser Welt.“ Er lachte und nahm die Cocktails vom Kellner entgegen und überreichte sie uns. Noch mehr Alkohol würde nach dieser peinlichen Aktion nicht schaden. Wir redeten über Gott und die Welt und

so wie es aussah, hatte er schon langsam das Interesse an Jasmin verloren. Diese wirkte etwas zickig. „Ich muss euch mal kurz verlassen.“ Er legte seine Hand auf meine und verschwand dann in Rich-tung Toilette. Jasmin warf mir einen verächtlichen Blick zu. „Lass uns dann abhauen, mit dem Typen stimmt irgendetwas nicht.“ „Das sagst du doch nur, weil er kein Interesse mehr an dir hat. Ich finde ihn toll.“ „Er ist erst scharf auf dich, seitdem er weiß, dass du noch Jungfrau bist.“ „Das du so groß rausposaunen musstest.“ „Ja ich wünschte, ich hätte es nicht

getan.“ Verärgert verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Bist du etwa eifersüchtig?“ „Natürlich nicht.“ „Klingt aber anders.“ „Ich werde mich jetzt bestimmt nicht mit dir streiten Claire. Wir waren heute hier um deinen Ge-burtstag zu feiern, aber wenn du deinen Geburtstag lieber mit irgend einem angetrunkenen Typen verbringen willst, dann will ich euch nicht mehr stören.“ Mylo kam wieder zurück. „Ich muss mich verabschieden.“ Sagte sie nun zu ihm. Will sie mich jetzt wirklich alleine lassen mit ihm? „Jetzt schon? Wir hatten doch so viel

Spaß.“ Er wirkte etwas enttäuscht. „Ihr hattet Spaß. Ich will euch nicht stören. Claire melde dich morgen früh.“ Ich nickte stumm und sie gab mir ein Küsschen auf die Wange und verschwand dann. „Also Claire. Willst du noch etwas trinken?“ Unentschlossen kaute ich auf meinen Lippen herum. Ich war noch nie alleine in einer Bar, noch dazu mit einem Typen den ich gerade erst kennengelernt hatte. Ich hatte also keine Ahnung wie sich ein Mädchen in so einer Situation verhält. Und Jasmin war nicht mehr da um mir Tipps zu geben. „Ich sollte jetzt vermutlich auch gehen.“

So schwer es auch für mich war diesen Satz zu sagen, ir-gendetwas schien mir zu sagen, dass es das richtige wäre. „Ach komm schon, nur noch einen Drink. Dann kann ich dich nach Hause bringen wenn du willst.“ „Na gut, einen Drink noch. Dann ist aber Schluss.“ Die ganze Zeit ist er mir gegenüber gestanden, jetzt kam er mir beängstigend nahe. Er stand nun direkt neben mir an der Bar und bestellte noch einen Longdrink und ein Bier. Sein Duft stieg wieder in meine Nase. Mein Verlangen nach ihm stieg wieder ins unermessliche. Doch ich musste stark bleiben. Ich konnte nicht in der ersten Nacht mei-nes Lebens in der ich ausging

schon einen Typen abschleppen. Oder doch? Er reichte mir einen Campari Orange und setzte sich auf den freien Barhocker neben mir. Ich fühlte mich plötzlich unbehaglich. Er war näher als vorher. Er warf einen prüfenden Blick auf die Uhr und richtete dann die Augen wieder auf mich. Lächelte schief. Ich nahm einen Schluck von meinem Drink. Wir redeten noch kurz über Jasmins verschwinden, dann wurde plötzlich alles verschwommen, ich kam mir vor wie im Rausch, mein Kopf schien fast zu explodieren. „Claire? Ist alles in Ordnung?“ Seine Stimme war hart, auch wenn seine Worte

es vermuten würden er würde sich sorgen machen, dem war nicht so. Ich merkte nur wie meine Augenlieder schwer wurden und ich in einen tiefen Schlaf glitt. Mit Kopfschmerzen erwachte ich aus meinem komatösen Schlaf. Ich blinzelte angestrengt um et-was zu erkennen. Es war stockdunkel. Ich wollte mich aufrichten, doch meine Glieder spielten nicht mit. Kühles Metall bohrte sich in meine Hand- und Fußknöchel. Ich war gefesselt auf einem Bett. Nackt.

Kapitel 2

Claire Ich lag auf dem Bauch. Die Hände zum Kopfende des Bettes ausgestreckt, dort waren sie mit Hand-schellen und Seilen zusammengebunden. Sie ließen mir zirka einen halben Meter Spielraum. Ich testete meine Beine. Bewegte sie hin und her. Sie waren nur an den Knöcheln mit Handschellen verbunden, ansonsten waren sie frei. Vorsichtig versuchte ich mich aufzusetzen. Ich rutschte so weit wie möglich zum Kopfende und stemmte mich dann hoch. Ich zuckte zusammen, als in meinem Kopf ein glühender

Schmerz zu pulsieren begann. Hat er mich K.O geschlagen? Er…wie war sein Name? Mylo? War er es? Wenn ja, wo war er jetzt? Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Der Raum war nicht besonders groß, vielleicht zwanzig Quadratmeter. Links von mir war die Tür, ein schmaler Streifen Licht drang unten durch den Spalt in den Raum. Sonst Stand nur ein Tisch, ein Stuhl und ein paar Kisten hier drin. Nichts Besonderes. Die Umrisse eines Fensters zeichneten sich rechts von mir ab. Es waren aber entweder die Rollläden unten oder sie waren mit irgendetwas

verbarrikadiert. Den Nachthimmel konnte ich nicht erkennen. Nacht? Wie spät war es eigentlich? Vor der Tür konnte ich Schritte hören. Sie kamen näher. Wurden lauter. Mein Magen verkrampfte sich. Angst breitete sich in mir aus. Was hatte er vor? Jasmins Worte drangen durch meinen Kopf. >> Er ist erst scharf auf dich, seitdem er weiß, dass du noch Jungfrau bist.<< Will er mich vergewaltigen? Mir meine Unschuld rauben? Er stand vor der Tür, öffnete sie jedoch nicht. Ich konnte die Schatten erkennen, die das Licht unter der Tür unterbrachen.

Vermutlich lauschte er ob ich wach war. Mein Körper begann zu zittern. Plötzlich fiel mir die Kälte in diesem Raum auf. Ich wünschte ich hätte eine Decke um meinen nackten Körper um die Scham zu bedecken. Er stand immer noch vor der Tür, doch als ich diesmal hinsah begann sich die Klinke zu senken. Ich presste meine Beine so fest zusammen wie ich konnte und zog sie eng an meinen Oberkörper. Als die Tür vollständig geöffnet war und von draußen Licht in den Raum drang konnte ich die kargen Wände, den Holzboden und den Nachttisch mit einem Glas Wasser darauf sehen. Sein Körper

im Türrahmen durchschnitt das Licht. Er hatte denselben Gesichtsausdruck wie in der Bar, als er Jasmin bei ihren Zungenspielchen beobachtet hatte. Er trug auch noch dieselben Klamotten. Es konnte also noch nicht so viel Zeit vergangen sein. Er hielt etwas in der Hand, ich konnte es nicht genau erkennen. Wortlos ging er zu dem Tisch und zündete zwei Kerzen an. Dann kam er auf mich zu. „Hier.“ Er reichte mir eine Tablette. „Was ist das?“ „Du hast bestimmt Kopfschmerzen. Das wird es lindern.“ „Denkst du echt ich würde irgendeine Tablette von dir annehmen, nachdem du

mich hierherge-bracht hast? Gefesselt und nackt auf einem Bett.“ Ich funkelte ihn böse an. Woher kam plötzlich diese Wut? Gerade eben hatte ich doch noch Angst? Mein Gehirn muss wohl endlich den Schalter für Verteidigung gefunden und umgelegt haben. Wehrlos gebe ich mich bestimmt nicht geschlagen mein Lieber. Ich werde bestimmt nicht meine gerade gewonnene Freiheit gegen ein Leben, gefes-selt in diesem finsteren Raum eintauschen und als deine Mätresse dienen. Ganz bestimmt nicht! Er griff in seine Gesäßtasche und zog ein Messer hervor. So schnell ich den Entschluss gefasst hatte um meine

Freiheit zu kämpfen, so schnell kam auch die Angst wieder zurück. Es sieht nicht so aus, als würde er nur Spaß haben wollen. Nachdem er mit mir fertig ist, wird es wohl keine Freiheit mehr für mich geben. Zumindest nicht in dieser Welt. „Wir können das hier auf zwei Arten durchführen. Entweder du machst was ich sage, oder du machst Bekanntschaft mit dieser wunderschönen Klinge.“ Er lächelte selbstgefällig und strich mit dem Daumen über das blanke Metall. „Fick dich.“ Brüllte ich. Er lachte laut auf. Sieh an, die Angst ist wohl noch nicht zu meinem losen Mundwerk vorgekrochen, ich bin mir sicher, dass

ich diese Aussage gleich bitter bereuen werde. „Das einzige was ich heute noch ficken werde bist du.“ Er hob das Messer an und ließ es über mein Schienbein gleiten. Feine rote Linien waren zu sehen als er in meine Haut ritzte. Zu wenig um zu verbluten. Ich atmete scharf ein, als ich den brennenden Schmerz fühlte und hasste mich dafür, ihn herausgefordert zu haben. „Also was sagst du.“ Er hielt mir wieder die Tablette hin. Wiederwillig nahm ich sie. Er reichte mir das Glas Wasser, damit ich sie hinunterspülen konnte. „Braves Mädchen.“ Er lächelte zufrieden während ich ihm immer noch böse Blicke

zuwarf. Hielt dafür jetzt aber meinen Mund. Er setzte sich auf die Bettkante, ich rutschte instinktiv weiter zurück. „Du wirst heute ein Feuerwerk von Empfindungen erleben.“ Wieder dieses verführerisch Böse Lächeln aus der Bar. In meinem Kopf begann die Vernunft mit dem Drang der Freiheit zu kämpfen. „Tu es nicht!“ Schrie ich mich selbst in meinem Kopf an. Doch die Freiheit gewann. Ich holte mit den Füßen aus um ihm im Gesicht zu treffen, doch er war natürlich schneller, als hätte er meine Bewegung erahnt. Er fasste mein rechtes Fußgelenk und drückte fest zu. Ich unterdrückte einen Schmerzensschrei als

er mir das Messer ein paar Zentimeter in die Fußsohle rammte. „Ich sehe schon, wir werden ganz besonders viel Spaß haben.“ Er biss sich auf die Lippen als er auf die Nacktheit zwischen meinen Beinen sah. Ich verfluchte mich selbst für diesen dummen Gedan-ken, ich könnte ihm entfliehen, wenn ich ihm einen Fußtritt verpassen würde. Jetzt hatte er auch noch einen schönen Ausblick auf meine Intimste stelle. Ich versuchte meinen Fuß aus seinem Griff zu entkommen. Meine Wunden brannten. Er ließ meinen Fuß los und stand auf. Ging zum Tisch um etwas zu holen. Ich stellte meinen Fuß aufs Bett um die Blutung etwas zu stillen und

den Schmerz zu unterdrücken. Als er sich wieder zu mir setzte hatte er ein Pflaster in der Hand und packte wie-der meinen Fuß um es auf die blutende Wunde zu kleben. Dann setzte er meinen Fuß vorsichtig ab. Wenn er mich vergewaltigen will warum tut er es dann nicht einfach? Auf was wartet er? Wa-rum fügt er mir Wunden zu, nur im sie dann gleich wieder zu versorgen? „Ich will länger etwas von dir haben.“ Sagte er kühl. Ich war etwas verwirrt, woher wusste er was ich dachte? Oder hatte er es aus meinem Gesichtsausdruck deuten können? Er stand wieder auf. Zog sein T-Shirt, die Hose, Schuhe und Socken aus. Er trug nur noch seine

Boxershorts in der sich deutlich sein erigierter Penis abzeichnete. Jetzt war es dann wohl gleich soweit und ich würde meine Unschuld verlieren. Ob ich wollte oder nicht. Sein stählerner Körper sollte mich antörnen. In jedem anderen Umfeld und Situation wäre das wohl auch der Fall gewesen. Nur hier machte es mir Angst. Er war mir überlegen, nicht nur mit Kraft. Ich könnte sonst was versuchen und er würde mich aufhalten können. „Leg dich hin.“ Befahl er mir. Ich zögerte. Meine Beine waren immer noch frei, ich könnte versu-chen ihn zwischen den Beinen zu treffen, dass würde vielleicht meine Unschuld für einen

Moment retten, aber er würde wieder mit dem Messer auf mich einstechen. Es wäre vielleicht die bessere Lösung. Zu sterben, anstatt die Jungfräulichkeit zu verlieren. Ich rede Blödsinn. Die Jungfräulichkeit zu verlieren und weiterzuleben schien mir die bessere Variante. „Los.“ Ein durchdringender Blick und ich begann runter zu rutschen. Legte mich auf den Rücken, die Beine jedoch zusammengepresst. Es war immer noch unangenehm für mich, ihm so offen zu zeigen. Meine Hände lagen über meinem Kopf. Er musterte meinen Körper. Zog sich dann die Boxershorts runter und kramte in der Hosentasche seiner bereits

ausgezogenen Jeans herum. Er richtete sich wieder auf und öffnete mit einem kleinen silbernen Schlüssel die Handschellen an meinen Beinen. Es war ein erleichtertes Gefühl, wieder die Beine bewegen zu können, aber nicht wenn ich daran dachte, was gleich passieren würde. Mich überkam ein Schwall Erregung als er nackt vor mir stand. Ich wusste nicht woher diese Gefüh-le plötzlich kamen. Ich sollte Angst oder Scham empfinden, doch dem war nicht so. Ich wollte ihn in der Bar und ich will ihn hier und jetzt. Er kletterte aufs Bett, nahm meine Beine, spreizte sie und winkelte sie dann an.

Eine Hand strich sanft über meine Brüste, spielte mit einem Nippel bis er hart wurde und wand sich dann dem anderen zu. Gänsehaut überzog meine Haut und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Er genoss es mich zu berühren. Seine andere Hand strich über meinen Oberschenkel immer höher. Ich beobachtete ihn. Konnte aber aus seinem Gesicht nicht schlau werden. Er spielte etwas mit meinen Schamlippen ehe er mit zwei Fingern in mich eindrang. Ich verkrampfte mich. Dieses Gefühl fremder Finger in mir war so neu für mich, dass es mir Angst machte. „Hör auf, bitte.“ Flehte ich ihn an. Meine Erregung war verflogen. Ich fühlte mich

unwohl. Wollte nicht mehr hier sein. Wollte nach Hause. Er zog seine Finger zurück und stemmte seine Arme Links und Rechts von meinem Kopf ab. Sein Gesicht kam meinem immer näher. Ich schloss die Augen. Das war alles zu viel für mich. Tränen schossen in meine Augen. Ich verkniff mir laut aufzuheulen. Diese Gefühlsachterbahn war zu viel für mich. Sein Mund war nun an meinem Ohr. Sein Oberkörper auf meinem. Sein Gewicht ließ mich kurz nach Luft schnappen. „Das Beste kommt doch noch. Dreh dich um. Knie dich hin.“ Er flüsterte die Worte nur, doch seine Stimme klang

erregt. Ich schüttelte nur den Kopf. Er setzte sich zwischen meine Beine auf die Knie. „Dreh dich um.“ Wiederholte er jetzt schärfer. Als ich nicht tat was er wollte packte er meinen Körper, hob ihn in die Luft und warf mich unsanft auf den Bauch. Die Fesseln zerrten an meinen Handgelenken. Meine Brüste taten weh als ich un-gebremst darauf fiel. Und jetzt begann ich richtig zu weinen. „Knie dich hin.“ Befahl er wieder. Ich wollte diese verletzliche Position nicht einnehmen. Mich ihm nicht hingeben. „Knie dich hin.“ Es klang wie eine letzte

Warnung. „Fick dich, du beschissenes Arschloch!“ Brüllte ich zwischen den Heulkrämpfen. Er rammte mir das Messer in den Oberschenkel und ich schrie auf. Zog mein Bein an als er das Mes-ser wieder rauszog. „Dasselbe kann ich mit deinem anderen Bein auch machen.“ Er war wütend. Und letztendlich zog ich das andere Bein auch an. Es schien als hätte ich mich ergeben. Noch mehr Schmerz würde ich nicht mehr ertragen. „Braves Mädchen.“ Seine Finger glitten wieder zwischen meine Beine. Die andere Hand spielte mit meiner Brust und packte fest zu als er seine Finger

rauszog und stattdessen seinen Schwanz hinein stieß. Ein Schmerzensschrei entkam meiner Kehle. Ihn schien es nur noch mehr anzutörnen, denn seine Stöße wurden fester. Er umklammerte nun mein Becken und stieß immer heftiger, immer tiefer zu. Er stöhnte tief, genoss es, während ich mit jedem Stoß einen weiteren Schmerzensschrei unterdrückte. In mir breitete sich ein brennendes Inferno aus. Zu dem merkte ich wie Blut aus der Wunde in meinem Oberschenkel hinunter lief. „Bitte…hör auf.“ Keuchte ich. Und er ließ tatsächlich von mir ab. Sein Schwanz glitt aus mir und ich seufzte erleichtert. Rang nach Luft. Er war

ebenfalls etwas außer Atem. Er kam nun zu mir zum Kopfende. Ich versuchte mich zu beruhigen und langsamer zu atmen. Er nahm meine Fesseln und hob sie hoch sodass ich mich auf den Knien hochziehen musste, was meinen Oberschenkel noch mehr zum Bluten brachte. Er nutze die Lücke, die nun zwischen mir und dem Bett entstand und rutschte so weit durch, bis sein Schwanz unter mir aufragte. „Nimm Platz.“ Er lächelte hämisch. Ich versuchte mir die Tränen wegzuwischen. „Warum tust du das?“ Fragte ich ihn mit zittriger Stimme. „Ich will dich sehen, wenn du schreist,

wenn du stöhnst. Wenn du kommst.“ Sein Gesicht war mei-nem ganz nahe, ich konnte seinen Atem an meinem Hals spüren. Er drückte mich auf seine Männ-lichkeit. Als er wieder in mich eindrang verkniff ich mir wieder einen Schrei. Das brennen war uner-träglich. Er biss sich wieder auf die Lippen und hob sein Becken um tiefer in mich einzudringen. Be-obachtete mich und meine Reaktion. Seine Hände waren um meine Hüfte geschlungen. „Reite mich.“ Ich beschloss zu tun was er verlangte, wenn ich mich zur Wehr setzten würde, würde es die ganze Sache nur rauszögern. Wenn er fertig ist, wird er von mir ablassen. Hoffte ich

zumin-dest. Ich hob und senkte mein Becken, biss die Zähne zusammen um den Schmerz zu ertragen. Er schloss kurz die Augen und stöhnte wieder. Ich schaffte es nur ein paar Minuten auf ihm, dann konnte ich nicht mehr. Mein Oberschenkel zitterte von der Belastung. Er schien ebenfalls zu merken, dass etwas nicht stimmte. Er drang noch einmal tief in mich ein, schlang seine Arme um meinen Körper und hob mich hoch. Dann drehte er mich vorsichtig um und legte mich auf den Rücken. Er war über mich gebeugt. Sah mir in die Augen. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis ihn zu küssen. Er leckte sich über die Lippen. Ich sah kurz auf seine

Lippen und wieder zurück in die Augen. Er wusste anschei-nend worauf ich hinaus wollte und lächelte. Hielt aber Abstand zu meinem Gesicht und stieß wie-der schneller zu. Sein stöhnen wurde lauter, die Stöße wieder heftiger und tiefer, ehe er zum Or-gasmus kam. Schwer atmend ließ er sich auf mir nieder. Sein Mund war an meinem Hals. Sein warmer Atem um-spielte meine Haut. Und ich begann wieder leise zu weinen. Wortlos stieg er von mir runter, zog sich wieder an. Dann verschwand er aus der Tür. Er ließ mich einfach so liegen. Mir war kalt und ich hatte das Bedürfnis

mich zu duschen. Wollte meine Wunden versorgen. Die Tür öffnete sich wieder und er kam mit einem Verbandskasten herein. Er säuberte meine Wunden und verband sie. Dann sah er mir zwischen die Beine. „Du blutest.“ „Herzlichen Glückwunsch.“ Entgegnete ich sarkastisch. „Das ist wohl normal wenn man der erste ist.“ Er schüttelte nur den Kopf. „Nein, nicht so viel Blut.“ Er nahm eine Creme, kleckste sich etwas auf die Finger und steckte sie wieder hinein und verteilte die Creme. Das Brennen erlosch rasch und ich ließ einen erleichterten

Seufzer. „Warum tust du das?“ Ich fragte ihn erneut und erhoffte mir eine andere Antwort als vorhin. „Was meinst du?“ „Du vergewaltigst mich und dann spielst du Doktor?!“ „Ich habe dich doch nicht vergewaltigt. Du wolltest es doch genauso.“ Er zwinkerte mir zu. „Na klar, ich will gefesselt auf einem Bett liegen und mich von irgendeinem dahergelaufenen Typen vögeln lassen.“ Spottete ich. Er grinste nur wieder selbstgefällig, sagte aber nichts darauf. „Ich würde mich gerne Duschen gehen und auf die Toilette.“ Still nickend

machte er die Seile am Kopfende des Bettes los und zerrte mich hoch. Hinter sich nach. Am Ende des Raumes war eine Tür die mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen war. Er schaltete das Licht ein und öffnete die Tür. Es war gerade mal eine Toilette, eine Dusche und ein Waschbecken da. „Kein Spiegel?“ Fragte ich verwundert. „Du könntest auf blöde Gedanken kommen.“ Er schubste mich vorwärts in den Raum und zückte sein Messer. „Nein! Bitte ich mache doch, was du willst!“ Etwas verwirrt sah er mich an und kramte weiter in seiner Hose, ehe er den kleinen Schlüssel fand, das Messer ließ er zurück in seine Gesäßtasche

wandern, ehe er die Handschellen öffnete. Die plötzliche Bewegungsfreiheit machte mich glücklich. Am liebsten hätte ich ihn dankend umarmt, doch das schien mir idiotisch. Immerhin war er derjeni-ge, der mir die Fesseln angelegt und mich vergewaltigt hatte. „Bitte, geh duschen.“ Er lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Hände. „Könnte ich etwas Privatsphäre haben?“ Ich deutete auf den Toilettensitz. Mylo drehte sich um, blieb aber stehen. Als ich fertig war ging ich unter die Dusche. Ich ließ das Wasser für ein paar Minuten einfach nur über meinen

geschundenen Körper laufen und genoss es die Wärme in diesem kalten Raum um mich zu haben. Mylo beobachtete mich. Die Duschwände waren durchsichtig, aber warum sollte ich mich jetzt genieren. Er hatte sowieso schon alles von mir gesehen. Ich drehte ihm den Rücken zu und ließ das Wasser einfach weiter über meine Haut laufen. Das Plätschern übertönte die Duschtür, die geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. Mylo packte mich von hinten, beugte meinen Oberkörper vor und drang wieder in mich ein. Die Creme hat in so kurzer Zeit wahre Wunder gewirkt. Das brennen war fast vollständig abgeklun-gen und sein Penis

in mir schien mir zu gefallen. Er merkte, dass ich anders verhielt, ließ von mir ab, drehte mich um und hob mich anschließend mit Leichtigkeit hoch. Ich umschlang seine Hüften mit den Beinen um nicht hinunterzufallen während er mich gegen die Wand lehnte und wieder zustieß. Meine Hände hatte ich um seinen Hals gelegt. Er saugte an meinen Hals und biss leicht hinein und stöhnte zwischendurch immer mal auf. Ich warf meinen Kopf zurück als mir ein Stöhnen aus dem Mund drang. Etwas verwundert sah er zu mir hoch. Er war anscheinend genauso erstaunt über meine plötzliche Veränderung wie ich selbst. Ich wusste nicht ob ihm gefiel was er sah oder

nicht. Doch plötzlich lagen seine Lippen auf den meinen. Er war fordernd und doch irgendwie sanft. In mir breitete sich ein unbekanntes Gefühl aus. Meine Beine zuckten und meine Finger krallten sich in seine Schultern während ich den ersten Orgasmus meines Lebens erlebte. Überwältigt von den Gefühlen konnte ich mein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Mylo wurde nur noch heißer als er es hörte und knabberte an meiner Unterlippe als auch er zum Orgasmus kam. Ein Kuss ist doch etwas, was nur Liebende austauschen, hatte ich immer gedacht. Doch Mylo und ich waren nicht

verliebt. Warum hat er mich also geküsst? Er bezog das Bett neu und reichte mir eine Decke und einen Kopfpolster. Fesseln legte er mir nicht mehr an. Sperrte aber das Zimmer ab als er hinausging. Später brachte er mir ein Belegtes Brot zu Essen und ein Glas Wasser zu trinken. Danach verließ er den Raum endgültig für diesen Tag. In meinem Kopf herrschte Verwirrung. War ich gerade wirklich dabei, mich in meinen Vergewaltiger zu verlieben?

Kapitel 3

Claire war nun schon seit drei Wochen bei mir. Und ich begann mich zu langweiligen. Sie gab keine Wiederworte mehr, wehrte sich nicht mehr, hatte keine Angst mehr. Sie machte was ich wollte und es schien als würde sie es genießen. Mir fehlte der Reiz am Sex, die angsterfüllten Schreie, die Angst vorm Messer…vor mir. Es war Zeit für was Neues. Es war Samstagabend. Ich wollte ausgehen. Ein neues Opfer finden. Als ich Claires Zimmer betrat machte sie sich wieder bereit für mich. Doch das

hatte ich jetzt nicht vor. Noch nicht. „Trink das.“ Ich reichte ihr ein Glas Wasser, das ich mit Schlaftabletten präpariert hatte. Sie gehorch-te ohne wiederworte und trank. „Streck die Hände aus.“ Sie zögerte einen kurzen Moment, tat es dann aber doch. Ich fesselte ihre Hände und band sie wieder am Bett fest. Sie wurde langsam benommen. Die Wir-kung der Tabletten schien einzusetzen. „Warum fesselst du mich wieder. Ich habe immer getan was du wolltest.“ Mit einem süßen Lächeln verließ ich den Raum und schloss die Tür hinter mir ohne ihre Frage zu

beantworten. Claires verschwinden ist nicht unentdeckt geblieben. Einen Tag später wurde sie als vermisst gemeldet. Aber die Ermittlungen verliefen bisher ohne Erfolg. Niemand brachte mich damit in Verbindung. Ich hatte ihr K.O. Tropfen ins Glas gekippt, hatte sie manipuliert, dass sie ein paar Minuten später rausgehen sollte und bin gegangen. Als sie dann aus der Bar gewackelt kam um auf ein Taxi zu warten brach sie zusammen. Ich sammelte sie auf und brachte sie zu mir nach Hause. Niemand hat uns gesehen. Außer Jasmin und der Barkeeper. Und beide hatte ich

manipuliert, sodass sie nichts mehr von mir wussten. Ich war am anderen Ende der Stadt. Die Bar war etwas größer als die, wo ich Claire aufgesammelt hatte. Mehr Leute, weniger Aufmerksamkeit. Ich setzte mich wieder an die Bar und wartete. Die Mädchen kamen normalerweise ganz von alleine. Mein Blick schweifte durch den Raum. Und blieb bei einem Mädchen, Anfang zwanzig hängen. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie war ziemlich Klein und zier-lich. Es wirkte aber als hätte sie eine große Klappe. Sie stand mit zwei

Freundinnen, die sie fast um einen Kopf überragten an einem Tisch und trank ein Bier. Ihre Freundinnen waren zwei groß gewachsene Blondinen mit kurzen Kleidern, die noch dazu High Heels anhatten. Eine machte dauernd Selfies von sich und die andere schien ihren Lipgloss krankhaft auf ihren Lippen zu schmieren. Die Kleine passte überhaupt nicht zu ihnen. Sie trug Converse, eine schwarze Hose und eine grün ka-rierte Bluse. Ihr Blick traf meinen. Ich lächelte, genau wie sie. Ihre Freundinnen sahen ihr nach, lächelten dann ebenfalls. Dann begannen sie zu tuscheln und warfen mir immer

wieder verstohlene Blicke zu. Ich trank einen großen Schluck von meinem Bier als die Selfie-Blondine zu mir her stöckelte. Ihre Haut hatte einen unnatürlichen Braunton, vermutlich vom Solarium. „Na, ganz alleine hier?“ Sie dachte wohl es würde erotisch aussehen, wenn sie mit ihren aufgekleb-ten Wimpern klimperte, doch es sah eher aus als hätte sie irgendwas in den Augen. „Ich trinke nur ein Feierabendbier, dann verschwinde ich wieder.“ Ich nahm noch einen Schluck. „Ach, die Nacht ist noch jung. Lass uns etwas Spaß haben.“ Sie legte ihre Hand auf meinen

Ober-schenkel. „Ich bin übrigens Natascha.“ Sie klimperte wieder mit den Wimpern. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. „Und ich nicht interessiert.“ Sagte ich kühl als ich ihre Hand von meinem Oberschenkel wegnahm. Irritiert sah sie mich an, als ob sie es nicht glauben konnte, dass ich sie abblitzen ließ. Ich wand mich wieder meinem Bier zu. „Du weißt nicht was du verpasst.“ Schnaubte sie verächtlich. Ich verkniff es mir sie auszulachen. „Auf Extensions, künstliche Wimpern und Solarium kann ich gern verzichten.“ Ihr fiel nichts mehr darauf ein, sie stöckelte zurück zu ihrem Tisch und

erzählte den anderen aufgebracht was ich zu ihr gesagt hatte. Die Kleine schien wütend zu sein und warf mir immer wieder verächtliche Blicke zu. Dann stapfte sie wütend auf mich zu. „Was fällt dir überhaupt ein meine Schwester so zu beleidigen?!“ Schimpfte sie. „Deine Schwester? Diese Barbiepuppe?“ Ich lachte abschätzig. „Du denkst wohl auch, dass du jede bekommen kannst.“ Sie stemmte ihre Hände in die Hüften. „Eigentlich bin ich ziemlich wählerisch.“ Ich musterte sie von oben bis unten, biss mir auf die Lippen, mit dem Wissen, dass es die meisten Frauen

antörnt. „Glaub nicht, das würde mich beeindrucken du mieses Arschloch.“ Ja, sie war eindeutig die Richti-ge. Ich trank mein Bier aus und stand auf. Neben mir wirkte sie winzig, ich war 1,95 und sie vielleicht 1,60 groß. Ohne sie zu beachten ging ich vorbei zur Tür. Die zwei Blondinen warfen mir vernichten-de Blicke zu. Ich manipulierte sie. Der Parkplatz war voll Autos, als ich mich umsah konnte ich keine Menschenseele hier draußen erkennen. Während ich zum Auto ging tränkte ich ein Tuch mit Chloroform. Ich war schon ein Stück gegangen als ich

merkte, dass ich verfolgt wurde. Ich wusste es. „Bleib stehen du Arsch!“ Brüllte mir die Kleine nach. Breit grinsend drehte ich mich um, versteckte das Tuch hinter meinem Rücken. „So Klein und so eine große Klappe. Hat deine Schwester nicht den Arsch in der Hose, dass sie selbst herkommt und mich beleidigt? Bist du ihr Bodyguard?“ Sie kam näher, wollte mir einen Tritt verpassen. Ich packte sie an einem Arm, drehte sie so, dass sie mit dem Rücken zu mir stand und hielt ihr das Tuch vor Mund und Nase. Dann sackte sie

zusam-men. Ich legte sie in das Zimmer neben Claires, zog ihre Kleider aus und fesselte sie ans Kopfende. Es würde noch etwas Zeit dauern bis sie wach werden würde, deshalb ging ich zu Claire hinüber. Sie schlief tief und fest. Nackt. Wusste nicht, dass nebenan noch jemand lag. Die Betten standen Kopf-ende an Kopfende, nur die Wand trennte sie. Eine Wand durch die man Schreie aus dem anderen Zimmer hören konnte. Ich wollte warten bis Claire aufwachen würde, ihr dann zeigen, dass sie Angst vor mir haben sollte. Die Schlaftabletten sollten bald nachlassen, ich hatte ihr nur eine kleine

Dosis gegeben. Nur solange ich weg war. Sie lag auf dem Bauch und atmete ruhig. Ich stieß sie ein paar Mal gegen die Rippen. Sie stöhnte kurz auf wurde aber nicht wach. Als ich ihr mit dem Messer in den Oberarm stach, schrie sie auf. Jetzt war sie wach. „Ich bin wieder da.“ Mit Schmerzverzerrten Gesicht setzte sie sich auf. Spreizte die Beine. Ihre Lip-pen bebten, sie war kurz davor loszuheulen. Ich nahm ihre Beine und legte sie wieder hin. Verwirrt sah sie mich an. „Du hast mich heute noch gar nicht gefickt.“ Sagte sie trocken und sah auf meinen Schwanz der steif war, jedoch

nicht wegen ihr. Die Vorfreude auf das andere Mädchen war größer als die Lust Claire wie jeden Tag auf dieselbe Weise zu vögeln. „Hilfe! Hilfe!!“ Claire erschrak und sah mich geschockt an. „Ist noch jemand hier?“ Fragte sie. „Hast du schon mal daran gedacht, wie es mit dir weitergehen wird, wenn mir langweilig wird?“ Das Mädchen nebenan schrie sich die Seele aus dem Leib und ich grinste selbstgefällig. Panik machte sich in ihr breit. Sie begann zu weinen. „Bitte töte mich nicht.“ Flehte sie nun. Als ich die Tür aufmachte hörte ich nur noch „Mylo, bitte.“ Sie hatte wieder

Angst, ich hatte es ge-schafft. Vom Medizinschrank holte ich eine Kopfschmerztablette, das tat ich immer, nicht weil sie sie immer brauchten, es war nur um ihre Reaktionen zu sehen. Als ich die Tür öffnete verstummten ihre Schreie. Ich zündete zwei Kerzen an um den Raum etwas zu erhellen. Sie lag immer noch auf dem Bauch. Die Beine überkreuzt. Ihre Augen weiteten sich, als sie mich sah. „Was hast du mit mir gemacht?“ Ihre Stimme war fest. Sie hatte keine Angst, sie war einfach nur stinkwütend.

„Noch habe ich gar nichts gemacht.“ Ich reichte ihr die Tablette. „Hier, nimm die.“ „Nein Arschloch!“ Sie schrie wieder. Ich zückte mein Messer und wedelte etwas damit herum. „Nimm die Tablette.“ „Eher sterbe ich als, dass ich irgendwas von dir in den Mund nehme.“ Ich war amüsiert über ihre Zweideutige Bemerkung. Ich hielt die Messerspitze unter ihr Kinn. Stopfte die Tablette in ihren Mund. Sie tat so als würde sie sie schlucken. Und ich zog das Messer zurück. Dann spukte sie mir die Tablette auf meine Brust. Ich

knurrte vor Zorn und Erregung. Genau so wollte ich es, sie sollten sich wehren. Ich ging zum Bettende und begann mich auszuziehen. Sie beobachtete mich ganz genau. „Wie heißt du?“ Fragte ich sie nun. „Das geht dich einen Scheißdreck an!“ Schrie sie nun wieder. Ich stach leicht mit der Messerspitze in ihren Oberschenkel. Sie versuchte den Schmerz zu ignorieren. „Wie heißt du?“ Wiederholte ich meine Frage noch einmal. „Ich werde dir gar nichts sagen!“ Langsam ließ ich die Klinge tiefer in ihr Fleisch schneiden. „Wie heißt du?“ Sie biss die Zähne

aufeinander. Redete noch immer nicht. Mit einem Schnellen ruck riss ich die Klinge etwas nach unten und sie brüllte auf. „Sag mir deinen Namen.“ Sagte ich jetzt scharf. „Vivian.“ Sagte sie nun unter Tränen. „Also Vivian, du tust was ich sage. Ansonsten wirst du noch öfter Bekanntschaft mit dem Messer machen. Haben wir uns verstanden?“ Sie nickte. Ich zog mir die Boxershorts runter und kniete mich zwischen ihre Beine. Spreizte sie und hob sie an. Als ich in sie eindrang schrie sie auf. Wand sich unter mir. Wollte mich loswerden. Doch

es machte mich nur noch schärfer. Sie schrie, flehte, bettelte. Ich ließ kurz von ihr ab, drehte sie auf den Rü-cken. Ich wollte ihr Gesicht sehen. Wollte ihre Angst sehen. Doch sie hatte die Augen geschlossen und weinte. Ich machte weiter. Sie war keine Jungfrau mehr, das merkte ich sofort, doch sie war trotzdem verdammt eng und würde mich schneller zum Höhepunkt bringen als ich wollte. Plötzlich schlang sie ihre Beine um meine Hüften und ich drang noch tiefer in sie ein, was sie wieder zum Schreien brachte. Doch plötzlich holte sie aus und Schlug mit der Ferse mit Voller Wucht gegen mein Kreuz. Ich sackte kurz zusammen

und stöhnte auf vor Schmerz. „Verdammte Scheiße!“ Schrie ich. Packte ihre Oberschenkel, drückte sie fest nach unten und rammte ihr meine Fingernägel ins Fleisch. Jetzt kreischte sie. Ich nahm sie noch fester bis ich endlich zum Höhepunkt kam. Keuchend ließ ich von ihr ab. Stand auf. „Das war der schlechteste Sex meines Lebens.“ Sagte sie bissig. „Du weißt, dass du dich gerade selbst anlügst.“ „Dein Penis ist der kleinste, den ich jemals gesehen habe.“ Ich lachte laut auf. „Deine Witze werden immer schlechter.

Willst du mein Ego irgendwie verletzen?“ Ich band die Fesseln an dem Bett los und legte das Seil einmal um ihren Hals. „Steh auf.“ Mit dem Messer stach ich ihr leicht in den Rücken. Wir gingen zur Tür. „Was willst du jetzt machen?“ Ihre Stimme klang nun unsicher. „Dich entsorgen.“ Ich scherzte nur, doch sie hatte nun ernsthaft Panik. Ich öffnete Claires Tür. Als wir hindurchgingen trafen sich die Blicke der Beiden. Claire war entsetzt. „Was bist du nur für ein mieses Stück Scheiße?“ Fauchte mich Vivian an.

Claire musterte meinen nackten Körper. Verzehrte sich danach. Es wirkte fast so als würde sie eifersüchtig auf Vivian sein. Das ich mit ihr geschlafen hatte und nicht mit Claire. Der Gedanke gefiel mir. Ich versuchte es auf die Spitze zu treiben. Führte Vivian in die Dusche. Band ihre Fesseln eng an die Stange, die ich extra dafür angebracht hatte. Claire konnte uns vom Bett aus beobachten. Ich stellte das Wasser an und begann Vivian und mich einzuseifen. Ihr Blut klebte an mir. Die Wun-de an ihrem Oberschenkel hatte ich noch nicht versorgt. Ich wollte noch weitergehen und hob sie hoch. Drang wieder in sie ein. Vögelte

sie vor Claires Agen. Mein Rücken schmerzte, doch sie versuchte es nicht noch einmal mir einen Tritt zu verpassen. Ich legte sie zu Claire ins Bett, band ihre Fesseln aber am Bettende fest. Nicht dass sie noch gegen-seitig auf dumme Gedanken kommen und versuchen würden die Fesseln zu öffnen. Ich verband Vivians Wunde und ließ Claire links liegen. Sie hatte kein Wort mehr gesagt, seitdem ich mit Vivian hereingekommen war.

Kapitel 4

Claire Verstört betrachtete ich die Tür, die Mylo hinter sich geschlossen hatte. Er hatte mich nicht einmal angesehen. Hatte nur Augen für sie. „Hi, ich bin Vivian.“ Sie versuchte sich aufzusetzen. Ihr Bein schien zu schmerzen. „Claire.“ Entgegnete ich nur kühl. Was war so besonders an ihr, dass er sie mir vorzog? „Wie lange bist du schon hier?“ „Seit 16. Juni.“ „Das ist drei Wochen her.“ Zeit hatte für

mich keine Bedeutung mehr. „Du bist das Mädchen aus dem Fernsehen, die Polizei hat die Suche aufgegeben. Es hieß, wenn du jetzt noch nicht aufgetaucht bist, wirst du wahrscheinlich nicht mehr lebend gefunden.“ „Das sind ja tolle Neuigkeiten.“ Fauchte ich sie an. „Vergewaltigt er dich auch?“ „Er vergewaltigt mich nicht.“ Sie sah mich verwirrt an. „Wir sind in der gleichen Lage. Nackt, gefesselt. Was hat er sonst die letzten drei Wochen mit dir gemacht?“ „Zwischen miteinander schlafen und vergewaltigen liegen

Welten.“ „Deshalb hast du auch überall Narben. Und frische Verbände.“ Sie lachte verächtlich. Ich verkniff mir eine Antwort. „Wie naiv bist du eigentlich? Weißt du eigentlich was er mit uns macht, wenn er genug von uns hat? Der wird uns nicht einfach laufen lassen und hoffen wir halten die Klappe. Er ist ein verdammter Psychopath, er wird uns die Kehle aufschlitzen oder weiß Gott was mit uns anstellen.“ „Mylo ist kein Psychopath.“ „Hat er dir eine Gehirnwäsche oder ähnliches verpasst? Bist du verknallt in ihn?“ Mein Blick verriet es

ihr. „Oh mein Gott was bist denn du für eine Verrückte? Denkst du etwa auch, dass er in dich verliebt ist? Er sticht mit einem Messer auf dich ein. Das sollte eigentlich Grund genug sein sich von so ei-nem Typen fernzuhalten, geschweige denn, sich in so einen zu verlieben!“ „Halt deine Klappe!“ Ich streckte mich und kickte mit dem Fuß in ihre Rippen. Sie keuchte kurz auf. „Sag mal spinnst du? Wir sollten zusammenhalten! Wir sind zu zweit, wenn wir uns irgendwie die Fesseln lösen könnten, könnten wir versuchen ihn zu überwältigen.“ „Er ist groß, hat Muskeln und ein

Messer. Würdest du das wirklich tun?“ „Ich würde zu aller erst sehen, dass ich an sein Messer kommen würde. Und dann würde ich ihm seine Kehle aufschlitzen.“ Ich warf ihr einen bösen Blick zu. Ich wollte nicht, dass sie ihn verletzt. „Du fasst ihn nicht mehr an!“ Ich trat wieder nach ihr, diesmal fester. Sie fiel rückwärts über das Bettende, ihre Hände blieben in der Luft hängen, während ihre Schulter einen lauten Knacks von sich gab. Schmerzerfüllte Schreie durchdrangen den Raum. Mylo riss die Tür auf und blieb kurz stehen um sich ein Bild über die Situation zu machen. „Was ist denn mit euch los?“ Seine Stimme war

gereizt. „Diese Schlampe hat mich vom Bett geworfen und mit das Schlüsselbein gebrochen.“ Er warf mir einen erstaunten Blick zu und kniete sich dann zu ihr hinunter. Löste ihre Fesseln an den Händen und half ihr auf. Die rechte Schulter hing etwas nach unten. Dann warf sie mir einen entschlossenen Blick zu. Mit der linken Hand griff sie Mylo in die Gesäßtasche und zog das Messer aus der Scheide. Ehe er reagieren konnte rammte sie das Messer in seinen Rücken. Er schrie und ging zu Boden. Sie wollte sich auf ihn stürzen, doch blieb abrupt stehen. Von Mylos Rücken lief Blut. Er kniete

auf dem Boden und sah sie mit einem finsteren Lächeln an. Vivian richtete sich das Messer gegen sich selbst. Zwischen ihren Brüsten bis zu ihrem Bauchnabel zog sie einen geraden Schnitt. Von sich selbst entsetzt begann sie zu weinen. Es war ein verstören-der Anblick als die Klinge immer tiefer in ihre Haut schnitt. Mehr und mehr Blut quoll hervor. Mylo rappelte sich auf und entriss ihr das Messer. Er warf sie zu Boden, packte ihren Pferde-schwanz und zog sie hinter sich nach. Sie wehrte sich nicht mehr. Die Beiden verschwanden aus dem Raum. Mylo schloss die Tür hinter sich. Und ich saß am Bett und konnte nicht begreifen, was hier gerade geschehen

war. Mylo Dieses Miststück. Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen, dass irgendwann einmal so etwas passieren würde. Mein Rücken schmerzte. Ich zerrte Vivian ins Bad am anderen Ende des Flures. Hievte sie in die Badewanne und ließ das Wasser ein. Währenddessen klebte ich mir mühsam einen Verband um meine Wunde. Die Wunde war Gott sei Dank nicht besonders tief, schmerzte dennoch enorm. Als genug Wasser in der Wanne war begann ich sie abzuschrubben. Ich

steckte meine Finger in sie hinein und fummelte etwas darin umher, ich wollte sichergehen, dass auch der letzte Rest Sperma von mir verschwunden war. Ich hätte sie schon früher kampfunfähig machen sollen, das hätte mir einige Schmerzen erspart. Hätte aber auch den Reiz an der Sache genommen. Sie beobachtete mich. Doch sie konnte keine Miene mehr verziehen. Kein Körperteil mehr bewegen. Nur ihre Augen wanderten hin und her. Ich ließ das Wasser aus und begann sie mit einem Handtuch trocken zu reiben. Dann wickelte ich sie darin ein und warf sie über meine

Schulter. Ich fuhr ein gutes Stück in den Wald hinein. An einer geeigneten Stelle legte ich sie ab. Packte das Handtuch wieder ein und manipulierte sie. Sie würde sich an nichts mehr erinnern können. Nicht an mich, nicht an Claire, an nichts von dem was ich ihr angetan hatte. Es ist so als wären die letzten Stunden gar nicht passiert. Bis auf die Wunden. Sie waren nicht tief, es würden also kleine Narben bleiben. Doch sie würde überleben. Ich war vielleicht ein Vergewaltiger, aber kein Mörder. Ich stand vor der Tür, nicht sicher wie es

mit ihr weitergehen sollte. Ich wusste nicht ob ich sie nicht doch noch länger behalten sollte oder sie ebenfalls frei lassen und mir jemand neues Suchen sollte. Leise öffnete ich die Tür. Mit einem verletzten Gesichtsausdruck sah sie mich an. „Ist sie tot?“ „Sie ist weg.“ Sagte ich kühl und setzte mich auf die Bettkante. „Wirst du mich auch wegbringen?“ Ihr Blick erweichte mein Herz ein wenig. „Sie ist weg, nicht tot.“ Erleichterung machte sich in ihr breit. „Du hast sie nicht umgebracht?“ Ich schüttelte den

Kopf. „Warum nicht? Sie hätte es verdient! Sie hat dich einen Psychopathen genannt. Wollte dir die Kehle aufschlitzen!“ „Bin ich etwa kein Psychopath?“ Ich grinste. Öffnete ihre Fesseln an den Händen. Sie rieb sich über die Handgelenke. „Nein!“ Ich war etwas erstaunt. Legte mich neben sie aufs Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Was denkst du, was ich dann bin? Ich halte dich bei mir fest, ficke dich jeden Tag ein paar mal. Du hast Narben überall am Körper. Sind das nicht Anzeichen dafür, dass etwas nicht mit mir stimmt?“ „Ich denke, dass du einfach einsam bist

und irgendeine Blockade hast um eine Frau in dein Leben zu lassen.“ Ich schnaubte verächtlich. „Ich bin doch nicht einsam.“ „Und warum bist du dann jetzt hier und redest mit mir?“ „Ich rede sonst auch mit dir.“ „Nein, du gibst sonst nur Befehle. Willst die Kontrolle über alles und jeden haben. Jetzt aber lässt du mich etwas in dich hineinsehen. Wie wäre es, wenn du mal die Kontrolle abgibst? Das scheint eine ziemlich große Last für dich zu sein.“ „Es ist keine Last. Ich mag es, wenn man tut was ich will.“ „Wie ist es, wenn wir miteinander schlafen? Du hast gesagt es ist

langweilig, weil ich mache was du willst. Dabei willst du doch, das ich mache was du mir befiehlst.“ „Mir fehlt der Reiz. Du hast dich mir ergeben.“ „Und Vivian war reizvoll für dich?“ „Sie hat sich gewehrt, hatte Angst. Ich habe ihr gezeigt wo es langgeht.“ „Du hattest die Kontrolle über sie?“ „Mehr oder weniger. Für so einen Zwerg hatte sie echt Mumm.“ Es war ihr unangenehm, schnell versuchte Claire das Thema zu wechseln. „Wie viele Frauen waren schon vor mir hier?“ „Ich habe nicht mitgezählt. Sieben oder acht vielleicht.“ Sie sah mich etwas

stutzig an. „Und über die alle hattest du die Kontrolle? Wie lange waren sie hier?“ „Die meisten nur ein paar Tage.“ „Ich bin also am längsten hier?“ Ich nickte nur. „Zieh dein T-Shirt aus.“ Ich warf ihr einen fragenden Blick zu. „Vertrau mir.“ Ich wusste nicht worauf sie hinauswollte, ich zog also mein T-Shirt aus und ließ mich wieder zurückfallen. Sie kletterte auf mich. Strich mit der Hand über meine Brust. Ich beobachtete sie nur still. Versuchte herauszufinden, was sie vorhatte. Sie beugte sich vor. Ihre Lippen trafen

auf meine und wir begannen uns zu küssen. Ich vergrub meine Hände in ihre Haare und wollte sie zur Seite drehen. Doch sie ließ mich nicht. Ihr Mund ging weiter runter zu meinem Hals, meiner Brust, meinem Bauch. Vor meiner Hose hielt sie inne. Öffne-te sie. Sie zog die Hose und Boxershorts gleichzeitig hinunter. Mit festem Griff umschloss sie mei-nen Schwanz. Begann die Hand auf und ab zu bewegen. Ein tiefes Stöhnen entglitt meiner Kehle. Dieses Gefühl war aufregend. Normalerweise ließ ich die Frauen nicht daran, zu viel Angst hatte ich sie würden versuchen ihn zu brechen oder hineinzubeißen. Doch bei Claire war es

anders. Sie umschloss nun meine Eichel mit den Lippen und begann zu saugen. Weiteres stöhnen drang aus meinem Mund. Ihre Bewegungen wurden schneller. Ich war wie im Rausch. Dann stoppte das Gefühl. Panisch öffnete ich die Augen, doch entspannte mich gleich wieder als sie sich auf mich setzte. Ich wollte mich aufstützen doch sie drückte mich mit der Hand wieder nie-der. Ihre Hüften hoben und senkten sich schnell. Ihre Brüste wippten bei jeder Bewegung auf und ab. Ich begann sie zu streicheln. Griff fester zu als ich merkte, dass der Höhepunkt immer näherkam. Sie

beugte sich vor und begann mich wieder zu küssen. Meine Hände wanderten zu ihren Pobacken und ich bohrte meine Finger hinein als ich kam. Sie stieg von mir runter und legte sich neben mich auf den Rücken. Wir atmeten beide schwer. Von der Jungfrau zum Luder. Die rasche Verwandlung kam mir seltsam vor. Mein Verhalten kam mir selbst seltsam vor. Ich ließ sie zu nahe an mich heran. Behielt sie zu lange bei mir. Ich musste das beenden. Musste sie loswerden. Das Gefühl des Machtverlustes zog meine Stimmung etwas hinunter. Küsse, warum küssten wir uns? Ich hatte keine

der Frauen geküsst die jemals bei mir waren. Niemals. Ich stand auf. Zog meine Kleider wieder an. Warf ihr noch einen letzten Blick zu und ging dann hin-aus. Ich kam gerade mit meiner eigenen Gefühlswelt nicht klar, hier passierten Dinge, die ich nicht zulassen wollte. Nicht zulassen konnte. Ich brauchte frische Luft. Es war eine wolkenlose Nacht. Die Sterne und der Mond erhellten die Umgebung ein bisschen. Ich könnte meine Gabe nutzen und in ihre Gedanken sehen. Doch ich konnte mir denken was ihr im Kopf

umherschwirrte. Sie war verliebt in mich. Aber ich sollte nicht in sie verliebt sein, ich war es auch nicht. Aber bei meiner derzeitigen Gefühlslage konnte ich mir selbst nicht mehr trauen. Des-halb muss sie weg. So schnell wie möglich. Ich durfte mich nicht verlieben. Nicht jetzt. Nicht in die-ses Mädchen.

Kapitel 5

Mylo „Steh auf. Es ist so weit!“ Verwirrt sah sie hoch. „Komm mit.“ Ich ging voraus, mit dem Wissen, dass sie mir folgen würde. Im großen Badezimmer ließ ich ihr die Badewanne ein. Dieselbe Prozedur wie bei Vivian, nur das ich Claire nicht manipulieren musste. Jetzt noch nicht. Ihr Körper zitterte, als sie hinausstieg. Ich wickelte ihr ein Handtuch um und rieb sie ab. „Was hast du vor?“ Sie schien eine

Vorahnung zu haben, wollte es aber nicht wahrhaben. „Es beenden.“ Sagte ich trocken. „Willst du mich loswerden?“ Sie wand sich aus dem Handtuch und legte mir die Hände um den Hals. Versuchte mich zu küssen. Doch dieses Mal ging ich nicht darauf ein. „Du kommst wieder nach Hause. Deine Eltern werden sich freuen.“ Ich schubste sie sanft weg. Hob das Handtuch wieder hoch und legte es über ihre Schultern. „Nein, ich will bei dir bleiben.“ Ich war überrascht. So etwas hatte noch keine der Frauen gesagt. „Du willst weiterhin eingesperrt sein? Dich von mir ficken

lassen?“ „Ich würde alles machen um bei dir zu bleiben. Ich…ich…“ Ich wusste worauf sie hinaus wollte. „Du hast dich vielleicht in meinen Körper verliebt. Aber bestimmt nicht in mich, Claire.“ Ich band ihr eine Augenbinde um. Mein Vertrauen in meine Fähigkeiten war groß, aber nicht so groß um zu riskieren, dass ich irgendwann einmal etwas falsch mache und sich jemand erinnern könnte. Dann würde ich im Gefängnis landen, oder noch schlimmer. Sie lag still auf dem Rücksitz während ich fuhr. Ich wusste nicht ob Vivian

mittlerweile gefunden wurde, deshalb fuhr ich in die entgegengesetzte Richtung. Mittlerweile war es fast vier Uhr morgens. Bald würde wieder Leben auf die Straße kommen. Zirka fünfundvierzig Minuten später hielt ich an. Eine wenig befahrene Straße durch den Wald. Mein Blick schweifte umher. Keine näherkommenden Scheinwerfer, keine Motorengeräusche. Ich half ihr auszusteigen, befahl ihr eine Extasy Tablette zu nehmen und nahm ihr die Augenbinde ab. Ich manipulierte sie und drückte ihr ein Tuch mit Chloroform über Mund und Nase. Sie sackte zusammen und ich legte sie in den Straßengraben. Dann fuhr ich wieder

los. Ich schaltete das Radio an und horte die Nachrichten. Nichts über Vivian. Sie dürfte also noch nicht gefunden worden sein. Zu Hause angekommen parkte ich den Wagen in der Garage. Ich sammelte Vivians Klamotten ein und warf sie allesamt in den Kamin. Das Bettzeug aus beiden Zimmern schmiss ich in die Waschmaschine. Jetzt dürfte es keine Beweise mehr geben. Nichts deutete darauf hin, das irgendetwas davon je stattgefunden hatte. Nur in meinem Kopf spielten sich die

Szenarien immer und immer wieder ab. Todmüde fiel ich in mein Bett. Die Wunde in meinem Rücken schmerzte unangenehm. Falls Vivian ein wichtiges Organ erwischt hätte, wäre ich schon längst umgefallen. Ich nahm ein paar Schmerz-tabletten aus meinem Nachttisch und schluckte sie. Als die stechen etwas nachließen konnte ich endlich einschlafen. Irgendwann am Nachmittag wachte ich auf. Mein erster Weg war, den Fernseher anzuschalten um die Nachrichten zu sehen, währenddessen ging ich zum Apothekerschrank in der Küche und holte stärkere Schmerzmittel daraus. Vielleicht

sollte ich doch einen Arzt aufsuchen? Aber was sollte ich ihm erzählen? Ein Mädchen hatte mir ein Messer in den Rücken gerammt, als ich sie vergewaltigen wollte? Niemals! Ich war hart im Nehmen, es hat mich noch nicht umgebracht, also kann es schon nicht so schlimm sein. Noch nicht. Noch immer nichts Neues von den beiden. Entweder hatten sie sie noch nicht gefunden oder ir-gendetwas ist passiert. Ich machte mir Sorgen, nicht um Vivian sondern um Claire. Sie hatte zu star-ke Gefühle für mich entwickelt. Was war, wenn die Manipulation deshalb nicht funktioniert hatte und sie jetzt bei der Polizei sitzt? Mich verrät, ihnen alles

erzählt. 10 Frauen, 10 Vergewaltigungen. Da würde ich ganz schön lange im Gefängnis sitzen. Sie stand unter Drogen. Würde wirres Zeug reden. Niemand würde ihr glauben. Mein Telefon riss mich aus den Gedanken. „Wolltest du nicht heute vorbeikommen?“ Mein Vater. Ich hatte unser Familienessen total verges-sen. „Oh Scheiße, ich bin gerade erst aufgestanden.“ „Es ist drei Uhr am Nachmittag, Mylo. Du hättest vor zwei Stunden hier sein sollen.“ „Ich beeile mich, Dad.“

Schnell zog ich mich um und sprang in mein Auto. Die Fahrt würde eine halbe Stunde dauern. Wenn ich einen kleinen Umweg nehme würde ich an der Stelle vorbeifahren wo ich Vivian gestern Nacht abgelegt hatte. Aber ich wollte immer noch keine Polizei riskieren. Also fuhr ich den normalen Weg. Im Radio war immer noch nichts über die beiden zu hören. Ich begrüßte meine Schwestern mit einem Kuss auf die Wange und Jamie mit einem fröhlichen Händedruck. Seine Frau, Sarah, mochte mich nicht. Sie waren mittlerweile seit vier Jahren

verheira-tet und sie würdigte mich noch immer keines Blickes. Und ich wusste nicht wieso. Jamie hatte ihre Gedanken blockiert. Genau wie ich meine. Die Freunde von meinen Schwestern waren ganz okay. Mit Emilys Freund Josh verstand ich mich ziemlich gut. Bei Steven wusste ich nicht immer was ich mit ihm reden sollte. Er war etwas seltsam. Ich ging in die Küche zu meinen Eltern, die gerade das Geschirr verräumten. Meine Mutter begrüßte mich freudig, während mein Vater mir einen bösen Blick zuwarf. „Die Bedingung war, dass du wenigstens

einmal im Monat zum Familienessen erscheinst.“ „Ich weiß, Dad. Ich war gestern etwas länger auf. Hab verschlafen.“ „Das nächste Mal, bist du wieder pünktlich.“ Ich nickte nur. Meine Eltern hatten mir vor einem Jahr ein Haus gekauft, mit der Bedingung ich würde sie einmal im Monat mit meinen Geschwistern besuchen. Samara und ich wohnten bis vor einem Jahr noch zu Hause. Stritten dauernd wegen irgendwelchen Kleinigkeiten und brachten unsere Eltern auf die Palme. Deshalb hatten sie ihr ein Haus zirka fünfzehn Kilometer entfernt gekauft und

ich bin zwanzig Kilometer weiter in ein Haus am Waldrand gezogen. Ich wollte keine Nachbarn. Knüpfte eigentlich keine Freundschaften. War ein Einzelgän-ger. Was wahrscheinlich auch an meinem verdorbenen Gehirn lag. Ich konnte mit anderen Men-schen auf Freundschaftlicher Basis nicht so viel anfangen. Das könnte ich nicht mit mir vereinbaren. Die Gefahr wäre zu groß, sie würden irgendwann einmal etwas erfahren. Meinen Drang, Frauen zu erniedrigen verspürte ich eigentlich schon lange. In der Oberstufe fand ich es lustig die Mädchen zu boxen. Am Anfang war alles

noch ganz witzig, doch als die Schläge fester wurden und meine Eltern ein paar Mal zur Schule mussten war es vor-bei. Mein erstes Mal hatte ich mit 16. Mit meiner ersten Freundin. Eigentlich war es nur ein wenig rumgeknutsche und als sich meine Triebe in mir meldeten endlich Sex haben zu wollen taten wir es dann auch. Es war mehr schlecht als Recht. Sie hatte vorher auch noch nie etwas mit einem Jungen. Als ich merkte, wie ich ihr Jungfernhäutchen durchstieß und Blut aus ihr lief waren meine Triebe endgültig geweckt. Ihr leicht schmerzverzerrter Mund hatte meinen inneren Dämon zum Leben

erweckt. Das war nun acht Jahre her. Als ich mit achtzehn endlich in Bars reingehen durfte, füllte ich die Mä-dels immer erst ab, bevor ich mit ihnen zu sich nach Hause fuhr und dort mit ihnen schlief. Erst, seitdem ich mein Haus hatte und den Keller etwas ausbaute, nahm ich die Mädels mit zu mir nach Hause. Behielt sie für ein paar Tage und schmiss sie dann weg, wie Vivian und Claire. Ich setzte mich an den Esstisch wo man einen guten Blick zum Fernseher hatte. Josh und Steve saßen auf der Couch davor und redeten über irgendeinen

uninteressanten Mist. Meine Mutter brachte mir ein Teller mit einem Steak und Bratkartoffeln, dass ich gierig zu essen begann. Pünktlich um fünf Uhr begannen die Nachrichten. Mir blieb beinahe das Essen im Hals stecken. >>Weibliche Leiche am Stadtrand gefunden, ca. 20 Jahre. Todesursache noch nicht bekannt. Sie wurde wahrscheinlich Misshandelt und Vergewaltigt. << Nur ein Mädchen? Was ist mit der zweiten? Welche der beiden war es? Mein Vater warf mir einen besorgten

Blick zu. Genau wie Jamie. Sie wussten, dass etwas nicht stimmte. Versuchten mit aller Gewalt in meinen Kopf, meine Gedan-ken einzudringen. Obwohl wir uns geschworen hatten, es nie bei einem von uns zu versuchen. „Ist alles in Ordnung, Mylo? Du bist kreidebleich.“ Meine Mutter machte sich sorgen. „Schon okay. Ich habe nur nicht viel geschlafen. Ich sollte nach Hause.“ „Bleib doch einfach heute hier? Du siehst nicht gut aus, du solltest nicht mehr fahren.“ Mein Vater kam mit ein paar Bier herein und überreichte Jamie und mir eines und setzte sich zu mir an den

Esstisch. „Nein, ich will euch nicht zur Last fallen. Zu Hause schlafe ich mich einfach aus.“ „Du bist hier genauso zu Hause.“ Meine Mutter stand neben mir und strich mir über die Haare. Ich seufzte. Sie würden mich heute nicht mehr fahren lassen. Mein Vater würde versuchen mich mit Bier abzufüllen damit ich meine Blockade um meine Gedanken lockern würde. Doch das würde er nicht schaffen. Als meine Geschwister weg waren suchte mein Vater wieder das Gespräch mit mir. „Was ist los? Dich bedrückt etwas. Du

kannst ruhig darüber sprechen, das weißt du.“ „Es ist nichts, ich fühle mich einfach nicht wohl.“ „Ein Mädchen?“ Nein zwei. „Dad, lass es gut sein.“ „Hast du sie gekannt?“ Fragend hob ich eine Augenbraue. „Das tote Mädchen, das heute gefunden wurde.“ „Woher sollte ich sie kennen? Sie ist doch noch nicht einmal identifiziert.“ „Als du es vorhin gehört hast, haben sich deine Pupillen geweitet. Du hast deine Finger zusammen-gepresst und versucht mir auszuweichen. Du hast etwas zu

verbergen.“ „Willst du mich jetzt etwa verhören?“ „Hast du mit ihr geschlafen?“ „Dad, was soll das? Auf was willst du hinaus?“ „Ich denke, ich weiß was du getan hast. Ich habe meinen Job lange genug gemacht um deine Körpersprache perfekt lesen zu können. Ich will es aber nicht aussprechen, was ich denke.“ „Du denkst ih hätte sie umgebracht.“ „Und? Hast du?“ „Natürlich nicht! Ich weiß ja nicht einmal wer das sein soll!“ Ich wurde lauter. In diesem Moment fingen die sechs Uhr Nachrichten

an. >>Die seit drei Wochen verschwundene Claire wurde heute Nachmittag in einem Straßengraben gefunden. Sie war unbekleidet und wies ähnliche Verletzungen wie die Leiche auf die gefunden wurde. Vermutlich handelt es sich um einen Serientäter. Claire ist noch nicht wieder bei Bewusst-sein, da ihr vermutlich Rauschmittel verabreicht wurden. Ihre Eltern sind erleichtert, dass sie ihre schmerzlich vermisste Tochter wiederhaben. << Gott sei Dank ging es ihr gut. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Jetzt war nur noch die Frage zu klären, wer Vivian umgebracht hatte. Die Verletzungen, die ich ihr zugefügt hatte, waren auf keinen Fall tödlich gewesen. Jemand muss sie gefunden haben, sie wur-de nicht dort gefunden, wo ich sie abgelegt hatte. Oder vielleicht war sie es auch gar nicht? „Ich denke, dass wird wieder ein Fall fürs Valley.“ „Meinst du?“ Ich versuchte meine Unsicherheit zu überspielen. „Mal sehen. Wegen einem Mord bekommt er ein paar Jahre, wegen zwei ist er schon im Valley. Falls Claire das nicht

überleben sollte.“ Wieder dieser unbeugsame Blick von ihm. „Kann ich dazu gehen? Zum Valley?“ Ich wusste nicht, was ich da sagte. Aber die Worte waren schon ausgesprochen und nicht mehr Rückholbar. „Wie kommst du jetzt auf das?“ Verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf. „Naja ich denke schon länger darüber nach. Und jetzt habe ich mir gedacht ich frage einfach mal.“ „Du willst Menschen umbringen?“ „Wenn es solche sind die Claire und dem anderen Mädchen solche Dinge antun, dann ja.“ Ich musste mich wieder besinnen. Ich bin

einer, der eigentlich dort als das Opfer und nicht als Täter reingehen sollte. Ich bin hier der Vergewaltiger. Ich wäre schuldig. Ich müsste sterben. „Ich denke darüber nach. Wäre schön, wenn ich in den Ruhestand gehe, dass jemand aus der Fami-lie es übernimmt. Jamie kommt da ja eher nicht in Frage, der hätte nicht den Mumm dazu.“ Er grinste. Anscheinend waren seine bösen Gedanken über mich verschwunden. Ich hoffte es zumin-dest. „Es ist schon spät, ich bin noch erledigt von gestern. Ich hau mich aufs Ohr.“ „Gute Nacht, Mylo. Tut mir leid, dass ich vorhin etwas…ausfallend geworden

bin.“ „Schon gut, aber wenn ich sage ich habe niemanden getötet, dann ist es auch so. Da müsstest du mir eigentlich schon vertrauen.“ „Das tue ich auch.“ Oben in meinem alten Zimmer holte ich mein Smartphone hervor und versuchte etwas über die Leiche herauszufinden. Ich musste wissen ob es Vivian war. Nach tiefem graben fand ich endlich Polizeifotos von der Leiche. Sie war übel zugerichtet. Ihr Gesicht geschwollen, als wären ein paar Fäuste oder Füße dagegen geschlagen worden. Blutergüsse am ganzen Körper die

unmöglich von mir sein konnten. Irgendwer schien ziemlich sauer auf sie gewesen zu sein. Das war ein Werk eines brutalen Mör-ders, nicht eines Vergewaltigers der sich beinahe in sein letztes Opfer verliebt hätte.

Kapitel 6

Mylo Früh am Morgen wachte ich auf. Es war seltsam, wieder in meinem alten Zimmer zu schlafen. Genauso seltsam war es unten in der Küche Geräusche zu hören. Ich hatte mich rasch ans alleine wohnen gewöhnt. Genoss die Ruhe am Morgen. Die verzweifelten Hilferufe der Mädchen wenn ich die Kellertür öffnete. Schnell verbannte ich die Gedanken wieder aus meinen Kopf. Hier war ich ungeschützt. Mein Vater könnte etwas

mitbekommen. Meine Mutter deckte gerade den Tisch und stellte etwas zu Essen darauf. „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“ Ihre Stimme war liebevoll. Wie immer. „Mein Bett fehlte mir.“ Ich grinste und begann Butter auf eine Brotscheibe zu schmieren. „Wo ist Dad?“ „Der schläft noch. Er lag gestern noch lange wach. Irgendwas bedrückte ihn, er wollte mir aber nicht sagen was.“ „Ich wahrscheinlich. Ich habe ihn gestern wegen dem Valley gefragt. Ob ich…“ Sie unterbrach mich. „Nein! Auf garkeinen Fall!“ Sie warf mir

einen besorgten Blick zu. „Es ist ja wohl immer noch meine Entscheidung.“ Der plötzliche harte klang ihrer Stimme ließ mich innerlich brodeln. „Du weißt nicht was dort abgeht, Mylo. Ich will nicht, dass du das machst.“ „Du hast mir gar nichts mehr vorzuschreiben. Ich bin alt genug um meine Entscheidungen selbst zu treffen!“ „Wenn das so ist solltest du jetzt bald mal nach einem Job suchen. Einem anderen Job als das Val-ley! Einem normalen Job. Anstatt immer nur Geld von uns zu verlangen!“ Wütend schmiss ich das Messer mit voller Wucht auf das Teller, das darauf hin in kleine Teile

zerbrach. „Ich verschwinde! Ich komme auch ohne euch zurecht! War es nicht damals bei Dad und seinen Eltern genauso? Sie hatten ihn für seine Entscheidung verurteilt, den Kontakt zu ihm abgebrochen. Wenn du das nicht willst, dann halte dich aus meinem Leben raus!“ Brüllte ich. „Mylo! Beruhig dich.“ Mein Vater stand hinter mir und legte mir einen Arm auf die Schulter. Meine Mutter hielt sich eine Hand vor dem Mund und begann zu schluchzen. „Lasst mich einfach in Ruhe!“ Ich schlug die Hand von meiner Schulter weg und stürmte zur Tür hin-aus. Sie sagten

nichts mehr. Sie waren enttäuscht, doch das war mir im Moment egal. Ich wollte einfach wieder meine Ruhe haben. Die ganze Fahrt über hörte ich gespannt dem Radiosprecher zu, ob es schon etwas Neues von Claire oder Vivian gab. Doch sie wurden nicht einmal erwähnt. Zu Hause stellte ich mich erstmal unter die Dusche. Es war nur eine Nacht vergangen, seitdem Claire weg war, doch meine Triebe meldeten sich schon wieder. Verlangten nach einem Körper in den ich meinen Schwanz stoßen könnte, während der Körper zuckt und sich wehrt. Freikommen will aber es einfach nicht

schaffte. Bei diesen Gedanken versuchte ich mich zu beherrschen. Ich wolle mir keinen Runterholen. So nötig hatte ich es noch nicht. Ich würde bis zum Abend warten, auf ein Mädchen, die mir diese Lust nehmen würde. Für den Moment. Mit dem Handtuch um die Hüften ging ich ins Schlafzimmer um mich anzuziehen und erstarrte vor Schreck. Ein Mann stand darin, lässig gegen die Kommode gelehnt und warf mir ein hämisches Grinsen zu. Er kam mir bekannt vor. „Ich liebe es zu sehen, wie du dich entwickelt hast, Mylo.“ Ich war immer

noch stocksteif und brachte kein Wort heraus. Krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern, wer dieser Mann war. Immer wieder blitzten Bilder vor meinem inneren Auge auf. Bilder mit meiner Mutter. Meinen Schwestern. „Matt?!“ Wie war das möglich? Er war tot. Mausetot. Seit fast vierundzwanzig Jahren. Doch er sah genauso aus wie auf den Bildern. Er war keine Sekunde gealtert. Im Gegensatz zu meinen Eltern. „Freut mich, dich endlich persönlich zu treffen. Du bist also so weit.“ Verwirrt sah ich ihn an. „Wie ist das möglich…du bist tot?!“ Flüsterte

ich. „Deine Fähigkeiten sind nun weit genug Fortgeschritten. Ich habe so lange darauf gewartet.“ „Was willst du?“ Langsam kam ich wieder zur Besinnung. Mein Vater hatte mir viel über ihn erzählt. Das meiste war nicht sehr erfreulich. Wie er ihn beinahe dazu gebracht hätte, mich zu töten zum Beispiel. „Ich wollte dich kennen lernen. Es ist irgendwie amüsant zu sehen wie sich die Geschichte wieder-holt.“ „Wiederholt?“ „Meine Töchter, eine Blütenreine Weste, zwei liebenswürdige Frauen. Und du, das schwarze Schaf der Familie, stehst es

darauf Frauen zu misshandeln, sie zu vergewaltigen. Deine Eltern hatten es nicht immer leicht mit dir.“ Wieder dieses hämische Grinsen. Woher zum Teufel wusste er diese ganzen Sachen? „Bei Andrew und mir war es genauso, ich war der gute Sohn. Der Liebling meiner Eltern.“ „Wenn sie dich jetzt nur hören könnten.“ Schnaubte ich verächtlich. „Hör zu, Mylo. Wenn wir beide zusammen arbeiten können wir großes bewirken. Ich kann dir hel-fen, deine Triebe vollkommen auszuleben. Du kannst die Frauen nach Herzenslust vergewaltigen, foltern, töten. Dir wird nie jemand auf die Schliche kommen,

nicht einmal Andrew. Ich werde dafür sorgen, dass niemals eine Leiche gefunden wird. Du musst dafür nur eine Sache erledigen.“ „Ich bin kein Mörder!“ „Das wird sich noch herausstellen. Was ist mit Vivian? Sie war bei dir, trägt deine DNA in sich. Du hast sie weggebracht, und jetzt ist sie tot. Wem werden sie wohl eher glauben, der DNA oder dir, wenn du sagst du hast damit nichts zu tun. Ich könnte das Problem für dich erledigen.“ Es klang verlockend, doch ich wollte mich nicht auf ihn einlassen, mein Vater hatte mir genug von ihm er-zählt. Seiner Manipulativen

Art. „Was willst du dafür?“ Ich war trotz aller Skepsis neugierig. „Töte deine Mutter.“ Sagte er kühl. Ich lachte verächtlich auf. „Verschwinde wieder dahin, wo du hergekommen bist und bleib dort. Ich will mit dir nichts zu tun haben!“ „Es wird bald so weit sein, Mylo. Du wirst dir wünschen du hättest auf mich gehört.“ Mit diesem Satz verschwand er plötzlich. Wie eine Seifenblase die zerplatze. Ich konnte mir noch immer nicht erklären was sich hier gerade abgespielt hatte.

„Willst du dich entschuldigen?“ Ich entschloss mich kurzerhand meinen Vater anzurufen. „Du hast mir nie erzählt, dass ich Menschen sehen kann, die seit über zwanzig Jahre tot sind! Was soll diese Scheiße?“ Es schien als wüsste er gerade nicht was er darauf sagen sollte. „Er will, dass ich Mum umbringe!“ Schrie ich nun ins Telefon. „Matt? „Warum zum Teufel will er, dass ich Mum umbringe?!! Du hast mir etwas verschwiegen, das spüre ich. Also rede jetzt

gefälligst!“ Seine Stimme wurde ebenfalls lauter. „Er wollte damals, dass ich dich umbringe! Als ich es nicht konnte schwor er mir Rache indem du mir Amy nehmen würdest!“ „Was ist denn das für eine Geistesgestörte Scheiße?! Ich habe nicht vor sie zu töten, verdammt nochmal!“ „Das glaube ich dir auch Mylo. Aber bitte versuche dich zu beruhigen. Mach keine Dummheiten und erzähle es auf garkeinen Fall deiner Mutter.“ „Wie kann ich mir sicher sein, dass er nicht mehr auftaucht?“ „Ich weiß es leider nicht. Aber du kannst eines machen, kannst du dich an Alex

erinnern?“ „Viel weiß ich nicht mehr, er hat sich den Kopf weggeballert oder?“ Er schnaubte wütend. „Echt? Das ist hängen geblieben? Versuch ihn herzuholen oder irgendwie mit ihm zu kommunizie-ren. Er könnte eine große Hilfe sein Matt irgendwie in Schach zu halten.“ „Wie soll ich das bitte anstellen? Ich weiß ja nicht einmal wie ich es geschafft habe das ich mit Matt reden konnte?“ „Dir wird schon was einfallen. Wenn du mich brauchst, ruf einfach wieder an. Ich muss jetzt ins Valley.“ „Dad? Diese Welt in der wir leben. Manchmal kommt es mir so vor als wäre

das alles nur ein Traum.“ „Manchmal wünschte ich es mir auch. Aber es ist bittere Realität. Ich muss jetzt los. Und du entschuldigst dich noch bei deiner Mutter!“ Ich entschied mich noch etwas zu schlafen. Es könnte wieder eine lange Nacht werden, ich wollte fit sein. Um Matt machte ich mir im Moment keine Sorgen. Was wollte er ausrichten, er war schließlich ein Geist. Mit dem ich reden konnte, verdammt! Es war so surreal. Als ich wieder wach wurde, checkte ich nochmal mit meinem Smartphone die Nachrichten ob es etwas Neues wegen

den Mädchen gab. Dort fand ich aber nichts, also grub ich mit meinem Laptop noch etwas weiter. Laut Autopsie Bericht von Vivian ist sie durch eine Hirnblutung umgekommen, die sie wahrschein-lich von den Schlägen erlitten hatte. Sie hatte vergewaltigungsspuren, jedoch fand man keine fremde DNA. Den Autopsie Bericht zu bekommen war nicht schwer. Das Krankenhaus würde da schon eine etwas größere Herausforderung werden, da die meisten Dinge noch auf Papier geschrieben wurden. Ich war wahrscheinlich kein Computer Genie, aber ich fand eigentlich immer

was ich suchte. Und wenn man das jahrelang macht, wird man irgendwann auch richtig gut darin. Deshalb hatte ich auch ziemlich schnell ein paar Infos über Claire die doch im Computer gelandet sind. Anscheinend ließ die Wirkung der Droge nach und sie kam langsam wieder zu sich. Dürfte aber nur wirres Zeug reden. Sonst schien es ihr gut zu gehen. Ich konnte mich also auf die Suche nach einem neuen Opfer machen. Doch heute müsste ich be-sonders vorsichtig sein. Die Polizei wird wahrscheinlich nach einem potentiellen Täter suchen. Ich packte die K.O. Tropfen und das

Chloroform zusammen. Ich würde wieder kurzfristig entscheiden, was die bessere Variante sein würde. Gott sei Dank gab es genug Bars und Pubs in der Stadt, dass ich nicht in kurzen Abständen in die gleichen gehen musste. Heute entschied ich mich für ein Pub, das vielleicht zehn Minuten mit dem Auto von meinem Haus entfernt war. Ganze vier Streifenwagen sah ich herumfahren. Mir war mulmig zumute, was wenn sie mich aufhalten würden und die beiden Fläschchen sehen würden? Ich beschloss sie im Auto zu lassen und heute wieder einmal meine Fähigkeit zu

benutzen. Eigent-lich etwas, das ich nur ungern tat, ich konnte immer ihre nächsten Handlungen vorausschauen. Wusste, dass sie immer das machten was ich wollte. Musste sie zu nichts zwingen. Sie waren meine Marionetten. Und ich wollte aber das Gefühl haben, sie erobert zu haben. Dass sie so auf mich abfahren, dass sie nichts anderes mehr so interessiert wie ich. Und das ging bei der Manipulation nicht. Genau wie beim Sex, dort vermied ich es mit allen Mitteln sie zu manipulieren. Ihre Gefühle, die Angst, sollte echt sein. Ich parkte den Wagen auf dem ziemlich gut gefüllten Parkplatz. Keine Polizei in

Sicht. Das Pub war voll. Wie üblich setzte ich mich an die Bar, wo ich einen guten Überblick über potentielle Opfer hatte und bestellte ein Bier. Eine junge Dame am Billardtisch erhielt bald meine volle Auf-merksamkeit. Sie spielte mit einem Mann, vermutlich in meinem Alter. Sie versuchte wahrschein-lich ihre weiblichen Reize auszunutzen um ihn scharf zu machen. Sie beugte sich vor, streckte den Rücken durch und präsentierte ihren Po. Ich merkte, dass noch ein paar weitere Männer sie anstarrten. Als sie die weiße Kugel gegen eine andere Schlug und die in ein Loch rollte drehte sie sich um. Ich bekam

einen buchstäblichen Schlag in die Magengegend. Claires Freundin. Scheiße, wie war ihr Name? Jessica…nein irgendwas mit J… Sie hatte mich noch nicht bemerkt. Ich musste zusehen, dass ich von hier verschwand. Sie würde sich erinnern. Jasmin, genau, so hieß sie. Ich hatte sie zwar manipuliert, aber wenn sie mit mir reden würde, könnte ich ihr bekannt vorkommen und sie würde versuchen sich zu erinnern. Und wenn ich Pech haben würde, könnte sie es auch schaffen. Dann würde ich auffliegen. Die einzige Schwachstelle, die diese Gedankenmanipulation mit sich

trug. Während ich meine Gedanken versuchte zu ordnen, hatte der Typ die schwarze acht versenkt und das Spiel verloren. Sie lachte, umarmte und küsste ihn. Dann verschwanden die beiden nach drau-ßen. Vermutlich würden sie jetzt im Auto vögeln. Immer noch etwas gedankenverloren nahm ich einen Schluck von meinem Bier. Immer wieder sah ich durch die Runde. Keine die etwas an sich hatte, was mich interessieren würde. Auch war heute keine dabei, die mich ansprach. Die letzten paar Tage hatten mich etwas

mitgenommen. Ich musste furchtbar aussehen. Als mir bewusst wurde, dass ich heute wahrscheinlich unverrichteter Dinge nach Hause gehen müsste, zog ich ab. Draußen achtete ich auf ein Auto, was sich wild bewegen würde, doch alles blieb ruhig. Nur ein paar Betrunkene Jungs gingen gerade zum Eingang. Eine paar Autos vor meinem hörte ich plötzlich jemanden schluchzen. „Ist alles in Ordnung?“ Ich ging dem Geräusch nach und sah Jasmin zwischen zwei Autos sitzen. Sie hatte die Beine angewinkelt und ihren Kopf darauf gelegt und heulte sich die Seele aus dem

Leib. „Sehe ich etwa so aus?“ „Schon gut.“ Ich wollte gerade weitergehen als sie zu reden begann. „Wir wollten vögeln und er hat keinen hochbekommen.“ Ich schmunzelte. „Deshalb weinst du?“ Sie würdigte mich immer noch keines Blickes. „Nein, er hat gesagt es ist wegen mir, weil ich anscheinend zu hässlich bin. Dann ist er einfach ge-gangen.“ Jetzt sah sie hoch zu mir. Musterte mich. „Ach quatsch du bist doch nicht hässlich.“ Sie hatte keine Ahnung mehr wer ich war. Das konnte ich in ihren Gedanken sehen. Und ich kam ihr anscheinend auch nicht bekannt

vor. „Würdest du mich vögeln? Oder wäre ich dir auch zu hässlich?“ Ich begann ernsthaft über diese Frage nachzudenken. Bis sich meine Triebe wieder in mir meldeten. Sie sahen es als Chance. Wenn ich heute schon keine mit nach Hause bekomme sollte ich wenigstens diese Chance nutzen um meine Lust zu befriedigen. Aber ich durfte heute keine Aufmerksamkeit erregen. „Wenn ich könnte, würde ich schon.“ Sie wischte sich ihre Tränen weg und stand auf. „Warum tust du es dann nicht einfach?“ Sie kam näher. „Hier? Wo uns jeder sehen

kann?“ „Wieso nicht?“ „Hier läuft ein irrer Vergewaltiger rum und du willst dich von einem wildfremden, hier auf dem Parkplatz vögeln lassen?“ Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Der irre Vergewaltiger stand direkt vor ihr. „Wir könnten auch in mein Auto gehen, falls du dich dann vor dem Vergewaltiger sicherer fühlst. Wobei ich denke, dass er es eher auf mich und nicht auf dich abgesehen hätte.“ Ihre Trauer war verschwunden und sie begann zu lächeln. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. „Aus der Nähe bist du ja noch hübscher.“ Sagte sie zu mir und strich mir dabei

über meine ausge-beulte Hose. Dann griff sie meine Hand und zog mich hinter sich her zu ihrem Auto. Es stand etwas abseits, beinahe am Rande des vollen Parkplatzes. Gegenüber war ein Wohnhaus. Jedoch brannten nur vereinzelt ein paar Lichter. Wir würden also ungestört sein, falls nicht jemand aus dem Pub kommen würde und mit einem der Autos neben uns wegfahren wollte. Ich holte noch ein Kondom aus meiner Hosentasche, ehe sie sie gierig geöffnet und samt der Boxershorts hinuntergezogen hatte. Dieses Mädchen war eindeutig eine Schlampe und ließ

sich von allem vögeln was sie gerade fand. Deshalb ging ich auf Nummer sicher mit dem Kondom. Sie kniete sich vor mich, umschloss meinen Penis mit einer Hand und begann sie auf und ab zu bwegen. „Ich dachte, du wolltest ins Auto.“ Meine Stimme zitterte vor Erregung. „Scheiß drauf, dass hier ist viel aufregender.“ Dann nahm sie ihn in den Mund und begann wild zu saugen. Ich musste mir ein zu lautes Stöhnen verkneifen. Nach kurzer Zeit zog ich mich zurück und begann das Kondom um meinen Penis zu stülpen. Sie machte sich in der Zeit unten rum frei.

Ich beugte sie über die Motorhaube und nahm sie von hinten. So hart und fest ich konnte. Ich zog das volle Kondom von meinem Penis und warf es beiseite. Als ich die Hose wieder hochge-zogen hatte bekam ich nur ein „Das war Spitze.“ Von Jasmin zu hören. Ehe sie sich wieder anzog und Richtung Eingang ging. Sie ließ mich einfach hier stehen. Aber es war mir egal. Ich hatte zwar nicht genau das, was ich wollte aber meine Lust sollte für heute befriedigt sein. Morgen könnte ich wieder weiterziehen und nach einem neuen

Opfer Ausschau halten. Ich ging zu meinem Auto und fuhr erleichtert nach Hause.

Kapitel 7

Ich verriss das Lenkrad und sprang mit beiden Beinen auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen blieb der Wagen stehen. Schwer atmend sah ich zu meiner rechten auf den Beifahrersitz. „Seit wann bist du so schreckhaft?“ Er lachte. „Seit dem ich weiß, dass irgendwelche Geister plötzlich auftauchen und mir das Leben schwer ma-chen wollen.“ „Dein Vater schickt mich. Er macht sich sorgen wegen Matt.“ Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Da ist er nicht der einzige, Alex.“ „Ich versuche dir zu helfen, aber du

musst mir etwas versprechen.“ „Ich will es wahrscheinlich gar nicht hören.“ „Hör auf mit den Vergewaltigungen. Zu so einem Monster haben dich deine Eltern nicht erzogen.“ „Ich wusste, dass ich es nicht hören will.“ Ich hatte meine Fassung wiedergewonnen und fuhr wieder los. „Hast du es meinem Dad erzählt?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich werde ihm nichts sagen. Aber du musst es tun.“ „Ich muss gar nichts.“ „Mylo, du hast psychische Probleme.“ „Ich komme klar damit.“ Ich musste

schmunzeln. „Das ist nicht lustig. Du weißt nicht, was du den Mädchen da antust.“ „Sie erinnern sich an nichts. Sie haben keinen seelischen Schaden, höchstens einen körperlichen.“ „Ich weiß, dass du tief im inneren eine andere Seite hast. Du hast es bei Claire bewiesen, dass du auch eine tiefere Bindung zu jemanden aufbauen kannst.“ „Ich will keine tiefere Bindung. Ich bin zufrieden, so wie es ist.“ „Mit einem Messer im Rücken?“ „Jeder steht auf andere Dinge.“ „Wenn du weitermachst, werden sie dich irgendwann finden, und du weißt, was dir dann

blüht.“ „Umsonst besitze ich meine Fähigkeiten nicht. Die Polizei tappt seit einem Jahr im Dunkeln. Sie ha-ben keine Ahnung.“ „Mylo, wenn sie dich finden musst du ins Valley. Zehnfache Vergewaltigung. Eine davon ist gestorben…“ „Ich habe sie nicht umgebracht!“ „Das weiß ich! Ich habe jegliche DNA was noch von dir übrig war von ihr entfernt. Ansonsten hätten sie dich bereits geschnappt.“ Verwundert sah ich ihn an. „Weißt du wer es war?“ Wieder ein Kopfschütteln. „Irgendwann wirst du einen Fehler machen. Und dann werde ich dir auch

nicht mehr helfen können. Also bitte hör auf damit. Sie zu, dass du Claire wieder bekommst. Aber nicht als Folteropfer sondern als Freundin. Ich kann sehen, was in deinem Kopf abgeht, und du machst dir nicht nur sorgen, dass sie sich wieder erinnern könnte, sondern viel mehr um sie selbst.“ „Ich habe mit ihrer besten Freundin geschlafen, falls dir das entgangen ist.“ „Ich habe keine Ahnung, was du dir damit beweisen willst. Aber war es nicht angenehmer Sex zu haben, ohne fürchten zu müssen, deshalb ins Gefängnis zu müssen?“ „Du verstehst es nicht. Niemand tut

das.“ „Ich versuche seit dreiundzwanzig Jahren aus dir schlau zu werden. Ich hatte deinem Vater, bei deiner Geburt versprochen, immer auf dich Acht zu geben. Ich halte mein Wort, und ich werde es auch nicht brechen…“ Gerade als ich in meine Garage fuhr war er wieder verschwunden. Was war heute nur los? Zwei Geister an einem Tag. Was würde wohl als nächstes kommen? Ein Einhorn im Badezimmer? Vermutlich werde ich langsam einfach nur verrückt. Ich bestellte mir Pizza und sah etwas

fern. Tatenlos dazusitzen machte mich krank. Normalerweise wäre ich jetzt unten und würde mich mit einer Frau vergnügen. Ich heckte mich wieder ins Krankenhausnetzwerk ein um zu sehen ob es Neuigkeiten über Claire gab. Nichts Neues. Vermutlich würden sie die Daten erst morgen früh aktualisieren. Ich könnte Alex fragen, ob er mal nach ihr sehen könnte. Doch das schien mir absurd. Dann müsste ich mir eingestehen, dass ich doch etwas für sie empfand. Und dem war nicht so. „Du weißt, dass ich alles was du sagst oder denkst auch hören kann.“ Er stand

direkt hinter mir. Ich zuckte kurz zusammen, drehte mich dann aber um. „Du bist ein Feigling, Mylo. Du stehst auf sie und willst es einfach nur nicht zugeben.“ „Woher kommt es eigentlich, dass ich dich erst seit heute sehen und hören kann, wenn du doch schon seit dreiundzwanzig Jahren auf mich aufpasst?“ „Dieselbe Frage hast du Matt auch gestellt falls du dich erinnern kannst. Deine Fähigkeiten sind nun vollständig ausgereift.“ Ich versuchte mich an das Gespräch mit Matt zu erinnern. Ich stand an-scheinend dermaßen unter Schock, dass sich diese Information einfach an

mir vorbeigeschlichen hatte. „Auf diesen Teil meiner Fähigkeiten hätte ich liebend gerne verzichten können.“ „Du weißt gar nicht, wie oft ich dich angeschrien habe und verflucht habe, dass du noch nicht so weit warst mich zu hören oder zu sehen.“ „Und das holst du nun alles nach?“ Genervt stand ich auf und ging zurück zum Sofa. Er folgte mir. „Sie ist bei vollem Bewusstsein. In ihrem Kopf tauchen immer wieder Bilder von dir auf. Sie kann sich erinnern, Mylo.“ Mein Herz setzte einen Moment aus. „WAS!!? Du verarscht mich!? Warum?“ „Du hast sie zu lange behalten. Sie hat

wahrscheinlich eine zu starke Bindung zu dir aufgebaut. Sie wollte dich nicht vergessen. Nach allem was du ihr angetan hast.“ Alles in mir begann sich zu verkrampfen. Eine unangenehme Enge breitete sich in meinem Brustkorb aus. „Was soll ich nun machen?“ „Sie wird dich nicht verraten.“ „Was dann?“ Er beantwortete meine Frage nicht. Alex verschwand einfach wieder. Ich begann nachzudenken. Was könnte Claire vorhaben? Was wenn sie mich doch bei der Polizei verpfeifen würde? Warum tauchten Matt und Alex genau

heute auf? Mein Dad konnte Matt auch sehen, warum aber hatte Matt ihm noch nie von meinen Vorlieben erzählt? Was hatte er wirklich vor? Zu viele Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Mein Handy vibrierte. Es war eine SMS von meinem Vater. >>Komm morgen Vormittag ins Valley.<< Er durfte also eine Entscheidung gefällt haben. Ich hatte eine unruhige Nacht. Immer wieder wachte ich schweißgebadet auf.

Dachte, ich würde beobachtet werden. Bildete mir ein Matt würde neben meinem Bett stehen und mich mit hasser-füllten Blick anstarren. Oder Claire könnte zum Fenster hereingeklettert kommen und sagen, wenn du mich jetzt nicht auf der Stelle fickst und wir für immer und ewig zusammen bleiben stehe ich morgen früh bei der Polizei und sehe zu, dass du deinen Schwanz nie wieder irgendwo hineinstecken kannst. Beschissenes Kopfkino. Mit tiefen Augenringen und Kopfschmerzen machte ich mich fertig und fuhr Richtung

Valley. „Was wollen Sie?“ Ein großer, angsteinflößender Mann mit rauer Stimme stand an meinem Autofenster. Mindestens zwei Meter groß und bestimmt Hundertzwanzig Kilo schwer. Reine Muskel-masse. Ein Faustschlag von ihm auf meinen Kopf und ich würde wahrscheinlich bis zum Hals in der Erde stecken. „Ich will zu meinem Vater Andrew.“ „Oh Sie sind Mylo. Schön Sie endlich persönlich kennen lernen zu dürfen. Ich öffne Ihnen sofort den Schranken.“ Ich nickte und fuhr

durch. Auf dem Parkplatz stellte ich den Wagen neben den meines Vaters. Mein Blick schweifte übers Gelände. Er hatte mir schon viel davon erzählt, doch hier her kommen durfte ich noch nie. Bis heute. Ich ging zu dem Gebäude mit dem Turm auf dem Dach. Mein Vater öffnete mir die Tür und umarmte mich. „Schön, dass du gekommen bist. Komm mit.“ Er ging voraus in einen großen Raum wo zirka fünfzehn Leute saßen. „Leute, das ist Mylo. Er würde gerne beitreten.“ Ich wurde herzlich von allen empfangen. Fast alle waren in meinem

Alter. Ein paar die auf die dreißig zugehen würden, doch älter sah niemand aus. Bis auf meinem Dad. Nachdem ich alle ein wenig kennen gelernt hatte bekam ich eine Führung durch das Haus und dann auch noch durch das Tal selbst. Ich konnte mir alle Häuser ansehen, an deren Wänden so viel Blut klebte. So viele Menschen hatten hier den Tod gefunden. So viele Schuldige…sie hatten es alle verdient! Trotzdem fragte ich mich, ob ich es könnte. Ich war vielleicht ein Sadist oder vielleicht sogar ein Psychopath aber ein Mörder? „Wie sieht meine Ausbildung aus?“ Wir

waren zurück im Gemeinschaftsraum. „Die ersten paar Tage werden wir Kampfübungen und Schießtraining machen. In einer Woche kommt jemand, für den solltest du fit sein.“ „In einer Woche?“ Mein Dad nickte. „Ab jetzt heißt es, jeden Tag mindestens drei bis vier Stunden trainieren. Außer du machst einen Rückzieher und überlegst es dir anders.“ Ich besaß zwei Waffen, von dem wusste mein Dad jedoch nichts. Auf meinem Dachboden hatte ich mir einen kleinen Schießstand gebaut. Früher hatte ich ihn oft benutzt. Doch es wurde immer weniger, nachdem immer mehr Frauen bei mir waren. Der Umgang mit dem Messer gefiel mir da

um einiges mehr, also gerieten die Waffen in Vergessenheit. „Nein, ich zieh das durch.“ Wir gingen auf den Turm. Ich warf noch einmal einen Blick auf die Häuser. Von hier oben wirkten sie nicht so bedrohlich. „Bist du dir sicher, dass du das durchziehen willst? Das du einen Menschen töten kannst?“ „Ich weiß, dass die Menschen die hier reinkommen verdient haben zu sterben. Dass sie nicht mehr fähig sind, sich in die Gesellschaft zu integrieren und eine Gefahr für andere sind…“ Er unterbrach

mich. „Ich will von dir wissen, ob du einem beschissenen Mörder ein Messer ins Herz stechen kannst, ihm mit der Pistole in seinen Kopf schießen kannst oder was auch immer!“ Ich brauchte einen kurzen Moment und sah ihn etwas verstört an. „Ich werde es versuchen.“ „Mylo, du sollst es nicht versuchen. In so einem Moment sollst du einen klaren Kopf haben und es einfach machen. Sonst kannst du selbst tot sein. Ich muss mich da hundert Prozent auf dich verlasen können!“ „Du kannst dich auf mich verlassen.“ „Kannst du es?“ Fragte er mich noch einmal mit harter Stimme. So hatte ich

meinen Vater selten erlebt. Ich nickte entschlossen. „Ich kann es!“ Mein Blick glitt wieder übers Valley. Hier würde ich ab jetzt viel Zeit verbringen. Zeit die ich normalerweise mit den Mädchen zuhause verbrachte. Auf Beutejagd ging. Das alles war meine Welt, nicht das Valley. „Ich gehe hinunter. Kommst du mit?“ Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Ich lehnte mich ans Geländer und rieb die Hände aneinander. „Einen Moment noch. Ich komme nach.“ Dann war er weg. Vielleicht sollte ich wirklich auf Alex hören. Claire hatte sich anscheinend über beide Ohren in mich verliebt. Genauso

wie ich in sie? Ich konnte es mir noch immer nicht eingestehen. Sie liebte einen Psychopathen der ihr ihre Unschuld genommen hatte, sie wochenlang festgehal-ten hatte und unzählige Male vergewaltigt hatte, mit dem Messer auf sie eingestochen hatte... Wobei das mit dem Vergewaltigen gar nicht so stimmte. Schließlich hatte sie doch Gefallen daran gefunden. Sie musste also selbst nicht ganz dicht sein. Wir würden also super zusammenpassen. Oder? Könnte sie einen Sadist der nun zum Mörder werden würde, ebenfalls lieben? Ich wollte mir nicht weiter den Kopf

zerbrechen. Eigentlich wollte ich keine Beziehung. Ich mochte mein Leben, mit all den Freiheiten die ich jetzt hatte. Irgendwie würde es schon klappen, alles mit dem Valley zu verbinden. Im Gemeinschaftsraum warteten ein paar Jungs auf mich. „Bereit fürs Nahkampftraining?“ Fragte Tyler mit einem Lächeln auf den Lippen und ging voran. Fünf Männer folgten ihm, einschließlich mir. Er führte uns in den hinteren Teil des Gebäudes, in eine Art Turnhalle. Alle bildeten zweier Teams und ich stellte mich Tyler gegenüber. Er zeigte mir einige Griffe und

Tritte. Zwei Stunden später war das Training vorbei. Ich war nassgeschwitzt und mir taten alle Knochen weh. Es waren zwar Matten auf dem Boden verteilt aber die dämpften die Stürze nur bedingt. Tyler war ein bisschen kleiner als ich, hatte aber um einiges mehr Muskeln und Kraft. Und ich war heute das Vorführpüppchen, dass er mit Leichtigkeit durch die Luft wirbeln konnte und weiß Gott wie oft aufs Kreuz legen konnte. Viel gelernt hatte ich heute, doch ich war mir nicht sicher ob ich es auch schon umsetzten konnte wenn‘s drauf

ankommen würde. Mein Vater erwartete uns schon im Gemeinschaftsraum. Er grinste als er mich sah. „Du siehst ein wenig mitgenommen aus.“ Als Antwort darauf nahm ich eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und leerte sie mit ein paar Zügen. „Geht noch duschen, wir fahren in fünfzehn Minuten los.“ Sagte mein Dad in die Runde. „Wohin?“ Ich war etwas verwirrt. „Zum Schießstand.“ Tyler reichte mir ein Handtuch, ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Hose. „Schuhe kannst du dir dort hinten nehmen, ich weiß deine Größe leider

nicht.“ Er deutete auf den Schuhschrank am hinteren Ende des Raumes. „Unsere Arbeitsklamotten?“ „Jap genau, die Duschen hast du vorher bei der Führung gesehen?“ Ich nickte nur und ging dahin. Frisch geduscht und angezogen ging ich wieder in den Gemeinschaftsraum. Es war nur noch mein Dad da. „Fahren wir, die anderen sind schon dort.“ Beim Schießstand bestellten wir uns erst einmal etwas zu essen. Ich musste wieder etwas zu Kräf-ten kommen. Das Nahkampftraining hatte mich ordentlich

geschafft. Nach einem Burger und einem halben Liter Mineralwasser ging es mir dann schon wieder besser. „Hier, probiere die mal.“ Mein Vater reichte mir eine Walther P88. „Mit dieser Waffe hat deine Mutter auch das erste Mal geschossen.“ Er musste sich ein Grinsen verkneifen. „Und was für Waffen haben wir im Valley?“ „Genau dieselben.“ Ich zielte und drückte ab. Auf Anhieb hatte ich alle Kugeln durch die Mitte gejagt. Meinem Vater stand kurz der Mund offen, genauso wie den anderen,

die mich neugierig beobachtet hatten. „Hast du schon mal geschossen?“ Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Es gibt Dinge, die musst du nicht wissen. Habt ihr noch was Schärferes?“ Ich drückte ihm die leere Waffe in die Hand. Die Zeit verging wie im Flug und ich schoss mit allem, was mir in die Hände gedrückt wurde. Es machte Spaß auf eine Zielscheibe zu schießen, aber irgendwie graute es mir bei dem Gedanken, mit einer Waffe jemanden das Licht auszuknipsen. >>Der erste Mord ist der Schlimmste, danach handelst du eigentlich wie ein

Roboter.<< hatte Tyler gesagt. Mal sehen. Ich hatte noch ein wenig Zeit, und wer weiß, vielleicht rennt der Mörder ja nicht mir in die Arme sondern einem anderen von der Crew. Es war bereits dunkel als wir wieder beim Valley ankamen. „Kommst du noch mit auf ein Feierabendbier?“ Tyler, Frank und Toni standen bei einem Wagen und sahen zu mir. „Ich weiß nicht, ich bin eigentlich ziemlich erledigt.“ „Na komm schon, ein Bier.“ „Ja nun mach schon, wir müssen deinen Einstand

feiern.“ „Na gut.“ Eigentlich hatte ich keine Lust mehr, ich war viel zu müde und ich spürte jeden Knochen, doch ich wollte kein Weichei sein. Also ließ ich mich überreden.

Schreib mir was!

Kapitel 8

Die drei fuhren voraus und ich folgte ihnen. Vorm Danny’s Pub hielten sie auf dem Parkplatz. Ich mied die Gegend normalerweise so gut es ging. Das Polizeirevier war um die Ecke und hier würden wahrscheinlich genug Polizisten den Feierabend ausklingen lassen. Ich stieg aus und sah mich angestrengt um. Aber warum sollte ich mir sorgen machen? Niemand wusste von meinen Gelüsten. Niemand kannte mich hier. „Auf was wartest du?!“ Rief mir Tyler entgegen und winkte mich zu sich. Mein Blick schweifte nochmal umher und dann

ging ich ihnen nach. Drinnen war es gemütlich eingerichtet. Wir setzten uns an einen Tisch in der Ecke. Ein Schild mit den Worten Stammtisch würde wohl heißen, dass sie hier öfters herkommen. Unbehagen breitete sich in mir aus. Die Leute rund um uns sahen uns gespannt an. Sie würden wohl wissen, wer wir waren und was wir taten. Aufsehen erregen war das letzte was ich wollte. Unauffälligkeit wäre mir lieber, wie sonst auch. Tyler bestellte eine Runde Bier für uns und setzte sich dann wieder zu

uns. „Also erzähl mal ein bisschen was von dir. Was bringt dich dazu, im Death Valley arbeiten zu wollen?“ Ich trank einen Schluck ehe ich antwortete. „Liegt wohl in der Familie.“ Ich grinste. „Und was hast du vorher gemacht?“ Diese Frage kam von Toni. „Ich habe eine Ausbildung im Labor gemacht. Danach bin ich ein bisschen durch die Welt gereist und jetzt bin ich hier.“ „Im Labor? Du musst ja einiges im Köpfchen haben. Warum hast du nicht weitergemacht?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Es war nicht das richtige für mich. Ich

habe es auch nur gemacht, weil mich meine Eltern damit nervten.“ „Und warum hast du dich jetzt fürs Valley entschieden?“ „Meine Mum hat gesagt, wenn ich mir nicht bald einen Job suche wird mir der Geldhahn zuge-dreht. Wie seid ihr dazu gekommen?“ „Unsere Dads.“ Sagte Tyler. „Frank und Toni sind Brüder. Ihr Vater hat mit deinem Dad damals zusammengearbeitet. Daniel. Ich weiß nicht ob er dir mal von ihm erzählt hat.“ „Der vom Panic Room früher?“ Er nickte. „Und dein Dad?“ „Unsere Väter waren beste Freunde.

Craig.“ Ich war verwundert. Craig war oft bei uns zu Besuch. Doch Tyler hatte er nie erwähnt. „Wie kommt es, dass wir uns dann nicht kennen?“ „ Ich bin erst seit drei Jahren in Schottland. Ich bin bei meiner Mutter in Montana aufgewachsen. Mein Dad wusste bis vor ein paar Jahren gar nicht, dass es mich gibt.“ „Das ist hart.“ „Meine Mutter und mein Stiefvater waren Drogenabhängig. Er hat sie erschlagen und sich dann selbst eine Überdosis Heroin gespritzt. Unter dem Bett fand man einen Brief der an mich gerichtet war. Darin stand auch wer mein Vater

war. So bin ich hier hergekommen. Ich habe mir geschworen Rache an solchen Menschen wie meinen Stiefvater zu nehmen. In Amerika ist das Valley eher un-bekannt. Die Leute die zur Todesstrafe verurteilt werden, verschwinden einfach und niemand weiß wohin. Dass sie hier her gebracht werden wissen nur die Richter und gewisse Sicherheitsbeamte, die sie bei ihren Letzten Flug begleiten.“ „Da fiel es dir ja richtig in die Hände, dass dein Dad mal dabei war.“ „Ja absolut. Er ist zwar vor zwanzig Jahren ausgestiegen aber hat bei Andrew ein gutes Wort für mich eingelegt.“ „Wusste mein Dad von deiner

Vorgeschichte?“ Er nickte und trank wieder einen Schluck. „Aber genug der ernsten Worte. Lasst uns etwas Spaß haben. Ich denke du wirst gut zu unserer Gruppe passen.“ Wir stießen an und tranken aus. Ich bestellte die nächsten zwei Runden. Ich verstand mich gut mit Tyler. Irgendetwas schien uns zu verbinden. Oder war es auch nur die Tatsache, dass ich mich bereit erklärte eine Freundschaft zu schließen. Dass ich nicht mehr der Ein-zelgänger bleiben wollte. Das Valley schien mich jetzt schon zu

verändern. „Also, wie sieht‘s mit den Mädels bei dir aus?“ Tyler legte mir einen Arm um die Schulter und grins-te verschmitzt. „Ein paar One Night Stands aber nichts Ernstes.“ „Mit Männern oder Frauen?“ Lachte nun Frank der schon ziemlich betrunken war. „Er denkt du bist schwul.“ Sagte nun Toni unter schallendem Gelächter. Im ersten Moment wusste ich nicht ob ich ihm eine Knallen soll oder nicht, aber ich stimmte in ihr Gelächter mit ein. „Wie kommst du auf so einen Blödsinn?“ „Ich weiß nicht, hab’s mir nur gedacht,

weil…“ Auf einmal wurden alle drei still. „Weil?“ Wiederholte ich Franks letztes Wort. „Oh Scheiße, die Legende.“ Toni wirkte fasziniert. „Was?“ Ich war etwas verwirrt und wusste nicht auf was sie hinuas wollten. „Du kannst Gedanken manipulieren.“ Sagte nun Tyler. „Wie kommt ihr jetzt von >Ich dachte du bist schwul< auf das?“ „Wir haben dich falsch eingeschätzt. Wie geht das mit der Legende noch mal?“ „Diese Männer sind schön, stark und unheimlich anziehend auf Frauen…“ Sagte

ich. „Du hast es von deinem Dad geerbt, oder? Deshalb wollte er immer, dass du ins Valley kommst.“ „Hat er das gesagt?“ Tyler nickte. „Seltsam, zu mir hat er gesagt, er muss erst mal darüber nachdenken.“ „Du bist die beste Waffe die es gibt, Mylo! Du kannst töten ohne Spuren zu hinterlassen!“ „Pssst! Es soll hier keiner wissen, dass ich die Gabe habe.“ Sie senkten ihre Stimmen. „Wie machst du das? Wir wissen, dass es dein Vater kann, aber er hat uns noch nie gezeigt wie es geht.“ „Naja, ich kann sozusagen in eure Köpfe

sehen. Ich weiß was da abgeht und kann eure Gedanken so zurechtrücken, sag ich jetzt mal, dass ihr macht was ich will. Und eure Gedanken werden dann zu Handlungen.“ „Führ mal was vor.“ Bat Frank mich. „Ich weiß nicht…“ „Na komm schon, oder kannst du es doch nicht?“ Frank wollte mich anscheinend herausfordern. Also ging ich seiner Bitte nach. Ich wollte mir einen Spaß aus seiner Provokation machen. Alle warteten gespannt was passiert. Auf einmal nahm Frank Tonis Gesicht in beide Hände und gab ihm einen genussvollen Kuss auf die Lip-pen. Toni versuchte sich mit aller

Gewalt aus seiner misslichen Lage zu befreien und wollte den Kuss abwehren, doch ich ließ Frank noch nicht aus. Erst als Tyler und ich fast keine Luft mehr beka-men vor lauter lachen, ließ Frank von seinem Bruder ab. Dieser war nun sichtlich verwirrt. „Scheiße.“ Murmelte er nur. „Das war wohl die Rache, dass du gedacht hast er ist schwul.“ Sagte Tyler immer noch lachend. „Ich find’s toll, wie ihr Jungs zu eurer Homosexualität steht. Es trauen sich viel zu wenige es offen zu zeigen.“ Wir alle zuckten heftig zusammen als plötzlich eine junge Frau an unserem Tisch stand und den beiden freundlich zulächelte. Sie

war bildschön. Ihre schwarzen, glatten Haare reichten fast bis zur Mitte ihres Rückens. Sie hatte ein schmales Gesicht und wunderschöne grüne Augen. Mir stand der Mund offen so überwältigt war ich von ihrer Schönheit. Tyler begann plötzlich laut loszulachen, genauso wie ich als ich realisierte, was sie eben über Frank und Toni gesagt hatte. „Ist alles in Ordnung?“ Sie sah uns schief an musste schmunzeln. „Tut uns leid. Es ist nur…die beiden sind nicht schwul.“ Tyler hatte Tränen in den Augen vor lachen. „Sie sind Brüder.“ Sagte ich nun. „Wir haben eine Wette verloren.“ Toni

zwinkerte mir zu. Ich nickte kaum merkbar zurück. Dankbar, dass er meine Gabe verschwieg. Nun musste sie auch lachen. „Setz dich doch.“ Sagte nun Tyler zu ihr und deutete auf den freien Stuhl an unserem Tisch. „Danke. Ich bin Lexi.“ „Ich bin Tyler, das sind Frank, Toni und unser neuster Zuwachs Mylo.“ Sie reichte uns allen die Hän-de. „Euer neuster Zuwachs?“ Sie grinste mich an. „Wir sind vom Valley.“ Etwas verwundert sah ich Tyler an. Durfte er es einfach so hinausposaunen, dass wir vom Valley

sind? „Oh, da haben wir ja was gemeinsam.“ Ihr Blick ruhte noch immer auf mir. „Ich schnappe die bösen Jungs und lasse sie zu euch bringen.“ „Du bist Polizistin?“ Kam es mir etwas zu schnell über die Lippen. „Mordkommission.“ „Ohh interessant.“ Sagte nun Tyler. „Möchten Sie etwas trinken Detective?“ Ich versuchte mein Selbstbewusstsein wieder zu finden. Sie hatte mich etwas aus der Fassung gebracht. „Gerne. Ich trinke ein Bier mit euch mit.“ „Eine Lady die Bier trinkt.“ Ich schmunzelte und stand auf um an die Bar

zu gehen um die Getränke zu bestellen. Ich wartete einen Moment und ertappte mich immer wieder, wie ich zu ihr hinübersah. Etwas an ihr ließ mich nicht los. Meine Triebe machten sich wieder bemerkbar. Ich wollte sie. Um jeden Preis. Das einzige worüber ich mir sorgen machte war, dass sie bei der Polizei war. Der Kellner kam endlich zu mir und ich konnte bestellen. Auf einmal stand sie neben mir. „Ich dachte mir, du könntest Hilfe brauchen.“ „Danke, ich hätte das schon hinbekommen.“ Sie lehnte sich zu mir rüber, wollte mir etwas ins Ohr flüstern. „Du bist mir schon aufgefallen, als ich

hereingekommen bin. Ich wusste aber nicht wie ich dich am besten ansprechen sollte.“ Ich biss mir auf die Lippen und musste grinsen. Eine Geste, die ihr die Röte ins Gesicht trieb. „Du bist also doch nicht so schüchtern.“ Sie wischte sich ihre Hände an ihrer Hose ab. Anscheinend war sie etwas nervös. „Ich? Nein ich bin eigentlich nicht schüchtern. Du hast mir nur ein wenig die Sprache verschlagen als ich dich gesehen habe. Die hübscheste Frau in ganz Schottland.“ „Ach komm, übertreib nicht. Dir müssen die hübschen Mädels doch nur so

nachlaufen.“ Der Kellner unterbrach uns und stellte fünf Flaschen Bier auf den Tresen. Ich bezahlte und als ich meine Geldtasche zurück in die Gesäßtasche steckte merkte ich ihren durchdringenden Blick auf mir. Sie musterte mich von oben bis unten. Sie war erregt. Das merkte ich sofort. „Lass uns zurückgehen. Die anderen warten bestimmt schon.“ „Ich würde lieber mit dir hier bleiben. Alleine.“ Sie setzte sich auf einen freien Barhocker. Verwudert blieb ich kurz stehen. Stellte zwei Flaschen Bier zurück auf den Tresen und brachte den Jungs die anderen drei. „Was ist los?“ Fragte mich Tyler

neugierig. „Sie will alleine mit mir sein.“ „Oh ich denke da geht heute noch was.“ „Sei nicht albern. Ich lasse es einfach auf mich zukommen.“ Ich zwinkerte ihnen zu und kehrte zur Bar zurück wo Lexi auf mich wartete. „Da bin ich wieder.“ „Deine Freunde sind hoffentlich nicht sehr enttäuscht, dass du jetzt hier bist.“ „Ich denke, sie würden liebend gerne an meiner Stelle sein.“ Sie drehte sich zu mir, überschlug ihre Beine und strich mit einem Bein meinen Oberschenkel entlang. „Wie kommt es, dass so eine wunderschöne, junge Dame heute alleine

in eine Bar gegangen ist?“ „Wer weiß, vielleicht wollte das Schicksal, dass ich dich heute kennen lerne.“ Wieder strich sie mit ihrem Bein meinen Oberschenkel entlang. „Da hat es das Schicksal aber gut gemeint mit uns.“ Ich legte meine Hand nun auf ihren Fuß. Sie sah kurz zu meiner Hand und dann wieder zu mir hoch. Dann begann sie zu lächeln. „Und was hast du heute hier gemacht? Einen Männerabend?“ „Ich bin seit heute im Death Valley, sozusagen meine Einstandsfeier.“ „Dann fehlst du also jetzt bei deiner eigenen Feier.“ „Halb so schlimm. Eigentlich wollte ich

heute gar nicht herkommen. Gut, dass die Jungs mich über-redet haben.“ Nun legte sie ihre Hand auf meine und begann sanft über meinen Handrücken zu streicheln. „Wie bist du zum Death Valley gekommen? Die nehmen doch nicht jeden, oder?“ „Ich hatte wohl Glück, dass mein Vater der Boss ist.“ „Andrew ist dein Dad? Das ist ja interessant. Ich telefoniere öfter mit ihm wenn wir wieder jeman-den zum überstellen haben.“ „Ja es ist ein Fluch und ein Segen zugleich ihn als Vater zu haben.“ „Ach quatsch, am Telefon ist er immer sehr nett.“ Ich hatte im Moment absolut

gar keine Lust über meinen Dad zu sprechen. Deshalb versuchte ich das Thema zu wechseln. „Wie bist du zur Mordkommission gekommen?“ „Ich war normale Streifenpolizistin bis mir das zu langweilig wurde und habe mich dann bei der Mordkommission beworben. Die haben mich dann auch Gott sei Dank genommen.“ „Habt ihr gerade einen spannenden Fall?“ Wenn jemand etwas über den Tod von Vivian wissen könnte, dann sie. Das müsste ich jetzt nur irgendwie geschickt herausfinden. „Ja ein junges Mädchen ist vergewaltigt und danach getötet worden. Hast du

bestimmt schon in den Nachrichten gehört.“ „Ja, ich denke schon. Habt ihr den Mörder schon gefunden?“ „Ich darf eigentlich keine Auskunft über laufende Ermittlungen geben.“ „Ok, schon gut. War nur interessiert, da ich ja jetzt neu im Valley bin und mich mit solchen Dingen auch bald auseinandersetzen muss.“ „Stimmt, du bist ja eigentlich einer von den Guten.“ Sie schmunzelte wieder. „Den Mörder haben wir leider noch nicht. Das seltsame war aber an dem Mord, dass ein paar Kilo-meter weiter ein weiteres Mädchen gefunden wurde. Sie hatte die gleichen Spuren von

Messer-stichen und Vergewaltigungen. Jedoch war das Mädchen am Leben. Entweder handelt es sich um zwei Täter oder er hatte irgendeinen Grund Vivian umzubringen und die andere nicht.“ „Stimmt, das ist seltsam.“ „Weißt du was das seltsamste daran ist? Wir beobachten diese Vorfälle nun schon länger. Insge-samt sind es schon zehn vergewaltigte Frauen, die alle dieselben oder ähnlich Wunden mit Messer-stichen hatten, jedoch waren alle am Leben. Doch keine Einzige konnte sich an irgendetwas erin-nern. Und noch nie hatten wir irgendwelche DNA Spuren an den Mädels gefunden. Ich denke ein-fach, dass das ein Perverser ist der sich

mit den Mädels vergnügt und sie dann wegwirft wie Müll. Bei Vivian dürften ihm dann wohl die Sicherungen durchgebrannt sein.“ „Habt ihr auch schon mal daran gedacht, dass es zwei Täter waren, die aber überhaupt nichts mitei-nander zu tun haben?“ „Wie meinst du das?“ „Naja, wenn er zehn Mädchen vergewaltigt hatte und dann weggeschmissen hatte, warum sollte er dann eine Umbringen? Vielleicht hatte er sie einfach abgelegt und irgendjemand anderes hat sie gefunden und dann umgebracht?“ „Das klingt sogar irgendwie logisch.

Aber wir gehen eher davon aus, dass er seine Absichten ver-schlimmert. Nicht mehr damit zufrieden ist sie nur zu vergewaltigen, sondern jetzt soweit ist sie zu töten und Gefallen daran findet.“ „Das heißt, irgendwo in der Stadt rennt ein Irrer frei herum und du bist ganz alleine Unterwegs.“ „Ich bin mir sicher, du könntest mich vor ihm beschützen. Außerdem bin ich Polizistin. Ich weiß wie ich mich wehren kann.“ >>Wenn du nur wüsstest, wen du da vor dir stehen hast.<< Dachte ich nur. „Du bist eine bemerkenswert, starke Frau, das muss ich schon sagen.“ „Wie meinst du das?“ „Naja du hast womöglich schon viele

schlimme Dinge gesehen und hängst dich in die Sache echt rein und strotz nur so vor Selbstbewusstsein.“ Ihr Gesicht errötete wieder. „Danke.“ Nach einem prüfenden Blick auf die Uhr erschrak ich kurz. Ich musste morgen früh raus und sollte jetzt lieber fahren. „Ist was?“ „Es tut mir leid, aber ich muss dann nach Hause. Ich muss morgen schon sehr bald im Valley sein.“ „Oh das ist schade. Könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun und mich nach Hause bringen? Ich muss sonst ein Taxi nehmen und du weißt ja, da draußen rennt ein Irrer herum.“ Ich wusste ganz

genau auf was sie hinauswollte. Was mich aber am meisten wunderte, dass meine Triebe mich noch nicht in den Wahnsinn getrieben haben. Ich verspürte keinerlei Bedürfnis sie sofort hinauszu-schleppen und zu vergewaltigen. Entweder war es weil ich wusste, dass sie eine Polizistin war, denn damit würde ich mir wahrscheinlich selbst ins Knie schießen oder es war schlicht und einfach deswegen weil ich sie wirklich mochte. Sie hatte etwas unglaublich anziehendes an sich. „Ich denke, so viel Zeit habe ich noch.“ Ich trank die letzten Schlucke schnell aus und ging noch zu den Jungs um mich zu

verabschieden. „Ihr geht schon?“ Fragte Toni. „Ich bringe Lexi noch nach Hause.“ „Meinst du, du bringst sie nach Hause oder du besorgst es ihr zu Hause?“ Ich ging nicht weiter auf die Frage ein und verabschiedete mich kurz. „Morgen neun Uhr im Valley. Und verausgabe dich nicht zu sehr.“ Rief mir Tyler noch hinterher. Lexi winkte ihnen noch zum Abschied und ging dann zur Tür hinaus.

Kapitel 9

Ich öffnete ihr die Tür von meinem Wagen und ließ sie hineinsetzten. „Ein Gentleman.“ Sagte sie freudig. „Man tut was man kann.“ Ich lächelte und schloss die Tür. Sie wohnte zirka zwanzig Minuten entfernt von der Bar. Die ganze Fahrt über hatte sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel gelegt. Ab und zu wanderte sie weiter nach oben aber dann zog sie die Hand wieder zurück. Es schien als würde sie sich nicht trauen weiter zu gehen. In mir hingegen bannten sich Wogen der Lust und ich musste mich

zusammenreißen, dass ich nicht schon im Auto über sie herfalle. Ich stellte das Auto in einer Einfahrt vor einem kleinen, zierlichen, etwas älterem Haus ab. Sie war bereits ausgestiegen und um das Auto herum gegangen. Ich stieg ebenfalls aus und lehnte mich an die Autotür. „Danke fürs Heimbringen.“ Sie trat näher. „Kein Problem.“ Ich wusste irgendwie noch immer nicht, was sie wollte. Aber ich wusste, was ich wollte. Und ich konnte es nicht länger zurückhalten. Ich trat einen Schritt auf sie zu und umschlang ihre Hüften. Drückte sie fest an mich und legte meine Lippen sanft auf

ihre. Sie erwiderte meinen Kuss und legte ihre Hände um meinen Hals. „Willst du noch mit reinkommen?“ Hauchte sie zwischen den Küssen. „Nichts lieber als das.“ Mühselig kramte sie in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel. Als sie ihn endlich gefunden hatte gingen wir zur Haustür. Während sie den Schlüssel im Schloss umdrehte stand ich dicht hinter ihr. Meine Hände glitten über ihre Brüste während meine Lippen über ihren Nacken strichen. Als wir endlich im inneren des Hauses waren konnte ich meine Lust nicht länger zügeln. Küssend und nicht auf den Flur

achtend bewegten wir uns irgendwie vorwärts. Erst als wir an der Treppe ankamen ließen wir kurz voneinander los um hinauf zu sprinten und dort weiter zu machen wo wir aufgehört hatten. Endlich im Schlafzimmer angekommen, begannen wir uns gegenseitig auszuziehen. Ihr Shirt und ihre Hose flogen als erstes auf den Boden. Danach folgte mein T-Shirt. Sie ließ kurz von mir ab um sich meinen Körper genauer anzusehen. Strich mit den Fingern über meine Bauchmuskeln. Sie stand nur im BH und Tanga vor mir. Beides aus schwarzer Spitze und umrahmte ihre Rundungen perfekt. Ihre Hand glitt weiter über meine Muskeln, bis sie

meinen Hosenbund erreichte. Sie be-gann wieder mich zu küssen und öffnete währenddessen den Gürtel. Mit jeder Bewegung, der sie meinem Schwanz näher kam, begann dieser noch steifer zu werden. Endlich befreite sie mich aus der bereits viel zu engen Hose und ließ sie hinunter gleiten, ehe sie selbst in die Knie ging und die Boxershorts runter zog. Unbeschreibliche Erleichterung breitete sich in mir aus, als mein Schwanz von dem Druck befreit war. Ein tiefes Knurren kam aus meiner Kehle als Lexi ihre Hand darum legte und sie auf und ab bewegte. Ihre Lippen, die sich sanft um meinen Schaft legten gaben mir den Rest.

Ich musste mich zusammenreißen um nicht sofort zu kommen. Sie ließ plötzlich los und stand wieder auf, als hätte sie gewusst, dass ich nicht mehr lange brauchen würde. Ich war noch mehr aufgeheizt als vorher, schnappte sie und legte sie aufs Bett. Ich legte mich auf sie und öffnete gekonnt ihren BH. Nachdem das Höschen ebenfalls endlich zu Boden fiel, begann ich an ihren Brustwarzen zu saugen. Meine Hand glitt dagegen immer tiefer, ehe ich mit zwei Fingern in sie eindrang. Stöhnend vergrub sie ihre Hände in mein Haar. Schwer atmend weil ich selbst schon so erregt war, widmete ich mich

nun ihrem Kitzler. Ich saugte daran und meine Zunge spielte damit. „Bitte Mylo. Ich will dich jetzt. Fick mich!“ Sie schrie mich beinahe an. Es machte mich nur noch mehr an. Meine Finger waren immer noch in ihr als sie laut zu stöhnen begann und sich unter mir wand, als sie ein Orgasmus überrollte. Ich ließ von ihr ab und lächelte sie an. „Setz dich! Jetzt bist du dran.“ Ich tat was sie wollte und setzte mich mit ausgestreckten Beinen aufs Bett. „Kannst du schon wieder?“ Fragte ich sie, als sie auf mich zukam. Sie legte als Antwort nur einen Finger auf die Lippen. Ihre Lippen umschlossen wieder meine

Eichel und begannen wild daran zu saugen. Ich schloss mei-ne Augen und stöhnte wieder leise. Dann setzte sie sich endlich auf mich. Sie umschloss meinen Penis komplett und wir konnten uns beide nicht mehr zurückhalten als sie sich auf und ab bewegte. Immer schneller wurde. Ihre Finger krallten sich in meinen Rücken als sie zum Höhepunkt kam. Es war kein unangenehmer Schmerz, doch ich merkte wie etwas Blut über meinen Rücken lief. Aber es war mir in dem Moment egal. Keuchend kam auch ich zum Höhepunkt und ließ mich erschöpft zurückfallen. Sie sank neben mir ins Bett. Ebenfalls schwer

atmend. Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir wieder weiter. Das letzte Mal hatte ich um kurz nach vier auf die Uhr gesehen. Lautes Klingeln riss mich aus dem Schlaf. Im ersten Moment wusste ich nicht wo ich war. Dann realisierte ich die Frau, die an meine Brust gekuschelt war und schlief. Lexi. „Mach, dass es aufhört.“ Brummte sie verschlafen. Wie in Trance griff ich nach meinem Handy und hob ab. „Weißt du eigentlich wie spät es ist?“

Schallte es aus dem anderen Ende der Leitung. Es war mein Dad. Immer noch nicht ganz bei Sinnen sah ich auf die Uhr. Kurz nach halb zehn. Scheiße. Sofort war ich hellwach. „Tut mir leid. Ich komme gleich.“ Ich legte auf und wollte aufstehen. Doch Lexi hinderte mich daran. „Wo willst du hin?“ „Ich muss zur Arbeit. Ich habe verschlafen.“ „Bleib doch noch ein paar Minuten.“ Sie schien langsam ebenfalls wacher zu werden. „Ich hätte vor einer halben Stunde dort sein sollen. Ich hab’s echt eilig Süße.“ „Wie wär’s noch mit einem Quickie?

Dann lasse ich dich fahren. Vorher nicht.“ „Hast du nach gestern Nacht noch immer nicht genug?“ Grinsend drückte ich ihr einen Kuss auf die Lippen. „Anscheinend kann ich nicht genug von dir bekommen.“ „Dann lass uns wenigstens Duschen gehen. Ich habe es wirklich eilig. Mit meinem Dad etwas ver-scherzen ist keine gute Idee.“ Sie stand auf und zog mich an der Hand hinterher ins Badezimmer. Unter der Dusche besorgte ich es ihr noch einmal richtig und machte mich dann fertig. Sie begleite-te mich noch zur Haustür und drückte mir ihr Handy in die

Hand. „Ich brauche noch deine Nummer.“ „War das kein One Night Stand?“ Scherzte ich. Sie gab mir einen Klaps auf den Hintern. „Wann musst du los?“ „Ich lege mich dann nochmal nieder. Ich habe heute frei.“ Ich gab ihr das Handy zurück und sie ließ es kurz bei mir läuten. Dann verabschiedeten wir uns mit einem langen Kuss. Ich wollte alles andere als weg von ihr. Am liebsten würde ich den ganzen Tag bei ihr bleiben. Aber das Valley rief schon nach mir. Ich winkte ihr nochmal zu und fuhr dann

davon. „Was zum Teufel fällt dir ein? Es ist dein zweiter Tag hier und du bist über eine Stunde zu spät! Es war neun Uhr ausgemacht und nicht viertel nach zehn!“ Ich war gerade erst aus dem Auto ausge-stiegen, schon wurde ich von meinem Vater angebrüllt. „Ist ja schon gut. Jetzt bin ich ja hier. Tut mir leid ich habe verschlafen.“ „Warst du gestern nicht zuhause?“ Er musterte mich. Ich hatte die gleichen Sachen wie gestern an, ich hätte doch noch zu Hause vorbeifahren sollen. „Ich war gestern noch mit den Jungs was

trinken.“ „Und hast es nicht nach Hause geschafft?“ „Das geht dich einen Scheißdreck an.“ Wütend ging ich an ihm vorbei ins Haupthaus. Die anderen saßen alle im Gemeinschaftsraum und gingen Pläne durch. „Na wer hat es denn da aus dem Bett geschafft? Hast du die Kleine gestern noch ordentlich durch-genagelt?“ Rief mir Frank entgegen. Ich hoffte mein Vater würde jetzt nicht hinter mir in der Tür stehen und hätte das gehört. Prüfend warf ich einen Blick über die Schulter

und er stand tatsächlich da und sah mich finster an. „Danke du Vollidiot!“ Ich ging zu meinem Schrank um meine Arbeitsklamotten anzuziehen. Natür-lich rannte mir mein Dad nach. „Du kannst schlafen mit wem du willst, nur solltest du am nächsten Tag pünktlich in der Arbeit sein.“ „Ich hab’s kapiert, Dad!“ Ich zog mein T-Shirt aus und warf es unachtsam in den Schrank. „So wie’s aussieht, hattest du wohl viel Spaß gestern. Wenn man das Spaß nennen kann.“ Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. „Schon mal im Spiegel betrachtet?“ Er

drehte mich um. Quer von meinem Rechten Schulterblatt bis zur Mitte des Rückens zogen sich blutige Kratzspuren. „Wow. Gestern ist mir das gar nicht so aufgefallen.“ Ich musste lächeln. „Deine Mutter hatte auch mal so eine Phase. Ich habe dann gesagt sie soll sich die Fingernägel schneiden sonst hätte ich ausgesehen, als wäre ein Waschbär über mich hergefallen.“ „Warum zum Teufel erzählst du mir sowas?? Das ist meine Mutter. Ich will so etwas echt nicht hören!“ „Hey wir waren auch mal jung.“ „Ja, Gott sei Dank seit ihr jetzt alt und macht so etwas nicht mehr.“ „Warum glaubst du wollten wir, dass du

und deine Schwester endlich auszieht. Jetzt können wir es wieder treiben, wann wir wollen.“ „Dad, jetzt halt den Mund. Echt… Warum erzählst du mir so etwas.“ „Wenn du noch mal zu spät kommst erzähle ich dir noch ganz andere Sachen.“ „Schon gut. Ab heute bin ich immer pünktlich.“ „Na geht doch. Und jetzt beeil dich. Brauchst du noch irgendwas für deine Wunden?“ „Meinst du die seelischen oder die körperlichen?“ Er lachte. „Nein schon gut. Ist halb so wild.“ Er nickte und ging wieder hinaus zu den

anderen. Fertig angezo-gen ging ich ebenfalls wieder hinaus. „Also was machen wir heute?“ Ich setzte mich zu Tyler an den Tisch. „Jetzt arbeiten wir erst einmal die neuen Pläne aus für den Lauf in ein paar Tagen und später gibt es noch ein Nahkampftraining. Schießtraining brauchst du ja anscheinend nicht mehr.“ Er lächelte. „Also erzähl mal, wie war es gestern? Hast du es ihr ordentlich besorgt?“ „Ein Gentleman genießt und schweigt.“ Ich sah mir die Pläne an die auf dem Tisch lagen und wollte nicht mehr weiter auf das Thema

eingehen. Nachdem die Pläne abgearbeitet waren und wir das Nahkampftraining abgeschlossen hatten ging ich noch duschen. Mit dem Handtuch um die Hüften ging ich zurück zu meinem Schrank um mich wieder anzuziehen. „Alter, was hast du angestellt?“ Tyler stand da und begutachtete meinen Rücken. „So sieht anscheinend richtig harter Sex aus.“ Lachte er. „Wie gesagt, ich schweige.“ „Wirst du die Kleine wieder sehen?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich schon.“

„Kommst du später wieder mit auf ein Bier?“ „Ich weiß noch nicht.“ Ich nahm mein Handy aus dem Schrank und sah nach, ob ich eine Nachricht von ihr hatte. Doch da war nichts. „Und? Hat sie sich gemeldet?“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Ich muss mal nach Hause, mich umziehen und sehen ob sonst alles in Ordnung ist. Vielleicht komme ich ja später nach.“ „Das wäre klasse. War gestern echt lustig mit dir.“ Er klopfte mir auf die Schulter und ging

dann. „Hi Mylo.“ Gerade mal fünf Minuten, nachdem ich weggefahren war meldete sich Alex wieder vom Beifahrersitz. „Gar nicht erschrocken heute?“ Spottete er. „Ich gewöhne mich anscheinend schnell an Geister.“ „Du warst gestern fabelhaft. Besser hätte ich es auch nicht hinbekommen.“ „Von was redest du?“ „Lexi.“ „Hast du zugesehen? Was frage ich eigentlich so blöd…“ „Das meine ich nicht. War es nicht großartig ohne diesem ständigen Drang

jemandem Schmerzen zufügen zu müssen?“ „Ach so, das. Ja es war schon schön.“ „Du bist verknallt, habe ich Recht?“ „Ich finde sie großartig. Ob ich verliebt bin, kann ich nach einer Nacht noch nicht so genau sagen.“ „Sie fährt jedenfalls total auf dich ab.“ „Echt? Sie hat den ganzen Tag frei gehabt und hat sich noch kein einziges Mal gemeldet.“ „Du könntest dich doch auch bei ihr melden?“ „Ja kann schon sein.“ „Sie hat sich nur nicht gemeldet, weil sie nicht wusste, was sie schreiben soll. Es ist richtig süß, sie schreibt etwas und

dann löscht sie es wieder. Immer und immer wieder. Ruf sie doch am besten gleich an. Ich bin mir sicher, sie wird sich freuen.“ Ich wählte ihre Nummer und wartete bis sie abhob. „Hallo?“ „Hi Süße, wie geht es dir?“ Sagte ich bevor sie noch ein Wort sagen konnte. „Es geht mir ausgezeichnet, und dir?“ „Ich habe gerade aufgehört zu arbeiten und fahre jetzt nach Hause.“ „Oh schön. Willst du später noch vorbeischauen?“ Ich sah kurz zu Alex der lächelte mich freudestrahlend an. „Ja gerne. Gib mir eine Stunde.“ „Ok bis später. Ich freue

mich.“ „Ich mich auch.“ Dann legte ich auf. „Na siehst du. Was habe ich gesagt.“ „Jaja schon gut. Gibt es was Neues von Claire?“ „Was willst du jetzt wieder von Claire? Lexi ist doch viel besser für dich.“ „Ich will nichts von ihr. Ich will nur wissen ob sie sich weiter erinnern konnte?“ Er schüttelte den Kopf. „An der Claire Front gibt es nichts Neues. Sie kann sich an nicht mehr und nicht weniger als vorher erinnern.“ „Gut.“ „Lexi wäre eine große Hilfe für dich. Bitte vermassele es nicht Mylo.“ „Ich habe im Moment nicht vor, dass ich

etwas vermassele.“ „Du bist bereit für eine Beziehung, das weißt du.“ „Jetzt stress mal nicht ich kenne sie erst seit ein paar Stunden.“ „Das macht nichts.“ Er grinste und verschwand dann. Gerade als ich in meine Einfahrt einbog. Ich zog mich schnell um und packte noch ein paar Reserveklamotten ins Auto falls ich heute wieder nicht nach Hause kommen sollte. Dann machte ich mich auf den Weg zu Lexi.

Kapitel 10

Nach dem ich auf die Klingel gedrückt hatte, wurde wenig später die Tür geöffnet. Sie stand nur in einem rosafarbenen Bademantel vor mir und lächelte mich an. Ohne ein Wort zu sagen nahm ich ihr Gesicht in beide Hände und begann sie zu küssen. Sie trat ein paar Schritte zurück und schloss die Tür hinter uns ohne von mir ab zu lassen. Ich wollte gerade die Treppe hoch gehen als sie mich wegzog und ins Wohnzimmer ging. Ich folgte ihr. Die Terrassentür war offen, draußen blubberte ein Whirlpool. „Ich dachte, wir machen es uns ein wenig gemütlich.“ Neben dem Whirlpool stand

ein kleiner Tisch, darauf waren Handtücher und, zwei Weingläsern und einer gekühlten Flasche Weißwein. „Ich habe aber keine Badehose dabei.“ „Das macht nichts.“ Ihre Hände fassten nach dem Knoten der ihren Bademantel geschlossen hielt und öffnete ihn. Sie ließ ihn zu Boden gleiten und stand nun nackt vor mir. Gerade als ich ihre nack-te Haut berühren wollte drehte sie sich um und stieg ins Wasser. „Ich würde liebend gerne einen Striptease sehen.“ Lachend begann ich mich langsam auszuziehen. Als ich ebenfalls nackt war stieg ich zu ihr und ließ mich vorsichtig in das heiße Wasser gleiten. Die Wunde auf meinem Rücken

begann etwas zu brennen, aber es war auszuhalten. „Du hast mich gestern ordentlich zugerichtet.“ Sie schlug die Hand vor den Mund als ich ihr meinen Rücken zeigte. „Das tut mir leid. Ich mache es heute wieder gut.“ Sie lehnte sich über den Rand und schenkte den Wein ein. Ich sah mich derweilen um. Der Garten war klein aber gepflegt. Eine hohe Hecke bildete die Grenze zu den anderen Grundstücken und machte den Garten uneinsichtig. Es dämmerte bereits ein wenig. „Ich muss mich schon für morgen Früh entschuldigen. Meine Schicht beginnt um

sechs Uhr mor-gens, da sollte ich pünktlich sein. Aber wir haben den ganzen Abend Zeit um uns zu vergnügen.“ Sie rutschte näher an mich heran und reichte mir ein Glas. „Das macht nichts.“ Ich trank einen Schluck und stellte das Glas wieder ab. Sie tat es mir gleich und setzte sich dann rittlings auf mich. „Wir sollten keine Zeit verlieren.“ Meine Hände ruhten auf ihrem Hintern, während sie begann an meinem Hals zu knabbern und ihn zu küssen. Ich hob sie kurz hoch und drang in sie ein. Meine Au-gen waren geschlossen und ich genoss es einfach wie wir es taten. Ich kam diesmal vor ihr. Als ich meine Augen wieder

öffnete zuckte ich heftig zusammen als ich Matt am anderen Ende des Gar-tens stehen sah. Er beobachtete uns mit finsterem Blick. „Was ist?“ Keuchte sie. Ich versuchte mich wieder auf sie zu konzentrieren und sie zum Höhepunkt zu bringen. „Nichts. Mach weiter.“ Stöhnend krallte sie ihre Finger diesmal in meine Brust. Ich biss mir kurz auf die Lippen um den Schmerz zu unterdrücken ehe sie von mir ab ließ. „Wie war das? Du machst es heute wieder gut?“ „Oh scheiße es tut mir wirklich leid. Ich kann mich einfach nicht zurückhalten bei

dir.“ „Schon gut, ich sage einfach, ich treibe es mit einer Wildkatze.“ Sie legte ihre Lippen wieder auf meine. Prüfend schweifte mein Blick nochmals durch den Garten, doch von Matt war keine Spur mehr zu sehen. >>Beschissene Geister<< dachte ich nur. Das Klingeln meines Handys unterbrach uns. Dummerweise steckte es in meiner Hosentasche. Und meine Hose hatte ich im Wohnzimmer ausgezogen. „Musst du da jetzt wirklich rangehen?“ Knurrte sie zwischen den Küssen. „Es könnte etwas wichtiges sein.“ „Na schön.“ Sie stieg von mir runter.

Schnell sprang ich aus dem Wasser und sprintete ins Wohn-zimmer. „Hi Tyler!“ Ich ging zurück ins Whirlpool. Lexi setzte sich sofort wieder auf mich und küsste meinen Hals. „Was treibst du gerade?“ „Willst du das jetzt wirklich wissen?“ Sie kicherte. „Oh ich verstehe, du bist nicht alleine. Wir fahren später wieder ins Danny’s. Kommst du auch?“ „Ich weiß noch nicht.“ „Du kannst Lexi ruhig mitnehmen.“ „Willst du später noch ins Danny’s schauen?“ „Ich weiß nicht, ich muss doch morgen

früh raus.“ „Na kommt schon. Wenigstens auf ein Bier.“ Sagte Tyler, der Lexi ebenfalls gehört hatte. Sie griff nach dem Handy und hielt es sich ans Ohr. „Ich kümmere mich noch um Mylo und dann kommen wir. Und vielleicht auch noch ins Pub.“ Dann legte sie auf ohne auf eine Antwort zu warten und grinste. „Denkst du er hat es verstanden?“ „Egal. Also du kümmerst dich jetzt noch um mich?“ Ich strich ihr über den Rücken und drückte sie fester an mich. „Lass uns vorher hineingehen.“ Wir trockneten uns ab. Im Wohnzimmer ließ sie das Handtuch

wieder fallen und nahm meines ebenfalls weg. Ich hob sie hoch und begann sie wieder zu küssen. Trug sie zum Esszimmertisch und legte sie mit gespreizten Beinen vor mich hin. Lustvoll drang ich wieder in sie ein. Fertig hergerichtet und angezogen setzten wir uns in mein Auto. Als ich losfuhr legte sie ihre Hand zwischen meine Beine und strich über meinen Schritt. „Wenn du so weitermachst muss ich irgendwo anhalten.“ Als Antwort darauf packte sie sanft zu. Ein erregtes Knurren kroch aus meiner

Kehle. „Da hast du dir ja eine angelacht.“ Ich erschrak beinahe zu Tode als ich in den Rückspiegel sah und Matt auf der Rückbank sitzen sah. Mit ihm reden konnte ich nicht wegen Lexi also brüllte ich ihn im Gedanken an. „Was zum Teufel willst du?!“ „Sie weiß also nichts von deiner Gabe. Interessant.“ Ich verzog die Lippen. „Hast du wirklich auf Alex gehört und dir eine Freundin angeschafft? Wäre es nicht aufregender, wieder die Angsterfüllten Schreie der Frauen zu hören? Wenn sie sich versuchen zu

wehren, aber dir einfach nicht entkommen können? Wenn du die Macht über sie hast?“ Nervös blickte ich zwi-schen dem Rückspiegel und der Straße hin und her. Lexi fiel es auch auf, dass irgendwas nicht stimmte. „Alles in Ordnung?“ Verkrampft nickte ich. Matt’s Aussage ließ meine Triebe wieder in mir aufleben. Ein stechender Schmerz machte sich in meiner Leistengegend breit. Der Sex mit Lexi war großartig. Aber es war nicht das was ich wollte. Sie konnte zwar meine Lust befriedigen aber nicht meine Triebe. „Sie ist nicht meine Freundin, wir schlafen nur

miteinander.“ „Hol dir doch wieder ein Mädchen und vergiss sie. Sie tut dir nicht gut. Du verweichlichst! So eine wie Vivian, das wäre es doch oder?“ „Vivian ist tot. Und ich bin mir sicher du weißt wer es war.“ „Der Abend wird heute noch Interessant.“ Er lachte verächtlich und verschwand dann. „Mylo, ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ Ich entspannte etwas als sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel legte. „Ja, alles bestens.“ „Du warst gerade wie in Trance. Das war richtig beängstigend.“ „Ich bin wohl mit meinen Gedanken

etwas abgeschweift.“ War sie es wirklich wert, mit den Verge-waltigungen aufzuhören? Ich legte einen Arm um ihre Hüfte, als wir zur Tür hineingingen. Die Jungs saßen wieder am Stamm-tisch und winkten uns aufgeregt zu sich als sie uns sahen. „Was sehen wir denn da?“ Tyler zwinkerte uns zu. Sie rutschten zusammen um uns Platz zu ma-chen. „Gestern erst kennen gelernt und heute schon so verliebt.“ Sagte Frank. „Wollt ihr was trinken? Ich gebe einen aus.“ Schnell versuchte ich dem Thema aus dem Weg zu

ge-hen. „Hol einfach Bier.“ Sagte Tyler. Ich nickte und ging zur Bar. Als ich beim Kellner bestellte, ließ ich den Blick durch den Raum schwei-fen und blieb abrupt an zwei Mädels hängen die nur ein paar Meter von mir entfernt an der Bar saßen. Claire und Jasmin. Verdammt, was machen die hier? Jasmin schien mich bemerkt zu haben und redete aufgeregt mit Claire. Ich konnte wegen der Lautstärke nichts verstehen, doch ihre Ge-danken sprachen Bände. Sie erzählte Claire gerade davon wie ich es Jasmin beim Auto besorgt hat-te. Dass ich derjenige war von dem sie ihr vor ein paar Tagen ganz fasziniert erzählt hatte.

Claire drehte sich um, um mich anzusehen. Schnell wand ich den Blick von ihnen ab. „Ich sagte ja der Abend würde interessant werden.“ Matt’s Stimme dröhnte in meinem Kopf. Jasmin und Claire standen auf und wollten anscheinend zu mir kommen. Ich versuchte in Claires Gedanken zu sehen, doch es war vergeblich. Matt musste sie blockiert haben. Aber was ich in Jasmins Kopf abspielte ließ mich sicher sein, dass Claire ihr nichts von uns erzählt hatte. „Hey.“ Sagte Jasmin freudestrahlend, als sie vor mir stand. Ich verfluchte gerade den Kellner, dass er viel zu lange für

fünf Bier brauchte. „Hallo.“ Ich versuchte ruhig zu klingen. Innerlich war ich es aber nicht. „Kannst du dich noch an mich erinnern?“ Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Bar. Claire musterte mich eindringlich. „Bedaure. Ich habe dich noch nie gesehen.“ Ich versuchte mich irgendwie aus dieser Situation rauszuwinden. Matt musste von beiden die Gedanken blockiert haben. Jegliche versuche sie zum Ge-hen zu bewegen scheiterten. Die Jungs und Lexi warfen mir fragende Blicke zu. „Ach, komm schon vor ein paar Tagen auf dem Parkplatz vorm Ocean

Pub.“ „Ich habe keine Ahnung von was du redest.“ Der Kellner brachte endlich die Bierflaschen. Claire sagte noch immer kein Wort. Ich schrie nach Alex in meinen Gedanken und bat ihn mir zu helfen Claires Gedanken zu lesen. Gerade als ich nach dem Bier greifen wollte, fasste Jasmin nach meiner Hand. Sie trat näher. „Denkst du ich könnte ein Gesicht wie deines vergessen?“ Ich versuchte meine Hand aus ihrem Griff zu befreien als plötzlich Lexi neben uns stand. „Kann ich euch irgendwie behilflich sein?“ Ihre Stimme klang gereizt. Ich

schaffte es endlich, mich aus ihrem Griff zu befreien und warf Jasmin einen bösen Blick zu. „Was willst du Flittchen hier? Verzieh dich zu deinen Valley Jungs und lass uns gefälligst in Ruhe!“ „Eigentlich ist das hier mein Valley Junge!“ Lexi stellte sich vor mich und presste ihren Körper an meinen. „Verzieh dich endlich du Schlampe sonst knall ich dir eine!“ Claire ging ein paar Schritte zurück. Es schien als würde sie sich etwas vor Jasmin fürchten. „Wenn er wirklich vom Valley ist, warum musst du ihn verteidigen? Hat er keine Eier in der Hose?“ Bevor ich etwas sagen konnte begann Lexi ruhig zu

reden. „Er darf keine Mädchen schlagen, ich schon.“ Als sie den Satz beendet hatte schlug sie Jasmin mit der Faust auf die Nase. Diese taumelte zurück und fiel auf ihren Hintern. Ihre Hände waren über ihre Nase gefaltet. >>Er darf sie nicht schlagen, aber mit dem Messer auf sie einstechen. Sie Wochenlang festhalten. Vergewaltigen.<< Hörte ich plötzlich Claires Stimme in meinem Kopf. Ich blickte angespannt zu ihr. Sie erwiderte traurig meinen Blick. Lexi zog ihre Polizeimarke und zeigte sie Jasmin. „Wenn ich noch ein beleidigendes Wort von dir höre, lasse ich dich festnehmen.

Und komm ja nie wieder auf die Idee dich an meinen Freund ranzumachen!“ Brüllte sie Jasmin an. Diese Weinte bit-terlich. Claire half ihr auf und sie gingen in Richtung Damentoilette. Die Menschentraube die sich um uns gebildet hatte löste sich langsam wieder auf. Lexi und ich nahmen die Bierflaschen und gingen zu den Jungs, die vermutlich gerade genauso per-plex waren wie ich. „Ich hoffe es war OK, das ich gesagt habe, du wärst mein Freund. Sonst hätte ich keinen Grund gehabt diesem Miststück eine runterzuhauen.“ „Schon gut.“ „Ich gehe lieber kurz mal nachsehen, ob

ich sie nicht allzu schlimm verletzt habe. Sonst kann ich mich morgen wieder auf ein Donnerwetter in der Arbeit einlassen.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob sie dich gerade sehen wollen.“ Sagte Tyler vorsichtig. „Ich denke auch, es wäre gerade keine so gute Idee.“ Claire wusste nun, dass sie bei der Polizei war, nicht dass sie auf blöde Gedanken kommen würde und ihr etwas erzählte. „Lasst uns lieber das Thema wechseln.“ Sagte Tyler. Frank und Toni nickten eifrig. „Also…was zum Teufel hast du mit seinem Rücken gemacht?“ Tylers Frage

war an Lexi gerichtet. Sie lachte und zog den Kragen von meinem T-Shirt runter um ihnen die frische Wunde über der Brust zu zeigen. „Dass man sich mit dir lieber nicht anlegen sollte, hast du gerade Bewiesen.“ Sagte Toni grinsend. Claire und Jasmin kamen von der Damentoilette zurück. Jasmin schien es gut zu gehen, sie hatte wohl etwas Nasenbluten was aber allen Anschein nach schonwieder vorbei war. Claire sah wieder besorgt zu mir. Lexi schien es zu bemerken und versuchte wohl ihren Standpunkt wieder klar zu machen. Sie drete mein Gesicht in ihre Richtung und begann mich

Leidenschaftlich zu küssen. Die Jungs waren still und beobachteten die Beiden. >>Was hat sie, was ich nicht habe.<< Claires Stimme drang wieder durch meinen Kopf. Sie setzten sich wieder an die Bar. Lexi ließ wieder von mir ab und legte ihre Hand wieder auf meinen Ober-schenkel. Ich legte einen Arm um sie und drückte sie an mich. Irgendwie war es ein seltsames Gefühl. Ich mochte Lexi. Sehr sogar. Aber wenn ich Claire sehe, kommen ganz andere Gefühle in mir hoch. Sie hatte am Anfang Angst gezeigt, hatte versucht sich zu wehren. Zumindest die ersten paar Tage. Lexi hingegen ergibt sich mir vollkommen. Doch im Moment wusste

ich irgendwie nicht, was mir lieber war. Angst oder Hingabe. Lust oder Liebe. Claire oder Lexi…

Kapitel 11

Nachdem ich Lexi vor ihrem Haus abgesetzt hatte und wir uns mit einem Kuss verabschiedet hatten fuhr ich nach Hause. „Ich sagte doch, der Abend würde Interessant werden.“ Matt saß diesmal auf dem Beifahrersitz. „Beinahe wäre alles aufgeflogen. Leider nur beinahe.“ Mit finsterer Miene blickte ich ihn an. „Hat es dir die Sprache verschlagen?“ Er lachte verächtlich. „Wer hat Vivian getötet?“ „Ich bin mir sicher, du willst die Antwort nicht

hören.“ „Sonst sparst du ja auch nicht mit unnötigen Kommentaren.“ „Es wird sich bald offenbaren.“ Er verschwand wieder. Zuhause angekommen hüpfte ich noch unter die Dusche und legte mich dann ins Bett. Es war schon spät und ich wollte morgen pünktlich im Valley sein. Doch vom Schlafen war ich weit entfernt. Zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf umher. „Ich wusste nicht was Matt vorhatte. Dass er es schaffte Claire und Jasmin irgendwie ins Danny’s zu leiten. Tut mir Leid.“ Alex saß auf der

Bettkante. „Aber bitte bleib bei Lexi. Hör nicht auf Matt. Du hattest deine Triebe schon so gut im Griff. Er versucht dich nur zu manipulieren, er versucht das böse in dir hervorzurufen.“ Er klang besorgt. „Ich weiß ja selbst nicht, was ich will.“ „Du willst Lexi. Sonst wärst du, nachdem du sie nach Hause gebracht hast, wieder zurück gefahren zu Claire.“ Ich schüttelte den Kopf. „Warum funktioniert meine Manipulation nicht bei ihr? Warum kann sie mich nicht vergessen?“ „Ich denke, da hat Matt seine Finger im Spiel.“ „Aber wie? Er hat keine Fähigkeiten.

Wie soll er das anstellen?“ „Ich bin schon an der Sache dran.“ „Im Pub hat er ihre Gedanken blockiert, aber als du mir geholfen hast, habe ich sie gehört. Kannst du mir nicht auch beim Manipulieren von ihr helfen?“ „Wir können es versuchen, aber dafür müsstest du zu ihr. Von hier aus können wir nichts machen.“ „Dann los.“ Schnell zog ich mich wieder an und rannte ins Wohnzimmer. Nachdem ich ihre Adresse im Internet rausgeforscht hatte fuhr ich los. Meinen Wagen stellte ich in eine Seitenstraße und ging dann zu Fuß zu ihrem Haus. In den umlie-genden

Häusern brannten keine Lichter mehr. Nicht einmal mehr die Straßenlaternen. Prüfend warf ich einen Blick auf die Uhr. Zwei Uhr morgens. Ich hoffte, sie war schon zu Hause. Leise schlich ich ums Haus herum. Es war genau ein Fenster geöffnet. „Sie liegt da drin und schläft.“ Alex Stimme erklang wieder in meinen Gedanken. „Sei vorsichtig.“ Ich sah mich nochmal um und stieg dann leise durchs Fenster. Meine Augen ge-wöhnten sich langsam an die Dunkelheit und ich konnte ihre Umrisse im Bett erkennen. Sie war nicht zugedeckt. Hatte nur ein Shirt und ein Höschen an. Sofort spürte ich meine

Triebe wieder in mir hochkommen. Hitze breitete sich in meiner Leistengegend auf und mein Schwanz wurde steif. „Na los! Ich weiß du willst sie!“ Ertönte plötzlich Matts Stimme hinter mir. „Hör nicht auf ihn!“ Versuchte mir Alex ins Gewissen zu reden. Ich kämpfte mit aller Gewalt, gegen den Drang an, ihr das Höschen herunterzuziehen und meinen Schwanz in sie zu rammen. „Mylo bitte bleib Vernünftig!“ Alex flehte mich an. Ich drehte mich um, von keinem der Beiden war etwas zu sehen. Sie waren also nur in meinem Kopf. Immer noch regungslos stand ich vor ihrem Bett und wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Sie vergewaltigen?

Sie einfach nur manipulieren und wieder verschwinden? Sie bewegte sich und drehte sich zur Seite. Drehte mir den Rücken zu. Das wäre meine Chance. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt! Sie wird sich wehren, flehen, dass du aufhörst. Das was du willst!“ „Denk an Lexi! Du willst sie, nicht Claire!“ Doch meine Triebe ließen mir keine andere Wahl mehr. Ich konnte einfach nicht wiederstehen. Leise begann ich meine Hose zu öffnen. Nahm das Kondom aus meiner Tasche und streifte es über meinen steifen

Penis. „Mylo bitte.“ Doch ich hörte nicht mehr auf Alex. Ließ meinen Trieben freien Lauf. „Jetzt wird’s interessant.“ Hörte ich noch Matt in meinem Kopf ehe ich auf sie zuging und mit einer schnellen Bewegung eine Hand um ihren Mund schloss und mit der anderen ihr Höschen runter zog. Als ich in sie eindrang begann sie zu schreien und riss panisch die Augen auf. Sie konnte mich nicht sehen, denn ich lag hinter ihr und stieß immer fester zu. Mit aller Gewalt versuchte sie sich zu wehren und meine Hand von ihrem Mund zu zerren. Sie schrie, doch durch meine Hand waren es

nur gedämpfte Laute. Ich spürte ihre Tränen über ihre Wangen laufen und war in meinem Element. Ich genoss es. Matt und Alex Stimmen waren verstummt und ich kam. Diesmal ohne einen Mucks von mir zu geben. „Verschwinde Mylo. Manipulier sie noch schnell und dann raus mit dir! Ihre Eltern kommen.“ Ich glitt aus ihr und versuchte sie zu manipulieren. Und ließ sie schlafen. Blitzschnell zog ich mir die Hose hoch und warf noch einen prüfenden Blick aus dem Fenster. Als ich niemanden sah hüpfte ich hinaus und sprintete zu meinem Wagen und fuhr

los. Während der Fahrt öffnete ich nochmal meine Hose und fummelte das Kondom von meinem Penis und schmiss es in den Straßengraben. „Du bist ein riesengroßes Arschloch!“ Brüllte mich Alex wütend vom Beifahrersitz aus an. „Hör nicht auf ihn, das war großartig. Das warst du. Ohne dich zu verstellen so wie bei Lexi.“ Matts Stimme kam vom Rücksitz. „Wann kommst du eigentlich in die ewige Verdammnis du Idiot? Ich versuche aus ihm einen besse-ren Menschen zu machen!“ Begann Alex nun Matt zu

beschimpfen. „Er ist der Teufel persönlich. Du kannst aus ihm nichts machen, was er nicht ist und auch nicht sein will!“ „Jetzt haltet mal beide die Luft an!“ Schrie nun ich. „Es wird ein böses Ende nehmen Mylo, das spüre ich!“ Sagte Alex. „Verschwindet einfach, bitte!“ Der Beifahrersitz war plötzlich leer, doch Matt sah mich immer noch vom Rücksitz aus an. „Was willst du noch?“ „Du weißt doch noch von unserer Abmachung oder?“ „Verpiss dich endlich!“ „Entweder deine Mutter oder du.

Irgendjemand wird sterben.“ Er lachte wieder höhnisch. „Wenn ich es bin bringe ich dich noch mal um!“ Sagte ich scharf. Er lachte noch immer und ver-schwand dann auch. Am nächsten Morgen schaffte ich es pünktlich ins Valley. Mein Vater begrüßte mich freudig. „Na, ausgeschlafen?“ Ohne ein Wort zu sagen ging ich an ihm vorbei und zog mich um. „Was ist los?“ Ich sah mich kurz um. Wir waren alleine. „Meine Geisterfreunde bringen mich um den

Verstand.“ „Matt?“ „Und Alex. Sie sind wie zwei so kleine Gestalten die auf beiden Schultern sitzen, einer der Engel, der andere der Teufel. Ich halte es langsam nicht mehr aus.“ „Soll ich mal mit Alex reden? Matt lässt sich ja bei mir nicht mehr blicken.“ „Nein schon gut. Ich setz mir einfach einen Aluhut auf, vielleicht lassen sie mich dann endlich in Ruhe.“ Er schien besorgt. „Komm doch heute nach dem Training zu uns. Deine Mutter freut sich bestimmt, wenn sie dich wieder einmal sieht.“ „Mal

sehen.“ „Samara und Steven kommen auch.“ „Toll.“ „Vielleicht bringt es dich auf etwas andere Gedanken.“ „Ich überlege es mir noch.“ „Da schau an, hat dich Lexi gestern früher ins Bett gehen lassen?“ Begrüßte Tyler mich. „Lexi?“ Mein Vater sah mich fragend an. „Jaja du kennst sie.“ „Mordkommission Lexi? Ich kenne sie nur vom Telefon aber sie klingt immer sehr nett.“ „Ja sie ist auch nett.“ „Nimm sie doch heute mit.“ „Wir sind nicht zusammen, wir schlafen

nur miteinander.“ Ich knallte die Schranktür zu und ließ die beiden stehen. „Was hat er?“ Fragte Tyler meinen Vater. Dieser sagte nichts sondern folgte mir. „Lass uns kurz nach oben gehen.“ Auf dem Turm des Haupthauses wartete mein Dad auf mich. „Irgendetwas stimmt nicht.“ „Gratuliere, bist du da alleine darauf gekommen?“ Genervt verschränkte ich die Arme vor meiner Brust. „Na toll, jetzt bekommen wir auch noch Gesellschaft.“ Diese Worte waren an Alex gerichtet, der neben uns erschien. „Was bin ich in deiner Vorstellung? Der

Engel oder der Teufel?“ Fauchte Alex mich an. „Kannst du nicht einfach wieder verschwinden? Mein Leben war viel einfacher, als ich noch nicht von Geistern verfolgt wurde. Hast du ihn gerufen?“ Diese Frage war an meinen Vater gerichtet. Er nickte. „Also, da Mylo ja nicht darüber sprechen will, was ihn bedrückt…kannst du mir wenigstens verra-ten, warum er alle Geister verflucht?“ Mit einem flehenden Blick bat ich Alex zu schweigen. „Ich will mich nicht zwischen euch stellen. Ich würde ja weiterhin auf ihn aufpassen, aber wenn er so weitermacht wie bisher kann ich für nichts mehr

versprechen.“ „Ich werde mich bessern.“ Sagte ich zu Alex. Auf keinen Fall wollte ich, dass mein Vater von der Sache erfuhr. „Ihr verschwört euch also gegen mich.“ Genervt lehnte mein Dad sich gegen das Geländer. „Irgendwann kommt der richtige Zeitpunkt.“ Sagte Alex und verschwand darauf hin. „Ihr verheimlicht mir irgendwas wirklich Schlimmes.“ „So schlimm ist es nicht.“ Versuchte ich es herunterzuspielen. „Ich geh mal lieber zum Training.“ Mein Dad blieb stehen und sah mir nach während ich nach unten

ging. Nachdem ich mich geduscht und angezogen hatte wartete mein Vater bei meinem Auto auf mich. „Du fährst mit. Ich habe deiner Mutter bereits gesagt, dass du auch kommst.“ Stumm nickend setz-te ich mich in mein Auto und fuhr los. Während der Fahrt klingelte mein Handy. Es war Lexi. „Hi.“ Sagte ich knapp. „Hi, ich dachte ich melde mich erst jetzt. Hast du schon frei?“ „Ja, bin gerade weggefahren.“ „Willst du vorbeikommen?“ Fragte sie etwas

zögerlich. „Ich kann leider nicht, bin bei meinen Eltern zum Essen eingeladen. Vielleicht morgen.“ „Ok schade.“ Sie klang traurig. „Ich melde mich morgen ok?“ „Ist gut.“ „Schönen Abend noch.“ Ich legte auf. „Hat die Manipulation bei Claire gestern funktioniert?“ Fragte ich Alex, der eben wieder in meinem Auto erschien. „Irgendwie schon. Sie ist am Morgen aufgewacht und hat sich gefragt warum sie leichte Schmerzen zwischen den Beinen hatte. Aber nur das von Gestern weiß sie nicht mehr. Das andere ist

immer noch in ihrem Kopf.“ „Scheiße.“ „Ich bin übrigens echt enttäuscht von dir. Ich dachte wirklich du würdest dich ändern.“ „Ich kann nichts dafür. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten, obwohl ich es versucht habe.“ „Versuch dich nicht rauszureden. Du musst es bald mal deinem Vater sagen.“ „Ich kann es ihm nicht sagen.“ Enttäuscht seufzte er und verschwand. Meine Mutter begrüßte mich mit einer Umarmung. „Tut mir Leid, dass ich letztens so ein Arschloch

war.“ „Ist schon in Ordnung. Ich weiß du hast es nicht so gemeint.“ Ich begrüßte noch Samara und Steven. Seit dem letzten mal schien er sich etwas verändert zu ha-ben. Sein Gesicht war eingefallen, die Augen müde und trüb. „Alles in Ordnung mit dir?“ Fragte ich ihn besorgt. „Können wir kurz reden?“ Ich nickte nur und folgte ihm nach draußen. Es war seltsam, dass er mich alleine sprechen wollte, wir hatten noch nie wirklich einen Draht zueinander. „Ich habe riesige Scheiße gebaut und ich weiß nicht wie ich da wieder

rauskommen.“ „Und ich soll dir jetzt helfen?“ „Ich weiß nicht ob du das kannst.“ Steven wirkte richtig verstört. „Ich schlafe nicht mehr, kann nichts mehr essen, weil mich die Schuldgefühle so plagen.“ „Jetzt sag doch was los ist.“ „Hast du von dem Mädel gehört, das umgebracht worden ist?“ Stumm nickte ich. „Samara hat mich betrogen und ich habe sie dabei erwischt. Ich war so wütend und bin in eine Bar gefahren und habe mich vollaufen lassen. Als ich dann wieder nach Hause fahren wollte bemerkte ich im Straßengraben etwas

liegen. In meinem Vollrausch bin ich ausgestiegen und habe nachgeshen. Es war ein nacktes Mädel. Sie war bewusstlos. Ich habe sie dann ins Auto gesetzt und wollte sie zur Polizei bringen. Irgendwann bin ich dann draufgekommen, dass ich ja betrunken war und hatte Schiss bekommen. Zu allem überfluss ist das Mädel dann noch wach geworden und hat zu schreien begonnen und hat sich nicht mehr beruhigen lassen. Sie hat auf mich eingeprügelt und ich bin dann ausgetickt. Hab sie aus dem Wagen gezerrt und sie zu Boden geschmissen und bin auf ihren Kopf gesprungen. Immer und immer wieder. Mylo ich war wie besessen. Ich

hatte gerade so eine Wut, wegen Samara und weil ich so voll war, ich wusste einfach nicht mehr was ich tat. Als ihr Kopf dann Brei war habe ich sie liegen gelassen und bin verschwunden. Bin nach Hause zu Samara und sie hat so geweint und sich entschuldigt und ich habe ihr verziehen. Aber ich konnte ihr nichts von dem Mädel erzählen. Du bist der einzige der das weiß. Aber ich weiß nicht, wie lange ich noch mit dieser Last leben kann.“ Er redete ohne Punkt und Komma und mir stand der Mund offen. Matt hatte gesagt ich würde bald wissen, wer der Mörder war. Ich konnte es aber nicht fassen. „Ich…puh…ich weiß gerade echt nicht

was ich sagen soll. Geschweige denn, wie ich dir helfen soll.“ Seine traurigen Augen musterten mich. „Steven…du hast gerade ein Geständnis abgelegt. Bei mir…ich muss…oh mein Gott ich muss es melden. Du bist ein Mörder…“ „Nein! Bitte tu es nicht Mylo! Bitte!“ Flehend griff er nach meinen Oberarmen und hielt sie fest. Mein Dad hatte wohl alles mitgehört. Er bat mich die Polizei zu rufen. Steven brach zusammen. Samara kam raus und wollte meinen Dad von ihm wegzerren. Vergeblich. „Samara! Geh hinein! Los!“ Befahl ich

ihr. „Was ist los? Was hat er getan?“ Mein Vater und ich warfen uns unschlüssige Blicke zu. Ich sagte nichts, wählte nur Lexis Nummer. „Hast du es dir anders überlegt?“ Sagte sie Freudig ins Telefon. „Wir haben den Mörder von Vivian.“ Samaras Blick ließ mein Herz zerspringen. Sie begann zu wei-nen und meine Mutter versuchte sie zu trösten. Ich gab Lexi die Adresse durch, sie würde jemanden schicken. Mein Vater hielt Steven immer noch fest. Ich wurde aus seinem Gesichtsausdruck nicht schlau. Er wirkte starr, böse und verletzt

zugleich. „Es tut mir leid.“ Flüsterte ich Steven zu und ging dann ins Haus. Ich war mit dieser Situation gerade mehr als überfordert. Aber auch irgendwie erleichtert. Die Ungewissheit hatte endlich ein Ende.

Kapitel 12

Meine Schwester war ein Bild des Grauens. Als Steven abgeführt wurde prügelte sie auf die Polizis-ten ein und wollte sich nicht mehr beruhigen. Meine Eltern versuchten sie zurückzuhalten doch es war vergeblich. Sie schrie er sei unschuldig und es wäre alles ein Missverständnis. Aber das war es nicht. „Du hast es gewusst. Deshalb hast du mich herbestellt, nicht wahr.“ In einem ruhigen Moment trat ich neben meinen Vater der immer noch in der Einfahrt stand und dem davonfahrenden Streifen-wagen nachsah. Meine Mutter und Samara waren im Wohnzimmer. Beide

waren aufgelöst und weinten. „Er hätte es mir nicht gesagt. Um keinen Preis.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich brauchte ein Geständnis.“ Langsam aber ruhig atmete er aus. „Warum hatte er es dann ausgerechnet mir gesagt? Ich hatte noch nie wirklich etwas mit ihm zu tun.“ Er hob eine Augenbraue. „Er ist wie du, Mylo. Still, zurückgezogen…unberechenbar.“ In diesem Moment war ich nicht in der Lage ihm in die Augen zu sehen. Er würde sofort wissen, was ich getan hatte. „Hast du dir seine Gedanken schon mal angesehen? Er hat dir vertraut. Er sah dich immer schon als Freund an, auch

wenn er nicht in der Lage war, es dir zu zeigen. Ich wusste, dass er es bald loswer-den wollte. Nicht mehr damit leben konnte, einen Menschen umgebracht zu haben. Steven hatte vor dich zu besuchen und es dir dann zu sagen. Aber ich wusste nicht wie du reagieren würdest, deshalb habe ich euch hergebeten.“ „Und wenn ich, so wie du sagst, wie er bin, warum denkst du dann, dass ich damit klarkomme im Valley einen Menschen zu töten?“ „Er hat eine Unschuldige umgebracht. Du tötest Leute wie ihn…Mörder.“ Mit diesem Satz beende-te er das Gespräch und ging wieder hinein. Nachdem ich

kurz durchatmete folgte ich ihm. Samaras gerötete Augen sahen mich durchdringend an. Wenn sie könnte hätte sie mir wahrschein-lich ein Messer ins Herz gerammt, damit ich denselben Schmerz wie sie gerade spüren würde. „Warum hast du ihn betrogen?“ Ich setzte mich ihr gegenüber aufs Sofa. Meine Mutter und Samara warfen mir entsetzte Blicke zu. „Du hast ihn betrogen?“ Fragte meine Mutter sie noch einmal. „Was zum Teufel geht euch das an?!“ Wütend sprang sie auf und rannte in die Küche. Meine Mut-ter wollte gerade nachlaufen als mein Vater sie stoppte und

statt ihr nach Samara sah. „Hättest du das nicht etwas diskreter machen können?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und warf mir einen finsteren Blick zu. „Nur weil sie es mit Fremden treibt ist Steven doch zum Mörder geworden.“ „Du verdrehst die Wahrheit.“ Ich schüttelte nur den Kopf. Aus der Küche war plötzlich lautes Geschrei zu hören, Samara rannte weinend nach draußen und schmetterte meinem Dad noch ein wutentbranntes „Du bist nicht mein richtiger Vater, du hast mir gar nichts zu sagen!“ an den Kopf. Wenn sie nur wüsste wie Matt wirklich war, wäre ihr mein Dad tausend Mal

lieber. „Wo will sie hin?“ Fragte ich ihn. „Zur Polizei.“ Ich seufzte sprang auf und rannte ihr nach. Schnell holte ich sie ein und riss ihr die Autoschlüssel aus der Hand. „Ich fahre dich.“ Ihre Antwort war ein Fausthieb gegen meine Schulter. „Ich werde bestimmt nicht zu dir Verräter ins Auto steigen. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre Steven noch frei.“ „Er hat jemanden umgebracht, begreif das doch endlich.“ Versuchte ich ruhig auf sie einzureden. Anscheinend mit Erfolg. Wortlos setzte sie sich in mein Auto und wartete bis ich ebenfalls

einstieg. „Wir wollen zu Steven Woods.“ Die blonde Empfangsdame musterte zuerst Samara und dann mich. „Und sie sind?“ „Ich bin seine Freundin Samara Reed und das ist mein Bruder Mylo.“ Sie telefonierte kurz und lotste uns dann in den dritten Stock zur Mordkommission. Steven saß in einem Zimmer und wurde gerade verhört. Von Lexi. Als die beiden uns an der Schei-be vorbeigehen sahen warf mir Lexi einen merkwürdigen Blick zu. Wir setzten uns auf eine Bank und warteten bis sie fertig waren. „Hi mein Name ist Alexa White. Ich bin

die leitende Ermittlerin in diesem Fall.“ Freundlich lächelnd reichte sie meiner Schwester die Hand. „Darf ich zu ihm?“ Samara war den Tränen wieder nahe. „Natürlich, aber nur kurz. Wir sind noch nicht ganz fertig mit der Befragung.“ Nickend trat sie an ihr vorbei zu Steven der mit gesenktem Kopf am Tisch saß. „Alexa White?“ Wiederholte ich etwas amüsiert. „So heiße ich eben.“ Es schien fast als würde sie kichern. „Ich dachte, du hast heute schon frei?“ „Als du mich angerufen hast und gesagt hast, ihr hättet den Mörder bin ich sofort wieder hergefah-ren. Euer

Familientreffen hat aber auch ein jähes Ende genommen.“ Sie sah kurz über die Schulter zu Steven. Er und Samara hatten die Stirn aneinander gelehnt und hielten sich schluchzend an den Händen. „Das kann man wohl sagen. Aber woher wusstest du, dass er es war?“ Etwas verwirrt sah ich sie an. „Was meinst du? Er hat ein Geständnis abgelegt.“ Sie schüttelte kurz den Kopf. „Das meine ich nicht. Als wir uns zum ersten Mal in der Bar getroffen haben, hast du gesagt, du denkst es könnten zwei Täter sein. Also wie lange weißt du schon, dass er es ist?“ „Seit vorhin eben. Es war wahrscheinlich einfach nur Glück, dass ich mit meiner

These richtig lag. Aber woher wisst ihr, dass es zwei Täter sind?“ „Dieser Kerl wäre nicht im Stande gewesen eine Frau zu vergewaltigen, geschweige denn sie ein paar Tage festzuhalten. Er ist nicht der Typ dazu.“ „Ich hätte auch nicht gedacht, dass er der Typ dazu wäre, der imstande ist jemanden umzubrin-gen.“ „Da magst du wohl Recht haben, aber ich denke trotzdem, dass da immer noch ein Irrer frei herum-läuft. Und wer weiß, vielleicht hat er auch schon die nächste Frau in seiner Gewalt.“ „Wird denn schon wieder jemand vermisst?“ Unschlüssig blickte sie mich

an. „Claire Danes Eltern waren heute bei uns. Sie ist heute Morgen nicht in ihrem Zimmer gewesen und das Fenster war offen. Entweder wurde sie entführt oder sie ist abgehauen, das wissen wir noch nicht. Aber wir sind an der Sache dran. Offiziell als vermisst gilt sie ja erst nach achtundvierzig Stun-den.“ „Oh mein Gott.“ Ich klang entsetzter als ich eigentlich wollte. Das fiel auch Lexi auf. „Kanntest du sie etwa?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber das ist doch die, die ein paar Wochen weg war. Denkst du, dass es möglich wäre, dass sie schonwieder ein

Opfer geworden ist?“ „Vielleicht hat der Irre einfach noch nicht genug von ihr gehabt…wer weiß? So ich muss jetzt wieder los. Vielleicht sehen wir uns bald wieder.“ Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und ging wieder zu Steven. Ihre Worte schallten durch meinen Kopf. >>Vielleicht hat der Irre ja noch nicht genug von ihr ge-habt<< Scheiße. Vielleicht wusste sie bereits mehr über mich als sie zugab. Vom ersten Moment an wusste ich, dass es keine gute Idee war sich mit einer Polizistin einzulassen. „Soll ich dich zu Mum und Dad fahren?“ Fragte ich Samara als sie sich auf den

Beifahrersitz fallen ließ. „Bitte bring mich nach Hause. Ich würde die beiden jetzt nicht aushalten. Sie meinen es immer nur gut und glauben einem in jeder Lebenslage helfen zu müssen und können.“ „Ich verstehe was du meinst.“ Auch wenn es in dieser Situation etwas unangebracht war musste ich schmunzeln. „Kanntest du sie? Diese Polizistin?“ Prompt wechselte sie das Thema. „Warum fragst du?“ „Du hattest so ein strahlen im Gesicht, das ich vorher noch nie bei dir gesehen habe. Und sie hat dir einen Kuss gegeben bevor sie wieder zu Steven gegangen ist.“ Ich biss auf meine Unterlippe und

hoffte dem Thema irgendwie aus dem Weg gehen zu können. „Was ist jetzt mit Steven? Wie geht es weiter?“ „Versuch nicht das Thema zu wechseln. Dem geht es gut, der wird ein paar Jahre bekommen und dann ist er wieder draußen. Er ist geständig und bereut seine Tat. Ist doch immer so.“ Ich war etwas verwirrt über die Gleichgültigkeit in ihrer Stimme. Nachdem ich im Augenwinkel Alex auf der Rück-bank sitzen sah wurde mir aber klar warum. Er manipulierte sie. „Also du stehst auf sie, habe ich recht?“ >>Echt? Du lässt so ein Thema wie Mord als etwas norma-les dastehen, nur damit

ich meiner Schwester das Herz ausschütte?<< Ein Lachen musste mir als Antwort genügen. „Ich will jetzt wirklich nicht darüber reden.“ „Woher kennt ihr euch?“ Sie ließ nicht locker. „Weißt du was? Ich denke wir sollten noch was trinken gehen um uns etwas abzulenken. So große Schwester, kleiner Bruder mäßig.“ „Du meinst wo die große Schwester den kleinen Bruder, der immer noch fast zwei Köpfe größer ist als die große Schwester, abfüllt?“ „Ach komm schon, wir könnten beide auf andere Gedanken kommen. Das haben wir

schon ewig nicht mehr gemacht. Hier um die Ecke ist eine Bar, da können wir kurz halten.“ „Dein kurz halten kenne ich schon.“ Grinsend sah sie mich an. Irgendwie war es abnormal sie so zu sehen. Gerade nach so einem erschütternden Ereignis. Alex machte seine Sache wohl ziemlich gut um Samara glücklich zu machen. Der Kellner stellte mir ein Bier und Samara einen Vodka Cranberry auf den Tresen. „Hast du ihr schon gesagt, dass wir hier sind?“ Ihre Frage war wohl ernst gemeint. „Ähm…,

nein.“ „Dann mach’s doch jetzt. Ich will sie auch kennenlernen.“ Wieder boxte sie gegen meine Schulter, doch dieses Mal etwas leichter und verspielter. „Nerv nicht sondern trink.“ Ich hob die Bierflasche um mit ihr anzustoßen. „Zuerst sagst du es ihr und dann können wir uns betrinken.“ „Betrinken fällt wohl aus, ich muss morgen arbeiten. Du übrigens auch.“ Entgegnete ich ihr. „Dann schreib ihr wenigstens.“ Ich seufzte. „Na gut, aber ich mache das nur weil du mich nervst.“ Sie grinste wieder. >>Wir sind noch im Danny’s falls du

Lust hast auch zu kommen.<< Ich schickte die SMS weg und zeigte sie Samara. „Da bin ich gespannt ob sie antwortet.“ Nicht nur sie war gespannt. „Na wen haben wir denn da?“ Tyler kam direkt auf uns zu und begrüßte uns freudig. „Bist du heute alleine unterwegs?“ Fragte ich ihn. Er nickte nur und wand sich an meine Schwester. „Und wer ist dieses Liebreizende Wesen?“ Er nahm Samaras Hand und gab ihr einen Kuss auf den Handrücken. Die Röte schoss ihr ins Gesicht und sie kicherte wie eine zwölfjährige die das erste mal von einem Jungen beachtet

worden war. „Freu dich nicht zu früh, das ist meine ältere Schwester Samara.“ „Das älter könntest du ruhig weglassen. Ich bin einfach nur seine Schwester.“ Tyler lächelte. „Du bist neun Jahre älter als ich, das ist fast ein ganzes Jahrzehnt.“ „Halt die Klappe, Mylo.“ Tyler amüsierte sich anscheinend prächtig mit ihr und kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus. „Ich habe mir schon kurz Sorgen gemacht, dass etwas mit Lexi sei, weil er schonwieder mit einer scharfen Schna…äh ich meine Lady dasteht.“ Ein vernichtender Blick meinerseits brachte

ihn zum schweigen. „Ach, er hat Lexi schon kennengelernt und ich nicht? Wie lange seit ihr nun schon zusammen?“ „Wir sind nicht zusammen…“ „Er sagt immer, sie vögeln nur aber ich glaube auch, dass da mehr ist.“ Mischte sich nun Tyler wider ein. „Du Schwein!“ Kam es von Samara. „Ihr kommt doch kurz alleine klar oder?“ Ich ließ sie einfach stehen und rettete mich auf die Toilet-te um dem Wahnsinn der beiden irgendwie für ein paar Minuten zu entkommen. Als ich zur Bar zurückging stand Lexi zwischen Samara und Tyler. Sie wirkte

etwas verkrampft aber doch froh mich zu sehen. Dieses Mal waren es nicht meine Triebe, die Alarm schlugen, sondern mein Herz. Irgendwas schien ich doch für sie zu empfinden denn ich musste unwillkürlich Lächeln als ich sie sah und näher kam. Nach einem kleinen Begrüßungskuss auf die Lippen stellte ich mich hinter sie und umschlang ihre Hüften. In dem Moment war es mir egal was die anderen dachten. Ich war glücklich…irgendwie. „Schön, mal jemanden aus deiner Familie kennenzulernen.“ Flüsterte sie mir zu, sodass Tyler und Samara es nicht hören konnten. „Freu dich nicht zu früh.“ Sie musste

lächeln. „Also, erzähl mal, wie alt bist du, wo wohnst du, wie…“ Ich unterbrach Samara. „Übertreib’s mal nicht.“ „Also ich bin sechsundzwanzig und wohne am Stadtrand in einem kleinen Haus, dass mir meine Großmutter vor zwei Jahren vererbt hatte.“ „Oh du bist älter als Mylo.“ Höhnisch hob sie die Augenbrauen und warf mir einen fast lächerlichen Blick zu. „Echt? Das wusste ich gar nicht. Aber Alter spielt keine Rolle…solange ich mich nicht strafbar damit mache?“ Sie drehte sich etwas um mir in die Augen sehen zu können und verzog die Lippen

zu ei-nem breiten Lächeln. „Ich bin dreiundzwanzig. Alt genug um versaute Dinge mit dir anzustellen.“ Ich drückte sie fester an mich und legte mein Kinn an ihrer Schulter ab. Es war interessant etwas mehr über sie zu erfahren. Unsere Treffen bestanden meist nur daraus wer als erster den anderen ausgezogen und gevögelt hatte. Reden geriet da irgendwie in den Hin-tergrund. Eine innere Stimme machte sich plötzlich wieder in meinem Kopf bemerkbar. „Ihr werdet beobachtet.“ Alex klang besorgt. Mein Blick schweifte durch den Raum,

doch ich konnte niemand verdächtiges erkennen. „Da hinten.“ Alex stand plötzlich neben mir und deutete auf einen Fensterplatz am anderen Ende des Raumes. Ich musste zweimal hinsehen um sie zu erkennen. Es war Claire, doch sie hatte ihre Haare schwarz gefärbt. Deshalb war sie mir nicht gleich aufgefallen.

Kapitel 13

Claire’s Blicke trafen mich wie Schläge in die Magengegend. Allem Anschein nach war sie alleine hier. Sie saß an einem Tisch mit zwei Stühlen, von dem ihr Gegenüber leer war. Es stand auch nur ein Getränk auf dem Tisch. Sie wusste, dass ich sie gesehen habe, doch ich konnte aus ihrem Gesicht nicht schlau werden. Sie wirkte verletzt, als würde jede Berührung von Lexi ihr Herz in tausen-de Teile zerspringen lassen. „Mylo? Hallo-ho, bist du noch da?“ Samara schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht herum. Ich schenkte meine Aufmerksamkeit

wieder den anderen. „Also, wann nimmst du Lexi mal zum Essen mit? Mum und Dad würden sich bestimmt freuen, sie kennen zu lernen.“ Ich trank einen Schluck aus meiner Bierflasche und ließ mir mit der Antwort wohl ein wenig zu viel Zeit. „Ich denke, dass hat noch Zeit.“ Kam es nun von Lexi. Samara wirkte etwas beleidigt. „Wir kennen uns ja noch nicht so lange.“ Sagte ich nun. „Seht mal, da hinten wird ein Tisch frei.“ Tyler deutete in Claire’s Richtung. Zwei Tische hinter ihrem standen gerade drei Männer auf und machten sich auf den Weg zum Ausgang. Ohne auf eine

Ant-wort von uns zu warten nahm Tyler unsere Getränke und ging voran. Lexi nahm meine Hand und ging ihm nach. Samara folgte uns. Als wir Claire’s Tisch passierten sah sie uns mit verächtlichem Blick nach. Lexi und Samara schienen es ebenfalls zu bemerken. Tyler und Samara setzten sich so, dass sie ihr den Rücken zukehrten, ich musste in ihre Richtung sehen, was mir eigentlich gar nicht passte. Aber ich versuchte es zu überspielen. „Habt ihr gesehen, wie die eine da vorne uns angesehen hat?“ Begann Samara sofort zu lästern. „Als wäre sie eifersüchtig, dass sie keine Freunde hat.“ Lachte sie

nun. „Ich kenne sie irgendwo her, bin mir aber gerade nicht sicher wo ich sie schon mal gesehen habe.“ Lexi warf mir einen fragenden Blick zu. Mein Blick glitt über den Tisch der uns von Claire trennte und musterte sie. Hatte sie sich etwa Ex-tensions in die Haare getan? Wollte sie etwa so aussehen wie Lexi? „Das ist die Freundin von der, der du gestern eine gescheuert hast.“ Sagte ich kühl und trank noch einen Schluck. Lexi streckte sich zur Seite um sie besser sehen zu können. „Stimmt. Hat sie sich die Haare

gefärbt?“ „Scheint so.“ „Und wo ist ihre aufdringliche Freundin?“ Lexi schien plötzlich etwas aggressiv zu werden. „Du hast jemanden eine gescheuert?“ Samara musste sich das Lachen verkneifen. „Ja so ein aufdringliches Miststück wollte was von Mylo und hat ihn nicht in Ruhe gelassen.“ „War das die da?“ Samara drehte sich unauffällig um. Genau in diesem Moment tat es ihr Claire gleich und ihre Blicke trafen sich. Claire’s Miene verfinsterte sich schlagartig als wüsste sie, dass wir über

sie sprachen. „Was ist denn der für eine Laus über die Leber gelaufen?“ Spottete Samara. „Können wir bitte endlich das Thema wechseln?“ Schön langsam war ich genervt von der ganzen Claire Sache. „Komm Lexi, wir holen den Jungs noch etwas zu trinken.“ Die beiden stolzierten wie zwei Prinzessinnen zur Bar. Wohl wissend, dass sie beobachtet wurden. „Alter, deine Schwester ist scharf.“ Platzte es gleich aus Tyler raus. „Alter, sie hat einen Freund.“ Äffte ich ihn nach. „Das macht doch nichts.“ Er drehte sich um und sah zu Samara an die Bar. „Ihr Freund wurde heute verhaftet,

wegen Mordes.“ Entsetzt starrte er mich an. „Und sie ist so gut drauf? Wen hat er umgebracht?“ „Das ist eine lange Geschichte.“ „Kommt er ins Valley?“ „Ich denke nicht, er ist geständig und er tat es im Vollrausch. Sie werden ihn für ein paar Jahre weg-sperren und das war’s dann wahrscheinlich.“ „Mann, das ist heftig. Aber mich wundert es, dass sie damit so gut umgeht.“ Plötzlich erregten ein paar Jungs an der Bar meine Aufmerksamkeit. Sie gafften Samara und Lexi an als wären sie ausgehungerte Bären und hätten vor sich zwei Stück Fleisch. Auch Tyler schien es

zu bemerken. Die vier Jungs waren gerade mal so um die zwanzig Jahre alt und hatten wohl schon einiges getrunken. „Denkst du, die Mädels brauchen Hilfe?“ Ohne auf seine Frage zu reagieren stand ich auf und ging zu den beiden. Sie schienen die Jungs nicht mal wirklich bemerkt zu haben. Sie dürften sich also jegliche Kommentare gespart haben, die in ihren Köpfen herumschwirrten. Ich stellte mich zwischen die beiden Gruppen und wandte den Jungs den Rücken zu. „Hast du es ohne mich nicht ausgehalten?“ Lexi drehte sich zu mir und lächelte. „Ich wollte nur sehen ob alles in

Ordnung ist bei euch.“ Mit einem Nicken deutete ich über meine Schulter. „Ach, ein paar halbstarke die ein wenig zu tief ins Glas geschaut haben. Damit wäre ich schon fertig geworden.“ Sie klopfte sich auf ihren Schultergurt in dem ihre Waffe steckte. „Geh wieder zu Tyler, wir haben noch ein paar Frauensachen zu besprechen.“ Drängte Samara. „Schon gut, aber wenn ihr Hilfe braucht…“ „Jaja wir wissen es, du bist gleich in der Nähe.“ Ich ging wieder zurück. Gerade als ich mich setzte stand Claire auf und ging auf die andere Seite der Jungs Gruppe. Zwei Blonde Burschen

schenkten ihr kurz Beachtung, richteten dann aber ihre Aufmerksamkeit wieder auf Lexi und Samara. Claire schien vor Eifersucht fast zu zerspringen. Anscheinend hoffte sie darauf von den Jungs angesprochen oder auf ein Getränk eingeladen zu werden. Doch es geschah nichts, sie hatten kein Inte-resse an ihr. Lexi stand in ihrer hautengen schwarzen Jeans, schwarz-weißen Sneakers und weißen Bluse in der ihr dunkler BH etwas durchschimmerte an der Bar. Ihr langes schwarzes Haar war offen und schwang bei jeder Bewegung nach links und rechts. Claire trug einen rot-schwarz karierten Schottenrock der in der Mitte ihrer

Oberschenkel endete, ein schwarzes Tank Top mit einem Blumenmuster auf der Vorderseite und schwarze Stiefel mit einem kleinen Absatz. Ihre gefärbten Haare waren etwas dicker und welliger als Lexis und ebenfalls offen. Eigentlich waren sie, wenn man sie von hinten betrachtete, wie Zwillinge. Beide hatten eine schma-le Figur und sie waren ziemlich gleich groß. Das einzige was wirklich einen riesen Unterschied mach-te waren ihre Gesichter. Claire hatte ein Durchschnittsgesicht. Es war nichts Außergewöhnliches daran. Jeder zweite in Schottland sah so aus. Nicht aber Lexi. Wenn sie keine Polizistin geworden wäre, hätte sie wahrscheinlich modeln

können. Ihre Augen und ihr Lächeln waren das Highlight in ihrem Gesicht. Ich konnte die Jungs also irgendwie verstehen, dass sie Lexi anziehender finden. Nur gefiel es mir nicht, genauso wenig wie Claire. Ich rief nach Alex in meinen Gedanken, der gleich darauf neben mir auf Lexis Platz erschien. „Was hat Claire vor.“ Fragte ich ihn mit der Stimme in meinem Kopf. „Sie will wie Lexi sein. Mehr weiß ich nicht. Matt hat ihre Gedanken blockiert.“ „Das habe ich auch schon herausgefunden.“ „Sobald ich was rauskriege sage ich es

dir.“ Er verschwand wieder. „Mylo?“ Tyler warf mir einen fragenden Blick zu. „Du bist heute mit deinen Gedanken ganz wo anders.“ Belanglos schüttelte ich den Kopf. „Ist wohl ein wenig zu viel passiert, die letzten paar Tage.“ „In vier Tagen hast du deinen ersten Mord, da solltest du bei Sinnen sein.“ „Ich weiß ja noch gar nicht, ob wir das letzte Haus sind, dass er Betritt…“ „Du bist neu dabei. Wenn du nicht im letzten Haus bist, musst du zum letzten Haus gehen und ihn töten. Die anderen werden ihn nur für dich festhalten solange du da bist. Du kommst also nicht

drum rum.“ Diese Information wurde mir bis heute verschwiegen. In vier Tagen würde ich also den ersten Menschen in meinem Leben töten müssen. Doch meine größten Bedenken in dem Moment waren, was ist, wenn ich gefallen am Töten finde? Was ist, wenn es mir nicht mehr reichen sollte nur verurteilten Schwerverbrechern Messer in die Kehlen zu rammen, ihren Köpfen ein Loch zwi-schen die Augen zu ballern…was ist, wenn ich mich nicht mehr beherrschen könnte? Ich warf einen flüchtigen Blick zu Clair und dann zu Lexi. Lexi würde ich wahrscheinlich nichts tun, bei Claire war ich mir schön langsam nicht mehr sicher,

solange ich nicht wusste was sie vorhatte. Endlich kamen die Mädels wieder zurück an unseren Tisch. „Na, habt ihr genug Frauengespräche geführt?“ Witzelte Tyler. Lexi rutschte näher an mich und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Mein rechter Arm legte sich über ihren Rücken wäh-rend ich mit der linken Hand nach der ihren auf meinem Oberschenkel griff. Es war, als würde ihre Anwesenheit und ihre Nähe mich beruhigen. „Was hältst du davon, wenn wir später noch zu mir fahren?“ Flüsterte ich ihr etwas heißer ins Ohr. Sie nickte stumm. „Ich muss aber vorher noch meine

Schwester nach Hause fahren.“ „Das geht schon in Ordnung, ich bringe sie schon heim. Ihr könnt ruhig schon fahren.“ Tyler zwin-kerte. Claire war nicht mehr an der Bar. Und auch sonst konnte ich sie beim Hinausgehen nirgends erken-nen. Ich war etwas beunruhigt, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. „Deine Schwester ist nett. Ich mag sie.“ Sagte Lexi als wir uns in mein Auto gesetzt hatten. „Ja sie ist toll.“ Ich startete den Motor und fuhr los. „Sie hat gesagt ihr habt noch eine

Schwester und einen Bruder.“ „Wir sind etwas zusammengewürfelt.“ Gab ich lächeln zurück. „Was meinst du mit zusammengewürfelt?“ „Jamie, unser „Bruder“ ist eigentlich der Sohn von Alex, dem Cousin meines Vaters. Meine Mutter und ihr erster Mann hatten ihn adoptiert als Alex sich umgebracht hatte.“ „Das ist ja schrecklich, warum hat er das getan?“ „Er war verzweifelt, ist eine lange Geschichte. Und meine Schwestern sind eigentlich meine Halb-schwestern. Sie sind vom Bruder meines Vaters. Also meinem Onkel.“ Ich musste mich

zusammereißen bei den Worten. „Also sind deine Schwestern theoretisch auch deine Cousinen?“ „Bizarr oder?“ „Ein wenig.“ Sie schmunzelte. „Erzähl mir von ihnen.“ „Wie gesagt, das ist eine lange Geschichte.“ „Ich würde sie gerne hören, falls du darüber reden willst.“ Was soll’s, warum nicht, dachte ich. Als ich den Wagen in die Garage fuhr und wir ins Haus gingen war ich gerade dabei ihr von meiner Mum und meinem Dad zu erzählen, wie sie nach Matts tot wieder zusammengefunden hatten.

Staunend betrachtete sie die Eingangshalle, ich half ihr aus der Jacke und hing sie in die Garderobe. Sie folgte mir in die Küche, ich holte zwei Bierflaschen aus dem Kühlschrank und trug sie ins Wohn-zimmer wo ich sie auf den Glastisch vor dem Sofa stellte. Lexi ließ sich aufs Sofa nieder und horchte gespannt meiner Geschichte. Die Sache mit der Gedankenmanipulation ließ ich noch weg, ich war mich noch nicht sicher ob ich ihr davon erzählen sollte oder nicht. „Da war ja ordentlich was los in deiner Familie.“ Sagte sie als ich zu Ende gesprochen hatte. „Ja, das meiste war zwar vor mir aber

naja. Mit mir ist dann wohl die Ruhe eingekehrt. Jetzt bist du mit deiner Geschichte dran.“ „Du hast mir nur von deinen Geschwistern erzählt. Von dir will ich auch noch was wissen.“ „Zuerst du, dann erzähle ich weiter.“ Grinste ich. „Na schön, also ich habe nur einen älteren Bruder, Jason, er ist dreißig und arbeitet bei einem Radi-osender in London. Meine Eltern sind bei einem Verkehrsunfall gestorben als ich fünfzehn war. Mein Bruder und ich lebten dann bei meiner Großmutter. Sie starb vor zwei Jahren und hat mir das Haus vermacht da mein Bruder ja

sowieso in London bleiben wollte.“ „Das ist ja tragisch, mit fünfzehn seine Eltern zu verlieren. Wie ist es passiert?“ „Es war auf regennasser Fahrbahn. Der Lenker auf der anderen Spur hat die Kontrolle verloren und ist in den Gegenverkehr gefahren. Er starb auch. Ich war zu dem Zeitpunkt bei meiner Großmutter, da meine Eltern übers Wochenende Wellnessen fahren wollten…und blieb dann auch bei ihr.“ Es schien als müsste sie mit sich kämpfen um nicht in Tränen auszubrechen. Selbst nach so vielen Jah-ren fiel es ihr sichtlich schwer darüber zu sprechen. Tröstend nahm ich sie in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die

Stirn. In dieser Nacht schliefen wir nicht miteinander sondern redeten einfach nur. Als sie an meiner Brust gekuschelt einschlief, schloss ich ebenfalls die Augen. Ein beinahe seltsames Gefühl umgab mich. Ich war glücklich, ohne dafür mit ihr geschlafen haben zu müssen. Einfach nur weil ich nicht alleine war in meinem viel zu großen Haus. Einfach nur weil sie hier bei mir war.

Kapitel 14

Ein entsetzlicher Schrei und das ruckartige Aufsitzen von Lexi rissen mich aus dem Schlaf. Sofort war ich in Alarmbereitschaft und griff automatisch in meine Nachttischschublade um meine Glock her-auszuholen. Ich war noch gar nicht ganz bei Sinnen als mir bewusst wurde auf was ich da gerade zielte. „Warum schießt du denn nicht?“ Brüllte sie mich an. Ich wusste, dass eine Kugel diese Person nicht ausschalten konnte und legte meine Waffe wieder beiseite. Was mir zu bedenken gab war, dass Lexi Matt sehen konnte. Seine Silhouette war neben dem Fenster

in der linken Ecke des Raumes zu erkennen. Das einzige was herausstach waren seine leuchtenden hellblauen Augen. Er rührte sich nicht, lächelte nur hä-misch. „Warum kannst du ihn sehen?“ Angespannt sah ich von Lexi zu Matt. „Was? Wovon spricht du?“ Matt lachte nun laut auf und war plötzlich wieder verschwunden. Lexi hatte echt Angst das merkte ich. Ich wusste nicht, was Matt damit bezwecken wollte, sie zu er-schrecken. Sie dürfte ihn eigentlich gar nicht sehen. Ihn nicht hören. „Was zum Teufel war das?“ Flüsterte sie und rieb sich die Augen als würde sie hoffen dass, das nur ein dummer Traum

war, von dem sie gleich wieder erwachen würde. Doch es war leider bittere Realität. „Darf ich vorstellen, das war Matt, mein Onkel.“ Ungläubig musterte sie mich. „Der, der mausetot unter der Erde liegen sollte? Seit zwei Jahrzehnten?“ Ich nickte nur stumm. „Und warum verdammt war er gerade hier? Oder warum…ich…oh Gott.“ Sie schwitzte und rieb sich über die Stirn. „Ich habe bei meiner Geschichte etwas Wichtiges weggelassen. Ich wusste nicht ob ich es dir zumuten kann.“ „Du hast einen Poltergeist im Haus?“ „Nicht nur im Haus und eigentlich sind es

zwei.“ „Du verarscht mich oder? Mylo, das ist echt nicht mehr witzig.“ „Ich wünschte auch, es wäre ein Witz. Glaub mir.“ „Du willst mir also ernsthaft erzählen, dass du Geister sehen kannst?“ Ich seufzte und rief Alex Namen. Dieses Mal nicht in meinen Gedanken sondern laut. „Schläfst du eigentlich auch mal um diese Zeit?“ Er erschien auf dem Fußende des Bettes und setz-te sich darauf. Lexis Blicke wanderten von mir zu Alex und wieder zurück. „Mylo…der sitzt auf dem Bett.“ Mit zitternden Fingern und bebender Stimme

deutete sie auf ihn. „Heilige Scheiße, sie kann mich sehen?!“ Alex war also genauso planlos wie ich. Na klasse. „Darf ich vorstellen. Alex. Mein gutes Gewissen.“ Mit einer Geste deutete ich auf ihn und Alex verneigte sich freudestrahlend. „Und Matt ist das schlechte Gewissen?“ „Hatte er für dich irgendetwas Gutes an sich?“ Sagte ich etwas sarkastisch. „Naja, das gute ist, dass er dir nichts tun kann. Also körperlich. Sie her.“ Alex rückte näher an Lexi heran und wollte ihre Hand nehmen. Doch seine Hand glitt einfach durch sie hindurch. Schnell zog sie sie wieder zurück. Ich legte meine

Hand um ihre Taille um sie etwas zu beruhigen. „Du bist tot…und doch hier und redest mit uns… Wie ist das nur möglich?“ Lexi schien langsam mit der Situation klar zu kommen. „Ich denke, dass euch beide irgendetwas verbindet. Irgendein starker Bann. Und deshalb haben sich Mylos Fähigkeiten bis zu dir ausgeweitet.“ „Und deshalb kann ich jetzt Geister sehen?“ „Du kannst nicht nur Geister sehen sondern auch die Gedanken anderer Personen hören und viel-leicht sogar manipulieren.“ Alex warf ihr einen ernsten Blick

zu. „Gedanken manipulieren? Es gibt sie also wirklich, diese Legende?“ Wieder nickte ich nur. „Hast du meine Gedanken manipuliert? Das ich dich mag? Dass ich hier bin?“ „Wenn er das getan hätte, könntest du mich jetzt nicht sehen. Mylo muss dich total vertrauen, dass das passieren kann. Dass seine Fähigkeiten auch auf dich übergehen.“ „Ich habe dich kein einziges Mal manipuliert oder auch nur in deine Gedanken gesehen.“ Sagte ich ruhig. „Aber warum kann ich dann deine Gedanken nicht hören?“ „Ich habe sie blockiert…immer…die

einzigen die mir deswegen auf die Nerven gehen können sind Matt und Alex.“ Ich tat so als würde ich Alex freundschaftlich auf die Schulter klopfen, auch wenn meine Hand durch ihn durch ging. „Ich denke, Gedanken sind etwas Privates. Wenn nicht einmal mehr der Kopf sicher ist, was ist es dann?“ Bewusst ließ ich Claires Gedanken aus dem Spiel. Für solche Zwecke war diese Fähigkeit wieder klasse weil man alle Schritte vorausahnen kann. Aber wenn einem ein wütender Geist ei-nen Strich durch die Rechnung macht muss man aufpassen. „Bist du denn nicht

neugierig?“ „Man lernt damit umzugehen. Und meistens geht es sowieso immer nur um dasselbe.“ „Warum war er hier?“ Diese Frage war an Alex gerichtet. „Er ist fast immer hier Mylo. Er zeigt sich bloß nicht oft.“ „Das heißt in diesem Moment ist er auch hier und beobachtet uns?“ Lexi sah sich besorgt um und zog sich die Decke höher über ihren Oberkörper. „Er wird dich nicht in Ruhe lassen, bis er bekommt was er will, Mylo.“ Jetzt war Alex derjenige, der besorgt wirkte. Kurz darauf verschwand er wieder. „Ist er jetzt weg?“ Ich zuckte nur mit den

Schultern. „Was hat er gemeint, Matt wird keine Ruhe geben bis er hat was er will?“ „Wir sollten jetzt schlafen, wir müssen beide morgen früh raus.“ „Denkst du echt, ich kann jetzt noch schlafen?“ „Ich hoffe es für dich.“ Ich legte mich zurück und deutete ihr, dass sie sich wieder zu mir kuscheln sollte. „Zerbrich dir jetzt mal nicht den Kopf. Es ist alles halb so schlimm.“ „Wenn du mich in deine Gedanken sehen lassen würdest, könnte ich dir sagen ob ich dir zustim-me.“ Sie lächelte und gab mir einen Kuss. Irgendetwas war mich nicht ganz geheuer

bei der ganzen Sache, warum sollten sich meine Fähig-keiten auf sie übertragen? Bei meinen Eltern gab es doch so etwas auch noch nicht? Oder doch? Hatte mein Vater mir irgendetwas verschwiegen? Oder gab es auch Frauen, die solche Fähigkeiten besaßen, nur wussten sie es bis dato noch nicht? Genauso wie Lexi? „Schläfst du schon?“ Fragte ich nach ein paar Minuten. Als Antwort bekam ich nur ein sanftes, gleichmäßiges Atmen. Sie war also wieder eingeschlafen. Hoffentlich weiß sie morgen nichts mehr davon und denkt es sei nur ein Traum gewesen. Vom Mondlicht beschienen konnte ich

Matts Umrisse wieder neben dem Fenster sehen. Wir sa-hen uns eine Zeit lang schweigend an ehe er das Wort ergriff und näher kam. „Alex hat Mist erzählt, von wegen deine Fähigkeiten wären auf sie übergegangen.“ „Was meinst du damit?“ Ich sprach im Gedanken zu ihm, ich wollte Lexi nicht noch einmal wecken. „Warum glaubst du, dass du dich so angezogen von ihr fühlst? Sie ist genauso wie du.“ Noch ein fragender Blick meinerseits. „Deine Fähigkeiten. Einen Teil davon besitzt sie auch. Sie kann Gedanken lesen, aber sie nicht ma-nipulieren. Dass

sie jetzt plötzlich auch Geister sehen kann überrascht mich nicht. Ihr hat sich nur noch nie bewusst ein Geist gezeigt.“ „Ich dachte, die Legende betrifft nur Männer?“ Matt lachte spottend. „Du weißt noch so vieles nicht. Zum Beispiel was Claire betrifft. Denkst du echt, ich hätte ihre Ge-danken wegen dir blockiert?“ Immer noch lachend verschwand er wieder. Es war also wegen Lexi. Aber wieso tat er das? Was hatte er bloß vor? Ich schloss meine Augen und versuchte noch ein wenig zu schlafen. Es waren dann nur noch drei Tage bis zu meinem ersten Mord. Ich sollte fit

sein. Mein Wecker klingelte meines Erachtens viel zu früh. Mürrisch schnaubend drückte ich nochmal die Schlummertaste und drehte mich um, um mich noch ein wenig an Lexi zu kuscheln. Doch die ande-re Hälfte des Bettes war leer. Sofort war ich hellwach und sah mich um. Ihre Sachen waren auch nicht mehr hier. Kein Handy am Nachttisch, keine Klamotten am Boden. Nichts. Ich checkte mein Handy ob eine Nachricht von ihr darauf war, Fehlanzeige. Schnell zog ich mich an und ging runter in die Küche. Kaffeeduft stieg mir in die Nase und noch etwas anderes. Sie stand in einem

T-Shirt und Boxershorts von mir am Herd und machte Pfannkuchen. Ihre Haare waren etwas zerzaust und sie war ungeschminkt, doch sie war trotzdem wunderschön. Sie schien mich noch nicht bemerkt zu haben, ich trat hinter sie und umarmte sie. Legte meinen Kopf auf ihre Schulter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich dachte schon, du wärst einfach abgehauen.“ Sie drehte sich um und legte ihre Arme um mei-nen Hals. „Das würde ich nicht machen. Niemals.“ Ihr Gesicht kam meinem immer näher eher sie sanft ihre Lippen auf meine legte. Sie unterbrach unseren Kuss und wendete die Pfannkuchen die beinahe

verbrannt waren. „Ich bin gleich fertig, dann essen wir kurz was und springen unter die Dusche.“ Prüfend warf sie nochmal einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich muss dann später los, heute müssen wir nochmal mit Steven sprechen.“ Nachdem wir das essen regelrecht hinuntergeschlungen hatten sprinteten wir ins Badezimmer. Das warme Wasser fühlte sich wunderbar auf meiner Nackten Haut an, genauso wie Lexis Lippen die sich um meinen Schwanz geschlossen hatten und lustvoll daran saugten. Als sie von mir abließ und sich

aufrichtete, mir prachtvoll ihr Hinterteil präsentierte, drang ich in sie ein. Ihre Hände stützte sie an der Wand während meine über ihre Brüste glitten und immer wieder fest zupackten. Ihr stöhnen hallte durch die Dusche als ich fester und schneller zustieß und letzt-endlich zum Höhepunkt kam. Schwer atmend drehte sie sich um und hielt plötzlich erschrocken die Luft an. Ich folgte ihrem Blick und sah Matt vor der Duschwand stehen der uns allen Anschein nach grinsend beobachtet hatte. „Gönnst du uns nicht mal ein bisschen Privatsphäre?“ Seufzte ich. Lexi hatte sich wieder etwas ge-fangen und begann Matt wüst zu

beschimpfen. „Verpiss dich in das Loch zurück aus dem du herausgekrochen gekommen bist!“ Sie hatte wohl auf Polizeimodus geschaltet und ließ sich von ihm nicht einschüchtern. Matt hatte mit ihrer Reaktion wohl nicht gerechnet und war ohne ein Wort zu sagen verschwunden. „Gewöhnt man sich daran, dass die plötzlich einfach da sind und dann wieder verschwinden?“ Fragte sie mich etwas genervt. Ich nickte stumm. Sie hatte den Zwischenfall in der Nacht doch nicht vergessen. „Hoffentlich hat ihm gefallen was er gesehen hat.“ „Also mir hat es gefallen.“ Ich legte

meine Hand um ihren Rücken und drückte sie an mich. „Lass dich von ihm nicht aus der Ruhe bringen, er will mein Leben zur Hölle machen, nicht deines. Er beobachtet uns schon seit wir bei dir im Whirlpool waren.“ „Ernsthaft? Und warum habe ich ihn dann gestern Nacht zum ersten Mal gesehen?“ Ich zuckte nur mit den Schultern. „Wir sollten uns beeilen, sonst kommen wir zu spät zur Arbeit.“ Vor der Polizeistation ließ ich sie aussteigen. Wir verabschiedeten uns mit einem Kuss und ich vesprach, sie nach

der Arbeit wieder abzuholen. Mein Vater stand auf dem Parkplatz und wartete bereits auf mich. „Auf die Minute genau.“ Sagte er als ich ausstieg und die Tür zuschlug. „Ich wollte mir eine weitere Bettgeschichte von dir und Mum ersparen.“ Scherzte ich. „Du siehst etwas fertig aus.“ Ich seufzte leise. „Ich bin nur müde.“ „Du solltest fit sein. In drei Tagen ist es soweit.“ „Ich weiß.“ Wir gingen ins Hauptgebäude und besprachen was heute alles passieren

wird. Heute sollte ein gespielter Mord passieren. Wir werden unter realen Bedingungen in den Häusern üben, jemanden zu töten. Unser Opfer heute sollte Toni sein. Tyler und ich gingen in das Haus Nummer Vier. Es sollte zukünftig unser Stammhaus sein. Die Tür quietschte laut als Tyler sie öffnete. Prüfend warf ich einen Blick in den Raum. Das Unterge-schoss bestand aus drei Räumen. In jedem würden wir morgen Altare für die Verstorbenen auf-bauen, die der Serienkiller, den wir

umbringen werden, getötet hatte. Acht Personen hatte er auf dem Gewissen. Eine Familie mit zwei Kindern. Die Kinder wurden gerade mal sechs und neun Jahre alt. Er war ins Haus eingebrochen und hatte sie alle mit einer Axt erschlagen als sie schliefen. Ge-nauso wie vier Jugendliche. Alle zwischen fünfzehn und zwanzig Jahre alt. Ebenfalls im Schlaf er-schlagen, die Eltern waren gerade auf Urlaub und fanden sie nach ihrer Rückkehr. Der Killer wurde geschnappt als er wieder in ein Haus einbrechen wollte und der Vater ihn angeschossen und gefes-selt hatte bis die Polizei eintraf. Die Axt, die er bei den Morden benutzt

hatte würde ebenfalls sein Todesurteil sein. Heute würden wir aber nur mit einer Axt aus Schaumstoff üben. Als ich die Treppe nach oben in den ersten Stock betrat ächzte sie unter meinem Gewicht. Die Ge-räusche, die das Haus von sich gab waren nicht nur dafür da, unser Opfer zu ängstigen, sondern auch dazu um uns hören zu lassen wo er sich gerade befindet. „Wenn du reingehst, ist es noch egal wenn du Krach machst. Aber wenn es dann so weit ist und ER reingeht darfst du keinen Mucks von dir geben. Dich nicht bewegen. Bis er kurz vor dir steht.

Ich werde die Treppe sichern und sehen, dass er nicht wieder zurück nach unten läuft. Er MUSS hier oben sterben. Wenn er Anstalten macht wegzulaufen erschieß ihn einfach. Aber du darfst ihm un-ter keinen Umständen nachlaufen. Du bist der Chef hier und kein Herrchen der seinen weglaufen-den Hund wieder einfangen will.“ „Und warum kann ich sicher sein, dass er hier hochkommt?“ „Er muss, irgendwo in den Häusern verstecken sich Schlüssel für den Ausgang. Wenn er sie nicht findet wird er sowieso sterben.“ „Und wo sind die Schlüssel?“ „Hier drin sind keine. Niemals. Wer in

dieses Haus hier reingeht stirbt, so oder so.“ „Und wo sind sie dann?“ „Sei nicht so blauäugig Mylo. Es gibt keine Schlüssel mehr. Schon seit Jahren nicht mehr. Wer hier reinkommt ist zum Tode verurteilt. Oder würdest du einen Serienkiller der acht Menschen getötet hat wieder freilassen wollen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Mein Vater hatte immer gepredigt, jeder Mensch hätte eine zweite Chance verdient.“ „Das ging auch nicht von ihm aus sondern von der Regierung. Eine Todesstrafe ist eine Todesstrafe. Nur wissen es die Killer nicht, sie denken

wenn sie es geschickt machen, kommen sie wieder frei und können draußen weitermorden.“ „Und was ist dann mit dem, er muss in drei Häuser gehen, ehe er getötet werden darf?“ Tyler schüttelte wieder den Kopf. „Das hätte keinen Sinn mehr. Wo er als erstes reingeht, da stirbt er auch. Und glaub mir die meisten fangen mit diesem Haus hier an. Einfach weil sie sich denken, dass der Schlüssel in einem der letz-ten Häuser sein muss. Warum sie so darüber denken wissen wir auch nicht. Aber in diesem Haus sind mit Abstand die meisten Killer gestorben.“ „Jungs, seid ihr bereit?“ Kam es aus unseren Walkie Talkies. Wir nahmen

Position ein und funkten ein Ok an meinen Dad. Dann hörten wir, wie sich unten die Türe öffnete.

Kapitel 15

Angespannt lauschte ich den Geräuschen die von unten kamen, wie Tyler gesagt hatte. Toni schien unten in irgendeiner Kiste zu kramen. Dann verstummten die Geräusche für einen kuzen Augenblick. Er hatte die Treppe erreicht. Ein lautes Knarren war zu hören. Und noch eines, und noch eines. Als er die letzte Stufe erreichte blieb er stehen. Hier oben war es beinahe stockdunkel, ich konnte nur grob seine Umrisse erkennen die sich vorsichtig bewegten. Mein Waffengürtel war gut bestückt, auch wenn es im Moment nur

Spielzeugwaffen waren. Eine Softgun die kleine gelbe Kügelchen schoss steckte im Holster auf der rechten Seite, links waren zwei Messer, die die Klinge einzogen, sobald sie gegen Wiederstand stießen und ein Schlagstock der ausnahmsweise echt war. In meiner rechten Hand hielt ich die Schaumstoffaxt bereit. Tyler stand am anderen Ende des Raumes. Niemand bewegte sich einen Millimeter. Ich wagte nicht einmal richtig zu atmen. Gespannt wartete ich darauf was Toni als nächstes tat. Er begann sich wieder zu bewegen, machte einen Schritt nach links, hielt kurz inne und drehte sich dann wieder

um. Ich sah es als meine Chance, als er mir den Rücken zugewandt hatte. Mit drei großen Schritten war ich hinter ihm, holte aus und schlug die Axt mit voller Wucht gegen seinen Nacken. Toni ging zu Boden und stöhnte. „Halt Mylo!“ Tyler kam zu uns rüber und schaltete mit einer kleinen Fernbedienung in seiner Hand das Licht an. „Wenn du eine echte Axt gehabt hättest und Toni ein echter Killer gewesen wäre, hättest du ihm jetzt sauber den Kopf abgetrennt.“ „War das etwa nicht der Plan?“ „Schon vergessen, er hat acht Menschen umgebracht. Er soll leiden!“ Tyler nahm

die Axt aus mei-ner Hand. „Wenn er mit dem Rücken zu dir steht, zielst du am besten auf ein Schulterblatt. Das wird sofort brechen und ihm höllische Schmerzen bereiten, ihn aber nicht töten. Entweder er geht zu Boden und kriegt sich nicht mehr ein vor Schmerzen oder er bleibt irgendwie stehen, dann zielst du am besten auf die Kniekehlen oder den Oberschenkel. Da ist aber die Gefahr, dass du die Aterie triffst und er eine Sauerrei hinterlässt und verblutet. Aber sie zu, dass die Axt nicht stecken bleibt, falls das doch der Fall sein soll, trete mit dem Fuß auf eine Wunde und zieh. Du sollst ihm so viel Schmerz wie nur möglich zufügen. Er hat

immerhin acht Menschenleben ausgelöscht, dass muss du dir immer vor Augen halten.“ Ich nickte nur, dann begann er weiter zu reden. Tyler half Toni auf und begann dann wieder zu erklären. „Auf der Vorderseite ist es am besten du schlägst die Axt in den Bauch, da ist aber wieder die Gefahr, dass er danach greifen kann, da wäre es besser du trennst ihm vorher einen Arm ab.“ Tyler erzählte als wäre es eine Selbstverständlichkeit einen Menschen zu zerstückeln. Alles lief nur darauf raus ihn so lange wie möglich leiden zu lassen. Ihn dafür büßen zu lassen für das, was er anderen Menschen angetan

hatte. Die Proben dauerten so ziemlich den ganzen Tag lang. Wir übten verschiedene Szenarien mit ver-schiedenen Waffen. Auch Nahkampftraining in den Häusern, falls einer versucht mit irgendwelchen Spielchen dich auszutricksen. Nach über zwanzig Jahren des Bestehens vom Valley gab es vom Herzinfarkt vor Angst als er das Haus betrat, bis hin zum Unzerstörbaren der vier Kugeln in den Kopf brauchte um endlich zu verre-cken schon alles. Die Palette an Möglichkeiten war also riesig, wie jemand sterben sollte und mit allen möglichen Tricks dich davon abzubringen

versuchte. „Kommst du noch mit?“ Tyler klopfte an die Seitenscheibe meines Autos. „Heute nicht. Ich muss Lexi von der Arbeit abholen. Und dann wollen wir etwas schlaf nachholen, die letzten paar Nächte sind ein bisschen zu kurz gewesen.“ „Verstehe schon.“ Er zwinkerte mir zu und hob noch kurz die Hand zum Abschied als ich losfuhr. Pünktlich auf die Minute, stellte ich meinen Wagen auf dem Parkplatz vorm Haupteingang des Poli-zeireviers ab. Von Lexi war noch nichts zu sehen, also stieg

ich aus und lehnte mich gegen die Mo-torhaube. Es war ein selten warmer, jedoch windiger Tag. Die kühle Brise wehte meine Haare durcheinander und ich fuhr mit meiner Hand durch um sie wieder einigermaßen in die richtige Rich-tung zu legen. In diesem Moment bemerkte ich im Augenwinkel eine Person auf mich zukommen. Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung und musste mir ein genervtes Schnauben verkneifen. „Verfolgst du mich?“ Ein paar Schritte vor mir blieb sie stehen und ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. „Ich bin auf den Weg ins Danny’s. Du wahrscheinlich auch?“ Sie wollte gleichgültig klingen, doch der Versuch

schlug fehl. Ich schüttelte nur den Kopf, wissend, dass ich es gar nicht erst versuchen brauchte sie zu manipulieren. Matt stand einige Meter von uns entfernt und grinste mich schäbig an. „Ich denke es ist besser du gehst jetzt, Claire.“ „Du weißt, ich brauche nur einen Fuß dort hineinzusetzen und deiner Freundin erzählen, was du getan hast.“ Sie deutete auf den Eingang des Reviers. „Willst du mir jetzt ernsthaft drohen? Warum bist du dann nicht schon längst gegangen und hast es ausgeplaudert?“ „Ich habe dir viel zu verdanken, du hast mich zu einem besseren Menschen gemacht.“ Ich war verwirrt, war ich es

nicht, der sie über Wochen festgehalten, sie vergewaltigt und erniedrigt hatte? Sie zuhause nochmal heimgesucht hatte und nicht wiederstehen konnte sie nach ihrer Freilassung noch einmal zu vergewaltigen… „Und ich habe scheinbar aus dir einen besseren Menschen gemacht. Sonst hättest du dich nicht auf deine Polizistenfreundin eingelassen.“ „Geh jetzt.“ In mir staute sich Wut. „Was, wenn nicht? Stichst du wieder auf mich ein und vergewaltigst mich dann, weil ich mich dir wiedersetze?“ Sie rieb sich über die Narbe auf ihrem Oberschenkel. „Weißt du noch, unser erster Tag.“ Sie

sagte es so widerlich liebevoll, als erinnerte sie sich an schöne Zeiten. Als wären wir ein Liebespaar gewesen. In diesem Moment kam Lexi aus dem Revier. Nach einer kurzen Schrecksekunde, als sie Matt sah, beruhigte sie sich gleich wieder und warf mir einen fragenden Blick zu, als sie Claire vor mir stehen sah. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, kam sie auf mich zu und gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen. „Können wir los.“ Sie nickte. „Willst du dich nicht verabschieden?“ Fragte mich Lexi, als sie die Beifahrertür öffnete und sich ins Auto setzte. „Nein.“ Antwortete ich schroff und

schlug die Autotür zu. Claire sah uns lächelnd nach, als wir davonfuhren. „War das nicht die Irre von gestern Abend?“ Ich nickte. „Was wollte sie denn?“ „Sie war gerade auf dem Weg ins Danny’s und hat sich aufgeregt, dass wir gestern über sie geläs-tert haben.“ Ich hoffe, Lexi kaufte mir meine Lüge ab. „Hoffentlich hast du ihr gesagt, dass sie selbst schuld ist.“ „Ich denke, ich habe es ihr verständlich erklärt.“ Sie beließ es dabei und wechselte das Thema. „Was wollte denn Matt

schonwieder?“ „Mein Leben zur Hölle machen, was sonst.“ Sie legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel und ver-suchte mich etwas zu besänftigen. „Wie sieht das bei dir mit dem Gedankenlesen aus?“ Etwas verwirrt sah sie mich an, doch begann dann zu reden. „Ich höre alles, was die Menschen aus meiner Umgebung denken. Außer wenn ich bei dir bin, da ist alles still. Gott sei Dank.“ „Gott sei Dank? Bist du froh, meine Gedanken nicht hören zu müssen?“ „Sobald man die Gedanken hört ist ein Mensch durchschaubar und alles was er macht ist vorher-sehbar. Ich kann mir

nicht erklären, warum es gewisse Ausnahmen gibt, bei denen ich nichts höre, so wie bei dir.“ Ich musste schmunzeln. „Ich habe meine Gedanken blockiert. Genau wie alle aus meiner Familie, die diese Fähigkeiten be-sitzen. Es ist Selbstschutz, die Gedanken gehören einem Menschen alleine. Ich finde, es geht nie-manden etwas an, was im Kopf eines anderen abgeht. Die Einzigen, die wissen was ich denke sind Alex und Matt.“ „Wie ist es bei dir? Hörst du sie auch von allen in deiner Umgebung?“ „Ich höre sie nur, wenn ich sie hören

will.“ „Kennst du meine Gedanken?“ Ich schüttelte den Kopf. „Seit wann besitzt du diese Gabe?“ Wieder ein fragender Blick ihrerseits. „Ich weiß, dass es nicht erst seit mir ist.“ Fuhr ich fort. „Seit dem Tod meiner Eltern. Aber woher wusstest du das, obwohl du nicht in meine Gedanken gesehen hast?“ „Ein Geist hat es mir gezwitschert.“ „Alex?“ „Nein. Der böse.“ Ich warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel um sicherzugehen, dass Matt, der höchstwahrscheinlich wieder auf der Rückbank saß, es auch hörte. Lexi folgte

meinem Blick und drehte sich um, sah direkt in die hellblauen Augen von ihm und ließ einen erstickenden Schrei, als sie die Hände vor dem Mund schlug. „Man gewöhnt sich daran.“ Sagte ich seufzend. „Wirklich? Ich bin der böse?“ Schmollend ließ er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was bist du denn sonst? Ein Heiliger? Mich wundert es immer noch, dass du noch nicht in der Hölle schmorst.“ Gab ich bissig zurück. „Ach Mylo, ich halte dir doch noch einen Platz in der Hölle frei, du weißt schon, wir bösen Buben müssen zusammenhalten.“ Ein tiefes Knurren

kam aus meiner Kehle. Ich hoffte, er würde sich Details sparen, jetzt wo Lexi ihn auch hören konnte. „Kannst du nicht einfach verschwinden und uns in Ruhe lassen?“ Fuhr sie ihn scharf an und er schien ihr zu gehorchen und war weg. Dachte ich zumindest. Plötzlich stand er mitten auf der Straße vor uns. Vor Schreck sprang ich auf die Bremse und verriss das Lenkrad in Richtung Straßengraben. Knapp vor einem Baum kam mein Wagen zum Stillstand. Erleichtert, dass nicht mehr passiert ist sah ich zu Lexi, die sich immer noch krampfhaft an den Sitz klammerte und starr in den angrenzenden Wald sah. Ich folgte ihrem Blick und

erstarrte vor Angst. Die Scheinwerfer beleuchteten eine männliche Leiche die leblos von einem Baum hing. Ein dicker Strick lag um seinen Hals. Seine Haut war ergraut, eine blaue Zunge hing aus dem offenen Mund und die trüben Augen waren weit aufgerissen. Trotz dem grauenvollen Anblick kannte ich dieses Gesicht. Gut sogar. Ich wollte gerade aussteigen als Matt vor meiner Tür erschien und durchs Fenster sah. Erneut fuh-ren wir vor Schreck zusammen. „Jeder bekommt das, was er verdient hat.“ Sagte er und verschwand wieder. Als ich meinen Blick wieder in Richtung

der Leiche wendete war sie verschwunden. Lexi war genauso irritiert wie ich und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. „Was zum Teufel war das gerade?“ Sie kramte in ihrer Handtasche nach dem Handy und wählte die Nummer ihrer Kollegen. „Wo ist Steven Woods?“ Brüllte sie hinein, als jemand abhob. „In seiner Zelle. Was ist denn los?“ Kam es aus dem Lautsprecher. „Wann habt ihr zuletzt nach ihm gesehen?“ „ Als er zuletzt verhört wurde, vor zirka drei Stunden, seitdem ist er wieder in seiner

Zelle.“ „Bitte seht nochmal nach ihm und gebt mir dann bescheid.“ Sie legte auf und massierte sich mit Daumen und Zeigefinger die Schläfen. Ich war wieder bei Sinnen und fuhr den Wagen zurück auf die Straße. Lexi hielt das Telefon in ihren Händen und klopfte nervös auf den Bildschirm. Die restliche Fahrt über zu ihrem Haus waren wir beide nicht fähig auch nur ein Wort zu sagen. Gerade als sie die Haustür aufschloss klingelte ihr Handy. Als ich ihr ins Haus folgte war sie aufgebracht, strich sich durchs Haar und seufzte. Ich wusste, was

das zu bedeuten hatte. „Er hat sich in seiner Zelle erhängt.“ Sagte sie, als sie aufgelegt hatte. „Wie hat er das angestellt?“ „Er dürfte das Bettlaken zerrissen und sich dann daraus einen Stick geflochten haben. Sie werden es untersuchen.“ „Musst du nochmal hin?“ Kopfschüttelnd atmete sie tief ein und aus. „Wie soll ich das bloß deiner Schwester beibringen?“ Ich ließ mich neben sie aufs Sofa fallen. Selbst ich wusste darauf keine Antwort. Ich hoffte nur, dass sie daran nicht zerbrechen würde. Ich rief meinen Dad an um ihm von den Geschehnissen zu

berichten. „Steven hat sich in seiner Zelle erhängt.“ Sagte ich als er abhob. Einen kurzen Moment war es still, dann folgte ein seufzen. „Bitte sage es noch nicht Samy.“ Ich wusste, dass er nickte. „Wie geht es dir?“ Es schien, als wüsste er, dass ich noch mehr auf dem Herzen hatte. „Matt hat uns die Leiche gezeigt. Ich bin ein wenig durch den Wind.“ Gab ich zu. „Matt hat auch noch gesagt, bevor er verschwand >>Jeder bekommt das, was er verdient hat.<< was meint er damit? Weil Steven, Vivian getötet hatte, verdient er jetzt zu sterben?“ Wieder ein

kurzes zögern. „So kann man es auch sehen. Aber ich denke, das war gegen mich gerichtet. Diesen Satz sagte ich zu den Mördern im Valley, kurz bevor ich sie getötet hatte. Bevor sie ihren letzten Atemzug ge-macht hatten.“

Kapitel 16

Gerade, als ich meine Arbeitskleidung anzog, kam Tyler um die Ecke gebogen. Er wirkte etwas ver-stört. „Was ist denn mit dir los?“ Dunkle Augenringe und ein müder Ausdruck im Gesicht ließen mich schmunzeln. Höchstwahrscheinlich hat er sich ein Mädel mit nach Hause genommen. Genauso musste ich nach meiner ersten Nacht mit Lexi wohl auch ausgesehen haben. „Letzte Nacht war…irgendwie seltsam.“ Er rieb sich über den Nacken und wusste nicht so recht was er sagen sollte. Nach einem fragenden Blick meinerseits,

redete er weiter. „Als wir letztens im Danny’s waren, mit Lexi und deiner Schwester, da war das seltsame Mädel, du weißt schon, Claire, dessen Freundin Lexi eine gescheuert hatte.“ Ich nickte stumm und ahnte be-reits, auf was das hinauslaufen würde. „Ich habe mit ihr geredet, sie stand ganz alleine an der Bar und hatte anscheinend auf jemanden gewartet. Irgendwie tat sie mir leid also habe ich das Gespräch mit ihr gesucht. Eigentlich war sie ja ganz nett. Wir haben einiges getrunken und haben dann rumgemacht.“ Immer noch war ich still und hörte gespannt zu. „Als es dann schon spät wurde, habe ich ihr angeboten, sie nach Hause zu fahren,

aber sie wollte lieber zu mir. Sie sagte ihre Eltern seien zu Hause und es ist momentan etwas angespannt zwischen ihnen.“ „Und was war daran nun seltsam?“ Unterbrach ich ihn. Mit einer Handbewegung deutete er mir, dass seine Geschichte noch weiterging. „In meiner Wohnung ging es dann voll zur Sache, doch dann wurde sie plötzlich komisch. Sie wollte, dass ich sie anschreie und ihr Befehle erteile. Am Anfang dachte ich mir noch, ja gut, wahrscheinlich steht sie auf härtere Sachen, aber als ich sie dann von hinten nahm wollte sie, dass ich sie schlage, oder noch besser mit etwas spitzen wie

einem Messer oder einer Rasierklinge ihre Hauf aufritze.“ Fragend hob ich eine Augenbraue. „Nein, ich hab’s nicht getan. Ich habe sie daraufhin hinausgeworfen, ich wollte nicht, dass sie mir vielleicht später Vorwürfe machen würde oder mich als Vergewaltiger hinstellen wollte. Dieses Mädel ist genauso krank wie ihre Freundin, die dich letztens angemacht hatte.“ „Das hört sich ja schräg an.“ „Ja oder? Ich meine, mit was für kranken Typen hat sie sonst was am Laufen, die darauf stehen sie zu verletzen und zu erniedrigen?“ „Die Welt ist voll, von kranken Typen.“

Ich musste meine Fassung bewahren, dürfte nicht schwach werden. Nicht jetzt. Er zog sich fertig um und wir gingen gemeinsam in das Haus Nummer Vier um zu trainieren. „Warum wart ihr gestern nicht mehr im Danny’s? Dann hättest du mich von dieser Verrückten fernhalten können.“ Es klang wie ein Vorwurf. „Ich habe dir vorgestern schon gesagt, dass das Mädel nicht ganz bei Trost ist.“ Wir schritten nebeneinander den staubigen Pfad entlang. Es war ein heißer Tag und wir begannen nach wenigen Metern schon stark zu schwitzen. Der Staub den wir mit jedem Schritt

aufwirbelten blieb auf unse-rer Haut kleben. Ganze vier Kilometer mussten wir zu Fuß zurücklegen um zu dem Haus zu gelan-gen. Bei dieser Hitze eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, doch anders würden wir nicht dorthin kommen. Autos waren im Valley verboten, ausgenommen Leichenwagen. „Ich hätte wohl auf dich hören sollen, jetzt weiß sie wo ich wohne.“ „Sie wird dich schon nicht heimsuchen, obwohl…?“ „Mach mir keine Angst.“ „Sie ist verrückt, was würde sie davon abhalten, in deine Wohnung einzubrechen und sich an dir zu rächen, dass du sie abgewiesen hast?“ Er warf mir einen

düsteren Blick zu. „Du hast doch ein Haus oder? Da wäre bestimmt ein Platz frei für mich.“ Lachend schüttelte ich den Kopf. „Du hast dir die Scheiße eingebrockt, sie zu, wie du sie wieder in Ordnung bringst.“ „Ich werde doch ein paar Tage bei dir pennen können, bevor sie auf die Idee kommt mir den Kopf abzureißen. Du hast mir den Floh ins Ohr gesetzt, selber schuld. Außerdem haben wir sowieso die nächsten zwei Tage frei, wir könnten also eine Party veranstalten.“ „Wir haben frei? Ich bin wohl wieder einmal der letzte der davon erfährt.“ „Das ist immer so, bevor ein Mörder

kommt. Zwei Tage vorher können wir uns noch ausruhen und Kraft tanken für den Kampf.“ „Heute bin ich wenigstens ausgeschlafen. Hoffentlich hilft es was und ich bin nicht mehr so unkon-zentriert wie gestern.“ „Ist gestern Nacht nichts zwischen Lexi und dir gelaufen?“ Ich hatte wohl etwas zu viel preisgege-ben. „Nein, gestern war, wie du schon gesagt hast, seltsam.“ „Was ist los?“ „Samaras Freund Steven, er hat sich in seiner Zelle erhängt.“ Mehr wollte und konnte ich ihm ein-fach noch nicht erzählen. Obwohl ich ganz genau wusste, wer schuld an seinem Tod

war. „Was? Scheiße! Das ist ja furchtbar! Konnte er nicht damit leben ins Gefängnis zu kommen?“ „Ich denke eher, er hat sich als Monster gesehen und konnte nicht damit leben.“ „Wer einmal mordet, mordet immer.“ Sagte er etwas kleinlaut. In der Zwischenzeit hatten wir un-ser Ziel erreicht und traten durch die Haustür. Sofort stieg mir der Gestank von modriger Einrich-tung und altem Blut in die Nase. „Wer einmal mordet, mordet immer.“ Hallte es durch meinen Kopf. Drei Tage

noch. Die Proben verliefen gut, wenn alles nach Plan laufen würde, würde ich dem Mörder noch größtmögliche Schmerzen bereiten bevor er seinen letzten Atemzug machen würde. Er würde das be-kommen, was er verdient. Innerlich erschauderte ich bei diesen Worten, waren es doch jene, die mein Vater vor jedem Ableben „seiner Opfer“ gesagt hatte. Es war das letzte was sie hörten, bevor das Leben endgültig aus ihren Körpern entwich. „Was? Sie weiß noch nichts davon?“ Wir waren zurück bei unseren Spinden und zogen uns gerade um, als ich mit Lexi

telefonierte. „Es gab noch einiges zu untersuchen und…wenn ich ehrlich bin wollte ich fragen ob du mitfahren willst, sie könnte bestimmt Trost brauchen.“ „Ja von mir aus. Soll ich dich abholen?“ „Nein, ich bin mit Francis aus Streife.“ „Francis?“ „Keine Angst, er ist nur mein Kollege. Mehr nicht, kein Grund also zur Eifersucht.“ Ich fühlte mich ertappt. „Ich bin doch nicht eifersüchtig. Du hast ihn bis jetzt nur noch nicht erwähnt.“ Etwas kleinlaut ver-suchte ich die Situation runterzuspielen was mehr schlecht als recht gelang. „Ich versichere dir, dass nichts zwischen

uns läuft. Also treffen wir uns in einer halben Stunde bei deiner Schwester?“ „Okay, bis dann.“ Tyler lehnte gegen seinen Spind und beobachtete mich still. „Probleme im Wunderland?“ „Nicht der Rede wert.“ Ich bückte mich um mir meine Schnürsenkel zu binden. „Also, wie sieht’s aus? Machen wir heute Party bei dir?“ „Ich muss zuerst zu Samara.“ Sein gerade noch fröhlicher Gesichtsausdruck wurde ernster. „Danach? Du könntest bestimmt Ablenkung gebrauchen.“ „Fahr mal nach Hause und sie nach ob

deine Wohnung noch ganz ist, ich melde mich, wenn ich weg-fahre von Samy.“ Er nickte und ging dann zur Tür, zu der gerade mein Dad hereinkam. Ich holte meine letzten Sachen aus dem Spind und wollte gerade ebenfalls zum Auto gehen. „Du hast heute gute Arbeit geleistet.“ „Danke.“ Als ich bei ihm vorbeigehen wollte legte er seinen Arm auf meine Schulter und hielt mich zurück. Wir waren die letzten im Raum und konnten ungestört reden. Ich wusste, dass er merkte, dass mich etwas bedrückt, also rückte ich gleich raus mit der Sprache um so bald wie möglich von hier wegkomme um zu Samara zu

fahren. „Lexi hat ihn gesehen.“ Er wusste sofort, von was ich sprach. „Ich habe es mir gestern schon gedacht, als du sagtest >>er hat UNS die Leiche gezeigt<<.“ „Wie ist das möglich? Es ist, als müsste sie meinen Albtraum miterleben. Du weißt ja gar nicht was Matt alles macht um mir mein Leben zur Hölle zur machen.“ Er sagte nichts, senkte nur leicht den Kopf. Es war als würde er sich schuldig fühlen. „Er beobachtet uns, wenn wir schlafen, wenn wir Sex haben, wenn ich mit dem Auto fahre, ja wahrscheinlich sogar wenn ich auf dem Klo sitze. Er ist wie ein

Schatten, der mir überall hin folgt.“ Ich ließ meinen Ärger und Frust über ihn freien Lauf. Mein Dad hatte bis jetzt noch immer kein Wort gesagt. „Das einzig Gute, was er zusammengebracht hat sind Samara und Emily. Und zu Samy muss ich jetzt fahren um sie zu trösten, wenn sie erfährt, dass ihr Freund sich lieber erhängt als in einer Zelle zu verrotten, in die er gekommen wäre, wenn Matt ihn nicht zum Freitod gezwungen hätte.“ Der letz-te Satz war nur eine Annahme von mir, sie schien mir aber durchaus plausibel zu sein. Steven war kein Mensch der sich selbst umgebracht hätte, dafür liebte er Samara viel zu sehr. Er

hätte die Jah-re im Gefängnis abgesessen und wäre froh gewesen Samara danach wieder in die Arme zu schlie-ßen. „Matt hat ihn gezwungen?“ Endlich fand er seine Sprache wieder. „Anders kann ich es mir nicht erklären. Ich muss jetzt los.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter und trat an ihm vorbei, durch die Tür. Vor Samaras Haus war noch kein Streifenwagen zu sehen. Ich parkte meinen Wagen vor dem Garagentor und stieg den Podest mit drei Stufen empor bevor ich vor ihrer Haustür stand und klingelte. „Was machst du hier?“ Sie öffnete die

Tür und warf mir einen verwirrten Blick zu. Die Einfahrt fuhr ein weiteres Auto hoch, ein Streifenwagen. „Mylo, was ist hier los?“ Sie sah von mir zu den beiden Polizisten die ausstiegen. Lexi trug eine dunkle Hose, eine weiße Bluse und ein schwarzes Jackett darüber. Der große, gut gebaute Kerl dagegen trug die Polizeiuniform. Das musste Francis sein. „Hallo Samara.“ Lexi grüßte sie freundlich während Francis sich als Officer Francis Hayes vorstellte und Samara und mir die Hand reichte. „Können wir kurz reinkommen?“ Sie nickte stumm und trat zur Seite. Lexi warf mir beim Vorbeigehen einen

unsicheren Blick zu. Francis und ich folgten ihr ins Haus. „Bitte, nehmt Platz.“ Sie deutete auf das Sofa im Wohnzimmer. Ich setzte mich in den Ledersessel der schräg neben dem Sofa stand. „Wollt ihr etwas trinken?“ Wir verneinten und Samara ergriff gleich wieder das Wort. „Steven ist tot, habe ich recht? Ich habe doch recht, sonst währt ihr jetzt nicht hier.“ Ihre Stimme zitterte und sie kämpfte gegen die Tränen an. „Es tut mir leid. Es stimmt. Er wurde gestern Abend in seiner Zelle gefunden.“ Lexis Stimme war ruhig, trotzdem merkte ich, wie sie sich

zusammenriss. „Gestern Abend schon? Warum erfahre ich das erst jetzt?“ „Wir mussten erst noch abklären, was genau passiert ist.“ Francis ergriff das Wort. „Und was ist passiert?“ Tränen liefen über ihre Wangen. Es tat weh sie so zu sehen. „Er hat sich erhängt. Mit einem Bettlaken.“ Sagte nun wieder Lexi. „Oh mein Gott.“ Sie schlug die Hände vor den Mund und brach in Tränen aus. Ich stand auf, brachte ihr Taschentücher und nahm sie in den Arm. Kein einziges Wort kam über meine Lippen. Ich wusste einfach nicht was ich sagen

sollte. „Ms. Reed, hat ihr Freund schon einmal Andeutungen gemacht, sich das Leben nehmen zu wollen? Francis Förmlichkeit wirkte befremdlich in dem Moment. Samara schüttelte nur den Kopf. Kälte umgab mich, als ich in die stechenden, hellblauen Augen von Matt sah, der am anderen Ende des Raumes stand. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber ich wusste, dass es ihn schmerzte, seine Tochter so zu sehen. Lexi hatte ihn ebenfalls bemerkt und beobachtete ihn unauffällig. Als er sich bewegte und auf mich und Samara zukam wurde Lexi unruhig. Ich machte einen Schritt von Samara weg, hielt jedoch noch ihre Hand

fest. Matt stand nun vor ihr. Betrachtete sie einen kurzen Mo-ment, legte dann seine Hand auf ihren Kopf und strich über ihr Haar, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann so plötzlich wie er aufgetaucht war. Samara merkte von dem allen nichts. Sie beruhigte sich ein wenig und setzte sich dann in den Ledersessel, in dem ich vorher Platz genom-men hatte. Ich war immer noch über diese liebevolle Geste von Matt erstaunt. So sehr er mein Leben auch zur Hölle machen mochte, er war immer noch ein liebender Vater. Selbst über den Tod hinaus. Francis und Lexi verabschiedeten sich,

sie hatten noch ein paar Stunden Dienst und mussten wei-ter. Ich hingegen blieb noch ein wenig bei Samara. „Du wusstest es, habe ich Recht?“ Sie sprach in einem ruhigen Ton. „Ich durfte dir nichts sagen. Es tut mir Leid.“ „Schon gut. Irgendwie habe ich schon damit gerechnet.“ „Was meinst du damit?“ Fragend hob ich eine Augenbraue. „Vorgestern, als wir in der Polizeistation gewesen sind, habe ich ihm gesagt, dass ich ihn vermutlich immer lieben werde, aber nicht mehr mit einem Mörder zusammen sein kann. Ich habe sozusagen

auf der Wache mit ihm Schluss gemacht.“ Meine These war also falsch, nicht Matt hatte ihn in den Selbstmord getrieben, sondern die Frau, für die er seine Hand ins Feuer gelegt hatte, ohne die er nicht mehr leben wollte. „Warum hast du es Lexi nicht gesagt?“ „Nur wegen mir, hat er sich umgebracht. Ich bin schuld daran.“ „Du bist nicht schuld. Es war seine Entscheidung zu sterben.“ Mein Handy unterbrach uns, es war Tyler. „Bist du schon zuhause? Ich muss hier weg. Sie hat mir beim Parkplatz aufgelauert.“ Er war

aufgregt. „Was? Ist alles in Ordnung?“ „Ja, ich habe sie abgewimmelt und bin jetzt in der Wohnung. Ich erkläre es dir später.“ „In zwanzig Minuten bin ich zuhause, hältst du es noch so lange aus?“ „Ich verbarrikadiere schon mal die Tür.“ Versuchte er noch zu scherzen ehe er auflegte. „Stimmt etwas nicht?“ „Tyler hat Stress mit einem Mädchen. Er pennt ein paar Tage bei mir bis sich die Situation gelegt hat. Willst du auch mitkommen? Ich lasse dich jetzt nur ungern alleine

zuhause.“ „Ich habe mit Tyler geschlafen.“ Posaunte sie plötzlich heraus. Mir stand vor entsetzten der Mund offen. „Was?! Wann?“ „Mit ihm habe ich Steven betrogen, ich hatte ihn gebeten dir nichts davon zu sagen als ich erfuhr, dass du im Valley anfängst.“ „Ich bringe ihn um. Dann war das ganze „schön dich kennen zu lernen“ im Danny’s alles nur Show?“ Sie nickte. „Ich hätte Steven so oder so verlassen, für Tyler. Ich mag ihn…“ Ich versuchte meinen Ärger hinunter zu schlucken. Über sie, über Tyler, der gestern Claire gevögelt hatte…wo sollte

das alles nur hinführen? „Wir sollten jetzt fahren. Falls du noch mitkommen willst.“ Wieder nur ein nicken ihrerseits. Vor meiner Haustür wartete er bereits und kam uns entgegen als wir ausstiegen. „Oh, du hast ja hohen Besuch mitgenommen.“ Sein Blick war Samara zugewandt. Er lächelte. „Warte mal kurz.“ Sagte ich. Er blieb stehen und er wusste nicht so recht wie ihm geschah, als ich meine Faust mit voller Wucht in sein Gesicht schlug. Er taumelte zurück und fiel auf den Hintern. Rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über seine

Wange. „Mylo! Bist du verrückt geworden?“ Fuhr mich Samara gleich an. „Was ist denn in dich gefahren? Begrüßt man so seine Freunde?“ „Das ist für das vögeln meiner Schwester!“ Brüllte ich ihn an. „Ohhh du hast es ihm gesagt?“ Wand er sich an Samara. „Ich konnte nicht anders.“ „Schon gut, ich hab’s wahrscheinlich sowieso verdient.“

Kapitel 17

„Ich springe kurz unter die Dusche. Bedient euch, im Kühlschrank ist Bier.“ Ich ließ sie im Wohn-zimmer stehen und ging ins Obergeschoss. Im Spiegel betrachtete ich meinen Körper. Ich war gut in Form, doch in meinem Gesicht wirkte er-schöpft. In mir war alles irgendwie leer. Und diese Leere schmerzte. Ich wollte Lexi bei mir haben, jetzt, hier auf der Stelle. Zögernd griff ich nach meinem Telefon, das auf der Kommode neben dem Waschbecken lag und wählte ihre

Nummer. „Hi.“ „Hi.“ Sagte ich etwas zögernd. „Ist alles in Ordnung? Ist etwas mit Samara?“ „Nein, alles bestens.“ Ich fand einfach nicht die richtigen Worte. „Was ist dann? Du rufst doch bestimmt nicht grundlos an.“ „Ich…ich wollte fragen, ob du nach Dienstschluss noch vorbeikommen willst.“ Stille. „Lexi? Bist du noch dran?“ „Ja ich bin noch da.“ „Und? Kommst du vorbei?“ „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“ In mir war alles in

Alarmbereitschaft. Irgendetwas stimmt nicht. „Warum hältst du es für keine gute Idee?“ Irgendetwas sagte mir, dass es mit Francis zu tun haben müsste. Ich kochte vor Wut, wollte mir aber nichts anmerken lassen. Sie atmete tief ein und aus ehe sie zu reden begann. „Ich weiß, ich bin Polizistin und ich dürfte so etwas eigentlich nicht sagen aber…ich…ähm…ich habe schreckliche Angst vor Matt…“ Der letzte Satz war beinahe geflüstert. Etwas erleichtert, seufzte ich, wobei dieser Umstand die Sache keinesfalls leichter machte. Mir fehlten die Worte. Noch immer… „Es tut mir leid, Mylo. Aber ich denke es

ist besser, wenn wir uns eine Zeit lang nicht mehr sehen. Ich muss erst mal damit klarkommen, dass dieser Irre dich oder mich vielleicht töten will und wir rein gar nichts dagegen unternehmen können.“ „Du denkst, wenn du bei mir bist, bist du angreifbar.“ „Es tut mir wirklich leid.“ „Schon gut.“ Ich legte auf. Ich konnte jetzt nicht mehr weitersprechen mit ihr. Es würde mein Herz entzweireißen. Als ich zurück in den Spiegel sah waren meine Augen und Wangen gerötet. Hinter mir blickte mich ein Augenpaar erwartungsvoll an. „Herzlichen Glückwunsch, für das

endgültige zerstören, meines Lebens.“ Ich drehte mich um und stand Matt gegenüber. „Du weißt, wenn ich nur irgendeine Möglichkeit hätte, dich noch einmal zu töten, ich würde es tun. Ich hoffe, du schmorst für immer in der Hölle.“ „Ist es wirklich so schlimm? Hasst du mich so sehr? Ich bin doch dein Onkel.“ Dieser unterschwellige Ton seinerseits machte mich rasend. „Du bist nichts weiter, als ein widerliches Stück Scheiße.“ Seine rauchige, weiß schimmernde Aura die ihn sonst umgab verschwand plötzlich. Er stand nun vor mir. Aus Fleisch und Blut. Lebend,

füh-lend. „Lass alles raus. Du kannst mich nicht töten, also unterlasse es, eine Waffe zu benutzen. Ich erlaube dir nur, deinen Frust loszuwerden und zu kämpfen, von Mann zu Mann. Du willst wissen wer der stärkere ist? Bitteschön, finden wir es heraus. Ich bin bereit.“ Reglos stand ich da und konnte nicht fassen, was hier gerade passiert ist. Konnte ich es wagen ihn zu schlagen? „Na los Andrew. Ich habe Lexi dazu gebracht, dich von dir abzuwenden. Du bist nun wieder alleine, obwohl du dich doch nach einer funktionierenden Beziehung, einem funktionierenden Leben sehnst. Ich habe es zerstört, deine

erste Chance normal zu werden habe ich zer…“ Mit jedem Satz wurde seine Stimme lauter, herausfordernder. Seinen letzten Satz unterbrach ich als ich mit meiner rechten Hand ausholte und ihm einen Fausthieb gegen die Schläfe erteilte. Er taumelte kurz, stürz-te aber nicht. „Bravo Mylo. Wenn ich lebendig gewesen wäre, hättest du mich jetzt vermutlich ausgeknockt. Du hast aber eines vergessen.“ Er stürmte mit offenen Armen auf mich zu, umfasste mich und schleu-derte mich rückwärts gegen den Spiegel, der in tausend Teile zerbarst. Scherben bohrten sich in meinen Rücken. Vom Schmerz erfüllt schrie ich

auf. „Ich empfinde keine Schmerzen, im Gegensatz zu dir.“ Er war über mich gebeugt, sein linkes Bein übte Druck auf meinen Brustkorb aus und bohrte die Scherben in meinem Rücken tiefer in das Fleisch. Die Tür wurde aufgerissen, Samara und Tyler kamen hereingerannt. Samara jedoch blieb abrupt stehen als sie Matt erkannte. Dieser konnte anscheinend nicht schnell genug reagieren um sich wieder in einen Geist zu verwandeln und starrte sie ebenfalls entsetzt an. „Dad?“ Sie begann am ganzen Körper zu zittern, begriff nicht, was hier gerade

geschah. „Du bist nicht tot?“ Flüsterte sie nur. Ohne ihr zu antworten verwandelte er sich zurück und ver-schwand. Tyler verstand die Welt nicht mehr. Jetzt erst bemerkten sie die Blutlache die sich unter mir gebil-det hatte. „Oh mein Gott! Geht es dir gut? Tyler ruf einen Rettungswagen, schnell!“ „Nein! Was willst du ihnen erzählen? Ich bin von einem Geist vermöbelt worden?“ Ich versuchte die Schmerzen zu ertragen, doch sie waren beinahe so höllisch wie die, die das Telefonat mit Lexi in mir auslösten. „Wir sagen einfach, du wärst ausgerutscht. Dir stecken hunderte von

Scherben im Rücken, die müssen entfernt werden.“ „Es ist nicht so schlimm, wirklich.“ Tyler reichte mir die Hand um mir aufzuhelfen. Ich ergriff sie und wollte mich hochziehen, als ein Inferno von Schmerzen meine Nervenenden erreichte und sich in meinem gesamten Körper verbreitete. Ich rutschte in meiner eigenen Blutlache aus und fiel rück-wärts nieder. Mein Hinterkopf knallte dumpf auf den Fliesenboden, dann wurde alles schwarz. Immer wieder blitze das Innere eines Krankenwagens auf, als ich für kurze Momente, das Be-wusstsein

wiedererlangte. In meiner Hand steckte eine Nadel, an der ein Schlauch hing. Eine klare Flüssigkeit floss in meinen Körper. Ich konnte die Aufschrift der Infusion nicht lesen, vermute aber, dass es ein Schmerzmittel war. Es half jedoch nicht besonders gut, bei jeder Unebenheit der Straße durchquerte ein Schmerz von der Stirn bis in die Zehenspitzen meinen Körper. Mir wurde übel und ich bekam Schüttelfrost. Ich trug nach wie vor nur die Boxershorts, die ich nach dem Duschen ange-zogen hatte, die Sanitäter hatten mir gnädiger weise eine Decke die Hüfte abwärts übergelegt. Doch die Kälte hielt auch diese nicht ab. Eine ältere Sanitäterin versuchte mit mir

zu sprechen, doch es hörte sich alles nur dumpf an. Ich konnte kein Wort verstehen. Hinter ihr tauchte plötzlich Matt auf, wieder wie gewohnt in Geister-gestalt. In diesem Moment konnte ich meine Übelkeit nicht mehr unterdrücken und kotze der, scheinbar netten Sanitäterin, in den Schoß. Sie wirkte nicht besonders beeindruckt, war wohl nicht das erste Mal, dass sie jemand ankotzte. Während ich mich übergab, durchfuhr mich wieder ein bahnbrechender Schmerz. Ich merkte wie meine Augen zu tränen begannen, wollte jedoch nicht als ein Weichei dastehen und hoffte, die Sanitäterin würde es als Reaktion des Würgens deuten.

„T..tu mmmmir leid…“ Ich zitterte am ganzen Körper, wagte es nicht, auch nur einen Finger zu be-wegen. „Schon gut, wir sind gleich da. Dann wirst du von deinen Scherben befreit.“ Sanft strich sie mir übers Haar, wie meine Mutter damals, als ich noch ein Kind war und mich verletzt hatte. Sie wischte mir den Mund ab und gab mir einen Schluck Wasser zu trinken. „Scherben bringen ja bekanntlich Glück.“ Sie lächelte freundlich, nicht wissend, was in meinem verkorksten Leben gerade alles abging. Matt stand nach wie vor hinter ihr, seine Miene wirkte fast etwas besorgt. Ein

Gefühlsausdruck, den ich bis jetzt noch nicht bei ihm sehen konnte. Vielleicht deutete ich es auch einfach nur falsch. Ich konnte mir im Moment selbst nicht mehr trauen. Als ich in die Notaufnahme gebracht wurde rannte uns bereits Lexi entgegen. „Was ist passiert?“ Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und nahm vorsichtig meine Hand. „Bin wohl ausgerutscht.“ Ich keuchte, jedes Wort, jede Bewegung meines Brustkorbes war eine Qual. Sie wusste, dass ich sie anlog, ich konnte aber vor den Sanitätern nicht die Wahrheit sagen. Kurz darauf trafen auch Samara und

Tyler ein. Ich wurde in einen separaten Raum gebracht, in dem ein Arzt meine Wunden begutachtete, zu dem Entschluss kam, dass nur vier von den vielen Wunden genäht werden musste, da meine Haut dort von größeren Glasscherben durchtrennt worden war. Es wurde ein Assistenzarzt gerufen, der die Splitter rauszog und die Wunden nähte. Lexi hielt die ganze Zeit über meine Hand. Tyler und Samara warteten draußen auf mich. Die Wunde auf der rechten Seite auf Höhe meiner Rippen wurde mit neun Stichen genäht, und die Wunde, knapp über der bereits vorhandenen Narbe von Vivians Angriff, wurde mit sechs Stichen

genäht, die beiden anderen befanden sich auf Höhe der Schulterblätter, waren aber nicht ganz so groß und wurden mit jeweils vier Stichen wieder zusammengeflickt. Nachdem alle Scherben aus meiner Haut entfernt waren, konnte ich auch wieder aufstehen. Zwar unter Schmerzen, aber mir wurde noch ein starkes Mittel verabreicht, dass meine Beschwerden langsam erträglicher machten. „Kannst du in zwei Tagen mitmachen?“ Fragte mich nun Tyler besorgt. „Wirklich? Das ist deine größte Sorge?“ Fauchte ihn Samara an. „Schon gut, bis dahin bin ich wieder fit. Ist ja nicht so schlimm.“ Mein Kopf

pochte noch etwas, aber der Schmerz wurde schon deutlich besser. „Es wäre klug, wenn du dich ein paar Tage ausruhst.“ Pflichtete ihm Lexi bei. Auf dem Weg zum Auto stellte sie nun wieder dieselbe Frage wie bei meiner Ankunft im Krankenhaus. „Was ist passiert?“ „Das, was du vorhergesagt hattest. Matt.“ Sie versuchte sich ihren Unmut nicht anmerken zu las-sen. „Wie hat er das geschafft?“ „Er wurde lebendig…Dieser Scheißkerl hat sich zurück in einen Menschen verwandelt.“ Samara und Tyler hörten ebenfalls gespannt zu. „Er stand vor mir, ich konnte ihn

berühren. Ich habe ihm einen Fausthieb verpasst, nachdem wir uns gestritten haben, dann hat er mich angegriffen und gegen den Spiegel geworfen.“ Samaras Gesicht war zur Seite gewandt. Sie wollte mir nicht in die Augen sehen. „Wenn ich das richtig verstanden habe, sprechen wir hier von einem Geist?“ Nickend bestätigte ich Tylers Vermutung. „Hat das etwas mit deinen Fähigkeiten zu tun?“ Wieder ein nicken meinerseits. „Ich konnte ihn auch sehen.“ Lexi‘s Kopf wandte sich erschrocken in Samaras Richtung. „Besitzt du auch diese Gabe?“ Hecktisch schüttelte sie den

Kopf. „Ich war sechs Jahre alt als mein Vater starb. Ich erinnere mich nur vage an ihn. Doch als ich ihn heu-te gesehen habe, wusste ich sofort, dass er es war. Er hatte sich kein bisschen verändert.“ „Hat er mit dir gesprochen?“ Fragte Lexi weiter. „Nein. Leider. Dabei hätte ich so viele Fragen an ihn.“ „Er liebt dich. Als wir heute bei dir waren, hat er dir einen Kuss auf die Stirn gegeben. Eine Geste, die nur ein liebevoller Vater macht.“ „Du…? Du hast ihn auch schon mal gesehen?“ Lexi nickte. Wir kamen gerade an Tylers Wagen an. Behutsam halfen mir

die drei auf den Beifahrersitz. „Ich muss jetzt wieder los, tut mir…“ Ich unterbrach Lexi. „Schon in Ordnung, ich kann es verstehen.“ Ich brachte es nicht übers Herz, sie noch weiter anzu-sehen und schlug die Beifahrertür zu. Sie war nur hier, weil Samara sie angerufen hatte. Sonst hät-ten wir uns heute, oder die nächsten Tage, oder sogar nie wieder gesehen. Aber ihr Mitleid konnte sie sich sparen. Die Leere, die ich heute schon einmal verspürt hatte, breitete sich noch weiter in mir aus und erweckte alte Freunde in mir. Meine inneren Dämonen erwachten wieder zum Leben. Tyler und Samy verabschiedeten sich

noch von Lexi und stiegen in das Auto. „Was war denn das eben?“ Vorwurfsvoll sah mich Samara von der Rückbank an. „Sie hat Schluss gemacht, bevor Matt aufgetaucht ist.“ Beiden schien es die Sprache verschlagen zu haben. „Echt jetzt?“ Er wirkte entsetzt. „Das hätte ich mir nicht gedacht. Es hat doch alles so gut gepasst zwischen euch.“ Sagte nun Sama-ra. „Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sage Samy, aber Matt ist an allem schuld. Er hat einen Keil zwi-schen uns getrieben. Er will nicht, dass ich glücklich werde und er wird erst aufhören mich zu quä-len, wenn…“ Ich stoppte. Sollte ich Samara anvertrauen, was ihr Vater mit

mir vorhat? Sollte ich ihr erzählen, dass er von mir verlangt, unsere Mutter zu töten? „Was?“ Meine Worte verletzten sie. Überhaupt schien es sie zu stören, dass ihr Vater mehr mit mir zu tun hatte als mit ihr. „Ich kann es dir nicht sagen.“ „Du stellst meinen Vater als den schlechtesten Menschen der Welt dar, obwohl du ihn niemals kennengelernt hast!“ „Ich kenne ihn womöglich besser, als du denkst.“ „Rück jetzt raus mit der Sprache! Es ist mein Vater, sei froh, dass du deinen noch hast!!“ Sie stachel-te mich

an. „Er will, dass ich Mum umbringe! Damit sie wieder vereint sind, da wo auch immer er gerade ist. Zwischen Himmel und Hölle!“ Brüllte ich nun nach hinten. Ihre Augen wurden glasig. Ihr Ausdruck verriet mir, meinen Worten keinen Glauben schenken zu wollen. Tyler, der sich gerade noch aus allem rausgehalten hatte hielt den Wagen in meiner Einfahrt und sprang aus dem Auto. Er riss die Beifahrertür auf und schrie mich an. „Jetzt halt mal die Luft an, du redest hier über ihren Vater, er ist genauso ein Familienmitglied, oh-ne ihn würde es Samara nicht geben. Seid froh, dass ihr

euch habt, und dass eure Familie so zu-sammenhält! Ich habe eine tote Mutter und einen Vater von dem ich erst seit ein paar Jahren weiß, dass es ihn überhaupt gibt! Eine Intakte Familie ist alles, was ich mir je gewünscht hatte und ihr beide seid so etwas für mich! Also haltet jetzt beide den Mund und vertragt euch und seit froh, dass ihr einander habt!“ Meine Schwester und ich waren verblüfft über Tylers Ansage. Er hatte Recht, mit dem was er sagte. Absolut. Die beiden halfen mir beim Aussteigen, im Wohnzimmer ließ ich mich auf das Sofa nieder. Samara setzte sich neben mich während Tyler etwas zu trinken

besorgte. „Warum kann Lexi ihn sehen und ich nicht?“ Wir hatten uns wieder beruhigt und redeten im ruhi-gen Ton miteinander. „Ich weiß es nicht, sie kann ihn selbst erst seit zwei Tagen sehen. Er war derjenige, der uns gestern Abend die Leiche von Steven gezeigt hatte.“ „Deshalb wusstest du es bereits.“ Ich nickte. „Hat sie dich deshalb verlassen?“ „Eigentlich waren wir ja gar nicht zusammen. Aber es fühlte sich so an, wenn sie nicht bei mir war, habe ich sie schrecklich vermisst. Irgendwie hatte es sich richtig angefühlt. Matt tauchte vor

zwei Tagen das erste Mal auf, als sie hier bei mir war, er hat uns beobachtet, als wir schliefen. Und ges-tern hatte er uns die Leiche gezeigt. Das war dann wohl zu viel für sie.“ Tyler kam zurück mit zwei Bier und einem Mineralwasser. Ich wollte gerade nach der Flasche greifen, als er sie wegzog und mir das Mineralwasser reichen wollte. „Nichts da, du hast Schmerzmittel bekommen.“ „Fick dich!“ Sagte ich scharf und riss ihm eine Flasche Bier aus der Hand. „Das lindert trotzdem nicht deinen Schmerz.“ Sagte er ruhig. „Aber es lässt mich besser

schlafen.“ Die Flasche war schnell geleert und in mir breiteten sich die erlösenden Wogen von Müdigkeit aus. Ich wollte einfach nur schlafen, vergessen. Tyler und Samy gingen ebenfalls zu Bett, in das Gäste-zimmer, das sich neben meinem Schlafzimmer befand. Ich war bereits am Einschlafen, als ich das Rhythmische Quietschen von einem Bettgestell wahr-nahm. Genauso wie das erregte stöhnen von meiner Schwester und Tyler. Sie schliefen miteinander, während ich alleine im Bett lag und darüber nachdachte, ob alles im Le-ben aus

einem bestimmten Grund geschieht. War es meine Bestimmung von einem Geist in den Wahnsinn getrieben zu werden? Ich hatte meine größte Leidenschaft für Lexi aufgegeben. Hielt mich zurück, doch dafür gibt es jetzt keinen Grund mehr. Lexi war fort, ich war wieder frei, konnte tun und lassen, was ich wollte. Meine Triebe erwachten wieder zum Leben und meinem Dämon gefiel das. Sie wollten Schreie hören, wollten Blut sehen, wollten Angst spüren.

Kapitel 18

Lexi Nach Dienstschluss machte ich mich auf den direkten Weg nach Hause. Francis wollte gerne noch auf einen Drink in die Bar gehen, doch ich hatte ihn erfolgreich abwimmeln können. Mylos Abwesenheit mir gegenüber schmerzte. Er war sichtlich verletzt und enttäuscht. Den Tränen nahe ging ich zum Kühlschrank und schenkte mir ein Glas Weißwein ein. Beruhigende Pianoklänge drangen aus den Lautsprechern als ich die Musik anstellte. Travis A. Kings Solis be-scherte mir Gänsehaut. Das

Stück war wunderschön, hatte jedoch etwas traurig-düsteres an sich. Passend zu meiner Stimmung im Moment. Unter garkeinen Umständen wollte ich Mylo verlassen, auch wenn er anfangs nur eine Bettge-schichte gewesen war. Bei mir hatte sich ziemlich schnell das Gefühl von Geborgenheit, Vertraut-heit, Sicherheit in seiner Nähe ausgebreitet. Komm schon Lexi, du hast dich Hals über Kopf in den Typen verliebt, gestehe es dir endlich ein! Mein innere Stimme dröhnte in meinem Kopf. Ich versuchte sie zum Schweigen zu bringen und dachte an das, was jetzt folgen sollte. Ich würde meinen Job wie gewohnt weitermachen, aber nicht mehr

Abends ins Danny’s gehen, zu groß wäre die Gefahr dort Mylo über den Weg zu laufen, das könnte ich im Moment nicht ertragen. Verdammt, schonwieder dachte ich an ihn. Seufzend trank ich noch einen Schluck Wein und lehnte mich dann gegen das Sofa, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Eigentlich willst du doch gar nicht von Mylo getrennt sein. Scheiße, das war definitiv nicht meine innere Stimme, auch wenn es wahr war, was die Stimme sagte. Das war eine Männerstimme in meinem Kopf. Und ich kannte sie irgendwo her. Vor Schreck ließ ich das Weinglas fallen und schlug die Augen auf. Neben mir saß

Alex und sah mich mit forschendem Blick an. „Scheiße!“ War das erste, was mir über die Lippen kam. „Nette Begrüßung.“ Entgegnete er nur trocken. „Du hast mich zu Tode erschreckt!“ Ich stand auf und holte aus der Küche einen Lappen um die Sauerrei auf dem Boden aufzuwischen, die das zerbrochene Weinglas hinterlassen hatte. „Das haben Geister nun mal so an sich.“ Alex schmunzelte. „Was willst du hier? Solltest du nicht bei Mylo sein?“ „Ich bin wo ich bin.“ Er zuckte mit den

Schultern. „Und was willst du nun hier?“ Fragte ich ihn nochmals. „Plaudern.“ „Über was willst du den plaudern?“ „Mylo.“ Ich seufzte. Natürlich, was denn sonst. „Lexi, er braucht dich.“ „Für was? Bevor wir uns kennen gelernt haben, ist er doch auch ohne mich klargekommen.“ „Ich habe Angst, er könnte jetzt etwas Dummes anstellen. Er hat sich momentan nicht unter Kon-trolle.“ „Und warum kommst du dann zu mir? Halte ihn doch auf, bevor er etwas Dummes

anstellt.“ „Wie soll ich ihn aufhalten? Ich sage hunderte Male etwas zu ihm und er pfeift drauf. Es ist als wür-de ich gegen eine Wand reden, die nur hört, was sie hören will.“ Ein enttäuschtes Seufzen drang aus seiner Kehle. „Kannst du ihn nicht kontrollieren? Ich meine, mit deinen Fähigkeiten?“ „Nein, ich kann niemanden manipulieren, der die Fähigkeiten besitzt. Leider. Ich hätte vieles ver-hindern können.“ Er senkte den Kopf. „Was denn zum Beispiel?“ Ich war schon darauf gefasst, dass jetzt irgendetwas kommen würde über mich. „Er hat viele Dinge gemacht, die ich

nicht gutheißen und auch nicht verstehen kann.“ Er stand auf und trat vor mich, hielt mich an den Oberarmen fest. „Bitte Lexi, er braucht dich. Ohne dich wird er wieder in sein altes Schema zurückfallen und… Du hast ihn aus der Dunkelheit geführt, du hast ihm gezeigt, wie es ist, wenn man geliebt wird. Und zum ersten Mal in seinem Leben konnte er es auch erwidern.“ Nervös kaute ich auf meiner Unter-lippe, wollte mir gerade allen Ernstes ein Geist etwas über Liebe erzählen? „Ich weiß nicht ob ich es kann. Ich habe Angst vor dem was passiert, wenn ich in seiner Nähe bin. Ich habe Angst vor

Matt.“ „Matt kann dir nichts tun, Lexi. Hier schau dir das an.“ Seine Hände die gerade noch eine ver-schwommene Aura um meine Oberarme gelegt hatten, lösten sich. Mit seinem Handrücken strich er über meine Wange. Ich sah was er tat, spürte aber nichts. „Und warum war dann Mylo heute im Krankenhaus?“ Meine Stimme war belegt und leise. Alex war mir einen stutzigen Blick zu. „Er war was?“ Brüllte er. „Was ist passiert?“ Legte er mit etwas sanfterer Stimme nach. „Matt hat ihn gegen einen Spiegel geworfen. Mylo sagte, er war als wäre er

wieder ein Mensch gewesen.“ Ich hielt kurz inne. „Warum warst du nicht da um ihn zu beschützen?“ Ich war den Trä-nen nahe. Alex Miene erstarrte. „Ich komme seit ein paar Tagen nicht mehr zu ihm. Und ich weiß…wusste einfach nicht wieso. Matt muss seine Finger im Spiel gehabt haben. Ich denke, er ist viel mächtiger, als wir gedacht haben. Und ich denke auch, dass er nicht locker lassen wird, bis er bekommen hat, was er will.“ „Und was will er?“ „Mylo’s Mutter.“ Entsetzt starrte ich ihn an. „Warum? Was hat sie getan?“ „Sie hat sich für Mylo’s Vater

entschieden. Komm ich will etwas probieren.“ Er deutete mir, ihm zu folgen und irgendwie wusste ich auch, was er vorhatte, doch in mir sträubte sich etwas. Er will zu Mylo fahren. Wie angewurzelt blieb ich stehen. „Lexi bitte, wir müssen zu ihm.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Ich kann jetzt nicht. Ich schaffe es nicht. Ich will Matt nicht begegnen!“ „Mylo würde dich vor ihm schützen, auch wenn er dabei sterben würde. Lexi, du bedeutest ihm mehr als alles andere auf dieser Welt. Er würde nicht zulassen, dass er dir etwas passiert.“ Ungläu-big schüttelte ich den Kopf. „Es tut mir leid, Alex. Ich kann das

einfach nicht.“ Seine Miene war flehend. „Lexi…bitte.“ Wieder nur ein Kopfschütteln meinerseits. Aus dem Vorraum drangen Geräusche. Klopfen. Jemand klopfte wild an meine Haustür. „Wenn das jetzt Mylo ist…“ Drohte ich Alex, doch seine Miene war starr. Ich ging zur Tür und sah durch den Spion. Es war nicht Mylo. Gott sei Dank. „Detective White! Machen Sie…sofooort diese verdammmte Tür auf.“ Lallte Francis. „Wer ist der Typ?“ Fragte mich Alex und legte den Kopf schief. „Mein, anscheinend ziemlich betrunkener

Kollege.“ Entgegnete ich genervt und öffnete die Tür. Kaum, dass ich die Klinke nach unten gedrückt hatte, fiel Francis der Länge nach in den Gang. „Au!“ Er rieb sich mit der Handfläche über die Stirn. „Was willst du?“ Ich reichte ihm meine Hand und half ihm zurück auf die Beine. Er torkelte, lehnte sich dann gegen die Wand und konnte irgendwie sein Gleichgewicht halten. „Willst du ein Glas Wasser?“ Ich beäugte ihn kritisch um herauszufinden, warum er hier war. Er schüttelte jedoch nur den Kopf. „Was willst du dann, um diese Uhrzeit?“ Ich verschränkte die Arme vor der

Brust. „Jedes mal…wenn ich dich auf einen Drink einladen wollte, hast du mich abblitzen lassen.“ Er wollte einen Schritt auf mich zugehen, doch mit ausgestreckter Hand hielt ich ihn zurück. „Ich denke, es ist besser wenn du jetzt gehst, Francis.“ „Ist es wegen diesem Typen, der heute bei Ms. Reed war? Ich habe die Blicke gesehen, die er dir zugeworfen hat.“ Oh nein, nicht auch noch er. „Ich rufe dir ein Taxi.“ Ich wollte nicht auf seine Frage eingehen. Nach einem kurzen Telefonat meinte das Taxiunternehmen, dass sie in zehn Minuten jemanden vorbeischicken

könnten. Klasse, noch so lange mit diesem betrunkenen Idioten. Alex hielt sich im Hintergrund, ließ Francis jedoch nicht aus den Augen. Wieder versuchte er einen Schritt auf mich zuzugehen, doch dieses Mal ließ er sich von meiner Abwehrhaltung nicht abwimmeln. Er umfasste meine Oberarme und zog mich zu sich. Da seine Koordination sehr zu wünschen übrig ließ, befreite ich meine Arme aus seinem Griff und verpasste ihm mit dem Knie einen Tritt in die Leistengegend. Keuchend sackte er zusammen und hielt seine Hände schützend zwischen seine

Beine. „Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass ich kein Interesse an dir habe! Kapier das doch end-lich!! Wir sind Kollegen, verdammt nochmal!“ Alex grinste mich stolz an. Immer noch entsetzt von dem, was ich gerade getan hatte, rappelte er sich wieder auf. Sein Rausch schien wie weggeblasen zu sein und seine Augen funkelten. „Niemand weißt mich zurück!“ Knurrte er. „Doch ich!“ Brüllte ich. „Sieh zu, dass er aus deinem Haus verschwindet, Lexi!“ Alex Grinsen wich einer besorgten Miene. Da fiel es mir

wieder ein. Ich konnte Francis Gedanken lesen und jeden Schritt, den er machen würde vorausahnen. Schnell versuchte ich mich zu konzentrieren, doch Francis war schneller. Er sprang vorwärts und wollte mich fassen. Gerade noch rechtzeitig konnte ich einen Satz nach vorne machen, doch er erwischte meinen rechten Fußknöchel und brachte mich zu Fall. Unsanft landete ich auf meinen Hüftknochen, während meine Hände den Oberkörper abstützten. Francis versuchte mich an sich heranzuziehen doch ich strampelte mich frei. „Im Wohnzimmer liegt deine Waffe, hol sie dir! Schnell!!“ Feuerte mich Alex an. Rasch kam ich auf die Füße und sprintete

los. Meine Waffe steckte im Holster, dass ich mit meinem Jackett über den Stuhl gehängt hatte, als ich vom Dienst nach Hause kam. Doch als ich bei dem besagten Stuhl an-kam, war da keine Waffe mehr. Ich hörte Francis Schritte, die immer näherkamen und ignorierte meine Angst, irgendjemand ist noch im Haus und hatte sich bereits meine Waffe geschnappt. Ich rannte wieder los, dieses Mal in die Küche und fasste mir aus dem Messerblock ein großes Flei-schermesser. Scheiße! Wo ist mein Handy? Es muss mir beim Sturz im Flur aus der Hosentasche gefallen

sein. „Hat er eine Waffe dabei?“ Schrie ich Alex in meinen Gedanken an. „Nein, er ist unbewaffnet.“ „Bitte hole Hilfe! Mein Handy ist weg.“ Bereits beim letzten Satz war er verschwunden. Jetzt hieß es also, ich gegen ihn. Einer gegen einen. Er hatte mich bereits erreicht und stand drei Schritte entfernt von mir. „Du weißt, wir sind beide Polizisten. Wir können die Situation auch anders regeln. Niemand muss verletzt werden.“ Ich versuchte ihn zu besänftigen. „Du hast mich schon so oft zurückgewiesen, ich will nun endlich,

was du mir schon so lange ver-wehrst.“ Er machte einen Schritt nach vorne, ich einen zurück. Verdammt, mein Revolver liegt oben im Schlafzimmer. Es würde keinen Sinn machen nach oben zu laufen, ich muss ihn einfach mit dem Messer gefechtsunfähig machen können. Wo ist bloß meine Glock und wo zum Teufel bleibt Alex. Er muss mir helfen. „Francis sei doch vernünftig. Wir sind Kollegen. Geh einfach nach Hause und schlaf deinen Rausch aus. Morgen vergessen wir das ganze einfach.“ „Nein!“ Wieder machte er einen Schritt auf mich zu. Ich sitze in der Falle. Zwei Schritte

noch, dann stehe ich bei der Wand an. Und Francis versperrt den einzigen Ausweg. Alex tauchte wieder auf. Er war besorgt. „Bitte hilf mir, ich will ihn nicht verletzen.“ Sprach ich in meinen Gedanken zu ihm. „Andrew wird bald da sein.“ Versuchte er mich zu beruhigen. Innerlich war ich den Tränen nahe, doch ich war verdammt nochmal Polizistin. Ich muss mit so etwas alleine klarkommen können. „Andrew? Ich dachte, du würdest Mylo holen?“ „Ich kann nicht zu ihm durchdringen, ich war bei seinem Vater, er ruft gleich die Polizei. Ist wahr-scheinlich besser so,

Mylo würde Francis zerfleischen.“ Während unseres Gespräches behielt ich Francis stets im Auge. Er sagte nichts, doch sein Blick war lüstern. Nach mir. „Leg das Messer weg.“ Sagte er ruhig. „Ich lege es erst weg, wenn du verschwunden bist.“ Wieder ein Schritt seinerseits und ich sitze in der Falle. Er würde nicht riskieren mich anzugreifen, während ich noch das Messer in der Hand hal-te. Dafür kannte er meine Nahkampftrainings zu gut. Ich könnte ihn mit einem hieb töten, doch das wollte ich nicht. Nicht in meinem Haus und nicht, wenn es nicht unbedingt nötig wäre. Doch diese Entscheidung überließ ich

Francis. Die einzige Frage, die ich mir wirklich stellte war, warum er immer noch reglos dastand und mich musterte. Hatte Alex ihn manipuliert? Worauf wartet er nur? „Francis, bitte geh jetzt einfach. Es hat keinen Sinn, etwas zu erzwingen.“ Er grinste hämisch. „Du willst es doch auch.“ Sagte er nun und trat wieder einen Schritt näher. Wenn er noch einen einzigen Schritt machen würde, könnte ich ihn mit dem Messer erwischen. Ich hielt meine Hand immer noch ausgestreckt, den Griff des Fleischermessers fest umklammert. Freiwillig würde er nicht bekommen, was er

wollte. Er wartete auf den richtigen Augenblick, und griff an. Er machte einen Satz nach vorne und umfass-te so schnell, dass ich es niemals rechtzeitig geschafft hätte zuzustoßen, mein Handgelenk und riss mir das Messer aus den Händen. Er schnitt sich an der Klinge, doch es störte ihn nicht. Er warf das Messer beiseite und hielt mich fest. Presste seinen Oberkörper an meinen um mir jegliche Chance zu nehmen, mich zu wehren. Ich versuchte es trotzdem, auch wenn es ausweglos war. Er hielt meine Hände mit einer Hand fest und versuchte mit der anderen meine Hose zu öffnen. Ich wand mich unter ihm und versuchte mit aller

Kraft von ihm loszukommen, doch es war aussichtslos. „Lass mich los!“ Schrie ich. Doch er ignorierte mich. Sein Gesicht war meinem ganz nahe als er die Knöpfe geöffnet hatte und meine Hose hinunter streifte. Er war erregt, das konnte ich deutlich in seiner Leistengegend spüren, die er aufdringlich gegen meine drückte. Alex stand verloren im Raum und wusste nicht so recht was er machen sollte. „Er mag es, wenn man ihm am Hals entlang küsst!“ Sagte Alex ohne Vorbehalte. „Was?“ Meine Gedanken überschlugen sich. „Mach es Lexi, und dann beiß zu!“ Ich

tat, was Alex mir sagte und legte meine Lippen auf seine Haut. Sofort stellte es ihm die Haare zu Berge und ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle. Er war hin und weg, also biss ich fest zu. Blut spritzte, angewidert spuckte ich den Hautfetzen aus und schluckte die aufkommende Übelkeit wieder hinunter. Er schrie auf und hielt sich eine Hand auf seine Wunde während die andere auf mich zu sauste. Ich duckte mich und versuchte vorwärts zu kommen. Doch meine Hose, die er zuvor hinuntergezogen hatte hinderte mich daran und ich stolperte. Fiel mit dem Kopf gegen einen Schubladengriff von der Küchentheke. Blitze zuckten vor

meinen Augen auf und ein pochender Schmerz drang durch mein Gehirn. Das letzte was ich wahrnahm war, dass Andrew und Mylo im Raum standen und auf Francis zustürmten, der mir gerade noch einen Fausthieb gegen die Schläfe verpasst hatte. Dann fiel ein schwarzer Vorhang vor meine Augen und ließ mich in einen tiefen Schlaf gleiten.

Kapitel 19

Myl „Sie kommt wieder zu sich!“ Rief ich meiner Mutter zu. Lexi’s Kollegen von der Streifenpolizei hatten Francis in Gewahrsam genommen und ihn aufs Präsi-dium gebracht. Der zuvor gerufene Krankenwagen würde in wenigen Augenblicken eintreffen. Lexi lag ausgestreckt auf dem Sofa, ihr Kopf lag in meinem Schoß und ich strich ihr vorsichtig übers Haar. Mein Vater lief im Haus auf und ab und versuchte das Geschehene mit Alex zu rekonstruie-ren. Meine Mutter suchte im Gefrierschrank

nach einem Eisbeutel für Lexis Kopf und brachte ihn gleich darauf. Langsam öffnete sie ihre Augen und sah entsetzt von mir zu meiner Mutter. „Weißt du was passiert ist?“ Sie nickte sachte und versuchte sich aufzusetzen. „Hier, trink einen Schluck Wasser. Der Krankenwagen wird bald hier sein.“ Meine Mutter reichte ihr ein Glas. „Ich bin Amy, Mylos Mutter.“ Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. „Ich hab’s mir fast gedacht.“ Sie streckte eine Hand aus um sie zu grüßen. „Tut mir leid, dass wir uns unter solchen Umständen kennenlernen müssen. Wie fühlst du

dich?“ „Außer Kopfschmerzen scheint alles okay zu sein.“ „Gut. Ich lasse euch mal alleine und sehe nach, was mein Mann macht.“ Ich unterdrückte meine Gefühle, sie in den Arm zu nehmen, sie zu küssen. Zu groß war meine Angst vor einer weiteren Zurückweisung ihrerseits. „Ich bin froh, dass du mich gerettet hast. Danke.“ „Und ich bin froh, dass dieses Arschloch ins Gefängnis wandern muss. Und dir nichts mehr antun kann…“ Sie nahm meine Hand und drückte sie leicht. Strich mit ihrem Daumen über meinen

Hand-rücken. „Tut mir leid, was ich heute zu dir gesagt habe.“ „Ich kann es verstehen. Es ist nicht leicht, damit klarzukommen.“ „Er hat meine Waffe verschwinden lassen.“ Besorgt rieb sie sich über die Stirn. „Deine Waffe?“ „Ich wollte sie aus meinem Holster nehmen, als mir Francis zu nahegekommen ist, aber sie war nicht mehr da. Ich habe mit Alex geredet und wie wir im Flur waren muss Matt aufgetaucht sein und sich meine Waffe geschnappt haben.“ „Bist du sicher?“

„Ja…nein, ich weiß nicht, ich kann mich nicht erinnern, sie rausgenommen zu haben.“ „Scheiße!“ „Alles in Ordnung?“ Mein Dad kam um die Ecke und schenkte Lexi ein freundliches Lächeln. „Oh schön, du bist wieder wach. Wie geht es dir? Der Krankenwagen ist gerade vorgefahren.“ „Matt hat ihre Waffe.“ Überrascht hob er eine Augenbraue. „Er ist ein Geist. Er kann keine Waffe halten.“ „Er hat mich heute angegriffen, er kann

sich verwandeln!“ Ich schob mein T-Shirt hoch und zeigte ihm meine Wunden auf dem Rücken. „Ich weiß nicht, wie weit er noch gehen wird, Dad.“ Nervös fuhr er sich durch die Haare. Die Sanitäter kamen herein und unterbrachen unser Gespräch. Lexi wurde eingehend untersucht und bekam Schmerzmittel. Sie war nicht schwer verletzt, es würde sich nur eine Beule bilden. Nachdem sie den Sanitätern klar gemacht hatte, dass es nicht nötig sei, sie ins Krankenhaus zu bringen, und sie schon hinfahren würde, falls es schlimmer wer-den würde, zogen

sie wieder ab. Ich stand mit meinen Eltern in der Küche und wir unterhielten uns weiter über Matt, als Lexi zu uns kam. „Ich denke, es ist besser wenn Mylo heute hierbleiben würde bei dir.“ Sagte meine Mutter ohne Umschweife. Es schien, als hätte sie die Spannungen zwischen Lexi und mir gemerkt. Diese warf mir einen unsicheren Blick zu. „Ich würde lieber bei dir schlafen.“ Sie kam einen Schritt näher und nahm meine Hand. Das Eis war gebrochen. Ich legte einen Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie braucht mich jetzt, und ich

brauche sie. „Natürlich.“ Flüsterte ich. „Gut, dann pack noch ein paar Sachen ein und dann können wir los.“ Sagte mein Vater. Ohne meine Hand loszulassen ging sie hoch ins Schlafzimmer. Sie kramte eine Tasche aus dem Wandschrank und begann ein paar Kleider hineinzuwerfen. Als sie ins Badezimmer gehen wollte blieb sie abrupt in der Tür stehen. „Mylo!“ Keuchte sie verzweifelt. Sofort war ich neben ihr und zog sie hinter mich. Matt stand mitten im Raum. Der Badezimmerspiegel zeigte mein

entsetztes Gesicht, jedoch nicht Matts Umrisse. Er rollte die Waffe am Abzug um seinen Zeigefinger. „Hast du etwa diese Waffe gesucht? Ich dachte, ich mache das Spiel etwas interessanter.“ „Lauf runter zu meinen Eltern.“ Flüsterte ich ihr zu ehe ich mich wieder an Matt wendete. Sie wollte meine Hand nicht loslassen und zögerte, doch mit einer Handbewegung deutete ich ihr sie solle sich beeilen. „Das ist also alles nur ein Spiel für dich?“ „In gewisser Weise ja. Aber ich würde doch eher das Wort Zeitvertreib benutzen. Immer nur her-umspuken wird

auch mal langweilig.“ Mein Vater kam ins Zimmer und wollte sich vor mich stellen, doch ich hielt ihn zurück. Matt funkelte ihn mit finsterem Blick an. „Andrew…Bruderherz, musst du dich wieder einmal um die Lappalien deines Sohnes kümmern?“ „Ich würde es nicht Zeitvertreib, sondern eher Wahnsinn nennen.“ Knurrte ich. Mein Vater igno-rierte seine Aussage. Immer noch kreiste die Waffe um seine Finger. Er ließ mich und meinen Vater nicht aus den Au-gen, und stoppte die Waffe. Sofort hatten wir unsere Hände an den Abzügen unserer Waffen und Matt begann spottend zu

Lachen. „Was denkt ihr denn, was passiert, wenn ihr auf mich schießt? Ich bin bereits tot, schon vergessen? Ihr würdet bloß die hübsche Einrichtung von Lexi ruinieren.“ Er ließ Lexis Waffe fallen und schlitter-te sie mit einem Fuß in meine Richtung. „Ich halte nichts von Pistolen, das solltest du eigentlich wissen, Andrew.“ Ich hob Lexis Waffe auf und steckte sie nach dem sichern in den Hosenbund. „Ich war immer schon für einen fairen Kampf. Mit fairen Mitteln. Von Mann zu Mann. Stimmts My-lo?“ Er lachte wieder hämisch und verschwand mit einem Zwinkern. Jetzt erst fiel mir auf, dass ich die ganze

Zeit die Luft angehalten hatte. Erleichtert atmete ich aus. Doch mein Vater wirkte verstört. „Dad? Alles okay?“ „Das solltest du eigentlich wissen...“ Stammelte er. Ich war verwirrt. „Ich weiß so vieles nicht über ihn.“ Ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. So einen Aus-druck in seinem Gesicht erlebe ich selten. „Das ist schon so lange her, Dad.“ „Vielleicht ist er deswegen so? Er will über dich, an mich rankommen.“ „Er will Mom, aber das kann er vergessen.“ „Danke fürs nach Hause bringen.“ Ich

umarmte meine Eltern genauso wie Lexi. „Wenn was ist, melde dich gleich.“ Sagte mein Vater ernst. Ich nickte. In meinem Haus war es ruhig. Tyler und Samara schliefen also noch. Ich hatte es nicht für nötig ge-halten, sie zu wecken als mein Vater mich anrief und gesagt hatte er würde kommen und mich ho-len, weil Lexi Hilfe brauchte. Meine Mutter ließ sich nicht von meinem Vater abbringen mitzukom-men um Lexi zu helfen. Da fiel mir ein, dass ich noch dringend mit Alex sprechen musste. Bei Lexi zuhause hatte ich keine Gelegenheit

dazu. „Wie geht’s deinem Kopf?“ „Gut, die Schmerzmittel wirken. Gott sei Dank.“ Sie trug eines meiner T-Shirts und sah darin einfach umwerfend aus. Ich biss mir auf die Unterlippe und musste meine aufkommende Lust unterdrü-cken. Nicht heute. Nicht jetzt. Sie ist gerade einer Vergewaltigung entkommen. Scheiße, ich darf nicht schwach werden. Alleine schon der Gedanke einer Vergewaltigung ließ mein Blut kochen. Zu lange war das mit Claire und Vivian aus. Doch ich musste diese Gedanken beiseiteschieben. Lexi war wieder hier, wollte mich wieder. Ich

muss das Beste daraus machen…mich ändern, wenn ich sie nicht wieder verlieren wollte. „Ich hatte heute furchtbare Angst um dich.“ Sie kuschelte sich an mich, legte ihren Kopf an meinen. „Tut mir leid.“ Sanft strich sie über meine Brust und zeichnete mit den Fingern meine Muskeln nach. „Wir sollten unser Leben genießen, solange es noch geht. Und ich will es mit dir genießen und mir nicht wegen irgendwelchen Geistern den Kopf zerbrechen.“ Sie hob ihren Kopf und sah mich mit durchdringendem Blick an. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Ich vergrub meine Finger in ihren Haaren und drückte sie an mich. Bis unsere Lippen sich berührten und wir uns leidenschaftlich küssten. Doch es war nicht ich derjenige der mehr forderte, sondern sie. Sie setzte sich rittlings auf mich und schloss ihre Hände um mein Gesicht, ich unterdrückte den Schmerz in meinem Rücken und genoss einfach ihre Nähe...und unbändige Lust nach mir. „Heute im Krankenhaus hatte ich Angst dich zu verlieren. So etwas will ich nicht noch einmal erle-ben.“ Hauchte sie zwischen ihren Küssen. Ich setzte mich auf und zog ihr das T-Shirt aus. Strich über ihre makellose Haut und betrachtete für einen Moment ihre Schönheit. Sie

leckte sich über ihre Lippen und sah mich erwartungsvoll an. Ich packte sie und drehte sie vorsichtig auf den Rücken. Meine Wunden spannten, doch ich ignorierte es weiter. Ich bedeckte ihren Hals, ihre Brust, ihren Bauch mit küssen, zog ihr Höschen hinunter und machte dort weiter. Gierig streckte sie mir ihr Be-cken entgegen als ich meine Zunge zum Einsatz brachte. Sie stöhnte und vergrub ihre Finger wieder in meinen Haaren. Als ich zwei Finger in sie hineinschob kam sie lauthals zum Höhepunkt. „Ich will dich! Jetzt!“ Keuchte sie. Sie streifte meine Boxershorts hinunter und setzte sich wieder rittlings auf mich.

Ich saß aufrecht und strich mit einer Hand über ihren Rücken während die andere auf ihrem Hintern lag, küsste sie als gäbe es kein Morgen mehr. Sie ließ sich langsam auf meinen mehr als bereiten Schwanz nieder. Ein tiefes Knurren drang aus meiner Kehle als ich die Enge darum spürte. Wir fanden unseren Rhythmus und gaben uns voll und ganz der Lust hin. Mit einem lauten Stöhnen kam ich in ihr woraufhin sie mir kurz darauf auch folgte. Schwer atmend hatten wir unsere Stirne aneinandergelegt. Plötzlich schwang die Tür auf und Samara und Tyler stürmten

herein. „Mylo! Bist du in Ordnung? Oh?!“ Kam es von Samara. „Raus hier!“ Brüllte ich. „Mylo voll in Action.“ Lachte Tyler. Ich warf Lexi eine Decke über, die immer noch auf mir saß und sich ein Grinsen verkniff. „Verschwindet!“ Versuchte ich es noch einmal in einem schärferen Tonfall. Doch sie bewegten sich nicht. „Ihr seid also wieder zusammen?“ Tyler verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Wann ist das passiert? Du bist doch vorher ins Bett gegangen?“ Samara stellte sich neben

Tyler. „Seid ihr schon mal auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht auch noch eine zweite Runde ge-plant hätte?“ Ich seufzte. „Wir sehen gerne zu.“ Lachte Samara. „Wirklich? Du willst deinem kleinen Bruder beim Sex zusehen?“ Samara schien sich die Sache nochmal durch den Kopf gehen zu lassen und schüttelte den dann heftig. „Wir ziehen uns etwas an, dann können wir reden.“ Sagte nun Lexi sanft. „Und was ist mit der zweiten Runde?“ Ich machte einen Schmollmund und sie lachte. „Später.“ Sie warf Tyler und Samara

einen kurzen Blick zu die daraufhin vor die Tür verschwanden. „Ihr habt zwei Minuten!“ Rief Tyler noch bevor er die Tür schloss. „Zwei Minuten reichen für einen Quickie.“ Ich zog sie fester an mich und wollte sie wieder küssen, doch sie blockte mich ab und schüttelte amüsiert den Kopf. „Du bist unersättlich.“ „Wer hat denn angefangen?“ Sie stieg von mir runter und zog sich ihren Slip und mein T-Shirt wie-der an. Ich schlüpfte in meine Boxershorts und zog eine Jogginghose an. Tyler und Samy warteten im

Wohnzimmer auf uns. Tyler hatte sich noch ein Bier aufgemacht. „Können wir jetzt endlich Party machen?“ „Es ist halb zwei Uhr morgens du Idiot.“ „Ist doch die perfekte Zeit.“ Er reichte mir eine Flasche Bier. „Wie war das vorhin, Schmerztablette, du sollst nichts trinken?“ Äffte ich ihn nach. Er zuckte nur belustigt mit den Schultern. Lexi und ich erzählten ihnen was vorgefallen war. Samara konnte sich noch immer nicht vorstellen, dass ihr Vater zu so etwas fähig sei. Wir redeten bis fünf Uhr morgens.

Samara musste Tyler ins Bett bringen. Er hatte ein wenig über die strenge geschlagen und zu viel getrunken. Ich blieb bei einem Bier und trank danach nur noch, wie Lexi, Wasser. Ich wollte den heutigen Tag eigentlich nicht verschlafen, doch mit Lexi neben mir könnte ich den ganzen Tag im Bett verbringen. „Du solltest mit deiner Mutter über Matt reden.“ Lexi kuschelte sich wieder an mich. „Ich weiß nicht, ob sie die alten Geschichten wieder auferstehen lassen will. Sie spricht nicht gerne über diese Zeit. Hauptsächlich wegen meinem Dad. Sie will ihn nicht

verletzen.“ „Du sollst sie auch nur über Matt fragen. Wie er so war. Ob er früher auch schon zu solchen Aktio-nen geneigt hat.“ „Zu solchen Aktionen? Ich soll also fragen ob er damals auch schon wahnsinnig war?“ Wir lachten. Wir wussten beide, dass wir die Situation nur hinunterspielen. In Wirklichkeit ging es hier um etwas viel Größeres. Mächtigeres. Bedrohlicheres. Und ich hatte Riesenschiss davor. Davor was noch kommen sollte…

Kapitel 20

Ich saß mit Lexi, Alex und meiner Mutter auf einer Bank in einem Park. Es war ein schöner Sommer-tag, rings um uns war eine grüne Wiese, auf der vereinzelt Laubbäume standen. Ein warmer Wind wehte und ein süßlicher Blumendurft stieg mir in die Nase. In der Mitte des Parks stand eine Art Glockenturm. Es war jedoch keine Uhr darauf angebracht, sondern eine LED Anzeige. Wir unterhielten uns nicht, sondern saßen einfach nur da und starrten ins Leere. Glockenläuten aus dem Turm erklang.

Auf der LED Anzeige wurde die Zahl >1< angezeigt. Alex stand auf und ging in Richtung des Turms. Er sagte nichts, ging einfach nur wie ferngesteuert voran. Jetzt erst fiel mir auf, dass sein Oberkörper nackt war. In seinem Rücken war eine >1< eingeritzt. Immer noch lief Blut aus der Wunde. Vor dem Turm blieb er stehen und drehte sich in unsere Richtung. Kniete sich auf den Sandboden vor dem Eingang des Glockenturms. Matt trat aus der Tür, er hatte eine Waffe in der rechten Hand und schritt hinter Alex. Er warf uns einen verachtenden Blick zu und zielte auf Alex Kopf. Ich wollte schreien doch ich konnte mich nicht bewegen, nichts sagen,

nicht einmal die Augen schließen als er abdrückte und aus Alex Stirn eine Blutfontäne schoss, ehe er vornüber kippte und reglos liegen blieb. Matt blieb hinter Alex Leiche stehen und wartete. Dann ein erneutes Glockenläuten. Auf der LED Anzeige erschien die Zahl >2<. Lexi stand auf und ging voran. Genauso ferngesteuert wie Alex zuvor. Ihr Oberkörper war ebenfalls nackt, außer ei-nem BH. In ihrem Rücken war ebenfalls eine Zahl eingeritzt. Sie kniete sich neben Alex leblosen Körper. Matt zielte wieder und schoss. Wieder brachte ich kei-nen Mucks aus mir

heraus. Ein erneuter Glockenschlag erklang. Meine Mutter ging voran, als die Zahl >3< auf dem Display er-schien. Auch bei ihr, war eine Zahl brutal in den Rücken geritzt worden. Sie kniete sich nicht sofort nieder. Sie stand Matt gegenüber, er strich mit der freien Hand über ihre Wunde, bohrte seine Finger hinein. Von ihr kam keine Regung. Dann küsste er sie, während er die Waffe an ihre Schläfe hielt und abdrückte. Sie wurde zur Seite geschleudert und blieb reglos auf dem Boden liegen. Matt stieg über sie hinweg und wartete, auf mich. Die Glocke ertönte ein weiteres Mal. Die

Zahl >4< war auf dem Display zu lesen. Und mein Körper bewegte sich endlich. Doch ich hatte keine Kontrolle über ihn. Ich ging ohne Umwege auf die drei Leichen zu, obwohl sich innerlich alles dagegen wehrte. Ich schaffte es einfach nicht meine Beine zum Umkehren zu bewegen. Als ich vor ihm stand wollte ich ihm alles Mögliche sagen, doch meine Stimme versagte weiterhin. Nur drei Schritte trennten uns, er war so nah und doch konnte ich nichts gegen ihn ausrichten. Er streckte die Hand aus und zielte mit der Waffe zwischen meine Au-gen. Sein Lächeln verhöhnte mich als ein donnernder Knall das letzte war, was ich

hörte, ehe jegliches Leben aus mir herausgesogen wurde. Keuchend setzte ich mich auf. Ich war schweißgebadet. Lexi wurde durch meine plötzliche Bewe-gung ebenfalls wach. „Es war nur ein Traum.“ Sagte sie sanft und strich über meinen Oberarm. Erleichtert ließ ich mich vorsichtig zurück ins Kissen fallen und zog Lexi näher an mich. „Matt hat selbst deine Träume im Griff.“ Sorgsam fuhr sie mit den Fingern durch mein Haar. Mein Blick schweifte durch den Raum. Es war keine Spur von Matt zu sehen. „Was hältst du davon, wenn wir erstmal

unter die Dusche hüpfen und dann etwas essen. Dann vergisst du den Traum ganz schnell wieder.“ Sie drückte mir einen Kuss auf die Lippen und zog mich hoch. „Ihr seid ja auch schon wach. Guten Morgen…oder Mittag.“ Tyler lächelte. Er half Samara gerade beim Essen kochen. „Ich hoffe ihr mögt Spaghetti Bolognese. Mylos Kühlschrank ist hauptsächlich mit Flüssigem be-stückt, war gar nicht so leicht etwas zu finden was man verarbeiten kann.“ Samara rührte gerade die Bolognese im Topf um. „Hey, ich lebe von Lust und Liebe.“ Ich warf Lexi einen verführerischen Blick zu, diese leckte lüstern über ihre

Lippen. „Nicht in der Küche! Geht gefälligst in dein Schlafzimmer!“ Fauchte Samara. „Wenn ihr nicht hier wärt, hätte ich sie schon längst auf dem Tresen genommen.“ Ich gab Lexi einen Klaps auf den Hintern während Samara nur den Kopf schüttelte. „Heute ist es schön draußen. Wollen wir auf der Terrasse essen? Später können wir dann auch eine Runde im Pool schwimmen.“ Lexi und Tyler sahen mich verwirrt an. „Pool? Da fällt mir ein, du hast noch gar keine Führung durch dein Haus gemacht.“ „Es ist ein stinknormales Haus mit einem Pool, was ist daran so

verkehrt?“ „Ein protziges Haus.“ Gab Tyler zurück. „Das Haus ist bestimmt dreimal so groß wie meines.“ Lexi nahm mich an der Hand und ging los um sich das Haus anzusehen. Tyler folgte uns. Wir begannen im oberen Stock, dort befanden sich vier Schlafzimmer. Mein Hauptschlafzimmer und drei Gästezimmer. Alle mit eigenem Badezimmer. Im Erdgeschoss war nicht mehr als eine Of-fene Küche die im Wohnbereich angrenzt, ein Büro und ein Hauswirtschaftsraum und ein kleines Fitnessstudio mit angrenzendem Wellnessbereich. Von dort gelang man dann auch in den Pool, der war beheizt

und überdacht, jedoch konnte man im Sommer die Fenster öffnen. „Was ist da drin?“ Fragte Lexi als wir an der Tür vorbeigingen, die in den Keller führte. Sie rüttelte an der Klinke, doch die Tür war verschlossen. „Der Keller, aber der ist nur mit Krimskrams vollgestellt. Nichts von Bedeutung.“ Um keinen Preis durfte ich diese Tür öffnen. Dort unten waren die Zimmer für die Mädchen. „Hast du einen Partyraum?“ Fragte nun Tyler. „Was soll ich mit einem Partyraum? Im Wohnzimmer kann man doch tolle Partys feiern.“ „Du könntest im Keller einen einrichten.

Heute haben wir ja sowieso nichts vor, lass uns runterge-hen und sehen, was wir daraus machen können.“ Er war vergnügt, doch in mir stieg Panik und Wut auf. „Nein!“ Sagte ich scharf. „Schon gut, war ja nur ein Vorschlag.“ „Das Essen ist fertig!“ Rief Samara aus der Küche. Ich ging voran ohne die beiden weiter zu beach-ten. Ich durfte mir meine Unsicherheit nicht anmerken lassen. Was würde geschehen, wenn sie von meinem Geheimnis wüssten? „Was ist mit dem Dachboden?“ Ich aß den letzten Bissen hinunter und ließ mich dann vollgegessen im Sessel

zurückfallen. „Was soll damit sein?“ „Du hast doch im Schießtraining gesagt du schießt dort oben öfter.“ „Achso, ja. Willst du nachher raufgehen?“ „Wirklich? Ihr wollt uns hier unten sitzen lassen nur um dort oben rumzuballern?“ Samaras generv-te Laune verhieß nichts Gutes. „Ihr könnt ja derweilen eine Runde schwimmen gehen?“ Tylers versuch sie zu besänftigen schlug ebenfalls fehl. Auch Lexi schien nicht zu wissen, warum ihre Laune sich so plötzlich änderte. „Was ist denn los?“ Lexi griff nach ihrer Hand und drückte

sie. „Das musst du schon diesen Casanova fragen!“ Sie deutete mit dem Finger auf Tyler. Scheiße, sie musste von Claire und ihm erfahren haben. Lexi warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Dein Handy hat gestern Nacht geklingelt, als du im Vollsuff geschlafen hast. Ich habe abgehoben weil ich dachte es sei wichtig, schließlich war es fünf Uhr früh. Und eine gewisse Claire hat mich gefragt wer ich sei und was ich bei ihrem Freund mache.“ Lexi und ich schwiegen während Tyler versuchte sich die richtigen Worte im Kopf

zurechtzulegen. „Es war nur ein einziges Mal und ich war betrunken. Es hatte nichts zu bedeuten. Außerdem ist sie irre. Sie hat gestern vor meiner Wohnung auf mich gewartet. Von wegen, sie ist meine Freundin. So ein Blödsinn. Die Verrückte gehört in die Klapsmühle.“ „Trotzdem hast du mit ihr geschlafen!“ „Ich denke, wir lassen euch mal lieber alleine.“ Lexi schnappte meine Hand und zog mich hinter sich her in Richtung Pool. „Willst du schwimmen gehen?“ „Ich habe keine Badesachen da.“ „Dann geh in Unterwäsche, oder nackt.“ Ich legte meine Hand um ihre Hüfte und

zog das T-Shirt über den Kopf. „Ich denke mit Unterwäsche könnte ich mich arrangieren.“ Langsam stieg ich ins Wasser, ich kniff die Zähne zusammen als ein brennender Schmerz meinen Rücken hinaufkroch. „Scheiße, daran habe ich gar nicht gedacht. Du solltest doch nicht baden, deine Wunden sind noch zu frisch.“ „Ich hätte auch kein Bier trinken sollen, weil ich Schmerzmittel genommen habe. Ich halte schon was aus.“ Wir schwammen ein paar Runden, während sich Tyler und Samara immer noch Lauthals stritten. „Ist das die, was letztens vorm Präsidium

mit dir geredet hat? Die aus der Bar?“ Ich nickte. „Was denkst du, was sie will? Ich glaube nicht, dass sie rein zufällig mit Tyler geschlafen hat.“ „Was denken sie dann, Detective?“ „Ich denke, sie will durch ihn an dich rankommen.“ „Tja, da hat sie Pech. Mit Verrückten lasse ich mich nicht ein.“ „Du hast dich mit mir eingelassen. Und seitdem sind ziemlich viele verrückte Dinge passiert.“ „Das ist was anderes. Dich Verrückte mag ich.“ Sie hielt sich bei meinen Schultern fest und schlang ihre Beine um meine

Taille. „Ich mag dich auch. Sehr sogar.“ Neckisch kniff ich ihr in den Po. Das waren die schönsten Worte, die ich seit langen aus dem Mund einer Person gehört hatte. Sie mag mich, sehr sogar. Mein Grin-sen war so breit, dass es wahrscheinlich von einem Ohr zum anderen reichte. „Du freust dich anscheinend sehr über meine Worte.“ Sie hatte meinen Ständer bemerkt und presste ihr Becken fester an mich. „Du hast mir gestern die zweite Runde verwehrt.“ „Die können wir auch gerne wiederholen. Aber nicht hier während sich deine

Schwester und dein Freund übers Fremdgehen streiten.“ „Das sind deren Probleme, nicht unsere. Außerdem haben sie uns schon einmal beim Sex er-wischt.“ Ich küsste sie während ich meinen Schwanz aus der Badehose holte und ihr Höschen zur Seite schob. „Siehst du?! Das machen frisch verliebte Pärchen! Die haben nur Augen für sich und nicht für ande-re!“ Samara schrie Tyler immer noch an und deutete in unsere Richtung. „Hast du gehört, wir sind ein frisch verliebtes Pärchen.“ Lexi grinste. So ernst die Sache zwischen meiner Schwester und Tyler auch war, im

Moment kümmerte es mich nicht. Ich hatte tatsächlich nur Augen für Lexi. Ich trug sie zum Beckenrand und lehnte sie dagegen. Ohne Vorwarnung drang ich in sie ein und sie musste sich einen Aufschrei verkneifen. Das Wasser bietete reichlich Wiederstand und ich musste mich ordentlich anstrengen fest in sie hineinzusto-ßen. Doch es gelang mir und wir waren wie in extase. Alles rund um uns verschwand und wir bilde-ten eine Einheit. Ich verkniff mir einen Aufschrei als ich zum Höhepunkt kam und Lexi stöhnte in sich hinein. Ich legte meine Stirn an ihre, schloss die Augen, atmete ihren unwiderstehlichen

Duft ein. Als ich die Augen wieder öffnete sah ich in Lexis wunderschöne grüne Augen und im Augenwinkel konnte ich noch jemanden erkennen, der mit verschränkten Armen am Beckenrand stand und uns eine finstere Miene zuwarf. Tyler „Wirklich? Jetzt? Während wir gestritten haben? Im Wasser?“ „Wo ist Samara?“ Ich ignorierte seine Worte. „Sie ist hochgegangen. Sie will nach Hause.“ Ich seufzte. „Du Idiot… Ich rede mit ihr.“ Bevor ich wiederwillig von ihr abließ küsste ich sie noch leidenschaft-lich. Während Tyler uns kritisch

beäugte. „Ich bin noch nicht fertig mit dir.“ Hauchte ich in ihr Ohr. Ich machte mich auf die Suche nach Samara. In meinem Gästezimmer, in dem sie die Nacht mit Tyler verbrachte, fand ich sie. Weinend auf dem Bett liegen. „Willst du darüber reden?“ Fragte ich vorsichtig. Sie schniefte nur und schüttelte den Kopf. Ich wusste, was sie bedrückte, ihre Gedanken kreisten um Tyler, Steven und Matt. Sie setzte sich auf und wischte sich mit den Handrücken die Tränen weg. „Ich will nach

Hause.“ „Ich bringe dich erst nach Hause, wenn du mit mir geredet hast.“ „Emily ist schwanger.“ Jegliche Farbe wich aus meinem Gesicht. „WAS? Und warum sagt die dumme Kuh nichts?“ „Sie weiß es erst seit ein paar Stunden. Sie hat mich am Vormittag angerufen.“ „Bist du deswegen so mies gelaunt? Freu dich doch, du wirst Tante.“ „Nein, ich habe, nachdem Steven verhaftet worden war, unser Kind abtreiben lassen. Ich war in der achten Woche. Aber ich wollte kein Kind von einem Mörder.“ Wieder liefen Tränen über ihr Gesicht. Mir blieb der Atem

stehen. Ich nahm sie in den Arm, ich wusste im Moment einfach nicht was ich sagen sollte. „Sie ist in der fünften Woche. Stell dir vor, unsere Kinder wären beinahe gleich alt gewesen, sie wären wie Geschwister aufgewachsen. Ich habe mein Kind getötet, Mylo.“ „Mach dir bitte keine Vorwürfe. Hast du Tyler davon erzählt?“ Sie schüttelte wieder den Kopf. „Tyler würde es nicht verstehen. Niemand kann es verstehen. Ich hatte Angst, dieses Kind würde wie sein Vater werden. Ein Mörder.“ Ich spürte Matt’s Anwesenheit. Mit gesenktem Kopf stand er neben dem

Fußende des Bettes. Er erschien wieder als Geist, so dass Samara ihn nicht sehen konnte. „Ich verstehe es. Deine Angst, was aus dem Kind geworden wäre. Aber ich denke, das ist nicht der einzige Grund. Hättest du Angst gehabt, Tyler wäre dir dann davongelaufen, wenn er erfahren hät-te, dass du schwanger bist?“ „Ist er doch auch, selbst als er es nicht wusste.“ „Das war ein dummer Fehler, denn er sichtlich bereut. Umsonst legt er sich nicht so ins Zeug für dich.“ Sie seufzte, gestand es sich also ein. „So, diese Punkte hätten wir abgehakt. Was bedrückt dich noch?“ Ich wusste,

dass sie nicht mehr über das Thema sprechen wollte. „Ich vermisse meinen Vater. Noch mehr, seitdem ich ihn gestern in deinem Badezimmer gesehen hatte.“ Matt blickte auf und musterte sie. Doch er hielt sich immer noch bedeckt. „Ich verstehe.“ „Nein, das tust du nicht Mylo. Dein Vater war immer da. Stell dir mal vor, alle könnten mit ihm spre-chen, nur du nicht. Alle könnten ihn sehen, nur du nicht. Und es gibt eine Möglichkeit, dass ich ihn sehen oder sprechen kann, es hätte sie immer schon gegeben, doch er will anscheinend nichts mit mir zu tun haben. Ich würde ihn so gerne in den

Arm nehmen. Ihn wissen lassen, dass ich ihn nicht vergessen habe…“ Ihre Stimme brach und sie schluchzte wieder. Matt rang mit sich selbst, es schien als wüsste er nicht ob er sich ihr zeigen sollte oder nicht. „Er liebt dich, Samy. Und er weiß, dass du ihn nicht vergessen hast.“ Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Ist er gerade hier?“ „Ja.“ Sie schluchzte weiter, die Erkenntnis, dass er sich nicht einmal jetzt Offenbart nagte an ihren Gefühlen. „Er ist kein guter Mensch, er ist der Inbegriff des Bösen. Nicht umsonst will er, dass unsere Mutter stirbt.“ Ich versuchte es mit Provokation. Vielleicht

würde er sich dann ihr zeigen. Samara wusste anscheinend was ich vorhabe. Doch statt sich zu zeigen wählte er die leichtere Nummer und verschwand. „Das war jetzt klar…“ Murmelte ich nur. „Er ist wieder verschwunden, habe ich recht.“ „Es tut mir leid.“ Ich umarmte sie wieder, sie legte ihren Kopf an meine Schulter und schluchzte. Wieder einmal schwor ich Matt Rache. Er ließ seine eigene Tochter im Stich, obwohl sie ihn jetzt so sehr gebraucht hätte.

Kapitel 21

Lexi klopfte an der Tür und öffnete sie vorsichtig. Tyler spähte hinter ihr durch. „Alles in Ordnung? Können wir reinkommen? Tyler hat dir etwas zu sagen.“ Zögernd setzte sie sich auf. Tyler kam gleich auf sie zu gerannt und nahm sie in die Arme. „Es tut mir so leid. Bitte verzeih mir. Ich weiß, dass ich scheiße gebaut habe.“ Flüsterte er. „Ich habe mein Kind abtreiben lassen.“ Schluchzte sie. Ihm blieb die Luft weg, genau wie Lexi die mich verzweifelt ansah. Ich nahm sie an der Hand und

führte sie aus dem Raum. Samy wollte be-stimmt alleine mit Tyler sprechen. „Warum hat sie das getan?“ Flüsterte sie, als ich die Tür hinter uns schloss. Ich sagte nichts, führte sie hinunter ins Wohnzimmer und ließ mich aufs Sofa fallen. Schlug die Hände vors Gesicht und atmete scharf ein. Ich musste selbst einmal mit dieser Situation klar kommen. Ich hatte keine Ah-nung wie verzweifelt Samara gewesen sein muss um so etwas zu tun. Aber in irgendeiner Art und Weise konnte ich sie verstehen. Ich selbst wollte und will niemals Kinder. Ich selbst hätte genauso Angst, dass sie zu so einem Monster wie ich werden würden. Die Gefallen daran haben

anderen Menschen Schmerz und Leid zuzufügen. Sich an ihrer Angst weiden. „Mylo, was ist passiert?“ Harkte Lexi weiter nach. „Sie wollte nicht, dass ihr Kind so wird wie Steven. Ein Mörder.“ „War das Kind denn von Steven?“ Ich warf ihr einen schiefen Blick zu. „Was meinst du damit? Glaubst du es hätte von Tyler sein können? Sie war bereits in der achten Woche, ich weiß nicht wie lange die beiden schon etwas am Laufen haben…“ „Seit sechs Monaten. Hat er mir vorher gerade erzählt. Ich denke, sie hatte Angst Tyler würde sie verlassen, wenn er es herausgefunden

hätte.“ „Das denke ich auch.“ Oben war eine Tür zu hören, die mit voller Wucht zugeschmissen wurde. Samara kam völlig aufgelöst zu uns gelaufen. „Bitte bring mich nach Hause.“ Flehte sie mich an. „Was ist denn passiert?“ „Komm sofort her! Wir sind noch nicht fertig!“ Brüllte Tyler der ihr nachgelaufen war. Er packte sie an den Handgelenken, doch sie schrie und wehrte sich. Ich ging dazwischen und stellte mich schützend vor meine Schwester. „Lass deine Finger gefälligst bei dir und fass sie nicht mehr an!“ Ich blieb ruhig

doch meine Stimme klang scharf. Lexi nahm Samara in den Arm und führte sie auf die andere Seite des Sofas, wo sie weinend zusammenbrach. „Du hast diese Entscheidung ohne mich gefällt, du bist selbst schuld!“ Schrie er Samara an. Ich pack-te ihn an den Schultern. „Küche!“ Brummte ich. Tyler gehorchte und ging voran. Hinter dem Tresen blieben wir stehen und ich atmete tief ein und aus um mich selbst wieder etwas zu beruhigen. „Also, was ist dein Problem?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich mit finsterer Miene. „Mach den Mund auf sonst kannst du

gleich abhauen!“ „Es hätte genauso gut unser Kind sein können. Und jetzt bereut sie es, nur weil ihre Schwester auch schwanger ist. Und sie gibt mir die Schuld daran, weil sie dachte ich wäre ein Feigling und wür-de nicht dazu stehen!“ „Wärst du hinter ihr gestanden, wenn es doch von Steven gewesen wäre?“ Er zögerte und ich hatte meine Antwort. „Sie wollte dich nicht verlieren du Dummkopf!“ Er dachte einen kurzen Moment über meine Worte nach. Ehe ich reagieren konnte war er losgestürmt. Lief auf sie zu, ließ sich vor ihr nieder und küsste sie leidenschaftlich. Samara war genauso perplex wie Lexi und ich. Doch

nach einer kurzen Schockstarre erwiderte sie seinen Kuss. Ich legte meinen Arm um Lexi und gab ihr einen Kuss aufs Haar. Tyler und Samara verabschiedeten sich. Er würde sie nach Hause bringen, denn sie hatten noch eine Menge zu besprechen und wollten uns nicht mehr weiter zur Last fallen. Ich bat Samy sich zu melden, falls Tyler wieder Mist bauen sollte. Wir winkten ihnen noch zum Abschied, als sie mit Tylers Wagen davonfuhren. Als wir uns wieder umdrehten fuhren wir vor Schreck zusammen. Alex stand breit grinsend vor

uns. „Ich bin wieder da.“ Er freute sich wie ein kleines Kind und hüpfte auf und ab. „Wo warst du denn so lange? Gestern hatten wir kaum Zeit zu reden.“ „Matt hat es mir unmöglich gemacht zu dir durchzudringen. Doch Samaras Kummer lässt seine Macht schwächer werden. Jetzt bin ich wieder da.“ „Ich weiß jetzt nicht, ob das gut oder schlecht ist.“ Lexi boxte mir gegen die Schulter. „Wenn er nicht gewesen wäre, wäre Francis über mich hergefallen. Also sei lieb.“ „Schon gut.“ Wir setzten uns zurück aufs Sofa. Seine freudige Miene verwandelte

sich in einen eisi-gen Gesichtsausdruck. „Ich habe deinen Traum heute mitbekommen.“ „Weißt du, was er zu bedeuten hat?“ Er seufzte. „Ich denke Matt will dir damit eine Botschaft schicken.“ „Ich kann mir schon denken, welche.“ „Was hast du denn geträumt?“ Lexi folgte gespannt unserem Gespräch. „Ich weiß nicht, ob du das hören willst. Es war nur ein Traum, es muss ja gar nicht sein, dass Matt sich in meinen Kopf festgesetzt hatte, es könnten auch nur meine Hirngespinste von den letzten paar Tagen sein.“ „Es hat also etwas mit mir zu tun?“ Sie

hatte mich also durchschaut. „Matt hat zuerst Alex, dich, meine Mutter und dann mich exekutiert.“ „Ach du Scheiße!“ Sie schlug die Hände vor den Mund. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nichts von Waffen halte.“ Erschrocken drehten wir uns um. Matt stand hinter dem Sofa. Seine Hellblauen Augen funkelten. Langsam ging er um das Sofa herum und blieb vor dem Couchtisch stehen. Musterte uns wieder. Sagte jedoch nichts. Also ergriff ich das Wort. „Warum kannst du uns nicht einfach in Ruhe lassen?“ Meine Stimme klang flehender, als ich eigentlich wollte. „Ich will, was ich verdiene. Dein Traum

war reine Fiktion. Ich halte mich nicht mit solchen Dingen auf, was würde es mir bringen? Aber ich finde es schön, dass du selbst in deinen Träumen an mich denkst. Ich habe dich bereits da, wo ich wollte.“ Lexi griff meine Hand fester. Sie hatte Angst. Ihr Körper spannte sich an, ihre Lippen bebten. Ich zog sie an mich und legte einen Arm um sie. Doch es beruhigte sie nicht. Matt hingegen gefiel was er sah. Ihm machte es Freude sie so zu sehen, er lächelte breit. Und da begann ich zu begreifen. Ich war nicht sehr viel anders als er. Er lebte von Angst, genau wie ich. Meine Schwäche war, meine Familie leiden zu sehen, Lexi so zu sehen. Matts Schwäche waren seine

Töchter. „Warum hast du dich heute Samara nicht gezeigt? Du hast doch gesehen, dass sie dich gebraucht hätte!“ Meine Worte kamen aus meinem Mund, ohne dass ich vorher darüber nachgedacht hatte. Und sie bewirkten genau das, was ich mir erhofft hatte. Matt wurde wütend und versuchte die Fassung zu bewahren. Alex schien auch zu wissen was ich vorhatte und stieg mit ein. „Wenn es Jamie schlecht geht rede ich mit ihm. Er weiß, dass ich immer führ ihn da bin, so wie es ein Vater nun einmal sein sollte. Auch wenn er tot ist.“ „Weißt du noch, was du bei unserer ersten Begegnung gesagt hast? Deine

Töchter haben eine Blütenreine Weste…Samara hat ihren Freund betrogen, hat ihr Kind, dein Enkelkind, abtreiben lassen. Du hast dich in ihr getäuscht, deshalb wolltest du nicht mit ihr reden! Weil du enttäuscht von deiner Tochter bist!“ Mit jedem Satz erhob ich meine Stimme mehr. „NEIN!“ Brüllte er. „Nein, du bist nicht enttäuscht, du bist scheiß-wütend auf sie. Weil sie dich bloßgestellt hat! Du hast sie in den höchsten Tönen gelobt und mich als schwarzes Schaf der Familie dargestellt, weil ich doch vom Bösen abstammte und sie vom Guten! Und dabei weißt du ganz genau, dass es nicht so

ist!“ „Nein! Nein! Nein!“ Er presste die Fäuste gegen seine Schläfen und wanderte von einem Ende des Tisches zum anderen. Er war mehr als überfordert im Moment. Dass wir die Tatsachen auf den Tisch gelegt hatten, dass wir ihn nun bloßgestellt hatten. Plötzlich hielt er inne. Hob langsam den Kopf und seine hellblauen Augen ruhten auf meinen. Seine Miene war ausdruckslos bis auf ein kurzes Zucken seiner Mundwinkel. „Ich will, was ich verdiene. Und ich werde es bekommen.“ Er verschwand wieder. „Bist du total übergeschnappt? Du hast

ihn gerade mehr als verärgert. Einen Geist! Er wird uns alle töten!“ Nun war es Lexi die mich anbrüllte. „Nein, das war schon richtig so.“ Sagte Alex ruhig. „Er wurde gerade mit allem Konfrontiert, was seine Macht schwächen würde.“ „Aber er wird sich rächen!“ „Dann werden wir vorbereitet sein.“ „Aber wie? Wie wollen wir gegen einen Geist ankommen?“ Lexi war immer noch beunruhigt. „Du hast einen vor dir sitzen, Lexi. Mylo, ruf deine Mutter an. Wir müssen so viel wie möglich über Matt wissen. Nur so können wir herausfinden, wie wir ihn aufhalten

können.“ Nach einem kurzen Telefonat mit meiner Mutter legte ich auf. „Meine Eltern sind erst in zwei Tagen wieder zu Hause. Mein Dad braucht etwas Abstand vom Valley, sagt sie zumindest.“ „Da habt ihr doch einen Mord im Valley?“ Ich nickte. „Ich hoffe, dass es bis dahin nicht schon zu spät sein wird. Telefonisch wollte sie dir nichts sagen?“ „Nein, mein Dad war in der Nähe und er hasst es, wenn sie über Matt spricht.“ „Da kann ich deinen Dad gut verstehen.“ Pflichtete Lexi

bei. „Das war ein sehr…aufregender Tag.“ Lexi legte ihren Kopf an meine Brust. Ich zappte durch die Fernsehkanäle, doch es lief nichts Interessantes. „Aufregend? Ich würde eher Nervenaufreibend sagen.“ „Ich wüsste etwas, dass deine Nerven beruhigen würde.“ „Gegen etwas Ablenkung hätte ich nichts.“ Mein Schwanz schwoll an, als sie ihre Finger über meine Hose gleiten ließ und versuchte die Knöpfe zu öffnen. „Hier? Bist du sicher?“ Sie versenkte ihre Hand in meiner Hose und fasste zu. Ein leises Stöhnen kam aus meiner

Kehle. „Warum nicht? Samara und Tyler sind weg. Wir haben das Haus für uns alleine.“ Sie begann meinen Hals zu küssen und biss neckisch hinein. „Wir sind nicht alleine.“ Sie hielt kurz inne und sah sich in dem großen Wohnraum um. „Ich kann niemanden sehen. Und die Geister sind mir egal. Ist ja nicht das erste Mal, dass sie uns beobachten.“ Sie fuhr fort und zog meine Hose und meine Boxershorts ein Stück nach unten, so-dass sie freien Zugriff auf meinen Schwanz hatte. Ihre Finger schlossen sich sanft darum und begannen sich auf und ab zu bewegen. Ich schloss die

Augen und genoss die Berührungen. Sie legte ihre Hose und den Slip ab und setzte sich auf mich. Sie war feucht, bereit für mich. Als mich ihre Wärme umschloss unterdrückte ich ein stöhnen. Sie bewegte sich rasch auf mir, ihre Haa-re, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, wippte mit jeder Bewegung von einer auf die andere Seite. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Kopf in den Nacken gelegt. Sie leckte sich genussvoll über die leicht geöffneten Lippen. Sie wusste, wie sie mich um den Verstand bringen konnte. Deshalb legte ich einen Zahn zu. Ihr stöhnen wurde lauter, sie öffnete die Augen wieder und sah mich voll

Erregung an. „Ah!“ Plötzlich schrie sie und rutschte aprupt von mir runter, auf meine Beine. Mein Schwanz wurde schmerzvoll nach unten gedrückt. „Was zum Teufel…!“ Brüllte ich sie an. Doch sie unterbrach mich sofort. „Da ist jemand vorm Fenster!“ Schnell drehte ich mich um und sah zur Terrassentür. Davor stand eine zierliche Person und starrte uns mit durchdringenden Augen an. Als die Person merkte, dass ich sie ebenfalls bemerkt hatte lief sie plötzlich weg. Ich sprang auf, zog mir im Laufen die Hose hoch und rannte zur Küche um aus einer Schublade meinen Revolver zu holen.

Lexi hatte ihre Wafe ebenfalls schon bereit und so stürmten wir aus der Terrassentür, in die Richtung, in der die Per-son abgehauen ist. Doch es war nichts mehr zu sehen. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. „War das ein Geist?“ Lexi sicherte immer noch mit der Waffe im Anschlag den Rückweg. „Ich denke nicht. Ein Geist läuft nicht davon. Ein Geist verschwindet einfach.“ „Wer war es dann?“ Ich wusste, dass es Claire war, ich erkannte es an ihren Augen, diese silber-grauen Augen in die ich drei Wochen lang jeden Tag gesehen hatte…aber ich konnte Lexi nichts davon erzählen.

Niemals! „Ein Irrer Stalker vielleicht?!“ „Meinst du, das war Matts Werk?“ „Schon möglich.“ Ich seufzte. „Wir hätten einfach ein paar Mal in die Büsche feuern sollen. Wir hatten heute dreimal Sex und dreimal sind wir dabei gestört worden…das ist frustrierend.“ Nicht so frustrierend, wie die Tatsa-che, dass Claire weiß, wo ich wohne…

Kapitel 22

Die Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle. Keine Geister, keine Stalker, keine Alpträume. Wir beide schliefen mit je einer Waffe unter dem Kopfkissen. Wir fühlten uns einfach sicherer, nach all dem was in letzter Zeit passiert war. Ich war schon wach und beobachtete sie. Ihr Gesicht war zu mir gerichtet. Sanft strich ich ihr wirres Haar über die Wange, sie musste unweigerlich grinsen und öffnete leicht die Augen. „Hast du gut geschlafen?“ Lexi streckte sich und nickte. „Besser, als in den letzten paar Tagen.“ Sie nahm ihr Handy vom Nachttisch. Es

waren ein Anrufe in Abwesenheit darauf, da sie das Telefon über nach auf stumm geschaltet hatte. „Mein Boss hat angerufen. Um sieben Uhr morgens?“ Jetzt war es bereits nach zehn. „Ich sollte ihn lieber zurückrufen…“ Sie wählte seine Nummer und bereits nach dem ersten Freizeichen hob er ab. „Hallo Theodor, tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde… Ja danke, mir geht es schon besser. Er will was? Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist… Na gut, ich komme in zirka einer Stunde. Bis später.“ Langsam ein und ausatmend legte sie den Kopf in den Nacken. „Alles in Ordnung?“

„Ich soll nochmal wegen meiner Aussage aufs Präsidium. Und Francis will sich anscheinend bei mir entschuldigen.“ „Entschuldigen? Dieses selbstgefällige Arschloch will sich entschuldigen? Denkt er, dass das seine Strafe abmildern wird?“ Sie stand auf und holte aus ihrer Tasche ein paar Kleider. „Ich weiß es nicht. Eigentlich will ich ihn nicht mehr sehen…aber mein Boss besteht darauf.“ Fein säuberlich legte sie eine weiße Bluse und eine schwarze Hose auf dem Bett zurecht. Mit ihrer Un-terwäsche in der Hand verschwand sie im Bad. Ich saß immer noch auf dem Bett und fragte mich, was Francis wirklich

vorhatte. „Wo bleibst du denn?“ Nackt stand sie im Türrahmen und sah mich erwartungsvoll an. Ich ließ mich nicht zweimal bitten. „Du hättest mich wirklich nicht hinfahren müssen.“ Ich parkte meinen Jeep Cherokee Grand auf einem freien Parkplatz vor dem Polizeipräsidium. „Denkst du wirklich, ich lasse dich noch einmal alleine mit diesem Vollidioten?“ „Du willst mit reingehen?“ Ich stieg aus und ging um meinen Wagen herum, um ihr die Tür zu öffnen. „Jep.“ Sie nahm meine Hand und wir verhakten unsere Finger ineinander, als

wir das Präsidium betraten. „Hallo Alexa. Du hast mir schon gefehlt. Wie geht es dir?“ Die Blonde Empfangsdame mit dem streng nach hinten gebundenen Pferdeschwanz begrüßte sie freundlich. Sie war Ende dreißig, sah aber noch umwerfend gut aus für ihr Alter. Als sie bemerkte, dass wir Händchen hielten lächelte sie mir freundlich zu. „Danke Mariella, es geht mir schon besser. Das ist Mylo…mein Freund.“ Ich lächelte ebenfalls und reichte ihr die Hand. Sie betitelte mich schon wieder als ihren Freund, für sie war es also schon so weit. Ich sollte endlich von meinem hohen Ross runtersteigen und es mir

ebenfalls eingestehen. Wir waren zusammen, wir waren glücklich, warum wollte es also nicht in meinen Kopf gehen? „Mr. Dunbar erwartet dich schon sehnsüchtig.“ Sie nickte und ging voran. Ich folgte ihr. Immer noch ihre Hand haltend. Kaum war der Lift aufgegangen kam ein kleiner, dicker Mann, um die fünfzig, mit Halbglatze auf uns zugehastet. Die paar Meter in denen er die Schritte beschleunigt hatte, brachten ihn sichtlich zum Schwitzen und er fuhr mit dem Handrücken über seine Stirn. Er trug ein dunkelblaues Hemd, der Schlips saß schief und seine Hose hatte

Flecken. „Das ist dein Boss?“ Lexi lächelte nur. Als der kleine Mann vor uns stand drang ein widerlicher Ge-ruch aus billigem Parfum, Kaffee und kaltem Zigarettenrauch in meine Nase. „Lexi schön dass du da bist! Theo sitzt schon auf heißen Kohlen. Hallo, mein Name ist Joseph Wilson.“ Er reichte mir seine Hand, wiederwillig nahm ich sie entgegen. „Das ist Mylo. Wo ist Theo?“ Lexi ließ mich heute anscheinend nicht zu Wort kommen. „In der zwei. Wollt ihr Kaffee?“ Wir nickten und Joseph verschwand in Richtung

Kaffeeküche. „Was war denn das für einer?“ Flüsterte ich ihr in einem unbeobachteten Moment zu. Sie kicherte nur. „Joseph war Jahrelang hier im Innendienst. Er ist bereits in Rente, hilft aber ab und zu noch mit aus, wenn Not am Mann ist.“ Vor einem Verhörraum blieb sie stehen und klopfte. Ein großer, kräftig gebauter Mann um die vierzig öffnete die Tür. Seine Miene war grimmig, erhellte sich aber als er Lexi sah. „Alexa, danke dass du so schnell herkommen konntest.“ Sein Blick traf meinen und seine Miene wurde eisig. „Chief Inspektor Theodor Dunbar,

Mordkommission.“ Sagte er kühl und streckte mir die Hand entgegen. Mit festem Händedruck schüttelte ich sie. „Mylo Reed, ich führe Exekutionen im Death Valley durch.“ Gab ich genauso kühl zurück. Er war einen Moment still. „Reed? Ist Andrew ihr Vater?“ Wieder diese alte Leier. Ich musste mir ein Augenrollen verkneifen. „Ja, Chief.“ Plötzlich erweichten seine Züge und er lächelte. „Kommen Sie später in mein Büro. Alexa, können wir kurz mit Francis sprechen und dann nochmal deine Aussage machen?“ Sie nickte. „Sie können hier einen Moment warten.“ Er deutete auf ein paar Stühle die auf der

gegenüberlie-genden Wand aufgereiht waren. Doch ich rührte mich nicht. „Bei allem nötigen Respekt, Sir. Ich werde Ms. White nicht alleine zu ihrem Peiniger gehen lassen.“ Beide warfen mir schiefe Blicke zu. „Ich lasse nicht gerne mit mir verhandeln, Mr. Reed.“ „Ich auch nicht, Mr. Dunbar.“ Irritiert fuhr er sich durch die Silber melierten Haare. Er war es anscheinend nicht gewohnt, dass ihm jemand Parole bot. „Mir wäre es auch lieber, wenn Mylo mitgehen würde, Theodor.“ „Na schön, aber wenn Sie schon mal hier sind Mr. Reed, können wir später auch noch ihre Aussage aufnehmen. Sie waren

ja schließlich auch am Tatort.“ Er seufzte. „Natürlich.“ Er musterte mich noch einmal und öffnete wieder die Tür zum Verhörraum Nummer Zwei. Francis saß zurückgelehnt auf einem Stuhl. Seine Hände lagen gefaltet auf dem Tisch. Er trug keine Handschellen. Es beunruhigte mich, doch ich ließ mir nichts anmerken. Als er Lexi eintreten sah richtete er sich auf. Seine Augen glühten, doch als er mich bemerkte verschwand das glühen und eine bittere Erkenntnis stieg in ihm auf. Wir setzten uns ihm gegenüber auf die Stühle, Chief Dun-bar lehnte am Türrahmen. Francis

war still, sah von mir zu Lexi und wieder zurück. „Warum ist er hier? Das war nicht ausgemacht!“ Brummte Francis genervt. „Hayes! Kommen Sie klar damit.“ Zischte der Chief aus der Ecke. „Er hat mich verprügelt!“ Klagte Francis weiter. „Ich habe dir lediglich einen Kinnhaken verpasst, für das was du meiner Freundin angetan hast.“ Da war es, ich hatte es laut ausgesprochen. Meine Freundin. Es fühlte sich gut an, doch im Moment war ich voll Zorn, und diese nochmalige Erkenntnis, dass dieser Mistkerl meiner Freundin etwas antun wollte, stachelte meine Wut noch mehr

an. „Ich habe ihr gar nichts angetan!“ „Hayes! Es reicht! Das ist die letzte Warnung!“ Der Chief war ebenfalls mächtig sauer auf dieses Arschloch. Francis knickte ein und atmete tief durch. Er streckte die Hände aus und wollte sie auf Lexis legen, diese zog sie aber zurück und sah ihn mit-leidig an. Meine Wut war kurz vorm überkochen. Dachte er doch allen Ernstes, er könnte sie nach all dem was er ihr angetan hatte, auch noch berühren? „Lexi, es tut mir leid.“ Er klopfte verlegen mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Es machte mich

wahnsinnig. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich war betrunken und…was soll ich sagen…ich hatte mich nicht im Griff. Ich wollte dir bestimmt nicht wehtun.“ „Hast du aber.“ Sagte ich kühn. „Mylo, bitte.“ Sie legte eine Hand auf meine und drückte sie. Ein Zeichen ich solle mich zurückhal-ten. Das tat ich auch, denn ich wusste, dass diese Geste Francis den letzten Rest Selbstbeherr-schung rauben würde. „Du hast mich geschlagen, Francis. So etwas kann man nicht mehr gut machen. Nicht einmal mit einer Entschuldigung.“ „Also machst du die Anzeige? Ich werde ins Gefängnis kommen, willst du das

denn?“ Darum ging es also. „Ja, ich denke, du wirst dort drinnen ziemlich gut aufgehoben sein.“ Sie stand auf und wollte den Raum verlassen. Ich folgte ihr. Legte meinen Arm um ihre Taille. Nun war es soweit, seine Selbst-beherrschung hatte sich verabschiedet. Er sprang auf, so schnell, dass sein Sessel auf dem er eben noch gesessen hatte, gegen die Wand hinter ihm geschleudert wurde. Er stemmte beide Hände gegen den Tisch und atmete heftig. „Du bist eine miese Schlampe! Das warst du immer schon! Du fickst alles, was sich nicht rechtzeitig vor dir in Sicherheit bringen kann!“ Mein Topf voll

Wut war übergekocht. Hatte er das gerade tat-sächlich gesagt? Vor ihrem Boss? So schnell konnte mein Kopf gar nicht reagieren, rannten meine Beine los, fassten Francis am Kra-gen und ließen ihn gegen die Wand hinter ihm schleudern. Er hielt meine Armgelenke fest um-klammert, während ich meine Höher zog. Ihm vom Boden hochzog. Seine Füße baumelten ein paar Zentimeter über dem Boden und er rang nach Luft. „Ich freue mich schon, dich im Valley zu sehen.“ Ich weiß, dass es nur eine leere Drohung war, we-gen diesem Zwischenfall würde er nicht in den Tod

geschickt werden, aber er wusste nun mit wem er es zu tun hatte. Wusste nun, wenn es darauf ankommen würde, ich die Macht über sein Leben hätte. Chief Dunbar hastete auf uns zu. Doch noch ehe er uns erreichte ließ ich Francis fallen, er hatte wohl die Kontrolle über seine Beine verloren und sackte zusammen. Der Chief drängte sich an mir vorbei und halb Francis auf die Beine, legte ihm gleich Handschellen an. „Mr. Reed…“ Noch ehe er den Satz beenden konnte unterbrach ich ihn. „Was wollen Sie machen? Er ist nicht verletzt, ich habe ihn nur in die Schranken gewiesen.“ „Alexa, warten Sie beide doch in meinem

Büro auf mich.“ Er war reserviert. Lexi führte mich aus dem Verhörzimmer während Francis uns beleidigt nachsah. „Regeln Sie ihre Angelegenheiten immer so? Mit Gewalt?“ Chief Dunbar ließ sich in seinen gepols-terten Bürostuhl zurückfallen und massierte seine Schläfen. Ein vorsichtiges Klopfen an der Tür und Joseph spähte herein, ohne ein Wort zu sagen stellte er den Kaffee auf den Tisch vor uns, nickte freundlich und verschwand wieder. Ein seltsamer Typ. „Nein, aber ich weiß, wenn es Sinn macht, sie einzusetzen.“ „Gewalt macht nie einen Sinn.“

Pflichtete Lexi bei. „Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, was in Detektive Hayes gefahren ist, dass er so eine dumme Tat begangen hat, das können Sie mir glauben. Ich will ihn nicht verteidigen. Er wurde bereits suspendiert und hat auch keine Chance jemals mehr ein Polizist zu sein. Aber ich heiße es auch nicht gut, dass sie hier so selbstgefällig hereinspazieren und sich an meinen Leuten vergreifen. Denken Sie, Sie sind etwas Besseres, nur weil Sie aus Death Valley sind?“ „Ich denke, die Polizei und wir vom Valley arbeiteten stets sehr kooperativ zusammen. Was gerade vorgefallen ist,

hat nichts mit dem Valley zu tun. Es war eine persönliche Angelegenheit. Wie hätten Sie reagiert, wenn jemand ihre Frau vergewaltigen wollte, der Täter dann denkt mit einer Entschudigung wird alles wieder gut, er kommt auf freien Fuß und macht so weiter wie bisher? Hätten Sie applaudiert? Ich besitze genug Selbstbeherrschung um zu entscheiden, in welchen Augenblick es Sinn macht, auf eine Sache einzugehen und in welchen nicht. Francis Ausfällige Bemerkungen wa-ren genug, um zu wissen, dass bei ihm eine kleine, nennen wir es mal >Zurechtweisung< nicht schaden würde. Ich hätte ihm mit einer Hand das Genick brechen können, hätte

ihn mit zwei Fin-gern ersticken können. Meine Ausbildung ist viel Raumgreifender gewesen, als die eines her-kömmlichen Polizisten, also ja in dieser Hinsicht bin ich wohl etwas Besseres als die Polizei, aber dieser Punkt steht nur für die Ausbildung. Sie bringen die „Bösen Jungs“ zu uns und wir machen die Drecksarbeit. Also werfen Sie mir nicht vor, ich würde hier selbstgefällig hereinspazieren und mich wie der König von China fühlen.“ Lexi war stumm, sah mich aber fasziniert an. Dem Chief hatte es ebenfalls die Sprache verschlagen. „Wollen Sie noch etwas hinzufügen, Chief Dunbar?“ Kopfschüttelnd musterte

er mich ein weiteres mal. Lexi hatte ihre Stimme wieder gefunden. „Können wir dann die Aussage machen? Ich bekomme schon langsam wieder Kopfschmerzen.“ Ich wusste, dass sie nur spielte, aber der Chief kaufte es ihr ab. „Mrs. Lockhart wird mit Ihnen die Aussage aufnehmen, Mr. Reed.“ „Werden wir getrennt befragt?“ Er nickte stumm. „Ich denke, sie werden gut mit Mrs. Lockhart auskommen.“ Lexi schien zu wissen, wer die Dame war und rümpfte angewidert die Nase.

Kapitel 23

„Guten Tag, Mr. Reed.“ Eine groß gewachsene Blondine betrat den Verhörraum. Ihr schwarzer Hosenanzug umschmeichelte ihre Figur, ihre Beine wirkten mit den Pumps noch länger. Das lange Haar fiel locker über ihre Schultern. Ich musste schlucken. Sie war wohl aus einer Modezeitschrift entsprungen, denn sie war wunderschön. „Ich bin Detective Alison Lockhart.“ Sie streckte mir ihre kleine Hand mit perfekt manikürten Fingernägel entgegen. Ihre blauen Augen strahlten, als ich ihre Hand entgegennahm und schüttelte. „Mylo Reed.“ Ich musste mich räuspern,

beinahe hätte es mir die Sprache verschlagen. Doch ich durfte mir nichts anmerken lassen. Hier ging es um Lexi. Meine Freundin! Sie setzte sich auf den Stuhl gegenüber und legte einen Block und Kugelschreiber bereit. „Können wir anfangen?“ Ich nickte. „Was ist in der Nacht von 15.07.2016 auf 16.07.2016 geschehen. Erzählen Sie einfach darauf los.“ „Lexi…ich meine Alexa wurde von Francis in die Küche gedrängt. Er hatte ihr bereits die Hose hinuntergezogen und wollte sie vergewaltigen. Als er uns bemerkt hat, schlug er ihr mit der Faust gegen die Schläfe. Sie brach zusammen

und wurde bewusstlos. Ich habe Francis niedergeschlagen und Lexi ins Wohnzimmer gebracht. Mein Vater hat die Polizei gerufen und Francis in Gewahrsam genommen bis ihre Kollegen eintrafen.“ „Warum waren Sie und ihr Vater bei Ms. White zuhause?“ Scheiße, Alex hat meinen Dad gerufen, wie soll ich ihr das bloß verständlich erklären? „Mein Vater hat gemerkt, dass etwas nicht stimmte, meine Eltern sind bei ihr vorbeigefahren und er hat mich angerufen. Ich bin dann so schnell ich konnte hingefahren.“ Sorry Dad. Ich wusste nicht, wie weit die Befragung bei Lexi bereits durchgeführt worden

war, ich versuchte in ihren Kopf zu kommen und ihr zu erzählen, was ich gerade gesagt hatte, unsere Aussagen mussten ja schließlich zusammenpassen. Ich bekam aber keine Antwort von ihr. Unruhig kaute ich auf mei-ner Unterlippe herum. Sie würden merken, dass etwas nicht stimmte. Aber wir konnten den Poli-zisten doch nichts von den Geistern erzählen… „Ihre Mutter war auch dabei?“ „Sie blieb im Wagen sitzen, bis mein Vater und ich die Situation unter Kontrolle hatten. Sie hat mir dann geholfen, Lexi zu versorgen.“ „Lexi...“ Murmelte sie etwas genervt. Jetzt verstand ich Lexis Reaktion von

vorhin. Die beiden konnten sich wohl nicht besonders gut leiden. „Gibt es ein Problem?“ Sagte ich schroff. „Nein. Nein, entschuldigen Sie, ich war gerade mit den Gedanken wo anders.“ „Sie sollten sich auf Ihre Arbeit konzentrieren.“ Das Eis war gebrochen. Die wunderschöne Blondine mutierte zur Beißzange. „Fahren wir fort.“ Gab sie bissig zurück. „Ich habe bereits alles Wichtige erwähnt.“ Sagte ich in einen ebenso missfallenden Tonfall. Ein fins-terer Blick durchbohrte mich ehe sie sich das geschriebene noch einmal durchlas. „Warum hat Alexa sie nicht selbst

angerufen, wenn sie doch in Schwierigkeiten gesteckt hatte?“ „Sie hat ihr Handy nicht gefunden…“ „Was war ihren Eltern seltsames aufgefallen, dass sie es für nötig empfunden haben, Sie zu rufen? „Das müssen Sie sie schon selbst fragen, ich war nicht anwesend.“ „Warum ist ihr Vater nicht schon vorher hineingegangen? Warum hat er gewartet, bis Sie anwe-send waren?“ „Weil Lexi meine Freundin ist und er auf Nummer sicher gehen wollte. Es hätte ja auch sein können, dass sie Besuch von Verwandten gehabt hätte. Und da wäre es nicht gut angekommen, wenn plötzlich jemand Fremdes hereinplatzen würde, um

eine Uhrzeit, in der normale Menschen norma-lerweise schlafen.“ „Würden Sie es gut finden, wenn sie ein Schäferstündchen hätten und jemand würde hereinkom-men und ihre Eroberung einfach niederschlagen?“ Sie lächelte selbstgefällig. Aus Wut über diese Frage knallte ich meine Faust auf den Tisch. Sie zuckte zusammen. „Was soll diese Frage? Wollen sie Lexi etwa unterstellen, es wäre einvernehmlich gewesen? Francis hat sie geschlagen, nicht umgekehrt. Mein Vater und ich können es bezeugen.“ „Ich will niemanden etwas unterstellen, doch die Tatsache, dass Ms. White bewaffnet gewesen ist und Francis nicht,

lässt die Sache in kein gutes Licht rücken. Schließlich hätte es auch umgekehrt sein können!? Ms. White hätte Francis dazu gedrängt, dieser schlug ihr das Messer aus der Hand und schlug sie dann, um von ihr freizukommen?“ „Mrs. Lockhart, das hier ist keine Zeugenbefragung, das wandelt sich gerade in ein Verhör. Und sie unterstellen Lexi Dinge, die gar nicht wahr sind. Beziehungsweise völlig übertrieben. Wie soll sich eine zierliche Frau mit vielleicht fünfzig Kilogramm gegen einen beinahe zwei Meter Mann mit acht-zig Kilogramm durchsetzen? Das ist alleine schon physikalisch nicht

möglich.“ „Ich gehe nur alle Möglichkeiten durch.“ Jetzt erst merkte ich, auf was sie wirklich hinaus wollte. „Ich denke eher, es ist die Tatsache, dass Francis an Lexi und nicht an Ihnen interessiert war, die Sie veranlasst, solche Worte in die Welt zu setzten.“ Ihre Fassade begann zu bröckeln. Und ich bohrte weiter. „Oder liegt es daran, dass Sie einfach nur ein netter Zeitvertreib waren, bis er endlich den Mut fand es bei Lexi zu versuchen. Die, die er eigentlich schon immer haben wollte.“ „Mr. Reed, ich muss Sie bitten, sich zurückzuhalten.“ Ihre Professionalität ist

flöten gegangen. Ner-vös fuhr sie mit den Fingern durchs Haar und wippte mit einem Bein. Ich könnte mit ihr spielen, die taffe Lady, die sie vorgab zu sein, war sie in Wahrheit gar nicht. Sie versteckte sich hinter einer Fas-sade aus Überlegenheit und Trotz. Ich legte meine Hände auf den Tisch und beugte mich vor. „Welche, der beiden Behauptungen stimmt? Ich denke die zweite. Und was mich noch mehr interessieren würde, weiß Mr. Lockhart von ihrer Affäre?“ Ich musste schmunzeln während Mrs. Lock-hart versuchte, mir nicht an die Gurgel zu gehen. „Das Gespräch ist beendet. Ich denke Sie

haben alles, was Sie wissen wollten.“ Siegessicher stand ich auf und ging zur Tür. Als sie beinahe ins Schloss fiel, hörte ich von drinnen ein kurzes Schniefen. Selbstgefällig lächelnd setzte ich mich auf einen der Stühle, vor Chief Dunbars Büro und wartete bis Lexis Befragung abgeschlossen war. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr, zehn Minuten waren vergangen seitdem ich den Ver-hörraum verlassen hatte. Mrs. Lockhart ist noch immer nicht herausgekommen und Lexi und Chief Dunbar ließen sich ebenfalls Zeit. Ich versuchte mir, dir Zeit zu vertreiben und nahm mein Handy aus der

Hosentasche, wählte die Nummer von meinem Dad. „Du störst.“ Er war außer Atem. Ich wollte gar nicht wissen, was er gerade getan hatte, die Bilder würde nicht einmal der beste Psychiater wieder aus meinem Kopf bekommen. „Tue ich das nicht immer? Ich bin gerade auf dem Polizeirevier, sie haben gerade die Aussage aufgenommen.“ „Und?“ Geistesabwesend lief ich im Flur hin und her, ich sah mich um, doch niemand schien sich für mein Gespräch zu interessieren. Trotzdem senkte ich meine Stimme. „Ich wusste im ersten Moment nicht, wie

ich das mit Alex vertuschen sollte. Sie hat mich gefragt, wie ich davon erfahren hatte, das Lexi Hilfe benötigt.“ „Und? Was hast du gesagt?“ „Dass ihr vorbeigefahren seid und etwas seltsames bemerkt habt.“ Ein genervtes Schnauben war aus dem Lautsprecher zu hören. „Ist dir nichts Besseres eingefallen?“ „Ich wurde mit dieser Frage überrumpelt. Es schien mir plausibel.“ Die Tür von Chief Dunbar wurde geöffnet und Lexi trat heraus, gefolgt von Theodor. „Ich muss Schluss machen, wir reden morgen.“ Ich drückte auf Auflegen und ließ das Handy zurück in meine

Hosentasche gleiten. „Wo ist Detective Lockhart?“ Der Chief sah mich schief an. „Im Verhörraum. Ich habe sie noch nicht rauskommen sehen.“ Er schritt zur Tür und öffnete sie vorsichtig. „Was ist passiert?“ Lexi nahm meine Hand und drückte sie leicht. „Ich denke, ihre Fassade ist zusammengebrochen.“ Sie begann zu kichern. Wir sahen zur Tür, die sich öffnete und Chief Dunbar trat heraus. Mrs. Lockhart schlich hinter ihm hervor und bog gleich rechts ab. Sie hatte ihr Gesicht zum Boden gewandt und würdigte uns keines Blickes. Ich musste sie gewaltig

verunsichert haben. Chief Dunbar war wütend aber auch irgendwie stolz. „Ich muss schon sagen, Sie haben ein Talent, meine Leute aus der Fassung zu werfen. So habe ich Detective Lockhart noch nie erlebt.“ „Ich fasse das mal als Kompliment auf.“ „Ich glaube, wenn sie für uns anstatt für das Death Valley arbeiten würden, hätten Sie eine große Chance, mehr aus Ihrem Leben zu machen. Sie wären ein großartiger Ermittler mit ausgezeichneter Menschenkenntnis, was ich gerade so mitbekommen habe.“ „Mein Vater wäre wohl nicht so begeistert, wenn ich aus dem Familiengeschäft aussteigen

würde.“ „Was muss mit einem Menschen geschehen, der sich freiwillig dazu entscheidet, anderen das Le-ben zu nehmen.“ Er schüttelte den Kopf. Theodor Dunbar war für Gerechtigkeit, aber nicht in die-ser Form, die wir betreiben. Ich spannte meine Muskeln an. „Finden Sie es denn in Ordnung, wenn ein Mensch einen anderen aus reiner Missgunst, Neid oder sogar Freude tötet? Wenn diese Person dann für einige Jahre ins Gefängnis kommt, von unserem Steuergeld lebt und irgendwann wieder freikommt? Was würden Sie sagen, wenn es jemand aus ihrer Familie wäre der

einem Mörder zum Opfer fällt? Wären Sie dann zufrieden, wenn der Mörder nach ein paar Jahren wieder frei kommt? Oder wäre es Ihnen lieber, wenn der Mörder eine ge-rechte Strafe bekommt und sich dabei ausmalen kann, welche Schmerzen er einem anderen zuge-fügt hatte, indem er die Schmerzen am eigenen Leib erfährt?“ „Verstehen Sie mich nicht falsch Mr. Reed, ich finde die Arbeit im Death Valley klasse. Sie bestrafen die, die es verdient haben. Ich verstehe es nur nicht, dass Sie und Ihre Kollegen es schaffen, diese Menschen…Mörder zu töten. Auf dieselbe grausame Weise in der die Person ihre Opfer getötet hatte. Ringen

Sie nicht mit Selbstzweifeln, wenn sie deren Lichter ausknipsen?“ Ich hatte noch niemanden im Valley umgebracht…ich war noch nicht in dieser Situation. Ich weiß nicht, wie ich mich Morgen danach fühlen werde. Ich hatte fürchterliche Angst davor es herauszufinden. Angst davor, dass ich Spaß dabei empfinden würde. „Jeder bekommt das im Leben, was er verdient.“ Ich zitierte meinen Vater, er hatte diesen Satz jeden seiner Opfer vor ihrem Tod gesagt. Es schien mir am passendsten zu erklären. „Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen Chief Dunbar. Wir müssen jetzt leider los.“ Ich streckte ihm die Hand

entgegen. Er zögerte kurz und verabschiedete uns dann. „Du warst heute wie ausgewechselt.“ Die ersten paar Minuten der Fahrt schwiegen wir uns an. „Ausgewechselt?“ Sie legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel und ließ sie weiter nach oben wandern. „Ja. Du hast dich vor meinem Boss behauptet der schwer beeindruckt von dir ist und du hast Lock-hart beinahe zum Weinen gebracht. So habe ich dich noch nie erlebt.“ Ihre Hand war an meinem Hosenbund angelangt. Sie öffnete den Knopf und Reißverschluss. „Das war richtig heiß.“ Ich musste

schmunzeln. „Heiß?“ „Ja heiß.“ Sie beugte sich über den Sitz und flüsterte in mein Ohr. Begann meinen Nacken zu küs-sen. Ihre Hand umfasste nun meinen Schwanz und begann sich auf und ab zu bewegen. „Wenn du so weiter machst baue ich einen Unfall.“ Mein Blutfluss wurde umgeleitet und ich hatte Mühe mich aufs Fahre zu konzentrieren. Kurzerhand hielt ich den Wagen am Straßenrand und be-gann Lexi leidenschaftlich zu küssen. Sie zog sich währenddessen ihre Hose hinunter und kletterte zu mir auf den Fahrersitz. Langsam ließ sie sich auf meinen Schwanz nieder während sie an

meiner Unterlippe knabberte und ihre Finger in meinem Haar vergrub. „Weißt du eigentlich, dass ich niemals genug von dir bekomme?“ Keuchte ich, während sie mich immer schneller ritt. An uns fuhren einige Autos vorbei, doch es war mir egal. Ich hatte meine Au-gen geschlossen und genoss ihre feuchte Wärme. Meine Gedanken kreisten nur um sie. Meine Freundin. Dass ich es jemals so weit bringen würde hätte ich niemals gedacht. Ich…der Vergewalti-ger…Sadist, hätte eine Freundin. Doch war es mir genug, so wie es jetzt war? Würde mir eines Tges meine Vergangenheit fehlen? Die Schreie? Die Angst? Seit ich Lexi kenne haben meine

Triebe ruhe gegeben. Und irgendwie hoffte ich, dass das auch so bleiben würde. „Denkst du, jemand hat uns gesehen?“ Sie kletterte zurück auf ihren Sitz und versuchte sich müh-selig die Hose wieder anzuziehen. „Wenn, ist es mir auch egal.“ Ich startete den Wagen und fuhr wieder los. „Samara Reed.“ Sagte ich in die Freisprecheinrichtung. Der Bordcomputer des Jeeps wählte ihre Nummer und ein Freizeichen ertönte aus den Lautsprechern. „Ich will nur fragen, wie es ihr geht.“ Lexi legte ihre Hand auf meine, die auf

dem Schaltknüppel ruhte, als Zeichen von Verständnis. „Mylo…“ Nach dem vierten Freizeichen ging Tyler ans Telefon. „Wo ist Samy?“ Meine Stimme war eiskalt. „Sie schläft, sie hat in der Nacht fast kein Auge zugetan.“ „Wegen der Abtreibung oder habt ihr euch wieder gestritten?“ „Nein…sie sagte, sie fühle sich beobachtet. Sie hatte Angst.“ Lexi und ich wussten sofort worum es hier ging. „Wir kommen vorbei.“ Ich legte auf und warf Lexi einen besorgten Blick zu. „Ist es okay? Wenn wir kurz

hinschauen?“ „Wir haben gut geschlafen, weil Matt jetzt bei seiner Tochter wütete…ich wäre enttäuscht, wenn du nicht vorgeschlagen hättest vorbeizufahren.“

Kapitel 24

Samara öffnete uns die Tür. Sie sah fürchterlich aus. Dunkle Ringe unter ihren Augen, die Haut war fahl und hatte ihren Glanz verloren. Die letzten Tage, und die vergangene Nacht hatten ihr furcht-bar zugesetzt. Sie schritt zur Seite und ließ uns durch. Kein Wort sagend. Ihre Lippen waren fest zusammengepresst, zitterten, sie versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken. Mit glasigem Blick ging sie voran ins Wohnzimmer. Tyler saß auf dem Sofa und hatte die Arme auf den Knien abgestützt. Den Kopf in seine Hände gelegt. Irgendetwas muss

vorgefallen sein als wir auf den Weg hier her waren. Die Stimmung war eisig. Tyler bemerkte uns und hob seinen Kopf. Er sah aus als hätte er geweint, was ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen konnte. „Was ist passiert?“ Lexi unterbrach die unangenehme Stille. Samara brach in Tränen aus und Tyler schüttelte ungläubig den Kopf. Ich wollte mich nicht mehr länger auf die Folter spannen lassen und sah in Samaras Gedanken. Samara Es ist dunkel. Kühle Nachtluft drang durch das offene Fenster. Tyler schlief

seelenruhig neben mir. Sein Brustkorb hob und senkte sich sachte. Ich drehte mich wieder auf die Seite. Näher an Tylers Körper. Seine Wärme beruhigte mich. Doch ich schaffte es nicht einzuschlafen. Die roten Digitalzah-len des Weckers zeigten 03:34 Uhr an. Wir waren um elf Uhr ins Bett gegangen, lag ich seitdem wach? Ich konnte mich nicht erinnern eingeschlafen zu sein. Ein bedrückendes Gefühl breitete sich in mir aus. Plötzlich fühlte ich mich unwohl. Suchend schweifte mein Blick nochmals durch den Raum. In der Ecke neben der Tür war etwas seltsam. Ein Umriss. Ein Körper. Ein Mensch? War es nur Einbildung? Der Mond schien hell durch

das Fenster, vielleicht war es nur ein Schatten. Nichts Außergewöhnliches. Ich schloss meine Augen. Nur um sie wenig später wieder zu öffnen. Der Wecker zeigte 03:47 Uhr an. Hatte ich es doch tatsächlich geschafft dreizehn Minuten zu schlafen. Wieder sah ich zu der Ecke in der Tür. Dieser seltsame Schatten war immer noch da. Plötzlich nahm ich Bewegungen wahr. Der Schatten hatte Augen, strahlend hellblaue Augen. Vor Schreck warf ich die Bettdecke über den Kopf und unterdrückte einen Schrei. Tyler brummte etwas von weiter-schlafen, legte seinen Arm um mich und zog mich zu sich. Dann schnarchte er wieder

weiter. Sollte ich ihn wecken? Vielleicht träume ich auch nur? Bitte lasst mich aufwachen aus diesem Alp-traum! Ich hörte Schritte. Sie kamen näher. Etwas berührt meinen Fußrücken, der freiliegt, da ich die Bettdecke ganz über den Kopf gezogen hatte. Etwas Eiskaltes. Scheiße, das Monster aus dem Schrank, vor dem ich mich als kleines Kind immer gefürchtet hatte, existiert wirklich. Und es berührt meinen Fuß! Schnell zog ich ihn unter die Bettdecke. Wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht! Ich wimmerte Tylers Namen. Stieß ihn an. Er sollte verdammt nochmal aufwachen. Jetzt! Ich schrie seinen Namen und er schreckte

hoch. Setzte sich auf. Zog die Bettdecke von meinem Kopf und sah mich verwirrt an. Der Schatten war über mich gebeugt. Sein Gesicht nur Zenti-meter von meinem entfernt. Die hellblauen Augen glühten. Seine Lippen waren zu einem grausi-gen Lächeln verformt. Ich schrie, schrie so laut ich konnte. Lasst mich endlich aus diesem Alptraum erwachen!! Tyler rüttelte mich, er dachte wohl ich würde schlafen. Immer wieder wiederholte er meinen Namen, rüttelte weiter. Doch ich konnte meinen Blick nicht von dem Gesicht abwenden. Ich schrie immer weiter, Tränen kullerten über meine Wangen. Das war einfach zu viel für mich. „Hier bin ich.“ Sagte der

Schatten. Meine Schreie verstummten und Tyler hörte endlich auf mich zu rütteln. Jetzt erst wurde mir bewusst, wer wirklich vor mir stand. „Du hast es dir doch gewünscht, mich zu sehen.“ Ich konnte meine Tränen nicht aufhalten, brachte kein Wort über die Lippen. Wa-rum sollte mich mein Vater so quälen? Tylers Blick war immer noch auf mich geheftet. Starr vor Angst Blickte ich weiter in die Augen meines Vaters, der immer noch hämisch grinste. „Samara, sag doch etwas.“ Tylers Stimme klang flehend. Er wusste nicht, was los war, er konnte meinen Vater nicht sehen. Nicht hören. Nicht spüren. „Warum tust du das?“ Flüsterte ich als ich endlich meine

Stimme wiedergefunden hatte. Ein grauenvolles Lachen kam aus seinem Mund. „Was tue ich denn?“ Tyler warf mir einen verwirrten Blick zu. Er dachte wohl ich spreche mit ihm. Mein Vater strich mit dem Handrücken über meine Wange. Die Kälte seiner Hand ließ mich erschaudern. Das Gefühl von ihm berührt zu werden war seltsam, meine Haut prickelte, zog sich dann zusammen und schien beinahe zu zerplatzen. Es war als würde jemand meine Wange zu Eis gefrieren und dann mit dem Hammer dagegen schlagen. „Ich war früher immer stolz auf dich. Immer! Doch in letzter Zeit machst du es mir nicht leicht. Ich dachte Andrew würde eine gute

Vaterfigur abgeben, doch er hat wohl zu viel von seiner Persönlichkeit auf dich übertragen. Zu viel des dunklen. Des unberechenbaren. Des zerstörerischen. Er hat dich zu einem schlechten Menschen gemacht.“ Endlich stellte er sich wieder gerade hin. Musterte mich. Ich schaffte es ebenfalls mich aufzusetzen und schmiss mich regelrecht in Tylers Arme, der mich verdutzt näher an sich zog und versuchte zu trösten. „Schöne Träume noch, mein Kind.“ Ich sah nochmal in seine Richtung als er verschwand. Ich lehnte den Kopf an Tylers Schulter und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. „Was war das eben?“ Fragte er mich nach einiger Zeit. Ich erzählte ihm was ich

gesehen hatte, was mein Vater gesagt hatte. Er schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Bist du sicher?“ Er zweifelte an meiner Aussage. Wa-rum auch nicht? Für ihn war er unsichtbar gewesen. Er hatte nur meine panischen Schreie, Blicke, mitbekommen. Für ihn war es als hätte ich einen Alptraum mit offenen Augen. Wir ließen uns zurück ins Bett fallen und versuchten irgendwie weiterzuschlafen. Tyler hielt mich fest umschlungen. Doch es gab mir kein Gefühl der Sicherheit mehr. Nicht nachdem, was gerade passiert war. Irgend-wann musste ich dann doch eingeschlafen sein. Die roten Zahlen des Weckers zeigten 04:58 Uhr an. Ich war nassgeschwitzt, Tylers Arme

waren immer noch fest um meinen Körper geschlungen und sein Bauch an meinem Rücken hatte meinen Körper überhitzt. Draußen war es immer noch stock-dunkel. Die Sonne würde erst in einer oder eineinhalb Stunden aufgehen. Der Mond schien nicht mehr so hell ins Zimmer. Ich musste meine Augen mehr anstrengen um etwas im Zimmer zu er-kennen. Die Ecke, in der Dad vorhin gestanden hatte war leer. Die restlichen Ecken waren ebenfalls leer. Erst, als ich mich umdrehte und über Tylers Rücken sah bemerkte ich etwas. Dieses Mal, war es nicht mein Dad. Es war eine Frau. Ihre Kleider waren blutgetränkt. Das Gesicht war zu einer hässlichen Fratze verzogen.

Ein Stück der Lippe und des Kiefers fehlten, aus diesem klaffenden Loch hing schlaff ihre Zunge. Die Augen waren milchig trüb, sie waren ausdruckslos. Ihr Gesicht war aufgequollen und voll Blut und Blutergüssen. Das dunkle Haar klebte strähnig in den Wunden. Sie streckte ihre Hand nach Tyler aus. Die schmutzigen, blutigen Fingernägel versuchten sich in sein Fleisch zu bohren. Abermals in dieser Nacht schrie ich, genauso wie die Frau. Tyler erwachte wie-der. Setzte sich Kerzengerade auf und starrte mich wieder entgeistert an. „War er wieder hier?“ Flüsterte er nach dem ersten Schock. Heftig schüttelte ich den Kopf.

Die Frau sah müde aus, ließ Tyler jedoch nicht aus den Augen. Ihre hässliche Fratze verwandelte sich in ein hässliches Lächeln. Dann war sie verschwunden. Dafür tauchte Dad wieder am Bettende auf. Ich erschrak wieder und Tyler sah in dieselbe Richtung wie ich. Dann wieder zu mir. Wieder ein fragender Blick. Er konnte ihn einfach nicht sehen. „Sie war auch ein böses Mädchen. Schau nur, was aus ihr geworden ist.“ Sie tauchte noch einmal kurz neben ihm auf und dann verschwanden beide. Hoffentlich für immer. Ich brach wieder in Tränen aus. Tyler war immer noch überfordert damit. Ich konnte nicht sprechen, fand meine Stimme nicht mehr. Es war, als hätte

jemand meine Kehle zugeschnürt. Und derjenige zog den Strick immer enger. Übelkeit stieg in mir hoch. Ich sprang aus dem Bett und lief ins Badezimmer. Übergab mich in die Toilette. Tyler kam herbeigeeilt und hielt mich fest, als ich zusammenbrach. Als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte, legte er mich wieder ins Bett. Schaltete die Nachttischlampe auf dem Nachtkästchen auf seiner Seite ein. „Schlaf jetzt. Ich halte solange Wache.“ Ja ich wollte schlafen, wegdriften von dem, was sich hier im Schlafzimmer die letzten paar Stunden abgespielt hatte. Doch ich wusste, wenn ich einschlafen würde, dass mir die Bilder, die ich gerade gesehen

hatte selbst im Traum wieder unterkommen würden. Die hässliche Fratze der Frau, mein Dad hämisch grinsend über meinem Gesicht als ich die Augen aufschlug. Schau was aus ihr geworden ist… Meint er damit, ich würde auch so enden wie die Fratze? Ich zerbrach mir noch einige Zeit den Kopf über diese Aussage. Doch irgendwann siegte endlich die Erschöpfung und ich schlief ein. Mylo „Das war kein normaler Geisterbesuch, wie ich ihn kenne. Das war eine Heimsuchung. Er führt etwas im

Schilde.“ Die drei warfen mir seltsame Blicke zu. Ich war immer noch geschockt, von dem was ich in ihren Gedanken gesehen hatte. Es war, als wäre ich dabei gewesen. So etwas Intensives hatte ich noch nie erlebt, wenn ich mich in den Kopf von jemanden geschlichen hatte. „Wer war sie?“ Samara umklammerte verzweifelt meine Oberarme. „Sie?“ Fragte Tyler. „Ich dachte, es war nur Matt? Von einer Frau hast du nichts erzählt?“ Sie erzählte von der Fratze, dem Loch im Kiefer, der Zunge die heraushing, die Blutgetränkten Kleider… Tyler wurde mit jedem Detail

blasser. „Sie hatte versucht, dir die Finger ins Fleisch zu rammen.“ War der letzte Satz den sie gesagt hatte. Tyler ballte die Hände zu Fäusten. Stand auf und ging im Raum auf und ab. Er rang mit seiner Fas-sung. „Es war meine Mutter.“ Es war nur ein Flüstern, doch jeder von uns hatte es gehört. „Deine Mutter?“ Samara ging zu ihm, wollte sein Hand nehmen, doch er riss sich los von ihr. „Was soll diese Scheiße? Ich habe mich ja schon irgendwie damit abgefunden, dass hier Geister herumspuken, die jeder außer ich sehen kann. Aber was hat

verdammt noch mal meine Mutter damit zu tun?!“ „Warum ist sie gestorben?“ Fragte nun Lexi vorsichtig. Ich hatte die Geschichte schon einmal ghört. Sein Stiefvater hatte sie erschlagen und sich dann selbst eine Überdosis Heroin verabreicht. Tyler ist gebrandmarkt, er redet nicht gerne darüber. Auch jetzt nicht. Es waren nur ein paar Details die er verriet. „Er hatte mit einen Baseballschläger auf sie eingeschlagen. Immer wieder. Immer wieder gegen ihren Kopf. Er hatte ihr den Schädel gebrochen. Und das nur, weil sie kein Geld für Drogen über hatte.“ Verzweifelt lief er wieder durch den Raum, packte seine

Autoschlüssel. „Ich muss mich für Morgen ausruhen. Mylo das solltest du auch machen.“ Ohne sich zu verabschie-den, verschwand er. Samara stand wie angewurzelt da. Sie konnte nicht fassen, dass er sie nach all dem was in der Nacht vorgefallen war einfach hier stehen ließ. „Wir haben größere Probleme, als wir dachten.“ Ich seufzte. Samara schluchzte wieder, dieses mal nahm Lexi sie in den Arm und versuchte sie zu trösten. „Warum? Warum tauchen bei mir plötzlich Geister auf? Ich habe diese Gabe nicht. Warum also aus-gerechnet bei mir?“ „Du kannst Matt sehen, weil er dein

Vater ist. Aber die Frau ist mir selbst ein Rätsel. Matt hatte es wohl irgendwie zustande gebracht, dass du sie auch sehen kannst. Aber ich frage mich, warum Tyler sie nicht sehen konnte.“ Ich ließ mich aufs Sofa zurückfallen. „Geister zeigen sich nur denjenigen, von denen sie auch gesehen werden wollen.“ Alex saß neben mir. Lexi erschrak ein wenig. Nach all der Aufregung war das auch verständlich. „Tylers Mutter wollte also nicht von ihrem Sohn gesehen werden?“ Fragte sie ihn. Samara wurde kreidebleich. „Mit wem redest du??“ Ihre Stimme klang schrill. „Alex ist hier.“ Entgegnete ich

knapp. „Und warum kann ich ihn nicht sehen?“ „Unsere Verbindung liegt zu weit auseinander. Eltern können ihre Kinder sehen und umgekehrt. Weiter reicht es leider nicht.“ Ich wiederholte was Alex gesagt hatte. Samara wischte sich mit ei-nem Taschentuch das Gesicht ab. Langsam müssten ihr die Tränen ausgehen. Sie hatte heute schon zu viel geweint. Und Tylers plötzlicher Abgang machte die Sache nicht gerade einfacher. „Ich weiß, dass Matt einen Plan hat. Aber ich weiß nicht genau welchen und wann er zuschlagen wird. Ich kann dir nur sagen, dass die Sache blutig enden

wird.“

Kapitel 25

Samara wollte alleine sein. Selbst nachdem wir sie angebettelt hatten mitzukommen, wollte sie nicht. In ein paar Stunden würden unsere Eltern nach Hause kommen, sie wollte dann zu ihnen fahren und mit unserer Mutter darüber sprechen. Die Zeit bis dahin wollte sie nachdenken. Wiederwillig verabschiedeten wir uns. Alex Worte schwebten durch meinen Kopf. Die Sache wird blutig enden… Und ich wusste nicht, wen von uns es erwischen würde. „Du solltest dich ausruhen.“ Wir gingen gerade durch die Haustür. Ich ließ den

Kopf hängen. Meine Gedanken kreisten immer noch um Samara. Über das, was sie gesehen hat. Ihre Angst, die ich deutlich spüren konnte. Ich wusste nicht, wie ich ihr helfen konnte. Ich fühlte mich machtlos. Er-schöpft. Lexi hatte wahrscheinlich Recht, ich sollte mich ausruhen, mich für den morgigen Tag vor-bereiten. Ich beschloss auf den Dachboden zu gehen und etwas zu schießen. Lexi begleitete mich. Ich reichte ihr meine Glock, da sie mit ihrer Polizeiwaffe nicht schießen durfte. Das kalte Metall in meinen Händen gab mir Sicherheit. Zuversicht, den morgigen Tag unbeschadet zu überstehen. Es fühlte sich befreiend an, als die Kugel aus der

Kammer gefeuert wurde. Der donnernde Knall, der Rückstoß. Es ließ mich einen kurzen Moment alles rund um mich vergessen. Matt, Samara, den morgigen Killer, der ich nach dem Tag sein würde. Ein Killer. Im Endeffekt war ich nicht besser, als der Serienkiller selbst. Ich würde einem Leben ein Ende bereiten. Die Lichter aus-knipsen. Ihn ins Gras beißen lassen. Ich weiß nicht wie viele Arten es noch gab, den Tod zu um-schreiben. Es wären aber genug, um ein ganzes Buch damit zu füllen. Genauso viele Möglichkeiten gab es, jemanden umzubringen. Die Variationen waren unendlich. Von einer Büroklammer bis hin zu einer Straßenwalze war alles

möglich. Morgen würde es eine Axt sein. Ich ließ mir Tylers Worte nochmal durch den Kopf gehen. Versuchte alle Details zu berücksichtigen, die er mir genannt hatte, ihn so langsam wie möglich, mit den größtmöglichen Qualen sterben zu lassen. Ich musste morgen einen klaren Kopf haben. Ich musste irgendwie die Geister von mir fernhalten können. Nach einer Stunde auf dem Dachboden gingen wir wieder hinunter, aßen etwas und schwammen eine Runde im Pool. Wir versuchten Samara, Matt und den Kill morgen nicht zu erwähnen. Ich beschloss früh zu Bett zu gehen. Es war gerade mal halb elf. Die letzte Woche war ein Kraftakt. So vieles war

passiert. Ich war vom Einzelgängerischen Vergewaltiger zu einem Freund geworden. Für Lexi und Tyler. Mit meiner Schwester hatte ich wieder so viel Kontakt wie vor einem Jahr als wir noch bei unseren Eltern gewohnt hatten. Und ich mochte es irgendwie, mein neues Leben. Lexi hatte mich verändert, das Death Valley hatte mich verändert. Doch irgendwann, würde mich die Vergangenheit einholen, da war ich mir sicher. „Guten Morgen.“ Lexi weckte mich mit Küssen auf. „Wie spät ist es?“ Murmelte ich

verschlafen. „Du hast noch eine Stunde. Ich habe dir Frühstück gemacht.“ Sie stellte ein Tablett mit Kaffee, Orangensaft, Omelette, Speck, Brot und etwas Obst auf mein Nachtkästchen. „Du bist ein Schatz.“ Ich zog sie an mich und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. „Heute ist dein großer Tag.“ Ich nahm einen Bissen vom Brot und sah sie mit erhobener Augenbraue an. „Großer Tag? Heute werde ich offiziell zum Mörder.“ „Aber du mordest aus den richtigen Gründen.“ „Ist es nicht moralisch etwas verwerflich

für dich? Du bist für die Sicherheit da und klärst Mordfälle auf, während ich ganz legal morde?“ „Wenn du es nicht machen willst, warum bist du dann überhaupt zum Death Valley gegangen?“ Besorgt legte sie eine Hand auf meine. „Ich hatte es mir einfach vorgestellt. Doch die ganze letzte Woche bin ich immer mehr ins Grübeln gekommen. Ob es richtig sei, was ich mache. Was ich machen werde…“ „Du hilfst mit, die Welt ein Stück besser zu machen. Sie von Menschen zu befreien, die sich nicht an die Gesellschaft anpassen wollen oder

können.“ „Und wer bestimmt, wie die Gesellschaft sein soll?“ Ich aß weiter. Ich wusste, was mich bremste, konnte es Lexi aber nicht sagen. Nicht jetzt. „Es sollte wohl jeder wissen, dass alle Formen von Morden, Vergewaltigungen, Gewaltverbrechen nichts in der Welt verloren haben. Die Opfer verlieren ihr Leben oder sind schwer traumatisiert. Findest du es da nicht Gerecht, wenn die Täter dasselbe durchmachen müssen wie die Opfer die sie misshandelt oder getötet hatten?“ Da war es. Vergewaltiger. Ein Vergewaltiger hatte nichts in der Welt verloren. Ich hatte nichts in der Welt verloren. Nach zehn

Frauen, die ich vergewaltigt, Tage oder sogar Wochen festgehalten hatte, konnte ich es noch immer nicht komplett abstellen. Ich versuchte es, versuchte in diese Welt zu passen. Aber ich wusste nicht, wie lange ich durchhal-ten würde. „Denkst du nicht, manche Menschen können aus ihren Fehlern lernen?“ Ich stellte ihr ganz bewusst diese Frage. Ihre Reaktion interessierte mich. „Eigentlich nicht. Du kannst einem Serienkiller nicht nach zwanzig Jahren Gefängnis wieder auf die Straße lassen. Er würde die angestaute Wut die sich im Gefängnis aufgebaut hatte, wieder irgend-wo auslassen wollen. Menschen ändern sich nicht. Sie fallen immer

wieder in die gewohnten Ge-gebenheiten zurück.“ Da war es. Ich hörte es, als es über ihre Lippen kam, konnte es aber im ersten Moment nicht richtig begreifen. Mir wurde bewusst, dass Lexi nichts unversucht lassen würde, mich auszuschalten, wenn sie von meiner Vergangenheit erfahren würde. „Du hast wahrscheinlich Recht.“ Ich aß mein Frühstück auf und ging unter die Dusche. Eigentlich wollte ich heute einen klaren Kopf behalten. Schien schwierig zu werden. Das kühle Wasser pras-selte auf meine Haut. Ich stand einige Minuten nur unterm Wasserstrahl und genoss das Gefühl. Ich würde heute noch einmal im Valley Duschen gehen

müssen, nur da würde sich der Abfluss rot färben. Lexi stand in der Tür und beobachtete mich. Sie wirkte besorgt. Ich stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Sie reichte mir ein Handtuch und ich trocknete mich ab. „Soll ich dir etwas Erleichterung verschaffen?“ Sie kniete sich vor mich und nahm meinen Schwanz in den Mund. Ich fühlte mich etwas überrumpelt, genoss es aber dann doch. Ich biss mir auf die Lippen um ein Stöhnen zu verkneifen. Schnell zerrte ich sie an den Oberarmen hoch, schob ihre Hose hinunter und beugte sie nach vorn zu den Waschbecken. Sie streckte mir willig ihren Hintern entgegen und ich drang in

sie ein. Ich umfasste ihre Hüften während ich immer wieder zustieß und ich letztendlich zum Höhepunkt kam. Dicht gefolgt von Lexi. Ich atmete schwer und ließ mich auf ihren Rücken fallen. Strich darüber. „Ich hatte wohl wirklich, Erleichterung nötig.“ Sie lachte und ich zog mich vorsichtig aus ihr zurück. Sie stellte sich wieder auf und umschlang meinen Hals. Gab mir einen sanften Kuss. „Weißt du, dass ich ewig so weitermachen könnte?“ Sie grinste und nickte. „Ich weiß, ich auch.“ „Soll ich dich nach Hause fahren? Oder

willst du hier bleiben?“ Ich packte mein Handy und die Autoschlüssel ein. Lexi stand angezogen in der Küche. „Ich würde gerne mitfahren. Wenn das möglich ist.“ „Also nach Hause?“ „Nein, ins Death Valley.“ Ich verschluckte mich und musste husten. „Was?“ „Nur wenn es möglich ist.“ „Ich weiß nicht, willst du dir das wirklich antun?“ „Es wäre doch gut, wenn ich wüsste, wo die bösen Buben, die ich verhafte hinkommen. Soweit ich weiß war von uns bisher nur Theodor dort. Ich würde es wirklich gerne einmal

sehen.“ „Aber muss das genau heute sein?“ „Bitte, ich würde es gerne sehen.“ „Na schön, mein Vater wird sich freuen, dich wiederzusehen.“ Ich stellte den Jeep auf dem Parkplatz ab. Nur der Wagen meines Dad und noch zwei weitere wa-ren da, von den anderen fehlte noch jede Spur. Lexi sah sich gespannt um, sie nahm meine Hand als wir ins Haupthaus hinein gingen. Tyler saß an einem der Tische und ging nochmal den Plan durch. Er schaute auf, als er uns bemerkte und warf mir einen verwirrten Blick zu. „Wo ist

Dad?“ „Büro.“ Entgegnete er nur knapp. Ich klopfte an die Tür. Mein Vater war in Papierkram vertieft und schien uns anfangs gar nicht zu bemerken. „Dad?“ Er stand auf als er Lexi bemerkte. Reichte ihr die Hand. „Schön, dass es dir besser geht. Leistest du mir heute Gesellschaft?“ Mit diesen Worten hatte ich nicht gerechnet. „Nur, wenn ich nicht störe, sonst fahre ich wieder. Aber ich würde es mir doch gerne einmal ansehen, wie es ablaufen wird.“ „Natürlich. Es freut mich, dass sich die Polizei für unsere Arbeit interessiert. Theodor war auch schon einmal da, aber

das hat er dir sicher erzählt.“ Sie nickte. „Mylo, mach dich schon mal fertig. In zwei Stunden kommt er. Und Tyler wartet bereits auf dich mit den Plänen.“ Ich gab Lexi noch einen Kuss auf die Wange und ließ sie bei meinem Vater, der ihr wahrscheinlich alles Mögliche über das Valley erzählen würde. Nachdem ich fertig umgezogen war setzte ich mich zu Tyler an den Tisch. „Was macht sie hier?“ Tyler wirkte genervt. „Zusehen.“ „Es ist dein erster Kill, du solltest dich von nichts ablenken lassen.“ „Das werde ich schon nicht.“ Er warf mir einen finsteren Blick

zu. „Wie geht es dir?“ Sein Blick wurde weicher und er seufzte. „Wir sollten uns auf die Pläne konzentrieren. Aber gut, damit deine Frage beantwortet ist.“ Wir widmeten uns also den Plänen der Häuser und der Waffen. Mein Vater rief mich nochmal zu sich ins Büro, während Lexi sich zu Tyler setzte. „Er ist heute nicht gut drauf, sei also vorsichtig, was du sagst.“ Flüsterte ich ihr beim Vorbeigehen zu. „Bist du bereit?“ „Ja.“ Meine Stimme war rau, ich wusste nicht ob ich bereit war, aber ich musste

es wohl irgendwie sein, sonst wäre ich nicht hier. „Samara hat mir erzählt, was gestern passiert ist.“ Ich seufzte. „Wie geht es ihr?“ „Sie ist fertig, sie hat bei uns geschlafen, sie hat sich nicht mehr nach Hause getraut.“ „Kann ich verstehen. Mich hat es gewundert, dass ich diese Nacht nicht von dieser grässlichen Frat-ze geträumt hatte.“ „Ich verstehe nicht, dass Matt seine eigene Tochter so quälen kann…“ „Ich auch nicht. Apropos Matt, kannst du ihn mir heute irgendwie vom Hals

halten?“ „Macht er bei dir auch wieder Probleme?“ „Es wird von Tag zu Tag schlimmer.“ „Ich werde mit Alex sprechen, vielleicht kann er dich heute vor ihm schützen.“ „Ich hoffe es.“ „Und falls er doch auftauchen sollte, lass dich nicht einschüchtern. Du musst dein Ding heute durch-ziehen. Ohne Wenn und Aber.“ „Warum ist es dir so wichtig? Dass ich heute jemanden umbringe?“ „Wenn du es nicht kannst, fliegst du raus. Und das will ich eigentlich nicht. Du hast dich verändert seitdem du hier bist. Und ich will nicht, dass du wieder

so wirst wie vorher.“ „Wie vorher?“ „Als du so zurückgezogen warst. Du hast dich bei uns nicht mehr blicken lassen. Das tat schon weh. Mach dich jetzt fertig. Ich gehe mit Lexi schon mal auf den Turm.“ Ich warf einen Blick auf die Uhr, die unweigerlich im Büro meines Vaters vor sich hin tickte. Eine Stunde noch. Ich legte meinen Waffengürtel an. Doch dieses Mal waren keine Spielzeugwaffen darin. Eine gela-dene Glock, ein Messer mit zwölf ein anderes mit dreiundzwanzig Zentimeter langer Klinge, ein Schlagstock und ein

Schlagring hingen daran. An meinem Fußknöchel war noch ein Dolch befestigt. Die Axt des Serienkillers lag in meiner rechten Hand. Sie war schwer und auf der Scheide befanden sich immer noch Blutstropfen der Opfer. Ich trug eine schwarze Hose mit verstärktem Material da-rin, damit ein Messer mich nicht verletzten konnte an den Beinen. Ein dünnes schwarzes Longsleeve-Shirt und eine Kugelsichere Weste. Dazu schwarze Arbeitsschuhe mit Stahlkappe und schwarze Lederhandschuhe. Das Einzige, das man in der Dunkelheit sehen könnte wäre mein Kopf. Lexi mus-terte mich ängstlich. Bei der Polizei trugen sie auch Waffen, doch ich war bis unter die

Zähne be-waffnet. Und ich beherrschte mein Handwerk im Nahkampf sehr gut. Ich hoffte nur, ich könnte alles zum richtigen Zeitpunkt einsetzten. Mit einem leidenschaftlichen Kuss verabschiedete ich mich von Lexi. Das schwere Eisentor fiel hinter uns ins Schloss. Ich warf einen letzten Blick auf den Turm, auf dem Lexi und mein Vater standen und uns angestrengt nachsahen. „Jetzt dauert es nicht mehr lange.“ Tyler rieb sich freudig die Hände. „Bist du bereit?“ Ich nickte. Wir schritten den Langen staubigen Weg zum Haus Nummer Vier entlang. Die Axt lag über meiner Schulter, ihr Gewicht drückte etwas schmerzhaft gegen mein

Schlüsselbein. Tyler sagte kein Wort mehr. Er war im Gedanken versunken, genau wie ich. Vor der Tür des Hauses blieben wir nochmal stehen. Die anderen waren bei ihren jeweiligen Häusern abgebogen und hatten Stellung bezogen. Ich warf nochmal einen Blick zum Haupthaus. Es war nur ein kleiner Schatten in der Ferne. Tyler sperrte die Tür zum Haus auf und wir traten ein. Er gab den Code nben der Tür ein und schaltete das Licht im Haus ein. Wir machten einen kurzen Rundgang um zu sehen ob alles so ist, wie wir es das letzte Mal verlassen hatten. Nach gründlicher Prüfung ohne besondere Vorkommnisse bezogen auch

wir Stellung auf unseren Posten. „Vier ist Startklar.“ Sagte Tyler ins Funkgerät, dass an seiner Weste befestigt war. „Start in zehn Minuten.“ Erklang die Stimme meines Vater aus dem Funkgerät. Wir warfen nochmal einen Blick auf unsere Armbanduhren. „Check.“ Gab ich nun zurück. „Viel Glück Jungs.“

Kapitel 26

Lexi Die Truppe verteilte sich in den Häusern. Mylo schrumpfte, je weiter er sich von dem Tor entfern-te. Es war ein beklemmendes Gefühl. Er würde bald einem Mörder gegenüberstehen und musste ihm genau dieselben Schmerzen zufügen, die er seinen Opfern bereitet hatte. Solange, bis er nicht mehr atmete. Tot war. Andrew stand neben mir, sah in die Ferne und sprach etwas ins Funkgerät. Immer wieder warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Er wirkte nervös. Stieg von einem Fuß auf den

anderen. „Wann kommt er?“ Ich meinte den Mörder. Ich wusste seinen Namen nicht, ich wusste nur, dass er aus Amerika eingeflogen wurde. Wie neunzig Prozent der übrigen Serienkiller. Der Rest kam von der ganzen Welt. In Großbritannien stieg die Zahl der Mörder in den letzten Jahren wieder etwas an. Es war, als wäre das Death Valley irgendwie in Vergessenheit geraten. Andrew erzählte mir, dass sie in einem Jahr um die vierzig Serienkiller im Valley töteten. Mal mehr, mal weniger. Aber eigentlich spielt es keine Rolle, wie viele es wirklich sind. Es ist einfach nur erschreckend, wie viele Menschen,

andere umbringen und denken, sie würden ungestraft davonkommen. „Er müsste jeden Moment hier sein.“ Er sprach wieder ins Funkgerät. Dieses Mal mit Ben. Er würde ihn in Empfang nehmen und ihn über alles belehren. Den Schlüssel, den er für seine Freiheit su-chen müsste. Die wenige Zeit, die ihm blieb um freizukommen. Dass er, wenn er falsch handeln würde, sterben wird. Der Mörder würde nur seine Freiheit im Kopf haben, aber nicht die Men-schen, die ihn derer berauben wollen. Er würde überrascht sein. Und diesen Moment mussten sie ausnutzen. „Mylo macht das schon.“ Ich wusste, er hatte Angst um seinen Sohn. Angst er

könnte versagen, und ihm würde etwas passieren. Er nickte nur schwach. „Gibt es in den Häusern eigentlich Kameras?“ Andrew warf mir einen unschlüssigen Blick zu. „Würdest du es sehen wollen, wenn er stirbt?“ Verlegen schüttelte ich den Kopf. „Er kommt.“ Er deutete auf einen Schwarzen Bus mit vergitterten Fenstern, der gerade vorgefah-ren war. Vor und hinter dem Bus fuhren zwei dunkle SUVs. Er wurde als direkt vom Flughafen hier her eskortiert. Das Death Valley besaß einen eigenen Jet, mit dem die Verurteilten eingeflogen wurden. Sie saßen den ganzen Flug über in einer ein

mal ein Meter großen Zelle, während die Flugbegleiter es sich in den Erste Klasse sitzen gemütlich machen konnten. Warum sollte man auch einem Killer Luxus gönnen? Ein groß gewachsener, kräftiger Mann nahm ihn in Empfang. Das musste Ben sein. Der Verurteilte trug einen orangen Overall, seine Hände und Füße waren mit Handschellen gefesselt. Er hatte schütteres, graues Haar, eine Brille und war eher schmächtig. Er sah aus wie der nette Nachbar von nebenan. Das war er aber nicht. Er war die Scheußlichkeit in Person, tötete acht Menschen mit ei-ner Axt. Die Gründe kannte man nicht, wie bei so vielen Verbrechen nicht. Er sagte,

er wusste selbst nicht, was ihn dazu getrieben hat, diese Menschen umzubringen. Er war wahrscheinlich Psychisch gestört, aber welcher Serienkiller war das nicht? Ben und zwei Zivilpolizisten begleiteten ihn zum Tor. Durch eine Öffnung wurden ihm die Hand- und Fußfesseln abgenommen. Der Zaun wurde unter Strom gesetzt. Ab jetzt gab es kein Entkom-men mehr. Andrew beobachtete ihn ganz genau. Der Killer zögerte, wusste nicht so recht was er jetzt machen sollte. Ben erklärte ihm allen Anschein nach gerade die Regeln. Er tippte auf seine Armbanduhr, der Killer drehte sich um und begann um sein Leben zu

laufen. „In welchem Haus ist der Schlüssel?“ Andrew biss sich auf die Lippen und umklammerte das Gelän-der mit beiden Händen. „Es gibt keine Schlüssel mehr.“ Ich war geschockt. Ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass in zwei Häusern jeweils ein Schlüssel versteckt ist. Wenn sie beide gefunden hatten und es rechtzeitig zum anderen Ende des Valleys geschafft hatten, würden sie freikommen. „Das heißt, er wird so oder so getötet? Es gibt keine zweite Chance mehr für ihn?“ „Er ist ein Mörder, und er würde wieder weitermorden, sobald er frei sein würde.

Das Death Valley ist eine Todesstrafe, und da gibt es nun mal kein freikommen. Nicht mehr, früher war es anders. Doch die wenigen, die freigekommen sind, sind rückfällig geworden. Die Regierung hat es angefor-dert. Aber die Mörder werden in dem Glauben gelassen, so zerstören wir auch das letzte Fünkchen Hoffnung, dass sich in ihrem kranken Hirn gebildet hatte.“ Er sprach ruhig. Als wäre es eine Selbst-verständlichkeit. Und irgendwie hatte er auch Recht. Eine Todesstrafe sollte eine Todesstrafe sein. Andrew nahm sein Fernglas und sein Funkgerät. Er spähte angespannt hindurch. Auf den Knopf des Funkgeräts drückend sprach er

hinein. „Er steht vor der drei, geht aber noch nicht hinein. Bereit halten!“ „Wo ist Mylo?“ „Vier.“ Andrew wirkte immer angespannter. „Er geht weiter. Vier bereithalten!“ Ich spähte ebenfalls durch ein Fernglas. Eine große Vier hing über der Eingangstür. Er stand einfach nur davor, überlegte ob er eintreten soll oder nicht. Dann bewegte er sich wieder. Andrew seufzte. Er lief weiter zu Haus Nummer fünf. Zögerte wieder, und öffnete vorsichtig die Tür. „Fünf! Er geht Rein. Vier wartet auf das Zeichen, dann geht rüber. Fünf bleibt im Versteck.“ Die Tür fiel ins Schloss

zurück. Ich schweifte zwischen Vier und Fünf hin und her. Bis ich letztendlich Mylo und Tyler in der Tür stehen sah. Beim Haus Nummer Fünf ging eine rote Lampe neben der Ein-gangstür an. Mylo und Tyler sprinteten hinüber. Warteten noch einen Augenblick und betraten dann vorsichtig das Haus. „Was geschieht jetzt?“ „Das rote Licht bedeutet, dass er im oberen Stockwerk ist. Jetzt wird er erstmal eingenebelt, damit Mylo und Tyler ungehindert hinaufgehen können. Dann geht es

los.“ Mylo „Dieser Volltrottel!“ Murmelte ich. Er steht vor der Tür und ist zu feige um hineinzugehen. Jetzt müssen Tyler und ich ihm auch noch nachlaufen. „Es ist nur heute. Nur weil du deinen ersten Kill machen musst, sonst ist es etwas entspannter.“ Tylers versuche mich zu beruhigen scheiterten. Wir sprinteten zur Fünf und öffneten leise die Tür. Vom oberen Stockwerk drang Nebel ins untere. Die Düsen, die den Nebel versprühen und mächtig Krach machten verstummten erst als wir den oberen

Stock erreichten. Ich weiß nicht unsere An-kunft unbemerkt blieb. Der Nebel war so dicht, dass ich die eigene Hand vorm Gesicht nicht sehen konnte. Wie sollte ich dann diesen Irren finden? Mein ganzer Körper war mit Adrenalin vollge-pumpt als wir uns auf die Suche nach ihm machten. Ich ging nach Links, Tyler sicherte den Treppenabgang. Es schien als würde ich eine Ewigkeit durch die dicke Nebelwand wandern. Ich stieß gegen etwas. Ein kleiner Tisch kippte um. Verdammt! Ich hörte Schritte. Konnte aber nicht deuten aus welcher Richtung sie kamen. Der Boden war aus morschem Holz, der bei jedem Schritt krachte. Die Schritte wurden leiser, der

Nebel begann langsam im Boden zu versickern. Die Sicht wurde klarer. Ich ging wieder voran. Den Griff der Axt fest mit beiden Händen umklammert. Ich war bereit für den Angriff. Dazu musste ich nur diesen Irren finden. Ich inspizierte jedes Eck. Hinter einer alten Holztruhe erkannte ich einen menschlichen Umriss. Vermutlich kniend. Ich holte aus als ich langsam näher kam. Der Umriss wurde klarer und ich ließ die Axt wieder sinken. Es war Clyde der dahinter kniete. Er hielt sich den Zeigefinger an die Lippen und deutete mit der anderen Hand ich solle wei-ter in diese Richtung gehen. Ich nickte und setzte meine Suche fort.

Endlich, am anderen Ende des Raumes konnte ich jemanden erkennen. Derjenige wühlte in den Schubladen einer alten, hölzernen Kommode. Dieser Trottel suchte den Schlüssel. Ich grinste. Dicht an die Wand gedrückt ging ich weiter. Die Axt wieder zum Angriff erhoben. Als ich ein paar Schritte vor ihm stand drehte er sich um. Sah in mein Gesicht. Sein bebrilltes Gesicht wirkte verstört als er mich erblickte. Seine Augen funkelten entschlossen aber auch vor Angst. Er trat zurück, drehte sich auf dem Absatz um und begann zu laufen. Im selben Moment machte ich ein paar Schritte nach vor und holte mit der Axt

aus. Warf sie nach ihm, doch er war zu schnell und ich verfehlte. Die Axt fiel klirrend auf den Boden. Scheiße! Im Laufen hob ich sie wieder auf rannte ihm weiter nach. Schnell war ich ihm dicht auf die Fersen und holte wieder aus. Dieses Mal traf ich. Es knackste als die Schei-de die hinteren Rippen durchbohrte und diese brachen. Er kippte vornüber und fiel der Länge nach auf den Boden. Schrie. Tyler und Clyde kamen angerannt, genauso wie Logan, dessen Versteck wahrscheinlich am anderen Ende des Raumes war. Ich zog ihm die Axt aus dem Rücken und schlug erneut zu. Dieses Mal auf den Oberschenkel. Weitere Schmerzerfüllte Schreie drangen

durch den Raum, als sein Fleisch auseinandergerissen wurde und der Knochen splitterte. Und dann geschah es. Das, vordem ich mich die ganze Zeit am meisten gefürchtet hatte. Mein innerer Dämon erwachte klatschend aus seinem Tiefschlaf. Ich verfiel in einen Blutrausch. Genoss es zu sehen, wie er sich vor Schmerzen krümmend am Boden hin und her wälzte, wie das Blut aus seinen freigelegten Venen schoss. Meine Lippen verformten sich zu einem verzückten Grinsen. „Töte ihn noch nicht! Quäle ihn weiter!“ Schrie der Dämon. Und ich gehorchte. Ich drehte ihn auf den Rücken. Holte wieder aus, diesmal zielte ich auf das

Schienbein, dann den Bauch. Unter ihm hatte sich bereits eine Blutlache gebildet. Mit jedem hieb wurde sie größer. Mit jedem Schlag spritze mehr aus seinem Körper. Zu aller Letzt hatte ich mir seinen Kopf aufgehoben. Eine Hand lag über seinen Augen, er versuchte seine Tränen, seinen Schmerz zu verbergen. Ich war verwundert, dass er noch nicht bewusstlos war, doch das machte mir jetzt noch mal Freude. Mit dem Fuß trat ich die Hand aus seinem Gesicht. Trübe, ausdruckslose Augen sahen mich an. Hoff-nungsvoll seine qualvollen Schmerzen endlich zu beenden. Ich erfüllte ihm diesen Wunsch nur allzu gern. Ein letztes mal holte ich

aus und spaltete seinen Schädel zwischen den Augen in zwei Teile. Blut, Gehirnmasse und weitere Körperflüssigkeiten spritzen in den dunklen Raum. Clyde und Logan wandten ihren Blick angewidert ab während Tyler versuchte die Fassung zu bewahren. Schweißperlen liefen über meinen Kopf. Ich wischte mir mit dem Handrücken darüber, ließ die Axt neben mich fallen, beugte mich vor, stützte meinen Hände auf den Oberschenkel ab und atmete tief durch. „Erledigt.“ Sagte Tyler in sein Funkgerät. Er musterte mich immer noch aufmerksam. „Wie fühlst du dich?“ Fragte er mich

vorsichtig. Ich sah an meinen Körper hinab, meine Muskeln zitterten vor Anstrengung, überall klebte Blut. Ich warf nochmal einen Blick auf die Leiche und hob meinen Blick wieder um Tyler in die Augen zu sehen. „Besser als gedacht.“ „Du hast wohl ziemlich viel angestauten Ärger losgelassen.“ Clyde musterte mich ebenfalls. „Gehen wir.“ Die drei gingen voran. Ich blieb noch einen kurzen Moment stehen und sah mir die Leiche noch einmal an. Ich empfand Freude dabei, als ich ihn in Stücke hackte. Es befreite, befriedigte mich. Es befriedigte eine Lust von der ich vorher nichts wusste. Eine Lust zu

töten. Ich war ein Mörder. Und mir gefiel es… Draußen fuhr mein Dad gerade mit einem Pick-up vor. Er stieg aus und trat an mir vorbei, ohne ein Wort zu sagen. Er wollte sich die Leiche ansehen. Nach ein paar Minuten kam er wieder aus dem Haus. „Gut Gemacht.“ Flüsterte er mir zu und setzte sich zurück auf den Fahrersitz. Wir sprangen auf die Ladefläche und er fuhr uns aus dem Valley hinaus. Draußen wartete Ben mit dem Leichen-wagen. Mein Vater gab das OKAY und Ben fuhr los. Um zu beseitigen, was ich gerade fabriziert hat-te.

Lexi wartete vor dem Haupthaus auf mich. Ich wollte sie nicht anfassen, nicht jetzt, nicht mit all dem Blut an meinem Körper. „Dein Dad hat mich nicht mitfahren lassen.“ Murmelte sie beleidigt. „Ist auch besser so.“ „Du siehst…mitgenommen aus…“ Sie wollte eine Hand auf meinen Oberarm legen, doch ich wich zurück. „Nicht. Ich gehe duschen und mich umziehen. Ich fühle mich…schmutzig.“ Sie nickte besorgt. In der Dusche lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand und ließ das

Wasser auf meine Haut rieseln. Ich schloss die Augen. Vor meinem inneren Auge sah ich sein Gesicht, kurz bevor es in zwei Teile gespalten wurde. Schnell öffnete ich sie wieder und wusch mir das restliche Blut vom Körper. Frisch geduscht und angezogen ging ich in den Gemeinschaftsraum zurück. Lexi saß mit Tyler, der sich ebenfalls umgezogen hatte, an einem Tisch. Ich setzte mich neben sie und gab ihr einen lei-denschaftlichen Kuss. Tyler wirkte irgendwie abwesend. „Ich habe gehört, du hast großartige Arbeit geleistet.“ „Großartig? Ich habe ihm den Schädel

gespalten.“ „Du bist der Inbegriff einer Mordmaschine. Du warst kaltblütig, undurchschaubar.“ Sagte Tyler schroff. Lexi sah ihn entsetzt an. Er hob abwehrend seine Hände. „Das war ein Kompliment…also irgendwie.“ „Ich bin also eine kaltblütige, undurchschaubare Mordmaschine? Du hast mir doch gesagt und ge-zeigt was ich tun soll.“ „Ich weiß, wenn ich es selbst mache fühlt es sich anders an, als wenn man nur zusieht.“ „Was meinst du damit?“ „Ich hätte ihm liebend gern selbst den

Schädel gespalten.“ Er schnaufte kurz durch. „Es ist wie eine Sucht. Und es ist wie pokern, einmal gewinnt man und einmal verliert man. Entwder kommen sie in dein Haus oder nicht.“ „Das heißt du machst es gerne?“ Fragte ihn Lexi entsetzt. „Ich wäre sonst nicht hier.“ Er warf mir einen fragenden Blick zu. „Dir hat es doch auch gefallen?“ „Gefallen ist relativ. Es war ein seltsames Gefühl.“ „Wie hat es sich angefühlt?“ Er bohrte weiter nach. „Befreiend.“ Er lächelte selbstgefällig. „Befreiend im Sinne von Freude, einem

anderen Menschen das Leben zu nehmen, der es verdient hat zu sterben?“ „Ja.“ Sagte ich knapp. Tyler fühlte also genauso wie ich. Ihm machte das Morden auch spaß, genau-so wie mir.

Kapitel 27

Mein Dad hatte mich in sein Büro zitiert. Auf dem Stuhl gegenüber seinem massigen Schreibtisch sitzend wartete ich, bis er den Papierkram geordnet hatte. Er kritzelte ein paar Unterschriften aufs Papier und überreichte sie mir dann mit erwartungsvollem Blick. „Was ist das?“ Ich nahm die Papiere entgegen. „Du hast deinen ersten Auftrag erledigt. Du bist nun offizielles Mitglied des Death Valley. Wenn das für dich auch in Ordnung ist?“ Wieder dieser Blick. „Ja.“ Nachdem ich meine Unterschrift auf die Papiere gesetzt hatte gab ich sie

ihm zurück. Er ord-nete sie in eine Mappe und wandte sich wieder zu mir. Er faltete die Hände, die auf dem Tisch lagen und ließ sich in den Bürostuhl zurückfallen. „Wie war es?“ „Was hast du nach deinem ersten Mord empfunden?“ „Stell mir keine Gegenfrage. Wie war es für dich, als die Axt seinen Kopf in zwei Teile gespalten hatte?“ „Es war irgendwie seltsam.“ Er wusste ganz genau was ich fühlte, doch er wollte es aus meinem Mund hören. Also bohrte er weiter nach. „Nach meinem ersten Mord war ich euphorisch, es war, als wäre etwas in mir

erwacht, von dem ich bis dahin nichts gewusst hatte. Ich wehrte mich lange gegen diese Gefühle. Doch als ich es endlich zuließ wurde es einfacher.“ Ohhh mein innerer Dämon ist auch wieder da, WIEDER! Und dieses mal würde er nicht mehr so schnell aufgeben! „Welche Gefühle meinst du?“ „Zu wissen, dass man das richtige tut.“ „Ist das bei allen so? Empfinden sie Freude dabei, einen anderen umzubringen?“ „Niemand wäre hier, wenn es nicht so wäre.“ „Dann sind wir also alle sadistische Psychopathen?“ „Psychopathen würde ich nicht sagen.

Wir führen alle ein normales Leben außerhalb des Valleys, das Töten beschränkt sich ausschließ darin. Sadisten müssen wir dafür irgendwie sein, ansonsten würden wir wohl niemanden umbringen können. Also hier im Valley“ „Ist einer von der Gruppe schon einmal straffällig geworden? Also außerhalb vom Valley?“ Er ver-zog die Lippen und atmete langsam aus. „Genug. Diese ehemaligen Gruppenmitglieder werden dann aber ausselektiert. Man muss zwi-schen Arbeit und Vergnügen unterscheiden können.“ „Vergnügen im Sinne von, ich töte

denjenigen jetzt einfach, weil er gerade zur falschen Zeit am falschen Ort war?“ Er nickte. „Auch wir müssen uns an die Gesetzte halten, und nur, weil wir in unserer Arbeit die Erlaubnis ha-ben, Menschen, die sowieso den Tod verdienen, zu töten, heißt das nicht, dass wir irgendwelche Freifahrtsscheine haben. Das muss dir bewusst sein!“ Zustimmend nickend wollte ich aufstehen, doch er ließ mich noch nicht gehen. „Fahr nach Hause, komm ein wenig runter. Deine Mutter hat gesagt, sie kommt später noch vorbei, sie müsse noch irgendetwas mit dir

besprechen.“ „Okay.“ Lexi saß immer noch bei Tyler. Doch keiner von den beiden sagte ein Wort, beide sahen starr in die Ferne. „Lass uns gehen.“ Geistesgegenwärtig stand sie auf. Ich legte einen Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Ich brauche sie jetzt, mehr als vorher. Mehr, als ich irgendjemanden jemals zuvor gebraucht hatte. In meinem Kopf herrschte immer noch Verwirrung. Der Mord, dass was Tyler und mein Vater sagten wiederholte sich immer und immer wieder in meinen Gedanken. „Hattest du Angst?“ Fragen hob ich eine

Augenbraue. „In welchem Sinne?“ „Keine Ahnung, Angst, er könnte dich verletzten…“ „Nein, nicht vor dem. Eher davor, dass ich versagen könnte.“ „Ich hatte Angst um dich.“ Ich blieb stehen und drückte sie fester an mich. Flüsterte in ihr Ohr. „Er hätte es niemals geschafft, mir irgendetwas anzutun. Dafür wurde ich ausgebildet und ich hatte ja noch drei, noch besser Ausgebildete Kameraden.“ „Was wäre gewesen, wenn etwas passiert wäre, und Tyler und die anderen nicht rechtzeitig ein-greifen hätten können?“ „Soweit ist es aber nicht gekommen. Ich

bin noch hier.“ Sie umarmte mich. Ihre Hände fuhren durch mein Haar und vergruben sich darin als sie ihre Lippen auf meine legte. „Ich hatte Angst, ich könnte dich verlieren. Und das würde ich nicht ertragen.“ Hauchte sie zwi-schen ihren Küssen. Irgendwann lösten wir uns wieder voneinander und stiegen in mein Auto ein. Wie es zu erwarten war tauchte während der Fahrt Alex auf der Rückbank auf. Er wirkte angespannt, seine Augen waren zusammengekniffen und er kaute auf seinen Lippen herum. „Wenn du was zu sagen hast, sag es

einfach.“ Mein Ton war schroff, ich konnte mir schon denken was ihm auf der Zunge lag, was er aber nicht auszusprechen wagte. Lexi sah mich verblüfft an, vermutlich hatte sie gedacht ich würde mit ihr reden, doch sie registrierte schnell wen ich meinte und drehte sich kurz um. „Was ist mit Matt? Der lässt sich seit längerer Zeit nicht mehr blicken, das bin ich gar nicht gewohnt von ihm…“ Ich versuchte ihn zum Reden zu bringen. Ich spürte, dass etwas im Busch war. „Matt schließt sich weg. Ich kann ihn nicht mehr sehen, nicht mehr hören. Bald wird etwas passieren Mylo. Etwas Schlimmes. Und ich kann es nicht

verhindern. Ich fühle mich so machtlos.“ Seine Finger bohrten sich in das Leder der Rückbank. „Was soll dieser bescheuerte Geist denn schon ausrichten? Wenn er etwas machen wollte, hätte er es doch schon längst tun können.“ „Er wartet auf den richtigen Moment. Und dieser wird bald sein! Seid also vorsichtig!“ Mit diesen Worten verschwand er wieder. Verdammtes Geisterverhalten. Ich kann es nicht ausstehen. „Warum bist du so still?“ Ich griff nach Lexis Hand, während sie geistesabwesend aus dem Fenster sah. „Ich denke, dass Alex hat recht.“ Ihr

Blick war voll Sorge. „Ich werde dich beschützen, egal was kommen wird.“ Endlich zuhause angekommen schmiss ich meine Sachen beiseite und ließ mich aufs Sofa fallen. Lexi brachte mir ein Bier aus dem Kühlschrank und reichte es mir. „Das kannst du jetzt sicher gebrauchen.“ Mit einem Kuss bedankte ich mich und trank einen großen Schluck. Jetzt erst bemerkte ich wie erschöpft ich eigentlich war. Der ganze Tag hat mir enorme Kraft geraubt und auch die letzten Tage waren nicht einfach gewesen. Aber ich habe es überstanden. Mit Lexi an meiner Seite.

Sie war mein Fels an dem ich mich klammern konnte. Sie hat mir ge-lernt zu lieben. Und bei Gott, ich werde nie wieder jemanden so lieben wie diese Frau. „Wach auf!“ Lexi rüttelte an meiner Schulter. Anscheinend bin ich auf dem Sofa eingeschlafen. Mit blinzelnden Augen warf ich Lexi einen verschlafenen Blick zu. „Was ist denn los?“ Murmelte ich. „Jemand ist im Haus, ich habe Geräusche im Keller gehört.“ Sofort war ich hellwach. Lexi würde bestimmt nach unten gehen wollen um nachzusehen. Dann würde sie meinen Spielplatz sehen.

Und das musste ich auf jeden Fall verhindern. Der Keller ist ausbruchsicher, folglich auch einbruchsicher, daher können die Geräusche also nicht kommen. Ich lauschte eine Weile konnte aber nichts hören. „Das hast du dir wahrscheinlich nur eingebildet.“ „Lass uns auf Nummer Sicher gehen und nachsehen. Du weißt ja, was Alex gesagt hat.“ „Denkst du etwas, Matt würde durch den Keller kommen? Er ist ein Geist, der geht durch Wände.“ „Mylo, bitte. Denk doch nur mal an den Stalker, der vor der Terrassentür war.

Was ist, wenn der Verrückte nun ins Haus gekommen ist?“ Sie nahm ihre Tasche vom Stuhl und holte ihre Waffe her-aus. „Lexi, die einzige Tür die in den Keller führt ist im Flur. Dort kann niemand hinein.“ Ich stand nun ebenfalls auf und holte eine meiner Waffen aus einer Schublade im Wohnzimmerschrank. Lexi war bereits vorausgegangen und stand in der Küche. Sie spähte um die Ecke, da sich dahinter, die Tür zum Keller befand. „Sie ist offen und das Licht brennt.“ Flüsterte sie nun. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Die Tür war immer abgeschlossen. Der Schlüssel dazu befand sich in meinem Schlafzimmer in einem Safe. Die ersten Gedanken die mir

durch den Kopf gingen war Matt. Er war der einzige, der die Safenummer wissen konnte, ich hatte sie niemanden erzählt, doch er hätte sich unsichtbar machen können und mich beim Eingeben beobachtet haben. „Bleib hier, ich gehe hinunter.“ Ich packte mir noch ein zweites Magazin in die Hosentasche und hörte Schritte hinter mir, als ich die ersten Treppen hinab schritt. Lexi folgte mir. „Bleib oben!“ Zischte ich. „Sichere die Tür, nicht das noch jemand im Haus ist und uns hier unten einsperrt!“ Sie verzog den Mund, gehorchte aber. Kaum merkbar atmete ich erleichtert aus. Ich hatte nochmal eine Gnadenfrist

bekommen. Die erste Tür auf der linken Seite, das große Badezimmer war abgeschlossen. Ich horchte kurz, aber daraus waren keine Geräusche zu hören. Sechs Schritte weiter auf der rechten Seite, war das erste Zimmer der Mädchen. Diese Tür war ebenfalls abgeschlossen und nach einer kurzen Pause um zu hören, ob dahinter irgendetwas ist, ging ich weiter. Nochmals sechs Schritte weiter kam Claires Zimmer. Die Tür war nur angelehnt. Ganz langsam tauchte ich die Tür auf. Meine Finger lagen am Abzug, bereit abzudrücken, falls Gefahr drohen würde. Falls Claire hier sein sollte. Die

Tür war nun ganz offen und ich spähte hinein. Doch Claire erwartete mich nicht. Dafür aber Matt, der die Schlüs-sel um seinen Zeigefinger kreisen ließ und dabei hämisch lachte. „Ist es nicht schön, wieder hier zu sein? Du hast deine Spielwiese schon ganz schön lange nicht mehr benutzt.“ „Ich habe mir schon gedacht, dass ich dich hier finden würde. Ich frage mich nur, warum? Diese Räume haben für mich keine Bedeutung mehr.“ „Mein Angebot steht noch, Mylo. Und ich bin mir sicher, du willst die zwei Zimmer wieder reaktivie-ren. So lange ohne ein Mädchen hier, dass du demütigen kannst, verletzen,

vergewaltigen. Du belügst dich nur selbst, wenn du sagst, dir würde es nicht fehlen.“ „Hör auf! Ich bin glücklich so wie es jetzt ist! Lexi hat mir gezeigt, dass es anders auch geht!“ „Anders? Dir fehlt es also nicht, mit deinem Messer in ihr Fleisch zu stechen, ihre Schreie und ihr flehen zu hören?“ „Ich bin drüber hinweg. Und jetzt würdest du mir einen riesen Gefallen tun, wenn du endlich aus meinem Leben verschwinden würdest!“ „Du weißt, dass ich das noch nicht kann im Moment. Aber mich würde brennend interessieren, wie es heute für dich war, einem Menschen das Leben zu nehmen.

Wie waren deine Worte immer? Ich bin kein Mörder!“ „Ein Mörder tötet aus purer Lust. Ich mache es, weil diese Menschen es nicht anders verdient ha-ben.“ „Aber dir hat es gefallen. Ich habe es gesehen, gespürt wie du immer und immer wieder mit der Axt auf den Typen eingeschlagen hast, obwohl der schon lange tot war. Du hast es richtig genos-sen, ihn sterben zu sehen. Und diesen Schritt bist du bei deinen Mädchen nie gegangen. Du hattest einfach nicht den Mumm sie umzubringen, weil du Angst hattest, Papi könnte Wind davon be-kommen.“ „Ich habe sie nicht getötet, weil ich kein

Mörder bin!“ „Aber ein Vergewaltiger.“ Matt lächelte. Diese Worte kamen nicht aus seinem Mund. Und nicht aus seiner Richtung. Sie waren hinter mir und umschlossen meinen Kopf so fest, dass ich beinahe schreien könnte. Ruckartig drehte ich mich um, Claire stand vor mir. Und bevor ich auch nur irgend-eine Reaktion meinerseits erhoffen konnte, hob sie ihre Hände. Diese waren um den Griff eines Baseballschlägers geklammert, der immer schneller auf meinen Kopf zuraste. Ich spürte einen dumpfen Schlag auf meiner linken Kopfseite, schwarze Sterne blitzten vor meinem inneren Auge auf. Schmerz zuckte durch meinen

ganzen Körper und ließ mich verkrampfen. Ich kippte nach hiten, und merkte wie der schwarze Vorhang langsam über meine Augen kroch. Der Fall auf den Hin-terkopf beim Aufprallen ließ den schwarzen Vorhang nach ganz unten sinken. Ich war im Niemandsland. Alles rundherum war schwarz, nur eine leuchtende Gestalt saß neben mir und beobachtete mich aufmerksam. Ich kannte dieses Lächeln, diese Stimme nur allzu gut. Ich konnte nicht anders und lächelte zurück. „Bin ich tot?“ Fragte ich die Gestalt. „Du bist in der Zwischenwelt. Du bist

bewusstlos, aber ich sorge dafür, dass du bald wieder auf-wachst.“ Die Gestalt legte eine Hand auf meine Stirn. Meine Schmerzen verschwanden und ich konnte meinen Körper wieder ordnungsgemäß bewegen. Ich richtete ich auf und betrachtete die Gestalt genauer. „Warum leuchtest du?“ „Ich bin dein Schutzengel, ich wache über dich. Seit du auf die Welt gekommen bist, versuche ich dich vor all dem bösen zu beschützen.“ „Wie kannst du mich jetzt schützen, wenn mein Geist hier ist, mein Körper aber bei Matt und Claire? Was wenn sie mich verletzten? Sie könnten mich jetzt

töten?“ „Matt will dich nicht töten. Und bei Claire bin ich mir noch nicht so sicher. Aber ich werde sehen, was ich tun kann.“ „Danke Alex“

Kapitel 28

Dumpfe Geräusche drangen durch meinen Kopf. Nur Alex Stimme blieb klar. „Du musst meinen Vater um Hilfe bitten!“ „Das kann ich leider nicht. Matt hat es irgendwie geschafft, Andrew für mich zu blockieren. Ich komme einfach nicht zu ihm durch.“ Seine helle Aura verfinsterte sich bei diesen Worten. „Ich will nicht, dass sie Lexi verletzen! Du musst etwas unternehmen!“ Mit einem Schlag öffnete ich die Augen. Doch erkennen konnte ich nichts. Der Raum war stockdunkel. Der Versuch, meine Hände zu bewegen schlug fehl.

Kühler Stahl bohrte sich in meine Handgelenke. Claire musste mir Handschellen angelegt haben, und mich am Fußende des Bettes damit festgemacht haben. Ich rüttelte daran, versuchte irgendwie das Bett anzuheben um freizukommen, doch es war verge-bens. Eine andere Stimme ließ mich aufhorchen. Es war ein Wimmern. „Lexi?“ „Mylo, was passiert hier?“ „Warum bist du runtergekommen?“ Doch bevor Lexi antworten konnte, wurde das Licht ange-macht. Blinzelnd sah ich die Gestalt an, die im Türrahmen stand. Sie schlug mit dem

Baseballschläger gegen ihre flache Hand. „Ich werde dich genauso verletzen, wie du mich verletzt hast, Mylo.“ Doch ihr Blick blieb nicht bei mir, er schweifte zu Lexi. Und ich wusste sofort, was sie vorhatte. „Bitte!“ Lexi wimmerte wieder. „Warte noch.“ Matt erschien hinter Claire und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, was ich nicht verstehen konnte. Claire machte auf dem Absatz kehrt und ver-schwand aus dem Türrahmen. „Mylo?“ Mein Name wurde gerufen. Aber es klang weit entfernt. Es kam von oben und diese Stimme war mir mehr als

vertraut. „Mom, verschwinde!!“ Schrie ich so laut ich konnte. Claire machte auf dem Absatz kehrt und rannte los. In meiner Panik versuchte ich mich wieder irgendwie aus den Handschellen zu befreien. Ich schlug gegen den Bettpfosten, versuchte meine Hände durch die viel zu engen Ringe um meine Handge-lenke zu quetschen, doch es war alles vergebens. Ich kam einfach nicht frei. Oben war ein lautes Poltern zu hören, und gleich darauf stille. Auch Lexi horchte angespannt. Matt erschien wieder, gefolgt von meiner Mutter und Claire, die ihr eine Waffe in den Rücken

drückte. Alex hatte recht. Matt hatte die ganze Zeit nur auf den richtigen Augenblick gewartet. Und nun ist er gekommen. Er würde meine Mutter wieder zu sich holen wollen, und ich musste versuchen es mit aller Kraft zu verhindern. „Erzähl Ihnen mal, was wir hier unten alles Schönes gemacht haben Mylo.“ Claire leckte sich über die Lippen und grinste hämisch. Meine Mutter und Lexi warfen mir verzweifelt fragende Blicke zu. Aber ich brachte kein einziges Wort aus dem Mund. Dafür übernahm Claire wieder das reden. „Erzähl Ihnen doch, wie du mich in der

Bar mit K.O Tropfen außer Gefecht gesetzt hast, mich hier-her verschleppt hast und drei Wochen lang eingesperrt und vergewaltigt hast.“ Ihre Stimme wurde rauer, doch ihr Gesichtsausdruck war voll verlangen. Lexi wand sich angewidert von mir ab, meine Mutter schluckte und konnte ihre Enttäuschung kaum mehr verbergen. Ich zerrte wie wild an meinen Fesseln, meine Haut riss auf und Blut quoll hervor. Aber es schien aussichtslos. Immer noch brachte ich kein Wort raus. „Als du mich nach diesen drei qualvollen Wochen, voll von Vergewaltigungen und schmerzhaften Stichen mit dem Messer endlich frei gelassen hast, hast du mich

zuhause wieder heimgesucht und wieder vergewaltigt!“ Schrie sie nun. „Du wolltest es so! Du bist einfach nur krank!“ Ich fand meine Stimme wieder, dafür aber nicht die richtigen Worte. Durch meinen Ausbruch schaffte ich es endlich von meinen Fesseln freizukommen und ich stürzte mich auf Claire. Meine Mutter flog zur Seite und stürzte, während ich mit Claire um die Waffe rang. Der Schmerz in meinen Händen war unerträglich, doch noch unerträglicher war es, dass meine Geliebte und meine Mutter nun die Wahrheit über mich erfuhren. Meine inneren Dämonen

erwachten erneut und lösten Mordgelüste in mir aus. Claire würde auf garkeinen Fall diesen Raum, dieses Haus, lebend verlassen! Matt hatte die ganze Zeit die Szene still beobachtet, doch nun folgte das, dass ich am meisten gefürchtet hatte. Er wurde wieder lebendig, wurde Menschlich und keine verschwommene Silhouet-te mehr. Meine Mutter raffte sich in der Zwischenzeit wieder auf und rannte zu Lexi um ihr zu hel-fen. Doch in dem Moment als Matt wieder zu Fleisch und Blut wurde erstarrte sie. „Matt?“ Ihre Stimme versagte und ein Tränenstrom quoll über ihre Wangen. Er reagierte jedoch nicht auf sie sondern

zog eine Waffe aus dem Hosenbund und hielt sie Lexi an den Kopf. Sofort als ich es merkte nutzte Claire meine Abwesenheit und riss die Waffe an sich, ehe sie auf meine Mutter zielte. Ich lag auf dem Boden mit Blutüberströmten, schmerzenden Händen, schwer atmend und nicht wissend, wie dieser Augenblick enden würde. „Matt du lebst?“ Meine Mutter versuchte irgendwie die Situation zu entschärfen und Matt abzulenken. Ich hingegen schrie im Gedanken nach Alex, der endlich meinen Vater herbeischaffen soll-te. „Egal was du denkst oder machst. Irgendjemand verlässt diesen Raum nicht

mehr lebend.“ Seine Stimme war bedrohlich. Er ging noch immer nicht auf das Gesagte von meine Mutter ein. „Mum, Lexi, es tut mir leid, dass ihr so etwas Schreckliches von mir erfahren habt, aber ich habe mich geändert. Lexi, ich liebe dich über alles. Bitte glaub mir, ich habe mich geändert und ich weiß, dass es falsch war, was ich gemacht habe. Bitte verzeiht mir!“ Ich rappelte mich langsam auf. Lexi hielt Augenkontakt zu mir, eine Träne kullerte über ihre Wange. „NEIN!“ Schrie Claire plötzlich. „Du liebst sie nicht! Nein! Nein! Nein!“ Sie raufte sich die Haare und begann zu schreien. Sie ließ die Waffe sinken und

ich wusste, was sie vorhatte und rannte auf sie zu und packte sie am Arm. Aber ich war zu langsam. Der Schuss hatte sich bereits gelöst. Der Knall dröhnte schmerzend in meinem Kopf. Doch was mir noch mehr weh tat waren die Schreie von Lexi als die Kugel in Ihr Fleisch eindrang. In mir baute sich ein roter Schleier vor den Augen auf. Ich war im Blutrausch. Meine Mutter versuchte verzweifelt Lexis Blutung im Bauchraum zu stillen, vergebens, während ich wieder mit Claire um die Waffe rang. Dieses Mal ging es schneller. Ich packte den Griff der Waffe während sie immer noch den Finger am Griff hatte, ich hörte es knacken als ich daran riss und ihr

Knochen brach. Sie schrie auf doch schaffte es irgendwie noch einmal den Abzug zu drücken. Ich geriet in eine Parallelwelt, doch nicht, weil die Kugel mich getroffen hatte, sondern den Kopf meiner Mutter, die nun leblos zusammenbrach. Matts lachen hallte durch den Raum. Schrill und glücklich, während ich es nicht schaffte, meine Gefühle zu ordnen. Claire hatte die Frau die mich geboren und großgezogen, meine kleinen und großen Fehler immer verziehen hat, die mich zu jeder Tages und Nachtzeit immer geliebt hatte und die nie daran gezweifelt hatte, dass aus mir mal etwas großes

werden würde, getötet. Sie ist tot, genauso wie Lexi, die mir gezeigt hat, dass ich ein besserer Mensch sein konnte. Die ich vom ersten Moment an geliebt hatte und meine schlechten Angewohnheiten wegen ihr abgelegt hatte. Beide waren tot. Ich hatte also nichts mehr zu verlieren. Nicht hier und nicht heute. Noch mehr würde ich nicht mehr schaffen. Die Blanke Wut über das geschehene übermannte mich mehr als erwartet und ich stürzte mich erneut auf Claire. Ich schmiss die Waffe beiseite, für dass was ich nun vorhatte würde bloß meine zwar schon verletzten, aber immer noch funktionstüchtigen Hände

gebrauchen. Ihr Tod sollte genauso schmerzhaft sein wie das, was sie mir gerade angetan hatte. Ich nahm ihren gebrochenen Finger und brach ihr gleich noch die anderen vier. Ihre schmerzerfüllten Schreie ließen mich in mein altes Schema zurückverfallen. Ich wollte ihr mit dem Messer das Leben nehmen, doch ich hatte es nicht bei mir. „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Matt reichte mir das Messer. „Du hast dein Versprechen gehalten, also halte ich auch meines. Töte Sie.“ Mein innerer Dämon ist zum Leben

erwacht. Es war immer schon Matt der mich dazu gemacht hatte, was ich nun bin. Ich dachte aber nicht mehr lange darüber nach, nahm das Messer an und stach zu. Immer und immer wieder. Sie begann Blut zu spucken als ich ihre Lunge traf, rang nach Luft. Und irgendwann erstickten ihre Schreie. Aber ich hörte nicht auf, ich stach immer weiter zu. Bis mich jemand von ihr runterzog und das Messer entriss. Mein Dad sah sich unglaubwürdig um, erst als er meine Mutter, getötet von einem Kopfschuss neben dem Bett sah realisierte ich erst so wirk-lich was gerade geschehen ist. Während mein Dad zu meiner Mutter rannte, sprang ich zu

Lexi aufs Bett und hoffte auf noch irgendein Lebenszeichen von ihr. Doch da war nichts, kein Atemzug, kein Puls. Nichts. Sie war tot, genau wie meine Mutter. Ich konnte mir nun die Tränen nicht mehr ver-kneifen, selbst mein Dad, der normalerweise niemals öffentlich solche Gefühle zeigt, begann zu weinen. „Was ist hier passiert?“ Er presste den leblosen Körper meiner Mutter an seine Brust. Matt war verschwunden, aber Alex erschien dafür wieder. Neben ihm der Geist meiner Mutter. „Ich wollte euch retten, wirklich. Aber ich habe es nicht geschafft.“ Ich fiel auf die Knie und schlug die Hände vors

Gesicht. Ich spürte einen kalten Windhauch auf meiner Schulter. Meine Mutter hatte ihre Hand darauf gelegt. „Ich weiß Mylo. Du bist kein schlechter Mensch. Das warst du nie!“ „Doch, du hast doch gehört was Claire gesagt hatte. Es stimmt, alles was sie sagte. Wirklich alles.“ Mein Dad umklammerte noch immer die Mums Leiche, hörte aber mit Tränengefüllten Augen zu. „Was ist hier passiert Mylo? Bitte erkläre es mir!“ „Er ist ein Mörder und Vergewaltiger!“ Ich dachte fast es wäre Claire, doch diese Worte kamen von Lexi, die in der hinteren Ecke des Zimmers

stand. Ihre Aura war dunkel, hasserfüllt. Neben ihr kam Matt wieder zum Vorschein, wieder als Geist. Er lächelte, so wie er es immer tat, wenn sein Plan aufging. „Andrew, auch deine Zeit ist gekommen.“ Matts Stimme erklang neben meinem Ohr. Mein Vater richtete seine Waffe auf Matt. Nein, nicht auf ihn, auf mich. Ich warf einen letzten verzweifelten Blick in Richtung meines Vaters, während ich mich duckte, Claires Waffe vom Boden schnappte, auf meinen Vater richtete und abdrückte. Es war nicht ich derjenige, der die Hand

führte. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Matt übernahm diese nun. Als ich mich duckte hatte mein Vater abgedrückt. Die Kugel verfehlte mich nur knapp und ich nutzte die Chance um ihm selbst eine Kugel in den Körper zu jagen. Nach dem Treffer in die Brust brach er zusammen. Mir war in diesem Moment nicht bewusst, was gerade geschehen war. Ich war daran schuld, dass sie tot sind. Meine Mutter, mein Vater und Lexi, alle die ich geliebt habe sind gestorben. Ich habe sie getötet. Ich, ganz allein. Nur Claire hätte sterben dürfen, nicht meine Familie, meine Liebe. Innerhalb von ein paar Minuten waren ihre Leben

ausgelöscht. Dieses ganze Spektakel hatte maximal fünfzehn Minuten gedauert. In diesen Minuten habe ich alles verloren. Alles… Ich saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt, den Kopf in den Nacken gelegt. Blutüberströmt, verzweifelt und doch irgendwie erleichtert, noch am Leben zu sein. Die Geister waren verschwunden, nur die vielen Leichen lagen in dem kleinen Zimmer herum. Lexi gefesselt am Bett mit Blutüberströmten Bauch, Meine Mutter auf dem Boden neben dem Bett mit einer Kugel in der Stirn, gleich neben ihrer Leiche war mein Vater, ebenfalls mit einer Kugel im Kopf. Und

auf der anderen Seite vom Bett lag Claire, zerfleischt wie von einer wilden Bestie. Die Haut hing in Fetzen von ihrem leblo-sen Körper, ich hatte nicht mitgezählt wie oft ich auf sie einstach. Es müssen hunderte Stiche sein, sie lag in einer riesigen Lache aus Blut und Gedärmen. Matt war hier und beobachtete mich still. Ich denke er hielt die Geister auf Abstand von mir. Das war das erste Mal, dass ich dankbar für seine Fähigkeiten war. Er kniete sich neben mich. Legte seine Hand auf meine Schulter. Doch ich schlug sie weg. Siehe an, er ist wieder

Menschlich… „Der Deal steht noch.“ Sagte er nur trocken. „Denkst du, dass würde gutmachen, was du angestellt hast?“ „Um das ist es doch von Anfang an gegangen oder nicht? Lexi hätte deine Mordlust auf Dauer nicht stillen können. Irgendwann hättest du dem Drang nicht mehr wiederstehen können sie zu töten.“ „Ich habe sie geliebt, davon verstehst du nichts!“ Wütend stand ich auf, ich konnte nicht mehr län-ger in diesem Raum bleiben. Er erdrückte mich, es schien als würde er immer kleiner werden, die Leichen immer näher und näher

kommen. Gerade als ich zur Tür hinausging brüllte mir Matt nach. „Ich habe Amy geliebt, wie noch nie jemanden zuvor! Andrew ließ das Flugzeug abstürzen, er hat mich umgebracht! Dein Vater hat mich getötet!“ „Du belügst dich doch nur selbst. Du bist krank, ein Psychopath, das warst du immer schon!“ Ich schmiss die Tür hinter mir zu und ging ins Badezimmer. Ich musste meinen Körper ganz dringend von dem ganzen Blut befreien. Nicht einmal mehr zuornen konnte ich es, welches von wem

stammte. Das heiße Wasser prasselte auf meinen geschundenen Körper, meine eigenen Wunden brannten, genauso wie der Schmerz in meiner Brust. Ich hatte gerade keine Ahnung wie es weitergehen soll-te. Wie ich ohne meinen Vater, ohne meine Mutter, weiterleben sollte. Und ob ich jemals wieder eine Frau wie Lexi treffen würde. Noch immer benebelt von den Ereignissen stieg ich aus der Dusche, zog mir frische Sachen an und ging wieder zurück in das blutige Zimmer. Mich traf beinahe der Schlag als ich die Tür öffnete. Mein Körper bebte, Schweiß

bildete sich auf meiner Stirn und ich bekam schön langsam Panik. „Wo sind die Leichen??“

Kapitel 29

Epilog „Gefällt dir das?“ Verführerisch hauchte ich ihr ins Ohr, während meine Fingerspitzen ihren Hals entlang fuhren, hinunter über ihre Brüste, ihren Bauchnabel. Ihre Hände waren über ihrem Kopf am Bett zusammengebunden. Ängstlich, aber doch angetan von meiner Geste, begann sie leise zu stöhnen. Ich leckte mir über die Lippen, biss darauf. Der Zeitpunkt war gekommen. Ich tastete hinter mich, fühlte den ledernen Griff des Messers und musste

unwillkürlich lächeln. Meine Hand glitt wieder ihren nackten Körper hinauf bis zu ihrem Hals. Als ich ihre Kehle fühlte packte ich zu. Ein erstickender Schrei drang aus ihrer Kehle, sie rang nach Luft und begann sich un-ter mir zu winden. „Komm schon Schätzchen, solche Spiele gefallen dir doch!“ Lüstern beobachtete ich ihre vor Furcht geweiteten Augen. Sie hatte keine Luft mehr zu schreien, Als ihre Augen leicht zu Flattern began-nen und ihr Körper begann sich langsamer unter mir zu bewegen lies ich locker. Bevor sie in die Ohnmächtigkeit driftete, holte ich sie zurück. „Noch sind wir nicht so weit, Süße.“ Mit dem Handrü-cken strich ich sanft über ihre

Wange. Eine Träne nach der anderen begann darüber zu kullern. „Warum tust du das?“ Ihre Stimme war kratzig und heißer. Wieder lächelte ich, beugte mich über sie, kurz bevor meine Lippen ihre trafen, stach ich mit dem Messer in ihren Bauch. Ein qualvoller Schrei kam aus ihrem Mund. „Deshalb.“ Flüsterte ich und drehte das Messer in ihrem Fleisch. Mit jedem Zentimeter, mit jeder noch so kleinsten Bewegung mit dem Messer kam mehr Blut aus ihrer Wunde. Ihre Schreie wurden lauter. Ich wiederholte es unter ihren Rippen noch einmal. Ein grausamer Schrei hallte noch durch das Zimmer ehe sie für immer

verstummte. Erhaben beobachtete ich mein vollbrachtes Werk, als ich seine Blicke in meinem Rücken spürte. Ein triumphierendes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich mich zu ihm wandte. „Erledige es!“ Befahl ich, und schritt an ihm vorbei, ohne noch einen Blick in seine Richtung zu wefen.

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Über den Autor

Vani06
Hey! Hier mal ein kleiner Steckbrief von mir, damit ihr euch ein bisschen ein Bild von mir machen könnt :)
Name: Vanessa
Alter: 21
Wohnort: Österreich
Lieblingsessen: Pastagerichte, Fisch
Haustiere: 3 Katzen
Lieblingsbuch: lese alles quer durch die Bank, aber bevorzugt Horrorgeschichten und Fantasy.
Wie bin ich: humorvoll, offen, großherzig, ehrlich, nett

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