Man werfe ein paar Bakterien in die noch nicht vorhandene Ökosphäre eines unwirtlichen Planeten und die Zirkulation besorgt das Umrühren. Dann warte man nur noch ein-, zwei-, fünfhundert Jahre. Danach braucht man sich nur noch ins grüne Gras werfen und Milch und Honig in den Mund laufen zu lassen. So einfach ist das!
Doch ist es das nicht. Es ist kein Traum, keine Fiktion, es sind pure Realität, harter Alltag im Gefüge der Gemeinschaft, die sie zu zerreißen scheinen. Warten auf das Wunder, warten, dass etwas Entscheidendes geschieht, warten, dass überhaupt etwas passiert.
Die Tür zum Labor ist verschlossen. Seit Tagen schon. Die Neugier treibt immer wieder dahin. „Was ist los, gibt es Fortschritte?“, tönt eine Stimme schrill und sucht sich mit lautem Klopfen Gehör zu schaffen. Doch kein Ton, kein Geräusch dringt durch die blickdichte Labortür, hinter der mit biochemischen Prozessen staubgeschützt experimentiert wird.
Wortfetzen gehen im Gemurmel unter, Satzfragmente ergeben keinen Sinn, Sprache und Tonlage werden nebensächlich – nur hier und da erhascht das Ohr Substanz.
Warten, warten, dieses ewig zermürbende Warten. Nichts zu wissen, vor geschlossener Tür zu stehen – was passiert da, warum machen die nicht auf? Warten, dieses Warten…
Es geht an die Substanz! Doch lauter die Stimmen werden, die Tür bleibt verschlossen. Unzufriedenheit macht sich breit. Trippelnde Schritte, scharrendes Murmeln, dann herrscht wieder bleierne Stille vor verschlossenem Zugang.
Am nächsten Tag hängt ein Zettel an der Tür. Informationskauderwelsch. Tabellen und Formeln, nebensächliche Phrasen. Farben, Linien, Formen. Die sich von Tag zu Tag nur geringfügig ändern. Doch etwas passiert. Allerdings nur etwas. Es ist, als ob jemand ein Fenster geöffnet hätte, um abgestandene Luft durch neue zu ersetzen, zu mischen, zu verwirbeln. Doch das Fenster wird wieder verschlossen. Und die Luft wird wieder stickig. Warten, warten und nochmals warten. Dann, wie die Plötzlichkeit eines Schwalls kalten Wassers auf glühende Kohlen, kommt Bewegung in die Wand. Blicke öffnen sich, Füße scharren ungeduldig, Beine machen bereitwillig Platz.
Doch nur ein Spaltbreit wischt blendende Helligkeit über die Wartenden. Ein Schatten drängt sich dazwischen. Eine heisere Stimme mahnt:
„Warten! Ihr müsst warten!“ (Gedämpftes Husten bricht den Fluss der Wörter)
„Glaubt ihr, man werfe ein paar Bakterien in die noch nicht vorhandene Ökosphäre dieses unwirtlichen Planeten und schon ist alles getan? Mutationsraten beseitigt, ignoriert, alles bestens? Ihr braucht euch nur noch ins grüne Gras legen und Milch und Honig in den Mund laufen zu lassen? So einfach ist das! Ihr wollt, wir werfen? Ich sage euch, was ihr tun könnt: Ihr werdet warten müssen, warten und warten und warten. Ihr werdet, wenn alles ungünstig verläuft, noch länger als ein halbes Jahr warten müssen …!“
Dann schließt sich die Tür wieder.
Seufzend beugt sich der Sprecher über das Elektronenmikroskop. Es gibt so vieles zu bedenken, bis …, ja, bis … - und ja, auch er wird warten müssen, warten auf den Erfolg, warten, warten und nochmals warten …!