Unsere Maschinenfabrik
Vielleicht liegt es am bevorstehenden Weihnachtsfest und an der Zeit, als unsere Augen noch bei diesem Wort geleuchtet haben.
An einem Fest, es muss um 1958/59 gewesen sein, bekamen wir Brüder eine „Maschinenfabrik“ vom Opa geschenkt. Sie bestand aus der Grundkonstruktion einer offenen Puppenstube und hatte sogar eine Leuchtreklame. Dort konnte man in schwarzen Buchstaben auf einer Milchglasscheibe lesen „Maschinenfabrik
Weissleder“.
Unter dem Schriftkasten lief eine Transmissionswelle, die über Räder und Treibriemen verschiedene Maschinen antreiben konnte. Außen drehte sich ein Elektromotor als zentraler Antrieb.
In der Fabrik gab es feste Arbeitsplätze. Eine Schleifscheibe konnte grob und fein schleifen. Eine Polierscheibe polierte ohne Unterlass. Es gab ein Hammerwerk und eine Scheibe, auf der man echt Lärm machen konnte. Die kleinen Höcker auf der Scheibe schlugen an das Material, welches man bearbeiten wollte.
Nicht alle Arbeiten waren uns von Anfang an klar, denn wir waren Kinder, die noch nicht viele Fabriken besichtigt
hatten. Viele Arbeitsgänge entsprangen auch unserer Fantasie.
Wichtig war, es war unsere Fabrik. Dort wurde für uns gearbeitet und wir konnten sagen, wer was macht. Wir bestimmten die Maschinenbesetzung und ob gearbeitet wird oder nicht.
Alles war noch ein Spiel. Keiner sagte, dass es mal Ernst werden wird. Bitterböser Ernst. Dass dies der „Lebensinhalt“ wird. Das Hamsterrad, um Geld zu verdienen. Die Fabrik, die vorerst noch erträumt wurde und die bald alle Träume zerstört.
Am Ende war es der „Fantasie-Hammer“.
JFW
23.12.2017
Mein Bruder hat nach dem Vorlesen ergänzt, dass es eine „Maschinenfabrik der Gebr. Weissleder“ gewesen ist und außerdem ein Signalkasten außen angebracht war, wie man ihn in hochherrschaftlichen Häusern früher hatte.
Solch eine Fabrik mit einer Transmssion hatten wir nach seiner Erinnerung erstmals bei Adi Rausch in der Steinstraße gesehen; später tauchte so ein Monstrum von Welle in der Schlosserei Wedekind am Hinterrasen
auf.
JFW 24.12.2017