Kurzgeschichte
Der Gefängnisbalkon

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"Der Gefängnisbalkon"
Veröffentlicht am 13. Dezember 2017, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Viel erreicht, viel gekämpft, viel verloren, viel gewonnen.. Doch das bin ich mit einer Seele wie eine Patchwork-Decke
Der Gefängnisbalkon

Der Gefängnisbalkon

Das Märchen und der Gefängnisbalkon

Wenn alles keinen Sinn mehr ergibt und die eigene Stimme im Kopf keine Worte mehr findet. Dann merkt man wie ruhig es um einen herum geworden ist. Wie sehr man die Mitmenschen verloren hat und sie nicht wieder findet mit dem kleinen Licht. Welches man gegen die Dunkelheit des einsamen Waldes besitzt. Der innere sichere Ort hat sich in ein Gefängnis verwandelt. Man schaut über das Geländer

seines Balkons und sieht die kaum erkennbaren Umrisse von anderen Menschen. Immer in Gruppen wenigstens zu zweit. Ihr feines Flüstern und Lachen treibt einem Tränen in die Augen und brennt sich in das Gehör. „Wie einsam du geworden bist.“ Weshalb und vorallem wo haben sich diese Menschen getroffen und zueinander gefunden?! Warum kennt man selber niemanden um Andere auf ihren Gefängnisbalkonen eifersüchtig zu machen?! Ein Blick in den Spiegel genügt.

Doch zu sehr versucht man zu verdrängen, dass die Mimik die man gegen aussen trägt, sogar einen selber abschrecken würde. Die Lachfalten zeigen in die verkehrte Richtung. Der Blick voller Hass und Wut versteckt das verzweifelte Suchen nach Kontakt zum Gegenüber. Nach Jemanden der Verständnis zeigt und seine Arme ausbreitet. Dessen Stimme die verbrannten Wunden im Gehör heilen. Desen Lachen sich mit deinem eigenen vermischt und zu einem Lied des Friedens

wird. Der die Stille durchbricht und bemalt. Mit seiner Leiter dich vom Balkon rettet und den Weg mit seinem Licht erhellt. Damit man gemeinsam zurück in die bewohnte Stadt, raus aus dem Wald, findet. Doch Märchen sind nicht real. Das weiss jeder der alleine auf seinem Gefängnisbalkon sitzt.

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lilablume
Viel erreicht, viel gekämpft, viel verloren, viel gewonnen.. Doch das bin ich mit einer Seele wie eine Patchwork-Decke

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strandgigant Hallo!

Der Balkon scheint mir eine passende Metapher, für einen Zustand, den wir alle kennen. Auch die, die zu zweit oder in Gruppen, durch die "Lande" ziehen.
Einsamkeit ist in uns, sie ist aber keine Bürde, sondern ein Geschenk und eine Einladung, vielleicht eine Notwendigkeit, uns mit uns selbst auseinander zu setzen, in uns nach Sanftheit und Liebe für uns selbst zu suchen, um dann, wenn wir diese gefunden haben, uns in eine Zweisamkeit nach außen zu begeben. Der Zustand der Einsamkeit ist unter diesem Gesichtspunkt, eine Aufforderung, dass, was wir uns von Anderen wünschen, wonach wir uns sehnen, Aufmerksamkeit, Liebe, Verständnis, in uns selbst zu entdecken.
Der "Blick in den Spiegel" genügt, um zu sehen, das wir Zweifelnde und Suchende sind, die den eigenen Gedanken zu viel Glauben schenken, vielleicht als Ersatz für Religiosität oder einfach, weil wir die Zeit dafür haben.
Ansonsten, wenn wir das Beschriebene nicht auch in uns selbst finden und spüren, dann kann man auch zu zweit oder zu dritt auf einem "Gefängnisbalkon" sitzen und das perfekte Leben der Anderen betrachten und sich dabei einsam fühlen.

Ich verstehe Deinen Text übrigens nicht als autobiografisch.

Dank Dir für den Text!
detlef
Vor langer Zeit - Antworten
Mia_Mondstein Du nimmst mich mit in die Einsamkeit und ich sehe mich wartend auf dem Balkon beim Lesen dieser Zeilen... gefühlsberührt
Liebe Grüße und halt durch
Mia
Vor langer Zeit - Antworten
daxana Liebe Lilablume, ein wichtiges Thema angesprochen. Ziemlich jeder entweder aus zerrissenen Familienverhältnissen oder viel zu weit von seiner Familie (Ausländer) oder einfach gar ohne Familie spürt diese Einsamkeit besonders vor Weihnachten. Tausende von Menschen sitzen in ihren Gefängnissen, doch manchmal nicht ganz allein, sondern zusammen mit ihrer Angst - Angst, unter Menschen zu gehen, abgelehnt zu werden, oder Angst, sie von selbst anzurufen und einfach auf einen Kaffee einzuladen...
Im Film "Ein Brief für dich" findet der Mann ein richtig gutes Mittel dagegen.
Liebe Grüße,
daxana

Vor langer Zeit - Antworten
Gabriele So traurig
So tiefsinnig
So klar beschrieben
in ein passendes Bild eingewebt
- finde ich als Leser(in)
mich wieder
einsam auf dem Balkon.....
Toll geschrieben - Dankeschön!
Mit lieben Grüßen, Gabriele
Vor langer Zeit - Antworten
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