Kurzgeschichte
Eriks Flucht

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"Es schien aufwärts zu gehen, doch dann spielte ihm dsa Schicksal übel mit"
Veröffentlicht am 10. Dezember 2017, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Es schien aufwärts zu gehen, doch dann spielte ihm dsa Schicksal übel mit

Eriks Flucht

Titel

Erik hatte sich in sein Schlafzimmer eingeschlossen, auf eine Fußbank gestellt und den Kopf in eine Schlinge gesteckt, die von der Decke herunterhing. Vor vielen Jahren hatte er den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen. Diese Entscheidung hatte er nie bereut. Was er aber bereute, war, das er es nicht schon viel eher getan hatte. Denn seit dem er keinen Kontakt mehr zu ihnen hatte, verlief sein Leben in positiver Richtung. Er schaffte es mit dem Rauchen aufzuhören. Ein paar Jahre später wurde er trocken. Kurz darauf beendete er den Kontakt zu seiner Exfrau und seinen

Freunden, die ihm zum Saufen verleiten könnten. Somit war er allein gewesen. Dadurch ergab sich aber auch die Möglichkeit Karriere zu machen. Sein Chef, der anfangs sehr große Zweifel wegen Erik hatte und nicht daran glaubte, das er es lange durchhielt und ihn nur eingestellt hatte, weil er dringend Kräfte brauchte, war von Eriks Leistung angetan. Er war positiv überrascht, das er innerhalb so kurzer Zeit seine dienstälteren Kollegen überholt hatte, vor allem, wenn er an die ersten Wochen dachte. Darum durfte Erik auch andere Aufgaben übernehmen, wie Auftragsannahmen und Bestandsaufnahmen. Erik sah sich

goldenen Zeiten entgegengehen. Wenn er alleine zu Hause war, dachte er oft an seine Kinder, die außerhalb lebten. Er hätte sie gern wieder gesehen. Aber die Gefahr war groß, das er seiner Ex wieder begegnen würde. Außerdem passten die Besuchszeiten nicht mit seinen Arbeitszeiten zusammen. Briefe hatte er hunderte angefangen, aber nie abgeschickt, da er es nicht schaffte, Hasstiraden gegen seine Ex rauszulassen. Es hätte für ihn nicht besser laufen können. Was ihm noch zum Glück fehlte, war eine Frau. Eine Frau, auf die er sich verlassen konnte und an seiner Seite blieb, auch wenn es schwierig wurde. Doch dann kam dieser

Brief. Erik machte es nichts aus, das sein Vater nicht mehr unter den Lebenden weilte. Sein Tod ließ ihn kalt. Er wusste, das es bei ihm nichts zu erben gab, außer Schulden. Und selbst wenn, hätte er das Erbe dennoch ausgeschlagen. Kaum hatte er von dem Tod erfahren, stand seine Familie vor der Tür. Die hatte er auch nur geöffnet, weil er geglaubt hatte, das seine 7.1 Surround Anlage endlich kam, die er eine Woche zuvor übers Internet bestellt hatte. Sie hatten sich ihm einfach aufgedrängelt und benahmen sich, wie die Hinterletzten. Er hatte ihnen gesagt, das es eine Nichtraucherwohnung ist und

auch so bleiben soll. Doch ungeniert qualmten sie ihm die Bude zu. Dann tranken sie auch noch Alkohol und passten beim Einschenken nicht auf. Seine ganze Wohnung stank nach Kneipe und er wusste wieder, warum er vor Jahren den Kontakt abgebrochen hatte. Sie hatten schon damals über seinen Kopf entschieden und nicht auf ihn gehört. Als wäre er Luft. Nur im Suff hatte er sie ertragen können. Erik war mit den Nerven am Ende. Er wusste, das sie so schnell nicht wieder gehen würden. Ganz im Gegenteil. Sie würden sich bei ihm einnisten und seine Proteste ignorieren, denn ihr zu Hause lag mehrere Kilometer entfernt, die

Beerdigung lag noch in der Zukunft und Hotels waren teuer. Er hatte weder die Nerven noch die Kraft, seine Familie zu ertragen. Rausschmeißen nützte gar nichts, da sie eh nicht auf ihn hörten. Deshalb hatte er seinen Kopf in die Schlinge gesteckt. Ein letzter tiefer Atemzug, dann kippte er die Fußbank um. Derweil saß seine Familie betrunken im Wohnzimmer, wo man die Luft förmlich schneiden konnte und stritt sich lautstark. Sie hatten sich wirklich nicht verändert. Ihretwegen hatten die Nachbarn die Polizei gerufen. Und niemand bemerkte, das Erik nicht mehr unter ihnen weilte.

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