Kurzgeschichte
Eriks Experiment

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"Er wollte wissen, was er seinen Freunden bedeutete und setzte dabei sein Leben aufs Spiel"
Veröffentlicht am 09. Dezember 2017, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Luisa Venturoli - Fotolia.com
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Er wollte wissen, was er seinen Freunden bedeutete und setzte dabei sein Leben aufs Spiel

Eriks Experiment

Titel

Erik wollte es wissen. Waren seine Freunde wirklich Freunde und hielten Kontakt zu ihm, weil sie ihn mochten, wie er war, oder war er nur jemand, den sie riefen, wenn Not an Mann war? Seine Freundinnen gingen gern zu ihm, wenn sie wieder einmal Beziehungsstress hatten. Sie suchten bei ihm Gehör und Rat. Jedoch hörten sie nur sehr selten auf ihn und dann jammerten sie ihm die Ohren voll. Anfang des Monats, genau am Ersten, startete er sein Experiment. Er wusste um die Konsequenzen. Aber wenn sie wirklich seine Freunde waren, würden

sie ihm helfen. Ihm zur Seite stehen. Sollte er mit seiner Vermutung recht haben und ihn mehr oder weniger nur ausnutzen, würde er den Kontakt unwiderruflich abbrechen. In den ersten Tagen gab es noch keinerlei Veränderungen, da er nicht sofort radikal heran gehen wollte. Er wollte sich und seinen Körper langsam darauf einstellen, um unangenehmen Folgen, wie Schwindel und Ohnmacht zu entgehen. Ungefähr einen Monat, nach Beginn seines Versuchs, sah er die ersten Veränderungen. Sein Gesicht war ein wenig eingefallen. Eine Woche drauf sah man es deutlicher. Als er nach dem Duschen tropfnass und nackt vor dem

Spiegel stand, freute er sich, das sein Bauch an Ansatz verloren hatte. Es animierte ihn dazu, weiterzumachen. Zuerst war es seinen Kolleginnen aufgefallen, das er abgenommen hatte. Im Klang ihrer Stimmen schwang Sorge mit. Er war damit das Thema in der Mittagspause gewesen. Um seine Kolleginnen zu beruhigen, aß er zu Mittag. Es war zwar nur ein kleiner Salat ohne Dressing, aber es war was zu Essen und er behielt es in sich. Nur wenige Tage später war es unübersehbar. Erik hatte so viel abgenommen, das seine Wangenknochen deutlich hervorsprangen. Man musste nicht genau hinsehen, um zu erkennen,

das er extrem abgemagert war. Doch anscheinend sahen es seine Freunde nicht. Oder sie wollten es nicht sehen. Denn niemand sprach ihn darauf an. Im Gegensatz zu seinen Kolleginnen und Kollegen, machten sich seine Freundinnen und Freunde keine Gedanken um seine Gesundheit. Kurzum löschte er sie aus seinem Telefonbuch und seinen Freundeslisten im Internet. Es war nur ein Test gewesen und es hatte ihm gezeigt, wie viel er seinen Freunden wirklich wert war. In der Zwischenzeit war sein Versuch in eine echte Magersucht umgeschlagen. Seine Kollegen versuchten ihr Bestes, ihn dazu zu bringen, sich behandeln zu lassen. Sie

hatten schon längst erkannt, das was mit ihm nicht stimmte. Und plötzlich fand er sich im Krankenhaus wieder. Mitten in der Schicht war er umgefallen und seine Kollegen mussten den Notarzt rufen. Somit war er für einige Zeit Thema Nummer 1 gewesen. Als Erik sich umsah, entdeckte er die Gute-Besserung-Karte, die von all seinen Kolleginnen und Kollegen unterschrieben war. Er schloss die Augen und dachte daran, wie blöd er doch gewesen war. Musste er wirklich erst seine Gesundheit aufs Spiel setzen, um zu erkennen, wer seine wahren Freunde sind?

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