Kurzgeschichte
Sonnenstrahlen

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"Sonnenstrahlen"
Veröffentlicht am 01. Dezember 2017, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Anna Omelchenko - Fotolia.com
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Über den Autor:

Ich bin 22 Jahre und schreibe gerne Geschichten. Am liebsten Kurzgeschichten. Meine Lieblingsthemen sind dabei Schicksalsschläge, Hoffnungen oder Geschichten die auf eine wahre Begebenheit beruhen. Ich arbeite gerne und viel mit älteren Menschen zusammen und lausche gerne ihre Geschichten. Einige Mal schreibe ich sie auf, damit die Erinnerungen und Gefühle von damals nicht verloren gehen.
Sonnenstrahlen

Sonnenstrahlen

Sonnenstrahlen

Die bunten Lichter fliegen, wie winzige Glühwürmchen an uns vorbei. Mein Gesicht lehnt an der feuchten Scheibe und bei jedem Ein- und Ausatmen beobachte ich, wie sie beschlägt. Wenige Sekunden, die mir bleiben, um die Stadt dahinter zu analysieren. Unzählige Häuser, unterschiedlich beschmückt und jede von Ihnen erzählt eine eigene Geschichte. Ich überlege, was sich hinter den Wänden abspielt. Welch verschiedene Persönlichkeiten, mit unterschiedlichen Wünschen und Träumen mögen wohl hinter diesen wohnen? Alle Häuser ähneln sich einander, die Baustrukturen sind die selben, doch erkennt

man, dass sich alle grundsätzlich unterscheiden. Da ist einmal, dieses vollend beschmückte, mit vielen bunten Lichtern auf dem Dach und dem hübschen Kranz vor der Eingangstür. Und schon ein Haus weiter, erkennt man die völlig andere Seite. In diesem ist es dunkel, es wirkt ohne die Lichter beinahe kalt, als würde es merken, dass es nicht in diese Straße, mit all den festlich beschmückten Häusern gehört. Ich setze mich auf, mein Blick wandert zu meinem Freund neben mir. Die ganze Fahrt hat er mich still gemustert und meine Hand gestreichelt, während er fuhr. Wir hatten einen Streit. Wieder einmal. Es war unnötig. Wie jede unser Auseinandersetzungen.

Sonnenstrahlen

„Glaubst du wir können jeden Tag glücklich und zufrieden sein? Ich meine, alles vergessen... Den Stress, die Sorgen und den Kummer?“. Eine Weile schaut er aus dem Fenster, beobachtet das Treiben auf den Straßen. „Nicht immer und zu jeder Zeit. Wir können uns bemühen, aber so einfach ist das Leben nicht“, antwortet er leise. Damit gebe ich mich nicht zufrieden. „Wäre Glück käuflich, würdest du es

erwerben?“ Wieder schweift sein Blick einige Zeit auf die Winterlandschaft, bevor er antwortet. „Nein Glück ist nicht allgegenwärtig. Das Geld wäre aus, bevor ich mich nur daran gewöhnen könnte. Der Stress und die Sorgen machen uns menschlich, wir gewöhnen uns daran... es gehört zu uns, bis in den Tod“ . „Aber nicht an die Schmerzen. Ich würde mich nie an die Schmerzen gewöhnen, die der Kummer in mir hervor ruft!“. Ich schreie beinahe. Wut breitet sich in mir

aus und ich ziehe meine Hand aus seiner, als würde sie mir schmerzen. Er seufzt. „Wir lernen mit Ihnen zu leben. Wir finden einen Ausgleich, lenken uns ab, mit Dingen die uns Freude bereiten“. Seine warme Hand greift wieder nach meiner. „Und was ist, wenn es nichts gibt, dass einem Freude bereitet?“. Ich schließe meine Augen und lehne mich wieder zurück. „Es gibt immer Etwas. Selbst die kleinsten Dinge im Leben, die kaum einer beachtet, können dir genug Glück

und Frohsinn schenken, um all die dunklen Tage im Leben zu überstehen“. Ich spüre, wie er meine Hand los lässt und seine langsam über meine Haare streifen lässt. „Öffne die Augen und sie selbst“.

Sonnenstrahlen

Einen Moment traue ich mich nicht meine Augen zu öffnen, in der Angst, nicht zu erkennen, was er meint. Doch als ich tief Ein- und Aus geatmet habe, nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und öffne sie. Und da verstehe ich, was er meint. Viele feine Kristalle fallen vom Himmel und landen auf dem weißen Boden, wo niemand mehr ihre geometrische Form bewundern kann. Sie werden eins und bedecken die gesamte Stadt. Ein Wunderwerk der Natur spielt sich vor unseren Augen ab. All die Menschen,

die durch den Schnee spazieren, mit ihren Hunden oder Einkäufen, schätzen dieses Meisterwerk nicht. Einige streuen Salz, damit dieser verschwindet. Sie schimpfen, aber niemand würdigt den wunderschönen Anblick. Lediglich an Heiligabend ist er gewünscht, nur dann erlaubt. Es ist, als würde die Zeit still stehen. Die Faszination zieht mich in Ihren Bann und in eine andere Welt. Lange Zeit träume ich, wie ich lachend im pulvrigen Schnee liege und die Kälte sich immer weiter ausbreitet. Aber es macht mir nichts aus, die Wärme um meinem Herzen, besiegt all die eisrige Kälte. Ich

spüre die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht und öffne wieder meine Augen. Der Schnee reflektiert die letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag, genau in mein Herz.

Jeder Atemzug fühlt sich an, als würde ich das Glück aufsaugen und für die schlechten Tage in meinem Leben speichern. Tage an denen es für mich keine Sonnenstrahlen gibt. Aber das gespeicherte Glück von den wunderschönen Tagen, tötet all die bösen Schatten ab und nehmen ihren Platz ein. Die Sonnenstrahlen in meinem Herzen helfen mir, die schattigen Tage zu überstehen, sie unterstützen mich dabei,

trotzdem positiv zu denken. Natürlich gibt es Tage, da ist der Speicher von Sonnenstrahlen leer und ich habe das Gefühl, ich komme nie wieder aus dem Schatten heraus. Aber dann kommen wieder schöne Tage, sie vertreiben die Dunkelheit um meinem Herzen und ich weiß wieder, warum ich lebe.


Und warum ich mein Leben liebe.

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Sonnenstrahlen

Ich blicke ihn an und lächle. „Wollen wir glücklich sein?“. „ Jetzt?“ „Jetzt“. Als er endlich mit dem Auto stehen bleibt, springe ich heraus und renne zu seiner Tür. Er blickt mich verdutzt an. „Wir werden jetzt alles vergessen“, flüstere ich, als er sie öffnet. Seine Augen leuchten, als ich seine

Hände fasse und ihn heraus ziehe. „Lass uns Glück einfangen“. Ich schmeiße mich, warm in meinem Parka gehüllt auf den schneebedeckten Boden und beginne lachend einen Schneeengel.

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Hörbuch

Über den Autor

queenmelino
Ich bin 22 Jahre und schreibe gerne Geschichten. Am liebsten Kurzgeschichten. Meine Lieblingsthemen sind dabei Schicksalsschläge, Hoffnungen oder Geschichten die auf eine wahre Begebenheit beruhen.
Ich arbeite gerne und viel mit älteren Menschen zusammen und lausche gerne ihre Geschichten. Einige Mal schreibe ich sie auf, damit die Erinnerungen und Gefühle von damals nicht verloren gehen.

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