Kurzgeschichte
Lukas und ich - FB 64 Rand

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"Was man so erlebt, wenn man eine Reise tut"
Veröffentlicht am 19. November 2017, 20 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Was man so erlebt, wenn man eine Reise tut

Lukas und ich - FB 64 Rand

Vorbemerkung

Eine kleine Geschichte für Kinder und für Erwachsene.

Die Namen sind natürlich frei erfunden.

Die Story passt auch als Randbeitrag zu FB 64.

Thema: "Aufgewacht in einem Märchen".

Die Vorgabeworte sind fett hervor gehoben.

Gewisse Parallelen kann man bei Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer entdecken.


Gute Unterhaltung!


Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

Internet:

www.welpenweste.de

Lukas und ich

Ich habe extra im Internet recherchiert und es gelang mir über Phönix Reisen eine Kajüte auf der „Amadea“ zu buchen. Sie war nicht abgehoben exklusiv, aber doch eben von gehobenem Niveau. Richtig, sie haben es erkannt, die Amadea war das Traumschiff, das aus der Fernsehserie bekannt ist. Meine bessere Hälfte sprang mir an den Hals und erwürgte mich fast vor Freude. Endlich einmal raus aus der Tretmühle!

Wir gingen an Bord und wurden von der Chefhostess Beatrice von Ledebur nett begrüßt. Wir hatten sogar eine Außenkajüte ergattert und meine Holde kümmerte sich um

die häuslichen Belange, wie das Auspacken. Ich hingegen durchstöberte das Schiff. Der Chefsteward erklärte mir alles. Offensichtlich war ich ein VIP Gast. Kurz und gut, die ersten Tage waren nicht besonders, weil die See kabbelig und ich seekrank war. Trotz der Sturmböen genoss meine Holde das Leben an Bord, die Einkaufsläden, den Friseur und kam mit einem Hündchen Namens Poldi wieder in die Kajüte, während ich mich wieder einmal mit der Kloschüssel unterhielt. Poldi sei ein blinder Passagier und müsste bei der nächsten Insel von Bord. Sie hätte aber bis dahin die Bürgschaft für ihn übernommen. "Die Cayman Inseln nicht wahr", fragte ich würgend. Poldi bellte und ich dachte mir, dass

Kapitän Victor Burger ein rechter Käpt’n Ahab sein musste. So ein armes Hündchen!

Am dreizehnten Tag, da wurde die See still. Keine Wellen, das Meer war platt wie ein Brett. Das Schiff glitt weiter und wir gerieten in eine Nebelbank. Jetzt war ich wieder gesund, aber meine Holde wurde Seeruhigkrank. Ich ließ sie in Ruhe, weil sie schon eine Fliege gestört hätte

Nun erkundigte ich mich bei dem ersten Offizier. Sascha Hehn runzelte die Stirn. "Gefällt mir gar nicht", flüsterte er. "Das ist das erste Mal, dass wir diesen Kurs nehmen." Die Fahrt war gedrosselt und ich hatte irgendwie die Katastrophe der Titanic im Hinterkopf. Plötzlich lichtete sich der Nebel

und man sah in der Ferne eine Insel. „Land“, schrie ich dem ersten Offizier ins Ohr. „Es sind zwei kleine Inseln“, verbesserte der gute Sascha Hehn, der sich das Ohr rieb.

„Hier ist der Prospekt. Da finden sie alles Wissenswerte. Wollen sie Landgang nehmen?“

Natürlich wollte ich. Dann wurde ich zum Kapitän bestellt, der mir erklärte, dass ich das erste Beiboot entern dürfte und gefälligst Poldi mitzunehmen hätte, damit der blinde Passagier von Bord kam.

Die Amadea hatte in einem großen Abstand zu den zwei Inselchen Anker geworfen und ich befand mich im Beiboot zusammen mit Herrn Alfred Schmidke und dem erfahrenen

Matrosen Namens Silberhaar.

„Haben sie auch die Broschüre gelesen“, fragte Schmidke. Poldi auf meinem Arm knurrte.

„Nein“, gestand ich. Ich hatte natürlich gelogen, weil ich nur darauf wartete, dass der Besserwisser Schmidke auflief. Er war mir einfach ein Dorn im Auge und ich hegte Rachegelüste, weil er so belesen tat.

„Sie müssen aufpassen, das sind echte Halsabschneider dort.“

„Ehrlich?“

„Hier“, er zeigte auf Seite zwei. „Für ein Foto von Herrn Fotografen Ärmel verlangen die glatt zwei Lummeln. Am Hauptbahnhof von Lummerland kann man für eine Rundfahrt

buchen. Der Lokomotivführer Lukas scheint ein rechter Doofi zu sein.“ „Lassen sie den das bloß nicht hören“, lachte ich.

„10 Lummeln knöpfen die einem für die Rundfahrt ab.“

„Ja“, ergänzte ich, weil ich natürlich die Geschichte Lummerlands gelesen hatte, „seit Jim Knopf auf Neu Lummerland haust, haben sie das abknöpfen als Edikt erlassen. Der sieben einhalbte Erlass von König Alfons dem viertel vor zwölften, Az. Nummer Wurzel sieben.“ „Aha“, schnappte Alfred eingeschnappt.


Wir waren angekommen und wurden sogleich von Herrn Ärmel begrüßt.

„Ein Foto“, fragte er.

„Gerne“, sagte ich. Ich wollte meiner Holden wenigstens ein paar Urlaubsfotos zeigen können. „Der Hund auch mit drauf?“

Poldi war mir ans Herz gewachsen.

„Mit Poldi“, bestätigte ich.

„Das macht dann vier Lummeln. Sind ja zwei auf dem Bild.“

„Die Landschaft ist umsonst“, fragte ich vorsichtig.

„Das ist inbegriffen, Fotografen Ehre“, bestätigte Herr Ärmel entrüstet.

„Ich habe keine Lummeln“, gestand ich nun besorgt. „Ja, da müssen sie zu Frau Waas. Sie hat den Krämerladen und sie hat auch die Wechselstube unter sich.“

Frau Waas begrüßte mich.

„Waas kann ich für sie tun?“

„Ich möchte in Lummeln wechseln.“

Frau Waas rechnete mit einer merkwürdigen Rechenmaschine, der ich nicht so ganz traute, gab mir 25 Lummeln und knöpfte mir 200 € ab.

Jetzt musste ich mich beeilen, denn um Punkt viertel vor zwölf fuhr die Lokomotive Emma vom Hauptbahnhof Lummerlands ab.

„Wollen sie mitkommen Herr Schmidke?“ „Nein, ich lasse mir hier nicht alles abknöpfen“, krächzte er widerborstig.

„Und Sie?“ Matrose Silberhaar paffte an seiner Pfeife.

„Nee, det is nüscht für mich. Ich brauche das Meer. Außerdem muss ich auf das Boot aufpassen.“ Ich lief also allein zum Bahnhof.

Lukas rief alles einsteigen und knöpfte mir 10 Lummeln ab. Emma schnaufte. Poldi und ich durften uns in das Führerhaus hinein zwängen. Ein Wunder, dass Poldi keine extra Lummeln kostete. Emma pfiff und es ging los. Die Strecke war etwas uneben, aber Lukas erklärte mir, dass Emma schon selbst wüsste mit welcher Geschwindigkeit man fahren müsse. Er hätte vollstes Vertrauen. Der Schienenstrang führte weiter nach oben und links konnte man einen Blick auf den Palast von König Alfons werfen.

„Man sieht ihn kaum am Fenster“, meinte Lukas, weil der König nur auf dem Thron sitzen und mit Frau Waas telefonieren würde. „Er lebt zurückgezogen.“


Schließlich kamen wir zu einem Tunnel, nachdem wir einen Wasserfall passiert hatten. Mitten im Tunnel sprang die Emma aus dem Gleis und ratterte neben den Schienen und erst als wir den Tunnel verlassen hatten, da sprang Emma wieder brav auf die Schienen zurück. „Was war denn das“, fragte ich Lukas.

„Ja wissen sie“, erklärte er, „im Tunnel sind die Schienen so heiß, dass sie glühen. Das mag Emma natürlich nicht, oder würden Sie sich gerne ihre Füße rösten lassen?“ „Aber wieso sind denn die Schienen dort so heiß?“

„Unter Lummerland lummert wahrscheinlich ein Vulkan“, vermutete der königliche Lokführer.

„Das müssen wir uns näher anschauen“, beschloss ich. Emma fuhr rückwärts, bis wir wieder am Tunnel ankamen. Lukas und ich gingen in den Tunnel hinein. Poldi folgte uns. Die Schienen glühten, das stand fest. Ich tastete am Boden.

„Hier ist es besonders heiß“, meldete ich. Poldi schnupperte wie wild und bellte.

„Du bist ja ganz aufgeregt“, sorgte ich mich. „Ich glaube da ist ein Hohlraum darunter.“

Ein großer Stein lag wie ein Pfropfen neben den Gleisen.

„Den schaffen wir nicht weg, der ist viel zu schwer.“

„Da hilft uns Emma“, hatte Lukas die Eingebung.

Emma schnaufte herbei und mit einem Seil,

das wir um den Stein geschlungen hatten, zog Emma an. Sie musste tüchtig schnaufen, aber schließlich war es geschafft. Der Stein brach heraus. Nun konnten wir in das Loch hinein sehen. „Kommt nur rein“, knurrte es. „Wenn ihr mich schon stört, dann will ich euch auch sehen. Wenn nicht, dann röste ich euch!“ Es blieb uns nichts übrig. Mit dem Tau das wir dem Stein wieder abgebunden hatten seilten wir uns ab. Ich hatte Poldi fest in den Arm genommen. Emma hielt das andere Ende fest. Als wir unten angekommen waren, stellten wir uns vor.

„Das bin ich und das ist Lukas, der königliche Lokomotivführer.“

„Und ich bin Figo, der Drache“, zischte das

Untier.

„Freut mich“, log ich.

„Wie könnt ihr es wagen mich zu stören!“

„Mit deinem Feuer speien machst du die Gleise heiß. Das ist nicht fein“, sagte Lukas mutig. „Ich muss Feuer speien, das geht nicht anders“, antwortete Figo. Dann reckte der riesige Drache seinen Kopf hervor und betrachtete Poldi genau. Die Nüstern pafften, Poldi hechelte. Der kleine Hund hatte gar keine Angst.

„Den mag ich“, stellte Figo fest. Irgendwie fand ich es eine gute Idee, wenn wir wieder verschwinden könnten.

„Wie heißt er denn“, schnaubte Figo. „Er heißt Poldi.“

„Ihr könnt gehen, aber Poldi bleibt hier“,

beschloss der Drache. Das konnte ich unmöglich zulassen.

„Wir nehmen Poldi mit, Punktum“, sprach ich. Dann kletterten wir wieder nach oben. Dort wartete Emma. Wir hüpften in das Führerhaus „Los, Emma, es geht um Leben und Tod“, rief Lukas. Mit einer Schere schnitt ich noch schnell das Seil durch, aber es half nichts.

Figo zwängte sich durch das Loch nach oben in den Tunnel und stand nun hinter uns. „Ich will Poldi haben“, knurrte der Drache.


Was tun? Da hatte ich eine Idee.

Es war später Nachmittag geworden, als wir Lummerland verließen. Alle Lummerland

Bewohner winkten zum Abschied. Auch Figo war mit dabei. Herr Schmidke war blass wie die Wand. „Das war doch nicht etwa ein Drache“, ächzte er. „Das ist ganz normal“, paffte Silberhaar, der Matrose. „Ich habe schon viele Bandwürmer, Seeungeheuer gesehen, da ist so ein Drache ein Klacks!“ Am Glücklichsten war ich. Der Drache war nun am Hauptbahnhof und heizte Emmas Kessel auf, während Poldi die Kommandos bellte. Die zwei waren unzertrennlich. Der Dampf reichte genau für eine Inselrunde. Emma fühlte sich puddelwohl, wenn ihr Schornstein rauchte, sozusagen ein dampfendes Festmahl für sie. Und auch die Teekanne von Frau Waas heizte der gute Figo, so dass auch der König Alfons der

viertel vor zwölfte öfters vorbei kam. Das gefiel König Alfons viel besser, als nur immer zu telefonieren. So schönen heißen Tee bekam er nur bei Frau Waas. Schließlich war er Drachen gebrüht. Und frieren musste niemand mehr.

Der Drache sorgte für genügend Heizung, wenn er den Ofen befeuerte. Auch Figo war glücklich. Er durfte speien, hatte einen Kameraden gefunden und alle hatten ihn lieb gewonnen. Und so verließ ich die absolut ökologische Insel Lummerland. Eine solche Energiewende würde sich wohl jeder wünschen. Als wir uns wieder der Amadea näherten, da gab es eine gewisse Dünung, so dass ich mich an den Planken festhalten musste.

„Was hältst du dich denn so am Bett fest“, fragte meine bessere Hälfte. „Ach, ich habe nur geträumt.“ „Hier hast du eine heiße Tasse Tee, mein Eselchen“, sagte sie.

Und als ich die dampfende Tasse in Händen hielt, da musste ich schmunzeln und an Figo und an das ökologische Lummerland denken.

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welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

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erato 
Mit einem Tee in deiner Hand,
ist Figo auch - recht schnell
gebannt.
Mit einer Frau zur rechten Zeit -
ist nächster Traum für dich bereit... , lieber Günter
:::---))))))))))))))))
GghG Thomas
(So mögen das die Kinder)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Solange der Tee einen gewissen Feuerstoß aufweist...
:-)
danke!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Wusste ich es doch, dass Dir Seeungeheuer nicht fremd sind! :-)
Klar, es glitt- geändert!
Danke
Günter
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