Kurzgeschichte
Bäume - Menschen...

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"Bäume - Menschen..."
Veröffentlicht am 29. Dezember 2017, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Geboren und aufgewachsen im Land der Kontraste, an der Grenze Europas zu Asien. Erste Schreibversuche in der Grundschule. Germanistikstudium an der heimischen Staatsuniversität. In Deutschland seit 1996. Seit 2017 Gedichte und Kurzgeschichten, die entweder autobiographisch sind oder auf wahren Gegebenheiten beruhen. Natur ist meine Kraftquelle und Faszination, daher kommt sie oft in meinen Geschichten vor. "Wir sind eines Blutes, du und ...
Bäume - Menschen...

Bäume - Menschen...



An diesem herrlichen Herbsttag stand ich plötzlich in einem wundersamen Waldstück.


In der Mitte ragte Richtung Sonne eine hohe Tanne empor. Sie wuchs gerade, war schlank, schön und ein wenig stolz.


Nicht weit von ihr stand eine rüstige knorrige Eiche, warscheinlich 200 Jahre alt. Ihre

weitläufige Krone spendete Schatten.

Das Faszinierende war hier, dass in diesem Waldstück zwei Obstbäume wuchsen:






Ein großer, gut verwurzelter Kirschbaum mit vielen Ästen, der scheinbar viele Früchte trug, und ein junger kräftiger Birnenbaum. Was der Wind wohl manchmal so zusammenbringt, dachte ich vergnügt...


Nähe des Waldstücks floss ein ruhiges kleines Bächlein mit klarem Wasser.


Eine große Weide ließ seine langen biegsamen Äste über dem Bach hängen. Die unzähligen grünen Blätter raschelten

beruhigend im sanften Wind.





Doch was sehe ich da?


Am Rande des Waldstücks, da wo es den Hang steil hinunter geht, krallte sich eine Zirbelkiefer mit ihren knorrigen Wurzeln fest in den Boden ein.


Es sah aus, als ob sie weglaufen wollen

würde, doch auf einmal würde es ihr zu steil... Und so blieb sie am Hang stehen, um sich den Blick in die Freiheit, die dort hinter dem Hang wäre, freizuhalten.

Ihre braungraue Rinde roch wunderbar nach





frischem Harz. Die winzigen durchsichtigen

Harztropfen sahen aus wie Tränen aus vergangenen Zeiten. Der geschwungene Stamm ließ erahnen, dass sie dort, am Rande des Waldstücks, jahrelang allen Winden ausgesetzt war und mit vielen Stürmen zu kämpfen hatte. Immer wieder richtete sie sich auf, nach oben, zum blauen Himmel, zur Sonne.


Sie hätte gern eine breitere Krone, wie der Kirschbaum oder wie die alte Eiche, um anderen auch Schatten spenden zu können.





Doch die Art, wie sie ihr Leben lebte,

erlaubte es ihr nicht: Sie sollte schließlich

den Stürmen standhalten und überlebensfähig sein. Statt Blättern hatte sie Nadeln, damit sie in den harten Zeiten, wenn wenig Regen ist, überleben kann ohne auszutrocknen. Ihre Nadeln haben immer ein frisches Grün, auch wenn andere Bäume ihre Blätter längst abgeworfen haben und entblösst da stehen.


In einem dieser Bäume erkannte ich mich...


28.09.17




Bilder: L. Afremov

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Über den Autor

daxana
Geboren und aufgewachsen im Land der Kontraste, an der Grenze Europas zu Asien.
Erste Schreibversuche in der Grundschule. Germanistikstudium an der heimischen Staatsuniversität.
In Deutschland seit 1996.
Seit 2017 Gedichte und Kurzgeschichten, die entweder autobiographisch sind oder auf wahren Gegebenheiten beruhen.

Natur ist meine Kraftquelle und Faszination, daher kommt sie oft in meinen Geschichten vor.
"Wir sind eines Blutes, du und ich" (R. Kipling).




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Miranda Liebe Daxana,
" Bäume sind Menschen,
fühl ihr hölzernes Herz
lehn dich an ihren Stamm,
er wird dich schützen
flüstere deine Träume
in seine Rinde und du
wirst wieder zum Kinde,
das glauben kann an,
des Baumes starken Stamm."
Liebe Grüße
sigrid
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Eine sehr schöne Kombination aus Worten und Bildern. Dein philosophischer Waldspaziergang hat mir gefallen.

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
daxana danke für deinen Kommentar, liebe Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
Lynny Du hast mit Deinen Worten ein sehr malerisches Bild gezeichnet, in dem sich so mancher wiederfinden kann.
Wunderbare Parallelen gezogen, mit tollen Bildern untermauert.
Ganz Klasse.
Herzliche Grüße, Lynny
Vor langer Zeit - Antworten
daxana Danke für deinen anerkennenden Kommentar zu diesem Buch, liebe Lynny.
LG daxana
Vor langer Zeit - Antworten
Lynny Vielen Dank noch für die Taler. :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Lindenblatt 
Liebe Daxana,
mit Deiner wunderbaren Beschreibung und den passenden schön gemalten Bildern von L.Afremov, dazu sprichst Du mir aus der Seele.
In jedem Baum steckt wohl auch ein Stück Mensch und in jedem Mensch ein Stück Baum, wer es allerdings nur so empfinden kann.

Ich wünsche Dir einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Mögen die Bäume uns erhalten bleiben!

Liebe Grüße
Liinde
Vor langer Zeit - Antworten
daxana Liebe Linde, es freut mich sehr, wenn dir mein Buch gefallen hat und du dich angesprochen fühlst, es ist immer schön so etwas zu lesen. Tatsächlich dachte ich an reale Menschen als ich diesen Text schrieb :)
Danke auch für das Favo und das Abonnieren.
Ich wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr!
LG daxana

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