Journalismus & Glosse
Sklaverei

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"Die Elite beißt sich selber"
Veröffentlicht am 10. November 2017, 18 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Die Elite beißt sich selber

Sklaverei

Vorbemerkung

Seit Anbeginn wettere ich gegen Hartz IV. Die Regelungen sind Menschen-verachtend und auch eine Klatsche gegen den Rechtsstaat, weil sie zum großen Teil verfassungswidrig sind. Hier geht es aber um eine Auswirkung, die im Dunkeln bleibt, kaum jemand kennt und die ich für eine zusätzliche Katastrophe empfinde, welche der Staat sich unter Frau Merkels Führung mit geradezu perverser Widerlichkeit leistet. Es geht um die Sklaverei an den deutschen Universitäten.


Copyright: G.v.Tetzeli Cover: G.v.Tetzeli

Internet: https://www.welpenweste.de

Sklaverei

Ach, wie das alles so nach Volksverhetzung klingt. Alle Hartz IV Empfänger sind dumm und Arbeitsverweigerer, wollen sich nur auf Staatskosten durchfüttern lassen. Echte Betrüger! Eine ähnliche Lüge geht auf die Nerven, dass es zu wenig Fachkräfte gäbe (600 Bewerbungen auf eine Stelle).

Besonders schlimm sieht es aber an den deutschen Universitäten aus. Der ehemalige Student hat endlich seinen Abschluss, der noch dazu gefälligst hervorragend zu sein hat. Er möchte gerne an der Uni weiter tätig sein, vor allem, weil er dadurch in seiner

wissenschaftlichen Tätigkeit vorwärts kommt.


Es werden sogenannte freie Lehraufträge vergeben, die vor allem frei von Bezahlung sind. So geht es Privatdozenten, die umsonst an den Universitäten lehren müssen.

Wie kann es dazu kommen?

Ziel der Akademiker an den Universitäten ist die sogenannte Habilitation. Diese höchste Prüfung attestiert, dass der Prüfling dazu befähigt ist in einem wissenschaftlichen Fach zu lehren (facultas dozendi).


Dazu muss der Aspirant das akademische Prüfungsverfahren durchlaufen. Und dies ist der Knackpunkt.

Die Voraussetzung, um überhaupt zur

Endprüfung antreten zu dürfen, ist nämlich, dass man regelmäßige Lehrveranstaltungen nachweisen muss.

Solche sogenannten Lehraufträge vergibt die Uni.

Die sind allerdings ohne Bezahlung!

Findet man einen Lehrauftrag, der sogar ein kleines Geld abwirft, kann man von einem Sechser im Lotto sprechen.


Da hat man nun über ein halbes Jahrzehnt studiert, die Prüfungen geschafft, will an der Universität weiter arbeiten und muss nun regelmäßige Lehraufträge annehmen, die kein Gehalt kennen. Wovon soll man leben? Stichwort Hartz IV! Die Lage wird immer irrsinniger.

Solche Lehraufträge sind nämlich nicht hopplahopp nebenbei erledigt, indem man mal für 1,5 Stunden eine Vorlesung hält. So ist es keineswegs. Die Betroffenen müssen Prüfungen abnehmen, Hausarbeiten der Studenten bewerten (das sind u.U. jedes Mal über 500!), die Seminare und Exkursionen vorbereiten. Die Arbeit unterscheidet sich nicht wesentlich, ob ein Dozent einen oder drei Lehraufträge hat.

In dieser Zeit können sie kaum anderweitig arbeiten, ohne ihr Thema aus den Augen verlieren. Diese faulen Schweine, notgedrungen Hartz IV Empfänger, die dem Staat nur auf der Tasche liegen, dürfen dann andauernd bei den Jobcentern antanzen, werden wie alle

anderen Hartz IV’ler drangsaliert und z.B. dazu gezwungen 1€ Jobs als Lagerarbeiter anzunehmen (erst vor kurzem kamen die Gerichte darauf, dass nicht jeder jeden Job annehmen muss).

Auch für sie gilt, dass die Jobcenter sich an Sanktionen hoch geilen.

Die Sachbearbeiter, denen diese Akademiker ausgesetzt sind, haben selber nicht unbedingt den höchsten Bildungsstand und in ihren Augen ist dieses akademische Treiben als ineffizienten Luxus ansehen.

"Soll der doch erst einmal lernen, mit seinen Händen ordentliches zu leisten!" Trotz aller Widrigkeiten schaffen dann doch einige die Habilitation. Nun dürfen sie sich Privatdozent nennen.

Wow! Das Elend geht weiter. Sie haben jetzt den Titel, aber das bedeutet keineswegs Lohn und Brot. Sie hangeln sich von einem Projekt zum nächsten. Das kann das Erstellen eines wissenschaftlichen Sammelbandes sein, oder beinhaltet die genaue, arbeitsintensive wissenschaftliche Recherche. Diese sog. Projekte sind natürlich zeitlich begrenzt und – zum größten Teil unbezahlt, immer aber völlig unterbezahlt. Auch der Privatdozent bleibt Hartz IV erhalten. Natürlich hält eine solche Habilitation nicht ewig.

Wie bei Piloten, die Flugstunden nachweisen müssen, haben sie fortwährend akademische Lehrtätigkeit nachweisen. Sind es zu wenig,

ist die Habilitation wieder futsch!

Diesmal sind diese faulen und dummen Hartz IV’ler nicht nur mit Projekten beschäftigt, sondern auch noch, wie vorher mit Lehrtätigkeit. Dazu kommt noch die Promotion, also das Erreichen des Doktortitels. Eine solche Doktorarbeit zieht sich mindestens fünf Jahre hin, kann natürlich auch länger dauern. Über das Thema der Doktorarbeit und darüber hinaus stellt man sich dann einer Prüfungskommission und erhält schließlich den hart erarbeiteten Doktortitel, sofern bestanden.

Also nehmen wir einmal an, unser Tausendsassa hat Promotion geschafft,

mindestens fünf Jahre als Dozent gearbeitet und ist mindestens 40 Jahre alt, dann könnte es sein, dass er Professor werden könnte.


Natürlich muss er sich dazu ins rechte Licht stellen, in Fachmagazinen publizieren, forschen. Dazu ist er nun in der Lage sogenannte Doktor-Arbeiten zu vergeben (er ist dann der sogenannte Doktorvater), die dann durch die Arbeit des Anderen seinen eigenen Ruf heben. Also auch da schon beginnt das Ausnutzen nach unten. Jetzt kommt es! Wird man Professor, dann hat man das große Los gezogen. Es gibt diese Professuren aber nur höchst selten. Es muss ja erst eine frei werden. Die Zahl der Professuren hat in

Deutschland aber nur äußerst geringes Wachstum.


Unser Tausendsassa ist nun wahrscheinlich über 50 Jahre alt. Professor ist eigentlich nur eine Amtsbezeichnung dafür, dass man von der Universität eine Professur erhalten hat. Es hat also gar nichts mit der üblichen Beamtenlaufbahn zu tun.

Nun endlich, nach Jahrzehnten der Qual, ist man in hoher Besoldungsstufe verbeamtet und braucht sich für den Rest seines Lebens finanziell keine Sorgen mehr zu machen. Was für ein Pech, wenn man dann durch Schicksal mit 55 Jahren den Löffel abgibt. Wenigstens hat die Ehefrau als Beamtenwitwe noch etwas davon (sofern man das Glück hatte eine zu

ergattern, welche die Armut mitmachte).

Jedenfalls, als verbeamteter Professor hat man den Platz an der Sonne ergattert.

Und nun geht das Spielchen genau anders herum. Der Professor hält sich seine „Mitarbeiter“ wie Leibeigene. Die sorgen für den eigentlichen Unibetrieb, sind weisungsgebunden. Schließlich hat der Professor die Ausbeutung Jahrzehnte lang selber mitgemacht. Nun ist er am Drücker! Und als hoher Beamter ist er etwas! Dieses Sklaven System wird also von der Unileitung und denjenigen, die den Lottogewinn ergattert haben, unbedingt aufrecht erhalten.

Schließlich beruht dann der Ruf eines Professors vor allem auf dem Fleiß seiner

"Mitarbeiter".

Da fragt man sich, wieso sich die Geknechteten das gefallen lassen. Sie hoffen eben auf diesen Lottogewinn, wie es eben auch die Lottospieler im Hinterkopf haben. Sie könnten sich solidarisieren, aber in den meisten Fällen schämen sie sich.

"Sie sind Doktor und müssen von Hartz IV leben?"

Niemand will das öffentlich zugeben.

Diese Sklavenbetrieb an deutschen Universitäten ist gnadenlos.


Der Normalfall ist eben, dass der Hochschulbetrieb auf reiner Sklaverei fußt und hochqualifizierte Kräfte bis zu ihrem Tode von Hartz IV und Grundversorgung leben

müssen.


Die Universitäten, die immer mehr Einschränkungen von öffentlichen Geldern hinnehmen müssen, finden diese Hierarchie

der hochqualifizierten Arbeit für mau prima.

Es sieht ganz anders aus für Sekretärinnen der Professoren (die haben Anspruch darauf), die mehr verdienen, als irgendwo anders und außerdem ebenfalls zum Teil verbeamtet sind. Bis auf Schübe, nämlich zu Semester-Anfang und Ende, arbeiten sie sich nicht auf.

Der Dozent sehr wohl.


Über höhere Verwaltungsbeamte der Universitäten gehe ich nicht ein, weil mir dazu

zu wenig Tatsachen bekannt sind. Sie dürften ähnlich gut verdienen, wie die Professoren. Es geht schließlich um Geld und nicht um wissenschaftlichen Schmus.


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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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pepe50 Ein sehrgut nachvollziehbarer Einblick in die Zustände der Universitäten. Aber ganz ehrlich gesagt, ich kann es nicht so recht verstehen, dass die Intelligentesten unter den Intelligenten, das hinnehmen und mit sich machen lassen, selbst wenn Du versucht hast, es zu erklären.
Dass nicht jeder Professor werden kann, das müsste ihnen auch klar sein.
Natürlich passt das genau zu dem Bild, was man den weniger Intelligenten als Demokratie verkauft und es hat System; macht man die Intelligenten hörig und abhängig, dann gibt es auch keinen Widerspruch.
Apropos Universitäten, was haben eigentlich die Politiker studiert? Nun gut, Frau Merkel hat immerhin einen Dr. in Physik, aber mit Politik hat das nichts zu tun und ich denke das hat sie, zumindestens für mein Dafürhalten, ausreichend unter Beweis gestellt.
In ihrer langen Amtszeit hat sie aber auch die Erfahrung gemacht, dass sich die Intelligenten, diesbezüglich, nicht von den Dummen unterscheiden und weil das so gut gelaufen ist, hat sie noch mindestens 4 Jahre drangehängt. - LG Fred



Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Nehmen wir mal an Du möchtest erforschen welche Farbe das Gefieder bestimmter Saurierarten hatte. Wie kommst Du an seltene Präparate heran? An modernste Untersuchtungsmethoden? Und vor allem an die Geräte? Oder nehmen wir z.B. Astronomie. Glaubst Du ohne einem Professor dienlich zu sein, könntest Du Zugang zu Observatorien erlangen? Der Technik? Teilchenbeschleuniger, usw.
Es gibt nur Eines: Mit schwimmen, oder sich das Ganze aus dem Kopf schlagen.
Und wenn wir schon dabei sind: Merkel hat über die Stasi juhu Einstellung, über die Parteiunterwürfigkeit ihr Stipendium in Moskau ergattert. Dr. Schawan hat sich den Dr. illegal angeeignet, deswegen war sie ja auch so geeignet Ministerin für Bildung und Forschung zu werden, vertritt nun Deutschland als Botschafterin am heiligen Stuhl. Vielleicht sogar der richtige Posten, weil auch da das blaue vom "Himmel" herunter gelogen wird und natürlich genügend Kleingeld für den eigenen Geldbeutel abfällt.
Winterkorn ist Honorarprofessor an mehreren Unis, usw. Ich aber rede hier von ehrlichen Forschern, die ansonsten keine Gelegenheit haben in die Forschung zu gehen. Auch gute Posten bei Pharma-Industrien setzt voraus, dass man bereits "Forschungserfolge" aufzuweisen hat. Und nur, wenn man entsprechend das Wohlwollen eines Professors gewinnt, dann hat man die Gelegenheit bei anspruchsvollen Forschungen überhaupt mitmachen zu dürfen.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Das ist mir schon klar, Günter, aber mir war es wichtig auf die Verlogenheit des Systems aufmerksam zu machen. LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Sklaverei..."
Nun, ich bin schon überzeugt,
dass es tatsächlich so ist,
denn es ist längst kein Geheimnis,
dass es mittlerweile sogar deutlich mehr Akademiker gibt,
die letztlich Taxi fahren, nur um sich über Wasser zu halten,
als man es eigentlich in diesem Land vermuten würde...
Ich kenne nämlich selbst einen solchen...
LG
Louis
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke für Dein ausführliches Statement. Deutschland geht es nicht gut, wie Angela Merkel behauptet. Es ist einfach ein Desaster!
Danke für das Lesen!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Schon bewundernswert, wie du den höllengleichen
Parkour eines deutschen akademischen Werdeganges
geschildert hast..... ( Ich hab da einige "zugewanderte
Mitbürger" kennengelernt, die ohne Beruf und Arbeit
monatliche Unterstützung in einer Höhe bekommen, von
der ein Deutscher nicht zu träumen wagt....... aber wir
schaffen das schon - ganz sicher)
HG THomas
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste als ich studierte, hatte ich einen guten Draht zu Dozenten. Außerdem habe ich einen Freund, Dr., Hartz IV Empfänger.
Trotzdem habe ich genau recherchiert, weil ich selber nie Ambitionen in dieser Hinsicht hatte. Außerdem habe ich keinen Akademiker-Abschluss, sondern schmiss mich (damals, als..) auf die Thematik EDV.
Die Ungleichbehandlung von Deutschen, Migranten, niedrig und hoch Qualifizierten ist nicht mehr zu verstehen! Das gilt sowohl im negativen, wie positiven Sinne.
Günter
Danke für das Lesen und den Kommentar!
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Trotzdem:
Cum deos auri quod adorandus esset discipulus.... :-)))
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste quod erat demonstrandum!
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