Der Nazi
Jeden Freitag um 12 Uhr schlüpfte er
in seine andere Haut.
Er schloss die Haustür auf,legte seine
Sachen auf die Ablage im Schlafzimmer,
öffnete den Schrank und holte aus ihm
die fein säuberlich zurechtgelegte braune
Uniform und die auf Hochglanz polierten
Springerstiefel heraus,zog alles mit bedacht und Stolz an,warf sich einen unscheinbaren braunen Mantel über,stellte sich noch einmal vor dem Spiegel im Flur und hob mit tiefer
Ehrfurcht die rechte Hand zum
Hitlergruß.
Dann ging er zum "Fleischfest" auf die
Strasse,wo er seine "Kameraden" traf.
Zusammen gingen sie auf die Jagd.
Zum Flüchtlinge und Kanakenklatschen,
wie sie es nannten.
Manche hatten Sprungmesser,manche
Totschläger dabei.Auch ein paar
Molotowcocktails waren im Sortiment.
Er hatte eine alte Armeepistole,die er
gut bei sich zuhause versteckt hielt.
"Auf zum Flüchtlings,-und Asylantenheim beim alten
Freibad",gröhlte einer.
"Mal eine nette Abwechslung",sagte er.
"Brennen sollen die Schmarotzer".
Durch die zertrümmerten Fenster flogen
die Cocktails und gingen sofort in
Flammen auf.
Freudensschreie und Gesang untermalten
die Flammen am brennenden Haus.
Sie sangen das Horst-Wessel-Lied zum
grausigen Geschehen.
Ein paar Menschen rannten brennend
und schreiend aus dem Haus.
Frauen mit ihren Kindern.Eine Mutter
hatte ihr Baby im Arm,das schlaff und
verkohlt in ihren Armen lag.
Er zog seine Armeepistole aus dem
Mantel und schoss.
Getroffen sank die Mutter zu Boden,
wimmernd vor Schmerzen.
"Guter Schuss,Kamerad,die Alte
Schlampe ist hinüber.Und ihr
Hurenbalg gleich mit.
Schnappen wir uns die anderen
Schweine und machen wir sie alle.
Das ganze Dreckspack soll brennen
und verrecken".
Laut gröhlend,singend und Heilrufend
genossen sie dieses Spektakel.
"Advent,Advent,ein Flüchtling brennt",
sangen sie zufrieden.
"Kristallnacht und Säuberung für heute
beendet,Kameraden.Ihr habt ganze Arbeit geleistet!
Deutschland ist Stolz auf euch!"
Berauscht vom Erfolg ihrer Mission stoben sie in verschiedene Richtungen auseinander.
Berauscht von brennenden Menschen,
dem vielen Blut und Toten.
Auch er war stolz,öffnete wieder seine Haustür,zog seine Uniform und die Stiefel aus,an denen noch das Blut und Gehirnmasse durch Kopftritte von einigen Kanaken hing und legte sich Zufrieden und voller Genugtuung ins Bett.
Volkes Wille war erfüllt!
Am nächsten Tag,dem Samstag,hatte er
nur kurzen Dienst in der Bank,in der er
als Kundenberater wieder freundlich
und zuvorkommend hinter seinem
Schalter stand,um einer alten Frau
den Auszahlungschein für ihre
monatliche Rente auszustellen.
Er war bei all seinen Kunden
als ein sehr zuvorkommender und
netter Mensch bekannt und auch
seine Kollegen mochten ihn.
Bald würde er zum Filialleiter befördert werden,denn man brauchte solche fähigen Männer in der Bank.Auch wurde über eine Berufung in die Zentrale nachgedacht.
Denn er war ja nur ein Nazi,der es denen mal so richtig zeigte.
Schmarotzern und Abzockern keine Chance zu geben in unserem ach so geliebten Vaterland.
Was machten da schon ein paar tote
Asylanten aus.
Die Polizei und Feuerwehr kam erst nach
35 Minuten zum Brandort und fand nichts mehr vor,was zu löschen sich lohnte.Die meisten der über 250 Menschen,die sich in dem Haus befanden,wurden nur noch verkohlt aus den Trümmern geborgen.