Science Fiction
Das Ende der Zeit

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"Das Ende der Zeit"
Veröffentlicht am 11. Oktober 2017, 20 Seiten
Kategorie Science Fiction
© Umschlag Bildmaterial: Gunnar Assmy - Fotolia.com
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Das Ende der Zeit

Das Ende der Zeit

Prolog

Die Zeit der großen Waffen ist vorbei. Kriege werden heute mit Physik geführt. Wobei man die wenigen, noch aktiven Kämpfe, kaum als Krieg bezeichnen kann. Es sind eher Unstimmigkeiten. Oder besser noch, Präventivmaßnahmen gegen die ESS (1). Aber dazu später mehr. Jetzt sollte ich erst einmal versuchen hier heraus zu kommen. Ich befinde mich mitten in einem Asteroidenfeld. Kein Schiff in Sicht, nur ich in meinem Raumfluganzug. Mitten im Nirgendwo. Eigentlich wollte ich nur mal für ein paar Tage für mich allein sein. So nennt man das heute, wenn man sich allein auf den Weg in die unendlichen, unentdeckten weiten des Alls macht. Dazu braucht es nicht mehr als einen Raumfluganzug. Diese Anzüge sind eine der Besten, technologischen Errungenschaften des

22. Jahrhunderts -zumindest ist das meine Ansicht. Während der Raumanzug mich aus dem Asteroidenfeld navigierte, ließ ich die letzten Tage noch einmal Revue passieren. Angefangen hatte alles vor 6 Tagen, als ich mich dazu entschloss, die Leere, Ruhe und Dunkelheit des Alls auf meinen Verstand wirken zu lassen. Welchen besseren Ort kann es geben, um völlig unbeeinflusst nachdenken zu können? Mir waren ein paar Zusammenhänge zwischen den kürzlich ansteigenden Sichtungen von ESS Schiffen und minimalen Masseschwankungen unserer Sonne aufgefallen, die mich beunruhigten. Da ich jedoch noch nichts Genaues daraus Schließen konnte und wir über die ESS auch noch so gut wie gar nichts wissen, hielt ich es für besser, das Ganze noch für mich zu behalten. Fassen wir also einmal zusammen: Die ESS sind eine extrasolare Spezies, welche

vor einigen Monaten vermehrt in unserem System Spuren hinterließ. D.h. sie benutzen eine uns noch unbekannte Tarntechnologie, wodurch wir nur Veränderungen im Raum und grobe Umrisse ihrer Schiffe feststellen konnten. Die Mehrheit der Menschen stimmte dafür, unvoreingenommen und defensiv vorzugehen. Das heißt, zu versuchen, Kontakt aufzunehmen und die Spuren nicht direkt nachzuverfolgen, um den ESS nicht den Eindruck zu vermitteln, wir hätten Kriegerische- bzw Imperialistische absichten.Wir verhielten uns also passiv und ließen unsere Sensoren permanent das gesamte Sonnensystem analysieren. Dies ist dann leider auch schon alles, da wir nicht mehr herausfinden konnten, als das bereits gesagte. Wir stellten fest, dass sie sich quasi unsichtbar am Rand unseres Systems bewegten und entweder einfach nur beobachteten -denn auf unsere Kontaktaufnahmeversuche, welche aus dem Aussenden von verschiedensten

Willkommensbotschaften bestanden, reagierten sie nicht- oder etwas vorbereiteten. Sie verhalten sich jedoch nach wie vor gänzlich Passiv, weshalb wir nach wie vor an unserer Strategie festhalten. Bald darauf jedoch begannen unsere Computer leichte Veränderungen in der Intensität des Sonnenlichts festzustellen. Da man allerdings in der Nähe der Sonne keine Sichtungen bezüglich Einwirkungen von außen machte, ging man von einem Natürlich, d.h. physikalischen Effekt bei Sternen aus. Unsere Sonne verzehrt sich schließlich selbst. Zumindest würde es ein Leihe so ausdrücken. Und genau da bin ich anderer Meinung. Eine Meinung allein ist jedoch nicht mehr als bloße Ideologie. Sie ist haltlos und beruht letztlich auf Unwissenheit, ist also maximal weit von dem entfernt, was wir Wissenschaft nennen. Wir. Diese endlose schwärze des Alls...


Ich vermutete, dass die ESS unsere Sonne als Energiequelle nutzten, was sie durch ihre Tarntechnologie unentdeckt hätten tun können. Also machte ich mich auf den Weg zur Sonne um mehr herauszufinden. Mit diesem plötzlichen Asteroidenfeld hatte ich allerdings nicht gerechnet. Das seltsame an diesem ist, dass ich ihn zu beginn meiner Reise noch nicht geortet hatte, was aufgrund meines Raumanzuges nicht hätte möglich sein dürfen. Vielleicht ein Hinweis, dass ich der Sache auf der Spur war und die ESS mich bemerkt hatten. Mich, allein in einem Raumanzug, unsichtbar auf allen jemals erforschten menschlichen Radars und doch nicht unbemerkt von diesen Wesen. Sie müssen uns Jahrhunderte voraus sein. Was sind ihre Absichten? Und wieso reagieren sie nicht auf unsere Nachrichten? Wofür benötigen sie solche Mengen an Energie? Haben sie etwa doch kriegerische Absichten?

Ich hoffe bald mehr über sie herausfinden zu können.


Das Asteroidenfeld ist überwunden, jetzt also weiter gen Sonne.

Die Wahrheit I

Viel Zeit ist vergangen seit der großen Veränderung. Oder sollte ich eher sagen der großen Entscheidung?


Vor 50 Jahren begann die Firma AstroX mit der Entwicklung des Raumfluganzuges. Er sollte nicht nur völlig autarkes Leben im All ermöglichen, sondern auch die Langlebigkeit von Technik neu definieren. Sein Energiesystem war revolutionär. Es nutzte einfach die den Raumanzug umgebenden Atome und Moleküle um daraus Energie zu gewinnen. Aber damit nicht genug, er konnte auf selber Grundlage Strukturen neu zusammensetzten und so auch für die Versorgung des Astronauten dienen. In anderen Worten, das Energiesystem des Raumfluganzuges war eine Art verbesserter Replikator, wie man ihn aus alten Star Trek Serien kennt (2). Waffensysteme gab es keine,

lediglich die Möglichkeit, einzelne Partikel -z.b. ein Sand- oder Staubkorn- so sehr zu beschleunigen, dass man damit hätte ganze Planeten zerstören können (3). Über Luftdruckdüsen und eine äußerst Fortschrittliche, künstliche Intelligenz (K.I.) konnte man sich frei im Raum bewegen und durch letztere kommt man auch Problemlos durch solch unvorhergesehene Asteroidenfelder, wie ich es gerade tat. Er war das Resultat jahrzehntelanger, zielgerichteter und unvorstellbar kostspieligen Forschung der Firma AstroX. Zehntausende Arbeiter, millionen Arbeitsstunden und tausende Testversuche waren nötig, um diese eine, scheinbar perfekte Erfindung zu ermöglichen. Ein gigantischer, futuristisch anmutender Gebäudekomplex aus Glas und Sichtbeton mit mehr als 20 verschiedenen Forschungsabteilungen. Eigene Abteilungen für Medizin, Verteidigung(4), Nahrungsversorgung,

Hygiene, Datenverarbeitung und sogar Kolonisierung für die Erschließung fremder, noch unbewohnter Planeten. Jede einzelne davon bestehend aus hunderten Forschern und Testpersonen. Dem Potential des Anzuges sollte keine Grenzen gesetzt werden. Oder anders gesagt, der Anzug machte jeden Menschen mit etwas Grips und Verständnis für Technik zu einem Gott.


Als der Anzug 50 Jahre später dann endlich auf den Markt kam, wollte ihn natürlich jeder sofort haben. Doch nur ein geringer Teil der Menschen konnte ihn sich auch leisten und so wurde es anfangs zu einem Privileg einen solchen Anzug tragen zu dürfen. Und was soll ich sagen, ich hatte das große Glück, einen bei der Lotterie zu gewinnen. Auf anderem Wege hätte ich Ihn mir niemals leisten können. Ein einziger Anzug kostete mehr, als ein normaler Mensch bis zu seinem Lebensende überhaupt hätte verdienen

können.


Legen wir mal einen Gang zu, die Sonne ist nur noch rund 2 Mio. Km entfernt. Nehmen wir einmal an, die ESS sind friedliche Lebewesen. Dann habe ich nichts zu befürchten und kann versuchen persönlich Kontakt aufzunehmen. Wie? Eine Möglichkeit wäre zu versuchen, das (unsichtbare) Schiff genau zu lokalisieren und dann anzudocken. Solange ich im Raumfluganzug bin, habe ich schließlich nichts zu verlieren. Soweit so gut, aber was, wenn sie feindlich gesinnt sind? Dann habe ich keine Wahl, als mich selbst zu verteidigen und sie auszulöschen. Stop. Letzten Satz streichen und wie folgt neu formulieren: Dann habe ich keine andere Wahl, als mich selbst zu verteidigen, ihre Reaktion abzuwarten und geeignet zu reagieren. Gleich bin ich da, die Sensoren messen weiterhin unerklärliche Energieverluste hinter der Sonne. Was mag mich... was mag die

Menschheit dort nur erwarten?

Wahrheit II

Nichts! Es ist absolut nichts hinter diesem scheiß Stern! Die Sensoren müssen irgendetwas wahrgenommen haben, das gar nicht da ist. Verdammt. Ich halte diese stille, diese leere nicht mehr länger aus. Jetzt ist es ja egal, jetzt kann ich Ihnen auch die Wahrheit erzählen. Vergessen Sie also alles bisher gesagte, nahezu nichts davon ist wahr.


Mein Name ist Neo Sklum, ich war der reichste Mensch der Erde, bevor die Menschheit sich selbst in einem Krieg um Unterdrückung und Freiheit ausgelöscht hat. Ich bin nicht stolz darauf, aber dieser Anzug ist sozusagen das einzige, was der Menschheit hätte helfen können, aber ich hatte keine Wahl. Sobald der Anzug fertig gestellt war, begannen die Demonstrationen. Die Menschen wollten mir meine Errungenschaft stehlen! Sie wollten den

Anzug zum nicht-verkäuflichen, freien Allgemeinwohl machen. Das konnte ich einfach nicht zulassen. Doch das war erst der Anfang, diese Barbaren wollten unseren gesamten, globalen Staat stürzen. Sie wollten das Geld abschaffen und nicht mehr Arbeiten. Sie meinten so eine bessere, humanere Gesellschaft schaffen zu können. Eine ohne Armut und Hunger. Aber so ist nun mal unsere Gesellschaft. Wer faul ist und sich weigert zu Arbeiten, muss damit rechnen, am Ende des Tages nichts zu Essen auf dem Tisch zu haben. Schließlich ist jeder seines Glückes Schmied und ich hatte nun einmal das Glück, durch harte Arbeit und kluge Ideen zum reichsten Menschen der Welt zu werden. Wer also, wenn nicht ich, hätte diesen Anzug am ehesten verdient? Doch als die Demonstrationen größer, die Eskalationen schlimmer wurden und die Polizei die Kontrolle zu verlieren schien, schnappte ich

mir den Anzug und machte mich aus dem Staub. Ein für allemal. Das war vor mittlerweile 2 Jahren. Das erste Jahr lang beobachtete ich die Erde noch aus sicherer Entfernung, doch als irgendwann die Nuklearraketen - vom All aus gesehen winzige Explosionen- eingesetzt wurden, war klar, dass wir am Ende der Geschichte unserer Spezies angekommen waren.


Ende.

Anmerkungen/Fußnoten

1 - Extrasolare Spezies; nicht näher bekannt 2 - Für diejenigen, denen auch das nichts sagt, es handelt sich dabei um eine Maschine, die aus ihrer Umgebungsluft sämtliche Gegenstände herstellen kann - ähnlich einem 3D Drucker. 3 - Die kraft des beschleunigten Teilchens resultiert aus der simplen Gleichung E=mc^2. D.h. je näher das Teilchen der Lichtgeschwindigkeit kommt, desto Massereicher wird es - der Masse sind hier keine Grenzen gesetzt.

4 - Gerade die Verteidigungsabteilung hatte zu beginn der Forschung enorme Probleme, den Anzug sicher und gleichzeitig praktikabel zu halten. An herkömmliche Waffen war zwecks ihrer Größe im Vergleich zum Anzug nicht zu denken. Schließlich sollte der Anzug gegen allerlei potentielle Angriffsziele gewappnet sein. Also auch gegen Schiffe und Stationen

anderer Lebewesen. So entwickelte man eine Waffe, die mit maximaler Energieeffizient und simpel angewandter Physik aus jedem noch so kleinen Teilchen eine "Kugel" mit schier unendlichem Zerstörungspotential machen konnte. Den Sklum-Partikelbeschleuniger. Sklum, bzw Neo Sklum war der Kopf hinter dem Raumfluganzug, er leitete und Finanzierte das Mammutprojekt.

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Lynny Hallo,
Ich bin seit Oktober auf mystorys, habe aber auch jetzt erst mein erstes
,, Buch" eingestellt.
Komme jetzt erst zum stöbetn, hier und da.
Du zeichnest in Deiner Geschichte eine düstere Vision......gut geschildert, finde ich.
Hofden wir, dass es in der Realität positivere Aussichten gibt.
Bin gespannt auf Deinen nåchsten Beitrag, liebe Grüße,
Lynny
Vor langer Zeit - Antworten
Babeuf Vielen dank für die Bewertung. Ich habe auch soeben eine neue Kurzgeschichte hochgeladen. Vllt gefällt Sie dir ja auch.

Ps.: Ich hoffe natürlich auch auf eine bessere Zukunft. :)
Vor langer Zeit - Antworten
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