Jugendbücher
Der Sturm meiner Welt

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"Der Sturm meiner Welt"
Veröffentlicht am 26. September 2017, 158 Seiten
Kategorie Jugendbücher
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Über den Autor:

Bin 26 Jahre jung und schreibe sehr gerne Geschichten (Kurz Geschichten). Sehr angetan haben es mir Erotik Geschichten. Bin aber auch ein sehr großer Fan von Horror und Thriller Geschichten.
Der Sturm meiner Welt

Der Sturm meiner Welt

Scheißekackemistverdammter!

Merlin, verdammter! Was hatten mir diese unterbelichteten Hauselfen gestern Abend nur ins Essen gemischt?! Ich hatte unglaubliche Bauchschmerzen und mir ging es einfach nur absolut mies. Die hatten mich vergiftet! Na wartet, ihr Viecher, wenn mein Vater davon erfuhr! Ein Glück hatten wir heute in den ersten zwei Stunden Zaubertränke, da würde es nicht auffallen wenn ich den Raum mit ein paar zusätzlichen Gasen terminierte. Nicht, wenn Potter und der Wiesel wieder alles anbrennen ließen. Wie konnte man nur so beschränkt sein?! Einen Zaubertrank zu brauen war nun

echt nicht schwer, wenn man denn lesen konnte, was Potter und sein einfältiger Freund anscheinend nicht konnten. Auserwählter sein wollen, aber nicht mal die einfachste Anweisung lesen können, tz! Ich könnte mich jetzt ewig weiter über dieses gehirnamputierte Narbengesicht aufregen, allerdings hatte ich gerade viel schlimmere Probleme. In meinem Bauch braute sich ein ganz fürchterliches Unwetter zusammen, das mich zwang wenig Malfoy-like durch die Flure zu watscheln. Wie hießen diese komischen Kreaturen noch? Pimugine oder so. Aber lieber das, als jeden meiner Schritte zu vertonen. Ein Malfoy gab keine Winde,

oder in meinem Fall, Orkanböen, von sich, so etwas war unter meiner Würde! Und musste ich mich jetzt wirklich hinsetzen? Ich hielt die Bauchschmerzen im Stehen ja schon kaum aus, aber im Sitzen wurden sie einfach unerträglich, und mir war so unglaublich übel! Ich wurde vergiftet, eindeutig. Ade, du schöne, wunderbare Welt … Auf meinem Grabstein würde stehen: ›Grausam gemeuchelt von einem namenlosen, unwürdigen Hauselfen‹ ... Das sprach nicht gerade für mich, also zusammenreißen! Ich würde hier jetzt nicht einfach sterben, ich würde es ertragen wie ein wahrhaftig männlicher

Mann! Oh, da qualmte auch schon ziemlich ekelerregend riechend der Kessel vom Wiesel, ich dachte nicht, dass ich das irgendwann mal denken würde, aber er war meine Rettung. Ich ging also betont arrogant zu ihm rüber. »Na Wiesel, immer noch nicht lesen gelernt?«, fragte ich spöttisch. »Bei Salazar, ist das der Trank oder stinkst du so erbärmlich?« Dass der meiste Geruch gerade von mir her rührte, weil ich mich endlich etwas erleichtern hatte können, interessierte hier ja niemanden, ein Malfoy stank schließlich nicht! Dieses rothaarige Armutszeugnis wollte gerade zu einer

wahrscheinlich unglaublich grenzdebilen Antwort ansetzen, da schlug Potter ihm gegen den Arm, was war denn jetzt kaputt? Ich meine super, dass Potter seinen Freund schlug, er hatte mein vollstes Verständnis dafür, aber warum? Sonst hingen die beiden doch wie bei einem Dauerklebefluch zusammen und waren wie die zwei Hälften einer Walnuss in der Nussschale, geradezu zusammen gewachsen geistig und intelligenter als eine Nuss waren sie auch nicht, und sie mussten sich die Intelligenz der Walnuss auch noch teilen. »Du bist ganz grün im Gesicht«, kam ziemlich schnarrend von Potter. Er übertraf damit sogar beinahe

Professor Snape, und nein, dafür bekam er von mir keinen Respekt! Zumindest würde ich das niemals öffentlich zugeben. »Bist du krank oder hat Parkinson wieder an dir rumgedoktort, dass dir jetzt davon schlecht ist?« »Rumgedoktort?«, fragte ich desinteressiert, war mir doch egal, was die Brillenschlange dachte, was Pansy und ich so taten. Ich brauchte nur einen Grund um noch ein wenig länger bei dem qualmenden Kessel stehen zu bleiben. Was für eine Erleichterung! Und was für ein Gestank ... »Doktorspiele, Malfoy.« Er schüttelte genervt den Kopf. Dachte er etwa, ich

wäre blöd, oder was? Ich ließ mich hier nicht von ihm beleidigen! Was glaubte er denn? Dass Pansy und ich Heiler spielten und uns gegenseitig fragwürdige Tränke verabreichten und damit vergifteten? Nicht Pansy hatte mich vergiftet, es war ein widerlicher Hauself, verdammt nochmal! »Pass mal auf, Potter«, zischte ich eisig, »halt deinen unwürdigen Gryffindormund oder ich mache mit dir hier gleich mal Doktorspiele!« Zeit für eine letzte kleine Bauchentspannung, leider halfen die Windabgänge nicht wirklich gegen die Schmerzen und zudem gluckerte es in mir ziemlich

unheilverkündend. Potter wurde etwas weiß um die Nase, fing an zu husten und sah mich aus schreckgeweiteten Augen an. Hatte er etwa was gerochen? Bestimmt nicht, es musste daran liegen, dass ich ihm damit gedroht hatte, ihn mit Doktorspielen zu vergiften. »Kann ich den Gentlemen behilflich sein?«, schnitt eine frostige Stimme die erstickende Situation. Ich begrüßte es selbstverständlich immer, wenn Professor Snape sich einmischte, da er die beiden Dumpfnasen genauso sehr verabscheute wie ich. Doch gerade wünschte ich ihm den Basilisken an den Hals. Meine Innereien drohten jeden

Augenblick zu explodieren. »Mister Weasley, Ihre mangelnde Intelligenz ist eine Zumutung«, blaffte er nach einem Blick auf dessen Gebräu. Ha ha! Ich durfte jetzt bloß nicht lachen, sonst wäre alles vorbei. »Entfernen Sie dieses Etwas, das Ihrem Gehirn mehr gleicht als eine schrumpelnde Rosine.« Nein!! Was sagte er denn da?! Ich musste mich jetzt noch einmal schnell erleichtern, bevor es dafür zu spät sein würde. Mit einem Zucken des Zauberstabs war der Trank verschwunden und das mit sich tragende, unheilvolle Blubbern ebenfalls. Jeder in diesem Raum starrte mich an. Es war

geschehen. »Potter, Ihre Abgase können Sie für sich selbst behalten!«, schnarrte Professor Snape. Nun richteten sich aller Augen auf ihn. Potter und das Wiesel sahen mich erbost an. Snape sei Dank! Doch mein Problem war damit leider nicht gelöst. Die Schmerzen wurden immer unerträglicher. Ich musste dem irgendwas hinzufügen, das erwarteten alle von mir. »Potter stinkt! Potter stinkt!«, johlte ich und die anderen Slytherins machten gleich mit. Unsere Ansteckbuttons trugen zu der ausgelassenen Stimmung ordentlich bei. »Jeder hier hat gehört, dass du es warst,

Malfoy!« Ich schellte herum. Was mischte sich dieses dreckige Schlammblut denn jetzt ein? »Und niemand wird euch glauben, du wertloses Miststück«, hauchte ich ihr fast unhörbar zu. Im Inneren rumorte es weiterhin. Ich konnte es wirklich nicht mehr lange aushalten. »Miss Granger, zurück auf Ihren Posten! Zehn Punkte Abzug für Ihre Unverschämtheit!« Ich konnte nicht mehr. Es gab keinen anderen Ausweg. Ich rannte aus dem Kerker raus und suchte eine Zuflucht auf der Jungentoilette. Endlich konnte ich

mich erleichtern. Ich sank auf den Pott und fühlte mich buchstäblich wie im Himmel. Und ich verfiel in schallendes Gelächter, weil das alles einfach nur urkomisch gewesen ist. Wie Potters dummes Gesicht von Weiß zu Rot wechselte. Das war zu köstlich. Niemand sollte es mit einem Malfoy aufnehmen, das ging niemals gut für ihn aus. Genauso wie für diese Hauselfen! Ich würde dafür sorgen, dass sie ihre ordentliche Bestrafung erhalten. Nicht mit mir! Jemand betrat das Klo. War ja an sich kein Problem, jeder durfte hier ein und austreten. Ich hielt die aufstauenden Gase zurück. Eine Ewigkeit verging, in

der nichts passierte. Wieso ging der Trottel denn nicht wieder? Gut, jetzt reichte es. Würde ich mir halt eine andere Toilette suchen. Ich drückte die Spülung und verließ die Kabine. Was mich dort am Waschbecken erwartete, damit hätte ich niemals gerechnet. Potter, dieser Halunke, stand angelehnt am Becken und wartete offensichtlich auf mich. Er grinste mich verschmitzt an. Scheißekackemistverdammter! »Du hast offenbar ein Problem, wie es mir scheint.« »Keinen Schimmer, wovon du redest, Narbengesicht.« Konnte er nicht jemand anderes behelligen? Ich wollte doch bloß meine Ruhe. Und es fing bereits wieder

an zu gluckern. Oh nein, bitte nicht. »Früher oder später wird es keinen Ausweg mehr geben«, sprach der Superheld mit dem Superhirn weiter. Ach echt? War ja wirklich was ganz neues. Er musste mir dringend mehr erzählen. »Zieh Leine, Potter.« »Wenn du nicht zum Unterricht erscheinst, werde ich den Lehrern verraten, was los ist. Dass der makellose ich-bin-immer-perfekt-Malfoy sich jämmerlich auf dem Klo verkriecht.« Seine Gesichtszüge wurden geradezu schalkhaft. Was wollte dieser Heini von mir?! »Potter, du machst mir keine Angst. Ich kann dich ganz einfach jetzt hier

ertränken, wenn ich will.« Sein Grinsen wurde noch breiter. »Aber du willst es nicht.« Was redete er denn da?! War er noch bei Sinnen? »Ich sage nur Doktorspiele. Und das kann ich auch gerne herumerzählen.« Aha. Ja, ich konnte ihn natürlich auch vergiften, wenn er es denn unbedingt wollte. Da könnte er dann auch nichts mehr erzählen, egal wie er es drehte oder wendete. »Wie du meinst, Potter. Wann sollen wir anfangen?« Jetzt entgleisten ihm die Gesichtszüge doch ein wenig. Damit schien er wohl nicht gerechnet zu haben. Ja, was denn

sonst? Ich musste hier schleunigst verschwinden und er spielte hier den ahnungslosen. Wie konnte man nur so hirnverbrannt sein?! »Bei deinen Erfahrungen wird das sicherlich ganz schnell vorbei sein«, fügte ich noch hinzu. »Ähm ...«, kam von Potter beschränkt. Konnte er nicht einfach woanders dumm und dämlich guckend rumlungern? Musste es ausgerechnet jetzt hier auf dem Jungenklo sein?! »Was hat das denn mit meiner Erfahrung zu tun?« Merlin, er war noch dümmer als ich dachte! »Sobald du deine Kelle in einen Kessel

steckst, brodelt doch sofort alles über! Wie kann man nur so dermaßen untalentiert sein? Wirklich, du bist eine Gefahr für alle Schüler, für die ganze Welt«, quetschte ich mir mühsam hervor, als mich eine unglaubliche Schmerzwelle beinahe in die Knie zwang. »So gerne ich jetzt auch mit dir dieses idiotische Doktorspiel machen würde, nur um dir deinen hässlichen Mund zu stopfen mit meinen Tränken - RAUS HIER!« Mein Unterleib explodierte gleich, ich hielt die Schmerzen kaum noch aus und konnte mich nur noch mit Mühe und Not aufrecht halten. »Du bist widerlich, Malfoy.« Potter starrte mich ungläubig

an. »Verschwinde endlich!« »Ach, hier bist du, Draco!« Blaise riss gut gelaunt die Tür zum Jungenklo auf. Verflucht, musste er mich so erschrecken, dass ich sogar ganz kurz die Kontrolle über meinen Körper verlor? Hatte denn noch niemand darüber nachgedacht, einen Stillezauber über die Toilettenräume zu legen?! Meine akustische Nebenwirkung der Vergiftung hallte nicht nur im gesamten Jungenklo, sondern auch auf den Schulfluren wider … Danke, Blaise! Und es stank einfach erbärmlich. Mir tränten schon die Augen und die Gase brachten mich zum Husten - keine gute

Idee! Blaise starrte mich an, als würde er meine bald anstehende Beerdigung planen. Ja richtig, mein Freund, ich starb hier gerade elendig an einer Vergiftung, du könntest ja wenigstens versuchen mich zu retten! Doch was machte mein bester Freund? Er grinste Potter an! Ich fasste es nicht. Das musste eine riesengroße Verschwörung gegen mich sein. Blaise drehte sich immer noch gut gelaunt von mir ab und steckte seinen Kopf hinaus auf den Schulflur. »Potter stinkt!« Das Narbengesicht verdrehte nur die Augen und wedelte mit seiner Hand vor seinem Gesicht rum. Ich glaubte zwar

nicht, dass es etwas half, wenn er die kontaminierte Giftgaswolke, die hier im Raum über unseren Köpfen schwebte, noch in Bewegung setzte, aber gut, vielleicht wedelte er sich davon genug in die Luftröhre und verätzte sich so die Atemwege. »Wenn du so weiter machst, Potter, dann hast du dich bald selbst vergiftet, dann muss ich mir an dir wenigstens nicht mehr mit Doktorspielen die Finger schmutzig machen. Schade eigentlich, ich hätte dich so gerne dabei leidend wimmern hören«, sagte ich gut gelaunt, zumindest so gut gelaunt, wie ich es unter diesen verfluchten Schmerzen sein

konnte. Nicht nur meine Eingeweide schienen in Flammen zu stehen, selbst mein Magen blubberte und schmerzte wie die Hölle. An irgendeinem Körperende würde gleich ein atomarer Vulkanausbruch losbrechen und ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte nur hilflos jammern und versuchen nicht in Ohnmacht zu fallen. »Meinst du so ein Wimmern, Malfoy?«, gluckste diese unterbelichtete Missgeburt. Ja okay, verdammt, dann respektierte ich Potter eben doch! Zumindest dafür, dass er bei diesem widerwärtigen Gestank noch gute Laune behalten konnte. Wahrscheinlich war er solche Gerüche

aber auch einfach gewöhnt, da er bei dem stinkenden Wiesel mit im Schlafsaal schlief. »Ihr wollt euch also zusammen bei Doktorspielen die Finger schmutzig machen?«, fragte Blaise mit hoch gezogener Augenbraue. »Dann wünsche ich euch … ähm … viel Spaß?« »Danke«, grinste Potter total verblödet und gestört. »War nicht meine Idee. Malfoy will mich ja unbedingt dabei leiden sehen.« »Bist du etwa so schlecht, Draco?«, lachte Blaise so sehr, dass er japsend nach Luft schnappte. Na Kumpel, war nicht angenehm, oder? Man sah ihm richtig an, wie seine Luftröhre dabei

verendete. Geschah ihm ganz recht! Ich und schlecht ... »Ich bin perfekt darin, Blaise, mach dich nicht lächerlich mit solchen abstrusen Bemerkungen«, röchelte ich gequält leidend. »Potter ist einfach unterirdisch unbegabt, der kann von mir noch etwas lernen!« Und dann brach ich stöhnend zusammen, ich würde nicht nur einen unwürdigen Grabstein bekommen, sondern würde auch noch auf einer Schultoilette vor Potters Augen sterben. Das Leben war nicht fair! »Ich sterbe, Blaise«, winselte ich, rutschte auf meinen Knien über den Boden und versuchte eine etwas

würdigere Position für meinen Tod zu finden. »Stell dich mal nicht so an, Draco«, bemerkte Blaise genervt, »ich hatte dir gestern Abend gesagt, dass du den Rest von dem Kesselkuchen, den deine Mutter dir geschickt hat, nicht mehr essen solltest, aber du wolltest ja nicht hören. Du hast wahrscheinlich eine leichte Lebensmittelvergiftung oder irgendeinen kleinen Magen-Darm Infekt. Kein Grund hier so zu übertreiben. Potter? Hilf mir mal diesen Hypochonder zur Krankenstation zu bringen.« Was?! Warum musste dieser Walnusskopf unbedingt mit? Dann stand ich doch lieber auf (unter unaushaltbaren

Schmerzen!) und ging alleine zu Madam Pomfrey. Dabei löste sich ein gewaltiger Tornado aus meinem Inneren, ließ das gesamte Schloss erzittern und brachte uns drei fürchterlich zum Husten. »Los, sofort raus hier!«, rief Blaise Potter zu. Wollte der mich hier etwa zurücklassen?! Aber nein, ich irrte mich. Er und Potter schleppten mich aus dem Klo heraus und zogen mich förmlich, unter Protest selbstverständlich, Richtung Krankenflügel. Und auch nicht, ohne dabei weiterhin die Luft mit dem wohlriechenden Duft zu verpesten. Aber was sollte ich schon anrichten? Ich konnte mich ja kaum selbst auf den

Beinen halten. Wieso half dieser Potter überhaupt? Das lag sicher an seinem komischen Heldenkomplex. Immer musste er den Leuten helfen, und wenn sie es nicht wollten, zwang er es ihnen einfach auf. So wie bei mir! Was fiel dem eigentlich ein?! Der Junge war doch komplett verkorkst! Und Blaise, dieser Verräter, ließ es auch noch zu! Wo war ich hier gelandet? Die verarschten mich doch wohl, oder? Ich ließ mich hier nicht zum Affen machen! So hießen diese Dinger doch?! Verdammte Scheiße, die Leute gafften uns schon komisch hinterher und hielten sich ekelerregt die Nasen zu. Das war erniedrigend! Das würden die beiden noch bitter bereuen,

das versprach ich mir selbst hoch und heilig. So leicht würden sie mir nicht davon kommen. So nicht, Freundchen. Ich schnaubte auf, als wir endlich die Krankenstation erreicht hatten. Hätte das nicht schneller gehen können? Ich litt hier schließlich unter bestialischen Schmerzen! Dass ich daran selbst schuld war, wollte ich mir jedenfalls nicht eingestehen. Die hätten sich mehr Mühe geben sollen. Aber ob ich nun verreckte, das war denen ja egal. Madame Pomfrey war völlig außer sich. Na wenigstens eine, die sich um mich sorgte. Endlich war ich in guten Händen. »Er hat bloß etwas Falsches gegessen«, sagte

Blaise. Von wegen! Das war etwas viel Schlimmeres, als ob! Du hattest ja keine Ahnung. »Bringen Sie ihn zum Bett und lassen Sie uns bitte allein. Ich werde mich schon darum kümmern.« Danke. Zum Glück verschwand somit auch Potter, der zum Abschied meinte: »Hals- und Beinbruch« und mir noch einen seltsamen Blick zuwarf. Was in seinem kranken Kopf wieder vorging, wollte ich gar nicht wissen. Da ging es mir so furchtbar und nicht mal mein Feind hatte Mitleid. Nein, er wünschte mir noch ein paar Brüche dazu. Aber warum sollte ich etwas anderes

erwarten? Mir würde es nicht anders ergehen, wäre er in meiner Lage. Geschweige denn, dass ich ihm überhaupt geholfen hätte. Bloß nicht! Wer wäre ich denn? Ich war ein Malfoy! Und Potter konnte mir mit seinen komischen, verwirrenden Gedanken gestohlen bleiben! Ich war zu sehr in Rage, und das nur wegen dieser hässlichen Fratze, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie mir Madame Pomfrey etwas verabreichte, da fielen mir auch schon die Augen zu und ich versank in einen unruhigen Schlaf.

Das ist doch alles beknackt!

Als ich wieder erwachte, fühlte ich mich wie ausgelaugt, aber die Schmerzen waren verschwunden. Salazar sei Dank. »Ah, Sie sind wach, Mister Malfoy«, hörte ich Madame Pomfrey sagen. Ich nickte. »Kann ich wieder gehen?« »Sicher, wenn Sie sich beeilen, schaffen Sie es noch zum Frühstück.« Sie räusperte sich. »Mister Malfoy, Ihr Freund sagte mir, Sie hätten etwas gegessen, das Ihnen nicht gut bekommen wäre. Allerdings musste ich feststellen, dass es nicht das Essen war, sondern ein Gift, welches Ihnen diese Qualen bereitet hatte. Haben Sie eine Vermutung, wie

das passiert sein könnte?« Wusste ich es doch! Dieser idiotische Blaise wollte es mir ja nicht glauben! Nein, ich war nicht verrückt, ich war mehr bei Sinnen als jeder andere hier. Diese hinterlistigen Hauselfen! »Entweder war es im Kesselkuchen meiner Mutter oder beim Abendessen. Sonst habe ich nichts zu mir genommen.« Ich wusste hundertprozentig, dass es diese Mistviecher waren. Wer denn sonst?! Aber ich konnte ja schlecht damit um mich werfen, die würden mich alle für bekloppt halten. Nein, nein. Ich würde das schon selbst regeln müssen. Sie bedachte mich mit einem argwöhnischen Blick. »Ich werde

Professor Dumbledore von den Vorkommnissen in Kenntnis setzen müssen.« Musste das sein? Ich hasste diesen Mann. Widerwillig stimmte ich zu. Es brachte ja nichts. Ich ging nicht zum Frühstück. Mir war nicht nach essen, obwohl mein Magen vor Hunger knurrte wie ein wild gewordener … Beer, Baur? Ach verdammt, egal! Stattdessen wollte ich eine lange, heiße Dusche nehmen. Es fühlte sich an, als würde der Gestank an mir kleben wie Schleim, ich schüttelte mich vor Ekel. Und wie gut diese Dusche tat! Wenn man mal davon absah, dass mir seltsame

Bilder im Kopf herumschossen, die ich nicht zu identifizieren vermochte. Oder eher verstand ich den Sinn dahinter nicht wirklich. Potter, der nichts weiter als einen weißen Kittel trug, mit einem Gerät in der Hand, das erschreckende Geräusche von sich gab. Wie nannte man dieses Ding denn noch gleich? Ich hatte keine Ahnung, es war glaube ich dafür gedacht, um etwas in zwei Hälften zu trennen. Ich sah Potter, wie er auf eine gruselige Art und Weise lachte. Ich versuchte diese Gedanken zu verscheuchen, aber es gelang mir einfach nicht. Was lief denn falsch?! Woher kamen diese Bilder? Was sollte das überhaupt

darstellen? »Das ist doch alles beknackt!«, schrie ich die geflieste Wand an und schlug mit der Faust gegen sie. Konzentration! Zähneknirschend trocknete ich mich ab und zog mich an. Vor dem Spiegel richtete ich halbherzig meine Frisur, ich war nicht wirklich bei der Sache. Wenn ich schon meinen Haaren nicht die Aufmerksamkeit schenken konnte, die sie eigentlich benötigten, dann stimmte doch wohl eindeutig etwas nicht. Schlagartig kam mir ein neues Bild in den Sinn, das sich gewaltig von den anderen unterschied und eine viel größere Gänsehaut bei mir auslöste (eindeutig aus Angst, was denn sonst?!). Ich sah,

wie Potter mir durch die Haare streichelte. Was?! Wenn der meine Haare anrührte, dann wäre es das letzte, was er tun würde! »Was bist du denn so rot? Na, an wen hast du gedacht?«, fragte Blaise, der gerade durch die Tür hereinkam und mit den Augenbrauen zuckte. »An niemanden!« Der sollte mich bloß in Ruhe lassen! »Und übrigens hatte ich Recht, ich wurde vergiftet!«, blaffte ich ihn an und stürmte aus dem Badezimmer hinaus. Ich kramte meine Schulsachen zusammen und ging allein zum ersten Unterricht. Wir hatten noch zwanzig Minuten Zeit, aber das war mir völlig schnuppe. Zum

Glück musste ich Potter jetzt nicht sehen, der hätte mir gerade noch gefehlt. Aber als ich um die nächste Ecke bog, stand er dort angelehnt an der Mauer. Die Tür zum Klassenzimmer war offen. Ich könnte einfach so an ihm vorbeigehen, er war schlichtweg nicht da. War doch ganz leicht. »Was ist denn mit deinen Haaren?«, hörte ich ihn fragen, als ich gerade fast an ihm vorbei war. Ich musste nur weitergehen. Ich musste ihn nur ignorieren. Doch mein Kopf drehte sich zu ihm herum. »Doktorspiele, Potter.« Ich wusste nicht wieso, aber ich fand das irgendwie irrwitzig und konnte mir das

Grinsen nicht verkneifen. Er sah mich total verstört an und das machte die Sache noch komischer. Ich konnte auch das Lachen nicht aufhalten, in das ich verfiel, als ich Potter endlich hinter mir ließ und mich zu meinen Platz begab. Ich lachte auch noch, als Blaise auftauchte und sich neben mich setzte. Wenigstens hatte er den Anstand mir ein Taschentuch zu geben, damit ich meine Lachtränen abwischen konnte. Da putzte ich mir doch direkt mal geräuschvoll meine Nase. Blaise sah mich etwas ängstlich an, nein Kumpel, durch den Druck des Ausschnaubens kamen keine lebensgefährlichen Gase mehr aus mir

raus. Aber sein Gesichtsausdruck war einfach unbezahlbar! Ich warf noch einen letzten Blick zu Potter, lustig, dass auch er gerade ziemlich verstört zu mir rüber sah, und formte mit meinem Mund nochmal das Wort ›Doktorspiele‹, als Professor McGonagall in Begleitung von der hässlichen Granger aus ihr Büro kam, das Schlammblut den Raum wieder verließ und Potter einen durchbohrenden, fragenden Blick zuwarf, woraufhin er nur heftig den Kopf schüttelte. Ach deswegen war das Narbengesicht vor der Tür gewesen, weil dieses Miststück sich mal wieder bei einem Lehrer einschleimen wollte. Es hatte gar nichts

mit mir zu tun gehabt, als ob ich das überhaupt geglaubt hätte, tz! »Ist das gestern dein Ernst gewesen?«, flüsterte Blaise überrascht. »Du willst wirklich mit Potter das machen?« »Na klar will ich das. Das wird urkomisch! Der unterbelichtete Trottel hat doch echt nichts drauf, der wird sowas von leiden! Sag mal, magst du den Spinner plötzlich und gönnst mir meinen Spaß nicht, oder was?« »Du weißt aber schon, was Doktorspiele sind, Draco?« Man, was war Blaise denn nun so geschockt?! »Klar weiß ich das, ich bin ja nicht blöd.« Ich verdrehte die Augen. »Naja,

zumindest weiß ich ein bisschen. Es gibt ja eigentlich nur zwei Möglichkeiten, entweder wir verabreichen uns gegenseitig Tränke und versuchen den anderen damit zu vergiften oder wir ziehen uns einen Kittel an, besorgen uns so ein Teil zum gegenseitig zerteilen … funktioniert das hier überhaupt? Wir haben ja keine Eleketrizite, oder wie das heißt, hier in Hogwarts.« Endlich hatte Blaise dann wohl auch mal verstanden, was Doktorspiele waren (so langsam hatte ich echt an seiner Intelligenz gezweifelt) und versuchte seinen Lachanfall zu unterdrücken. Schön, dass er über seine eigene Unkenntnis und das Nichtwissen lachen

konnte, da lachte ich doch direkt mal mit. Man, was hatte ich nur für ahnungslose Freunde? »Warum lachst Du denn jetzt?«, prustete Blaise und versuchte jämmerlich, wieder genug Sauerstoff in seine Lungen zu bekommen, wobei er sich einen missbilligenden Blick von Professor McGonagall einheimste, die sollte sich mal nicht so anstellen, noch hatte der Unterricht nicht begonnen! Und Blaise schien das auch gar nicht zur Kenntnis genommen zu haben, er japste immer noch vor sich hin. Wahrscheinlich waren seine Lungen noch angeschlagen von den Giftgasen. »Weil du selbst lachst, Dummkopf?«,

meinte ich überheblich. »Und weil du jetzt endlich verstanden hast, was Doktorspiele sind, und du deswegen über dein eigenes Unvermögen lachen kannst?« Das brachte Blaise nur dazu erneut in einen Lachanfall auszubrechen. War ja schön, wenn man über sich selbst und seine Blödheit lachen konnte, aber man konnte es auch übertreiben. »Merlin Draco … ich lache über dich und weil du eben nicht weißt, was Doktorspiele sind!« Natürlich wusste ich das, ich hatte es ihm doch gerade erklärt! Genervt zog ich meine Augenbrauen hoch und sah ihn fragend

an. »Du hast mir aber eben schon zugehört, ja?! Was soll es denn bitte sonst heißen, wenn wir uns nicht als Doktor oder Heiler verkleiden?« »Sex.« »Bitte, was?!« Mir klappte die Kinnlade runter. »Wie kommst du denn auf den Mist? Was hat das denn bitte mit Ärzten zu tun?!« »Man untersucht sich gegenseitig - nackt? Wobei man sich tatsächlich auch verkleiden kann. Dabei ist dann der eine der Patient und der andere der Doktor oder die Krankenschwester.« Er grinste anzüglich und wackelte wieder einmal mit seinen

Augenbrauen. Nein, nein, nein, nein, nein! Aber wenn Potter der Doktor war, dann müsste ich ja die - nein!! Was für gestörte Gedanken waren das?! Das war doch wohl ein Witz! Wir konnten auch beide Doktoren sein! Ganz weit voneinander getrennt! Ich drehte hier gerade fast durch ... »Sag mir, dass das nicht wahr ist! Ich kann zu Potter nicht gesagt haben, dass ich … Blaise!« Oh so ein Mist, verdammter! Ich wollte das Narbengesicht nicht mal so weit in meiner Nähe haben, dass ich ihn hätte überhaupt anfassen können, untersuchen wollte ich ihn da erst Recht nicht und unbekleidet wollte ich mir diesen

hässlichen Gnom nicht mal vorstellen! Konnte ich bitte sofort noch einmal von den Hauselfen vergiftet werden?! »Du hast gestern davon gesprochen, dass er seine Kelle ...«, fing Blaise lachend an, doch ich wollte das nicht hören, ich hatte doch niemals über ein gewisses Körperteil gesprochen! Nicht mal gedacht! Merlin, jetzt hatte ich daran gedacht! »Halt den Mund oder ich muss mich übergeben«, ächzte ich. Warum hatte mir das denn niemand gesagt?! »Warte, du verarscht mich doch! Woher willst du denn so genau wissen, dass ich nicht Recht habe und meine Erklärung

die richtige ist?« »Weil das so ein Muggelwort ist und ich in den letzten Ferien dieses nette, kleine Muggelmädchen aufgerissen habe und wir genau das gemacht haben?« »Denkst du etwa, dass Potter das auch weiß?« Oh bitte, bitte nicht! »Na, so wie er dich gestern angeguckt hat, weiß er definitiv Bescheid«, überlegte Blaise und musste schon wieder grinsen. »Echt Draco, das ist so witzig.« »Das ist überhaupt nicht witzig! Jetzt hat mich diese Missgeburt schon zweimal in der Hand. Erst diese unwürdige Vergiftungssache und nun auch noch das! Mich wundert es sowieso schon, dass er

nicht gleich herumerzählt hat, dass ich gestern bestialische Blähungen und Durchfall hatte! Was plant der nur schon wieder?« »Das mit deinen gestrigen … Aussetzern, das hab ich schon geklärt. Hey, was dachtest du denn? Ich bin dein bester Freund und hab selbstverständlich allen weisgemacht, dass ich derjenige mit den Darmproblemen war, wofür ich sogar von Goyle verehrt wurde. Immerhin hatte ich Potter beinahe aus den Latschen gefurzt, und selbst wenn jemand erzählen würde, dass eigentlich du es warst, würde es eh keiner glauben und ich lasse mir diesen Erfolg auch nicht wieder nehmen.« Wow, Blaise war echt ein klasse Freund!

Wusste ich ja schon immer. Sehr intelligent, der Kerl. »Bleibt nur noch diese andere Sache, um die ich mich kümmern muss«, überlegte ich. Okay, wie brachte ich Potter dazu zu schweigen? Ich hatte mir wirklich die ganze Nacht den Kopf darüber zerbrochen, zumindest dann, wenn ich gerade nicht geschlafen und Albträume gehabt hatte. Von Potter, wie er mich zerhackte und verdammt, er hatte es nackt getan! Da war es beinahe schon eine Wohltat, als ich dann endlich tot und zerstückelt war. Aber nun endlich hatte ich einen Plan, vielleicht war er nicht ganz ausgereift,

aber ich musste wirklich dringend handeln. Was, wenn er irgendwie rumerzählte, dass ich und er, dass wir … wenn mein Vater davon erfahren würde! »POTTER!«, schrie ich, sobald ich die große Halle betrat, »Herkommen!« Was mussten dieses Schlammblut und der Wiesel jetzt unbedingt auf Potter einreden und versuchen ihn aufzuhalten?! Er hatte jetzt bei mir anzutreten, sofort! Und er tat es tatsächlich. Perfekt. »Du und ich gehen jetzt zusammen nach Hogsmeade, alleine, ohne deine unterbelichteten Freunde, nur wir zwei, und dann trinken wir zusammen ein Butterbier«, herrschte ich ihn

an. Konnte er sich das überhaupt leisten? Wenn ich mir seine Kleidung so ansah … »Ich lade dich ein, also Abmarsch!« »Nur damit ich das jetzt richtig verstehe, Malfoy, nur wir beide allein gehen zusammen etwas trinken und du lädst mich ein?«, kam es von dem Idioten verblödet. Man, was nervte er mich. »Genau das habe ich doch gerade gesagt. Schön, dass du das verstanden hast«, quetschte ich versucht ruhig hervor. Nein, ich durfte jetzt nicht wegen seiner Dummheit ausrasten. Ganz ruhig, Draco. Nicht über ihn herfallen, nicht verhexen, verfluchen oder sonstige

Ermordungsversuche. »Soll das ein Date werden, oder was?«, fragte Potter leicht verstört. Wie kam er denn jetzt bitte auf diesen Mist?! Ein Date?! Nur weil wir alleine weggingen und ich ihn einlud? Ein Date ging doch wohl ganz anders. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so absolut hirnlos sein? Ein Date ging - ach, leck mich doch! »Bestimmt nicht! Wir müssen nur ganz dringend - du weißt schon was! Ich muss das hinter mich bringen und glaub mir, ich hab da auch keine große Lust zu.« »Was musst du hinter dich bringen?«, fragte er völlig debil. Und so ein Honk sollte der Auserwählte

sein. Die Welt würde eindeutig untergehen. »Doktorspiele.« Lustig, wie er zusammenzuckte und blass wurde, da musste ich doch direkt grinsen und konnte mir ein Augenbrauenwackeln nicht verkneifen. Ich genoss seinen Blick gerade richtig, damit meinte ich nicht die Tatsache, dass er mich anstarrte, oder dass er mich überhaupt ansah, sondern diesen unglaublich entsetzen Blick. Verflucht, so durfte er mich immer anblicken … was dachte ich denn da bitte schon wieder? Da schnappte ich mir diesen geistig zurückgebliebenen Schwachmaten lieber, bevor ich noch weiterhin so komische Gedanken hatte,

zerrte ihn aus der großen Halle und ließ ihn erst wieder frei, als wir in Hogsmeade waren und das Drei Besen betraten.

Dieses hässliche … Irgendwas!

Es waren zum Glück keine nervigen Zuschauer hier, was die wohl denken würden. Ich und Potter gemeinsam in den Drei Besen. Dass ich nicht lache. Nun, es war aber die Wahrheit und dementsprechend fand ich das gar nicht lustig. Ich schritt zur nächstbesten, ruhigen Ecke und Potter mir hinterher. Es war wie immer stickig und man, musste das so dunkel hier sein? Ich meine, klar, es war Winter und es war noch ziemlich früh am Morgen, aber hatte hier jemand schon mal etwas von Kerzen anzünden gehört? Zumindest das Feuerholz im

Kamin hätte man entfachen können, aber nein … Wenn Potter jetzt irgendein krummes Ding plante, dann würde ich das nicht rechtzeitig erkennen. Also zog ich meinen Zauberstab und mit einem Schlenker hatte ich die Kerze auf dem Tisch entzündet. Schon viel besser. Wobei ein warmes Feuer im Kamin jetzt auch nicht schlecht gewesen wäre, es war etwas frisch hier. Potter starrte die Kerze entsetzt an. Was dachte der denn? Dass ich ihn in Brand setzen wollte? Eigentlich keine schlechte Idee. Ich wäre all diese Probleme los. »Also Potter, ich denke, wir wissen beide, dass es so nicht weitergehen kann.«

Seine smaragdgrünen Augen wurden groß und schimmerten im Kerzenschein geheimnisvoll. »Wie?« Ja, genau – wie? Das traf es perfekt. Als hätte er meine Gedanken gelesen. Was dachte ich denn da eigentlich? Smaragde? Schimmern? Wenn überhaupt waren sie sumpfgrün und blubberten schleimig und widerlich wie der Vielsaft-Trank! Den fand ich eigentlich sehr faszinierend. Nein, das war auch völlig verkehrt. Potter war doch nicht faszinierend! Kröte! Ja! Harry Potters Augen glichen einer hässlichen, warzigen Kröte! Super! Noch einmal gerettet. Ich biss mir die Zähne zusammen. Wenn

das so weiterging, würde ich gleich aus der Haut fahren. Ich versuchte es ihm noch einmal deutlicher zu sagen: »Potter, wenn wir diesen Mist nicht aus der Welt schaffen, wird das nie was.« Er nickte nur stumpf. Konnte er mir überhaupt folgen? »Und was genau hast du dir vorgestellt?«, fragte er mich. Wieso musste ich eigentlich das Problem lösen? Er hatte doch angefangen! Ach stimmt, ich war ja der intelligentere von uns beiden, keine Frage. Immerhin war das dem Vollpfosten wohl auch bewusst. War er vielleicht doch nicht ganz verloren. Also gut, wie lösten wir das Problem?

»Weißt du, was das für ein Muggelding ist, mit dem man Menschen teilen kann?« »Teilen?« »Na, in zwei Hälften, oder meinetwegen auch mehr.« »Du … du meinst eine Säge? Oder eine Axt?« »Eine Säge war's! Ja, wusste ich doch. Und dafür braucht man dieses Eleketri- keine Ahnung, oder?« »Es gibt auch welche, die funktionieren ohne Strom. Warum -« »Strom?«, unterbrach ich ihn. »Elektrizität ist mehr, als nur etwas mit Strom zu versorgen.« »Ja, aber was ist dieses Strom?«

»Strom ist das, was du brauchst, damit eine Säge von selbst sägen kann.« »Also brauchen die doch Strom.« »Nein, nicht alle.« »Warum nicht?« »Manchmal muss man mehr Kraft aufbringen, um etwas zu durchzusägen, und das geht nur mit Strom.« »Bräuchte man denn nun, um einen Menschen zu zersägen, eine mit oder ohne Strom?« »Ähm … Im Endeffekt geht es auch ohne. Aber weshalb -« Das hieße, Potter könnte mich auch ohne Strom zerstückeln! Was sollte ich denn jetzt tun?!

»Aber es ist effektiver?«, fragte ich nochmal genauer nach. »Ja ...« Vielleicht würde er sich nicht die Mühe machen. »Und wozu braucht man dann welche ohne Strom?« »Weil eben nicht alles mit mehr Kraft zersägt werden muss.« »Aber so ist es doch einfacher, oder nicht?« »Schon -« Was wollte mir die Brillenschlange denn nun damit sagen?! Dass er es in Kauf nehmen würde? Ich musste mich in Acht nehmen. Nicht, dass er plötzlich eine mit

dabei hätte. Was hatte ich eigentlich wieder für abstruse Gedanken? Potter und mich zersägen, das war doch nur ein Gehirngespinst gewesen! Wenn, dann würde er mich in die Luft sprengen, wenn er denn wollte - wollte er? Er blickte mich unbehaglich an. Gut so, er sollte sich in meiner Nähe ja nicht wohl fühlen. Oder doch? An sich fand ich es hier eigentlich ganz gemütlich, wenn man mal von der Kälte absah. Das war sicherlich ein Zauber, der in der Luft schwirrte. An Potter lag es jedenfalls nicht. Dieser nahm sich gerade die Brille ab und rieb sich die Augen. Man, er sollte die Brille öfters abnehmen. So kamen seine Augen viel besser zur

Geltung. Und er setzte sie wieder auf. Obwohl mit Brille war es auch nicht großartig anders. Mir war es wohl vorher nur noch nie aufgefallen, wie schön … Was war denn heute los mit meinen Gedanken?! Am liebsten hätte ich meinen Kopf gegen den Tisch geschlagen um mir mein Gehirn zu Matsch zu hämmern. Das war ja abartig! Ich sagte doch, hier lag irgendein Zauber in der Luft, eine andere Erklärung konnte es dafür nicht geben! »Also?«, meldete sich das Superhirn wieder zu Wort. Ich verkniff mir das Grinsen. Von wegen Superhirn. »Was also?« »Was hast du vor?« »Ich hole uns jetzt das Butterbier, das

habe ich vor!« So erhob ich mich und stapfte zu Madam Rosmerta. »Zwei Butterbier, bitte. Und wenn Sie das Feuer im Kamin noch entfachen könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden.« »Na klar, ich hab ja sonst nichts zu tun«, erwiderte sie ruppig. Doch dann schaute sie rüber zu meinem Tisch, während sie mir die zwei Flaschen reichte und ich folgte ihrem Blick. Potter kaute auf seiner Unterlippe rum und wirkte etwas nervös. Wie der Kerl durch das Leben kam, war mir echt ein Rätsel. »Aber ich will ja euer Date nicht ruinieren«, meinte sie schmunzelnd und zwinkerte mir zu, als sie mir das Geld abnahm.

Was fiel der Tusse eigentlich ein?! Doch bevor ich mich vergaß und sie beschimpfen konnte, wandte sie sich schon wieder ab. Grummelnd ging ich wieder zu unserem Platz zurück und knallte die Flaschen auf den Tisch, dass sich die Leute in der Nähe zu uns umdrehten. Potter zuckte zusammen und sah mich fragend an. »Trink gefälligst«, blaffte ich. Er nahm sich einen Schluck und blickte unsicher umher. Schweigen konnte er gut. Gefiel mir. Nein, gefiel mir nicht! Ach, so meinte ich das nun auch wieder nicht! Egal, was Potter tat, es würde mir nicht gefallen! So und nicht anders! Ich

grummelte weiter vor mich hin. Seine bloße Anwesenheit kotzte mich an. Ich war sowas von angepisst! Schlimmer ging es nicht! Wirklich nicht! Der Typ brachte mich doch immer sowas von in Rage! Wieso strahlte er nur gerade so eine erbärmliche Ruhe aus, dass ich mich erst selbst davon überzeugen musste, fuchsteufelswild zu sein? Wild ... Mir schoss ein neues Bild in den Kopf, wo Potter auf mir lag mit einem wilden Blick in den Augen und wieder fuhr er mir durch die Haare. Ich verschluckte mich am Butterbier und musste heftig husten. Potter klopfte mir auf den Rücken. Er sollte seine widerlichen Krötengriffel gefälligst bei sich

behalten. »Wage es nicht, meine Haare anzurühren!« Potter hob eine Augenbraue. Das war höchst irritierend. In meinem Kopf überschlugen sich alle Gedanken. Dieses Narbengesicht! Mir fiel seltsamerweise nichts mehr ein. Keine Schimpfwörter. Da blieb nur noch ein einziges Wort übrig: Wow. Was in Salazars Namen war eigentlich los?! Ich wandte mich von Potter ab, ertrug diesen Anblick nicht mehr. Dieses hässliche … Irgendwas! Er war ein hässliches Ding, genau! Ein Nichts! »Ist dir kalt?«, fragte ich dennoch nach kurzem Schweigen.

Wieso konnte ich meine Klappe nicht halten? Und hatte ich nicht eigentlich irgendwas gewollt? Ich war gerade etwas durcheinander. »... Ein wenig.« Er hatte immerhin nichts Warmes mit, da ich ihn mit diesem Spontanausflug ziemlich überrumpelt hatte, warum waren wir noch gleich hier? Ohne großartig nachzudenken rutschte ich näher an ihn ran, woraufhin er etwas zurückschrak. Ich nahm meinen Schal ab und legte ihm diesen um seinen Hals. Dabei musste ich irgendwie leicht lächeln, warum auch immer und dieses Nichts blickte mich überrascht an, aber

nicht wie dieser entsetzte Blick von vorhin, nein, dieser war anders, und er gefiel mir noch viel besser. Nein, er gefiel mir nicht besser! Seit wann gefiel mir überhaupt irgendwas an diesem … ach vergesst es doch einfach! Warum konnte er gerade nicht aufhören mich anzustarren?! Und warum starrte ich überhaupt zurück - mit diesem blöden Lächeln im Gesicht?! Und könnte mir bitte jemand erklären, wieso ich ihn verdammt nochmal nicht mit meinem Schal erwürgte oder wieder zurück zu meinem Platz rutschte?! Und warum war dieser Kerl plötzlich rot? Warum lächelte er zurück? Warum nahm er meinen Schal einfach so bereitwillig an? Ich kriegte

die Krise … und auf einmal war mir viel zu heiß! Dann kam auch endlich Rosmerta und entfachte das Feuer im Kamin. Zu spät! Wollte sie mich umbringen? Diese Hitze war doch schon mehr als genug! Aber so konnte ich mich wenigstens wieder von diesem eigenartigen Moment abkapseln. Was war das denn bitte gerade gewesen? Ich rutschte etwas zu schnell wieder von ihm weg und wir verfielen in ein seltsames Schweigen. Ich war mir sicher, es gab nichts, was skurriler hätte sein können. Mal ganz davon abgesehen, dass es sich hierbei um Potter handelte, mit dem ich dieses überaus merkwürdige Erlebnis teilte. Ihm erging es da sicher

nicht anders. Ich riskierte einen Blick. Er schaute mit glasigen Augen auf seine Flasche. Was er wohl gerade dachte? Sicherlich dasselbe wie ich. Ich hatte nicht bemerkt, wie ich ihn wieder anstarrte, erst als er die Flasche anhob und mir ein Grinsen zuwarf. Schien ihn wohl nicht gestört zu haben. Dafür störte es mich umso mehr. Er machte mich wahnsinnig, warum störte es ihn nicht?! Es hatte ihn gefälligst zu stören! Er hatte mich gefälligst anzuschnauzen, damit ich zurückschnauzen konnte, damit wir uns verkloppen wollten, aber so war das alles einfach nur bescheuert und bekloppt und seltsam und irgendwie aber auch … »Ähm«, äußerte er sich dann, nachdem er

seinen letzten Schluck genommen hatte und riss mich somit aus meinen Gedanken. »Du hast immer noch nicht gesagt, was wir jetzt tun sollen.« »Fragst du mich gerade, ob wir noch was zusammen unternehmen wollen?« War der Kerl etwa so verzweifelt? »Äh …« Ja, war er. »Ich habe eigentlich Besseres zu tun.« Stimmte nicht. Ich hatte alle Hausaufgaben erledigt und lernen musste ich eh nicht, ich konnte ja alles. Warte. Natürlich hatte ich Besseres zu tun. Alles war besser, als mit Potter die Zeit zu verbringen! Mit einem Mal hörte ich von einem Tisch in unserer Nähe jemanden tuscheln: »Die

haben wirklich gerade ein Date, oder? Potter und Malfoy! Ist das zu fassen?!« Ich schnappte nach Luft. Das war doch wohl nicht wahr! Was bildeten die sich eigentlich ein?! Lächerlich! »Potter! Wieso glauben die Leute, wir hätten ein Date?!«, funkelte ich ihn zornig an. Wieder hob sich seine Augenbraue, ich versuchte, sie zu ignorieren, was mir wirklich nicht leicht fiel. Er griff nach der Kerze. Was hatte er denn jetzt vor?! »Weil du diese hier unbedingt anzünden musstest? Kerzen sind romantisch!«, sagte er und wedelte mit ihr vor meiner Nase herum. War er nun völlig übergeschnappt?

Wollte er nun mich in Brand setzen, oder was? Ich hielt seine Hand fest, um ihn daran zu hindern. »Siehst du, jetzt halten sie sogar noch Händchen! Und Potter trägt Malfoys Schal! Hast du das gesehen?«, drang eine weitere Stimme vom anderen Tisch zu uns rüber. Ich musste hier sofort weg! Also ließ ich seine Hand wieder los, stand auf und als Potter sich nicht rührte, meinte ich: »Nun komm schon! Beweg dich, ich will hier nicht den ganzen Tag dumm rumstehen!« Was genau tat ich da gerade? War mein Gehirn noch anwesend? Zögernd trat Potter an meine Seite.

Ich schnaubte einmal auf. »Sei mal nicht so verklemmt, Potter!« Als ich dann aus dem Laden gehen wollte und er immer noch unentschlossen hinter mir her tapste wie ein scheues Kleinkind, nahm ich kurzerhand seine Hand in meine und zog ihn mit. Ihm klappte der Mund auf. Die Leute, an denen wir vorbeigingen, gafften uns hinterher, als wären wir zwei regenbogenfarbige Einhörner, die Schmetterlinge pupsten. Vor dem Honigtopf blieb ich stehen und Potter rannte fast in mich hinein. »Du magst doch Süßigkeiten?« Er nickte. »Ähm …« Was denn nun schon wieder?

»D-du kannst ... meine Hand ... loslassen …«, stammelte er vor sich hin. Also wenn es nicht Potter wäre, würde ich es ganz schön nervig finden, wie er sich verhielt. Moment. Was? Er war ja wohl auch nervig! Potter nervte nur! Was anderes konnte er gar nicht! Völlig vergessend, was er gerade zu mir gesagt hatte, zog ich ihn mit in den Laden hinein. Es war proppenvoll. Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge, darauf achtend, Potter nicht zu verlieren. Wir sahen uns die neuesten Errungenschaften an. Am Ende kaufte ich uns beiden so einiges. »Du hättest mir echt nichts kaufen

müssen, ich kann das selbst bezahlen.« »Rede doch keinen Mist, Potter!« Wir begaben uns, wieder einmal schweigend, auf den Weg zurück zum Schloss. »Und, vermisst du das Quidditch dieses Jahr?«, fragte er mich auf einmal. Ich war ein wenig überrascht. »Schon. Aber das Turnier ist auch sehr spannend und eigentlich ziemlich spaßig.« »Mhm.« »Hast du denn das Rätsel schon gelöst?« Wieso fragte ich ihn das? War ich total bescheuert?! »Nein, noch nicht.« »Hm …« War ja klar, dass keine

vernünftige Unterhaltung zwischen uns stattfinden konnte. »Vielleicht kann ich dir ja helfen.« Ich wollte mir gerade selbst eine scheuern. »Vielleicht.« Plötzlich blieb er stehen und hinderte mich somit auch daran weiterzugehen. »Draco …« Das Herz hämmerte mir in der Brust und mein Kopf war wie leergefegt. Ich drehte mich zu ihm um. »Meine Hand …« Ich folgte seinem Blick und es dauerte eine Weile bis ich überhaupt verstand, was er meinte. Ich löste den Griff nur langsam und stand dann da, als wüsste ich nicht, wohin. Nicht, weil es mir unangenehm war, sondern weil ich

einfach keinen Gedanken fassen konnte. Dieses Gefühl, welches mein Herz in mir verursachte, brachte mich völlig aus dem Konzept. Ohne ein weiteres Wort ging Potter schnellen Schrittes an mir vorbei und ließ mich stehen. Und mein Herz hörte für eine Sekunde auf zu schlagen. Ich regte mich nicht. Erst als ich einen Schmerz in mir spürte und ich endlich wieder bei Sinnen war, setzte ich mich wieder in Bewegung. Ich raufte mir die Haare. Dieses Arschloch! Ekelpaket! Dumpfnase! Walnuss! Widerliche Made! Schleimiger Wurm! Missgeburt! Trottel! Da waren sie ja wieder, meine Schimpfwörter. Zum Glück. Ich atmete tief durch. Was für ein merkwürdiger

Tag. Das würde ich Potter heimzahlen! Man ließ einen Malfoy doch nicht einfach stehen! Und schon gar nicht hielt man mit einem Malfoy Händchen! Was dachte sich das Narbengesicht dabei? Einfach meine Hand zu halten! Völlig absurd. Als ob ich selbst dafür verantwortlich wäre. Und nur wegen ihm hatten wir dieses dämliche Problem immer noch nicht aus der Welt geschafft. Er sollte sich bloß in Acht nehmen, sonst würde ich das auf meine Art regeln. Und zwar mit Doktorspielen.

Verdammt, Potter, ich liebe Erdbeeren!

Mit unordentlicher Frisur betrat ich das Schloss und marschierte zum Mittagessen. Mein Blick suchte den Gryffindortisch ab. Er war nicht dort. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen, als ich das Schlammblut und das Wiesel dort sitzen sah. Wieso war der Held der Nation nicht bei ihnen? Wieso tauchte er nicht auf? Man ließ seine Freunde doch nicht warten! Diese Manieren! Unverschämtheit! Doch da schritt er plötzlich durch die Tür und kam direkt auf mich zu. »Entschuldige, dass ich dich hab stehen lassen«, meinte er und sah etwas

geknickt aus. Tat ihm wohl wirklich leid. »Ich war nur … Wollen wir vielleicht zusammen essen?« Ich riss meine Augen auf und fing dann an lauthals zu lachen und die anderen reckten ihre Hälse nach uns. Was dachte der sich eigentlich? Mit ihm essen? Wovon träumte er nachts? Prompt verstummte mein Lachen wieder, weil mir schon wieder neue Bilder im Kopf herumhuschten. Was hatte Potter nur mit meinen Haaren?! Er hatte meine Lache wohl als eine Abfuhr aufgenommen und drehte sich gerade wieder um, als ich dann meinte: »Klar können wir zusammen essen.« Ich grinste ihn breit

an. Was bei Merlins luftiger Darmflora hatte ich da eben gesagt? Klar können wir zusammen essen?! Es ging zu Ende mit mir, eindeutig. Potter hatte mich mit irgendwelchen Verblödungskeimen angesteckt, als er ständig an meinen Haaren herumgefummelt hatte, auch wenn er das nur in meiner Phantasie getan hatte. Er hatte mich trotzdem angesteckt - gedanklich! Vielleicht beherrschte dieser Mistkerl ja Legilimentik, das würde wirklich so einiges erklären … Moment. Hieße das dann, dass er wirklich gerne mit einer Säge hinter mir her wäre? Er wollte mich töten! Und ich lief dem Spacken auch

noch hinterher! Halt, stopp! Warum gingen wir auf den Gryffindortisch zu?! Zusammen essen - richtig, super Idee. Das Narbengesicht war eh viel zu dürr, den würde ich jetzt erst mal mästen, damit er etwas zunahm. Das war doch nicht gesund, dass der Typ so mager war. Ein Glück hatte ich ihm auch genug Süßigkeiten gekauft, nicht dass er mir komplett vom Fleisch fiel. »Hermine, Ron?«, fragte Potter etwas unbehaglich. Verständlich, dass er sich nicht wohl fühlte, er sprach ja gerade mit einem wertlosen Schlammblut und einer verarmten Missgeburt, da würde sich jeder schlecht fühlen. Ach richtig, die

zwei waren ja seine Freunde. Man, irgendwie hatte ich gerade echt Mitleid mit Potter. »Kann - ähm … Malfoy ...?« Wieso war ich nun eigentlich wieder Malfoy? Vorhin hatte er mich doch Draco genannt und das hatte mir gefallen, also absolut nicht gefallen, schrecklich war das gewesen und er sollte es ja bloß nie wieder wagen! »Ich kann immer, Potter, was auch immer du da gerade zusammen stammeln wolltest«, fuhr ich ihn an. »Potter isst heute an meinem Tisch, verstanden?« Ein Todesblick auf die unwürdigen Gryffindors, als ob ich mich hier hinsetzen würde, das war unter meiner

Würde. Alleine schon, dass ich nur an diesem Tisch stand, löste ein ganz eigenartiges Gefühl aus und in meinem Bauch fing es an zu rumoren. Nicht unbedingt wie bei meiner Vergiftung, aber ich verspürte den dringlichen Zwang, mir das Narbengesicht zu schnappen und zu verschwinden. Schnell packte ich seine Hand und zerrte ihn zu meinem Tisch. »Hinsetzen, Potter!«, blaffte ich ihn an, ließ ihn los und drückte ihn regelrecht auf die Bank neben Blaise. »Iss, und zwar vernünftig, du bist viel zu dürr, das ist doch ungesund. Und wehe, du isst das Gemüse nicht, ich weiß zwar, dass du kein Gemüse magst, aber wage es ja

nicht! Hörst du?! Ansonsten hole ich meine Säge raus und stecke das Teil solange in dich rein bis du blutest.« Blaise bekam mal wieder einen von seinen komischen Lachanfällen (die bekam er in regelmäßigen Abständen immer mal wieder spontan und völlig unpassender Weise), was stimmte mit dem Kerl eigentlich nicht? Potter sah mich reichlich verstört an. Ja, Kumpel, mir ging es beim Anblick von Blaise nicht anders … Kumpel?! Ich wollte gerade gedanklich nach geeigneten Schimpfwörtern für Potter suchen, da würgte er sich brav das Gemüse runter, sehr schön, man musste ihn einfach nur ganz lieb bitten und

schon funktionierte es. Zufrieden mit mir selbst und meiner Leistung, grinste ich Potter an, ich war schon einfach toll. »Warum sitzt der denn hier?«, fragte Pansy mit einer leicht panischen Stimme und starrte verwirrt zwischen Potter und mir hin und her. »Damit er sein Gemüse isst«, sagte ich überheblich, bei mir aß er es nämlich! Schnell noch einen weiteren Mordversuch mit meinen Blicken an Granger und Wiesel, was waren das nur für grauenhafte Mistfreunde? Konnten die nicht ein bisschen besser auf Harry aufpassen … Hatte ich ihn gerade gedanklich Harry genannt? In meinem

Kopf herrschte heute die totale Bananigkeit. Bananigkeit? Was war das denn nun schon wieder für ein Wort? Wahrscheinlich kam das, weil Er-dessen-Vorname-ich-niemals-wieder-benutzen-werde-nicht-mal-gedanklich endlich sein Gemüse aß und ich von Gemüse automatisch die Verbindung zu Obst hergestellt hatte. Da kam bestimmt plötzlich die Banane her. »Und zum Nachtisch gebe ich dir eine Banane, Potter«, meinte ich bestimmend und klopfte ihm auf die Schulter. Was war ich nur für ein netter Mensch. »Deine Banane, Draco?« Blaise lachte immer noch gestört vor sich hin, warum war ich noch gleich mit dem Trottel

befreundet? »Meinetwegen auch meine, du Idiot, Hauptsache Potter schluckt ein paar Vitamine, dann bekommt er mal ein bisschen Farbe im Gesicht, ich hab's eh nicht so mit Bananen.« Reichte schon, dass mein Gehirn irgendwie bananig war, da musste ich die Dinger nicht auch noch essen, außerdem mochte ich sowieso viel lieber Erdbeeren. »Du benimmst dich irgendwie … eigenartig.« Pansy starrte mich immer noch so entsetzt an. »Und nochmal: Warum sitzt der hier? Aber komm mir nicht wieder mit Gemüse, als ob dich das interessieren würde, ob der da das essen

würde.« Konnte sie mal aufhören so abfällig von Potter zu reden? Ähm, ich meine, war natürlich super, dass sie so von ihm redete, logisch, abfällig reden war klasse, wirklich! Und es interessierte mich sehr wohl, ob er sein Gemüse aß! »Draco benimmt sich nur so komisch, weil er noch von Madam Pomfreys Tränken benebelt ist.« Blaise grinste bestens gelaunt. »Und Potter sitzt wegen mir hier, wir sind jetzt dicke Kumpel, immerhin habe ich dank ihm diesen guten Ruf. Ich wurde total gefeiert, weil ich ihn aus den Latschen gegast habe. Ich bin praktisch ein Held.« Ach, darum war Blaise mein bester

Freund, er hatte ja meine apokalyptische Terminierung auf sich genommen. Und er hatte Potter als Kumpel bezeichnet, dann durfte ich das jetzt auch. Wollte ich ganz bestimmt nicht, aber ich hätte gedurft, wenn ich gewollt hätte, was ich nicht wollte - was dachte ich da bitte für einen Mist? Blaise hatte mit Sicherheit recht und ich war noch durch die Vergiftung und die Medizin dagegen irgendwie nicht ganz richtig im Kopf. Frische Luft würde mir zweifelsohne helfen, Essen konnte ich mir nachher auch direkt aus der Küche besorgen, ich hatte gerade Wichtigeres zu erledigen, als meinen knurrenden Magen zu

beachten. »Potter, genug Gemüse, mitkommen! Bitte … Kumpel?«, versuchte ich möglichst nett zu sagen und lächelte ihn sogar an, leider reagierte der Walnussschädel nicht und stopfte sich weiterhin fröhlich Erbsen in den Mund. Das war mein guter Einfluss, also die Erbsen, nicht die fehlende Reaktion, vielleicht war er aber auch einfach nur nicht nur blind, sondern auch noch taub? »Mitkommen!«, brüllte ich ihm daher direkt ins Ohr. »Du wolltest noch meine Banane essen!« »Du wolltest das, nicht ich, ich mag eigentlich lieber Erdbeeren«, kam es gestört von meinem …

Kumpel. »Erdbeeren?! Verdammt, Potter, ich liebe Erdbeeren! Wie konntest du mir das nur verschweigen?«, fragte ich ihn geschockt, wir redeten hier schließlich über Erdbeeren! »Erdbeeren sind so … sie sind -« »Überlebenswichtig?«, schlug er grinsend vor und ich nickte wie wild mit dem Kopf, sodass meine eh schon ruinierte Frisur nun absolut katastrophal aussehen musste, aber das war unwichtig! Wir hatten etwas außerordentlich Wichtiges gemeinsam. Vielleicht war Potter ja doch gar nicht so übel. »Also, kommst du jetzt?«, sagte ich und

hielt ihm meine Hand hin, ich war ja entsprechend wohlerzogen und wollte ihm hochhelfen, Manieren nannte man das. Und kaum, dass er sie genommen hatte, marschierten wir gut gelaunt aus der Halle. Warum uns alle so bekloppt hinterherstarrten, verstand ich nun nicht so ganz, aber da dieser Tag irgendwie sowieso schon total verrückt war, dachte ich mir nichts dabei. Kaum waren wir allerdings außerhalb des Schlosses, da ließ er meine Hand auch schon wieder los (wie … unschade!) und verschränkte seine Arme vor der Brust. »Wir sollten reden«, sagte er. Sollten wir? Er könnte mir auch einfach seine Hand - wir sollten ganz dringend

reden! »Richtig, Potter.« Ich räusperte mich. Nehmt mir endlich die Banane aus dem Kopf! »Doktorspiele.« »Und die Bananen und Sägen - ja, darüber sollten wir definitiv nochmal reden, ich weiß ja nicht, was bei dir im Kopf so los ist -« »In meinem Kopf ist gar nichts los!«, fuhr ich ihm dazwischen, eigentlich wollte ich über das Thema Doktorspiele gar nicht reden, geschweige denn darüber nachdenken, zumindest nicht in Verbindung mit Potter. »Ja, das habe ich mir schon gedacht«, meinte er lachend. Worüber lachte er denn jetzt bitte?

Merlin, wie sollte man sich auch vernünftig konzentrieren, wenn seine Augen wie sumpfgrüne, schleimige, widerliche Smaragde schimmerten? »Jaaa, ähm ...« Ich hustete und musste meinen Blick erst mal lösen. Der Boden würde mich bestimmt ganz wunderbar ablenken. Rasen, grün, fast so wunderschön wie ... »Also«, versuchte ich meinen eigenen Gedanken auszuweichen, »Doktorspiele - ich glaube, wir haben uns da vielleicht missverstanden? Ich habe nicht diese Art Doktorspiele gemeint, wie du gedacht hast. Ein bisschen Tränke zusammenmischen und uns gegenseitig vergiften, das war mein

Plan.« »Vergiften?«, kam es mal wieder verblödet. Ja, so mochte ich Potter, also wenn ich ihn denn überhaupt mögen würde, was ich ja tat, wegen der Erdbeeren … Warum hatte ich keine Säge zur Hand um mir mal eben schnell den Kopf abzusägen? »Wenn ich das richtig mitbekommen habe, Zabini meinte gestern zu mir, dass deine … du weißt schon was, von einer Vergiftung kamen, was hattest du denn dann bitte vor? Wir vergiften uns bei Doktorspielen und hüpfen dann furzend und händchenhaltend durchs Schloss oder was?« »Nein, sei kein Trottel.« Ich verdrehte

meine Augen. »Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du niemanden erzählst, dass ich mit dir diese Doktorspiele machen wollte, die anderen Doktorspiele meine ich, nicht die Doktorspiele, die ich gedacht habe.« »Und vergiss nicht, dass ich auch nicht erzählen sollte, dass in Wahrheit gar nicht Zabini, sondern du diese bestialischen Blähungen hattest. Das wird dich was kosten, Malfoy.« »Willst du mich jetzt etwa erpressen? Ich dachte, wir wären Erdbeer-Kumpel!«, zischte ich mit zu Schlitzen verengten Augen. Was plante diese Missgeburt schon wieder? Wollte er sich nun doch an meinen Haaren

vergreifen?! »Nicht erpressen«, Er verdrehte genauso wie ich die Augen. »Aber mal angenommen, wir würden einen Waffenstillstand beschließen, uns in Zukunft in Ruhe lassen und versuchen uns einigermaßen zu vertragen und du würdest auch nicht mehr meine besten Freunde beleidigen, dann hätte ich ja auch keinen Grund von deinen Darmproblemen oder den Doktorspielen zu erzählen, richtig? Zudem sind wir ja, was sagtest du noch - Erdbeer-Kumpel?« Dieser widerliche, kleine Bastard! Und ob er mich erpresste! Na warte, mein Freund, irgendwann hätte ich eine Säge zur Hand und dann würde ich dir

auflauern und dich mit Bananen foltern! »Du beleidigst dann aber auch meine Freunde nicht mehr«, grummelte ich und konnte nicht glauben, dass ich wirklich bereit war, auf seine fiese Masche einzugehen. »Wann habe ich jemals deine Freunde beleidigt?«, fragte die Kröte verwirrt, als ob er das nicht wüsste! Das war, also, er hatte … ach Scheiße! »Mit deiner puren Anwesenheit«, schnaubte ich. »Also halte dich von meinen Freunden fern! Und ich werde dafür einen großen Bogen um das Schl- ... Granger und Weasley machen.« »Okay.« Er grinste und hielt mir seine Hand hin, wollte er jetzt plötzlich doch

Händchen halten oder was? »Ich bin Harry.« Ich hatte gerade ein sehr unangenehmes Déjà-vu, so hatten wir schon einmal voreinander gestanden, nur dass ich ihm damals die Hand entgegengestreckt hatte und er sie nicht genommen hatte. Ich hatte wirklich nur nett sein wollen, hatte ihm erzählt, dass einige eben besser waren als andere und ich war der allerbeste, doch er hatte mich für das Wiesel stehen lassen. Das lag mir immer noch irgendwo im hintersten Winkel ganz schwer auf der Seele. Ich hatte es wirklich nur gut gemeint und war so lieb zu ihm gewesen und dann … konnte ich ihm das verzeihen und seine Hand

nehmen? Anscheinend schon, ich hatte sie schon, ohne dass ich wirklich darüber nachgedacht hatte, bereits genommen. Gruselig. »Draco«, presste ich raus. Warum ließ er meine Hand jetzt nicht wieder los? »HAAAAAAARRY!«, kreischte das unwürdige Schlammblut, gedanklich durfte ich Granger ja so viel weiter beschimpfen, wie ich wollte. »Ich hab etwas in der Bibliothek gefunden, was dir vielleicht bei deiner Aufgabe helfen könnte!« Das war ja sowas von gelogen! So, wie diese rothaarige Schande für die magische Welt neben ihr stand, war eindeutig klar, dass die beiden

schleimigen Flubberwürmer nur Po- Harry von mir weghaben wollten.

Umpf!

Er sah mich entschuldigend an und ließ meine Hand wieder los, wollte doch tatsächlich gerade gehen und mich schon zum wiederholten Mal stehen lassen, dieser Idiot, als er sich mitten in der Drehung wieder zu mir wandte und meinte: »Willst du vielleicht mitkommen?« Ich sollte freiwillig Zeit mit den beiden unwürdigen Mistvögeln verbringen? Was dachte er eigentlich? Ich war schließlich immer noch ein Malfoy und ein Malfoy gab sich nicht mit solchen Widerlichkeiten ab. Erst recht nicht, wenn das Blut dreckig und die Haare rot

und die Klamotten abgetragen waren. Wo mir gerade einfiel, dass Potters Freizeitkleidung auch nicht gerade das Beste vom Besten war. Er war schon wirklich eine arme Sau. Vielleicht sollte ich ihn mal etwas einkleiden? Ich schüttelte gedanklich den Kopf. Ich und Potter einkleiden. Ich sollte dringend zu Madame Pomfrey gehen und sie nach möglichen Nebenwirkungen fragen und ob sie irgendwas dagegen hätte. So konnte ich nun wirklich nicht weitermachen. »Also?«, unterbrach er meine Gedanken. »Äh … sicher.« Worum ging es nochmal? Hatte ich schon wieder ganz vergessen. Aber wie hätte ich bei seinem Blick auch

nein sagen können? Wieso folgten wir nun dieser Sippe, die auch sehr verwundert oder erbost darüber zu sein schien? Oh! Da fiel es mir wieder ein. Sie hatten ja angeblich etwas wegen Potters Rätsel gefunden. Ja, als ob. Wetten, ich wäre ihm eine viel bessere Hilfe als jeder andere von seinen sogenannten Freunden? Ich sollte mir mal den Hut vorknöpfen und ihn fragen, wie er es wagen konnte, ihn in die Klauen der Gryffindors zu stecken! Bei mir - ich meinte bei uns wäre er viel besser aufgehoben gewesen! »Harry, wieso verfolgt uns Malfoy?!«, zischte das Wiesel. Ging es denn noch auffälliger?! Noch dreister?! Aber was

erwartete ich von so einer missratenen Kreatur? »Ich habe Draco eingeladen«, erwiderte mein Kumpel ganz höflich. Ja, genau so! Von ihm könnte der sich mal eine Scheibe abschneiden. Und er hatte mich in Gegenwart dieser Personen Draco genannt! Ha! Da guckten die jetzt blöd! Ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht über diese dämlichen Fressen zu lachen. »Draco?!«, fragte die unterbelichtete Eiterbeule. Ja, Draco, mein Name, so schwer von Verstand oder was?! Die Granger zog das Wiesel mit sich, na wenigstens konnte die den Mund halten, so schwer war das ja nun wirklich

nicht. Als wir dann endlich, nachdem Weasley mich immer wieder verstört angesehen hatte, in der Bibliothek angekommen waren, saßen wir zusammen, ja wirklich zusammen, ich konnte es selbst nicht fassen, an einem der Tische. Aber solange Harry neben mir saß, war alles gut … Und wieder erinnerte ich mich gedanklich daran, Madame Pomfrey aufsuchen zu müssen. Seit wann freute ich mich, dass Potter neben mir saß?! Ja, ich wechselte wieder zu Potter, konnte ja nicht sein, dass ich hier vollkommen verweichlichte in seiner Anwesenheit … Wie war das noch? Legilimentik … wie schaffte der Kerl das nur?! Also: Potter,

nicht Harry! Wo waren wir? Ach ja, die schlauste Hexe aller Zeiten glaubte ja die Lösung gefunden zu haben und schlug gleich mehrere Wälzer auf den Tisch mit einem Wumms. Ich sah sie mir an. Was war überhaupt das Rätsel? »Worum genau geht es eigentlich?«, fragte ich in die Runde. »Es geht darum herauszufinden, was das Ei uns sagt«, erwiderte sie. Ich persönlich war nie in den Genuss gekommen, das Ei zu hören, aber es interessierte mich nun doch sehr. »Was soll das heißen? Was das Ei uns sagt? Also spricht es? In Worten?« »Nein … es hört sich eher an wie ein lautes, schrilles

Kreischen.« Woran erinnerte mich denn gerade ein kreischendes Geräusch? Ich überlegte einen Moment, auch wenn es mir nicht einfiel, hatte ich dennoch eine Idee. »Habt ihr mal versucht, es in einer anderen Umgebung zu öffnen? Es einzudämmen? Einzuwickeln? Oder bei einem anderen Luftdruck, oder Unterwasser?« »Äh … nein«, kam es debil von dem Wiesel, der mich mit großen Augen anstarrte. Ja, wer war hier jetzt schlauer? Ich wusste doch, dass ich es drauf hatte, die taten gerade so, als wäre das absolut nicht offensichtlich gewesen. »Ehrlich gesagt haben wir noch gar

nichts getan – weil Harry das ja immer aufschieben musste.« Sie blickte ihn streng an. Dumme Ziege! »Aber ja. Es ist ein Versuch wert«, überlegte das Schlammblut. Was auch sonst? Nicht lange denken, einfach machen. Ich schnappte mir Harrys Hand und stand auf. So machte man das als Freund, nicht anders! Also, ich war kein Freund, ich war Kumpel, eben nicht Kumpel, ach keine Ahnung! »Wa -« »Nicht rumtrödeln Harry Potter! (Nur Potter!) Wir werden das jetzt sofort in Angriff nehmen. Ihr«, sprach ich noch an Weasley und Granger gewandt, »könnt euch ja noch weiter durch die Wälzer

wühlen während wir«, ich hob zur Verdeutlichung unsere verschränkten Hände, woraufhin Weasley noch verstörter drein schaute, »die Sache mal austesten werden.« Also liefen wir händchenhaltend (wieso eigentlich musste der Kerl ständig Händchen halten?!) zum Gryffindorturm. Vor dem Gemälde der unglaublich nervigen Frau blieben wir stehen und ich wartete, dass Potter das Passwort sagte, doch es kam nichts. »Heute noch?!«, fuhr ich ihn ein wenig unfreundlich an, weshalb die Dame mich pikiert anblickte. »Aber … das Passwort ist geheim ...« »Das sehe ich genauso«, sagte die Frau

scharf. »Und?« »Du stehst genau neben mir ...« »Richtig«, meinte sie sich weiterhin einmischen zu müssen. »Und weiter?! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.« »Na, du würdest es hören!« »Das ist mir doch scheißegal!«, maulte ich, und die Tussi schnaubte höchst empört darüber. »Jetzt sieh zu!« »Junger Mann«, setzte sie an, doch wir ignorierten sie, sehr zu ihrem Bedauern. »Aber -« »Potter!«, funkelte ich ihn an. »Kwsch ...«, nuschelte der sich einen

zurecht. »Diese Anmaßung!«, kreischte sie uns auf einmal an. »Falsch! Falsch! Falsch! Du kommst hier nicht rein! Und du da auch nicht!« »Quatsch!«, schrie Potter zurück. »Nichts Quatsch«, meinte sie aufmüpfig, schwang aber zur Seite und gab uns widerwillig den Weg frei. »Wie hältst du das mit der bitte aus?« »Das habe ich gehört!«, keifte sie. »Auch das ist mir scheißegal!« Der Gryffindorgemeinschaftstraum war der reinste Albtraum! Nicht nur, dass die Menschen uns hier anstarrten, als wären wir Tiere in einem Zoo, das nannte man doch so, oder? Wieso bezog ich mich

eigentlich ständig auf Tiere der Muggelwelt?! Vermutlich weil sie einfach abnormal waren, da würde ich auch starren. Jedenfalls war es unfassbar, wie sie uns angafften, also gaffte ich einfach zurück und zeigte ihnen meinen Mittelfinger – das hatte ich von Blaise gelernt, er meinte, so drücke man Antipathie in der Muggelwelt aus. Und so schwer das zu glauben war, ich fand, es hatte etwas, irgendwie ein sehr befriedigendes Gefühl! Potter zog mich eine Wendeltreppe hoch. Und um mich hier nochmal weiter zu beschweren, warum der Gemeinschaftsraum ein Albtraum war, er war in roten und goldenen Farben, das war doch wohl

Antwort genug! Aber es ging noch schlimmer, der Schlafsaal musste noch einmal einen drauf setzen! Die teilten sich doch tatsächlich einen ganzen Raum zu fünft! Ich konnte es nicht fassen! Potter musste ganz dringend hier raus! Und wenn ich ihn Nacht für Nacht rausschmuggeln musste! Da waren sie wieder – neue Bilder in meinem Kopf. Potter neben mir liegend in meinem Bett … zumindest hatte er etwas an. Blaise hätte sicherlich nichts dagegen, wenn er bei uns schlief … Was dachte ich denn da schon wieder?! Er hätte vielleicht wirklich kein Problem damit, dafür aber ich! Potter würde niemals auch nur einen Fuß in mein Bett

setzen, geschweige denn in mein Zimmer! Und ich würde ganz sicher auch niemals mit ihm kuscheln! Das war doch krank! Ganz nebenbei bemerkte ich, wie er meine Hand losließ und ich hatte das Gefühl, als würde da etwas fehlen. »So, hier ist es.« Harry grinste mich an. Potter! Potter! Potter! Verdammt nochmal! »Darf ich?« Er reichte mir das Ei. Es war schwer und ziemlich groß. Ich ließ es auf eines der Betten plumpsen, bei dem ich davon ausging, dass es Potters war, wollte gerade die Decke nehmen und darum wickeln, da riss mir Potter die Hand wieder weg und schlug mir mit voller

Wucht etwas Weiches ins Gesicht. »Umpf.« Es war ein Schal. »Entschuldige! Das wollte ich nicht! Ich dachte nur, dass es damit einfacher wäre!«, plapperte er eine Spur zu panisch. Was war denn das? Hatte er etwas zu verbergen? Ich war wirklich versucht, einfach mal seine Decke anzuheben, doch irgendwas in mir sagte mir, dass ich das nicht tun sollte. Also ignorierte ich es. Zusammen wickelten wir stattdessen seinen Schal um das Ei. Ich musste schlucken. Er war mir so nahe und mein Herz pochte schon wieder wie wild. Was war das nur? Und wieso hatte ich gerade das Bedürfnis dazu, sein Gesicht in die Hände zu nehmen und …

bloß nicht zu Ende denken! Ein widerliches Geräusch riss mich aus den Gedanken, als das Ei geöffnet wurde. Da half nicht einmal der Schal, die Lautstärke war immer noch genauso unerträglich. Und dabei war ich für eine Sekunde auch dankbar dafür, denn so konnte ich die Gefühle und Gedanken von eben ganz gut verdrängen und mit den Fäusten drauf einschlagen, dass es auch ja nicht wiederkommen sollte! Das Kreischen verstummte. Potter hatte das Ei wieder geschlossen und sah mich gequält an. »Das war wohl nichts.« Er wickelte es wieder aus und nahm es hoch. Bevor er sich zum Gehen wandte, drehte er sich

wieder zu mir um und hielt mir seine Hand hin. Stillschweigend ergriff ich sie. Ich wollte nicht mehr denken, genoss es einfach. Vielleicht stand ich auch unter Schock. Zum einen von der Vorstellung, die wir ganz bequem in die Verdammnis gejagt hatten, zum anderen von dieser verstörenden Akustik. Und ich spürte lediglich seine Hand an meiner. Alles um mich herum blendete ich aus. Ich bemerkte nicht, wohin wir gingen. Bemerkte nicht, was er mir sagte, wie er mich ansah, bis er sich vor mich stellte und in mir mit seinen viel zu intensiven grünen Augen einen Schalter umlegte. Ich verstand es nun. Doch das machte es nicht besser, sondern

schlimmer. Es sorgte lediglich dafür, dass ich mit noch mehr Ehrgeiz, noch mehr Willensstärke unermüdlich alles in die Ecke drängte, dort wo ich niemals wieder heran kommen würde. Ich atmete tief ein, lächelte ihn an und fragte ihn, was los wäre. »Was los ist?«, meinte er perplex. »Du warst gerade total geistesabwesend, du hast mich nicht einmal gehört, ich habe mir Sorgen gemacht!« Süß. Um mich hatte sich noch nie jemand Sorgen gemacht. Aber musste man das? Ich war immerhin ein Einzelkämpfer. Ich brauchte so etwas nicht. »Spar dir deine Sorgen für andere auf. Wo wollen wir

hin?« Er seufzte auf. »Zum See, wegen dem Wasser. Eine andere Stelle fällt mir jetzt nicht ein und da er noch nicht gefroren ist, dachte ich mir, könnten wir es mal ausprobieren.« Ich nickte bloß und zwang mich dazu, seine Hand loszulassen. Er sah mich verwundert an, doch ich ging darauf nicht ein, grub meine Hände tief in die Hosentaschen und schlenderte schweigend neben ihm her Richtung See, sollte er doch denken, was er will. Meine Hand bekam er nun nicht mehr. Ich war schließlich auch kein Kleinkind. Potter tauchte das Ei unter Wasser und öffnete es, doch es war nichts zu hören,

es blubberte lediglich vor sich hin. Während ich den Blasen zusah, wie sie an der Oberfläche platzten, kam mir eine Idee. »Vielleicht sollten wir auch unter dem Wasser sein«, merkte ich also an und kniete mich neben Potter, um daraufhin meinen Kopf unterzutauchen. Ja, ich, Draco Malfoy, steckte mit dem Kopf im See. Es musste ein seltsamer Anblick sein, doch es interessierte mich in dem Moment nicht ein bisschen, obwohl es bitterkalt war und es begann zu schmerzen. Doch ich hörte das Ei singen. Komm, such, wo unsere Stimmen

klingen, denn über dem Grund können wir nicht singen. Und während du suchst, überlege jenes: wir nahmen, wonach du dich schmerzlich sehnest. In einer Stunde musst du es finden und es uns dann auch wieder entwinden. Doch brauchst du länger, fehlt dir das Glück, zu spät, 's ist fort und kommt nicht zurück. Potter und ich starrten uns an und mussten beide echt breit grinsen. Wir hatten es geschafft! Das war ein unglaublich gutes Gefühl. Mein Blick

blieb an etwas hängen, das an seiner Wange klebte, ein Stück von einem Seetang. Ich hob schon meine Hand um es zu entfernen, doch erstarrte kurz vor seinem Gesicht. »Du hast da was … Harry.« Da er es aber nicht hinzubekommen schien, machte ich es letztendlich doch weg und meine Hand verharrte viel zu lange an seiner Wange. Ich räusperte mich. »Schon besser ...« Scheiße! Dieses verräterische Herz, wie ich es hasste! Wie ich ihn hasste! »Bleibt nur noch die Frage, wie ich eine Stunde lang tauchen soll. Und vor allem, was soll das sein, was ich schmerzlich

sehne?« Bei so einem Erbsenhirn sicherlich nichts von Bedeutung. Ich selbst würde es niemals sein. Wäre ja auch zu schön! Mich noch vor der Öffentlichkeit zum Gespött zu machen, weil Potter mich wollte! Als ob! Ich schluckte wieder meine eigentlichen Gedanken herunter, dass ich es zu gerne wäre. »Sicher etwas total Spannendes«, meinte ich daher sarkastisch, dennoch lächelnd. »Vielleicht ist es ja dein nicht vorhandenes Gehirn.« Harry (Potter, nicht Harry!) wollte gerade etwas erwidern, da wurden wir mal wieder von seinen unterbelichteten, dummen Mistmaden von Freunden

gestört, verfolgten die uns, oder was? Sollten die meinen, also nicht meinen, im Sinne von meiner meins - was dachte ich da eigentlich schon wieder? Potter hatte mir irgendwie meinen Kopf vernebelt, ein Glück waren seine madigen Mist- (oder mistige Maden?) Freunde gekommen. Merlin, bei Potters Augen konnte sich ja auch keiner konzentrieren! »Ähm … Po- Po- … Harry … wir sehen uns dann ein andermal wieder? … Hat echt Spaß gemacht mit dir im See, also nicht wirklich im See, nur kopfüber im matschigen Dreckwasser … jaaa, ich muss dann mal«, stammelte ich vor mich hin. Was war nur los mit mir? Waren das

jetzt die Nebenwirkungen der Vergiftung? Mein Hirn musste eindeutig einen Schaden davongetragen haben, anders konnte ich mir das nicht erklären. Und wie kam ich überhaupt auf die Idee, dass ich Ha- Potter bei seiner blöden Aufgabe half? Ich musste ja wohl erst mal klären, wer mich hier vergiftet hatte!

Was für ein grüner Kackhaufen!

Kaum hatte ich meinen kleinen Erdbeerkumpel am See sitzen lassen und war ins Schloss zurückgeeilt (nur weg von ihm!), da lief ich direkt Pansy in die Arme. »Whoow, Draco!«, schrie sie überrascht auf und klatsche mit voller Wucht auf den harten Steinboden, das gab eine Platzwunde am Kopf … nein, nochmal Glück gehabt, würde nur eine ziemliche Beule werden. »Was rennst Du denn hier so durch die Gänge? … Und Merlin, du riechst streng, was hast du denn gemacht, im See gebadet, oder was?« »'Tschuldige, Pansy«, sagte ich und half

ihr wieder auf die Beine, ihre Stirn verfärbte sich schon langsam ziemlich gelb und blau, sollte sie damit vielleicht mal bei Madame Pomfrey vorbeischauen? »Ach, nichts passiert«, winkte sie ab, »willst du dich vielleicht nochmal kurz frisch machen, bevor wir zum Abendessen gehen? Ich müsste auch nochmal eben … also zu Myrte und etwas … klären.« Ah ja. Dachte sie also immer noch, wir hätten nicht schon längst verstanden, was ihr Geheimnis war. Tz, wussten wir schon lange. Blaise feierte das heimlich ja total und er wartete nur darauf, dass unsere gute Pansy endlich mal ihren Mund aufmachte und dazu stand, meine

Güte, so schlimm war es dann ja auch wirklich nicht. Okay, es war irgendwie schon schlimm oder eher verstörend ... oder eigenartig, aber Pansy war unsere Freundin und wir standen zu ihr. »Ja, ich denke, ich sollte mich wirklich ein bisschen waschen«, sagte ich freundlich zu ihr. Nun rede schon, du Miststück, ich war doch einer deiner besten Freunde! »Dann lass uns mal kurz bei Myrte vorbeigehen, aber wirklich nur kurz, ich habe Hunger.« Der Tag hatte mir eindeutig auf den Magen geschlagen, ich hatte Kohldampf ohne Ende! Und vielleicht sollte Pansy ihre Stirn auch ein bisschen unter kaltem Wasser

kühlen, das sah auf jeden Fall nicht gesund aus. Auf die Idee kam sie natürlich nicht, nein, sie verzog sich gleich zu Myrte. Dann war sie auch selbst schuld, wenn sie morgen ein Horn wie ein Backenstein hatte. »Hallo, Draco«, begrüßte mich Myrte so freundlich sie konnte, und ich winkte ihr gut gelaunt zurück. »Na, Myrte, wie geht es dir? Alles gut in deinen Rohren oder ist mal wieder irgendwo etwas verstopft?« Ich lächelte sie an, wartete aber keine Antwort mehr ab, ich wollte mich nur noch waschen. Langsam roch ich mich schon selbst, Merlin, ich stank bestialisch! Und ein Malfoy stank schließlich nicht! Schnell

meinen Kopf unter einen Wasserhahn - das tat so gut! Und es hatte sogar noch einen klitzekleinen, netten Nebeneffekt, mein Kopf wurde endlich wieder klar! Nichts mehr mit bescheuerten Gedanken über grüne Augen, nur ich und das Wasser. Okay - und Pansy und Myrte, die sich mal wieder stritten, weil Pansy wollte, dass Myrte für sie irgendwelche Botengänge machte. Konnte sie das nicht selbst klären? So schwer war das nun auch nicht. Naja, wäre ich an ihrer Stelle, dann würde ich wohl auch lieber Myrte vorschicken. Also wenn ich jetzt zum Beispiel ein richtiges Date mit Potter haben wollen würde, was ich zweifellos nicht wollte, aber wenn ich

gewollt hätte … Bei Salazar, ging das jetzt schon wieder los?! »Bist du dann langsam mal fertig?«, fragte ich genervt, trank noch einen Schluck aus dem Wasserhahn und machte mich schon mal auf den Weg, entweder kam Pansy mit oder sie hatte Pech gehabt. »Geh du schon mal vor, ich komme sofort nach«, maulte sie mir genauso genervt hinterher. Passte ja perfekt, Maulende Myrte und maulende Pansy. Echt ein Dreamteam. Also begab ich mich mit einem bereits aussterbenden Magen zum Abendessen, die Luft war erfüllt von den Gerüchen, dass ich schon fast zu sabbern anfing.

Ich hatte schließlich den ganzen Tag nichts gegessen, und den ganzen Tag zuvor auch nicht. Mir war schon richtig schlecht vor Hunger. Fast ungeduldig pflanzte ich mich auf die Bank neben Blaise und füllte meinen Teller mit allerlei Dingen, ich hätte wirklich gerade ein ganzes Irgendwas vertilgen können - tja mein Kopf hatte wohl wieder abgeschaltet. »Wo ist denn Potter geblieben?«, fragte mich Blaise mit einem viel zu großen Grinsen. »Was interessiert es mich, wo die Hohlbirne ist?!« »Hat ihm deine Banane nicht gefallen?«, lachte

er. »Nein!« Er sollte endlich seinen Mund halten, ich konnte nur noch ans Essen denken. Hoffentlich aß Potter auch genügend! Ich wollte ihn nicht noch einmal daran erinnern müssen, dass er essen musste! Ich warf einen Blick rüber zum Gryffindortisch. Die eben erwähnte Hohlbirne saß eingequetscht zwischen seinen zwei Freunden, die fröhlich auf ihn einredeten. Es juckte mir in den Fingern, ihn dort erneut wegzuzerren. Ich senkte den Blick wieder und aß genüsslich ein Brot nach dem anderen und versuchte, nicht eine Sekunde über Potter nachzudenken, welche Augenfarbe hatte er nochmal? Da es mir völlig egal

war, wusste ich es auf gar keinen Fall mehr. Ich wusste also auch definitiv nicht, dass dieser grüne Aufstrich, den Blaise da gerade auf seinen Toast schmierte (was war das eigentlich? Es sah jedenfalls nicht lecker aus …), oder die grünen Gurken, die grünen Oliven, die grünen Weintrauben, die grünen Äpfel, denen ich nicht mal meine Aufmerksamkeit schenkte, weil ich ganz bestimmt keinen essen wollen würde, so wie ich es normalerweise jeden Abend tat, ganz absurd war das, einen Apfel essen zu wollen und dabei nicht an Potter denken zu müssen, weil ... ganz zu schweigen von meiner grünen Krawatte und die grünen Flaggen über unseren

Tischen, was für ein grüner Kackhaufen! Nein, ich wusste nicht, dass diese Dinge der Farbe von Potters intensiven Augen nicht mal ansatzweise glichen. So schnappte ich mir trotzig doch einen Apfel und biss energisch hinein, während ich Potter dabei beobachtete, wie er seine Freunde ignorierte und nun mich ansah, mit den Augen, dessen Farbe ich nicht kannte, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, das mir kein Kribbeln im Bauch auslöste und ganz sicher auch nicht meinen Blick fesselte. Was war das hier bitte? Eine Schmonzette?! Ganz sicher nicht! Und ich wollte auch gar nicht wissen, woher ich dieses Wort wieder kannte, denn die Antwort konnte nur

Blaise lauten. »Blaise!«, blaffte ich Besagten an, nachdem ich endlich meinen Blick losreißen konnte. »Lass uns gehen!« »Genug geflirtet?« Er grinste mich an. Wovon redete der bitte?! Ich flirtete hier nicht, niemals! Potter konnte mir gestohlen bleiben! Ich hasste ihn, hasste ihn, hasste ihn! »Mit wem flirtest du denn, Draco?«, fragte Pansy, von dessen Anwesenheit ich noch gar nichts mitbekommen hatte. Ohne Antwort auf seine wenig geistreiche und ihre sowieso unpassende Frage erhob ich mich und marschierte hinaus. Dass mich zwei grüne Augen, nein, sie waren nicht grün, sie waren

hundertprozentig blau oder so, da war ich mir sicher, mich verfolgten, spürte ich in meinem Nacken. Aber wie sagte ich es bereits? Es war mir egal! Und Blaise sollte sich dringend sein hässliches Grinsen aus der Fresse wischen, sonst würde ich das tun! Dass er und Pansy irgendetwas hinter meinem Rücken tuschelten, war mir zudem auch nicht ganz geheuer. »Was gibt's da zu quaken?!« »Du verhältst dich äußerst sonderbar, Draco. Ist alles in Ordnung?«, meinte Pansy. Irgendwie klang sie aber nicht besorgt, sondern eher amüsiert. »Alles bestens!« »Mir fällt gerade auf, dass du mir heute

noch nicht erzählt hast, wie sehr du Potter hasst«, sagte sie beiläufig und redete gleich weiter, ohne auf eine Antwort zu warten. »Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich zu dir meinte, wie froh ich darüber wäre, dass du mich jeden Tag darüber aufklärst, wie sehr du Potter hassen würdest. Dass das nun nicht wirklich der Fall ist, war mir ja schon länger klar, spätestens bei dieser Teddy -« »Dieser bekloppte Teddybär! Ich sag dir, das war mit Sicherheit einer dieser Gryffindormaden!« »Das sagtest du bereits mehrmals, aber immerhin ziehst du wohl Potter nicht mehr in Erwäg

-« »Und was soll das heißen, dass das nicht der Fall ist? Natürlich hasse ich Potter!«, fuhr ich ihr dazwischen. »Das weiß ich doch, Draco.« Dass Blaise sich aus dieser Konversation rausgehalten hatte, überraschte mich nach einem Blick auf ihn nicht mehr. Er war wieder in seiner Traumwelt. Der Junge war doch völlig durch. Wenn ich nur wüsste, was da ständig in seinem Kopf herumgeistern würde. Pansy grinste mich an. Sie glaubte mir nicht und ich wusste, dass sie der Sache auf den Grund gehen würde. Aber da gab es nichts zu ergründen. Das war eben… Das war einfach … Ach keine Ahnung

was das war. Sollte es etwas sein? Eigentlich … ja. Nein. Was? Ich hatte das Gefühl, dass mir eine Dusche noch einmal helfen würde. Das eiskalte Wasser (das heiße hatte ja letztes Mal für sehr seltsame Bilder gesorgt, zumindest gab ich ihm die Schuld dafür) prasselte meinen Körper herunter und es wirkte. Für ganze fünf Minuten. Ich dachte zurück zu diesem Moment, als wir am See standen und ich meine Hand an seine Wange hielt, ich dachte zurück an dieses Gefühl, welches sich stetig in mir ausgebreitet hatte. Ich wollte … nein, ich wollte nicht. Ich durfte nicht. Wenn mein Vater davon erfahren würde … dann wäre ich die

längste Zeit ein Malfoy gewesen. Ein idiotischer Draco Malfoy. Und das nur wegen Potter! Ich war kein Idiot! Und ich war auch ein Malfoy! Scheiß auf Potter! Auf den konnte ich gut verzichten! Nach der Dusche ließ ich mich direkt ins Bett fallen. Die Nacht war unruhig, heiß und feucht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Also sie war heiß, weil es heiß war und ich hatte geschwitzt, deswegen war sie feucht, ganz logisch. Das lag nicht daran, dass ich heiße und feuchte Träume hatte (nein, nicht diese Art von heißen und feuchten Träumen, also echt! Schämt euch!). Doch wollte ich diese Einblicke nun wirklich nicht vertiefen,

denn sie existierten nämlich nicht, auch wenn da alles nur vollgeschwitzt wurde, weil es eben heiß war, einfach so! Also gab es da jetzt auch rein gar nichts zu erzählen! Mit sichtlich schlechter Laune ging ich mit den anderen zum Frühstück und ich hatte wieder einmal keinen Hunger, der nicht vorhandene Traum hatte mir regelrecht den Appetit verdorben. Nicht, weil es ekelhaft war, nein. Es konnte ja auch nicht ekelhaft gewesen sein, wenn es nicht existierte. Der ganze Tag war für den Arsch. Ich hatte keine Lust zu irgendwas, ich ging Potter gekonnt aus dem Weg und ignorierte jede Kleinigkeit, jeden Blick,

den er mir zuwarf und jedes Essen, das mich an ihn erinnerte. Blaise fand es wohl unheimlich witzig, mir am Nachmittag, als wir im Gemeinschaftsraum waren und ich gemütlich vor dem Kamin mit Pansy saß und ein spannendes Buch las, Die Wanderhure (hätte nie gedacht, dass es tatsächlich interessant sein könnte), Erdbeeren vor die Nase zu setzen, die ich natürlich mit schwerem Herzen wegschob Richtung Pansy, die sie alle genüsslich aufaß. Nein, ich hatte nicht jeder einzelnen süßen Erdbeere hinterhergeweint! Und es war zu erwarten, dass es nicht bei den Erdbeeren blieb. Er quatschte gerade mit Pansy, und

mit jedem Satzende versuchte er mich zu provozieren. »Ich hoffe, dass wir bald wieder eigene Projekte in Muggelkunde haben werden, Potter, oder dass ich mal schneller sein sollte, als die anderen, Potter, da dürfen wir dann mit der restlichen Zeit ja anfangen, was wir wollen, Potter, denn ich habe schon eine wundervolle Idee, Potter, was ich gerne bauen würde, Potter.« »Was für eine Idee hast du denn?« Dass sie dieses ständige Potter so gut ignorieren konnte, dafür beneidete ich sie gerade! »Ein Megafon, Potter! Stell dir das mal vor, Potter, was für super Möglichkeiten

ich damit hätte, Potter!« Ignorieren! Einfach ignorieren! »Ich könnte dir helfen, wenn du möchtest, ich bin ja eigentlich immer ziemlich schnell fertig im Unterricht«, meinte sie doch tatsächlich. War ja klar, dass sie das auch noch unterstützte! Sie wusste nur zu gut, dass diese Möglichkeiten alle mich betrafen! Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Verdammt! »Ach, beehrst du mich nun doch mit deiner Aufmerksamkeit, Potter?« »Wen nennst du hier Potter?!«, schnauzte ich ihn an. »Na, dich, Potter!« Er prustete wieder

los. Das war mir zu viel! Ich stand auf und verschwand in mein Zimmer, das zu meinem Leidwesen auch Blaise' Zimmer war, aber ich wusste, dass er mir nicht folgen würde, so viel Anstand besaß er dann doch noch. Ich knallte die Tür hinter mir zu und schmiss mich auf mein Bett. Lesen konnte ich jetzt nicht mehr, ich war viel zu schlecht gelaunt und mit dieser Laune schlief ich dann auch irgendwann grummelnd ein. Mit klatschnasser Stirn wachte ich auf, ich war doch wirklich mit meinen Klamotten eingeschlafen, das war mir noch nie passiert. Und ich hatte wohl wieder irgendeinen Albtraum gehabt,

aber es war ja auch kein Wunder, schließlich war es Montag, doch konnte ich mich zum Glück nicht erinnern. »Guten Morgen, Sonnenschein!«, flötete Blaise. Richtig. Montag. Und er hatte wieder super Laune. Wie immer. Noch im Halbschlaf machte ich mich fertig und wir schlenderten zum Frühstück. Meine Freunde ließen mich in Ruhe, sie wussten, dass ich heute nicht ansprechbar war, zumindest fürs erste nicht. Pansy schob mir eine Schüssel Cornflakes zu mit dem Blick, dass ich das jetzt gefälligst essen sollte, so wie sie es immer an diesen Tagen tat. Es war

nun wahrlich kein Wunder, dass meine Laune weit unter dem Keller begraben lag, da unser nächster Unterricht aus zwei Stunden Muggelkunde bestehen würde. Das war erniedrigend … Warum genau hatte ich dieses Wahlfach gewählt? Ach ja, Blaise hatte mich mehr oder weniger dazu gezwungen … Und wer war noch in diesem dämlichen Unterricht dabei? Richtig. Potter und sein Anhängsel von Schlammblut. Potter, den ich von nun an weiterhin wie Luft behandeln würde. Genauso wie ich meine Träume und Gedanken von ihm oder an ihn wie Luft behandelte … Wie auch immer. Widerwillig, aber auch nur, weil ich

keine Lust auf eine Standpauke hatte, löffelte ich den Fraß in mich hinein und ging noch schlechter gelaunt als vorher schon mit Pansy und meinem inzwischen nicht-mehr-besten-Freund-weil-er-mich-zu-diesem-Mist-zwang zum Klassenraum.

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Über den Autor

Zeilenwurm
Bin 26 Jahre jung und schreibe sehr gerne Geschichten (Kurz Geschichten).
Sehr angetan haben es mir Erotik Geschichten.
Bin aber auch ein sehr großer Fan von Horror und Thriller Geschichten.

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