KupferGeld
Immer wenn ich zum Künstlerstammtisch fahre, lande ich von oben kommend mit der Rolltreppe auf der U – Bahn Haltestelle Yorkstraße.
Immer habe ich die Hast im Nacken, denn hier unten möchte niemand gern verweilen. Die Wände sind vom alten Putz befreit, trotzdem protzen sie mit der neuesten Werbung.
Immer landet hier ein Völkchen an, dem keiner so recht traut. Diese Typen erkennt man am Gang und dem lauernden Habitus. Als ob sie auf etwas warten
oder irgendetwas suchen. Man hängt ab und zwar bunt gemischt. Zwei Läden scheinen immer auf zu haben.
Immer raucht einer in der Gruppe. Dass dies gegen die Regeln ist, scheint egal.
Nie habe ich Sicherheitsleute gesehen. Immer verspürte ich den Drang, mit keinem anzuecken.
Viele sind blutjung und kopieren die Alten. Manchmal war mir so, als ob man Ware gegen Geld tauscht – doch ich habe schnell weg gesehen.
Vor ein paar Wochen hatte ich mehr als zwei Minuten Zeit bis die nächste U-Bahn kam. Auf dem Bahnsteig stehen auch zwei von den Automaten, die für einen super Aufschlag Getränke, Snacks
und Süßes ausspucken. Vor dem einen Automaten stand eine junge Frau, eher ein Mädchen.
Aus dem Kapuzenshirt quollen ein paar Strähnen in grün; die schwarze Jeans war cool zerschlissen.
Scheinbar mühevoll versuchte sie, Geldstück für Geldstück in den Automaten zu befördern.
Eben noch hatte ich einen Typ registriert, der mit einem Pappbecher Münzen erbettelte. Der hockte nun nebenan auf einer Bank und wartete auf was auch immer.
Stück für Stück klingelte beim Fallen in den Automat, bis sie den ganzen Reichtum drin hatte. Und dann drückte
sie den Code. Und dann rasselte ihre Habe in den Schacht der Rückgabe. Sie maulte: „So'n Mist!“ und begann die Münzen aus dem Schacht zu puhlen.
Ich weiß nicht, ob da Schadenfreude in mir aufgestiegen ist.
Jedenfalls ratterte meine Bahn heran und trug mich zum Mehringdamm.
Manchmal fehlen eben ein paar Münzen oder ein Cent oder zwei sind dann nichts wert.
Manchmal!
JFW 14.09.2017