Kurzgeschichte
Die kleine Robbe - Snowball,das Robbenbaby

Die kleine Robbe

Auf dem Treibeis im Sankt-Lorenz-Golf vor der Ostküste Kanadas sonnt sich die kleine Sattelrobbe Snowball wohlig in der warmen Märzsonne.

Das Robbenbaby war erst vor kurzer Zeit geboren worden und noch völlig auf seine Mutter angewiesen.

Die plüschige Kleine,denn sie war ein neugieriges Mädchen,wartet geduldig in der Nähe des Wasserlochs auf ihre Mutter,die gerade im Meer auf Nahrungssuche ist.

Gegen die Kälte hilft ihr das weiße

Babyfell und die Speckschicht,die täglich dicker wird.Sie sieht aus wie eine kleine Wurst.

Trotzdem ist ihr langweilig,den ganzen Tag hier zu warten.

Gelangweilt schaut sie sich auf dem Eis um und gähnt,als sie die anderen Babys sah.

"Bei denen sieht es auch nicht besser aus",denkt Snowball und überlegt,ob sie nicht einen kleinen Erkundungstrip wagen soll.

"Mama hat gesagt,ich soll mich nicht von der Stelle rühren,sonst gibt es heute Abend was auf die Flosse".

Frustriert robbt sie um das Loch

herum,nach links und recht schielend und gibt dabei klagende Laute von sich.

"Sei´s drum,die Sonne steht noch hoch und Mama kommt erst gegen Abend zurück",sagt sie zu sich selbst.

"Ich werd mal ein bisschen auf die Pirsch gehen und gucken,was hier so los ist".

An Eisbrocken und Schneeverwehungen vorbei robbt sie sich langsam in Richtung der anderen und entfernt sich

dabei immer mehr vom schützenden Wasserloch,nicht wissend,dass in einiger Entfernung ein Eisbär hungrig die kleine Kolonie beobachtet.

Voller Unternehmungslust und Neugierde robbt Snowball weiter,immer auf der Suche nach Abenteuern.

Mittlerweile hat sie sich schon von den anderen abgesetzt,als sie plötzlich aus der Ferne laute Schmerzensschreie und wildes Brummen vernimmt.

So etwas hatte sie noch nie gehört.

Der Eisbär griff die anderen Robbenbabys an.

Ängstlich und verstört robbt sie zu den

heulenden Todesschreien und verbitternden Gejammer hin und sieht aus einiger Entfernung den Eisbär,wie er sich über die anderen Babys hermacht.

Manche versuchen zu flüchten oder sich ins Wasserloch zu stürzen,aber es ist zu spät.

Snowball sieht das viele Blut,das sich über das Eis verbreitet und versteckt sich instinktiv hinter einem Eisvorsprung.

Das rettet ihr das Leben.Vorerst!

Die Dämmerung zieht auf und auf dem Eis wird es still.

Kein Schreien und kein Wimmern mehr,

kein Brummen und kein Wüten.

Alles ist ruhig!

Vorsichtig hebt sie ihr schwarzes Näschen hinter dem Schutzwall hervor und schaut voller Angst auf das blutige Schlachtfeld.

Sie nimmt allen Mut zusammen und robbt wieder den ganzen Weg zurück zu ihrem Wasserloch,vorbei an dem vielen Blut.

Am Luftloch angekommen,bricht sie erschöpft zusammen,ohne Kraft und am ganzen Körper zitternd mit einem traurigen Blick und schläft ein.

In einem wilden Alptraum stösst eine weiche Nase ihr zärtlich in die Seite.

Schreiend wacht sie auf und erkennt ihre Mutter,die sich an Snowball schmiegt,um ihr Milch zu geben.

"Alles ist gut,mein Baby",hört Snowball ihre Mutter sagen.

"Du hast alles richtig gemacht und deine Neugier und Abenteuerlust hat dir das Leben gerettet".

Beruhigt  und unsagbar glücklich saugt sich Snowball an die Zitze ihrer Mutter und trink die Milch. >

Sie fühlt sich so sicher und geborgen

und alles Glück der Welt liegt in der

Wärme ihrer Mutter.