Journalismus & Glosse
Bekassine

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"Eine interessante Schnepfe"
Veröffentlicht am 20. August 2017, 14 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Eine interessante Schnepfe

Bekassine

Vorbemerkung

Ich darf Ihnen hier einen seltenen, vom Aussterben bedrohten Vogel vorstellen.

Es gibt die Bekassine auch in Deutschland (noch) und ist dem normalen Bürger ziemlich unbekannt.




Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

Bekassine

Wenn ich mich über meine Holde ärgere, dann sage ich nur ganz leise: „Du Bekassine!“ Da kann sie nicht beleidigt sein, ganz anders, wie wenn ich Schnepfe zu ihr gesagt hätte.

Die Bekassine (Gallinago gallinago) gehört nämlich zu den Schnepfenvögeln.

Viele Bekassinen, sofern es sie noch gibt, machen im Herbst in Norddeutschland einen Zwischenstopp, bevor sie nach Südeuropa oder Afrika weiter ziehen.

Sie sind Zugvögel. Je nach Brutgebiet können es längere Strecken sein, oder es handelt sich eben nur um kurze Fluglinien. Einige sind sogar standortbehaftet.

(Tarnung)


Sie wird so um die 28 cm groß mit einer Spannweite von 42 cm. Sie legen in der

Brutzeit, die zwischen April und Juli liegt, bis zu 4 Eier. Als Bodenbrüter ist ihr Nest unscheinbar. Ihr Lebensraum sind Feuchtgebiete und Moore. Sie sind nicht einfach zu beobachten, weil sie nicht nur scheu sind, sondern auch über ausgezeichnete Tarnfärbung verfügen.

Kurz und gut, es handelt sich um ein Stelzvögelchen, das gerne in sumpfigen und moorigen Gebieten herum patscht und sich von Egel, Würmer, Larven, Schnecken, Muscheln ernährt.

Warum also berichte ich darüber, abgesehen davon, dass sie vom Aussterben begriffen ist?

Die Bekassine verfügt über zwei Besonderheiten, nämlich über den Balzflug und natürlich, kaum zu übersehen, um ihren besonderen Schnabel.

Bei der Balz fliegt das Männchen mit hecktischen Flügelschlägen steil nach oben und kippt dann ebenso steil nach unten wieder ab, praktisch ein Sturzflug. Dabei gibt die Bekassine ein Geräusch von sich, das wie das Meckern einer Ziege klingt. Daher kommt auch ihr Spitzname „Himmelsziege“.

Das ruft die Bekassine aber nicht, sondern sie erzeugt diese Lautmalerei durch die Schwanzfedern während des Sturzflugs. Die Luft zischt durch die Federn, die wie bei

einer Flöte ganz bestimmt angeordnet werden und vibrieren, so dass die durchströmende Luft diese Töne erzeugt.


(Federinstrument)


Die holde Dame hockt am Boden und hört sich unseren Flötisten an. Je perfekter der

Galan das Federklavier beherrscht, desto aussichtsreicher seine Werbung. Soviel ich weiß, ist es im Tierreich einzigartig, dass durch Luft und Federn Balztöne erzeugt werden. Im Übrigen ist die Lautstärke auch ordentlich. Das Meckern einer Ziege hört man ja auch schon von weitem.


Kommen wir zu dem Schnabel der Bekassine, ein echtes Multifunktionswerkzeug.


Das Ende der oberen Hälfte des Schnabels ist nämlich biegsam. So dient es als Pinzette, als Greifer, als Zange. Natürlich kann man damit auch stochern und bohren.

Modernste Technik ist in diesem biegsamen,

durchbluteten, obere Endstück verbaut. So werden beim Einstechen in den Grund Würmer über Sensoren geortet, die sich in der Nähe verbuddelt haben.

(Hochtechnische Bohrung)

Kleinere Würmer kann man schon im Erdreich in den Schnabel transportieren. Mann muss den Ringelnatz nicht erst mühsam heraus

ziehen. Na? Wer hat schon einen Schnabel mit Tastsinn?

Der ultimative Trick der Bekassine ist die Rettung der Jungen. Als Schnepfe hat man es nicht leicht. Es gibt sehr viele hungrige Mäuler, die unser Bekassine auf der Speisekarte haben. (Marder, Fuchs, Wiesel, Greifvögel, Möwen und Rabenvögel) Bis zum letzten Augenblick bleibt die gut getarnte Bekassine mit ihren Küken in Deckung, aber dann geschieht das Unglaubliche.

Mit dem Schnabel presst sie die Kleinen zwischen Kehle und Brust fest. Dann fliegt sie mit samt ihrem Nachwuchs davon.

Dieser Cargo-Transport ist in der Tierwelt einzigartig. Kein anderes Tier schafft es mit den Jungen im Gepäck davon zu fliegen!


In Deutschland brüteten 2013 nur noch 5500 Brutpaare.

Mit einem konnte unsere Bekassine nicht rechnen, nämlich mit dem Menschen.


Nicht nur, dass die Lebensräume rapide schwinden, auch schießt man sie gerne ab, weil man sie mit Schnepfen verwechselt, oder sie landen jämmerlich in Netzen.


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welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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mohan1948 Danke für dieses interessante Buch
Liebe Grüße Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
daxana danke, war interessant über die besonderheiten dieser vogelart zu erfahren.
lg daxana
Vor langer Zeit - Antworten
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