Fantasy & Horror
Pfad der Vergessenen - Kapitel 5

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"Anaiona!"
Veröffentlicht am 04. August 2017, 30 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin eine kleine Träumerin, die es liebt, neue Orte zu erkunden. Ich liebe Tee, Bücher, grüne Wälder und Berge!
Anaiona!

Pfad der Vergessenen - Kapitel 5

Kapitel 5

Kaltes Wasser perlt über ihre erhitzte Stirn und ihre Augen flackern. Ganz leise nimmt sie die Stimmen war, die wohl auf sie einreden. Vorsichtig versucht sie ihren Kopf zu heben, doch er fühlt sich so schwer an. Angst steigt in ihr hoch und sie versucht um Hilfe zuschreien, doch nur ein jämmerliches Krächzen ertönt. Warme Hände legen sich auf ihre Wangen und ihr Mund wird vorsichtig geöffnet. Keira möchte sich wehren, doch egal wie sehr sie es versucht, sie kann sich nicht bewegen. Verzweifelt versucht sie, die zähe, bittere Flüssigkeit auszuspucken, wird

aber durch das zuhalten ihrer Nase, dazu gezwungen. Zu ihrem Erstaunen breitet sich eine wollige Wärme in ihrem Körper aus und schon bald hört sie die besorgte Stimme ihres Vaters. Mit einem lauten Keuchen reisst sie ihre Augen auf und spürt sofort ein stechender Schmerz an ihrer Brust. "Wo bin ich?", keucht sie mit zitternder Stimme und ihre Hand klammert sich um die ihres Vaters. "Zuhause, in Sicherheit. Wie fühlst du dich?", murmelt Kian und streicht sich die Tränen aus dem Gesicht. Verwirrt blickt Keira ihn an - es war das erste Mal, dass sie ihn weinen sah. "Was ist passiert?", fragt Keira und richtet sich vorsichtig auf. "Kannst du dich an

nichts erinnern?", ertönt eine weibliche Stimme und Keira zuckt erschrocken zusammen. "Keine Sorge. Mein Name ist Asmodia und ich möchte dir helfen!", antwortet die fremde Frau und gesellt sich vorsichtig zu ihr ans Bett. Sie hat lange, schwarze Haare, smaragdgrüne Augen und auf ihrer Stirn prangt eine wohl tätowierte Sonne. "Wer sind sie?", murmelt Keira und ihre Augen starren auf das merkwürdige Symbol. Die Frau wirft Kian einen vielsagenden Blick zu, ehe sie in die Hände klatscht. Die Tür zu Keiras Zimmer öffnet sich und eine weitere, deutlich jüngere Fraue betritt das Zimmer. Wie Asmodia sind alle in schwarze Kleider gehüllt und auf ihrer

Stirn prangt ebenfalls das Zeichen der Sonne. "Das ist Taiana. Sie wird dich auf deinem Weg begleiten." Höflich nickt Keira ihr zu. "Ich möchte ja nicht frech sein, aber was hat das alles zu bedeuten?", murmelt sie und streicht sich nervös eine Strähne aus dem Gesicht. "Du kannst dich also an nichts erinnern?", fragt Asmodia nochmal, diesmal mit einem strengerem Ton. Keira schüttelt den Kopf und runzelt die Stirn. "Das letzte woran ich mich erinnern kann, ist der Besuch in der Kirche. Als der Priester meine Hand..." Keira bricht erschrocken ab und ihre Augen weiten sich. "Der Stein! Und Birgit, die Wolfsgestalt!", stottert sie und Tränen

steigen in ihre Augen. "Was deine Freundin angeht, wir konnten sie nicht mehr retten. Dein Vater wird sie morgen im Wald vergraben!", spricht Asmodia kühl. Wieder klatscht sie in die Hände und Taiana überreicht ihr eine kleine Schatulle. Mit einer Handbewegung befielt sie ihr das Zimmer zu verlassen und blickt Keira dann ernst an. "Bezüglich des Steines - meinst du den hier?", sagt sie und öffnet die kleine Kiste, wo sich der hell leuchtende Kristall auf rotem Samt gebetet, befindet. "Du wirst bestimmt viele Fragen haben, aber es ist Zeit aufzubrechen! Dein Vater hat bereits zugestimmt!", fährt sie mit ernster

Stimme fort. Verwirrt blickt Keira ihren Vater an, welcher beschämt zu Boden blickt. "Es ist das beste für dich, Keira. Du bist hier nicht mehr sicher!", murmelt er mit leiser Stimme. "Ich verstehe nichts mehr. Was ist hier genau los?", ruft Keira überfordert und das Stechen in ihrem Kopf wird stärker. "Darf ich einen kurzen Moment alleine mit meiner Tochter sprechen?", bittet Kian und Asmodias Gesicht verhärtet sich. "Natürlich. Wir werden draussen auf sie warten!", sagt sie und wirft Kian einen verächtlichen Blick zu. Erst als die Türe ins Schloss fällt, wirft sich Keira in die Arme ihres Vaters und vergräbt ihr Gesicht in seiner Brust.

Tränen rinnen über ihr Gesicht und ihr Körper zittert. "Was passiert hier?", schluchzt sie überfordert. "Hör mir zu Liebes!", flüstert Kian liebevoll und streicht seiner Tochter über ihr Haar. "Du musst mir jetzt vertrauen. Geh mit diesen Frauen mit. Sie bringen dich an einen sicheren Ort, wo sie all deine Fragen beantworten werden!", erklärt er und streicht ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht. "Aber wieso? Ich möchte bei dir bleiben!", stottert Keira und klammert sich an seinen Arm fest. "Das geht nicht. Keira, es ist schwierig zu erklären. Aber das hier ist nicht mehr der richtige Ort für dich", antwortet er und sein Gesicht verhärtet sich. "Es ist Zeit.

Deine Sachen sind bereits gepackt. Mein Entschluss steht fest!" "Aber Vater!", ruft Keira mit zitternden Stimme. "Du musst mir vertrauen, mein Kind!", fleht er und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn. Der Vollmond leuchtet hell am Himmel und ein eiskalter Wind zerrt an Keiras Kleider, als sie das Haus verlässt. Draussen stehen bereits vier Stute, welche nervös mit den Hufen scharren. "Gut - dann können wir endlich gehen!", ruft Asmodia ungeduldig und drückt packt Keira grob am Arm. "Sag Bradin, Caden und Glan das ich sie liebe. Trista natürlich auch! Und sag Mael, dass er sich keine Sorgen machen muss!", ruft

Keira weinerlich, währendem sie sich mit schwerem Herzen auf das Pferd schwingt. "Pass auf dich auf, Kleines!", spricht Kian und seine Stimme zittert. "Brechen wir nun endlich auf!", ruft Asmodia mit lauter Stimme und die Pferde setzen sich bei ihren Worten in Bewegung. Ein letztes Mal dreht sich Keira um und winkt ihrem Vater zu, welcher im Licht des Mondes so zerbrechlich und alt wirkt. Hoffentlich wird sie ihn bald wieder sehen! Erst als die Sonne am Horizont aufgeht und sie in der Ferne den See von Claíbás erblicken, lässt Asmodia die Pferde langsamer gehen. Schweigend reitet

Keira hinter ihr her und ihre Augen schweifen über die hohen Berge und die dichten Wälder, die sich im Osten erstrecken. Unruhig spielt sie mit den Zügeln in ihrer Hand und immer wieder huscht ihr Blick zu Asmodia, welche mit hoch erhobenem Kopf vor ihr reitet. Ihre mächtige, kühle und zugleich energiegeladene Ausstrahlung, fesselt Keira und sie hätte sie am liebsten mit Fragen durchlöchert. Selten hat sich Keira so unwohl und alleine gefühlt wie jetzt und sie hofft die ganze Zeit, dass das alles nur ein Albtraum ist und sie gleich von Glan aufgeweckt werden würde. Wenn ihr doch nur jemand erklären könnte, was los

ist! Als hätte Asmodia Keiras Gedanken gelesen, schnalzt sie mit der Zunge und Keiras Pferd schliesst zu ihr auf. "Die Pferde hören nur auf dich, oder?", murmelt Keira zögerlich und blickt in die funkelnden Augen von ihr. "In der Tat. Wenn ich ihnen befehle, euch ans Ende der Welt zu bringen, würden sie euch so weit tragen, bis sie Tod umfallen!", erklärt sie mit ruhiger Stimme und doch löst diese Aussage, Unbehagen in Keira aus. "Treffen wir eine Abmachung, Keira Ciallmhar. Du befolgst auch meine Befehle, dafür werde ich dir jede deiner Frage beantworten, so weit mein Wissen und die Zeit es zu lässt!" Unschlüssig

rutscht Keira auf ihrem Sattel herum. "Natürlich werde ich dich nicht in den Tod schicken!", spricht sie und Keira lacht nervös, verstummt aber sofort unter ihrem ernsten Blick. "In Ordnung!", murmelt sie und Asmodia nickt zufrieden. "Was war das für ein Tier - das Birgit getötet hatte?", fragt Keira und nur schon bei dem Gedanken wird ihr eiskalt. "Ihr nennt sie wohl Schattenwesen - wir nennen sie Kinder der Götter!", antwortet sie und auf Keiras verwirrtem Schweigen fährt sie fort. "Nicht die albernen Götter, an die das Volk glaubt. Hast du jemals schon in Erwägung gezogen, dass es nur ein Scheinbild ist,

dass euch die Herrscher vorspielen? Die wahren Götter sind pure Magie, der Ursprung von allem. Aber genug - ich werde dir, wenn wir angekommen sind, mehr davon erzählen!" "Wohin gehen wir denn genau?", fragt Keira zögerlich. "In den Norden. Mehr kann ich dir noch nicht sagen!", antwortet sie und klatscht in die Hände. Das jüngere Mädchen, Keira erinnert sich an den Namen Taiana, schliesst zu ihnen auf und senkt höflich ihren Kopf. "Sie wird sich in den nächsten paar Tage um dich kümmern!", erklärt sie und blickt Taiana prüfend an. Diese nickt und lächelt Keira aufmunternd an. "Kümmer dich um sie!",

spricht sie kühl und wendet sich dann von ihnen ab. "Wie fühlst du dich?", fragt Taiana nach einer Weile und blickt Keira besorgt an. "Wie soll es mir schon gehen? Ich habe keine Ahnung wer ihr seit, wohin wir gehen und was gerade los ist!", murmelt Keira und versucht ihre Tränen zurück zuhalten. "Ich weiss wie du dich fühlst. Als sie mich abholten, war ich auch total verwirrt und verstand die Welt nicht mehr. Du wirst dich aber bald daran gewöhnen!", antwortet sie und ihre warme Art lässt Keira beruhigen. "Wer seit ihr denn?" Für einen Moment scheint Taiana mit sich zu ringen, ehe sie sich zu Keira lehnt. "Ich darf es dir noch nicht sagen, da du zuerst deinen Eid

schwören musst. Aber wir sind, wie soll ich es sagen - Diener der Götter und Behüter der Magie !", flüstert sie leise und ihre Stimme bebt aufgeregt. Keiras Augen weiten sich und sie blickt Taiana erstaunt an. "Magierinnen?" Ein leichtes Lächeln huscht über Taianas Lippen und sie nickt. "Ja, so kann man es auch sagen!" "Aber ich bin doch keine Magierin!", erwidert Keira mit gerunzelter Stirn. "Das werden wir morgen sehen. Es gab aber eine grosse Diskussion im Rat wegen dir. Du scheinst eine grosse Gabe in dir zu tragen und wichtig für die Götter zu sein!", erzählt Taiana fröhlich. "Schweigt! Zieht eure Kapuzen ins

Gesicht!", befiehlt Asmodia plötzlich und wirft Taiana einen ernsten Blick zu. "Halte dich gut an den Zügeln fest und verhalte dich unauffällig!", flüstert sie leise und Keiras Blick wandert nach vorne. Fünf Soldaten versperren den Weg und im Licht der Sonne glänzen ihre Schwerter. Auf ihrer Brust prangt das Wappen von Claíbás, zwei gekreuzte Schwerter über einem Bärenkopf und ein ungutes Gefühl breitet sich in Keira aus. Mael erzählte ihr, in der Stadt werden die besten Schwertkämpfer ausgebildet und der König Godhá dürstet angeblich nur nach einem neuen Krieg. "Im Namen des Königs - halten sie an!", ruft der eine laut und hält sein Schwert in der

Hand bereit. "Wir haben es eilig. Aus welchem Grund versperrt ihr uns den Weg?", sprich Asmodia mit kühler Stimme und rümpft angeekelt die Nase. "Nicht mit diesem Tonfall, altes Weib! Steigt ab!", knurrt der grösste von ihnen und packt Asmodia am Bein. "Nehmen sie die Hand weg!", zischt sie langsam und die Luft beginnt bei ihren Worten zu flimmern. Der Mann scheint es auch zu bemerken und lässt sie mit wutverzerrter Miene los. Laut ruft er in einer fremden Sprache seinen Kameraden Befehle zu und alle zücken ihre Schwerter. "Scheiss Magiergesindel. Ergebt euch oder wir töten euch!", ruft er und erntet von Asmodia nur einen abschätzigen Blick.

"Seht ihr Schwestern, die Männer sind schwache Geschöpfe. Ihre Existenz ist belangloser, als das Leben einer Küchenmaus. Schwach und so berechnenbar!", verspottet Asmodia höhnisch und mit einer schnellen Handbewegung zerspringen die Schwerter in den Händen der Krieger. "Ohne ihre Schwerter sind sie nichts und niemand. Nicht einmal ein Hase würde sich vor ihnen fürchten! Aber nicht mehr lange!", zischt Asmodia und mit einer weiteren Bewegung fallen die Männer zu Boden. Amüsiert beobachtet Keira, wie die Krieger verwirrt im Schlamm liegen und vor Wut zittern. Unbeirrt schnalzt Asmodia mit der Zunge und die Pferde

setzten sich in Bewegung. Mit hoch erhobenem Kopf reitet sie an den Soldaten vorbei, welche mit geballten Fäuste ihnen wüste Flüche hinterher rufen. Voller Bewunderung starrt Keira auf Asmodia, welche mit einem weissen Tuch ihre Hände säubert, ehe sie ihre schwarzen Haare zurück wirft, welche im Licht der Sonne glänzen. "Sie ist unglaublich!", murmelt Keira ehrfürchtig. "Ist es dein erstes Mal? Das du Magie gespürt und gesehen hast?", fragt Taiana und Keira nickt lächelnd. "Ich habe es mir immer anders vorgestellt. Mit grossen Ritual und langen Sprüchen - aber es sah so einfach aus!" "Einfach ist es nicht, das kann ich

dir sagen. Ich würde dir so gerne alles darüber erzählen was ich weiss, aber es braucht seine Zeit!", spricht Taiana und lacht leise. "Ausserdem bin ich auch noch ein Anfänger. Asmodia ist eine der grössten Magierinnen, die es seit dem Tag der Flammen, jemals gegeben hat!", erklärt sie und die Bewundern von Keira steigt. "Sie dir den See an, ist er nicht schön?", murmelt Taiana nach einer Weile und Keira folgt ihrem Blick. Tatsächlich sind sie bereits am Ufer angekommen und das türkisfarbene Wasser funkelt im Licht der Sonne. Die Stadt Claíbás, mit ihren pechschwarzen Hausdächern und der grossen, steinernen Burg erstreckt sich

vor ihnen und in der Ferne sieht man die hohen Berge vom Norden. "Am besten du denkst nicht zu viel darüber nach!", murmelt Taiana traurig, ehe sie in eine Seitenstrasse einbiegen und die Stadt zurück lassen. Als es eindunkelt liegt der See bereits weit hinter ihnen und die nördlichen Berge erstrecken sich immer höher in den Himmel. Keiras Körper schmerzt vom ewigen Reiten und sie spürt, wie sie langsam müde wird. Ihre Augen brennen und ihr Magen knurrt vor Hunger. Seit ihrem Aufbruch hat sie nichts gegessen, was ihr langsam zum Verhängnis wird. Erschöpft lässt sie ihren Blick über die

immer karger werdende Landschaft schweifen. Die saftigen Wiesen, Kornfelder und Weingüter sind verschwunden und der zuvor gepflasterte Weg ähnelt nun einem Feldweg. Dichte Tannenwälder erstrecken sich über die hügelige Landschaft und ein kalter Wind weht vom Norden her. Plötzlich hält Asmodia die Pferde an und dreht sich zu ihnen um. "Wir reiten nun ein wenig in den Wald und suchen uns einen geeigneten Schlafplatz. Es ist zu gefährlich in der Nacht durch Nurba zu reiten!", erklärt sie und Keira atmet erleichtert aus. Das Feuer flackert und wärmt die steifen Glieder von Keira. Ein umgefallener

Baum, welcher sie mit Tannenäste und Gras abgedeckt haben, dient ihnen heute als Unterschlupf und laut Taiana, hätten sie nichts besseres finden können. Hungrig beisst Keira in das erlegte Kaninchen und eine angenehme Wärme breitet sich in ihrem Körper aus. Aus dem Augenwinkel bemerkt sie, wie Asmodia mit erhobenen Händen um ihr Nachtlager herum schreitet und leise flüstert. "Sie zieht einen Schutzkreis, damit uns unsere Feinde nicht finden!", erklärt Taiana, die wohl ihr skeptischen Blick bemerkt hat. "Haben wir den Feinde?", fragt Keira und lehnt sich näher ans Feuer. "Wir wissen es nicht. Es ist alles im Umbruch. Freuden werden zu

Feinde und Feinde zu Freunde. Das Gleichgewicht zerfällt immer mehr!",murmelt sie und knetet nervös ihre zarten Hände. "Kannst du noch Brennholz für die Nacht sammeln?", ruft Asmodia und blickt Taiana ernst an. "Ich mach es schon. Ich bin es nicht mehr gewohnt, so lange zu reiten!", erwidert Keira und Taiana lächelt sie dankbar an. Als sie den Schlafplatz verlässt, spürt sie den prüfenden Blick von Asmodia auf ihrem Rücken und Keira beschleunigt ihre Schritte. Immer weiter dringt sie in den Tannenwald vor und ab und zu sammelt sie einige Stücke Holz auf. Starke Kopfschmerzen plagen sie schon die

ganze Reise und der unangenehme Druck an ihrer Brust ist auch noch nicht verschwunden. Müde reibt sie sich ihre Augen und versucht ihre Gedanken zu ordnen. Sie hat aufgehört zu hinterfragen und obwohl sie keine Ahnung hat, was alles mit ihr zu tun hat, vertraut sie ihrem Vater. Tränen steigen in ihre Augen, bei dem Gedanken, dass nun die ganze Familie am Küchentisch sitzt und Abendbrot isst. Und Mael - sie konnte sich nicht einmal von ihm verabschieden. Wann wird sie ihn wohl wiedersehen? Auf einmal durchbricht ein lautes Knacken die Stille und Keira zuckt erschrocken zusammen. Angestrengt versucht sie in der Dämmerung etwas zu

erkennen und sie hätte schwören können, einen Schatten zwischen den Baumstämmen durchhuschen zu sehen. Angst steigt in ihr hoch und sie packt das wenige Holz das sie gesammelt hatte und macht sich auf den Rückweg. Wahrscheinlich war es nur ein wildes Tier, ein Fuchs oder vielleicht sogar ein Reh. Keira schüttelt genervt den Kopf, wie oft war sie nachts im Wald und hat merkwürdige Geräusche gehört. In der Dunkelheit erkennt sie bereits das helle Licht des Feuers und Keira spürt, wie die Müdigkeit in ihren Knochen steckt. Gerade als sie unter einen umgefallenen Baumstamm hindurch kriechen wollte, hört sie einen lauten Knall, als wäre

etwas von grosser Höhe auf den Boden geprallt und sie dreht sich erschrocken um. Ein weisser Schwan liegt mitten auf der Lichtung und sein Gefieder glänzt rot. Hilflos reckt er seinen langen Hals in die Luft und windet sich vor Schmerzen. Eine Gestalt löst sich aus dem Schatten der Bäume und Keira drückt sich ängstlich an die feuchte Erde. Wie gebannt starrt sie auf die Kreatur, wie es in bedrohlichen Schritten auf den ausgelieferten Vogel zu schreitet und herablassend auf sie hinunter blickt. Ein heller Lichtstrahl durchbricht die Dunkelheit und wo zuvor ein Schwan war, sitzt nun eine Frau zusammengesunken, mit schneeweissen

Haaren und entblösstem Körper. Die Gestalt kniet sich zu ihr nieder, ehe ein schmerzerfülltes Keuchen zu hören ist und sie leblos zu Boden fällt. Ein leiser Schrei entfährt Keira und ihr Herz beginnt schneller zu schlagen. Die Gestalt dreht sich langsam zu ihr um und breitet wie ein Vogel seine Flügel aus. Rabenschwarz verschmelzen seine Schwingen mit der Dunkelheit und ein kehliges Lachen erklingt aus seiner Richtung. "Anaiona!", flüstert er und schreitet bedächtig auf sie zu. Wie angewurzelt bleibt Keira stehen, gelähmt vor Angst. "Anaiona!", wiederholt er und packt mit einer schnellen Bewegung Keiras Hand und fährt erregt über ihre

Wunde. "Anaiona!", ruft er diesmal lauter und kräftiger und seine Augen funkeln bedrohlich. Gerade als er sich vor ihr hinknien will, durchbohrt seine Lungen ein Pfeil und er fällt röchelnd zu Boden. Blut fliesst aus seinem Mund und seine Augen flattern. "Anaiona!

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Millasca
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