Journalismus & Glosse
Cochran

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"Ein wichtiger Job"
Veröffentlicht am 25. Juni 2017, 12 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Ein wichtiger Job

Cochran

Vorbemerkung

Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hier wollen wir uns den Job von Junior Cochran ansehen.

In Memoriam!







Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

www.welpenweste.de

Cochran

Am 21. Mai 2008 herrschte tiefe Trauer in der Gemeinde Rabbit Hash.

Der Bürgermeister, der gut 10 Jahre lang die Geschicke der Stadt gelenkt hatte, war verstorben.

Junior Cochran wurde, als er nur zwei Jahre alt war, mit überwältigender Mehrheit in das Amt des Bürgermeisters gewählt. Jedes Jahr war ihm dieser Posten nicht mehr zu nehmen. Nun war das Ende der glorreichen Ära gekommen. Mit dem entsprechenden Pomp wurde der Ehrenbürger bestattet.

Jetzt darf man natürlich nicht verschweigen, dass die Gemeinde Rabbit Hash ehemals aus

nur 40 Einwohnern bestand. Sie liegt im Landkreis Boone, Kentucky, USA. Geschichtsträchtig ist das Örtchen dennoch. 1813 war sie ein wichtiger Handelsposten zwischen den Indianern und den einreisenden Siedlern. Und sie können es schon vom Cover her erahnen: Junior Cochran, der Bürgermeister, war ein Hund. Der Labrador Junior Cochran wurde auch wirklich ordentlich gewählt.

Das liegt an der Stadtverfassung. Ein Bürgermeister muss für den Ort gewählt werden, aber bei nur 40 Einwohnern, da hatte keiner Lust sich zusätzlich allen möglichen Schreibkram aufzubürden. Sie mussten als

Farmer selbst sehen, wie sie über die Runden kamen. Also wurde ordentlich mit dem Priem in die Schüssel gespuckt und auf den Polit-Mist geschissen. Die Verordnung rief dennoch, weil man eben rechtsfähig war. Was tun? So musste eben der beste Freund des Menschen einspringen.

Diese Verordnung trifft jede Mini-Gemeinde in den USA. So ist Junior Cochran bei weitem nicht der einzige animalische Bürgermeister. Zum Beispiel schaut das Städtchen Lajitas in Texas zu einer Ziege als Bürgermeister auf, welche das höchste Amt der Stadt bekleidet. Es hat natürlich noch einen anderen Grund, warum diese Kuriosität entstanden ist.

Eigentlich werden solche „Orte“ von den Landkreisen verwaltet. Entsteht nun eine eigene Amtsverwaltung für ein solches Örtchen, da werden auch zusätzliche Steuern fällig, auf die man gerne verzichten kann. Aber eben diese verflixte Stadtverfassung mahnt ihre Bedingung an. Ohne Bürgermeister geht es nicht.

Und so kamen die Einwohner von Rabbit Hash auf eine geniale Idee. Jeder Einwohner kann sooft wählen, wie er will. Für jeden Wahlzettel wird ein Unkostenbeitrag von einem Dollar fällig. Der Erlös geht in soziale und Gemeindeprojekte. Je mehr Stimmzettel, umso besser. Wer also seinen Vierbeiner gerne als Bürgermeister sehen will, der gibt

eben viele Stimmzettel ab. Die Stadtkasse freut sich. Auch Amerikaner sind Gewohnheitsmenschen und so blieb Junior Cochran, der Name machte sowieso etwas her, unangefochten Bürgermeister bis zu seinem Lebensende. Frei gewählt, wohlgemerkt!

Außerdem zählte die Gemeinde 2010 schon 315 Einwohner. Mit dem originalen Wiederaufbau der altes Stores und der Mission aus Indianerzeiten als Touristenmagnet, kamen viele zahlende Besucher. Der Rabbit Hash General Store ist die Attraktion. Angeblich entstand der Name des Städtchens, weil damals in diesem Store frisch geschossene Kaninchen zur

Wegzehrung gebraten und angeboten wurden. Gegründet wurde dieser Ort mit einem etwas kriminellen Flair von der Familie Piatt um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert (1801?). Damals hatte sie den teilweise illegalen Güterverkehr zwischen Indiana und dem Ohio River unter Kontrolle, denn auch eine Fähre gehörte ihnen. Es waren einfach wilde Zeiten damals. Heute noch kursieren in dieser Gegend auch entsprechend viele Abenteuergeschichten von ehedem, welche dem heutigen Touristengeschäft gut tun. Außerdem ist die Gegend eben idyllisch.

Richtig offiziell liegt Rabbit Hash in dem Gebiet der Carlton-Verwaltung.

Wahrscheinlich stieg dem Bürgermeister Junior Cochran seine Wichtigkeit zu Kopf.

Er nahm sich heraus im General Store ab und an „nach dem Rechten" zu sehen, bis es zu Beschwerden kam. Es fehlten u.a. leckere Kaninchenkeulen.

Er bekam Hausverbot.

Nicht zu fassen!

Der Bürgermeister und ein Hausverbot.

Geht gar nicht!

So beantragte der Besitzer von Cochran am 13. März 2008 eine allgemeine Befreiungs-Norm für den Bürgermeister. So ganz war dieser Affront noch nicht vom Tisch, als den braven Bürgermeister im Mai der Tod ereilte. Eine Neuwahl war dringend erforderlich.

Ab dem 31. August 2008 wurde gewählt.

Im Zuge der Gleichberechtigung ging die lebenslustige Dame Lucy Lou als Siegerin hervor, ein Border Collie.

Man kann sagen, was man will, aber der Gemeinde Rabbit Hash tun die Hunde als Bürgermeister offensichtlich gut. Die Gemeinde entwickelt sich und kommt ohne Verschuldung zurecht. Wie wäre es, wenn wir in Deutschland bei der der Wahl zum Kanzler auch… Na ja, nur so, meinetwegen darf es auch eine Hündin sein.

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welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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baesta Hahaha, stelle mir eben einen Hund als Bundeskanzler vor.....
Was Du so alles recherchierst. Wenn es aber dem menschlichen Zusammensein gut tut, warum nicht!

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Du wirst es kaum glauben: Das Städtchen Whangamomona (in Neuseeland) erklärte sich gar zur unabhängigen Republik und ernannte nacheinander eine Ziege, einen Pudel zum Präsidenten. Im Moment ist eine Schildkröte das amtierende Staatsoberhaupt. So richtig international erfolgreich ist Whangamomona noch nicht, aber vielleicht dauert es eben ein bisschen bei DEM Präsidenten.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift lacht*
"Cochran..."
Na ja, die Amis halt... ...grinst*
Aber ich denke, die sind mit dem ersten Mann im Staate
eh' schon auf den Hund gekommen. Und da über kurz
oder lang, ohnehin alles von über dem großen Teich
zu uns herüberschwappt, sollten wir uns wohl besser
schon mal auf das Schlimmste gefasst machen... ...grinst*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Wie recht Du hast!
Danke!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
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