Ein sentimentales Jugendgedicht
Nie werde ich die Nacht vergessen
in der ich nach Hause kam
zum ersten Mal
nach ersten Wochen in der Fremde
nie wäre mir eingefallen
dass das Leben
wie ich es kannte
auf einmal vorbei sein
und ich mich weit weg
in einer Kaserne
wieder finden würde
alles was selbstverständlich war
galt nicht mehr
was vorher wichtig war
hatte kaum noch Gewicht
gut dass es Nacht war
und keiner meine Tränen sah
als ich das schlafende Dorf erreichte
und dort aus dem Bahnbus stieg
kaum zu glauben
ich war fassungslos vor Rührung
es war noch alles da
alles war wie früher
so als wäre nichts geschehen
der Bach
an dem ich als Junge Staudämme gebaut
die Bank unter der großen Weide
auf der ich meine erste Freundin geküsst hatte
die fränkischen Bauernhäuser
der Mühlweiher
der Geruch des Sommers
und die Landluft
die für mich plötzlich betörend nach Heimat duftete
es war schon weit nach Nachmitternacht
als ich die Haustür meines Elternhauses aufsperrte
und
noch heute wird mir warm ums Herz
wenn ich an die Freude im Gesicht der Eltern denke
als ich in die Stube trat
auch wenn ich nicht lang bleiben konnte
und ich später ganz weg musste von daheim
zu wissen
dass die Plätze der Jugend weiter existieren
auch wenn ich sie nicht mehr begehen darf
tröstet meine Trauer
lindert meinen Schmerz