Religion & Glaube
und dann saß ich auf dem Boden der Kathedrale und weinte

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"und dann saß ich auf dem Boden der Kathedrale und weinte"
Veröffentlicht am 24. Mai 2017, 6 Seiten
Kategorie Religion & Glaube
© Umschlag Bildmaterial: D.A., 2017
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und dann saß ich auf dem Boden der Kathedrale und weinte

und dann saß ich auf dem Boden der Kathedrale und weinte

…und dann saß ich auf dem Boden der Kathedrale in Santiago und weinte…

…um mich herum hunderte, tausende Menschen, Pilger und Touristen oder beides gleichzeitig.

Suchende. Ankommende. Startende. Einnehmende. Findende.

 

Ich bin kein praktizierender Katholik und wüsste auch nicht, wie das aussehen sollte, wenn es denn so wäre, ich bin kein Befürworter monotheistischer Glaubenskonstrukte und Atheismus ist für mich ebenfalls ein Glaubenskonzept,

vielleicht sogar jenes, das dem Göttlichen in uns am nächsten kommt und ich verehre auch nicht das Leiden und das Abbilden des Leids dieser katholischen oder anderer Religionen,

doch, bei meiner Ankunft, kamen sie aus mir heraus, die ungeweinten Tränen der letzten 44 Jahre und es war kein Schmerz, sondern ein Ausdruck der Linderung eines Schmerzes…

…passend zu all den sich mir darbietenden Bildern in der Kathedrale: Jesus am Kreuz mit Blutmalen, geschmückt mit dem echten Haar einer Gläubigen, Totenköpfe zu seinen Füßen, Flammen, die Menschen fressen, der

reitende Kreuzritter erschlägt erhaben die Ungläubigen, die wirklich Anwesenden knien in Demut oder Angst, von Ergriffenheit gezeichnete Gesichtszüge, rezitieren Gebettexte, manche offenbarend kniend an Beichtkammern mit pastoralem offenen Ohr, auf spanisch, deutsch, englisch, italienisch, russisch, die Botschaft der Prediger: Liebe die Armut, liebe den Glauben, beichte und gebe von dem was Du hast und wir horten das Materielle für dich…

…den letzten Satz interpretiere ich…

…das ist so negativ von mir gedacht, das mich eine sofortige Umkehrung des

Fleisches ins Nichtfleischliche, nicht erschüttern würde, tief sitzende Glaubenssätze, ich löse mich auf, bin nur noch Tränen und wundere mich, wundere mich später über diese Energie, die diesem Ort inne scheint, eine Energie, die von den Millionen Menschen, die hier Hilfe und Trost suchten, Trost, Sinn und Heilung fanden, ausgeht und durch den Wunsch, ein gutes Leben leben zu können genährt wird…

…das ist der eigentliche Schatz dieses Ortes, nicht die Abbilder, nicht die Predigten, nicht der Reichtum der Kirche, nicht die Anwesenheit der vom Stellvertreter Christi auf Erden

gesandten und gesalbten, nicht die riesige Orgel, nicht die riesige Weihrauchlaterne, nicht die angeblichen Gebeine des Heiligen Jakobus, nicht das Spektakel…

…allein die Menschen in ihrer Suche nach etwas Frieden, inneren Frieden, sind der Schatz dieses Ortes.

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strandgigant

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Feedre Erinnert mich sehr an die Momente, die ich auf dem Mosesberg erlebt habe...nach 10-stündigem Aufstieg,....die Menschheit ist nicht verloren, solange es solche Gefühle in einem Menschen gibt....
schönes Wochenende
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
tooshytowrite Magisch!
Vor langer Zeit - Antworten
Eleonore Eine wundervolle Niederschrift, die mich sehr tief berührt.
Ich kann deine Zeilen verstehen und kann dir nur sagen: sei froh, dass du dieses Erlebnis hattest und dass du überhaupt sooo tief empfinden kannst!
Das ist ein Geschenk...
Danke für dieses Geschenk!
Herzliche Grüße,
Eleonore
Vor langer Zeit - Antworten
strandgigant Schön, dass der Text Dich berührt.

Danke Dir!
detlef
Vor langer Zeit - Antworten
Annabel Bewegend! Hab eine schöne Adventszeit, lieben Gruß an dich
Vor langer Zeit - Antworten
strandgigant Hi!
Die wünsche ich Dir auch.
Lieben Gruß
Detlef
Vor langer Zeit - Antworten
sugarlady Wir Menschen suchen und doch sind es wenige besondere Augenblicke, die das Leben so bemerkenswert machen.
L.G. Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
strandgigant Hi Andrea!

Wir suchen und merken nicht, wann wir finden. Wird der Augenblick wichtig, dann sind wir angekommen und sei es nur für die Dauer eines universellen Zwinkerns.

Lieben Gruß
Detlef
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Eine berührende Beschreibung eines Gefühls, das aus der Tiefe kommt, unerwartet und spontan. Für mich nachvollziehbar, weil ich das selbst während eines russisch-orthodoxen Gottesdienstes in St. Petersburg erlebt habe. Die imposante Kirche, in ihr Menschen, die in Vertrauen und auf Hilfe hoffend. der Zeremonie folgten. Ich war beeindruckt, ergriffen und ... ich bin Atheistin.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
strandgigant Hallo Ihr!

Danke für Eure Kommentare.

Lieben Gruß
detlef
Vor langer Zeit - Antworten
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