Kurzgeschichte
Die Schattin

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"Die Schattin"
Veröffentlicht am 22. März 2017, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Andrea Minutillo
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich - eindeutig rot - freiheitsliebend - in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt - nach außen der Fels in der Brandung - die Person, auf die man sich verlassen kann - auch mal anlehnen, kein Problem - ein dunkles samtiges Rot also - richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand - Struktur - Kunstschule Zürich - zahlreiche Ausstellungen in der Region - flippig - flapsig - bunt in mir drin - auch mal ...
Die Schattin

Die Schattin

Die Schattin

Tiefblau. Schattengrau. Lautlos ohne Hast. Geschmeidig wie eine Katze. Kraftvoll wie eine Löwin. Gierig lustvoller Speichelfluss. Ekstatisch. Alle Sinne geschärft. Ihre Opfer im Visier. So kennen sie alle. Die Schattin. Das erzählt man sich. Niemand hat sie je gesehen.

Und wer sie gesehen hat, kann nicht von ihr erzählen. Nie mehr!

















Unterwegs. Spät unterwegs. Etwas zu spät. In Eile. Sollte längst von der Straße sein! Doch nun bin ich hier. In Eile. Mapa sind ganz sicher schrecklich wütend! Oder besorgt. Also, Mama und Papa. Es lässt sich nicht ändern. Wenn ich es erst erklären kann, dann werden sich die Wogen schon glätten. Denke ich mir. Erhoffe ich mir. Schäume über vor Glück. Es prickelt unter meiner Haut.

In Erinnerung an seine zärtlichen Hände. Zauberhände! An seine schmetterlingshaften Liebesschwüre. Gerade so, als könnte er mich noch immer berühren. Zwei Wochen Arrest sind mir dennoch sicher. Was soll´s, die werden auch vergehen. Selbst, wenn es eine schwere Zeit werden wird. Bin in Eile. Meine Beine fliegen beinahe. Noch eiliger sind die Schatten. Drängende Schatten. Bei jeder Laterne gleiten sie an mir vorbei. Geisterhaft. Dunstig und feucht lässt der Nebel die Konturen verschwimmen.

Mir können sie nichts anhaben. Zu viel Glück in meinen Adern! Lache sie laut an. Die Schatten. Wie sie lautlos um mich kreisen. Mich einkreisen, als sei es ein Spiel. „Ihr kriegt mich nicht!“ Rufe ich aus und laufe noch ein wenig schneller. Meine Stimme klingt hohl auf dem nassen Asphalt. Hallt befremdlich von den Häuserwänden. Der Geschmack von Panik schleicht sich zu dem verliebten Prickeln unter meine Haut. Was soll das? Will es nicht zulassen! Und doch …

Die Gänsehaut sucht sich ihren Weg meinen Rücken hinauf. Krallt sich im Nackenhaar fest. Nistet sich ein. Mein Blick ist starr geradeaus gerichtet. Nur nach Hause. Da ist er wieder, der Schatten. Nein! Es ist tatsächlich … Mein Atem stockt. Es ist … Ist … Jeder hat von ihr gehört, niemand hat sie je gesehen. Die Schattin. Sie holt sich ihre Beute. Ich soll es sein.

In dieser Nacht. Nachtmahl. Ich! Nein, nicht jetzt! Der Weg nicht mehr weit! Gleich habe ich es geschafft! Kann schon in der Ferne die beleuchteten Fenster sehen! Beleuchtete Wohnzimmerfenster. Mache die Schatten aus. Von Mapa. Sie starren in die Dunkelheit. Tasten mit ihren Augen die Straße nach mir ab. In Erwartung. Voller Hoffnung. Die Schattin eilt an mir vorbei.

Sie trägt einen Rock! Einen Rock! Ich trage eine Hose. Ich bin das nicht! Sie ist es! Tatsächlich! Eilig sehe ich mich um. Bin allein. Mein Schatten ist nirgends zu sehen. Sie muss ihn vertrieben haben! Niemand hat sie bisher gesehen. Und wer sie gesehen hat, konnte nicht mehr von ihr erzählen! Nie mehr. Ich bin doch nur … Ein bisschen spät dran. Ein bisschen zu spät! Die Schattin breitet ihre Arme aus.

Bedrohlich und bezaubernd. Verführerisch und behütend. Nimmt sie mich in ihre Arme. Kein Entrinnen. Kein Kampf. Kein Schrei. Seltsam warm. Seltsam leicht. Seltsam weich. Langsam verlöschen die Lichter. Die Lichter der Straßenlaternen. Die Wohnzimmerbeleuchtung in beinahe greifbarer Nähe. Das Rauschen in meinen Adern. Ich gleite ins Nichts. Bei vollem Bewusstsein. Trage die Konsequenz der Leichtigkeit.

Keine Mapa. Keine Gänsehaut. Kein verliebtes Prickeln mehr. Nur Gelassenheit. Endlos. Schmerzlos. Furchtlos. Klarheit. Jetzt weiß ich es. Ganz genau. Ganz sicher. Sie ist nicht böse. Nur hungrig.

Die Schattin.

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Hörbuch

Über den Autor

Frettschen
Ich
- eindeutig rot
- freiheitsliebend
- in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt
- nach außen der Fels in der Brandung
- die Person, auf die man sich verlassen kann
- auch mal anlehnen, kein Problem
- ein dunkles samtiges Rot also
- richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand
- Struktur
- Kunstschule Zürich
- zahlreiche Ausstellungen in der Region
- flippig - flapsig - bunt in mir drin
- auch mal nachdenklich
- manchmal introvertiert
- stets auf der Suche nach Neuem
- in meinem Bereich versteht sich
- Sternzeichen Löwe
- Querdenker und Rebell
- reiße mir die guten Seiten des Alltags unter die Nägel
- manchmal erwische ich auch die weniger Guten,
doch die schüttele ich hastig ab

ich liebe:
- einsame Orte
- den Wind
- das Geklapper der Taue an den Masten
- ob an Fahnen oder Booten, ist mir egal
- die Ruhe im Wald
- der Schutz eines Baumes - wenn man sich darauf einlässt
- das Eintauchen in die Arbeit an der Staffelei
- wenn`s gelingt
- das sichere und untrügliche Gefühl,
etwas Besonderes entstehen zu lassen
- das Spielen mit unserer Sprache
- gutes Essen
- ein unerwartetes Lächeln
- Musik - alle Richtungen
- am besten schön laut
- Tanzen
- Ausdruck
- Profil
...

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Bleistift 
"Die Schattin..."
Gespenstisches Paradoxon,
dass sich wie ein Thriller liest,
der mich in der Realität
immer wieder an Verschwundene erinnert,
die später dann als Tote wieder auftauchen...
Manchmal erfährt man nie was zwischendurch
geschehen ist. Es bleibt dennoch geheimnisvoll...
Spannend geschrieben... ...smile*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Pfauenfeder Lol -
Pazifismus in höchster Form:
"Sie ist nicht böse. Nur hungrig."
Der Wolf auch.
Interpretation ernüchtert.
Warum gehst du spät alleine raus?
Warum kam dein Liebster nicht mit?
Der Stärkere frisst den Schwächeren.
Das war immer schon so.
In der Natur.
Nur Fantasien hinterlassen keine Spur.

Indem: spannend und frappierend lebendig fantasiert!
Ich wünschte, der Schattin wäre das auch aufgefallen........
Kompliment! Und lieben Gruß!
von mir
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Was für ein schöner Kommentar - - - danke dir dafür :)
Absichtlich habe ich so einiges offengelassen.
Ganz absichtlich ist diese Geschichte nicht schlüssig.
Einfach um graue Zellen ein bisschen träumen zu lassen und auf eine besondere Reise zu schicken.
Wie du so schreibst, ist mir das ein gutes Stück weit geglückt. :)
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Gänsehaut pur! Erinnert mich in der Schreibart an die Ballade "Der Knabe im Moor" von Anette v. Droste-Hülshoff. Der Text treibt auch den Lesenden vor sich her und vermittelt dadurch die Gefahr in der man schwebt... Toll! Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Die Balade werde ich mir näher ansehen :D
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Whow - eine Geschichte, die auf das Wesentliche konzentriert ist und ganz viel Raum für Interpretation lässt.
Mir gefällt's richtig gut!
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Juhuuu :D
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Sehr hektisch - fast ein Sprint durch die Gedanken.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Schon interessant, wie man die Lesegeschwindigkeit erhöhen kann ... ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Ganz ... schön ... spannend!
Lässt offen.
So vieles.
Und erklärt.
Keine ruhige Minute.
In einem Fluss.
Punkt.

Um es mal in deinem Stil auszudrücken.
Passendes Cover!
Sehr passend.
Fehler hab ich nicht entdeckt.
Grad geändert?
Mir war so, als wenn ...
Nu isser weg ... :D
Vor langer Zeit - Antworten
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