Romane & Erzählungen
Am Horizont ein Streifen Hoffnung - Kapitel 1

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"Eine Begegnung die Erinnerungen wachruft. Eine alte Entführung. Eine neue Reise ins Ungewisse."
Veröffentlicht am 15. März 2017, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Eine Begegnung die Erinnerungen wachruft. Eine alte Entführung. Eine neue Reise ins Ungewisse.

Am Horizont ein Streifen Hoffnung - Kapitel 1

Noch einmal 17 sein … ...  jung, unschuldig und naiv. Voller Lebensenergie. Doch manchmal reicht der winzige Moment eines Flügelschlags der Schwalbe, um alles zu verändern. In dem Moment, wenn die Waage kippt und du von deinem Höhenflug ins tiefe Niemandsland fällst, wünsche ich dir einen Engel an die Seite. Niemand der deinen vorbestimmten Weg rückgängig macht (so etwas gibt es nur in Märchen), sondern Einen der dir Licht in deine Hoffnungslosigkeit schickt, der dir seine Hand anbietet, um dich aus dem Dreck zu ziehen. Du musst sie nur ergreifen. Hebe deinen Blick aus dem Staub in den

Himmel. Hab Vertrauen. Vielleicht geschieht ein Wunder gerade in dem Augenblick, in dem du es am wenigstens erwartest. Kapitel 1 Ein wolkenverhangener Sichelmond erhellte, mit seinem schwachen Schein, die nächtlichen Straßen Zwickaus . Rabea saß am Schreibtisch ihres kleinen WG-Zimmers und begann ein neues Kapitel des spannenden Historienromans, welches sie der örtlichen Bibliothek entliehen hatte . Die Hauptperson kämpfte innerlich mit

dem Tod seines Zwillingsbruders und der Überlegung Rache zu nehmen, oder zu Vergeben. Eine einzelne Träne stahl sich durch den dichten Wimpernkranz Rabeas und hinterließ eine feuchte Spur. So vertieft in den dramatischen Verlauf der Geschichte, brachte der abgesoffene Hupenton der Türklingel die junge Frau dazu, erschreckt zusammen zu fahren. Etwas verwirrt schaute sie auf die leuchtend neonroten Ziffern des Radioweckers, neben ihrem Bettsofas. Genau 21:34 Uhr Samstag abends. Wer klingelte zu dieser fortgeschrittenen Stunde an der Eingangstür? Rabea verbrachte das Wochenende allein in der WG, ihre beiden Mitbewohner waren zum

einen auf Besuch bei den Eltern und zum Anderen, durch die Semesterferien bedingt, irgendwo in Europa umherreisend. Besuch erwartete die junge Frau nicht und über den Pizzaboten hätte sie sich zwar gefreut, dass lag aber durch die Monatsende bedingte Geldknappheit, gerade nicht im Bereich des finanzierbaren. Schulterzuckend knickte Rabea ein Eselsohr in die begonnene Buchseite und begab sich zur Auflösung des Rätsels in den langgezogenen Wohnungsflur. Dort befand sich die Gegensprechanlage, das Tor zur Außenwelt, besonders im 4. Stock eines Mehrfamilienhauses ohne Fahrstuhl.

Barfüßig tappte Rabea zum Eingang und ließ dabei die Dielen unter sich knarren. Neugierig presste sie den Hörer der Anlage an ihre Ohrmuschel. „Hallo?“ Das Gerät antwortete mit bedeutungsvollem Schweigen. Die junge Frau verdrehte genervt die taubenblauen Augen. Naja was erwartete sie auch - samstagabends, mit einer Wohnung direkt gegenüber der Moccabar, einem beliebten Veranstaltungsort der Stadt. Vermutlich ein sehr zeitiger Klingelstreich. Gewöhnt war Rabea an die wochenendlichen “Aus-dem-Bett-reißer” jedenfalls schon länger. Kurz bevor der Hörer von Rabea aufs

Gerät geknallt werden konnte, spuckte es doch ein paar Töne heraus. Unverständlich allerdings. „Wie bitte?“ erkundigte sie sich. Stille – und dann ein erschöpftes Keuchen. „Kommt schon Leute, Klingel putzen ist doch voll der Kindergarten.“, meinte Rabea nun doch etwas patzig und pfefferte endgültig den Hörer an seinen angestammten Platz zurück. Wieder zurück zum Roman, dachte sie und versuchte sich über den Klingelstreicher nicht allzu sehr zu ärgern. Doch nur wenige Wimpernschläge nach dem sich Rabea in ihren Schreibtischstuhl gelümmelt hatte,

ertönte die Wohnungsklingel erneut. Ein zweites Augenrollen an diesem Abend war die Erwiderung. Ein weiterer Hupton folgte, diesmal jedoch länger und nervtreffender. Das Temperament der jungen Frau begann allmählich aus den Ohren zu dampfen. Tätschelnd, wie einen treuherzigen Dalmatiner, beruhigte Rabea es und legte es an die Leine. Die Ausdauer des Klingelstreichers übertraf jedoch alle Erwartungen. Nach dem sechsten Mal, begann das Gehupe in den Ohren zu Schmerzen und beim achten Mal preschte ihr Temperament los und riss Rabea samt Leine mit sich. Köchelnd erreichte sie die

Sprechanlage. „Geht`s noch?“ zischte sie wütend in den Hörer. - Was mache ich hier eigentlich? - , fragte sie sich darauf selbst. Lies sie sich jetzt wirklich auf das Niveau dieser Teenager ein? Einfach den Hörer gegen die Wand schlagen und zwar so oft bis er in seine elektrischen Einzelteile zerfiel und das Problem wäre gelöst. … Nur dass sie sich eine Reparaturrechnung vom Vermieter gerade nicht leisten konnte, genauso wenig wie Pizza mit Salami und Champions. Etwas wisperte durch den Hörer. Die Versuchung stieg nun stetig, dem Drang der Zerstörungswut doch

nachzugeben. Die kräftige Tenorstimme die gleich darauf an ihre Ohrmuschel drang, brachte jedoch plötzlich eine Steinlawine von Erinnerungen in Rabea zum Rollen, unter der sie regelrecht erschlagen wurde. Wie erstarrt schaute die junge Frau gebannt auf ihre zitternden Hände. Die Beine versagten ihr den Dienst und sie glitt den Rücken an die Flurwand gedrückt zu Boden. Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein !! Ihr Kopf fuhr ohne ihre Erlaubnis Achterbahn und Rabea sah Bildfetzen vor ihrem inneren Auge aufblitzen. Wie nach einem Schwarm Sardinen, griff

Rabea danach, doch erreichte sie eine Erinnerung fast, stob sie schon in eine andere Richtung wieder davon. Diese Stimme! Durfte sie auf eine Illusion hoffen, einen Streich ihres Hörsinns. Sie schüttelte sich, schlug ihren Hinterkopf langsam gegen die tapezierte Wand, so dass ein dumpfer Ton durch die Stille drang. Rabea versuchte ihre Furcht abzuschütteln. Gehetzt schnappte sie nach dem Hörer der in der Luft baumelte, da er aus ihren Fingern geglitten war. Sie verkrampfte ihre rechte Hand daran und drückte ihn fest an die Wange. Ein Stoßgebet schoss ihr durch den Kopf.

- Bitte, lass mich nur verhört haben! Bitte Gott, schenk mir Kraft. - Rabeas Puls normalisierte sich nur schleichend. Aber ihr Gebet gab ihr Halt. In dem Tornado der um sie herum fegte hielt Gott sie felsenfest und er lies nicht los. Niemals. Und dann ... - Stille - Stille vor dem Sturm.

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Oceana

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Feedre Spannend geschrieben...man würde gerne weiterlesen..:-))
LgF
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