Fantasy & Horror
Als die Toten durch die Wolken brachen

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"Als die Toten durch die Wolken brachen"
Veröffentlicht am 11. Februar 2017, 22 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ersteinmal, hallo ihr Menschen da draußen! :) Ich schreibe seit ungewisser Zeit meine kreativen Ideen in Form von Geschichten, kurzen Abhandlungen über fiktive Personen und Orte, auf. Dabei versuche ich, wenn möglich, auch die verschiedenen Schreibstile auszuprobieren, denn wie jeder weiß, Übung wird irgendwann den Meister machen, auch wenn ich diesen Satz für eine sehr lange Zeit selbst keinen Funken Glauben oder gar Aufmerksamkeit geschenkt ...
Als die Toten durch die Wolken brachen

Als die Toten durch die Wolken brachen

Resignation

Ich stand auf, stülpte mir die braunen Stiefel über die Füße in den wolligen Socken meiner Tante  und verließ schlendernden Schrittes das Büro.  vermutlich sollte ich es eher “mein” Büro nennen,  doch trotz jahrelangem Arbeiten in eben diesen, kam es mir immer noch eher wie schlicht “ein”  Büro vor, nicht meines. Große, massige Schränke versperrten den Blick auf die Wände, Bücher  starrten mir wie tausend wachende Augen bei jedem Schritt ins Gesicht, beobachteten mich  förmlich, als hätte der Alte sie verbittert dort platziert, um mir auf die Nerven zu

gehen. Ich rollte mit den Augen. Was dachte er sich dabei, mich in ein solches Büro zu stecken, dieses mit allerlei  Krimskrams zu dekorieren und sich schlussendlich sogar anzumaßen, ein Schild mit meinem  Namen darauf direkt auf in die Mitte der Tür zu hängen?  verständnislos zuckte ich lediglich mit den Achseln als die Tür mit dem gold prangernden Schild hinter mir ins Schloss viel.  “Dr. med. ing. Krillox, Büro für Kriminologie in Babtington”. Die Worte wechselten vorwurfsvoll  einen Blick mit mir, als würden sie sich lieber in Luft auflösen und scheppernd vom Schild abfallen.  Diese ganze Titelkrämerei ging mir schlicht gegen

den Strich. Warum musste jeder alles über  jeden Wissen? Was für eine Aussage trafen diese ungelenken Aussagen überhaupt über einen  Menschen? Tief in Gedanken versunken, die Hände in den Taschen des langen dunkelgrünen  Mantels vergraben zog sich mein Weg durch den Flur. Ich merkte kaum, wie die schüchterne  Sekretärin des Alten an mir vorbei schlüpfte und mich hastig grüßte. Clarice, ein liebes Mädchen,  mit weitaus mehr  erstand als der Chef ihr je zugetraut hätte. Meiner Meinung nach hätte sie direkt an ihrem ersten Tag befördert werden können. Ich schüttelte über die Ignoranz und Blindheit des

 Alten den Kopf. Wie er seine Stellung stets weiter behielt war mir ebenfalls ein Rätsel, ganz zu  schweigen von dem Respekt, den ihm die anderen Angestellten, Polizisten, Kriminologen und weiß Gott wer sonst noch, entgegenbrachten. Sie sagten es läge an seiner “Erfahrung”, seinem  “Weitblick” oder gar seiner besonderen “Menschenkenntnis”. Lächerlich. Allesamt lächerlich.  Mit einem seitlichen Nicken zu meiner ehemaligen Partnerin Miranda, welche sauber und  ordentlich, wie eh und je, die Akten am eigenen Schreibtisch sortierte, verließ ich das Haus und  trat in das kalte Tageslicht hinaus. Blätter wehten durch

die leisen Straßen der Kleinstadt, ein paar  Fußgänger hier, ein stolpernder Radfahrer dort. In der Ferne hörte man einen Zug abfahren.  Die lederne Sohle meiner maßgeschneiderten Schuhe, auf die der Alte bestanden hatte, nachdem  er mich befördert hatte, kratzte unangenehm laut über den zerbröselnden Stein der Stufen, die  hoch zur Polizeiwache und dem Labor führten.  Der Wind zerzausten mir unangenehm die mittlerweile viel zu langen braunen Haare. Sah man  bereits graue Strähnen in ihnen? Auf dem Weg zu meinem Lieblingscafé, dem “Light of Babtington”, stolperte ich gedankenverloren  über einen am

Hausrand stehenden Blumentopf. Der Besitzer warf mir nur kurz einen Blick zu,  entschied sich dann aber nichts von sich zu geben. Eine einschüchternde Gestalt gab ich nicht  gerade ab. Ärgerlich runzelte ich die Stirn und stieß in Gedanken Flüche aus, das der Alte  scheinbar allen berichtet hatte, mich ordentlich und “sachgemäß” zu respektieren. Gott, eines  Tages würde ich ihn liebend gerne mal von seinem hohen Ross hinunter stoßen, damit er den  kalten Boden der Tatsachen ausnahmsweise mal von Nahem betrachten könnte.  

-

“Einen Kanne Tee, bitte, Miss Brunie.”

Ich schenkte der Besitzerin des Cafés mein aufrichtigstes  

Lächeln. Denn ich mochte sie wirklich. Sie war diese angenehme Art von Frau, nein, von  Gesellschaft, die man stets um sich herum haben wollte. Anabeth, denn so hieß sie mit  Vornamen, wie sie mir einmal flüchtig grinsend gesteckt hatte, stellte nicht viele Fragen, hörte einem aber zu,  wenn man es für nötig hielt und besaß stets den Anstand auch nicht zu viel von sich selbst zu  erzählen. So stellte sie die Art von Mensch dar, die ich tatsächlich bewunderte und sehr schätzte,  schließlich behandelte sie jeden ihrer vielen Gäste gleich, entschuldigte sich für lange Wartezeiten

 und setzte manchen Tages eine extra Portion Sahne auf ihren herrlichen Apfelkuchen, wenn der  entsprechende Gast geknickt aussah.  “Natürlich, sehr gerne. Welche Sorte darf es denn heute sein?”

Ich zwinkerte ihr zu. “Suchen Sie sich selbst eine Sorte aus.” Sie stemmte gespielt empört die Hände in ihre etwas breiteren Hüften, nachdem sie sie zuvor an  der bunt bestickten Schürze abgewischt hatte. “Dann möchte ich aber später keine Klagen hören.  Ich bringe Ihnen gleich noch die Zeitung.” Miss Brunie wandte sich um, stolperte in ihrem gewohnt  leicht tollpatschigen Gang in Richtung Küche und murmelte

vor sich hin: “Der Zeitungsjunge  meinte, er habe keine guten Nachrichten zu überbringen…” Ich verwendete die Zeit, um mich im “Light of Babtington” umzuschauen. Die Besitzerin hatte  schlicht die Angewohnheit alle paar Tage den gemütlichen mit gemusterten Teppichen ausgelegten Raum umzudekorieren. Amüsiert schüttelte ich den Kopf, stieß mich dabei fast an der  tiefhängenden Lampe über dem Tisch. Auch sie war mit kleinen Kirschblüten verziert, so wie einige der Möbelstücke. Miss Brunie stob aus der Küche mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck und eilte in meine  Richtung. So früh am morgen, war ich der einzige Kunde in

ihrem lieblichen Café.  Die Zeitung fest in die eine Hand gedrückt, den Tee balancierend in der anderen hastete sie zum  Tisch, verschüttete dabei etwas Tee und schlug sich dann ärgerlich die Hand vor die Stirn. “Ach Gott, bitte verzeihen Sie mir meine ungeschickten Hände.” Rasch wischte sie den Tee mit  einem Zipfel ihrer Schürze hinfort.  “Sturmböhen. Der Wetterbericht sagt starke Sturmböhen, gar Gewitter, an. Das muss der Junge  gemeint haben, als er danach so schnell nach Hause geflitzt ist.” “Lassen Sie mich mal sehen.” Anabeth reichte mir die Zeitung.

Rasch, wie die Flügel einer Libelle durch die Luft, rasten meine Augen über

den Zeitungsbericht,  alle wichtigen Informationen absorbierend, in Gedanken mit einem Raster aus mir bekannten  Angaben bezüglich des Wetters vergleichend. Ein weiteres Mal zog ich die einzelnen Parameter in meinem Kopf auseinander, nur um festzustellen, das ich auf nichts neues hinauskam. Ohne von der Zeitung in meinen Händen aufzuschauen und flüsterte ich irritiert vor mich hin: “Ein  Jahrhundertsturm, so etwas gab schon seit Ewigkeiten nicht mehr.” Die Augen der Dame wurden  groß. “Sind Sie sich?”, stammelte sie.  “Nein. Nein nicht wirklich. Ein Meteorologe wüsste jetzt besser Bescheid.”

“Auf jeden Fall sollten Sie nun auf dem schnellsten Weg nachhause, draußen verfinstert sich  bereits der Himmel.”

Spiegel

Ich wandte mich um, überrascht, das sie mit ihrer Aussage Recht behielt. Dichte schwarze Gewitterwolken verdunkelten den Himmel in einer Geschwindigkeit, die sich nicht vergleichen ließ. Meine Gedanken kannten darauf keine Antwort. Mit einer beherzten Bewegung griff ich nach dem Tee, kippte ihn mit einem Schluck hinunter. Immer noch fassungslos musterte die Braunhaarige die Zeitung. Ihre Finger bebten leicht, kaum erkennbar für jene einfältige Menschen, die ich für meinen Geschmack viel zu gut kannte. Als ich mich erhob, fand Miss Brunie ihre

Sprache wieder. “Oh, der Tee geht natürlich aufs Haus. Und nun, husch nachhause mit Ihnen. Ich hoffe Sie wohnen nicht allzu weit ab vom Schuss?” ich winkte nur ab, die verständnisvolle Besitzerin verstand die Geste und lächelte nur gutmütig. “Wollen wir mal hoffen, das Ihnen nichts auf den Kopf fällt.” So verabschiedete ich mich und weiterer Besuch bei ihr ging vorüber. Einige Regentropfen begannen bereits zu fallen, ich holte meinen Hut hervor, um sie abzuhalten. Kurze Zeit später, kaum eine Ecke war ich gegangen, prasselten mir die Tropfen

bereits hart ins Gesicht und auf den Hut. Den Mantel vollkommen durchnässt stolperte ich unter das nächste Vordach. Ich atmete stoßweise, das viele Rennen war ich in der Tat nicht gewohnt, auch wenn man mir das vom Körperbau allein nicht angesehen hätte. Wind begann heftig zu blasen, bog die kleinen Bäume des nahegelegenen Parkes überraschend weit gen Boden. Blätter, Abfall, Papiere, ja, gar ein Regenschirm flog mit schockierender Geschwindigkeit durch den Himmel vor mir. Der Regen bildete nun eine einzige Wand, der Wind formte in mit Böhen zu Wellen, bog ihn um, schwämmte ihn hin und her in alle Ecken der viel zu verschlafenden Kleinstadt.

Viel zu verschlafen, um die Ereignisse, die ich im folgenden berichten werde, anständig zu verdauen. Babtington stellte schlicht die Art von Kleinstadt dar, in der sich jeder über die ausgebaute Polizeiwache und das wissenschaftliche Labor wunderte. Schließlich passierte hier ja nichts. Blitze begannen den Himmel zu durchzucken, beängstigend laut dröhnte der Donner. Fest zog ich die Jacke um meinen nassen Körper herum, drückte mir den Hut an den Kopf, damit er nicht dem Regenschirm und den Blättern folgte. Ein grausames Geräusch von brechendem Holz, quietschendem Metall und

explosionsartigen Lärm füllte die Luft. Mein Blick flog hin und her, auf der Suche nach einer Erklärung für dieses unerklärliche Geräusch. Mein Gedanken begannen an meinem Verstand zu zweifeln, als ich den ersten erblickte. Erst einen, dann mehrere. Vielleicht ein Dutzend. Konnte es so viele sein? Wer sich nun fragt, wovon ich rede, ich sah Menschen. Wie Steine fielen sie vom Himmel, krachten dermaßen laut auf den betonierten Straßenboden auf, das ihnen die Haut aufplatzte und Blut aus unzähligen Wunden hervor floss. Sie waren alle tot. Ich stand nur gebannt dort, in dem Wissen, das jede Hilfe, die ich hätte leisten können, nichts gebracht

hätte. Vielleicht hätte es mir den Ruf eines tragischen Helden eingebracht, den der alte Chef sich bestimmt schon seit der Beförderung für mich wünschte. Vielleicht hätte ich dennoch etwas unternehmen sollen, auch wenn ich mir bewusst war, das das nichts ändern würde. Vielleicht hätte Anabeth Brunie mich für meinen Willen bewundert. Doch ich stand da nur, in dem tiefen Wissen, bei vollem Verstand, das ich diese Katastrophe nicht ändern konnte. Wer später von diesem Ereignis hört und mir vorwirft, ich hätte es doch wenigstens versuchen können, den will ich in meiner Position sehen. Durchnässt, enttäuscht und genervt von der halben Welt und

besonders den Menschen in ihr, als Genie durch mehrere Universitäten und Hochschulen zertifiziert, einen guten Job, viel Geld, und doch verbittert durch die Welt. Das Chaos, das sich vor mir abspielte, wirkte wie eine lächerliche direkte Darstellung der Welt und ihrer Bewohner und was sie mit dieser anstellten.

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Über den Autor

tintengewalt
Ersteinmal, hallo ihr Menschen da draußen! :)
Ich schreibe seit ungewisser Zeit meine kreativen Ideen in Form von Geschichten, kurzen Abhandlungen über fiktive Personen und Orte, auf.
Dabei versuche ich, wenn möglich, auch die verschiedenen Schreibstile auszuprobieren, denn wie jeder weiß, Übung wird irgendwann den Meister machen, auch wenn ich diesen Satz für eine sehr lange Zeit selbst keinen Funken Glauben oder gar Aufmerksamkeit geschenkt habe.
Ich lerne gerade für mich selber, Geduld mit meiner Entwicklung von neuen Fähigkeiten zu haben.

Falls ihr also Interesse haben solltet, mich auf meiner, womöglich langen Reise, der eigenen Erkenntnis zu begleiten, lade ich euch damit herzlich dazu ein.

unnützes Wissen über mich:
- begeisterter "Alice im Wunderland"-Fan
- favorisierte Musik momentan von Melanie Martinez
- hat eine Schwäche für alles was flauschig ist, Fell und Pfötchen besitzt :>
- Mitglied der Fangemeinde von "The Legend of Zelda"

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Rehkitz Eine nette Kurzgeschichte, die ich gerne gelesen habe. Ich liebe Geschichten ohne Ende.
Doch schau mal in Deinen Text, der Sturm hat mehrmals das V verschluckt.

Ganz liebe Grüße zu Dir
Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
tintengewalt Vielen Dank für das liebe Feedback. :) Habe die Geschichte nochmal überarbeitet, da dort irgendwie ein Teil fehlte (war meine erste Geschichte hier auf mystorys ^^), vielleicht interessierst du dich ja auch für das eigentliche Ende.

Auch das Problem mit den fehlenden V's habe mal schnell gelöst.
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Habe die letzten Seiten auch gelesen. Es bleibt ein offenes Ende, also eine Kurzgeschichte. Gefällt mir.

Schönes Wochenende
Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
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