Wissenschaft
Tambora Turned an

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"Malerei und Vulkanismus"
Veröffentlicht am 10. Februar 2017, 14 Seiten
Kategorie Wissenschaft
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Malerei und Vulkanismus

Tambora Turned an

Vorbemerkung

Sie werden anmerken wollen, dass dies doch ein recht merkwürdiger Titel ist. Da gebe ich Ihnen recht. Es ist ein Wortspiel. Hier beleuchte ich das Wirken des Malers William Turner. Im Besonderen allerdings im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Tambora Vulkans.


(wieder eingestellt 23.04.2020)


Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

www.welpenweste.de

Tambora Turned an

Ich bin persönlich ein Fan von (Joseph Mallord) William Turner (23.04.1775-19.12.1851).

Ich besuchte damals eine ungewöhnlich große Ausstellung von ihm in Madrid und bin seither seinen Bildern verfallen. Das mag eine mir eigene Geschmacksrichtung sein, aber zweifellos ist es große Kunst. Außer der malerischen Begabung Turners, fasziniert vor allem die fast unwirkliche Farbgebung und das mystische Spiel mit Licht und Schatten. Darauf komme ich später zurück.

Fangen wir mit Tambora an. Er ist ein äußerst aktiver Stratovulkan, östlich von Java

gelegen, und schon lange im Geschäft. Die Wissenschaft wies ihm Einiges an Untaten nach. Große Ausbrüche gab es ungefähr 3710 v.Chr., dann 350 v.Chr. Nach Christi Geburt brach er im Jahre um 740 aus.


Dann gab er eine Weile Ruhe, aber zu Beginn des Jahres 1812 rumorte er wieder, spuckte er Asche bis in die Stratosphäre. Er blieb bei seiner Raucherabhängigkeit und dann wurde er richtig zornig. Drei gewaltige Eruptionen erschütterten ihn im Jahr 1815. Die erste im April. Die Gewalt entsprach dem vierfachen des Ausbruchs des Krakatau (1883). Auf dem VE Index entsprach dies der Stärke sieben (VEI=Vulkan Explosion Index). Die

Sprengkraft entsprach 170.000 Hiroshima Bomben, oder 2300 Megatonnen TNT.

Der größte Atomtest der Geschichte fand in Russland statt. Am 30. September 1961 zündete auf Novaya Semlya eine 58 Megatonnen starke Wasserstoffbombe [6000 Mal Hiroshima], die sogenannte Zar Bombe.

Der noch den Meisten geläufigen Ausbruch des St. Hellens entsprach einer Sprengkraft von nur 24 Megatonnen TNT. Praktisch ein lächerliches Würstchen.

Bei Tambora handelte es sich um den stärksten Ausbruch seit Menschengedenken, nämlich seit dem Ausbruch des Taupo in Neuseeland vor ca. 23.000 Jahren. Das Gebiet des indonesischen Archipels um

Java, Sumatra, Borneo ist durch die dortige Subduktionszone ein besonderer Treffpunkt für äußerst widerwärtig wilde Vulkane.

Jedenfalls bedeckte damals der Ausbruch ein Gebiet im Umkreis von bis zu 1200 Kilometer mit einem Zentimeter Asche. In der Nähe des Ausbruchs, bis zum heutigen Surabaya (ca.900 Km) türmte sich eine Schicht von einem Meter an. Man kann sich vorstellen, dass da unglaubliche Massen an Vulkanstaub in den oberen Luftschichten um die Erde radelten. So war es auch. Die Sonnenkraft wurde abgeschirmt. Es kam auch in Europa zu Hungersnöten. Daher geschah im Jahr 1816 ein Jahr ohne

Sommer. Betroffen waren vor allem der Nordosten Amerikas und der Westen, Süden Europas.

In Nordamerika hieß es „Eighteen hundred and frozen to death“ und in Deutschland wurden die Auswirkungen als „Achtzehnhundert und erfroren“ berüchtigt.

Jetzt kommen wir endlich zu meinem Maler,

Herrn William Turner zurück. Seine Bilder zeichnen exorbitante Sonnenauf und –Untergänge aus. Fast märchenhaft und sogar etwas unnatürlich wirken sie.

Tatsächlich aber war er trotz aller anderen Feinheiten und Einflüsse doch der natürlichen Wiedergabe behaftet.

Die intensive Farbgebung, der außerordentliche Übergang zu Licht und Schatten, es muss wirklich damals so zu sehen gewesen sein.

Auch die Intensität des Tageslichtes wird ganz anders wahr genommen.


Ich durfte damals in München die totale Sonnenfinsternis am 11. Aug. 1999 erleben und hatte das Glück, dass gerade an meinem Standort die Wolken den Himmel frei gaben. Da erkannte ich, dass Farben zwar ins graue neigten, ein unwirklicher, zaubergleicher Dämmerungszustand herrschte, aber auch

die Umrisse sämtlicher Gegenstände wirkten klarer, präziser. Vor allem Gebäude, Bäume traten gestochen scharf hervor.

Dasselbe kann man auch auf den Bildern

Turners beobachten.

Wissenschaftlich lässt sich dies leicht erklären. Vor allem bei Sonnenaufgang, -Untergang bricht sich das Licht in seinem langen Weg durch die Atmosphäre, weil es auf viele Schmutzpartikel stößt.

Das streut das Licht und deshalb kommen vornehmlich die langwelligen Lichtstrahlen an.

Die Szenerie bietet eine unwahrscheinliche Pracht, vornehmlich Orange, rot und violett. Aber auch grüne, blaue und graue Töne wirken mit.

Und so ist die Malerei des William Turner auch ein Spiegelbild dessen, was uns von einem Ausbruch eines weit, weit entfernten Riesenvulkans blüht.


Hungersnot und eine unglaubliche Farbenpracht am Himmel.


Wenn man etwas außerhalb einer Smog geplagten Großstadt einen Sonnenuntergang von einem Hügel aus beobachtet, kann man inzwischen leider eine ähnliche Farbgebung beobachten.

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Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
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Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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Friedemann 
Hallo Günter,
Deine informative und interessante Reportage liest sich fast wie eine Kurzfassung einer TV-Dokumentation, die wir vor geraumer Zeit sahen (ich glaube auf arte); also gut recherchiert, bebildert und aufbereitet. Einer der Schwerpunkte dieser Dokumentation war die katastrophale Hungersnot 1816, zu der auch die Turner-Bilder herangezogen wurden.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste ich hatte es damals bei einer Führung heimlich mitgehört (es war eine englische Gruppe) mit dem Zusammenhang Farbe Vulkanausbruch.
Dann habe ich recherchiert und hier aufbereitet.
Danke für die Lesezeit!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
erato GutenAbend, lieber Günter,
mit William Turner hast Du bei mir ins Schwarze getroffen.
Bin von seiner spizifischen Art die Welt zu sehen und von seinen
Werken war ich schon früh begeistert. Wäre sicher auch in Madrid
dabei gewesen.
Deine , wie immer, grandiose geophysikalische Beschreibung
finde ich einfach beeindruckend.
Hoffe Ihr habt einen schönen Tag verlebt.
Mit herzlichsten Grüßen
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PamolaGrey Tolle Geschichte, scheint ein guter Maler gewesen zu sein. Die Bilder leben weiter, die sind unsterblich.
Die Bilder sind wirklich toll, sie geben einem das Gefühl als wären sie Lebendig.
lg Pam
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Kaum zu glauben, dass Du auch ein Fan der fantastischen Bilder von William Turner bist! Da haben wir ja mal wieder eine erstaunliche Gemeinsamkeit entdeckt! ;-)
Und obwohl ich schon recht weit zu Ausstellungen dieses begnadeten Malers gefahren bin, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich bis heute tatsächlich geglaubt habe, diese unbeschreiblich beeindruckenden, fantastischen Formen und Farben wären ein Ausdruck der Vorstellungskraft und Kreativität des Malers.
Jetzt weiß ich es endlich besser und bin erst recht begeistert, weil ich mit Deiner Hilfe begriffen habe, dass meine geliebten Bilder gleichzeitig das Zeitzeugnis eines einzigartigen Naturphänomens sind!
Ganz, ganz herzlichen Dank dafür und viele liebe Grüße,
Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Deine Erklärungen sind so nachvollziehbar, die man in den Bildern wiederfindet. Diese Farbgebung der Bilder ist ziemlich realistisch, was mich besonders beeindruckte, waren die Detailgenauigkeit auf den Fokus des Bilder und alles andere nur angedeutet.
Inspirierend finde ich die Bilder.
LG Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Einfach googeln: william turner! Wenn Du vor den Originalen stehst, da bist Du platt! Echt!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Lieber Günter
Danke für die Einführung in die Welt der Farbgebung. Ich liebe die Malerei obwohl ich diese Kunst nicht beherrsche. Dein Buch habe ich mit Interesse gelesen. Unvorstellbar welch eine Macht Naturgewalten haben.
Die Bilder sind unbeschreiblich schön. Meine Gedanken verlieren sich in diesen Werken.
Danke Dir für den lehrreichen Text.

Liebe Grüße in Deinen Abend
Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke Dir vielmals. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Umstand überhaupt Jemanden interessiert.
klasse für Dich!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Lieber Günter,
den Titel ein wenig der Malerei schmakhaft gestalten. Den Maler hätte ich auch nicht gekannt. Wir haben hier aber einige die sich der Malerei verschrieben haben. Für mich waren auch die Erklärungen sehr gut.
Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
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